Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
unterschiedlich genutzt, die Begleitung erklingt<br />
in Deutschland als Gegenmelodie,<br />
was einen völlig anderen Klang ergibt.<br />
Heutzutage wird die 46er Gavioli-Skala<br />
von Orgelbauern und von Amateuren, welche<br />
mit unterschiedlichem Erfolg Orgeln<br />
herstellen, oft verwendet. Die Skala ist<br />
auch die Grundlage für die Orgeln mit<br />
52/54 Tonstufen, welche von verschiedenen<br />
Orgelbauern wie Dean, Leach und<br />
McCarthy gebaut werden. Verglichen mit<br />
der Skala der Modelle 76/77 hat die Gavioli-Skala<br />
den Vorteil, beinahe chromatisch<br />
zu sein, was die Arbeit des Arrangeurs wesentlich<br />
vereinfacht. Mit der beigefügten<br />
Tabelle lassen sich die beiden von WBS gebauten<br />
kleinen Orgeltypen gut vergleichen.<br />
Dabei lassen sich manche Unterschiede<br />
feststellen. Ein Hauptunterschied ist, dass<br />
die Musik unterschiedlich arrangiert ist,<br />
d.h., bei der Starkton-Orgel spielt die Begleitung<br />
die Gegenmelodie mit den Trompeten.<br />
Das gibt diesen Orgeln den vollen,<br />
reichen Klang und ermöglicht dem Arrangeur<br />
grössere Kreativität.<br />
Es ist wichtig festzuhalten, dass bei den<br />
Modellen 76/77 die Pfeifen nicht normiert<br />
waren, weshalb es zwischen den einzelnen<br />
Instrumenten viele Unterschiede gibt. Eine<br />
Anzahl Orgeln wurden mit zurückhaltender<br />
Intonierung gebaut. Diese Instrumente hatten<br />
keine Zungenpfeifen, jedoch meist eine<br />
kleine Mixtur. In einem Beispiel, Nummer<br />
3799, haben Melodie und Begleitung<br />
durchgehend zwei Pfeifenreihen, eine Reihe<br />
offen und eine gedeckt. Der Bass besteht<br />
aus einer Reihe gedeckter 8-Fuss-Pfeifen.<br />
Dadurch klingt diese Orgel wesentlich weicher<br />
als die gewöhnlichen 76/77-Modelle.<br />
Man vermutet, dass die Firma Wilhelm<br />
Bruder Söhne in der letzten Zeit vor ihrer<br />
Schliessung im Jahr 1941 die 76/77-Skala<br />
für alle ihre kleinen und mittleren Orgeln<br />
verwendete.<br />
Weiter wurde erwogen, dass die weicher tönenden<br />
Instrumente für kleinere Schaustellergeschäfte<br />
wie Kinderkarussells gebaut<br />
wurden, obwohl auch diese Orgeln ohne<br />
Zungenpfeifen immer noch als Starkton –<br />
also laut klingendes Instrument – beschrieben<br />
wurden. Dass ein Modell 76/77 keine<br />
Zungenpfeifen enthielt, hiess noch lange<br />
nicht, dass es auch zart tönend intoniert<br />
wurde. Nummer 3647 (Abb. 9) hat laut intonierte,<br />
gedeckte Flöten, (Abb. 10) anstelle<br />
der Trompeten gedeckte Labial-Pfeifen,<br />
und die dreireihige Mixtur ist ebenfalls vorhanden.<br />
Das Bassregister hingegen besteht<br />
aus gedeckten Flöten. Bei dieser Orgel stehen<br />
die Mixturen in einem aus Holz und<br />
Karton gefertigten Schwellwerk, das sich<br />
mit einem einfachen Klappdeckel nach<br />
oben öffnen lässt. Der Betreiber hat so die<br />
Möglichkeit, das Schwellwerk nach Belieben<br />
offen oder geschlossen zu halten. Russel<br />
Waltham, welcher diese Orgel gut kennt<br />
und für deren Restaurierung verantwortlich<br />
war, hat dieses Instrument kürzlich bei der<br />
Firma A.C. Pilmer Automatic Music neu<br />
gestimmt. Er bemerkte zum Schwellwerk:<br />
«Ob offen oder geschlossen ergibt kaum<br />
einen Unterschied, aber es erschwert die<br />
Arbeit des Stimmens. Weshalb man sich<br />
die Mühe machte, das Schwellwerk einzubauen,<br />
ist schwierig zu verstehen.»<br />
Sieht man sich die Fassade der Modelle<br />
76/77 an, sieht man meist die erste Reihe<br />
grosse, gedeckte Flöten (Abb. 11 und 12)<br />
Abb. 9 WBS, Mod. 76,<br />
Nr. 3647, Besiter Tony<br />
Henley, Harrogate, UK<br />
Abb. 10 Das Modell<br />
war auch mit gedeckten<br />
Labial-Pfeifen anstelle<br />
der Trompeten erhältlich<br />
7