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Konzeption einer<br />

Bereichsergebnisrechnung<br />

auf Basis<br />

einer Werteflussanalyse<br />

Rosemarie Pichler<br />

Frank Zimmermann<br />

Wolfram Stengel<br />

Rosemarie Pichler<br />

Frank Zimmermann<br />

Wolfram Stengel<br />

Erschienen in:<br />

Controlling<br />

Verlag C. H. Beck, München<br />

Heft 11, November 2010<br />

Seiten 625-632


625<br />

Mag. Rosemarie Pichler<br />

ist Managing Consultant<br />

bei der <strong>Management</strong>beratung<br />

<strong>Horváth</strong><br />

&<strong>Partners</strong>, Stuttgart<br />

und externe Lehrbeauftragte<br />

an der Alpen-<br />

Adria-Universität Klagenfurt.<br />

rpichler@<br />

horvath-partners.com<br />

MBA, Dipl.-Kfm. (FH)<br />

Frank Zimmermann ist<br />

Senior Project Manager<br />

und Prokurist bei der<br />

<strong>Management</strong>beratung<br />

<strong>Horváth</strong> & <strong>Partners</strong>,<br />

Stuttgart.<br />

Wolfram Stengel ist CFO<br />

für das Segment Service<br />

bei der Demag Cranes<br />

AG.<br />

Konzeption einer<br />

Bereichsergebnisrechnung auf<br />

Basis einer Werteflussanalyse<br />

Beschreibung einer Methodik am Beispiel der<br />

Demag Cranes AG<br />

Rosemarie Pichler, Frank Zimmermann und Wolfram Stengel<br />

Die Einführung einer Bereichsergebnisrechnung erfordert das Finden geeigneter<br />

Transferpreise, um den Leistungsaustausch zwischen den Bereichen<br />

des Unternehmens zu bewerten. Diese Transferpreise ermöglichen<br />

die Messung der Wertschöpfungsleistung der Teilbereiche und gelten darüber<br />

hinaus als erfolgsversprechendes Konzept dezentraler Steuerung –<br />

immer vorausgesetzt, die Organisationsstruktur ist bereits optimal gestaltet.<br />

Da dies in der Praxis häufig nicht der Fall ist, wird im vorliegenden Beitrag<br />

am Beispiel der Demag Cranes AG eine sehr umfassende Methodik<br />

zur Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung vorgestellt. Diese setzt<br />

den Ausgangspunkt in der Analyse und Neugestaltung der Unternehmensstruktur<br />

und berücksichtigt gleichzeitig eine spätere Implementierung<br />

in SAP.<br />

Stichwörter<br />

Bereichsergebnisrechnung<br />

Organisationsstruktur<br />

Transferpreise<br />

Werteflussanalyse<br />

Wertschöpfungskette<br />

........................................................<br />

1. Problemstellung<br />

........................................................<br />

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich<br />

mit der Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />

am Beispiel der Demag<br />

Cranes AG. Die <strong>Management</strong>beratung<br />

<strong>Horváth</strong> & <strong>Partners</strong> wurde im April 2008<br />

mit dieser Aufgabe und der zusätzlichen<br />

Anforderung betraut, eine spätere Umsetzung<br />

dieses Konzepts in einer SAP-systemgestützten<br />

IT-Landschaft zu gewährleisten.<br />

Bei der Konzeption der Bereichsergebnisrechnung<br />

wurde eine Bewertungsform<br />

der bereichsüberschreitenden Verrechnungen<br />

auf Basis von Transferpreisen gewählt,<br />

die allerdings nur bei einer bestmöglich<br />

gestalteten Organisationsstruktur<br />

die gewünschten Ergebnisse erzielt.<br />

Dies ist jedoch bei vielen Unternehmen<br />

nicht der Fall. Teilbereiche sind oft gewachsene<br />

Strukturen, die sich im Laufe<br />

des Lebenszyklus von Unternehmen herausgebildet<br />

haben. Dadurch ist die Leistungserbringung<br />

der einzelnen Bereiche<br />

nicht immer effizient definiert. Um eine<br />

optimale Steuerung von dezentralen Verantwortungsbereichen<br />

mittels Transferpreisen<br />

zu erreichen, ist daher in einem<br />

ersten Schritt die Organisationsstruktur<br />

zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.<br />

Dieser umfassende Ansatz wurde auch<br />

bei der Einführung einer Bereichsergebnisrechnung<br />

für die Demag Cranes AG<br />

gewählt. Vor der Gestaltung der Transferpreise<br />

wurde die vorhandene Bereichsstruktur<br />

analysiert und neu definiert. Als<br />

Modell dafür dienten die Wertschöpfungskette<br />

von Porter und eine darauf<br />

aufbauende, projektspezifische Werteflussanalyse.<br />

In der vorliegenden Arbeit werden die<br />

einzelnen Schritte der Konzeptionierung<br />

der Bereichsergebnisrechnung beschrieben.<br />

Vorab erfolgen eine Abgrenzung der<br />

behandelten Thematik und eine kurze<br />

Beschreibung des Unternehmens Demag<br />

Cranes AG.<br />

........................................................<br />

2. Thematische Abgrenzung<br />

........................................................<br />

Der zunehmenden Heterogenität und<br />

Komplexität der Märkte begegnet das<br />

Marketing mit dem Instrument der Segmentierung,<br />

also dem Aufbrechen des<br />

Gesamtmarktes in Teilmärkte. Damit<br />

kann, dem Grundgedanken des Marketings<br />

folgend, den heterogenen Bedürfnissen<br />

des Markts durch differenzierte<br />

Marktleistungen entsprochen werden<br />

(vgl. Meffert, 2000, S. 9 und S. 181 ff.).<br />

22. Jahrgang 2010, Heft 11


626<br />

CONTROLLING-WISSEN<br />

Wird in diese marktorientierte Sicht auch<br />

die Unternehmenssicht miteinbezogen,<br />

spricht man von der Bildung Strategischer<br />

Geschäftsfelder. Strategische Geschäftsfelder<br />

werden verstanden als Teilbereiche<br />

des Unternehmens mit eigenständiger<br />

Marktaufgabe (Marktsicht)<br />

und eigenständiger Ergebnisverantwortung<br />

(Unternehmenssicht) (vgl. Homburg/Krohmer,<br />

2006, S. 433 f.).<br />

Aus Sicht der Unternehmenspraxis stellt<br />

sich die Frage nach der Verankerung solcher<br />

Strategischer Geschäftsfelder in der<br />

unternehmensinternen Organisationsstruktur.<br />

Anders formuliert: Wie müssen<br />

die Teilbereiche eines Unternehmens gestaltet<br />

sein, um bei bestmöglicher Befriedigung<br />

der Teilmärkte auch die Leistungserstellung<br />

des Gesamtunternehmens<br />

zu optimieren?<br />

Ein möglicher Ansatzpunkt zur Beantwortung<br />

dieser Frage findet sich im Controlling<br />

im Diskurs über pretiale Lenkung,<br />

also der Steuerung dezentraler Verantwortungsbereiche<br />

über Transferpreise.<br />

Die Diskussion ist ein „uraltes Thema“<br />

(Neus, 1997, S. 57). Sie gehört bis heute<br />

zu den meist adressierten (vgl. Pfaff/<br />

Pfeiffer, 2004, S. 296) und zugleich herausforderndsten<br />

Aufgaben des Controllings<br />

(vgl. Hummel/Pedell, 2009, S. 578).<br />

Transferpreise, auch als Verrechnungsoder<br />

Lenkungspreise bezeichnet, werden<br />

für Produkte oder Leistungen gebildet,<br />

die innerbetrieblich, also zwischen Teilbereichen<br />

eines Unternehmens oder<br />

Konzerns ausgetauscht werden. Als wichtigste<br />

Funktion von Transferpreisen wird<br />

in der Literatur die Koordination gesehen,<br />

d. h., die Teilbereiche des Unternehmens<br />

werden durch Transferpreise so gelenkt,<br />

dass aus Sicht des Gesamtunternehmens<br />

das optimale Ergebnis erreicht<br />

wird (vgl. Mensch, 2003, S. 925 ff.; zu den<br />

Funktionen von Transferpreisen vgl.<br />

auch: Hummel/Pedell, 2009, S. 580 f.). In<br />

der Unternehmenspraxis werden innerbetriebliche<br />

Transferpreise nach einer<br />

empirischen Studie von Pfaff/Pfeiffer<br />

(2006, S. 520) hauptsächlich als Instrument<br />

zur Erfolgsermittlung von Unternehmensbereichen<br />

eingesetzt. An zweiter<br />

Stelle folgt aber auch hier die Koordinationsfunktion.<br />

Transferpreise, und darauf<br />

wird in der Literatur mehrfach hingewiesen,<br />

können jedoch nur ein Aspekt einer<br />

erfolgreichen dezentralen Steuerung sein<br />

und müssen vor allem in Zusammenhang<br />

mit der Organisationsstruktur diskutiert<br />

werden (vgl. Schulze/Weiler, 2007,<br />

S. 107; Pfaff/Pfeiffer, 2004, S. 314; Neus,<br />

1997, S. 42 ff.).<br />

Zusammengefasst bedeutet dies, dass<br />

eine Lenkung dezentraler Unternehmensbereiche<br />

über Transferpreise erst<br />

dann möglich wird, wenn eben diese Unternehmensbereiche<br />

bereits bestmöglich<br />

gestaltet sind. In der Praxis finden sich<br />

hier aber zumeist gewachsene Strukturen,<br />

die sich im Lebenszyklus von Unternehmen<br />

mehr oder weniger stark herausgebildet<br />

haben.<br />

Ist dies der Fall, so ist bei der Konzipierung<br />

einer Bereichsergebnisrechnung bereits<br />

bei der Definition und Ausgestaltung<br />

der Bereichsstruktur anzusetzen. In<br />

der vorliegenden Arbeit wurde dafür das<br />

Modell der Wertschöpfungskette herangezogen<br />

(vgl. dazu auch Swoboda et al.,<br />

2008, S. 532 ff.). Die Wertschöpfungskette,<br />

synonym auch als Wertekette bezeichnet,<br />

geht auf Porter (vgl. Porter, 1980) zurück<br />

und stellt eine prozessorientierte<br />

Betrachtung von Unternehmen dar. Die<br />

Grundidee dabei ist, das Unternehmen<br />

als Kombination wertschöpfender Aktivitätenzubetrachten.Porter<br />

unterscheidet<br />

zwischen sekundären und primären Aktivitäten.<br />

Sekundäre Wertschöpfungsaktivitäten<br />

sind nicht direkt am Wertschöpfungsprozess<br />

beteiligt, sondern wirken<br />

unterstützend. Darunter fallen etwa <strong>Management</strong><br />

oder Research & Development.<br />

Die primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />

sind dagegen direkt am Wertschöpfungsprozess<br />

beteiligt. Je nach Art des Unternehmens<br />

sind andere Aktivitäten relevant.<br />

Wichtige primäre Wertschöpfungsaktivitäten<br />

des hier untersuchten Unternehmens<br />

sind Produktion, Vertrieb und<br />

Field Service (vgl. Abb. 1).<br />

........................................................<br />

3. Beschreibung des<br />

Unternehmens<br />

........................................................<br />

Die Demag Cranes AG ist einer der weltweit<br />

führenden Anbieter von Industriekranen,<br />

Krankomponenten, Hafenkranen<br />

und Technologien zur Hafenautomatisierung.<br />

Services, insbesondere Instandhaltung<br />

und Modernisierung, sind ein weiteres<br />

Kernelement des Leistungsspektrums.<br />

Im Geschäftsjahr 2008/2009 erwirtschaftete<br />

die Demag Cranes AG mit<br />

knapp 6.000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von rund 1,05 Mrd. Euro. Mehr als die<br />

Hälfte des Konzernumsatzes (546 Mio.<br />

Euro) steuerte das Segment Industriekrane<br />

bei, die Segmente Hafentechnologie<br />

und Services trugen 204 Mio. Euro respektive<br />

298 Mio. Euro zum Gesamtumsatz<br />

des Unternehmens bei.<br />

Der Konzern Demag Cranes befindet sich<br />

nach dem im Jahr 2006 erfolgten Börsengang<br />

zurzeit in einer fortschreitenden<br />

Phase der Integration. Konzernweite<br />

Funktionen wie z. B. Controlling, IT,<br />

Buchhaltung etc. werden zukünftig als<br />

„Shared Services“ von der Zentrale geleistet.<br />

Vor diesem Hintergrund ergab<br />

sich unter anderem die Notwendigkeit,<br />

die Methodiken im Controlling konzernweit<br />

zu vereinheitlichen. In diesem Kontext<br />

ist auch das hier beschriebene Projekt,<br />

Einführung einer neuen Bereichsergebnisrechnung,<br />

zu sehen.<br />

Als komplexeste Einzelgesellschaft im<br />

Konzern wurde die Demag Cranes &<br />

Components GmbH mit Sitz in Wetter an<br />

der Ruhr für die Pilotierung der Bereichsergebnisrechnung<br />

ausgewählt. Die<br />

am Beispiel der Demag Cranes & Components<br />

GmbH entwickelte Systematik soll<br />

nach erfolgter Umsetzung sukzessive auf<br />

alle Gesellschaften im Konzern ausgerollt<br />

werden.<br />

Die Konzeption der Bereichsergebnisrechnung<br />

wird in diesem Beitrag am Beispiel<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH dargestellt. Zum besseren Verständnis<br />

der nachfolgenden Ausführungen<br />

soll das Leistungsspektrum der<br />

GmbH kurz beschrieben werden. Das<br />

Unternehmen ist in den Segmenten Industriekrane<br />

und Services tätig.<br />

Im Segment Industriekrane werden folgende<br />

Produktgruppen unterschieden:<br />

(Kran-)Komponenten: Dazu zählen<br />

Produkte wie beispielsweise Seilzüge<br />

oder Kettenzüge. Diese werden entweder<br />

direkt an Endkunden verkauft<br />

oder sie gehen in andere Produkte –<br />

und hier insbesondere in Krane – ein.<br />

Krane: Hier wird zwischen Standardund<br />

Prozesskranen unterschieden.<br />

Standardkrane bestehen aus standardisierten<br />

Modulen für industrielle Infrastrukturanwendungen.<br />

Prozesskrane<br />

sind individuell in den Wertschöpfungsprozess<br />

des Kunden eingebunden.<br />

Im Segment Services werden folgende<br />

Leistungsgruppen unterschieden:<br />

CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG


Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 627<br />

Sekundäre<br />

Wertschöpfungsstufen<br />

Zentral<br />

Demag Cranes AG<br />

Zentral<br />

Demag Cranes &<br />

Components GmbH<br />

Konzernleitung<br />

Segmentleitung<br />

Produktmanagement und R&D<br />

Design &<br />

Konstruktion<br />

Fertigung &<br />

Werks-<br />

Montage<br />

Baustellen-<br />

Montage<br />

Vertrieb<br />

Field<br />

Service<br />

Zentral<br />

Demag Cranes &<br />

Components GmbH<br />

Dezentral<br />

Primäre Wertschöpfungsstufen<br />

Abb. 1: Wertschöpfungskette der Demag Cranes AG (Ausgangssituation)<br />

Ersatzteile<br />

Field Service: Unter Field Service werden<br />

Instandhaltungsleistungen an bestehenden<br />

Demag Anlagen verstanden,<br />

die bei den Kunden vor Ort durchgeführt<br />

werden.<br />

Umrüstungen: Hierunter subsumiert<br />

wird das Umrüsten und Modernisieren<br />

bestehender Krananlagen. Für die<br />

Durchführung werden Komponenten<br />

benötigt.<br />

........................................................<br />

4. Konzeption der<br />

Bereichsergebnisrechnung<br />

........................................................<br />

Den Ausgangspunkt der Konzeption der<br />

Bereichsergebnisrechnung bildeten die<br />

Analyse und Neudefinition der Bereichsstruktur.<br />

Als Basismodelle dafür dienten<br />

die Wertschöpfungskette von Porter und<br />

eine darauf aufbauende, projektspezifische<br />

Werteflussanalyse. Im Folgenden<br />

werden die einzelnen Schritte der Konzeption<br />

ausführlich beschrieben.<br />

Schritt 1: Analyse der<br />

Wertschöpfungskette<br />

Den ersten Schritt der Konzeption der<br />

Bereichsergebnisrechnung bildete eine<br />

Analyse der Wertschöpfungskette. Dem<br />

Grundgedanken Porters folgend (vgl. Porter,<br />

2000, S. 63 ff.), wurde die Demag Cranes<br />

& Components GmbH nicht isoliert<br />

betrachtet, sondern das Aufgabenfeld<br />

wurde im Verbund mit der Wertschöpfungskette<br />

des Konzerns Demag Cranes<br />

AG analysiert. Abb. 1 zeigt die Wertschöpfungskette<br />

mit den für das Projekt<br />

relevanten Wertschöpfungsstufen der Demag<br />

Cranes AG und die Rolle der Beteiligung<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH. Die Grafik beschreibt den Stand<br />

zum Zeitpunkt der Projektarbeit. Für die<br />

Zukunft ist eine weitergehende Integration<br />

der GmbH in den Konzern und damit<br />

eine weiter Übernahme von Aufgaben<br />

durch die Konzernzentrale geplant.<br />

Der Konzern Demag Cranes AG ist verantwortlich<br />

für alle strategischen Entscheidungen<br />

in den Segmenten Industriekrane<br />

und Services. Dementsprechend<br />

ist auch die Segmentleitung dem<br />

Konzern zugeordnet. Die Rolle der Demag<br />

Cranes & Components GmbH im<br />

Konzernverbund ist dennoch eine sehr<br />

bedeutende. Aus Konzernsicht nimmt die<br />

GmbH wesentliche, zentral ausgerichtete<br />

Wertschöpfungsstufen wahr (vgl. Abb. 1).<br />

Bei den sekundären (unterstützenden)<br />

Wertschöpfungsstufen finden sich Produktmanagement<br />

und Research & Development<br />

(R&D) in der Verantwortungshoheit<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH. Die primären Wertschöpfungsstufen<br />

unterscheiden sich je nach Produktgruppe.<br />

In der Gesamtbetrachtung<br />

können die primären Wertschöpfungsstufen<br />

in den Produktionsprozess sowie<br />

in Vertrieb und Field Service gegliedert<br />

werden. Der Vertrieb von Demag-Leistungen<br />

an Dritte und die Durchführung<br />

des Field Service sind dezentral organisiert<br />

und werden nach Ländern differenziert.<br />

Die Verantwortungshoheit besitzen<br />

selbstständige oder zum Konzern gehörende<br />

Unternehmen sowie ein Teilbereich<br />

der Demag Cranes & Components GmbH:<br />

Auslandsgesellschaften (ALGs): ALGs<br />

sind mittelbar 100 prozentige Töchter<br />

der Demag Cranes AG. Die Hauptaufgaben<br />

der ALGs sind der Vertrieb von<br />

Demag-Leistungen und die Durchführung<br />

von Field Service im jeweiligen<br />

Land. Die Demag-Leistungen beziehen<br />

die ALGs von der Demag Cranes &<br />

Components GmbH.<br />

Auslandsvertretungen (ALVs): ALVs<br />

sind rechtlich selbstständige Unternehmen,<br />

die nicht zum Mutterkonzern gehören.<br />

Ihr Aufgabenfeld ist mit dem<br />

der ALGs vergleichbar.<br />

Landesgesellschaft Deutschland<br />

(LGD): Vertrieb und Service in<br />

Deutschland wird von der LGD wahrgenommen.<br />

Die LGD ist ein Unternehmensbereich<br />

der Demag Cranes &<br />

Components GmbH und damit rechtlich<br />

nicht selbstständig.<br />

In geringerem Umfang liefert die Demag<br />

Cranes & Components GmbH Leistungen<br />

direkt an Endkunden im Ausland. Dieser<br />

Distributionskanal wird als Direktexport<br />

(DEX) bezeichnet.<br />

Die Leistungserstellung selbst erfolgt aus<br />

Konzernsicht größtenteils zentral in der<br />

Demag Cranes & Components GmbH.<br />

Der Produktionsprozess beginnt mit Design<br />

& Konstruktion. Darunter wird das<br />

Customizing der Produkte verstanden,<br />

22. Jahrgang 2010, Heft 11


628<br />

CONTROLLING-WISSEN<br />

DEMAG<br />

LGD<br />

DEMAG<br />

Process Cranes<br />

DEMAG<br />

Components<br />

DEMAG<br />

Leitung und<br />

Shared Service<br />

W e r t s c h ö p f u n g s k e t t e<br />

Sekundäre<br />

Wertschöpfungsstufen<br />

Primäre<br />

Wertschöpfungsstufen<br />

G&A<br />

R&D und<br />

Produkt-Mgt.<br />

Design &<br />

Konstruktion<br />

Fertigung &<br />

Werksmontage<br />

Baustellen-<br />

Montage<br />

Vertrieb<br />

Field Service<br />

Abb. 2: Analyse der bestehenden Bereichsstruktur<br />

die dadurch den kundenspezifischen Anforderungen<br />

angepasst werden. Die nächste<br />

Stufe im Produktionsprozess ist die Fertigung<br />

& Werksmontage der Produkte.<br />

Diese ersten beiden Produktionsstufen<br />

sind im Wesentlichen zentral organisiert.<br />

Lediglich Standardkrane und in geringem<br />

Umfang Prozesskrane werden auch von<br />

ALGs und ALVs designt und gefertigt. Die<br />

dafür benötigten Komponenten werden<br />

aber stets von der Demag Cranes & Components<br />

GmbH bezogen. Der Produktionsprozess<br />

schließt mit der Baustellenmontage,<br />

die bei den Kunden vor Ort<br />

durchgeführt wird und daher dezentral<br />

organisiert ist. Ausgeführt wird diese Leistung<br />

von der LGD, den ALGs und ALVs.<br />

Schritt 2: Analyse der Ist-Bereichsstruktur<br />

Wie im ersten Analyseschritt festgestellt<br />

wurde, verfügt die Demag Cranes & Components<br />

GmbH über ein sehr breites Leistungsspektrum.<br />

Dementsprechend hatte<br />

sich im Unternehmen bereits eine (eher<br />

informelle) Bereichsstruktur gebildet. Im<br />

zweiten Schritt wurde geprüft, ob diese<br />

Teilbereiche geeignet sind, die Leistungserstellung<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH im Verbund der Demag<br />

Cranes AG bestmöglich zu gestalten. Zur<br />

Analyse der Bereiche wurde wiederum<br />

die Porter’sche Wertschöpfungskette herangezogen<br />

(vgl. Abb. 2).<br />

Die sekundären Wertschöpfungsstufen<br />

wurden auf zwei für das Projekt relevante<br />

Stufen reduziert. Sie werden nunmehr<br />

gebildet von General & Administration<br />

(G&A) sowie Research & Development<br />

(R&D) und Produktmanagement. Die<br />

primären Wertschöpfungsstufen wurden<br />

bereits im vorangegangenen Analyseschritt<br />

beschrieben. Sie enthalten die Vertriebs-<br />

und Herstellkosten.<br />

Durch den Aufriss der Unternehmensbereiche<br />

nach der Wertschöpfungskette<br />

wird nun ersichtlich, welche Wertschöpfungsstufen<br />

die einzelnen Teilbereiche<br />

aufweisen. Im Modell wird dies durch das<br />

Vorhandensein eines Kästchens veranschaulicht.<br />

Ein gestricheltes Kästchen bedeutet,<br />

dass die Leistungserbringung in<br />

einem anderen Bereich erfolgt ist und<br />

hierhin verrechnet wird.<br />

Auf Basis dieses Modells wurde eine Werteflussanalyse<br />

durchgeführt. Dabei wurde<br />

für jede Produktgruppe der Weg der Leistungserstellung<br />

in der Demag Cranes &<br />

Components GmbH nachgezeichnet. Zur<br />

Veranschaulichung ist ein solcher Wertefluss<br />

in Abb. 3 dargestellt (Dem Wertefluss<br />

in Abb. 3 liegt die neue Bereichsstruktur<br />

der Demag Cranes & Components GmbH<br />

zugrunde. Er entspricht damit dem im<br />

Projekt definierten Soll-Wertefluss und ist<br />

deshalb unter Schritt 3 der Konzeption<br />

eingegliedert.). Aus der Analyse der Werteflüsse<br />

konnten insbesondere folgende Informationen<br />

generiert werden:<br />

Prozessorientierte Beschreibung der<br />

Unternehmensbereiche<br />

Durch die Analyse der Werteflüsse<br />

konnte transparent gemacht werden,<br />

welche Aufgaben die jeweiligen Teilbereiche<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH in den einzelnen Wertschöpfungsstufen<br />

wahrnehmen.<br />

Interdependenzen der Teilbereiche bei<br />

der Leistungserstellung<br />

Die in Kapitel 3 beschriebenen Produktgruppen<br />

des Unternehmens haben<br />

keine zur Gänze separierbaren<br />

Fertigungsprozesse, sondern weisen<br />

zahlreiche Interdependenzen auf, z. B.<br />

gehen Komponenten in die Produk-<br />

CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG


Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 629<br />

Beispielwertefluss: Prozesskran (PRC), Vertrieb in Deutschland<br />

Vertrieb & Service<br />

DEMAG LGD<br />

Kranwerk<br />

DEMAG<br />

Process<br />

Cranes<br />

DEMAG<br />

Components<br />

DEMAG<br />

After Market<br />

DEMAG<br />

Leitung und<br />

Shared Service<br />

G&A<br />

R&D und<br />

Produkt-Mgt.<br />

Prozesskrane<br />

Standardkrane<br />

Crane Set, Seilzug<br />

Standardkrane<br />

KBK, Kettenzug,<br />

Antriebstechnik<br />

Ersatzteile<br />

Ersatzteile<br />

Werksreparatur<br />

Ersatzteile<br />

Werksreparatur<br />

Field Werksreparatur Service<br />

Field Service<br />

Umrüstungen<br />

Design &<br />

Konstruktion<br />

Standardkrane<br />

Standardkrane<br />

Umrüstungen<br />

Standardkrane<br />

PSP-Element<br />

3<br />

Design &<br />

Prozesskrane<br />

Konstruktion<br />

PRC<br />

PSP-Element<br />

5<br />

Crane Set, ggf. Seilzug Design &<br />

KBK, Kettenzug,<br />

Antriebstechnik Konstruktion<br />

Komponenten<br />

Umrüstungen<br />

Fertigung und<br />

Werksmontage<br />

Umrüstungen<br />

Standardkrane<br />

Fertigungsauftrag<br />

7<br />

Fertigung und<br />

Prozesskrane<br />

Werksmontage<br />

PRC<br />

Fertigungsauftrag<br />

6<br />

Crane Fertigung Set, Seilzug und<br />

KBK, Kettenzug,<br />

Antriebstechnik Werksmontage<br />

Komponenten<br />

Werksreparatur<br />

Werksreparatur<br />

Umrüstungen<br />

Baustellen-<br />

Montage<br />

Serviceauftrag<br />

Prozesskrane<br />

Prozesskrane<br />

8<br />

Standardkrane<br />

Prozesskrane<br />

Standardkrane<br />

Prozesskrane Baustellen-<br />

KBK Standardkrane<br />

KBK Standardkrane Montage PRC<br />

KBK Ersatzteile<br />

Ersatzteile<br />

Umrüstungen (Montage )<br />

Serviceauftrag<br />

9<br />

Baustellen-<br />

Prozesskrane<br />

Montage PRC<br />

(Inbetriebnahme)<br />

Vertrieb<br />

Prozesskrane,<br />

Prozesskrane<br />

Kundenauftrag<br />

Prozesskrane,<br />

Standardkrane 1<br />

Standardkrane<br />

Prozesskrane<br />

Standardkrane<br />

Crane Kundenauf-<br />

Set, Seilzug, KBK,<br />

Standardkrane<br />

Crane Set, Seilzug, KBK,<br />

Standardkrane<br />

Crane Kettenzug, trag: Set, PRC<br />

Antriebstechnik,<br />

Seilzug, KBK,<br />

Kettenzug, Antriebstechnik<br />

Kettenzug, Ersatzteile, Werksreparatur,<br />

Antriebstechnik<br />

Ersatzteile, Werksreparatur<br />

Field Service, Umrüstungen<br />

Standardkrane<br />

Interner Vertrieb<br />

2<br />

Interner<br />

Prozesskrane<br />

Vertrieb: PRC<br />

Interner Vertrieb<br />

Crane 4 Set, Seilzug Interner<br />

KBK, Kettenzug,<br />

Antriebstechnik Vertrieb:<br />

Komponenten<br />

Ersatzteile<br />

Ersatzteile<br />

Werksreparatur<br />

Ersatzteile<br />

Werksreparatur<br />

Field Werksreparatur Service<br />

Field Service<br />

Umrüstungen<br />

Field Service<br />

Field Service<br />

Field Service<br />

Die Abbildung zeigt beispielhaft den Wertefluss eines Prozesskrans (PRC) bei Verkauf in Deutschland:<br />

Beim Verkauf eines PRC in Deutschland wird der Kundenauftrag in der DEMAG LGD Vertrieb &<br />

Service angelegt .<br />

Die LGD ordert den PRC im Unternehmensbereich DEMAG Process Cranes. In der graphischen<br />

Darstellung wird dieser Informationsfluss als „Interner Vertrieb“ beschrieben.<br />

Bei PRC ist ein Customizing erforderlich. Design & Konstruktion erfolgt im Unternehmensbereich<br />

DEMAG Process Cranes. In SAP wird dazu ein PSP-Element angelegt .<br />

Nach erfolgter Design- & Konstruktionsleistung sind die benötigten Komponenten für die Fertigung<br />

des PRC bekannt. DEMAG Process Cranes ordert diese im Unternehmensbereich DEMAG<br />

Components .<br />

Im Unternehmensbereich DEMAG Components erfolgt, falls erforderlich, Design & Konstruktion der<br />

Komponenten sowie die Fertigung der Komponenten . Für die Fertigung wird in SAP ein<br />

Fertigungsauftrag angelegt. Die Komponenten werden dann an DEMAG Process Cranes geliefert.<br />

Im nächsten Schritt fertigt DEMAG Process Cranes den PRC und liefert ihn an DEMAG LGD<br />

Vertrieb & Service.<br />

DEMAG LGD Vertrieb & Service führt beim Kunden vor Ort die Baustellenmontage des PRC durch<br />

und legt dafür in SAP einen Serviceauftrag an . Die Inbetriebnahme des PRC erfolgt mit<br />

Unterstützungsleistungen des Unternehmensbereichs DEMAG Process Cranes .<br />

Abb. 3: Beispielwertefluss: Prozesskran (PRC), Vertrieb in Deutschland<br />

tion des Krans mit ein. Mit Hilfe der<br />

Werteflussanalyse konnte gezeigt werden,<br />

wie die Unternehmensbereiche bei<br />

der Leistungserstellung der einzelnen<br />

Produktgruppen zusammenwirken.<br />

Aus den Informationen der Werteflussanalyse<br />

wurde nachvollziehbar dargelegt,<br />

dass die bisherige Bereichsstruktur nicht<br />

geeignet war, die Leistungserstellung der<br />

Demag Cranes & Components GmbH im<br />

Verbund der Demag Cranes AG bestmöglich<br />

zu gestalten. Der sichtbar gewordene<br />

Änderungsbedarf kann zusammengefasst<br />

wie folgt dargestellt werden:<br />

Notwendigkeit neuer Unternehmensbereiche:<br />

Die Notwendigkeit neuer Unternehmensbereiche<br />

wurde insbesondere durch<br />

folgende Erkenntnisse der Werteflussanalyse<br />

ersichtlich:<br />

Kranwerk der LGD erbringt Leistungen<br />

für das Ausland:<br />

In der LGD integriert ist ein Kranwerk<br />

für die Produktion von Standardkranen,<br />

das etwa die Hälfte seiner Wertschöpfungsleistung<br />

für das Ausland<br />

erbringt. Da die originäre Aufgabe der<br />

22. Jahrgang 2010, Heft 11


630<br />

CONTROLLING-WISSEN<br />

Vertrieb & Service<br />

DEMAG LGD<br />

Kranwerk<br />

DEMAG<br />

Process<br />

Cranes<br />

DEMAG<br />

Components<br />

DEMAG<br />

After Market<br />

DEMAG<br />

Leitung und<br />

Shared Service<br />

G&A<br />

3<br />

R&D und<br />

Produkt-Mgt.<br />

Prozesskrane<br />

Standardkrane<br />

Crane Set, Seilzug<br />

Standardkrane<br />

KBK, Kettenzug,<br />

Antriebstechnik<br />

Ersatzteile<br />

Ersatzteile<br />

Ersatzteile<br />

Werksreparatur<br />

Werksreparatur<br />

Werksreparatur<br />

Field Service<br />

Field Service<br />

Umrüstungen<br />

Design &<br />

Konstruktion<br />

Standardkrane<br />

Standardkrane<br />

Umrüstungen<br />

Fertigung und<br />

Werksmontage<br />

Baustellen-<br />

Montage<br />

Vertrieb<br />

1<br />

2<br />

Transferpreis: HK plus (einheitlicher Satz)<br />

Transferpreis: Resale Minus (Rabatt differenziert nach Produktgruppen)<br />

Field Service<br />

Abb. 4: Definition der Transferpreise zwischen den Bereichen der Demag Cranes & Components GmbH<br />

Landesgesellschaften die Marktbearbeitung<br />

des jeweiligen Landes ist, sollte<br />

die Bereichsstruktur geeignet sein,<br />

eine separate Sicht auf das Kranwerk<br />

zu ermöglichen.<br />

Keine eindeutige Bereichszuordnung<br />

für Leistungen im Segment Service:<br />

Leistungen im Segment Service, die<br />

aus Konzernsicht zentral ausgerichtet<br />

sind, waren in der ursprünglichen Bereichsstruktur<br />

der Demag Cranes &<br />

Components GmbH verschiedenen<br />

Unternehmensbereichen zugeordnet:<br />

Sowohl DEMAG Components als auch<br />

DEMAG Leitung und Shared Service<br />

waren an primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />

im Segment Service beteiligt.<br />

Neudefinition der Aufgabenfelder der<br />

Unternehmensbereiche:<br />

Die detaillierte Darstellung der Werteflüsse<br />

förderte auch Unschärfen in den<br />

Aufgabenfeldern der Bereiche zutage. Als<br />

ein Beispiel kann hier die Verantwortlichkeit<br />

für Design & Konstruktion bei Komponenten<br />

angeführt werden: Da Komponenten<br />

sowohl direkt verkauft werden, als<br />

auch in andere Produkte eingehen, kam<br />

es hier zu widersprüchlichen Kompetenzzuweisungen.<br />

Schritt 3: Definition der Soll-<br />

Bereichsstruktur<br />

Aufbauend auf den Informationen aus<br />

der Werteflussanalyse wurde im dritten<br />

Schritt eine neue Bereichsstruktur der<br />

Demag Cranes & Components GmbH<br />

entwickelt und anhand der Porter’schen<br />

Wertschöpfungskette beschrieben (vgl.<br />

Abb. 3). Die neue Bereichsstruktur besteht<br />

nunmehr aus sechs Unternehmensbereichen:<br />

DEMAGLGDVertrieb&Service<br />

Der Unternehmensbereich DEMAG<br />

LGD Vertrieb & Service vertreibt extern<br />

Produkte und Leistungen auf<br />

dem deutschen Markt, wobei das<br />

Spektrum der Wertschöpfungsaktivitäten,<br />

dem einer ALG entspricht.<br />

DEMAG LGD Kranwerk ⎫<br />

produzie-<br />

DEMAG Process Cranes rende Unter-<br />

⎬<br />

DEMAG Components nehmensbereiche<br />

DEMAG After Market ⎭<br />

Die produzierenden Unternehmensbereiche<br />

liefern extern ins Ausland,<br />

d. h. an ALGs, ALVs und an Endkunden<br />

im Ausland (DEX). Interne Lieferungen<br />

erfolgen an DEMAG LGD Vertrieb<br />

& Service für den Vertrieb an<br />

Kunden im Inland sowie an andere<br />

produzierende Unternehmensbereiche<br />

für die weitere Verarbeitung (Beispiel:<br />

Lieferung von Komponenten an DE-<br />

MAG Process Cranes für die Produktion<br />

von Prozesskranen, vgl. Abb. 3).<br />

DEMAG Leitung und Shared Service<br />

DEMAGLeitungundSharedServiceist<br />

in der neuen Bereichsstruktur nicht<br />

länger an primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />

beteiligt und weist daher<br />

auch keine Herstellkosten auf. Von den<br />

unterstützenden Wertschöpfungsaktivitäten<br />

führt die DEMAG Leitung und<br />

Shared Service jene aus, die bereichsübergreifend<br />

angelegt sind. Alle anderen<br />

sekundären Wertschöpfungsaktivitäten,<br />

insbesondere Produktmanagement<br />

und R&D, wurden den jeweiligen<br />

produzierenden Unternehmensbereichen<br />

zugeordnet.<br />

Die neu definierte Bereichsstruktur der<br />

Demag Cranes & Components GmbH bildet<br />

die Grundlage für die Definition der<br />

Soll-Werteflüsse der einzelnen Produktgruppen.<br />

Abb. 3 beschreibt beispielhaft<br />

den Wertefluss eines Prozesskrans bei Verkauf<br />

in Deutschland. Unter Berücksichtigung<br />

aller Produktgruppen und Distributionskanäle<br />

der Demag Cranes & Compo-<br />

CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG


Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 631<br />

nents GmbH wurden insgesamt über 30<br />

verschiedene Soll-Werteflüsse definiert.<br />

Wie bereits unter Schritt 2 angeführt, ermöglicht<br />

die Werteflussanalyse eine prozessorientierte<br />

Beschreibung von Unternehmensbereichen<br />

und ist geeignet,<br />

komplexe Interdependenzen der Bereiche<br />

strukturiert darzustellen. Darüber hinaus<br />

dienen die definierten Soll-Werteflüsse<br />

als Grundlage zur Implementierung der<br />

Bereichsergebnisrechnung in SAP. Die<br />

Art der Darstellung und Beschreibung<br />

der Werteflüsse für die einzelnen Produktgruppen<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH berücksichtigt daher eine<br />

Abbildung in SAP (vgl. Abb. 3).<br />

Schritt 4: Bewertung der<br />

Leistungsbeziehungen<br />

Nach erfolgter Definition der Unternehmensbereiche<br />

und Leistungsbeziehungen<br />

(Werteflüsse) liegt nach Abschluss des<br />

dritten Konzeptionsschritts eine Bereichsstruktur<br />

vor, die als eine sehr gute<br />

organisatorische Voraussetzung für die<br />

pretiale Lenkung angesehen werden<br />

kann. Im vierten und letzten Schritt erfolgt<br />

nun die Bewertung der Leistungsbeziehungen.<br />

Bei der Bewertung der Leistungsbeziehungen<br />

zwischen den Unternehmensbereichen<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbHwurdezwischendreiFällendifferenziert<br />

(vgl. Abb. 4), die im Folgenden<br />

näher beschrieben werden:<br />

Leistungen der produzierenden Bereiche<br />

an DEMAG LGD Vertrieb & Service<br />

Leistungen zwischen den produzierenden<br />

Bereichen der Demag Cranes &<br />

Components GmbH<br />

Leistungen der DEMAG Leitung und<br />

Shared Service an andere Unternehmensbereiche<br />

Leistungen der produzierenden Bereiche<br />

an die DEMAG LGD Vertrieb & Service<br />

Für den Vertrieb von Demag-Leistungen<br />

an Dritte beziehen die Landesgesellschaften<br />

(ALGs und LGD) Leistungen von den<br />

produzierenden Bereichen der Demag<br />

Cranes & Components GmbH. ALGs sind<br />

rechtlich selbständige Einheiten und beziehen<br />

diese Leistungen bereits zu Transferpreisen.<br />

Diese berücksichtigen die<br />

steuerrechtlichen Regelungen der jeweiligen<br />

Länder und basieren auf dem Methodik<br />

„Resale Minus“. D.h., den ALGs wird<br />

ein bestimmter, ihren Funktionen und<br />

Risiken angemessener Rabattsatz auf den<br />

Verkaufspreis gewährt, der sich je nach<br />

Produktgruppe unterscheiden kann.<br />

Die Bewertung der Leistungen an die DE-<br />

MAG LGD Vertrieb & Service orientiert<br />

sich an dieser bereits bestehenden Transferpreismethodik.<br />

Die Transferpreise für<br />

die LGD wurden dabei in einer bestimmten<br />

Relation zu den vorhandenen Transferpreisen<br />

der ALGs festgesetzt.<br />

Durch die Einführung von Transferpreisen<br />

erwirtschaften die produzierenden<br />

Bereiche bei internem Vertrieb an die<br />

DEMAG LGD Vertrieb & Service in Zukunft<br />

einen internen Erlös, der über den<br />

Herstellkosten liegt. Dieser Erlös dient<br />

dem jeweiligen Unternehmensbereich<br />

u. a. zur Abdeckung der internen Vertriebskosten<br />

und der Kosten der sekundären<br />

Wertschöpfungsaktivitäten (vgl.<br />

Abb. 4). Durch Ausgestaltung der Transferpreise<br />

als Resale Minus wird sichergestellt,<br />

dass Preis- und Margenmanagement<br />

in der Verantwortungshoheit der<br />

produzierenden Bereiche der Demag Cranes<br />

& Components GmbH verbleibt.<br />

Leistungen zwischen den produzierenden<br />

Bereichen<br />

Ein Leistungsaustausch zwischen den<br />

produzierenden Bereichen der Demag<br />

Cranes & Components GmbH wird künftig<br />

zu Transferpreisen bewertet. Diese<br />

Transferpreise basieren auf Planherstellkosten<br />

plus einem Aufschlag (HK plus).<br />

Aus Gründen der Nachvollziehbarkeit<br />

und Komplexitätsreduktion wurde für alle<br />

Leistungen zwischen den produzierenden<br />

Bereichen ein einheitlicher HK plus<br />

Faktor definiert.<br />

Der interne Erlös, den die produzierenden<br />

Bereiche durch diese Transferpreise erwirtschaften,<br />

dient zur Abdeckung der internen<br />

Vertriebskosten und der Kosten der<br />

sekundären Wertschöpfungsaktivitäten<br />

(vgl. Abb. 4). Durch Ausgestaltung der<br />

Transferpreise als HK plus wird sichergestellt,<br />

dass die Margen- und Preisgestaltung<br />

der einzelnen Produkte durch das<br />

Endprodukt festgelegt und nicht durch<br />

eingehende Teile determiniert wird.<br />

Leistungen der DEMAG Leitung und<br />

Shared Service an andere Unternehmensbereiche<br />

Die DEMAG Leitung und Shared Service<br />

führt unterstützende Wertschöpfungsaktivitäten<br />

durch, die bereichsübergreifend<br />

angelegt sind. Diese Leistungen werden<br />

darum ohne Aufschlag an die anderen<br />

Unternehmensbereiche verteilt.<br />

........................................................<br />

5. Fazit<br />

........................................................<br />

Der vorliegende Betrag beschreibt die<br />

Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />

am Beispiel der Demag Cranes &<br />

Components GmbH. Der dafür gewählte<br />

Ansatz kann als sehr umfassend angesehen<br />

werden: Den Ausgangspunkt bildet<br />

die Analyse und Neugestaltung der Unternehmensstruktur,<br />

gleichzeitig wird<br />

eine spätere Implementierung in SAP berücksichtigt.<br />

Im ersten Schritt der Konzeption wurde<br />

das Aufgabenfeld der Demag Cranes &<br />

Components GmbH im Verbund des<br />

Konzerns Demag Cranes AG anhand der<br />

Porter’schen Wertschöpfungskette analysiert.<br />

Im zweiten Schritt erfolgte eine<br />

Analyse der bestehenden Bereichsstruktur<br />

der Demag Cranes & Components<br />

GmbH. Dazu wurden die Bereiche anhand<br />

der Wertschöpfungskette beschrieben.<br />

Darauf aufbauend wurde eine Werteflussanalyse<br />

durchgeführt, die den Weg<br />

der Leistungserstellung innerhalb der Bereiche<br />

nachzeichnete.<br />

Aus den Erkenntnissen der Werteflussanalyse<br />

wurden im dritten Schritt die<br />

neue Bereichsstruktur der Demag Cranes<br />

& Components GmbH definiert und die<br />

Werteflüsse der einzelnen Produktgruppen<br />

neu festgelegt. Erst im vierten und<br />

letzten Schritt der Konzeption erfolgte<br />

schließlich eine Bewertung der Leistungsbeziehungen<br />

zwischen den Teilbereichen<br />

des Unternehmens durch Festlegung von<br />

Transferpreisen.<br />

Das Modell der Wertschöpfungskette und<br />

die darauf aufbauende Werteflussanalyse<br />

haben sich bei der Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />

bewährt. Die<br />

Werteflussanalyse ermöglicht eine prozessorientierte<br />

Beschreibung von Unternehmensbereichen<br />

und ist geeignet,<br />

komplexe Interdependenzen der Bereiche<br />

strukturiert darzustellen. Sie ist damit ein<br />

profundes Instrument zur Analyse und<br />

Neuausrichtung der Bereichsstruktur<br />

eines Unternehmens.<br />

Eine Lenkung über Transferpreise führt<br />

dann zu den gewünschten Ergebnissen,<br />

wenn auch die organisatorischen Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen werden. Mit<br />

der hier gewählten Vorgehensweise ist<br />

dies sichergestellt.<br />

22. Jahrgang 2010, Heft 11


632<br />

CONTROLLING-WISSEN<br />

Keywords<br />

Organizational Structure<br />

Performance Evaluation<br />

Transfer Prices<br />

Value Chain<br />

Value Flow Analysis<br />

Summary<br />

In theory the segment-based profitability<br />

analysis represents a key instrument<br />

of corporate controlling. To give<br />

a practical example this article describes<br />

a process model realized with<br />

Demag Cranes & Components GmbH<br />

where the authors were challenged by<br />

the requirement to accomplish a segmentation<br />

followed by the design and<br />

realization of a segment-based profitability<br />

analysis.<br />

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Strukturierungsoptionen und<br />

Entscheidungsschritte, in: Wirtschaftswissenschaftliches<br />

Studium, 37. Jg. (2008), H. 10,<br />

S. 532–539.<br />

Die moderne Risikomanagement-<br />

Konzeption.<br />

Frühzeitig erkennen<br />

Die Identifikation, Beurteilung,<br />

Steuerung, Überwachung und<br />

Kommunikation unternehmerischer<br />

Risiken ist eine der wesentlichen<br />

Voraussetzungen und<br />

Herausforderungen erfolgreichen<br />

wirtschaftlichen Handelns.<br />

Gezielt umsetzen<br />

Das Werk beschreibt die Probleme<br />

und Lösungsmöglichkeiten bei der<br />

Einrichtung eines Risikomanagements<br />

und Risikocontrollings unter<br />

Berücksichtigung gesetzlicher<br />

Verpflichtungen, der Anforderungen<br />

seitens der Wirtschaftsprüfer<br />

und den Schwächen bestehender<br />

Systeme in der Praxis.<br />

Von Dr. Marc Diederichs, Leiter Corporate Risk &<br />

Insurance <strong>Management</strong>, Beiersdorf AG, Hamburg.<br />

2. Auflage. 2010. XXV, 309 Seiten. Kartoniert € 39,80<br />

ISBN 978-3-8006-3724-9<br />

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