Zur PDF-Ansicht - DIE LINKE im Burgenlandkreis
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Herausgeber: Kreisvorstand <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<strong>Burgenlandkreis</strong><br />
AUSGABE 7+8/2010<br />
Spende erbeten!<br />
SAALE-UNSTRUT-ELSTER-KURIER<br />
Sie finden:<br />
Leitantrag 2<br />
Sparorgie<br />
Schwarz-Gelb<br />
Kreisparteitag 7<br />
Vergangenheit und<br />
Gegenwart<br />
5<br />
9<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
Wulf Gallert!<br />
Optionskommune? 12<br />
Neues aus der<br />
Kreistagsfraktion<br />
13<br />
Rettungsdienst 16<br />
Müll 17<br />
Stolpersteine 20<br />
Bildungskonzept 22<br />
Termine 24<br />
Impressum<br />
Kreisvorstand<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>Burgenlandkreis</strong>,<br />
Geschäftssitz<br />
Friedensstraße 15,<br />
06679 Hohenmölsen<br />
Tel.: 034441/22026<br />
Fax: 034441/50953<br />
Im Netz unter:<br />
www.dielinke-blk.de<br />
Mail :<br />
kv@dielinke-blk.de<br />
Spendenkonto:<br />
Kto.-Nr.: 30 00 10 28 40<br />
BLZ: 800 530 00 Sparkasse<br />
<strong>Burgenlandkreis</strong><br />
Alle namentlich gekennzeichneten<br />
Artikel sind<br />
nicht <strong>im</strong>mer auch Meinung<br />
der Redaktion. Redaktionsschluss<br />
ist der 20. eines<br />
jeweiligen Monats. Zuarbeiten<br />
sind bis zum 15.<br />
eines jeden Monats abzugeben.<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Gunter Schneider—<br />
Kreisvorsitzender<br />
Unser Spitzenkandidat für die Landtagswahl<br />
2011 in Sachsen-Anhalt<br />
Am 12. Juni wurde Wulf Gallert auf dem Landesparteitag<br />
in Magdeburg einst<strong>im</strong>mig zum<br />
Spitzenkandidat gewählt.<br />
Er formulierte unser Ziel: „ Wir brauchen in<br />
Berlin eine Wende, und deshalb müssen wir<br />
hier in die Regierung!“<br />
Unser Programm beinhaltet Vorhaben, die das<br />
Land selbst realisieren kann. Dabei setzen wir<br />
auf Glaubwürdigkeit und stellen uns der prekären<br />
Finanzsituation unseres Landes.
SPENDE ERBETEN!<br />
KURIER<br />
Leitantrag—Beschluss der 2. Tagung des 2. Landesparteitages der Partei<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. Sachsen-Anhalt am 12. Juni 2010<br />
Die politische Richtungsentscheidung für<br />
Sachsen-Anhalt steht an:<br />
Am 20. März 2011 wird ein neuer Landtag<br />
gewählt. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> geht gestärkt und<br />
selbstbewusst in diese Auseinandersetzung. 2006<br />
erzielten wir als Linkspartei.PDS unser bis dahin<br />
bestes Ergebnis und wurden Oppositionsführerin <strong>im</strong><br />
Landtag. <strong>Zur</strong> Bundestagswahl 2009 machten uns die<br />
Wählerinnen und Wähler in Sachsen-Anhalt als<br />
neue <strong>LINKE</strong> erstmals zur stärksten Partei. Für uns<br />
war und ist dies Auftrag und Verpflichtung<br />
gleichermaßen. Einfache Antworten reichen nicht<br />
aus - realisierbare Alternativen sind umso<br />
notwendiger.<br />
An den Landtagswahlen 2006 beteiligten sich<br />
gerade noch 45 Prozent der Wählerinnen und<br />
Wähler. Viele Menschen haben mittlerweile<br />
resigniert oder sehen in den politischen Parteien<br />
keine glaubwürdigen Vertreter ihrer Interessen. Die<br />
weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat zusätzlich<br />
das Vertrauen in eine handlungsfähige Politik<br />
untergraben. Viele wurden seit Jahren aufgrund ihrer<br />
schwierigen sozialen Situation und fortdauernder<br />
Arbeitslosigkeit an den Rand der Gesellschaft<br />
gedrängt. Andere kämpfen in prekären<br />
Beschäftigungen zu Niedriglöhnen mit den<br />
Auswirkungen des neoliberalen Sozialabbaus.<br />
Demografischer Wandel und abnehmende<br />
Bevölkerungszahlen stellen gerade die ländlichen<br />
Regionen des Landes vor schwierige<br />
Herausforderungen. Potenziale liegen brach, weil<br />
Barrieren be<strong>im</strong> Zugang zu Arbeit, Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur vor allem junge Menschen<br />
davon abhalten, ein selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben<br />
aufzubauen und ihre Fähigkeiten und ihre Kreativität<br />
zu entfalten – für ihre persönliche Zukunft wie für<br />
Sachsen-Anhalt gleichermaßen. Demokratische<br />
Beteiligung schrumpft, wo persönliche Perspektive<br />
zunehmend schwindet.<br />
Dennoch: Sachsen-Anhalt hat große Chancen und<br />
Potenziale, zuallererst sind dies die Menschen, die<br />
hier leben. Darauf setzen wir, auf ihre Erfahrungen<br />
und Fähigkeiten. Seit 1990 haben die Menschen in<br />
Sachsen-Anhalt vieles geschafft, schwierige<br />
Veränderungen bewältigt, neue Impulse wie in die<br />
erneuerbaren Energien gesetzt oder erfolgreich an<br />
lange Traditionen wie der chemischen Industrie<br />
angeknüpft. Unsere Hochschulen und Institute<br />
können Motor sein für die Entwicklung unseres<br />
Bundeslandes. Und schließlich: Sachsen-Anhalt ist<br />
eine reichhaltige Kulturregion.<br />
Nach fast einem Jahrzehnt CDU-geführter<br />
Landesregierung ist es höchste Zeit für den Neubeginn.<br />
Die Koalition aus CDU und SPD ist kaum<br />
SEITE 2<br />
mehr als ein Zweckbünd-nis, aktive Gestaltung von<br />
Politik fällt aus, die Situation des Landes wird<br />
schlicht verwaltet. Differenzen innerhalb der<br />
Koalition lähmen, wo zupackende Entscheidungen<br />
gefragt sind. Das wird den Erwartungen an Politik<br />
und den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht.<br />
• Armut wächst – auch in Sachsen-Anhalt. Derzeit<br />
werden beispielsweise in Magdeburg mehr als die<br />
Hälfte aller Kinder in Familien hineingeboren, die auf<br />
Transferleistungen angewiesen sind. 20 Jahre nach<br />
der Wiedervereinigung tritt eine Generation mit<br />
gebrochenen Erwerbsbiografien ins Rentenalter ein<br />
und ist akut von Altersarmut bedroht. Damit dürfen<br />
wir uns nicht abfinden. Sachsen-Anhalt braucht<br />
eine Landesregierung, die sich <strong>im</strong> Bund stark<br />
macht für eine bedarfsorientierte<br />
Kindergrundsicherung und eine Rente, die ein<br />
Älterwerden in Würde sichert.<br />
• Der Zugang zu Bildung – von der Kita bis zur<br />
Hochschule – entscheidet <strong>im</strong> wesentlichen Maße<br />
über persönliche Entfaltungsmöglichkeiten und<br />
Entwicklungschancen für unser Bundesland<br />
gleichermaßen. Hier sind in den letzten Jahren<br />
grundsätzliche Fehlentscheidungen getroffen<br />
worden, die Bildungsbarrieren erhöht und<br />
Chancengleichheit weiter eingeschränkt haben. Wir<br />
wollen allen Kindern den gleichen Zugang zu<br />
Bildung schon in der Kita ermöglichen, die frühe<br />
Gliederung des Schulsystems schrittweise<br />
überwinden und den Weg zu akademischer<br />
Bildung unabhängig vom Geldbeutel der Eltern<br />
eröffnen.<br />
• Sachsen-Anhalt kommt seit Langem seiner<br />
Verantwortung als Arbeitgeber und damit auch<br />
Gewährleister öffentlicher Dienstleistungen nicht<br />
mehr nach. Während in den kommenden Jahren<br />
viele aus dem Arbeitsleben ausscheiden, versagt<br />
das Land gleichzeitig jungen Menschen den Einstieg<br />
in den Beruf als Lehrerin, Polizist oder in die<br />
öffentliche Verwaltung. Das muss sich ändern. Wir<br />
wollen und müssen mehr jungen Menschen eine<br />
Perspektive in Sachsen-Anhalt geben und damit<br />
zugleich öffentliche Daseinsvorsorge in der<br />
Zukunft sichern. Wir kämpfen gegen die<br />
Privatisierungen öffentlicher Unternehmen, die<br />
der Daseinsvorsorge dienen.<br />
• Eine selbst tragende wirtschaftliche<br />
Entwicklung unseres Bundeslandes muss<br />
Perspektive verantwortlicher Politik bleiben. Und<br />
gleichzeitig sind wir überzeugt davon,
SPENDE ERBETEN!<br />
dass auch Sachsen-Anhalt seinen Beitrag für eine<br />
nachhaltige Energie- und Kl<strong>im</strong>aschutzpolitik<br />
leisten kann und muss. Die bundesweite<br />
Durchsetzung gesetzlicher Mindestlöhne ist nach<br />
wie vor ein Gebot der Stunde. Sachsen-Anhalt kann<br />
dies begleiten mit der Bindung öffentlicher Aufträge<br />
an ordentliche Bezahlung – gute Löhne für gute<br />
Arbeit. Wir wollen verfestigte Arbeitslosigkeit<br />
energisch angehen und mit öffentlich geförderter<br />
Beschäftigung Wege neu eröffnen und gesellschaftlich<br />
notwendige und sinnvolle Arbeit anbieten.<br />
• Den Städten, Gemeinden und Landkreisen ist in<br />
den letzten Jahres einiges zugemutet worden,<br />
sowohl strukturell als auch finanziell. Aber gerade<br />
hier wird zuallererst über die Leistungsfähigkeit der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge und damit über<br />
Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und<br />
Chancengleichheit entschieden. Wir wollen starke<br />
Kommunen mit einer verlässlichen finanziellen<br />
Mindestausstattung durch das Land und mehr<br />
Möglichkeiten der direkten Beteiligung. Wir<br />
brauchen mehr direkte Demokratie in Sachsen-<br />
Anhalt. Bürokratische und landesrechtliche<br />
Hindernisse gegen Bürgerbegehren und<br />
Bürgerentscheide müssen beseitigt werden.<br />
•Demokratie und soziale Gerechtigkeit gehören für<br />
uns zusammen. Wer auf Beteiligung setzt, muss<br />
Teilhabe real ermöglichen und Chancen für eine<br />
Zukunft ohne Ängste eröffnen. Eigene<br />
Hoffnungslosigkeit, Ausgrenzungserfahrungen oder<br />
mangelnde Bildungsbeteiligung befördern Intoleranz<br />
und Fremdenfeindlichkeit. In einem breiten<br />
Bündnis mit allen demokratischen Akteuren<br />
werden wir Rechtsextremismus, Antisemitismus<br />
und menschenverachtenden Politikentwürfen<br />
entgegentreten.<br />
•Wir wissen um die schwierige haushalterische<br />
Situation der öffentlichen Kassen. <strong>Zur</strong>ückgehende<br />
Solidarpaktmittel, Einnahmeausfälle durch weitere<br />
Steuergeschenke und gleichzeitig ein<br />
grundgesetzliches Schuldenverbot – das ist eine<br />
Gleichung, die nicht aufgeht. Darum streiten wir für<br />
eine gerechte Steuerpolitik in der<br />
Bundesrepublik, die die Umverteilung von unten<br />
nach oben stoppt, Starke stärker belastet und<br />
Schwächeren Entlastung bringt, die große Unternehmen<br />
in die Verantwortung n<strong>im</strong>mt und mit Spekulationen<br />
zulasten der Allgemeinheit Schluss macht. Gerade<br />
ein Land wie Sachsen-Anhalt ist darauf angewiesen<br />
und muss sich für ein radikales Umsteuern in<br />
diesem Bereich einsetzen.<br />
Wir als <strong>LINKE</strong> wollen ein Sachsen-Anhalt für alle.<br />
Keiner darf zurückgelassen, keine Region darf abgehängt<br />
werden. Wir wollen eine Stärkung des Öffentlichen,<br />
wo andere den schlanken Staat<br />
KURIER<br />
SEITE 3<br />
predigen. Dieser Maßstab hat unsere Arbeit als Opposition<br />
in den letzten Jahren geprägt, er ist Richtschnur<br />
dort, wo wir mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern<br />
oder Landräten in unmittelbarer Verantwortung<br />
stehen. Wir knüpfen dabei an den realen<br />
Lebensbedingungen der Menschen an, ohne auf<br />
haltlose Versprechen zu setzen.<br />
Wir wissen, eine durchgreifende Veränderung für<br />
mehr soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche<br />
Teilhabe, für gleichwertige Lebensverhältnisse überall<br />
verlangt auch eine andere Politik <strong>im</strong> Bund. Aber<br />
wir sind ebenso überzeugt davon, dass das Land<br />
einen wichtigen Teil dazu beitragen kann und muss<br />
– mit politischen Entscheidungen, die sich an diesen<br />
Zielen orientieren, hier vor Ort und mit einer Landesregierung<br />
<strong>im</strong> Bundesrat, die sich für einen Politikwechsel<br />
auf der Bundesebene stark macht.<br />
Dafür werden wir um politisch handlungsfähige<br />
Mehrheiten am 20. März 2011 in Sachsen-Anhalt<br />
ringen, mehr noch: Wir wollen die CDU aus der Landesregierung<br />
ablösen und die nächste Landesregierung<br />
führen. Darum stellen wir uns mit einem LIN-<br />
KEN Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten<br />
den Bürgerinnen und Bürgern zur Wahl.<br />
Mit unseren Vorschlägen und Konzepten wollen wir<br />
in den kommenden Monaten Verlässlichkeit unter<br />
Beweis stellen, neues Vertrauen in Politik aufbauen<br />
und mit glaubwürdigen Angeboten Menschen gewinnen<br />
und motivieren, sich in gesellschaftliche Entscheidungen<br />
einzubringen und sich für ihre Interessen<br />
zu engagieren. <strong>LINKE</strong> Politik <strong>im</strong> Land kann nicht<br />
zuletzt auch ein Beitrag dazu sein, bundesweit die<br />
Akzeptanz für politische Gestaltungsverantwortung<br />
jenseits von Schwarz-Gelb zu erhöhen und andere<br />
politische Mehrheiten möglich zu machen.<br />
Für diese Ziele engagieren wir uns nicht erst kurz<br />
vor Wahltagen, sie waren und bleiben für uns alltägliche<br />
Messlatte für eine sozial gerechte Politik in<br />
Sachsen-Anhalt, die niemanden ausschließt, Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />
stärkt, gleichwertige Lebensverhältnisse<br />
anstrebt und die Potenziale unseres<br />
Bundeslandes nutzt. Mit unserem Wahlprogramm für<br />
die Landtagswahlen am 20. März 2011 werden wir<br />
ein glaubwürdiges und umsetzbares Angebot an die<br />
Wählerinnen und Wähler unterbreiten.<br />
Als die linke Volkspartei laden wir Frauen und Männer,<br />
Junge und Ältere, Erwerbslose und Menschen<br />
in Beschäftigung, UnternehmerInnen und GewerkschafterInnen<br />
ein, sich mit uns gemeinsam für einen<br />
Politikwechsel in Sachsen-Anhalt einzusetzen!<br />
Der Leitantrag wurde einst<strong>im</strong>mig beschlossen.
SPENDE ERBETEN!<br />
KURIER<br />
„Großes Missverständnis“<br />
Weil <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> in den Mainstream-Medien verzerrt dargestellt wird –<br />
Jetzt mit <strong>LINKE</strong> Zeiten eigene Medien machen lernen<br />
Die Medienrevolution ist in aller Munde. Web<br />
2.0 ist das Zauberwort. Doch gibt es ein großes<br />
Missverständnis. Denn das, was wir erleben,<br />
ist eine digitale Revolution und keine Medienrevolution.<br />
Was wir brauchen ist, eine<br />
wirkliche Medienrevolution!<br />
Was heute gesendet und geschrieben wird,<br />
ist die Meinung einer Handvoll Menschen, denen<br />
die Medien gehören. Große Konzerne<br />
wie Springer und Bertelsmann best<strong>im</strong>men in<br />
unserem Land die Meinungsbildung. Wenn<br />
man sich „Bild“, „<strong>DIE</strong> WELT“ oder „SAT 1“ anschaut,<br />
dann weiß man, was tendenziöse Berichterstattung<br />
bedeutet. Ihr werdet in diesen<br />
Medien nie eine objektive Berichterstattung<br />
über die Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> und ihre politischen<br />
Forderungen finden. Deshalb ist es so<br />
wichtig, dass Ihr am Werbelinsee etwas über<br />
die technische Revolution erfahrt und zu eigenständigen<br />
Medienmachern werdet. Meine<br />
Bitte an Euch ist nur, dass Ihr nicht vergesst,<br />
dass die technischen Mittel Euch nur helfen<br />
sollen, Eure Meinung an andere Menschen<br />
weiterzugeben.<br />
Vielleicht wird der eine oder die andere von<br />
Euch Chefredakteurin einer überregionalen<br />
Tageszeitung oder Intendant des ZDF. Deshalb<br />
wäre es sinnvoll, sich schon jetzt mit<br />
dem Programmentwurf der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
zu beschäftigen. Denn nichts ist praktischer<br />
<strong>im</strong> Leben als ein gutes Programm.<br />
Karl Marx sagte: „Die Theorie wird zur materiellen<br />
Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.“<br />
Damit unsere Vorstellungen von einer gerechten<br />
und solidarischen Gesellschaft die Menschen<br />
ergreifen, brauchen wir Medienmacher,<br />
deren Herz links schlägt.<br />
Gesine Lötzsch,<br />
Bundesvorsitzende der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
SEITE 4<br />
Gesine Lötzsch war nicht das erste Mal be<strong>im</strong><br />
„Pfingsttreffen mit <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>“ am Werbellinsee.<br />
Doch diesmal war es eine Premiere:<br />
Diesmal war sie als Bundesvorsitzende der<br />
Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> zum Gespräch und zum<br />
„Anfassen“ dabei.<br />
Im Gespräch betonte sie mehrmals die notwendige<br />
Stärkung der Basis. Denn bei allen<br />
Bemühungen auf Bundes– und Länderebene<br />
sei die Partei nur dann stark, wenn sie eine<br />
starke, in der Bevölkerung verbundene Basis<br />
habe.<br />
Die Arbeit in den Kommunen, in Vereinen<br />
und Verbänden, parlamentarisch als auch<br />
außerparlamentarisch bringt der Partei die<br />
Kraft, die sie benötigt, mit den Menschen für<br />
eine andere Gesellschaft zu streiten.<br />
So sei auch der Erfahrungsaustausch in geselliger<br />
Runde zu Pfingsten nicht zu unterschätzen.<br />
In diesem Sinne schrieb Sie auch<br />
den nebenstehenden Leitartikel für „linke zeiten“,<br />
der Zeitung des Pfingsttreffens.
SPENDE ERBETEN!<br />
KURIER<br />
Termine:<br />
Tag Datum Beschreibung Uhrzeit Ort<br />
SEITE 24<br />
Mi 14.07. Geschichtskommission 14.00 Zeitz, Altenburger Str. 40<br />
Mi 28.07. Politische Bildung<br />
Thema: Pink-Grey-Red-Wie weiter mit unserer Erde?<br />
18.00 Hohenmölsen, SKZ Lindenhof<br />
Di 10.08. Redaktion KURIER 08.00 Zeitz, Altenburger Str. 40<br />
Do 12.08. Kreisvorstand Weißenfels 17.30 Weißenfels<br />
Fr 20.-22.08. Sachsen-Anhalt-Tag in Weißenfels<br />
Do 26.08. Fraktionssitzung Kreistagsfraktion<br />
Sa 28.08. Sommerfest <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. Naumburg 10.00 Naumburg, Gaststätte Bürgergarten<br />
Mo 30.08. Kreistag 17.00 Naumburg<br />
Rufnummern der<br />
Landesgeschäftsstelle<br />
Magdeburg<br />
Die Mitglieder des<br />
Landesvorstandes sowie<br />
die Mitglieder des<br />
Landesverbandes<br />
sind in der Landesgeschäftsstelle<br />
über nebenstehende<br />
Rufnummern<br />
zu erreichen<br />
Rufnummer Bereich Name<br />
0391-732-48-40 Sekretariat Monika Krüger<br />
0391-732-48-41 Landesgeschäftsführerin Jenny Schulz<br />
0391-732-48-42 Finanzen Heidemarie Fischer<br />
0391-732-48-43 Finanzen Ursula Francke<br />
0391-732-48-44 Landesschatzmeisterin Corinna Pilatzki<br />
0391-732-48-45 Presse/Grundsatz Anke Lohmann<br />
0391-732-48-47 Druckerei<br />
0391-732-48-48 Fax Sekretariat<br />
0391-732-48-50 Öffentlichkeitsarbeit Peggy Krößmann<br />
0391-732-48-36 Jugend Torsten Hans<br />
0391-732-49-60 Regionalmitarbeiter Karin Kruse<br />
0391-732-49-61 Mitglieder Günter Schwab<br />
0391-732-49-62 Regionalmitarbeiter Rainer Zühlke/ Siegfried<br />
Schulze<br />
0391-732-49-69 Fax Regionalmitarbeiter<br />
Wir gratulieren recht herzlich allen Jubilaren,<br />
die <strong>im</strong> Juli und August<br />
ihren Ehrentag feiern.<br />
Wir wünschen Euch alles Gute, eine schöne Feier<br />
<strong>im</strong> Kreise der Familie, der Freunde und Bekannten.<br />
Für die Zukunft wünschen wir viel Gesundheit<br />
und Schaffenskraft.<br />
Der Kreisverband <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong><br />
und die Redaktion des S-U-E Kurier
SEITE 5<br />
Pressemitteilung 07.06.2010 – Gregor Gysi<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Schwarz-gelbe Sparorgie ist Anschlag auf sozialen Frieden und Demokratie<br />
„Die Regierung Merkel/Westerwelle verübt mit ihren<br />
Streichvorhaben einen Anschlag auf den sozialen<br />
Frieden und die Demokratie <strong>im</strong> Land“, erklärt<br />
Gregor Gysi zu den Ergebnissen der Kürzungs-<br />
Klausur der Bundesregierung. „Dagegen kann es<br />
nur eines geben: breiten öffentlichen Widerstand.<br />
Eine solche Kürzungs- und Umverteilungskoalition<br />
können wir uns sparen.“ Der Vorsitzende der Fraktion<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> weiter:<br />
„CDU/CSU und FDP lassen Rentnerinnen und Rentner,<br />
Arbeitslose, sozial Benachteiligte und Familien für<br />
die Zockerei der Banken und Spekulanten bluten. Das<br />
ist nicht nur grob ungerecht, sondern offenbart das<br />
wahre Gesicht dieser Koalition der sozialen Kälte und<br />
der politischen Geisterfahrerei. Wie befürchtet werden<br />
nun nach der NRW-Wahl die Pläne für den massiven<br />
Sozialabbau aus der<br />
Schublade geholt. Schwarz-Gelb vertieft die soziale<br />
Spaltung und lässt die Binnennachfrage auch durch den<br />
geplanten Stellenabbau weiter austrocknen. Der Stellenabbau<br />
wird dazu führen, dass statt Bundesbeamtinnen<br />
und Bundesbeamten teure britische Anwaltskanzleien<br />
die Gesetzentwürfe für die Regierung und den<br />
Bundestag schreiben. Bei den Schwächsten werden<br />
Milliarden gekürzt, die Reichsten bleiben unbehelligt.<br />
Ohne Steuergerechtigkeit durch Steuererhöhungen für<br />
die Krisenverursacher und –gewinnler spart die Koalition<br />
das Land ins Koma.<br />
Wenn SPD und Grüne ihre Kritik an der Bundesregierung<br />
ernst meinen, müssen sie die Kraftmeierei in NRW<br />
beenden. Wer <strong>im</strong> größten Bundesland ausgerechnet mit<br />
der FDP ins Koalitionsbett will, führt seine hehren Worte<br />
in Berlin selbst ad absurdum.“<br />
14. Juni 2010 <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>im</strong> Landtag—Pressemitteilung<br />
Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>: Junge Menschen wandern ab - Ministerien schöpfen Neueinstellungskorridor<br />
und Beförderungsvolumen nicht aus<br />
„Im Rahmen der 28.Sitzung der Enquetekommission „Die Gestaltung einer zukunftsfähigen Personalentwicklung“<br />
wurde ein Bericht der Landesregierung zum aktuellen Stand der Neueinstellungen in den Landesdienst und zur<br />
Beförderungssituation durch die Landesregierung berichtet.<br />
Das Ergebnis wird durch die Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> erneut scharf kritisiert. So wurde festgestellt, dass nahezu alle<br />
Ministerien ihren Einstellungskorridor nicht ausgeschöpft haben, obwohl die Mittel dafür <strong>im</strong> Haushalt geplant<br />
sind. Seit 2007 werden mögliche Einstellungen auf spätere Jahre wie ein „Neueinstellungsstau“ vor sich her geschoben.<br />
Dazu einige wenige Beispiele:<br />
• Im Haushaltsjahr 2009 sind 144 Neueinstellungen nicht in Anspruch genommen worden. Ein so hohes<br />
Einstellungsdefizit gab es selbst in den Vorjahren nicht.<br />
• Für den Bereich der so genannten „übrigen Verwaltung“ beklagten fast alle Ministerien eine mangelnde Berücksichtigung<br />
durch das Personalentwicklungskonzept. Nunmehr steht fest: Für diese Verwaltungseinheiten<br />
wurden 2009 von 109 möglichen Neueinstellungen 67 Stellen nicht realisiert. Im Ministerium für Landwirtschaft<br />
und Umwelt waren es z.B. von 43 ausfinanzierten Stellen nur 23, die in Anspruch genommen wurden.<br />
Im Innenministerium wurden <strong>im</strong> Bereich „übrige Verwaltung“ von 40 ganze 12 realisierte Neueinstellungen.<br />
Angesichts dieser dramatischen Entwicklung haben alle Fraktionen während der Sitzung der Enquetekommission<br />
Rechenschaft der einzelnen Ministerien verlangt. Zugleich sind alle Ressorts aufgefordert, die schon mehrmals<br />
angeführten „Verhinderungsgründe“ der Ausschöpfung der Neueinstellungsmöglichkeiten drastisch zu<br />
reduzieren bzw. zu beseitigen.<br />
Auch die Beförderungssituation kann nicht zufrieden stellen, obwohl auf diesem Gebiet in den letzten Jahren<br />
einiges erreicht wurde. Dennoch wurden <strong>im</strong> Doppelhaushalt 2008/2009 10 % der zur Verfügung gestellten Mittel<br />
nicht ausgeschöpft. Das entspricht einem Finanzvolumen von 933.900 Euro. Wenn beispielsweise die mangelhafte<br />
Beförderungssituation <strong>im</strong> Schulbereich des Kultusministeriums bereits häufiger zur Sprache kam, so verwundert<br />
es sehr und bedarf der unverzüglichen Erklärung, warum dann <strong>im</strong> benannten Zeitraum nur 78,82 % der finanziellen<br />
Mittel ausgeschöpft wurden. Das entspricht einem Finanzvolumen von 443.000 Euro in diesem Zeitraum.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert die Landesregierung auf, den Landesdienst für junge Menschen und die <strong>im</strong> Landesdienst<br />
schon Beschäftigten nicht unattraktiver zu machen, als er es aus unterschiedlichen Gründen bereits ist. Ohnehin<br />
werden wir durch die Wettbewerbssituation mit anderen Ländern und mit der freien Wirtschaft in den kommenden<br />
Jahren um qualifizierte Fachkräfte ist ringen müssen. Dafür reichen die derzeitigen Aktivitäten absolut<br />
nicht aus.“
KURIER<br />
SEITE 6<br />
Interview der Woche vom 8. Juni 2010—Gesine Lötzsch<br />
Jeder kann und muss sich wehren<br />
Gesine Lötzsch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />
und Haushaltsexpertin, zeichnet Alternativen<br />
zum schwarz-gelben Sozialschlag auf<br />
und ruft die Menschen auf, die Pläne der Regierung<br />
zu durchkreuzen.<br />
Die Regierung Merkel hat die Katze aus dem<br />
Sack gelassen—nach dem Willen von Union<br />
und FDP sollen bis zum Jahr 2010 rund 80<br />
Milliarden Euro gekürzt werden. Wen treffen<br />
die Einsparungen besonders hart?<br />
Die Kanzlerin hat erklärt, dass sie vor allem bei<br />
den Ausgaben kürzen will. Das betrifft vor allem<br />
Menschen, die auf einen Sozialstaat angewiesen<br />
sind: Arbeitnehmer, Arbeitslose, Alleinerziehende<br />
und Familien und Rentner.<br />
Vizekanzler Westerwelle wirft Kritikern der<br />
Sparpolitik vor, sie würden Freibier für alle<br />
fordern und so den Karren an die Wand fahren.<br />
Was ist davon zu halten?<br />
Bei Union und FDP gab es noch nie Freibier für<br />
alle, sondern <strong>im</strong>mer nur Freibier für die, die am<br />
Steuer saßen. Das ist das Problem. Die Krisenverursacher<br />
und –gewinnler, die <strong>im</strong>mer noch<br />
am Steuer sitzen und schon wieder am Spekulationsrausch<br />
sind, werden von der Bundesregierung<br />
geschont, und die unschuldigen Insassen<br />
dürfen für das Freibier, das Herr Westerwelle<br />
großzügig verteilt, die Rechnung zahlen.<br />
Die Bundesregierung meint, dass die Kürzungen<br />
allen weh tun müssen. Gibt es wirklich<br />
keine Alternativen?<br />
Das ist masochistischer Unsinn. Allein eine Finanztransaktionssteuer<br />
würde <strong>im</strong> Jahr 12 Milliarden<br />
Euro an Einnahmen bringen und damit<br />
weitere Sozialkürzungen überflüssig machen.<br />
Es ist Ausdruck von sozialer Kälte, wenn das<br />
Elterngeld für ALG-II-Empfänger wegfällt,<br />
gleichzeitig aber den gutverdienenden Frauen<br />
hierbei kein Cent gekürzt werden soll. Das<br />
zeigt, es geht der Bundesregierung nicht in erster<br />
Linie um die Sanierung des Haushaltes,<br />
sondern um die Umverteilung von unten nach<br />
oben.<br />
Wo kann sich <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> Kürzungen vorstellen?<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> kann sich Kürzungen <strong>im</strong> Rüstungsetat<br />
und bei unsinnigen Prestigeprojekten, wie<br />
dem Berliner Schloss vorstellen, dessen Bau ja<br />
lediglich verschoben werden soll. Doch Kürzungen<br />
bei Familie, Kindern und Arbeitslosen sind<br />
mit uns nicht zu machen. Sie sind nicht nur unsozial,<br />
sondern auch ökonomisch unsinnig.<br />
Was setzt <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> dem Sparpaket entgegen?<br />
Wir müssen die Einnahmebasis des Bundeshaushaltes<br />
verbessern. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert deshalb<br />
in einem ersten Schritt Steuererhöhungen<br />
für die Krisenverursacher und –gewinnler. In<br />
einem zweiten Schritt müssen wir die Mehreinnahmen<br />
in ein Zukunftsinvestitionsprogramm<br />
stecken. Und in einem dritten Schritt können<br />
wir die Schulden abbauen. Doch aller Schuldenabbau<br />
ist umsonst, wenn die Finanzmärkte<br />
nicht gleichzeitig streng kontrolliert werden.<br />
Absichtsbekundungen von Frau Merkel helfen<br />
da nicht weiter. Wir fordern eine umfassende<br />
Marktregulierung, dazu neben dem Verbot von<br />
Leerverkäufen auch feste Wechselkurse und<br />
das Schließen von Steueroasen. Die Bundesregierung<br />
darf sich bei der Besteuerung von Finanzprodukten<br />
nicht länger hinter anderen Ländern<br />
verstecken. Ein gut regulierter Finanzmarkt<br />
in Deutschland wird zu einem Standortvorteil.<br />
Menschen, die ihr Geld sicher anlegen<br />
wollen, werden dann ihr Geld in Deutschland<br />
anlegen.<br />
Die Generalsekretärin der SPD, Frau Nahles,<br />
sagte gestern zu den Kürzungsvorschlägen der<br />
Bundesregierung, dass es nicht in Ordnung ist,<br />
dass die Bundesregierung bei denen kürzt, die<br />
sich nicht wehren können. Sind die Betroffenen<br />
also wehrlos?<br />
Dem widerspreche ich: Jeder kann und jeder<br />
muss sich gegen diese Bundesregierung wehren.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> unterstützt deshalb die Demonstrationen<br />
„Wir zahlen nicht für eure Krise!“.<br />
Wir können die Pläne der Regierung<br />
durchkreuzen, wenn viele Menschen gegen die<br />
unsoziale Politik der Regierung auf die Straße<br />
gehen.<br />
www.linksfraktion.de
SEITE 7<br />
KURIER<br />
Kreisparteitag am 19.06.2010 in Hohenmölsen<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Am 19.06.2010 fand in Hohenmölsen ein Kreisparteitag<br />
statt. Diese Zusammenkunft der GenossInnen unseres<br />
Kreisverbandes stand unter dem Vorzeichen der Vorbereitung<br />
auf die Landtagswahl am 20.03.2011 und der<br />
Wahl der vier Direktkandidaten, für die Wahlkreise 42<br />
bis 45. Zu Gast waren unser Landesvorsitzender, Genosse<br />
Matthias Höhn, und die Mitarbeiter vom Genossen<br />
Roland Claus, Genosse Wolfram Adolphi und Martin<br />
Schirdewan.<br />
In seiner Rede mahnte der Kreisvorsitzende Genosse<br />
Gunter Schneider zur Einheit und Geschlossenheit in<br />
der Partei, nur so können wir unsere Wahlziele erreichen,<br />
jegliche Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit<br />
schaden der Partei zutiefst. Außerdem nannte er<br />
wichtige Eckpunkte aus dem Entwurf des Landeswahlprogramms,<br />
welche nun in den Verbänden und Basisorganisationen<br />
breit diskutiert und die Ergebnisse der<br />
Aussprachen geäußert werden sollten. Einige Eckpunkte<br />
seien hier aufgezeigt:<br />
- ganztägige Betreuung in den Kindertageseinrichtungen<br />
für alle;<br />
- keine sozialabhängigen Bildungschancen;<br />
- gesundes und preisgünstiges Mittagessen in den<br />
Schulen;<br />
- Anspruch auf Kultur für alle, unabhängig von finanziellen<br />
Möglichkeiten;<br />
- Mindestlöhne von 10,00 Euro;<br />
- <strong>im</strong> öffentlichen Dienst zukunftsfähige Strukturen<br />
schaffen;<br />
- starke handlungsfähige Gemeinden entwickeln;<br />
- gegen Hartz-IV, für öffentliche Beschäftigung;<br />
- Anteil der erneuerbaren Energien ständig erhöhen;<br />
- Schutz der Bürgerrechte;<br />
Unsere politischen Ziele gehen einher mit Glaubwürdigkeit,<br />
Wahrheit und wir müssen die Menschen daran<br />
teilhaben lassen.<br />
Genosse Matthias Höhn sprach über die derzeitige<br />
Politik von Schwarz-Gelb und machte deutlich, dass wir<br />
politische Alternative bieten können. Das wird hart, weil<br />
die finanzielle Situation überall schlecht ist und deshalb<br />
darf es auch keine unhaltbaren Versprechungen geben.<br />
Natürlich ging er auch auf die aktuelle Situation <strong>im</strong><br />
Wahlkreis 45 Weißenfels-Hohenmölsen ein. Nachdrücklich<br />
forderte er, hier und heute muss der offene<br />
Konflikt um Genossin Penndorf beendet sein. Jetzt darf<br />
es nur noch parteiinterne Aufklärung und Wertungen<br />
geben.<br />
Genosse Lars Brzyk zog seine Bewerbung als Direktkandidat<br />
<strong>im</strong> Wahlkreis 45 zurück, so dass sich nur<br />
noch Genossin Heidelinde Penndorf und Veit Raczek<br />
zur Wahl stellten. Im Wahlkreis 45 Weißenfels-<br />
Hohenmölsen waren 20 Delegierte wahlberechtigt. Davon<br />
erhielt Genossin Heidelinde Penndorf zwölf St<strong>im</strong>men,<br />
Genosse Veit Raczek sechs St<strong>im</strong>men, und zwei<br />
St<strong>im</strong>men wurden ungültig abgegeben. Im Wahlkreis 42<br />
(Nebra) erhielt Genosse Frank Thiel 100 Prozent der<br />
St<strong>im</strong>men, ebenso <strong>im</strong> Wahlkreis 43 (Zeitz) Genossin<br />
Petra Hörning und <strong>im</strong> Wahlkreis 44 (Naumburg) Genosse<br />
Jan Wagner.<br />
Nun sind alle vier Direktkandidaten auf demokratischem<br />
Weg gewählt und jetzt werden diese auch uneingeschränkt<br />
in ihrem Wahlkampf unterstützt. Persönliche<br />
Empfindungen und Enttäuschungen dürfen das<br />
anspruchsvolle Ziel unserer Partei nicht mehr gefährten.<br />
Dabei muss klar sein, wir gehen diesen Weg gemeinsam,<br />
für die Menschen in unserem Bundesland und da<br />
steht nichts darüber. Selbstdarstellung ist nicht unsere<br />
Sache, das Gemeinwohl steht <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />
Reinhard Weber<br />
- mehr Integration der Asylbewerber und Schließung<br />
deren teilweise menschenunwürdigen Unterkünfte;
KURIER<br />
SEITE 8<br />
Hilfe und Hoffnung für die Menschen in Gaza<br />
Deutsch-Israelisch-Palästinensische Friedenserklärung<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Tote, Verletzte, Vernichtung und Zerstörung,<br />
Wut und Enttäuschung – das war das Ergebnis<br />
des Gaza-Krieges. Auf alten Hass türmte der<br />
Krieg neuen Hass. Die Spirale der Gewalt ist<br />
kaum noch zu stoppen. Die Menschen in Gaza<br />
brauchen Hilfe, diese Gewissheit verbreitete<br />
sich in vielen Teilen der Welt.<br />
Doch Israel blockiert fortdauernd den freien Zugang<br />
zu Gaza und den Transport von Hilfsgütern.<br />
Dass Menschen aus verschiedenen Ländern<br />
sich selbst für Hilfe eingesetzt, Güter gesammelt<br />
und sich auf den Weg nach Gaza gemacht<br />
haben, zeigt: Die Menschlichkeit ist lebendig<br />
geblieben.<br />
Der militärische Angriff auf die Hilfsschiffe<br />
ist ein furchtbares Verbrechen.<br />
Und wieder Tote und Verletzte, Zerstörung<br />
und neuer Hass.<br />
Damit muss endlich Schluss sein!<br />
Den Freundinnen, Freunden, Familien der<br />
Opfer dieses Überfalls sprechen wir unser<br />
Mitgefühl aus.<br />
Viele Unterschriften sind schon eingegangen:<br />
Und wir freuen uns über jede weitere<br />
Unterstützungserklärung. Bitte<br />
per Mail an mich!<br />
Alles Gute und tausend Dank!<br />
Christel Buchinger<br />
Büro MdB Wolfgang Gehrcke<br />
Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
<strong>im</strong> Deutschen Bundestag<br />
Platz der Republik 1 * 11011 Berlin<br />
Telefon: 030 227 73187 * Fax: 030 227<br />
76185<br />
aktuelle Informationen, Meinungen<br />
und Diskussionen finden<br />
Sie auch <strong>im</strong> Internet:<br />
www.wolfgang-gehrcke.de<br />
Wir fordern<br />
• die sofortige Freilassung aller Passagiere<br />
des Hilfskonvois,<br />
• eine sofortige internationale Untersuchung<br />
des Angriffs auf den Hilfskonvoi,<br />
• eine juristische Untersuchung gegen die<br />
Verantwortlichen dieses Einsatzes und vor allem<br />
• freien Zugang zu Gaza, damit die Menschen<br />
Hilfe und Hoffnung erhalten!<br />
Prof. Moshe Zuckermann (Tel Aviv) und Eilat<br />
Maoz (Coalition of Women for Peace / Tel A-<br />
viv), Dr. Gregor Gysi (MdB) und Dr. Gesine<br />
Lötzsch (MdB), Abdullah Hijazi<br />
(Palästinensische Generaldelegation), Dr. Ahmad<br />
Muhaisen (Palästinensische Gemeinde)<br />
und Nabil Rachid (Palästinensische Gesellschaft<br />
für Menschenrechte), Judith und Dr. Reiner<br />
Bernstein (München), Reiner Braun<br />
(IALANA / Berlin), Wiltrud Rösch-Metzler (pax<br />
christi Vizepräsidentin), Prof. Georg Meggle<br />
(Leipzig), Petra Mendelsohn (Jüdische St<strong>im</strong>me<br />
für gerechten Frieden) und weitere
SEITE 9<br />
KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
Währungsunion am 1. Juli 1990 — entscheidende Weichenstellung für die<br />
Angliederung der DDR an die BRD<br />
Als am 20. Juni 1948 in Vollzug der separaten Währungsunion in den westlichen Besatzungszonen den<br />
Bürgerinnen und Bürgern die Deutsche Mark ausgereicht wurde, war der wirtschaftliche Trennungsstrich<br />
zwischen West- und Ostdeutschland unwiderruflich gezogen. Es schloss sich eine fast 41jährige doppelte<br />
deutsche Staatlichkeit an , deutlich gekennzeichnet durch den Kalten Krieg.<br />
Als am 1. Juli 1990 durch das Inkrafttreten des Staatsvertrages über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion<br />
die Ausreichung der Deutschen Mark auch an die Bürgerinnen und Bürger erfolgte, war der entscheidende<br />
Schritt zur wirtschaftlichen Angliederung der DDR an die BRD vollzogen worden. Unter diesem Vorzeichen<br />
schloss sich die Wiederherstellung der einheitliche deutschen Staatlichkeit an.<br />
Am 6. Februar 1990 hatte Bundeskanzler Kohl öffentlich Gespräche zur Einführung der D-Mark in der DDR<br />
angekündigt und damit den Inhalt der für eine Woche danach vorgesehenen Verhandlungen mit der Modrow-<br />
Regierung vorherbest<strong>im</strong>mt. Es war deutlich geworden, dass unter diesem Druck –<strong>im</strong>mer lauter wurde die<br />
Losung „Kommt die D-Mark, bleiben wir , kommt sie nicht, gehen wir zu ihr!" – eine längere Phase der Vorbereitung<br />
einer einheitlichen deutschen Staatlichkeit unmöglich wurde, erst recht nach den letzten Volkskammerwahlen<br />
am 18. März 1990.<br />
Die Menschen, vor allem in der DDR, verbanden mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion nicht nur<br />
große Hoffnungen – nicht wenige waren euphorisch angesichts der Einführung der D-Mark -, sondern auch Ansprüche.<br />
Genährt wurden diese von den politischen Machern der deutschen Einheit, insbesondere der Unionsparteien,<br />
die bei den für den 2. Dezember angesetzten Bundestagswahlen auf die Weiterführung der Macht<br />
durch die Regierung Kohl setzten. Er hatte das Bild der „blühenden Landschaften" <strong>im</strong> Osten heraufbeschworen,<br />
„in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt". In der Fernsehansprache am 1. Juli 1990 gab er die<br />
„Gewähr dafür, dass sich die Lebensbedingungen rasch und durchgreifend bessern" und gemeinsam mit<br />
dem letzten DDR-Ministerpräsidenten, Lothar de Maiziere, versprach er: „Es wird niemandem schlechter gehen<br />
als zuvor – dafür vielen besser." Der anfänglichen Euphorie folgte alsbald Ernüchterung.<br />
Die Währungsunion – bei deren Einführung die Juni-Einkommen und die Sparguthaben über 4 000 bzw. 6<br />
000 Mark der DDR (letztere Summe ab dem Lebensalter von 60 Jahren) 2:1 umgetauscht wurden –<br />
brachte binnen Kurzem das bundesdeutsche Warensort<strong>im</strong>ent in die DDR-Verkaufsstellen zulasten der eigenen<br />
Warenproduktion. Damit floss die Kaufkraft des Ostens in westliche Produkte ab. Die neu gewonnene<br />
Reisefreiheit kostete auch Geld.<br />
Die Wirtschaftsunion bewirkte die weitgehende Stilllegung der Betriebe <strong>im</strong> Osten. Die international konkurrenzfähigen<br />
Teile der Industrie, die so genannten Filetstücke, wurden bei der Umstellung von der sozialistischen<br />
Planwirtschaft auf die Marktwirtschaft Bestandteil bundesdeutscher oder ausländischer Konzerne. Die<br />
seit 1990 bestehende Treuhandanstalt schloss nach vierjähriger Tätigkeit ihre Privatisierungsbilanz mit einem<br />
Defizit von 400 Milliarden DM und bewirkte die weitgehende Deindustrialisierung der neuen Bundesländer und<br />
organisch damit verbunden eine anhaltende Massenarbeitslosigkeit mit allen damit einhergehenden sozialen Folgen.<br />
Auf der Habenseite der Folgen der Wirtschaftsunion stehen die spürbaren Verbesserung der Umwelt durch<br />
die Reduzierung der Schadstoffemissionen infolge der Abschaffung technisch veralteter Betriebe und<br />
die Sanierung von Flüssen – die Bewältigung ökologischer Altlasten – sowie die Ausrüstung der<br />
neuen Bundesländer mit einer modernen Infrastruktur (Telekommunikation, Straßennetz, Tankstellen).<br />
Es entstand ein Überangebot an Verkaufsflächen, vorrangig errichtet auf der „grünen Wiese".<br />
Die Sozialunion wirkte sich zunächst vor allem in Gestalt der Übernahme der DDR-<br />
Sozialversicherung mit den Hunderten verschiedenen Kassen und Institutionen aus. Nutznießer waren zahlreiche<br />
Rentnerinnen und Rentner, deren unter DDR-Bedingungen bescheidenen Renten zunächst deutlich angehoben<br />
wurden Arbeitslose erhielten vorerst noch weitere günstige Zahlungen. Ansonsten blieb in allen Einkommensund<br />
Versorgungsangelegenheiten eine deutlich West-Ost-Kluft, die sich <strong>im</strong> weiteren Verlauf stetig verfestigte.<br />
Alles in allem ist zwanzig Jahre nach dem Inkrafttreten der Währungs-, Wirtscharts- und Sozialunion festzustellen:<br />
Ganz Deutschland geriet wieder unter die Herrschaft des Großkapitals. Durch die abenteuerliche<br />
neoliberale Politik der herrschenden Kreise wurde und wird der Sozialstaat zunehmend dez<strong>im</strong>iert, ist mittlerweile<br />
die Stabilität des Euro, der Nachfolgewährung der DM, hochgradig gefährdet. Von einer tatsächlichen<br />
Sozialunion sind wir noch weit entfernt. Die Lebensverhältnisse in West und Ost klaffen noch weit<br />
auseinander: die Löhne, die Renten, die Mindestlöhne – soweit überhaupt geltend –und vieles andere<br />
mehr. Eine positive Tendenz ist nicht abzusehen.<br />
Winfried Steffen
KURIER<br />
SEITE 10<br />
Der Abschluss des Warschauer Vertrages - ein zwangsläufiger Schritt<br />
z u r Gewährleistung eines annähernden militärstrategischen Gleichgewichts zwischen<br />
Ost und West <strong>im</strong> Kalten Krieg Politische Bildung Teil 6<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Mit dem Inkrafttreten der Pariser Verträge am 5. Mai 1955 und der daraus resultierenden Aufnahme der<br />
Bundesrepublik Deutschland in die NATO vier Tage später war - langfristig von den Initiatoren beabsichtigt - europa-<br />
und weltpolitisch eine neue Lage herbeigeführt worden: Die Bundesrepublik wurde offiziell zum Aufmarschgebiet<br />
, zur Speerspitze der Westmächte gegen das sozialistische Lager in Europa. Unausbleiblich<br />
folgte darauf die Gegenreaktion der sozialistischen Staaten: Unter der Ägide der Sowjetunion wurde<br />
am 14. Mai 1955 in Warschau der Vertrag über Freundschaft. Zusammenarbeit und gegenseitigen<br />
Beistand zwischen der VR Albanien, der VR Bulgarien, der Ungarischen VR, der DDR, der VR Polen,<br />
der Rumänischen VR, der UdSSR und der CSR abgeschlossen, der Warschauer Vertrag. Er<br />
trat am 4. Juni 1955 in Kraft, hatte zunächst eine Geltungsdauer von 20 Jahren und wurde später verlängert.<br />
Für den Fall des von den sozialistischen Ländern angestrebten Abschluss eines gesamteuropäischen<br />
Vertrages über kollektive Sicherheit sollte der Warschauer Vertrag am Tage des Inkrafttretens eines<br />
solchen Vertrages seine Gültigkeit verlieren. Die Pariser Verträge enthielten keine damit vergleichbare Option.<br />
Ferner war mit der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages die Erklärung der Regierung der DDR verbunden,<br />
dass ein wiedervereinigtes Deutschland frei von den Verpflichtungen werde, die ein Teil Deutschlands vor der<br />
Vereinigung eingegangen war. Der Warschauer Vertrag stand allen Staaten offen, die bereit waren, an der<br />
Verwirklichung seiner Ziele mitzuarbeiten<br />
Im Artikel 4 hieß es: „Im Falle eines bewaffneten Überfalls in Europa auf einen oder mehrere Teilnehmerstaaten<br />
seitens irgendeines oder einer Gruppe von Staaten wird jeder Teilnehmerstaat in Verwirklichung<br />
des Rechtes auf individuelle oder kollektive Selbstverteidigung in Übereinst<strong>im</strong>mung mit Artikel 51 der Satzungen<br />
der Organisation der Vereinten Nationen dem Staat oder den Staaten, die einem solchen Überfall ausgesetzt<br />
sind , sofortigen Beistand individuell und in Vereinbarung mit den anderen Teilnehmerstaaten des<br />
Vertrages mit allen Mitteln, die ihnen erforderlich erscheinen, einschließlich der Anwendung von militärischer<br />
Gewalt, erweisen. Die Teilnehmerstaaten des Vertrages werden sich unverzüglich über gemeinsame<br />
Maßnahmen beraten, die zum Zwecke der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des Weltfriedens<br />
und der Sicherheit zu ergreifen sind.''<br />
Die Führungsorgane der Warschauer-Vertrags-Organisation waren der Politische Beratende Ausschuss -<br />
personell besetzt mit den Generalsekretären der kommunistischen und Arbeiterparteien, den Regierungschefs,<br />
Verteidigungs- und Außenministern, der die inhaltlichen Entscheidungen traf -, das V e r e i n t e<br />
Oberkommandos der Streitkräfte, geleitet von einem sowjetischen Spitzenmil<br />
i t ä r , - s o w i e dessen Stab, das Vereinte Sekretariat und Ständige Kommissionen als Hilfsorgan. Regelmäßig<br />
fanden gemeinsame Manöver und Übungen der beteiligten Armeen statt, mehrfach auf dem Territorium der<br />
DDR. Hier war die Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland (GSSD) mit bis zu 380 000 Mann stationiert,<br />
gegliedert in 20 Divisionen und eine Luftlandearmee, doppelt so stark wie die spätere Nationale Volksarmee.<br />
Diese bildeten die erste strategische Staffel der gemeinsamen Streitkräfte der Warschauer-Vertrags-<br />
Organisation. - Albanien, das wegen politischer Differenzen mit der Sowjetunion bereits 1961 die Mitarbeit<br />
eingestellt hatte, trat 1968 als einziger Mitgliedsstaat aus dem Warschauer Vertrag aus.<br />
Als notwendiger Gegenpol zur NATO bewirkte die Konstituierung der Warschauer-Vertrags-<br />
Organisation die Gewährleistung des annähernden militärstrategischen Kräftegleichgewichts zwischen den<br />
beiden entgegengesetzten Militärpaktsystemen während des Kalten Krieges - auf stetig wachsendem<br />
Niveau und entsprechend gewaltigem materiellem Aufwand. Der Warschauer Vertrag trug insofern<br />
maßgeblich zur Bewahrung des Weltfriedens bei. Ein Angriff auf die sozialistischen Staaten war in der<br />
Folgezeit bei Strafe auch des eigenen Untergangs nicht möglich. Wenn auch mehrmals unmittelbar drohend,<br />
unterblieb die Eskalation des Kalten Krieges zu einem Kernwaffen-Raketen-Krieg. Immerhin verfolgte die<br />
NATO die Strategie des atomaren Erstschlags.<br />
Der Warschauer Vertrag bildete das Fundament für die von den Teilnehmerstaaten aktiv betriebene Politik<br />
der friedlichen Koexistenz und die Bewahrung des politischen Status quo in Europa. Das umstrittene Eingreifen<br />
der Sowjetarmee in Ungarn <strong>im</strong> Herbst 1956 und der Truppeneinmarsch in die Tschechoslowakei<br />
1968 verhinderten das Ausufern zu direkten bewaffneten internationalen Konflikten. Gleichermaßen machten<br />
sie aber auch die mit der so genannten Breschnew-Doktrin verbundene beschränkte Souveränität<br />
der Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages augenscheinlich. Sie waren bis weit in die 80er<br />
Jahre hinein unlösbar mit der Sowjetunion verbunden.<br />
Nach dem Ende des Kalten Krieges und der am 1. Juli 1991 beschlossenen Auflösung des Warschauer Vertrages<br />
versucht sich die um ehemals sozialistische Länder Mittel- und Osteuropas erweiterte, eigentlich<br />
jedoch überflüssig gewordene NATO an einer der Weltöffentlichkeit glaubhaft zu machenden Strategie.<br />
In Afghanistan steckt sie komplett in der Sackgasse.
SEITE 11<br />
KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
PRESSEERKLÄRUNG - 8. JUNI 2010 Dr. Frank Thiel<br />
Wirtschaftliches Musterländle <strong>im</strong> Osten?<br />
<strong>Zur</strong> freudig erregten<br />
Feststellung<br />
von Wirtschaftsminister<br />
Haseloff,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
werde vom Gehe<strong>im</strong>tipp<br />
zum<br />
wirtschaftlichen<br />
Musterländle <strong>im</strong><br />
Osten, bemerkt<br />
der wirtschaftspol.<br />
Sprecher<br />
der Fraktion<br />
Dr. Frank Thiel:<br />
„Laut IAB-Betriebspanel 2009 haben die Unternehmen<br />
Sachsen-Anhalt für die Nähe zu<br />
den Kunden, das Angebot an Fachkräften sowie<br />
die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen in<br />
einem Standortranking die besten Noten gegeben.<br />
Mit einem Notendurchschnitt von 2,44<br />
verbesserte sich das Land vom fünften Platz<br />
<strong>im</strong> Jahr 2006 nun auf den zweiten Platz hinter<br />
Berlin. Bei der Bewertung des Fachkräfteangebots,<br />
des regionalen Lohnniveaus, der<br />
Steuerbelastung sowie der Preise für Gewerbeflächen<br />
erhielt Sachsen-Anhalt bundesweit<br />
die Bestnoten.<br />
Am schlechtesten bewerteten die Unternehmen<br />
den Standort Sachsen-Anhalt u.a. in den<br />
Kategorien „Wasser- und Energiepreise“,<br />
„Nähe zu Forschungszentren“ und<br />
„Attraktivität für Arbeitskräfte“ - und da klagen<br />
Unternehmen über wachsenden Fachkräftemangel.<br />
Sachsen-Anhalt mag attraktiv für Unternehmen<br />
sein, die auf kurzfristige Renditen ohne<br />
Nachhaltigkeit aus sind,<br />
die Gewerbeflächen zu Niedrigstpreisen und<br />
möglichst noch zu subventionierten Preisen<br />
ohne steuerliche Gegenleistung erwerben<br />
wollen. Für Beschäftigte, die existenzsichernd<br />
bezahlt werden wollen, für gut ausgebildete<br />
Fachkräfte, die langfristige Perspektiven für<br />
sich und ihre Familien erarbeiten möchten,<br />
erweist sich Sachsen-Anhalt als wenig attraktiv.<br />
Und die Landesregierung sieht offenbar<br />
keinen Anlass, dies zu ändern.<br />
Für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> ist der Platz 14 in der Attraktivität<br />
von Arbeitsplätzen <strong>im</strong> Sinne der Beschäftigten<br />
in Sachsen-Anhalt deshalb politisch gewichtiger<br />
als der Platz 2 in der Bewertung von<br />
Unternehmen für billige kommunale Flächen<br />
und billige Arbeitskräfte. Wirtschaftlich prosperierende<br />
Regionen in Deutschland sind bekanntlich<br />
nicht die mit den niedrigsten Löhnen<br />
und Grundstückskosten, das Gegenteil ist der<br />
Fall.<br />
Es ist wahrlich an der Zeit, den Nebelschleier<br />
vor den Augen einiger CDU-Politiker hinsichtlich<br />
der tatsächliche Lage zu lüften. Dafür wird<br />
bereits die kommende Landtagssitzung Gelegenheit<br />
bieten.“<br />
Magdeburg, 8. Juni 2010
SEITE 12<br />
KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
Position zur Ausweitung der Optionskommunen<br />
Warum <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>im</strong> Bundestag dagegen ist.<br />
gekürzter Artikel von Klaus Ernst<br />
Union, FDP und SPD haben sich zusammengefunden,<br />
um mit der sogenannten Jobcenter-Reform für alle<br />
Hartz IV-Betroffene die Arbeitsverwaltung neu zu regeln<br />
(SGB-IIOrganisationsreform). Ein entsprechender<br />
Gesetzentwurf ist in den Bundestag eingebracht worden<br />
und soll bis zur Sommerpause verabschiedet werden.<br />
Ein zentrales Ziel: die Betreuung und Vermittlung<br />
von Erwerbslosen zu einem größeren Teil auf die Kommunen<br />
zu übertragen.<br />
Welche Rolle spielt die Kommunalisierung bei der<br />
Jobcenterreform?<br />
Mit der Jobcenterreform sollen die sogenannten Optionskommunen<br />
ausgeweitet werden. Optionskommunen<br />
sind Landkreise und kreisfreie Städte, die seit Beginn<br />
von Hartz IV 2005 die Arbeitsverwaltung in Eigenregie<br />
durchführen, also ohne die Beteiligung der Bundesagentur<br />
für Arbeit.<br />
Betrifft die Neuorganisation auch grundlegende<br />
politische Fragen von Hartz IV?<br />
Nein. Weder die Höhe der Regelsätze (dazu gibt es<br />
nach einem anderen Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />
vom Februar 2010 ein gesondertes Verfahren),<br />
noch die Abschaffung der Sanktionen stehen zur Debatte.<br />
Zwischenzeitlich spielte allerdings Arbeitsministerin<br />
Frau von der Leyen mit dem Gedanken, mit der<br />
Organisationsreform zugleich die Sanktionen zu verschärfen.<br />
Allerdings treffen Union, FDP und SPD mit der Jobcenterreform<br />
eine organisationspolitisch schwerwiegende<br />
Entscheidung. Denn mit der Änderung des Grundgesetzes<br />
wird ein Grundprinzip der Hartz-Reformen in die<br />
Verfassung fest geschrieben: nämlich die Trennung der<br />
Erwerbslosen in zwei Klassen, Bezieher/innen von Arbeitslosengeld<br />
und Bezieher/innen von Hartz-IV-<br />
Leistungen.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. fordert dagegen, eine Anlaufstelle für alle<br />
Erwerbslosen zu schaffen und allen die gleiche Förderung<br />
zu ermöglichen. Es ist nicht nachvollziehbar, warum<br />
bei gleicher Problemlage die Betroffenen unterschiedlich<br />
behandelt werden.<br />
Bericht der letzten Bundesregierung (die sogenannte<br />
6c-Evaluierung) belegt: Optionskommunen sind nachweisbar<br />
weniger in der Lage, Erwerbslose in bedarfsdeckende<br />
Beschäftigung zu vermitteln und aus der Hilfebedürftigkeit<br />
herauszuführen als die Jobcenter der<br />
Arbeitsagentur. Das heißt: Sie vermitteln öfter auf Arbeitsplätze,<br />
von deren Lohn die Menschen nicht leben<br />
können, oder in befristete Arbeitsverhältnisse, so dass<br />
nach einiger Zeit die Betroffenen wieder erwerbslos<br />
werden.<br />
Was sagen die Gewerkschaften und Erwerbsloseninitiativen?<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. steht mit ihrer Haltung nicht allein da. Der<br />
DGB lehnt eine „Ausweitung der Optionskommunen“<br />
mit der Begründung ab, diese würde die bestehenden<br />
„Strukturprobleme weiter verschärfen“. Er fordert: „Der<br />
einheitliche Arbeitsmarkt darf nicht aus dem Blick geraten.“<br />
Das Erwerbslosenforum kritisiert: „Mit der Ausweitung<br />
der Optionskommunen werden die Arbeitslosen<br />
zweiter Klasse für kommunale Eigeninteressen missbraucht<br />
werden und können sich wegen der Schaffung<br />
alter Sozialhilfestrukturen kaum auf bundeseinheitliche<br />
Rechtsauslegung verlassen.<br />
Position der Kreistagsfraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong> zur Optionskommune<br />
Optionskommune Ja oder Nein?!<br />
von Christine Krößmann<br />
Warum sollten wir <strong>im</strong> Kreistag für eine Optionskommune st<strong>im</strong>men?<br />
1. Für Hartz-IV-Betroffene fallen unnötige Wege für die Antragstellungen von Leistungen weg.<br />
2. Die Betreuung der Hartz-IV-Betroffenen erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Fallmanager und<br />
Leistungsberechner.<br />
3. Die Hartz-IV-Betroffenen haben max<strong>im</strong>al zwei Ansprechpartner über die gesamte Zeit ihres Leistungsanspruchs.<br />
Es erfolgt für Hartz-IV-Betroffene eine ganzheitliche Betreuung zwischen Arbeitgeber, Grundsicherungsamt, Fallmanager<br />
und beteiligter Dritter (z. B. Bildungsträger).<br />
Unser Anliegen als „<strong>LINKE</strong>“ muss es sein, das Augenmerk auf die Umsetzung des Optionsmodells zu lenken. Wir<br />
müssen darauf drängen, dass die Bediensteten für ihre Tätigkeit geschult werden, damit sie den Anforderungen<br />
des Optionsmodells gerecht werden.
SEITE 13<br />
KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
Unterbringung von geduldeten Ausländern - Eine Aufgabe mit Verantwortung<br />
von Petra Hörning<br />
Zum 31.12.2009 hielten sich <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong> 272 vorübergehend aufhältige Ausländer, das die offizielle<br />
Bezeichnung, auf. Diese Personen, befinden sich in einem Duldungsstatus, was da heißt, dass<br />
ihr Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung abgelehnt wurde und sie auf ihre Abschiebung warten. Eine<br />
Integration in die Gesellschaft ist für sie von Gesetz wegen nicht vorgesehen und gewünscht. 24 Familien<br />
mit 109 Angehörigen und 163 Einzelpersonen sind von dieser schl<strong>im</strong>men Situation betroffen. Menschen,<br />
die alles verloren haben, selbst die Hoffnung. Alleingelassen <strong>im</strong> Wunsch um ein Leben in Würde.<br />
Die Kosten für den <strong>Burgenlandkreis</strong> belaufen sich auf 335 135,90 € für die Unterbringung in Wohnhe<strong>im</strong>en.<br />
Durchschnittlich 81 Personen sind derzeit in Wohnungen untergebracht, was mit 256 Euro monatlich<br />
pro Einzelperson zu Buche schlägt.<br />
Derzeit beträgt die Kapazität der Unterkünfte in Weißenfels 76 Plätze, die des Wohnhe<strong>im</strong>s in Zeitz 200<br />
Plätze. Der Bedarf ist seit Jahren rückläufig. Deshalb will der <strong>Burgenlandkreis</strong> die Anzahl der Plätze<br />
reduzieren. Auf Grund der in Zeitz kostengünstigeren Unterbringungsmöglichkeit und der für den bisherigen<br />
Betreiber die in Weißenfels die AWO nicht mehr wirtschaftlichen Größenordnung sollten alle vorübergehend<br />
aufhältige Ausländer, und das auf Antrag von Herrn Preißer (CDU) in Zeitz untergebracht<br />
werden. Sein Antrag fand <strong>im</strong> Innenausschuss die Zust<strong>im</strong>mung aller Fraktionen (aus der Zeitzer Region<br />
befand sich keiner unter ihnen), außer der Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.<br />
Die sich daraus ergebende Beschlussvorlage für den Kreisausschuss wurde aber auf Grund der konsequenten<br />
Argumentation von Horst Heller und Christine Krößmann zurückverwiesen.<br />
Kostenersparnis allein kann nicht Grundlage einer solchen Entscheidung sein. Mit den sich aus einer<br />
Massenunterbringung resultierenden Problemlagen, die sich aus unterschiedlichen religiösen und ethnischen<br />
Herkunftsverhältnissen ergeben, dürfen wir weder die Stadt Zeitz, noch die Betroffenen und<br />
darunter sind viele Frauen und Kinder, nicht allein lassen.<br />
Kommentar von Christine Krößmann<br />
Fraktionsvorsitzende der Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
Unser Standpunkt zur Unterbringung von Asylbewerbern und geduldeten Ausländern in den Gemeinschaftsunterkünften<br />
in Weißenfels und Zeitz:<br />
1. In der Sitzung des Kreisausschusses am 14.06.10 wurde der Beschluss mehrheitlich in den Innenausschuss<br />
zurückverwiesen. Was gab es für Gründe?<br />
2. Eine ausreichende Diskussion mit den Behörden der aufnehmenden Stadt hat es nicht gegeben.<br />
3. Die Probleme der ethnischen Gruppen fanden keine Berücksichtigung. Unterschiedliche Religionen<br />
auf engem Raum stellen einen sozialen Brennpunkt dar.<br />
4. Die Frage nach der Unterkunft von Frauen mit Kindern konnte nicht beantwortet werden.<br />
5. Seitens der Polizei bestehen kleinere Bedenken darin, den Verschmelzungsprozess sofort zu realisieren,<br />
aber dieser Prozess braucht Zeit.
SEITE 14<br />
KURIER<br />
Das Frauenplenum des Parteitags der Partei <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> erklärt:<br />
Kein Krieg <strong>im</strong> Namen der Frauenrechte<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Deutschland als Teil der ISAF-Truppen unter Führung<br />
der NATO führt Krieg in Afghanistan.<br />
Wir sagen NEIN zum Krieg! Weltweit, in Afghanistan<br />
und anderswo.<br />
Afghanistan ist für die kriegsführenden Nationen<br />
von strategischer Bedeutung gegenüber dem Nahen<br />
Osten, Zentralasien, Russland und China. Im<br />
Land schlummern Erdöl- und Erdgasvorkommen<br />
von beträchtlicher Menge; das Erzvorkommen ist<br />
gewaltig. Allein in Aynak unweit von Kabul sollen<br />
700 Millionen Tonnen Kupfererze mit einer Qualität<br />
lagern, welche die Qualität des chilenischen Kupfers<br />
übertrifft. Spektakuläre Eisenerzlagerstätten<br />
befinden sich 130 km westlich von Kabul.<br />
Gegenüber diesem Krieg um Einfluß und Rohstoffe<br />
tritt der zivile Aufbau Afghanistans weit in den Hintergrund:<br />
Weltweit wurden bisher ca. 85 Milliarden US-Dollar<br />
für den Militäreinsatz, aber nur 7 Milliarden für den<br />
Aufbau des Landes ausgegeben. 1,1 Milliarden<br />
Euro veranschlagt die Bundesregierung dieses<br />
Jahr für den Afghanistaneinsatz, darunter 420 Millionen<br />
für den zivilen Aufbau. Aber dieses Geld geht<br />
nicht in den Aufbau einer zivilen Infrastruktur, in<br />
Bildung und medizinische Versorgung. Das Geld<br />
geht stattdessen in den Aufbau eines Repressionsapparates,<br />
der die unbeliebte und korrupte Regierung<br />
von Präsident Karsai absichern soll.<br />
Das zeigt die Prioritäten der deutschen Bundesregierung<br />
in ihrem Afghanistanengagement. Die<br />
Menschen, insbesondere Frauen, in Afghanistan<br />
spielen nur eine Rolle, wenn es um die innenpolitische<br />
Begründung des Krieges geht. Eine vom Militär<br />
und der Kriegsführung unabhängige Hilfe für die<br />
Menschen gibt es nicht.<br />
In den „modernen“ Kriegen der Neuzeit sind 85 %<br />
der Opfer die zivile Bevölkerung, Kinder, Frauen<br />
und Alte. Ihre wirtschaftliche und ökologische Lebensgrundlage<br />
wird für Jahrzehnte zerstört.<br />
In Afghanistan leben bereits jetzt über 80% der Bevölkerung<br />
in völliger Armut auf dem Land. Ca. 60%<br />
der erwerbsfähigen Afghanen sind ohne regelmäßiges<br />
Einkommen. Der Zugang zu Elektrizität, sauberem<br />
Trinkwasser, Bildung und Gesundheitsversorgung<br />
ist vielen Menschen nicht möglich.<br />
Die Tuberkulose breitet sich aus; 72.000 Menschen<br />
sind erkrankt; 15.000 starben bereits, davon sind 83%<br />
Frauen. Die durchschnittliche Alphabetisierungsrate<br />
stagniert; Hunderte errichteter Schulen für Mädchen<br />
wurden durch gezielte Kampfhandlungen zerstört.<br />
Wegen der schlechten Sicherheitslage ist es zudem<br />
für die Mädchen besonders schwierig, eine Schule zu<br />
besuchen. In einigen Gebieten geht es lediglich 1 bis<br />
2% der Mädchen zur Schule.<br />
Eine Rechtfertigung dieses Krieges <strong>im</strong> Namen der<br />
Frauenrechte entbehrt jeder Grundlage, denn der<br />
Krieg hat die Situation der Frauen nicht verbessert,<br />
sondern dramatisch verschlechtert.<br />
Zivile Hilfe für Menschen statt Krieg könnte jedoch<br />
Tausenden Frauen das Leben retten. Voraussetzung<br />
für echte Hilfe ist das Ende des Krieges und der Abzug<br />
der Bundeswehr. Je schneller, desto besser.<br />
Wir fordern:<br />
• den sofortigen Truppenabzug der Bundeswehr<br />
aus Afghanistan, verbunden mit einer kompletten Entmilitarisierung<br />
und Zivilisierung der Aufbauhilfe.<br />
• das Ende des deutschen Mandats in Afghanistan.<br />
• ein stärkeres diplomatisches Engagement der<br />
deuschen Regierung und die Stärkung der Rolle der<br />
Vereinten Nationen in Afghanistan, um die Menschenrechte<br />
der Frauen auf Unversehrtheit, demokratische<br />
Teilhabe, Bildung, Gesundheitsversorgung und<br />
wirtschaftliche Entwicklung durchzusetzen.<br />
Außerdem fordern wir die Bundesregierung auf, auch<br />
hier in Deutschland wirksamer die Frauenrechte<br />
zu schützen, indem<br />
• die Verfolgung als Frau und die Verweigerung der<br />
Menschenrechte für Frauen als Asylgrund anerkannt<br />
wird und verfolgten Frauen in Deutschland<br />
Schutz gewährt wird. Deutschland muss allen hier<br />
lebenden Frauen, gleichgültig welcher Nationalität<br />
und Herkunft, die Menschenrechte garantieren<br />
und diese durchsetzen.<br />
Einreicherinnen:<br />
Bärbel Lange und Elisa Rodé<br />
Für Frauen ist die Lage besonders dramatisch. In<br />
Afghanistan stirbt <strong>im</strong> Schnitt alle 30 Minuten eine<br />
Frau in der Schwangerschaft oder bei der Geburt<br />
ihres Kindes.
SEITE 15<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Anhörung <strong>im</strong> Ausschuss für Soziales des Landtages von Sachsen-Anhalt am 02.06.2010 Stellungnahme zum Thema:<br />
Auswirkungen des Rettungsdienstgesetzes auf die Hilfsorganisationen<br />
Die in Sachsen-Anhalt tätigen Hilfsorganisationen sind<br />
Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-<br />
Rettungs- Gesellschaft (DLRG), Deutsches Rotes<br />
Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser<br />
Hilfsdienst (MHD).<br />
Aktuell sind in Sachsen-Anhalt bis auf wenige Ausnahmen<br />
die Hilfsorganisationen Leistungserbringer <strong>im</strong><br />
Rettungsdienst. Sie sind darüber hinaus langjährige<br />
und zuverlässige Partner der Landkreise bei Katastrophenfällen<br />
und Massenanfällen von Verletzten,<br />
aber auch gleichzeitig Partner der Ausbildung der<br />
Bevölkerung in Erster Hilfe, bei der Ausbildung von<br />
Ersthelfern für Betriebe, <strong>im</strong> Schulsanitätsdienst, sie<br />
stellen ehrenamtliche Kriseninterventionsteams,<br />
Rettungshundestaffeln, Wasserrettungszüge, die<br />
Bergrettung und begleiten Großveranstaltungen mit<br />
ihrem Sanitäts- und Betreuungsdienst.<br />
Das Engagement der Hilfsorganisationen in der Kinder-<br />
und Jugendarbeit wissen insbesondere die kommunalen<br />
Jugendämter in unserem Land zu schätzen.<br />
Allein in Sachsen-Anhalt haben die Hilfsorganisationen<br />
<strong>im</strong> Jahr 2009 etwa 1.300 hauptamtliche Mitarbeiter<br />
<strong>im</strong> Rettungsdienst und Krankentransport beschäftigt<br />
und führten <strong>im</strong> gleichen Jahr ca. 300.000<br />
Einsätze durch, um Menschenleben zu retten und/oder<br />
Not zu lindern. Hierzu stehen bis zu 300 Einsatzfahrzeuge<br />
zur Verfügung.<br />
Im Katastrophenschutz stehen für den Fall einer Naturkatastrophe,<br />
einer chemischen oder bakteriellen<br />
oder atomaren Katastrophe<br />
• 23 Sanitätszüge<br />
• 20 Betreuungszüge<br />
• 16 Wasserrettungszüge<br />
mit mehr als 1.800 ehrenamtlichen Helfern bereit.<br />
Zusätzlich halten die Hilfsorganisationen weitere, eigene<br />
Ressourcen bereit, um besondere Ereignisse zu<br />
bewältigen. Beispielhaft genannt: Schnelleinsatzgruppen<br />
(SEG) <strong>im</strong> Sanitätsdienst, Betreuungsdienst,<br />
Wasserrettungsdienst. Des Weiteren Bergrettung,<br />
Personenauskunftsstellen, Führung und Kommunikation<br />
bei Großschadenslagen, Einsatzleittechnik<br />
usw. Diese eigenen Kräfte und Mittel ergänzen das<br />
Hilfeleistungssystem der Landkreise und werden <strong>im</strong><br />
Bedarfsfall, wie beispielsweise bei der Bewältigung des<br />
Hochwassers 2002, dem Busunfall auf der A14 und<br />
dem Erdrutsch in Nachterstedt, genutzt.<br />
Die in Sachsen-Anhalt aufgebauten Strukturen der<br />
Notfallrettung und der Hilfeleistung in den unterschiedlichsten<br />
Notlagen mit ihren erheblichen Synergiepotenzialen<br />
für ehrenamtliches Engagement zum<br />
Nutzen breiter Teile der Bevölkerung sind durch die<br />
Wirkungen des aktuellen Rettungsdienstgesetzes<br />
massiv gefährdet. Tatsache ist, dass das Rettungsdienstgesetz<br />
einige Unzulänglichkeiten und inhaltliche<br />
Mängel aufweist.<br />
Untermauert wird diese Feststellung in einem Schreiben<br />
des Landrates des Salzlandkreises vom<br />
18.03.2010 an die Vorsitzenden der Fraktionen des<br />
Landtages. Zitat: „Ursache ist jedoch ein Rettungsdienstgesetz,<br />
welches gerade in dieser Angelegenheit<br />
nicht eindeutig ausgestaltet ist.“<br />
Insbesondere die Formulierung <strong>im</strong> § 11 Abs. 1 Satz 3<br />
RettDG LSA zum wirtschaftlichsten Angebot sowie der<br />
Befristung einer Genehmigung rettungsdienstlicher<br />
Leistungen auf höchstens sechs Jahre (§ 11 Abs.3)<br />
und die „Zweigliedrigkeit“ der Genehmigung der Rettungsdienstleistungen<br />
(§ 12 Abs. 1 und 2) führen zu<br />
teilweise chaotischen Zuständen <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit stattgefundenen bzw. stattfindenden Verfahren.<br />
Die mangelnde Einbindung der Wasserrettung und<br />
der Bergrettung in den Rettungsdienst sowie die<br />
fehlende Verbindung zum Katastrophenschutz führen<br />
darüber hinaus zu Irritationen bei Kommunen und<br />
Hilfsorganisationen, da dieses Fehlen eine Lücke in<br />
der Rettungskette darstellt.<br />
Bislang sind alle in Sachsen-Anhalt durchgeführten<br />
Verfahren (Genehmigungs- verfahren) rechtlich angegriffen<br />
worden. Kein einziges konnte in 2009 mit<br />
einem rechtssicheren Ergebnis abgeschlossen<br />
werden.<br />
Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass der<br />
Wettbewerb als Instrument zur Schaffung wirtschaftlicher<br />
und effizienter Strukturen dienlich ist.<br />
Die Hilfsorganisationen haben sich bisher <strong>im</strong>mer dem<br />
Wettbewerb gestellt.<br />
Der Wettbewerb darf jedoch nicht zu Einschnitten<br />
führen:<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
in der Versorgung der Bevölkerung<br />
in die Qualität und Kontinuität der Leistungserbringung<br />
in das komplexe Hilfeleistungssystem der gemeinnützigen<br />
Hilfsorganisationen<br />
in das bürgerschaftliche Engagement durch Gefährdung<br />
der Ehrenamtlichkeit<br />
in der leistungsgerechten Vergütung der Rettungsdienstmitarbeiter<br />
und in deren Lebensplanung<br />
(z.B. Vermeidung der Abwanderung junger<br />
Menschen)
SEITE 16<br />
Beispielhaft sei gefragt:<br />
Was geschieht mit den ehrenamtlichen Helfern nach<br />
einem Verfahren, nach dem ein gewerblicher Anbieter<br />
die Genehmigung erhalten hat?<br />
Es steht fest, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und<br />
Helfer in der Vergangenheit eine Bindung zu „ihrer“<br />
Organisation aufgebaut haben. Die Bindung und das<br />
ehrenamtliche Engagement werden durch den Wechsel<br />
deutlich reduziert oder fallen ganz weg, selbst<br />
dann, wenn Mitarbeiter zu den neuen Leistungserbringern<br />
wechseln.<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Es ist darauf zu achten, dass die Inhalte und die Wirkungen<br />
des Rettungsdienstgesetzes, des Katastrophenschutzgesetzes<br />
und des Hilfeleistungsgesetzes<br />
zukünftig miteinander korrespondieren.<br />
Wirtschaftliche Strukturen können in Sachsen-Anhalt<br />
nur entstehen, wenn die Synergien, die die Hilfsorganisationen<br />
in der Anwendung dieser Gesetze ermöglichen,<br />
auch langfristig erhalten bleiben. Wir bieten<br />
unsere Mitarbeit bei der Veränderung des Gesetzes<br />
gerne an.<br />
Wie kann eine verlässliche Absicherung des Bevölkerungsschutzes<br />
durch geeignete Strukturen und<br />
Prozesse erreicht werden?<br />
Der Landesgesetzgeber hebt die besondere Eignung<br />
der Hilfsorganisationen zur Mitwirkung <strong>im</strong> Katastrophenschutz<br />
hervor, indem er <strong>im</strong> Katastrophenschutzgesetz<br />
die Hilfsorganisationen namentlich benennt<br />
(§ 12 Abs. 2 KatSG-LSA).<br />
Diese gemeinnützigen Organisationen haben gegenüber<br />
gewerblichen Unternehmen den Vorteil, dass<br />
der Einsatz von Katastrophenschützern nicht allein<br />
durch Verpflichtung der hauptberuflichen Mitarbeiter<br />
abgesichert wird. Eine verlässliche Absicherung des<br />
Katastrophenschutzes sehen wir durch gewerbliche<br />
Unternehmen nicht gegeben.<br />
Weitere Gründe für die notwendige Veränderung des<br />
Rettungsdienstgesetzes sind unseres Erachtens die<br />
fehlenden bzw. unzureichenden Regelungen zur<br />
Wasser- und Bergrettung. Diese Aufgabenbereiche<br />
werden weder vom Rettungsdienstgesetz noch von<br />
einem anderen Gesetz in Sachsen-Anhalt geregelt.<br />
Wasser- und Bergrettung müssen wieder Bestandteile<br />
der Rettungskette als deren spezialisierte, besondere<br />
Aufgaben werden. Bei Notfällen in, an und auf den<br />
Gewässern sowie in den Bergen beginnt die Notwendigkeit<br />
der Hilfeleistung nicht erst an der nächsten<br />
„öffentlich zugänglichen Straße“. Es werden bereits vor<br />
Ort medizinische Maßnahmen zur Lebensrettung oder<br />
zur Verhinderung schwerer gesundheitlicher Schäden<br />
eingeleitet.<br />
Im <strong>Burgenlandkreis</strong> hat es in der letzten Zeit<br />
rechtliche Probleme mit der Vergabe dieser<br />
Leistungen an bewährte Hilfsorganisationen<br />
gegeben. Durch den Gesetzgeber wurde der<br />
Landkreis, der bei der Vergabe langjährige<br />
Partner beauftragte, gezwungen, den Rettungsdienst<br />
neu und zwar europaweit auszuschreiben.<br />
Anhängige Klagen sind derzeit noch<br />
nicht beschieden. Ein Zustand, der viel Zeit und<br />
Steuergeld kostet.<br />
In allen Landkreisen des Landes Sachsen-<br />
Anhalt plagt man sich mit ähnlichen Problemen.<br />
Überall befindet man sich in einem vergaberechtlichen<br />
oder genehmigungsrechtlichen Verfahren,<br />
dessen Ausgang seit drei Jahren ungewiss<br />
ist.<br />
Eine Überarbeitung des Vergabegesetzes ist<br />
unumgänglich und muss schnell umgesetzt<br />
werden.<br />
Petra Hörning<br />
Daher regen wir an, das Rettungsdienstgesetz<br />
schnellstmöglich den Notwendigkeiten anzupassen.<br />
Bis dahin bitten wir den Sozialausschuss, ein Verfahren<br />
zu initiieren, durch das die gegenwärtigen,<br />
problematischen Regelungen ausgesetzt werden.
SEITE 17<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Wirtschaftliche Bewertung der Organisationsformen in der Müll– bzw. Abfallentsorgung<br />
laufende Kosten , inkl. MwSt.<br />
IST-<br />
Gebüren<br />
Kalulation<br />
Prognose (Soll-Kosten)<br />
Durchführung der operativen Abfallentsorgung durch<br />
Position<br />
EGSAS<br />
GmbH<br />
AöR<br />
Eigengesellschaft<br />
Fremde Dritte<br />
(Ausschreibung)<br />
Ohne Überlassung/<br />
Übernahme Personal<br />
Mit Überlassung/<br />
Übernahme Personal<br />
Verdrängungswett.<br />
Marktversagen<br />
Verdrängungswett.<br />
Marktversagen<br />
T€/a T€/a T€/a T€/a T€/a T€/a T€/a<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Operative Abfallentsorgung (Sammlung Hausmüll, Bioabfall, Pappe,<br />
Sperrmüll, Elektroschrott, Altmetall, Behälterservice, Schadstoffentsorgung,<br />
Containertransport, Vermarktung Papier<br />
Insgesamt 5.698 5.294 5.494 3.711 >5.698 5.261 >5.698<br />
Gesamtkosten pro Einwohner (€/Ew./a) 29,96 27,84 28,89 19,51 >29,96 27,66 >29,96<br />
Anzahl Einwohner 190.186<br />
In lfd. Kosten enthaltene MwSt. 914 359 944 657 >914 902 >914<br />
Grobe Prognose maßgebl. „Einmalaufwendungen“ T€ T€ T€<br />
Abfindungen von EGSAS-Arbeitnehmern, die heute <strong>im</strong> hoheitlichen Bereich<br />
eingesetzt werden<br />
1.600 1.600<br />
Grunderwerbssteuer 200<br />
Risiko Leerkosten für getätigte Standortinvestitionen T€ T€ T€ T€<br />
Restwert Standortinvestitionen 4.300 4.300 4.300 4.300<br />
Die laufenden Kosten verstehen sich jeweils als prognostizierte Kosten für ein<br />
Jahr aus Sicht des Gebührenzahlers. Das heißt, es handelt sich um eine Berechnung<br />
der gebührenrelevanten Kosten auf aktueller Preisbasis.<br />
Zu diesen oben aufgeführten Berechnungen stellen wir fest, dass bei Übergabe<br />
der operativen Abfallentsorgung durch „Fremde Dritte“ die Kosten für Mitarbeiter<br />
und Gebührenzahler sehr gering ist. Schauen wir uns die Zahlen aber genau an, müssen<br />
wir feststellen, dass in den 19.51 T€/a keinerlei Aussagen getroffen werden über die sozialen<br />
Belange der Arbeitnehmer. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie lange ein Mitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb<br />
bleiben kann. Wir wissen auch nicht, zu welchem Lohngefüge der „Dritte“ die Arbeitnehmer<br />
eventuell weiterbeschäftigen wird? Zahlt er Dumping-Löhne, gibt es Sonderzahlungen wie<br />
Weihnachtsgeld? Wie ist der Urlaubsanspruch geregelt? Viele weitere Fragen stellen sich uns<br />
in diesem Zusammenhang.<br />
All diese Unsicherheitsfaktoren haben uns <strong>im</strong> Verwaltungsrat bewogen, für die Eigengesellschaft<br />
zu st<strong>im</strong>men, da in der sozialen Betrachtungsweise <strong>im</strong> Vergleich alle oben angeführten<br />
Dinge berücksichtigt werden müssen.<br />
Christine Krössmann, Fraktionsvorsitzende<br />
KT-Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong>
SEITE 18<br />
KURIER SPENDE ERBETEN!<br />
Inflation: Wenn das Geld <strong>im</strong>mer weniger wert<br />
Die massiven Rettungspakete für Griechenland<br />
und den Euro haben die Angst vor Inflation geweckt.<br />
Dann steigen die Preise und das Geld ist<br />
weniger wert. Bislang allerdings ist die Inflationsrate<br />
sehr gering, sie liegt bei rund einem Prozent.<br />
Was ist Inflation?<br />
Der Begriff ist aus dem Lateinischen und bedeutet<br />
aufblasen oder aufschwellen. Im Bezug auf Geld<br />
steht Inflation für steigende Preise. Können sich<br />
Verbraucher für ihr Geld dadurch weniger leisten,<br />
schwindet ihre Kaufkraft. Das Geld wird also entwertet.<br />
Dieser Effekt kann auch eintreten, wenn zu<br />
viel Geld auf dem Markt ist, ohne dass <strong>im</strong> Gegenzug<br />
die Waren und Dienstleistungen mehr werden,<br />
die Verbraucher dafür kaufen können. Genau dies<br />
könnte geschehen, wenn die Euro-Staaten und der<br />
Internationale Währungsfonds massiv Geld bereitstellen,<br />
um Spekulationen gegen den Euro oder<br />
einzelne Staaten zu verhindern.<br />
Wie wird Inflation gemessen?<br />
Die Statistiker benutzen dazu einen Warenkorb,<br />
der die Ausgaben eines durchschnittlichen Haushaltes<br />
etwa für Miete, Energie, Lebensmittel oder<br />
technische Geräte repräsentiert. Klettern die darin<br />
enthaltenen Preise für Brot, Kaffee, Kleidung, Benzin,<br />
S-Bahn-Tickets oder Computer <strong>im</strong> Vergleich<br />
zum Vorjahr, errechnet sich daraus die Inflationsrate.<br />
Im April lag sie bei gerade einmal 1,0 Prozent.<br />
Die Europäische Zentralbank hält Inflation<br />
erst bei einer Rate über 2,0 Prozent für schädlich.<br />
Über dieser Schwelle lag die Inflation zuletzt <strong>im</strong><br />
Oktober 2008. Den höchsten Stand verbuchte die<br />
Inflationsrate <strong>im</strong> März und April 1992 mit 6,3 Prozent.<br />
Wen trifft die Inflation besonders?<br />
Geringverdiener, die einen Großteil ihres Einkommens<br />
für Lebensmittel und Energie wie Strom,<br />
Heizöl oder Benzin ausgeben, trifft es meist besonders<br />
hart. Denn diese Preise steigen oft deutlich,<br />
während Preise für große Anschaffungen wie<br />
Technik häufig sogar sinken. Ebenso leiden Sozialhilfeempfänger<br />
und Rentner, deren staatlichen<br />
Leistungen meist nicht entsprechend erhöht werden.<br />
Auch Sparer verlieren einen Teil ihres Vermögens.<br />
So knabbert die Inflation zum Beispiel<br />
am Guthaben auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern.<br />
Wer profitiert davon?<br />
Schuldner, also auch der Staat, kommt die Inflation<br />
zugute. Wenn alle anderen Preise steigen, verlieren<br />
die Schulden relativ an Wert. Andererseits<br />
müssen zum Ausgleich der Inflation die Einkommen<br />
steigen, damit die Verbraucher diese Entwertung<br />
ihrer Schulden auch wirklich spüren.<br />
Wie können sich Verbraucher vor der Geldentwertung<br />
schützen?<br />
Damit die Reallöhne nicht sinken, müssen Arbeitnehmer<br />
und Gewerkschaften entsprechende<br />
Lohnsteigerungen durchsetzen. Verbrauchern<br />
bleibt nur, auf Konsum zu verzichten. Sparer können<br />
umschichten. Dass der Goldpreis <strong>im</strong>mer weiter<br />
klettert, ist ein Zeichen, das Anleger in sichere<br />
Häfen flüchten. Beliebt in Inflationszeiten sind<br />
auch Immobilien, das so genannte Betongold.<br />
Selbst Aktien verlieren in Zeiten steigender Preise<br />
nicht unbedingt an Wert, allerdings schwanken die<br />
Kurse an den Börsen derzeit massiv.<br />
Reinhard Weber, Quelle: ND vom 09. Juni 2010,<br />
Ratgeber Nr. 951<br />
Pressemitteilung 21.04.2010—Matthias Birkwald<br />
Etikettenschwindel Nullrunde<br />
"Die Nullrunde ist keine Wohltat, sondern ein Etikettenschwindel" , kritisiert Matthias W. Birkwald<br />
die vom Bundeskabinett für dieses Jahr beschlossene so genannte Nullrunde für Rentnerinnen<br />
und Rentner. Der rentenpolitische Sprecher der Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> weiter:<br />
"Wer 'Nullrunde' sagt, kündigt in Wahrheit Rentenkürzungen an – jetzt und in Zukunft. Denn die Nullrunde<br />
führt bereits heute – bedingt durch Inflation und Zusatzbelastungen für die Rentnerinnen und Rentner –<br />
zu einem faktischen Wertverlust der Rentenbeträge. Hinzu kommt, dass die Schutzklausel von heute die<br />
Rentenerhöhung von morgen auffrisst."
SEITE 19<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Servicevorwahlen – die Kosten sind sehr unterschiedlich<br />
Bei Anrufen auf Servicerufnummern von Unternehmen<br />
hängen Verbraucher, einer Stichprobe zufolge, oft und<br />
lange in teuren Warteschleifen. Die Firmen verdienen<br />
dadurch ungerechtfertigt zusätzlich an ihren Kunden,<br />
monieren Kritiker. Die Kosten für die Hotline hängen<br />
von der Vorwahl ab und können in ihrer Höhe sehr unterschiedlich<br />
sein.<br />
0800: Die Vorwahl ermöglicht kostenfreie Anrufe bei<br />
Servicehotlines, auch mit Handy.<br />
Die Kosten übernehmen Unternehmen oder Behörden,<br />
die eine solche Rufnummer anbieten. Nach Angaben<br />
des Branchendienstes Teltarif sind aber viele 0800-<br />
Nummern für Anrufe von Handys und aus Telefonzellen<br />
gesperrt, wegen der höheren Kosten für die Unternehmen.<br />
0180: Hier teilen sich Verbraucher und angerufenen<br />
Unternehmen zumindest theoretisch die Kosten. Über<br />
die Gebühr entscheidet die erste Ziffer nach der 0180.<br />
Unter 0180-1 entstehen Kosten von vier Cent für jede<br />
angefangene Minute bei Anrufen aus dem Festnetz, bei<br />
0180-3 sind es neun Cent, und bei 0180-5 fallen 14<br />
Cent an. Bei der Vorwahl 0180-2 zahlen Verbraucher<br />
eine Pauschale von sechs Cent pro Anruf, unter 0180-4<br />
sind es 20 Cent. Für Anrufe von Handys zu diesen<br />
Nummern weichen die Gebühren bislang in aller Regel<br />
deutlich ab. Die Kosten müssen seit März angegeben<br />
werden, als Preisobergrenze für Handyanrufe gelten 42<br />
Cent pro Minute.<br />
0137 und 0138: Bei beiden Vorwahlen handelt es sich<br />
um Nummern, die vor allem Fernsehsender für Gewinnspiele<br />
oder bei Abst<strong>im</strong>mungen einsetzen. Für die Sender<br />
hat sich dies zu einer erheblichen Einnahmequelle<br />
entwickelt. Unter 0137-1 und 0137-5 kostet der Anruf<br />
pauschal 14 Cent aus dem Festnetz. Unter 0137-6 sind<br />
es einmalig 25 Cent, bei 0137-7 ein Euro, bei 0137-8<br />
und 0137-9 sind es 50 Cent. Auf Minutenbasis erfolgt<br />
die Abrechnung unter 0137-2, 0137-3, 0137-4 und<br />
0138. Jede angefangene Minute kostet hier 14 Cent.<br />
Die Kosten für Anrufe vom Handy weichen hiervon e-<br />
benfalls in der Regel deutlich ab.<br />
0900: Hinter der Vorwahl verbergen sich so genannte<br />
Premiumdienste, in aller Regel Unterhaltungsangebote<br />
oder Servicehotlines von Unternehmen. Feste Gebührenvorgaben<br />
für die Anbieter gibt es nicht, ein Anruf<br />
unter einer 0900-Nummer darf pro Minute aber höchstens<br />
drei Euro kosten und muss nach spätestens 60<br />
Minuten automatisch beendet werden. Daneben können<br />
sich Anbieter für eine zeitunabhängige Abrechnung entscheiden,<br />
die Kosten fallen also pro Anruf an. Hier beträgt<br />
die Gebührobergrenze 30 Euro. Die Gebühren für<br />
0900-Verbindungen müssen vor Beginn der Berechnung<br />
angesagt werden.<br />
118: Hier handelt es sich um Auskunftsnummern, bei<br />
denen ebenfalls hohe Kosten entstehen können. Ein<br />
Beispiel für eine Auskunftsnummer ist die Telefonauskunft<br />
der Telekom unter 11833. Ein Anruf aus dem Telekom-Festnetz<br />
kostet hier 1,99 Euro pro Minute. Für<br />
die Vermittlung von Gesprächen fallen weitere Gebühren<br />
an. Von Handys sind die Gebühren auch hier oft<br />
noch höher.<br />
Alternativen: Hinter jeder Servicevorwahl steckt eine<br />
normale Festnetznummer. Die geben die meisten Unternehmen<br />
aber nicht oder nur sehr ungern heraus.<br />
Trotzdem sind einige Alternativen zu teuren Servicehotlines<br />
bekannt. Sie sammelt das Internetportal 0180. info.<br />
Dort können Verbraucher anhand des Firmennamen<br />
oder der teuren Hotlinenummer<br />
nach Alternativen<br />
suchen.<br />
Reinhard Weber, Quelle:<br />
ND vom 19.Mai<br />
2010, Ratgeber Nr. 948<br />
INKLUSION—Was ist denn das schon wieder?<br />
von Heike Re<strong>im</strong>schüssel<br />
Diese Frage wird sich jetzt so mancher stellen. Es ist ein kurzes Wort für die Umgestaltung unserer Gesellschaft<br />
hin zu einer Gesellschaft, in der eine barrierefreie Teilhabe von Menschen mit Behinderung kein Fremdwort mehr<br />
ist. Das Wort Inklusion ist das deutsche Synonym aus der UN-Menschenrechtskonvention zu den Rechten von<br />
Behinderten, welche von der Regierung Deutschlands ratifiziert wurde. Für unsere Gesellschaft bedeutet dies,<br />
dass nicht nur behinderte Menschen integriert werden sollen, sondern die Gesellschaft sich so verändert, dass<br />
eine Teilnabe am Leben unabhängig von der Behinderung möglich ist. Da ist viel zu tun und auch Barrieren in<br />
den Köpfen müssen fallen. Es geht um Vieles, um einen barrierefreien Zugang zu Bildung, gesellschaftlichem<br />
Leben—kurz ein inklusives Leben von Menschen mit Behinderungen.<br />
Das bedeutet vielfache bauliche Veränderungen, nicht nur für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Die Ansprüche<br />
gehen weiter. Fortsetzung Seite 20
KURIER<br />
SEITE 20<br />
INKLUSION—Was ist denn das schon wieder? Fortsetzung von Seite 19<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Es sind Handläufe anzubringen, Spurrinnen zur taktilen Erfassung des Weges für Menschen mit Sehbehinderungen<br />
sind anzulegen, sich automatisch öffnende Türen mit Sprachansage und vieles mehr. Auch müssen Bildungssysteme<br />
geändert werden. Alle Kinder und Jugendliche haben das Recht, mit Gleichaltrigen zu lernen und<br />
zu spielen. Dafür die Voraussetzungen zu schaffen, ist die Aufgabe der Gesellschaft. Diese Rechte durchzusetzen<br />
bedingt grundlegend, dass €-Zeichen als ausschließliches Kriterium aus den Augen und den Gedanken zu<br />
verschwinden.<br />
Was bedeutet das für uns und für unsere Mandatsträger? Nachdem die Bundesregierung die Gesetze den Erfordernissen<br />
angepasst hat, ist es an uns, die Umgestaltung aktiv zu begleiten. Die Rolle der Gleichstellungsbeauftragten,<br />
der Interessenverbänden und anderen Beteiligten muss gestärkt werden. Auch in unserer Partei wird sich<br />
einiges ändern müssen. Unser Internetauftritt soll hierbei als Beispiel gelten. Wie soll sich beispielsweise ein<br />
Mensch mit eingeschränkter Sehkraft über unsere Inhalte informieren? <strong>Zur</strong> Zeit wird er es nur mit Hilfe schaffen.<br />
Der einfachste Weg wäre die akustische Hinterlegung der Mitteilungen. Für Menschen mit Lernbehinderungen ist<br />
es wichtig, unser Wahlprogramm und andere Inhalte auf unserer Internetseite und in unseren Druckartikeln auch<br />
in einfacher Sprache zu verfassen. Wir müssen daran denken, dass auch Menschen mit Behinderungen am politischen<br />
Leben teilnehmen wollen. Diese Beispiele zeigen an, wie viele Baustellen zu bearbeiten sind. Ihr seht, es<br />
ist viel zu tun.<br />
Abschließend noch ein Erlebnis zum Thema. Vor einigen Jahren war ich mit anderen Genossinnen Teilnehmerin<br />
einer Bildungsreise nach Helsinki in Finnland. Viele von uns wissen, dass die skandinavischen Länder in sozialen<br />
und bildungspolitischen Bereichen sehr fortschrittlich sind. Wir waren an einer großen Berufsschule zu Besuch.<br />
Eine Schule mit solchem Ausrüstungsstandard hatte ich noch nie gesehen. Ich fragte einen Lehrer, ob denn auch<br />
behinderte Jugendliche hier unterrichtet werden, denn ich hatte überall entsprechende Ausstattung gesehen. Der<br />
Lehrer schaute mich entsetzt an und sagte: „Ja, wo denn sonst.“ Und genau dort müssen wir hin.<br />
Pressemitteilung – Dr. Frank Thiel, 18. Juni 2010<br />
<strong>LINKE</strong> lehnt Gesetze zu Zwangseingemeindungen ab!<br />
In der heutigen Landtagssitzung wurden mit Mehrheit der Fraktionen von CDU und SPD die Gesetze<br />
zu Zwangseingemeindungen beschlossen. Dazu erklärten die Abgeordneten der <strong>LINKE</strong> aus dem<br />
<strong>Burgenlandkreis</strong>, Frank Thiel und Heidelinde Penndorf:<br />
„In den letzten Jahren hat es <strong>im</strong> Zuge der Gemeindegebietsreform vor Ort <strong>im</strong>mer wieder Gespräche<br />
und öffentliche Foren mit uns gegeben, um den Prozess der notwendigen Gemeindgebietsreform aktiv zu begleiten.<br />
Unsere Forderungen waren stets die Sicherung der kommunalen Handlungsfähigkeit vor Ort und die Beachtung der<br />
legit<strong>im</strong>en Rechte der gewählten kommunalen Vertreter. Betrachtet man einzelne Regelungen zur Zuordnung, Fragen<br />
der Neuwahl, der Kostenerstattung, der Entsendung oder der Zukunft der Gemeinde- und Ortschaftsräte, können aus<br />
Sicht der <strong>LINKE</strong>N die Beschlussempfehlungen den Erfordernissen in den Kommunen vielfach nicht gerecht werden.<br />
Insbesondere die Handlungsfähigkeit der gemeindlichen Ebene erscheint dadurch ernsthaft gefährdet. So fanden folgenlose<br />
Bürgeranhörungen statt und vernünftige Zuordnungen wurden einem politischen Kalkül geopfert. Aus rechtlichen,<br />
politischen und fachlichen Gründen haben wir deshalb das Gesetzespaket abgelehnt.<br />
Aus diesen Gründen haben wir in der namentlichen Abst<strong>im</strong>mung zum Zwangseingemeindungsgesetz <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong><br />
dagegen gest<strong>im</strong>mt. Unserer Auffassung haben sich offenbar auch Abgeordnete der Koalitionsfraktion angeschlossen,<br />
so st<strong>im</strong>mten Eva Feußner (CDU) und Daniel Sturm (CDU) ebenfalls dagegen, Hans-Jürgen Poster (CDU) st<strong>im</strong>mte<br />
mit Ja und Harry Lienau (CDU) und Kr<strong>im</strong>hild Fischer (SPD) enthielten sich. Dennoch wurde das Gesetz mit 52:33:3<br />
angenommen. Gegen das Gesetz hatte auch der Landkreis mit Landrat Harri Reiche keine Einwände erhoben.<br />
Was sich längerfristig andeutete, wurde heute zur Gewissheit: CDU und SPD werden den selbst gesetzten Zielen aus<br />
ihrem Koalitionsvertrag nicht gerecht. So fehlte von Beginn an ein Gesamtkonzept, das die unterschiedlichen Kommunalreformen<br />
sinnvoll miteinander zu verknüpften sowie in die zukünftige Landesentwicklung und Raumordnung einzubinden<br />
suchte.<br />
Für <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> bleiben bürgernahe, leistungsfähige und zukunftsgerechte Gemeindestrukturen eine wichtige und zentrale<br />
Aufgabe in Sachsen-Anhalt. Da dies in der abschließenden Behandlung des Landtages nicht sichergestellt werden<br />
konnte, lehnten die Vertreter der <strong>LINKE</strong>N das Gesamtpaket - bestehend aus dem zweiten Begleitgesetz und den Zuordnungsgesetzen<br />
- ab.“<br />
Nebra und Weißenfels, 18.06.2010
SEITE 21<br />
So war das Bildungssystem in der DDR<br />
von Winfried Steffen<br />
KURIER<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Winfried Steffen<br />
In einer Phase der Stabilisierung<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
nach der Beseitigung der vorher<br />
offenen Staatsgrenze durch die Errichtung<br />
der Berliner Mauer und die<br />
Absicherung der Staatsgrenze<br />
West, in der Zeit des Wachsens<br />
des internationalen Gewichtes<br />
der DDR und der zunehmender<br />
Abgrenzung von der BRD verabschiedete<br />
die Volkskammer der DDR das Gesetz über das<br />
einheitliche sozialistische Bildungssystem. Am 12.<br />
Juni 1964 war der Vertrag über Freundschaft, gegenseitigen<br />
Beistand und Zusammenarbeit zwischen<br />
der UdSSR und der DDR abschlossen<br />
worden. Der Ministerrat der DDR hatte am 9. September<br />
1964 Besuchsreisen von DDR-Bürgern <strong>im</strong><br />
Rentenalter in die BRD und nach Westberlin genehmigt<br />
und mit Wirkung vom 1. Dezember 1964<br />
an für alle Reisenden aus der BRD und Westberlin<br />
sowie dem westlichen Ausland den Mindestumtausch<br />
von DM-Beträgen in die Währung der DDR verfügt.<br />
Die SED-Führung erklärte ein künftiges<br />
wiedervereinigtes Deutschland nur noch als ein sozialistisches<br />
Deutschland für möglich.<br />
Das Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem,<br />
von der Volkskammer am 25. Februar<br />
1965 verabschiedet, knüpfte politisch und inhaltlich an<br />
die Ergebnisse der 1946 begonnen antifaschistischdemokratischen<br />
Schulreform an. Es beinhaltete eine<br />
aufeinander aufbauende, in sich geschlossene Struktur<br />
von Erziehung und Bildung von den Kindergärten über<br />
die Schule bis zur Fach-, Hochschule und Universität –<br />
ohne Schulgeld oder Studiengebühren. Einen zentralen<br />
Platz nahm die zehnklassige polytechnische Oberschule<br />
(POS) ein als Schule für alle Kinder des Volkes.<br />
Im ganzen Land galten einheitliche Bildungsinhalte,<br />
Lehrpläne und –programme bei Anwendung verbindlicher<br />
Lehrbücher und –materialien. Praktika für Lehrerstudenten<br />
konnten so von Rügen bis Suhl konkret vorbereitet<br />
werden. Polytechnische Bildung erfolgte in<br />
enger Zusammenarbeit mit Betrieben. Jede POS,<br />
jede Schulklasse hatte ihren Patenbetrieb.<br />
Der Zugang zu Abitur und Hochschulreife war<br />
auf zwei Wegen möglich: über die Erweiterte O-<br />
berschule (EOS) nach Abschluss der 10., später der<br />
8. Klasse – sozusagen der klassische Weg – oder<br />
über eine zumeist vierjährige Berufsausbildung. –<br />
An den Fach-, Hochschulen Lind Universitäten wurde<br />
<strong>im</strong> Allgemeinen die Regelstudienzeit eingehalten.<br />
Die Unterbringung der Studierenden –zumeist<br />
in den Bildungseinrichtungen angeschlossenen Internaten<br />
– und die Stipendien waren zwar nicht üppig<br />
und komfortabel, doch eine zusätzliche Erwerbstätigkeit<br />
zur Finanzierung des Studiums nicht notwendig.<br />
Vorlesungsbetrieb, Seminargruppen und<br />
Betreuung der Studierenden durch Lehrpersonal<br />
waren durch effektive, angemessene Kapazitäten gekennzeichnet.<br />
Jung verheiratete Studentenehepaare<br />
und alleinstehende Studentinnen mit Kleinkindern<br />
erhielten erforderlichenfalls besondere soziale Unterstützung<br />
(Wohnbedingungen, Kinderkrippen, Kindergärten).Das<br />
einheitliche sozialistische Bildungssystem<br />
war mit zwei Einschränkungen belastet.<br />
1. Bildungsinhalte – insbesondere in gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Fächern und Bereichen – waren<br />
infolge des von der SED-Führung beanspruchten<br />
Wahrheitsmonopols ideologisch überfrachtet. 2. Aus<br />
politischen und aus sozialen Gründen (soziale Herkunft:<br />
nicht aus Arbeiter- oder Bauernfamilien entstammend)<br />
wurde manchen jungen Menschen der Zugang zu EOS<br />
oder Studium versagt. Derartige Beschränkungen galten<br />
aber nicht für die Pfarrerstochter Angela Merkel.<br />
Als eine herausragende Bestschülerin nutzte sie<br />
ihre Möglichkeiten für die Qualifizierung in Moskau zur<br />
Promotion als Naturwissenschaftlerin.<br />
Von den angeführten Einschränkungen abgesehen,<br />
bildete das 1965 von der DDR-Volkskammer verabschiedete<br />
Gesetz über das einheitliche Bildungssystem<br />
die Grundlage für das bisher fortgeschrittenste<br />
Bildungssystem in der deutschen<br />
Geschichte und wurde international geschätzt. Davon<br />
zeugen u. a. die zahlreichen Absolventen<br />
der DHFK Leipzig , die erfolgreich als Wissenschaftler<br />
und Trainer <strong>im</strong> Ausland tätig sind. Die skandinavischen<br />
Länder, die sich am DDR-Bildungssystem<br />
orientierten, rangieren bei PISA-Studien auf den vorderen<br />
Plätzen.Die Chance, das noch aus Kaisers Zeiten<br />
stammende bundesdeutsche Bildungssystem <strong>im</strong> Zuge<br />
der Wiederherstellung der einheitlichen deutschen<br />
Staatlichkeit zu reformieren und zu modernisieren,<br />
wurde verpasst. Lehrermangel und Unterrichtsausfälle<br />
an den Schulen und derzeitige Aktionen von Studierenden<br />
an den Hochschulorten sind symptomatisch<br />
für die aktuellen Zustände <strong>im</strong> Bildungsbereich<br />
in unserem Land. Die für Förderung<br />
von Forschung und Bildung zuständige Bundesministerin<br />
Schawan hält Studiengebühren in Höhe von<br />
500 Euro pro Semester – auch dort, wo sie noch nicht<br />
eingeführt wurden –für völlig normal. So wird Bildung<br />
als bloße Ware vermarktet.
SEITE 22<br />
KURIER<br />
Schule von Morgen – Bildungskonzept der <strong>LINKE</strong>N für Sachsen-Anhalt<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
von Petra Hörning<br />
Für Bildung wird in Land mehr ausgegeben als anderswo,<br />
<strong>im</strong>merhin 370 Euro mehr pro Schüler <strong>im</strong><br />
Bundesdurchschnitt. Erfolge der Bemühungen<br />
sind, dass 2% Schüler mehr als <strong>im</strong> Bund den Realschulabschluss<br />
schaffen und 4 % mehr das Abitur.<br />
Soweit, so gut, wenn da nicht <strong>im</strong> Gegenzug die<br />
Defizite der bisherigen Bildungspolitik wären.<br />
Sachsen-Anhalt hat nach Mecklenburg Vorpommern<br />
die meisten Schulabbrecher und Sonderschüler.<br />
Es ist also nicht gut bestellt um die Chancengleichheit<br />
in diese Bereich. Es wird zu früh und zu rücksichtslos<br />
ausgesiebt an unseren Grundschulen.<br />
Genau das will <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> als Erstes angehen.<br />
Unsere Philosophie besteht darin, durch Entwicklung<br />
der inneren Differenzierung die äußere langfristig<br />
überflüssig zu machen. Die verbindliche<br />
Schullaufbahnempfehlung wird umgehend abgeschafft<br />
und damit auch die Möglichkeit und Notwendigkeit<br />
zu Eignungstests. Dieses Testverfahren<br />
hatten sich zunehmend zu einem Alptraum für<br />
die Kinder und ihre Familien entwickelt. Der Druck<br />
ist riesig, der derzeit auf den kleinen Schultern lastet.<br />
Die Quote der SchülerInnen, die über ihre<br />
Grundschulen den direkten Weg auf ein Gymnasium<br />
finden, fiel erstaunlicherweise sehr unterschiedlich<br />
aus. Sie schwankte von 15% bis 83 %<br />
allein <strong>im</strong> <strong>Burgenlandkreis</strong>. Allein diese Zahlen zeigen<br />
deutlich, wie überfordert die Grundschullehrer<br />
mit dem Einschätzen der ihnen anvertrauten Kinder<br />
nach 3 ½ Jahren sind. Zusätzlich erreichten<br />
allein in der Grundschule Tröglitz in den letzten<br />
Jahren bis zu zehn Kinder pro Klasse das Klassenziel<br />
nicht, mussten also eine Klasse wiederholen.<br />
Dies führt zu Frustration und Selektion und<br />
oftmals in die Lernbehindertenschulen und zeigt<br />
deutlich die Förderdefizite schon <strong>im</strong> Bereich der<br />
Grundschulen.<br />
Das Konzept der Linken sieht in der ersten Stufe<br />
vor, die Sekundarschule inhaltlich aufzuwerten,<br />
zu stärken und umzubauen und mit einer gymnasialen<br />
Option ab der 10 Klasse auszustatten. Dazu<br />
gehört das Angebot einer zweiten Fremdsprache.<br />
Die Berufschulen sollen mit allen anderen Schulformen<br />
eng in Schulverbünden und Schulzentren<br />
zusammenarbeiten. Ein Gymnasium kann alle<br />
Schulabschlüsse verleihen. Das Angebot ist also<br />
bis zur 10. Klasse so ähnlich, dass Eltern eher Örtlichkeiten<br />
als Schulform als Auswahlkriterium sehen<br />
können. Die Grundschulen bleiben wie bisher<br />
erhalten. Somit bleibt die räumliche Nähe erhalten.<br />
Die Schulreform ist in zwei Schritten geplant.<br />
Der erste bis 2017 bezieht sich auf<br />
Inhalte und Räumlichkeiten bleiben davon unberührt.<br />
In allen Schulformen wird ein polytechnisches<br />
Element integriert. Die Hauptschule entfällt.<br />
Schülerinnen und Schüler, die trotz intensiver Förderung<br />
den Realschulabschluss nicht erreichen,<br />
erhalten einen Hauptschulabschluss.<br />
Integratives Lernen wird weitestgehend gefördert.<br />
Alle Schulformen müssen sich, entsprechend der<br />
Behindertenrechtskonvention UN, Schülern mit<br />
Behinderungen und Beeinträchtigungen öffnen.<br />
Das erfordert Barrierefreiheit für alle Schulen.<br />
Bis auf wenige Ausnahmen entfallen schrittweise<br />
alle Förderschulen in den Schuljahrgängen eins<br />
bis vier. Förderzentren schlagen die Entwicklung in<br />
Schulnetzwerke ein, die die sonderpädagogische<br />
Fachkompetenz für die in ihnen zusammengeschlossenen<br />
allgemeinen Schulen koordinieren<br />
und bedarfsgerecht entwickeln. Die Förderschullehrkräfte<br />
entwickeln gemeinsam mit ihren Kolleginnen<br />
und Kollegen an den allgemein bildenden<br />
Schulen integrative Lernprozesse.<br />
Ein wichtiger Aspekt des Bildungskonzepts ist die<br />
Stärkung der Verantwortung der Kommunen. Das<br />
Land verzichtet dann auf Schulmindestgrößen und<br />
übergibt den Landkreisen einen Lehrerpool, den<br />
diese dann selbstständig verwalten. Der Kreis und<br />
die Kommunen planen dann ihr Schulnetz, dem<br />
durch die Lehrerzuweisung Grenzen gesetzt sind.<br />
Dies soll zur Erschließung von regionalen Ressourcen<br />
führen. Das Land fördert die Bildung von<br />
Netzwerken und Projekten u.a. auch mit Hochschulen,<br />
Wirtschaftsunternehmen und Institutionen.<br />
Die Fortbildung der Lehrkräfte muss Mittelpunkt<br />
des Bemühens um eine Veränderung der Schullandschaft<br />
sein. Die Anforderungen an das Lehramtstudium<br />
und Weiterbildungsstudiengängen<br />
müssen inhaltlich angepasst werden.<br />
Der sich abzeichnende massive Lehrermangel, der<br />
von den bisherigen Regierungen verschuldet wurde,<br />
muss mit einem komplexen Maßnahmenpaket<br />
angegangen werden.
SEITE 23<br />
Waltraut Selzer<br />
24.12.1926 – 30.05.2010<br />
Nach langer schwerer Krankheit haben<br />
wir mit ihr ein langjähriges Mitglied<br />
unserer Partei verloren.<br />
Die Basisorganisation Droyßig<br />
KURIER<br />
CLARA - NEU AB 19. Juni<br />
SPENDE ERBETEN!<br />
Das ist gerecht<br />
Zentrales Thema der neuesten Ausgabe<br />
des Fraktionsmagazins sind<br />
Wege aus der Krise. Die Regierung<br />
will die Kosten abwälzen. Spekulanten und Verursacher<br />
der Krise sollen verschont bleiben.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> fordert: Spitzensteuersatz erhöhen!<br />
Vermögensteuer wieder einführen! Finanztransaktionssteuer<br />
durchsetzen! Erbschaftsteuer<br />
reformieren! Das ist gerecht! Ausgabe lesen<br />
18.06.2010 – Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. <strong>im</strong> Deutschen Bundestag<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> zeigt Wege aus der Krise<br />
Gewerkschafter aus Griechenland, Portugal, Spanien<br />
und Deutschland berichten bei einer Anhörung<br />
»Wege aus der Krise – welcher Kurs führt<br />
zum Ziel?« der Fraktion <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> am 16. Juni aus<br />
erster Hand über ihre Erfahrungen mit der Finanzund<br />
Wirtschaftskrise.<br />
In ihrem Land, so schildert Margarita Tsomou, Aktivistin<br />
und Dokumentaristin aus Griechenland, gab es<br />
schon sechs Generalstreiks. Menschen, die noch nie<br />
in ihrem Leben demonstriert oder gestreikt haben –<br />
Apotheker, Anwälte, Bankangestellte -, gehen jetzt auf<br />
die Straße, um gegen das IWF-Paket zu protestieren.<br />
Apostolia Fragkou, Vorstandsmitglied des griechischen<br />
Gewerkschaftsbundes OIYE, fordert einen Erlass<br />
der Schulden. Griechenland wird nicht in der Lage<br />
sein, diese Schulden zurückzuzahlen. In Spanien rufen<br />
die Gewerkschaften am 29. September zu einem<br />
Generalstreik gegen die Kürzungen des sozialdemokratischen<br />
Ministerpräsidenten Zapatero auf, sagt<br />
Francisco Figueroa Alcarazo, Leitungsmitglied der<br />
Gewerkschaften Federactión<br />
Industrial. Die<br />
Armut n<strong>im</strong>mt wegen<br />
der zunehmenden Arbeitslosigkeit<br />
schnell<br />
zu. Aber auch Menschen,<br />
die Arbeit haben,<br />
müssen mit weniger<br />
Einkommen auskommen.<br />
Francisco<br />
Alves da Silva Ramos,<br />
Vorstandsmitglied des<br />
Gewerkschaftsbundes<br />
FIEQUIMETAL aus<br />
Portugal, zeichnet ein<br />
ähnliches Bild wie die<br />
Gewerkschafter aus<br />
Griechenland und Spanien.<br />
Allerdings ist er skeptischer, was einen Generalstreik<br />
in Portugal betrifft.<br />
Klaus Ernst sieht vergleichsweise Probleme in<br />
Deutschland. Die Menschen haben große Angst um<br />
ihren Arbeitsplatz. Das hindert sie, höhere Löhne zu<br />
fordern oder für ihre Rechte zu streiken. Gregor Gysi<br />
unterstreicht den großen Bedarf an einer starken Linken<br />
in Europa und äußert die große Sorge, dass<br />
Rechtspopulisten die Krise für sich nutzen könnten.<br />
Mehrdad Payandeh vom DGB ist entsetzt, dass die<br />
falsche Politik der Kanzlerin auf ganz Europa ausgedehnt<br />
wird. Gesine Lötzsch fordert zum Abschluss der<br />
Anhörung, dass die Linken in Europa sich besser vernetzen<br />
müssen. "Die Regierungen und das Kapital<br />
sind uns um Längen voraus. Das müssen wir gemeinsam<br />
ändern", appelliert sie an die Teilnehmenden des<br />
Treffens. <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wird weiter konsequent ihre Alternativen<br />
zu Sozialabbau und Umverteilung von unten<br />
nach oben in den Bundestag einbringen.