Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dass eine alte Fassade aus Lagerbeständen<br />
verwendet wurde. Genaues wird man wohl<br />
nie erfahren.<br />
Hier in England gibt es ein weiteres Instrument,<br />
ehemals Modell 77, Nummer 3764,<br />
von ca. 1930 (Abb. 17). Diese Orgel, im<br />
Besitz von Frank Heaton, spielt heute mit<br />
der Skala für Strassenorgeln, 42 Tonstufen<br />
von Veerbeck /Anton Pluer. Der Austausch<br />
der Skalen hat den Charakter des Instruments<br />
völlig verändert. Ein Grund, der für<br />
diesen Umbau angegeben wurde, ist, dass<br />
für diese Skala mehr Musikbücher erhältlich<br />
sind, aber wie man in diesem Artikel<br />
feststellen kann, sind Musikbücher auch für<br />
Modell 76/77 Starkton-Orgeln leicht erhältlich.<br />
(Näheres über diese Orgel kann in<br />
folgenden Artikeln nachgelesen werden:<br />
Allan Guest, Keyframe 2/03 und Jan van<br />
Dinteren, Keyframe 3/03.)<br />
Ein weiteres halbes Dutzend Starkton-Orgeln<br />
steht in Holland, Deutschland und der<br />
Schweiz, darunter ein von Carl Frei revidiertes<br />
Exemplar. Eine Fassade, Modell 77,<br />
ist im Elztalmuseum in Waldkirch ausgestellt.<br />
Die Fotografien aus dem Paul Fleck<br />
Söhne Archiv (Abb. 18 und 19) zeigen 2<br />
Modell-77-Orgeln auf Kirmesplätzen in<br />
Deutschland und in der Schweiz. Interessanterweise<br />
ist bei der Orgel auf Abbildung<br />
19 ein Glockenspiel in den Leerraum unter<br />
der Hauptwindlade eingebaut. Eine Untersuchung<br />
an meiner Orgel und die Zeichnung<br />
von René Weiss zeigen, dass dieser<br />
Einbau leicht zu bewerkstelligen ist, da die<br />
Töne des Glockenspiels denen der ersten<br />
Pfeifenreihe entsprechen.<br />
Die meisten Starkton-Orgeln haben im Melodieregister<br />
gedeckte Pfeifen, nicht Violinpfeifen.<br />
Wie bereits festgestellt, wurden<br />
viele Varianten gebaut, und meine Informationen<br />
stammen nur von einer kleinen Zahl<br />
der vielen Instrumente, welche die Fabrik<br />
verlassen haben.<br />
Gegenüber den 76/77-Orgeln weisen die<br />
folgenden Instrumente andere Tonstufen<br />
und weitere Unterschiede auf: In einem<br />
WBS-Katalog von ca. 1926 finden sich drei<br />
Arten von mit Papierrollen spielenden<br />
Starkton-Orgeln. Diese Orgeln verwendeten<br />
das 43-Tonstufen-Airophon-System<br />
von Gebrüder Bruder, Modell 111. Der eingebaute<br />
Rollenspieler und die Saugwind-<br />
Bälge waren normale Gebrüder-Bruder-<br />
Produkte. WBS hatte diese zugekauft und<br />
eigene Windladen, Mechanik und Pfeifen<br />
verwendet. Von den drei angebotenen Modellen<br />
hatte die Nummer 103 Jazz-Besetzung,<br />
was bedeutete, dass anstelle der<br />
Trompeten Saxophone eingebaut waren.<br />
Ferner waren die Schlagwerke mit einem<br />
Holzblock und einem Triangel ergänzt.<br />
Zwei Orgeln, Modell 100, gibt es in Bayern,<br />
beide haben ein vom Hersteller auf Wunsch<br />
der Schausteller eingebautes Glockenspiel.<br />
Da sich diese Orgeln stark von Modell<br />
76/77 Starkton-Orgeln unterscheiden, will<br />
ich mich nicht weiter mit ihnen befassen.<br />
Die Tonstufen der Starkton-Orgeln sind,<br />
wie bei den meisten Waldkircher Orgeln,<br />
nicht versetzt. Die Skala ist nicht chromatisch,<br />
was das Repertoire beschränkt. Der<br />
Abstand der Löcher im Mundstück beträgt<br />
nach französischem Standard 3,5 mm von<br />
Lochmitte zu Lochmitte, die Durchlaufgeschwindigkeit<br />
ist allerdings schneller, 4,6<br />
Meter/Minute gegenüber den französischen<br />
Abb. 13 Modell 77.<br />
Nr. 3690, späte 20er Jahre,<br />
Music Box Society<br />
International<br />
Abb. 16 46er Starkton<br />
WBS, Courtesy Joe<br />
Hilferty, Ohio, USA<br />
9