Download - Horváth & Partners Management Consultants
Download - Horváth & Partners Management Consultants
Download - Horváth & Partners Management Consultants
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Konzeption einer<br />
Bereichsergebnisrechnung<br />
auf Basis<br />
einer Werteflussanalyse<br />
Rosemarie Pichler<br />
Frank Zimmermann<br />
Wolfram Stengel<br />
Rosemarie Pichler<br />
Frank Zimmermann<br />
Wolfram Stengel<br />
Erschienen in:<br />
Controlling<br />
Verlag C. H. Beck, München<br />
Heft 11, November 2010<br />
Seiten 625-632
625<br />
Mag. Rosemarie Pichler<br />
ist Managing Consultant<br />
bei der <strong>Management</strong>beratung<br />
<strong>Horváth</strong><br />
&<strong>Partners</strong>, Stuttgart<br />
und externe Lehrbeauftragte<br />
an der Alpen-<br />
Adria-Universität Klagenfurt.<br />
rpichler@<br />
horvath-partners.com<br />
MBA, Dipl.-Kfm. (FH)<br />
Frank Zimmermann ist<br />
Senior Project Manager<br />
und Prokurist bei der<br />
<strong>Management</strong>beratung<br />
<strong>Horváth</strong> & <strong>Partners</strong>,<br />
Stuttgart.<br />
Wolfram Stengel ist CFO<br />
für das Segment Service<br />
bei der Demag Cranes<br />
AG.<br />
Konzeption einer<br />
Bereichsergebnisrechnung auf<br />
Basis einer Werteflussanalyse<br />
Beschreibung einer Methodik am Beispiel der<br />
Demag Cranes AG<br />
Rosemarie Pichler, Frank Zimmermann und Wolfram Stengel<br />
Die Einführung einer Bereichsergebnisrechnung erfordert das Finden geeigneter<br />
Transferpreise, um den Leistungsaustausch zwischen den Bereichen<br />
des Unternehmens zu bewerten. Diese Transferpreise ermöglichen<br />
die Messung der Wertschöpfungsleistung der Teilbereiche und gelten darüber<br />
hinaus als erfolgsversprechendes Konzept dezentraler Steuerung –<br />
immer vorausgesetzt, die Organisationsstruktur ist bereits optimal gestaltet.<br />
Da dies in der Praxis häufig nicht der Fall ist, wird im vorliegenden Beitrag<br />
am Beispiel der Demag Cranes AG eine sehr umfassende Methodik<br />
zur Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung vorgestellt. Diese setzt<br />
den Ausgangspunkt in der Analyse und Neugestaltung der Unternehmensstruktur<br />
und berücksichtigt gleichzeitig eine spätere Implementierung<br />
in SAP.<br />
Stichwörter<br />
Bereichsergebnisrechnung<br />
Organisationsstruktur<br />
Transferpreise<br />
Werteflussanalyse<br />
Wertschöpfungskette<br />
........................................................<br />
1. Problemstellung<br />
........................................................<br />
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich<br />
mit der Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />
am Beispiel der Demag<br />
Cranes AG. Die <strong>Management</strong>beratung<br />
<strong>Horváth</strong> & <strong>Partners</strong> wurde im April 2008<br />
mit dieser Aufgabe und der zusätzlichen<br />
Anforderung betraut, eine spätere Umsetzung<br />
dieses Konzepts in einer SAP-systemgestützten<br />
IT-Landschaft zu gewährleisten.<br />
Bei der Konzeption der Bereichsergebnisrechnung<br />
wurde eine Bewertungsform<br />
der bereichsüberschreitenden Verrechnungen<br />
auf Basis von Transferpreisen gewählt,<br />
die allerdings nur bei einer bestmöglich<br />
gestalteten Organisationsstruktur<br />
die gewünschten Ergebnisse erzielt.<br />
Dies ist jedoch bei vielen Unternehmen<br />
nicht der Fall. Teilbereiche sind oft gewachsene<br />
Strukturen, die sich im Laufe<br />
des Lebenszyklus von Unternehmen herausgebildet<br />
haben. Dadurch ist die Leistungserbringung<br />
der einzelnen Bereiche<br />
nicht immer effizient definiert. Um eine<br />
optimale Steuerung von dezentralen Verantwortungsbereichen<br />
mittels Transferpreisen<br />
zu erreichen, ist daher in einem<br />
ersten Schritt die Organisationsstruktur<br />
zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.<br />
Dieser umfassende Ansatz wurde auch<br />
bei der Einführung einer Bereichsergebnisrechnung<br />
für die Demag Cranes AG<br />
gewählt. Vor der Gestaltung der Transferpreise<br />
wurde die vorhandene Bereichsstruktur<br />
analysiert und neu definiert. Als<br />
Modell dafür dienten die Wertschöpfungskette<br />
von Porter und eine darauf<br />
aufbauende, projektspezifische Werteflussanalyse.<br />
In der vorliegenden Arbeit werden die<br />
einzelnen Schritte der Konzeptionierung<br />
der Bereichsergebnisrechnung beschrieben.<br />
Vorab erfolgen eine Abgrenzung der<br />
behandelten Thematik und eine kurze<br />
Beschreibung des Unternehmens Demag<br />
Cranes AG.<br />
........................................................<br />
2. Thematische Abgrenzung<br />
........................................................<br />
Der zunehmenden Heterogenität und<br />
Komplexität der Märkte begegnet das<br />
Marketing mit dem Instrument der Segmentierung,<br />
also dem Aufbrechen des<br />
Gesamtmarktes in Teilmärkte. Damit<br />
kann, dem Grundgedanken des Marketings<br />
folgend, den heterogenen Bedürfnissen<br />
des Markts durch differenzierte<br />
Marktleistungen entsprochen werden<br />
(vgl. Meffert, 2000, S. 9 und S. 181 ff.).<br />
22. Jahrgang 2010, Heft 11
626<br />
CONTROLLING-WISSEN<br />
Wird in diese marktorientierte Sicht auch<br />
die Unternehmenssicht miteinbezogen,<br />
spricht man von der Bildung Strategischer<br />
Geschäftsfelder. Strategische Geschäftsfelder<br />
werden verstanden als Teilbereiche<br />
des Unternehmens mit eigenständiger<br />
Marktaufgabe (Marktsicht)<br />
und eigenständiger Ergebnisverantwortung<br />
(Unternehmenssicht) (vgl. Homburg/Krohmer,<br />
2006, S. 433 f.).<br />
Aus Sicht der Unternehmenspraxis stellt<br />
sich die Frage nach der Verankerung solcher<br />
Strategischer Geschäftsfelder in der<br />
unternehmensinternen Organisationsstruktur.<br />
Anders formuliert: Wie müssen<br />
die Teilbereiche eines Unternehmens gestaltet<br />
sein, um bei bestmöglicher Befriedigung<br />
der Teilmärkte auch die Leistungserstellung<br />
des Gesamtunternehmens<br />
zu optimieren?<br />
Ein möglicher Ansatzpunkt zur Beantwortung<br />
dieser Frage findet sich im Controlling<br />
im Diskurs über pretiale Lenkung,<br />
also der Steuerung dezentraler Verantwortungsbereiche<br />
über Transferpreise.<br />
Die Diskussion ist ein „uraltes Thema“<br />
(Neus, 1997, S. 57). Sie gehört bis heute<br />
zu den meist adressierten (vgl. Pfaff/<br />
Pfeiffer, 2004, S. 296) und zugleich herausforderndsten<br />
Aufgaben des Controllings<br />
(vgl. Hummel/Pedell, 2009, S. 578).<br />
Transferpreise, auch als Verrechnungsoder<br />
Lenkungspreise bezeichnet, werden<br />
für Produkte oder Leistungen gebildet,<br />
die innerbetrieblich, also zwischen Teilbereichen<br />
eines Unternehmens oder<br />
Konzerns ausgetauscht werden. Als wichtigste<br />
Funktion von Transferpreisen wird<br />
in der Literatur die Koordination gesehen,<br />
d. h., die Teilbereiche des Unternehmens<br />
werden durch Transferpreise so gelenkt,<br />
dass aus Sicht des Gesamtunternehmens<br />
das optimale Ergebnis erreicht<br />
wird (vgl. Mensch, 2003, S. 925 ff.; zu den<br />
Funktionen von Transferpreisen vgl.<br />
auch: Hummel/Pedell, 2009, S. 580 f.). In<br />
der Unternehmenspraxis werden innerbetriebliche<br />
Transferpreise nach einer<br />
empirischen Studie von Pfaff/Pfeiffer<br />
(2006, S. 520) hauptsächlich als Instrument<br />
zur Erfolgsermittlung von Unternehmensbereichen<br />
eingesetzt. An zweiter<br />
Stelle folgt aber auch hier die Koordinationsfunktion.<br />
Transferpreise, und darauf<br />
wird in der Literatur mehrfach hingewiesen,<br />
können jedoch nur ein Aspekt einer<br />
erfolgreichen dezentralen Steuerung sein<br />
und müssen vor allem in Zusammenhang<br />
mit der Organisationsstruktur diskutiert<br />
werden (vgl. Schulze/Weiler, 2007,<br />
S. 107; Pfaff/Pfeiffer, 2004, S. 314; Neus,<br />
1997, S. 42 ff.).<br />
Zusammengefasst bedeutet dies, dass<br />
eine Lenkung dezentraler Unternehmensbereiche<br />
über Transferpreise erst<br />
dann möglich wird, wenn eben diese Unternehmensbereiche<br />
bereits bestmöglich<br />
gestaltet sind. In der Praxis finden sich<br />
hier aber zumeist gewachsene Strukturen,<br />
die sich im Lebenszyklus von Unternehmen<br />
mehr oder weniger stark herausgebildet<br />
haben.<br />
Ist dies der Fall, so ist bei der Konzipierung<br />
einer Bereichsergebnisrechnung bereits<br />
bei der Definition und Ausgestaltung<br />
der Bereichsstruktur anzusetzen. In<br />
der vorliegenden Arbeit wurde dafür das<br />
Modell der Wertschöpfungskette herangezogen<br />
(vgl. dazu auch Swoboda et al.,<br />
2008, S. 532 ff.). Die Wertschöpfungskette,<br />
synonym auch als Wertekette bezeichnet,<br />
geht auf Porter (vgl. Porter, 1980) zurück<br />
und stellt eine prozessorientierte<br />
Betrachtung von Unternehmen dar. Die<br />
Grundidee dabei ist, das Unternehmen<br />
als Kombination wertschöpfender Aktivitätenzubetrachten.Porter<br />
unterscheidet<br />
zwischen sekundären und primären Aktivitäten.<br />
Sekundäre Wertschöpfungsaktivitäten<br />
sind nicht direkt am Wertschöpfungsprozess<br />
beteiligt, sondern wirken<br />
unterstützend. Darunter fallen etwa <strong>Management</strong><br />
oder Research & Development.<br />
Die primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />
sind dagegen direkt am Wertschöpfungsprozess<br />
beteiligt. Je nach Art des Unternehmens<br />
sind andere Aktivitäten relevant.<br />
Wichtige primäre Wertschöpfungsaktivitäten<br />
des hier untersuchten Unternehmens<br />
sind Produktion, Vertrieb und<br />
Field Service (vgl. Abb. 1).<br />
........................................................<br />
3. Beschreibung des<br />
Unternehmens<br />
........................................................<br />
Die Demag Cranes AG ist einer der weltweit<br />
führenden Anbieter von Industriekranen,<br />
Krankomponenten, Hafenkranen<br />
und Technologien zur Hafenautomatisierung.<br />
Services, insbesondere Instandhaltung<br />
und Modernisierung, sind ein weiteres<br />
Kernelement des Leistungsspektrums.<br />
Im Geschäftsjahr 2008/2009 erwirtschaftete<br />
die Demag Cranes AG mit<br />
knapp 6.000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />
von rund 1,05 Mrd. Euro. Mehr als die<br />
Hälfte des Konzernumsatzes (546 Mio.<br />
Euro) steuerte das Segment Industriekrane<br />
bei, die Segmente Hafentechnologie<br />
und Services trugen 204 Mio. Euro respektive<br />
298 Mio. Euro zum Gesamtumsatz<br />
des Unternehmens bei.<br />
Der Konzern Demag Cranes befindet sich<br />
nach dem im Jahr 2006 erfolgten Börsengang<br />
zurzeit in einer fortschreitenden<br />
Phase der Integration. Konzernweite<br />
Funktionen wie z. B. Controlling, IT,<br />
Buchhaltung etc. werden zukünftig als<br />
„Shared Services“ von der Zentrale geleistet.<br />
Vor diesem Hintergrund ergab<br />
sich unter anderem die Notwendigkeit,<br />
die Methodiken im Controlling konzernweit<br />
zu vereinheitlichen. In diesem Kontext<br />
ist auch das hier beschriebene Projekt,<br />
Einführung einer neuen Bereichsergebnisrechnung,<br />
zu sehen.<br />
Als komplexeste Einzelgesellschaft im<br />
Konzern wurde die Demag Cranes &<br />
Components GmbH mit Sitz in Wetter an<br />
der Ruhr für die Pilotierung der Bereichsergebnisrechnung<br />
ausgewählt. Die<br />
am Beispiel der Demag Cranes & Components<br />
GmbH entwickelte Systematik soll<br />
nach erfolgter Umsetzung sukzessive auf<br />
alle Gesellschaften im Konzern ausgerollt<br />
werden.<br />
Die Konzeption der Bereichsergebnisrechnung<br />
wird in diesem Beitrag am Beispiel<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH dargestellt. Zum besseren Verständnis<br />
der nachfolgenden Ausführungen<br />
soll das Leistungsspektrum der<br />
GmbH kurz beschrieben werden. Das<br />
Unternehmen ist in den Segmenten Industriekrane<br />
und Services tätig.<br />
Im Segment Industriekrane werden folgende<br />
Produktgruppen unterschieden:<br />
(Kran-)Komponenten: Dazu zählen<br />
Produkte wie beispielsweise Seilzüge<br />
oder Kettenzüge. Diese werden entweder<br />
direkt an Endkunden verkauft<br />
oder sie gehen in andere Produkte –<br />
und hier insbesondere in Krane – ein.<br />
Krane: Hier wird zwischen Standardund<br />
Prozesskranen unterschieden.<br />
Standardkrane bestehen aus standardisierten<br />
Modulen für industrielle Infrastrukturanwendungen.<br />
Prozesskrane<br />
sind individuell in den Wertschöpfungsprozess<br />
des Kunden eingebunden.<br />
Im Segment Services werden folgende<br />
Leistungsgruppen unterschieden:<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 627<br />
Sekundäre<br />
Wertschöpfungsstufen<br />
Zentral<br />
Demag Cranes AG<br />
Zentral<br />
Demag Cranes &<br />
Components GmbH<br />
Konzernleitung<br />
Segmentleitung<br />
Produktmanagement und R&D<br />
Design &<br />
Konstruktion<br />
Fertigung &<br />
Werks-<br />
Montage<br />
Baustellen-<br />
Montage<br />
Vertrieb<br />
Field<br />
Service<br />
Zentral<br />
Demag Cranes &<br />
Components GmbH<br />
Dezentral<br />
Primäre Wertschöpfungsstufen<br />
Abb. 1: Wertschöpfungskette der Demag Cranes AG (Ausgangssituation)<br />
Ersatzteile<br />
Field Service: Unter Field Service werden<br />
Instandhaltungsleistungen an bestehenden<br />
Demag Anlagen verstanden,<br />
die bei den Kunden vor Ort durchgeführt<br />
werden.<br />
Umrüstungen: Hierunter subsumiert<br />
wird das Umrüsten und Modernisieren<br />
bestehender Krananlagen. Für die<br />
Durchführung werden Komponenten<br />
benötigt.<br />
........................................................<br />
4. Konzeption der<br />
Bereichsergebnisrechnung<br />
........................................................<br />
Den Ausgangspunkt der Konzeption der<br />
Bereichsergebnisrechnung bildeten die<br />
Analyse und Neudefinition der Bereichsstruktur.<br />
Als Basismodelle dafür dienten<br />
die Wertschöpfungskette von Porter und<br />
eine darauf aufbauende, projektspezifische<br />
Werteflussanalyse. Im Folgenden<br />
werden die einzelnen Schritte der Konzeption<br />
ausführlich beschrieben.<br />
Schritt 1: Analyse der<br />
Wertschöpfungskette<br />
Den ersten Schritt der Konzeption der<br />
Bereichsergebnisrechnung bildete eine<br />
Analyse der Wertschöpfungskette. Dem<br />
Grundgedanken Porters folgend (vgl. Porter,<br />
2000, S. 63 ff.), wurde die Demag Cranes<br />
& Components GmbH nicht isoliert<br />
betrachtet, sondern das Aufgabenfeld<br />
wurde im Verbund mit der Wertschöpfungskette<br />
des Konzerns Demag Cranes<br />
AG analysiert. Abb. 1 zeigt die Wertschöpfungskette<br />
mit den für das Projekt<br />
relevanten Wertschöpfungsstufen der Demag<br />
Cranes AG und die Rolle der Beteiligung<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH. Die Grafik beschreibt den Stand<br />
zum Zeitpunkt der Projektarbeit. Für die<br />
Zukunft ist eine weitergehende Integration<br />
der GmbH in den Konzern und damit<br />
eine weiter Übernahme von Aufgaben<br />
durch die Konzernzentrale geplant.<br />
Der Konzern Demag Cranes AG ist verantwortlich<br />
für alle strategischen Entscheidungen<br />
in den Segmenten Industriekrane<br />
und Services. Dementsprechend<br />
ist auch die Segmentleitung dem<br />
Konzern zugeordnet. Die Rolle der Demag<br />
Cranes & Components GmbH im<br />
Konzernverbund ist dennoch eine sehr<br />
bedeutende. Aus Konzernsicht nimmt die<br />
GmbH wesentliche, zentral ausgerichtete<br />
Wertschöpfungsstufen wahr (vgl. Abb. 1).<br />
Bei den sekundären (unterstützenden)<br />
Wertschöpfungsstufen finden sich Produktmanagement<br />
und Research & Development<br />
(R&D) in der Verantwortungshoheit<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH. Die primären Wertschöpfungsstufen<br />
unterscheiden sich je nach Produktgruppe.<br />
In der Gesamtbetrachtung<br />
können die primären Wertschöpfungsstufen<br />
in den Produktionsprozess sowie<br />
in Vertrieb und Field Service gegliedert<br />
werden. Der Vertrieb von Demag-Leistungen<br />
an Dritte und die Durchführung<br />
des Field Service sind dezentral organisiert<br />
und werden nach Ländern differenziert.<br />
Die Verantwortungshoheit besitzen<br />
selbstständige oder zum Konzern gehörende<br />
Unternehmen sowie ein Teilbereich<br />
der Demag Cranes & Components GmbH:<br />
Auslandsgesellschaften (ALGs): ALGs<br />
sind mittelbar 100 prozentige Töchter<br />
der Demag Cranes AG. Die Hauptaufgaben<br />
der ALGs sind der Vertrieb von<br />
Demag-Leistungen und die Durchführung<br />
von Field Service im jeweiligen<br />
Land. Die Demag-Leistungen beziehen<br />
die ALGs von der Demag Cranes &<br />
Components GmbH.<br />
Auslandsvertretungen (ALVs): ALVs<br />
sind rechtlich selbstständige Unternehmen,<br />
die nicht zum Mutterkonzern gehören.<br />
Ihr Aufgabenfeld ist mit dem<br />
der ALGs vergleichbar.<br />
Landesgesellschaft Deutschland<br />
(LGD): Vertrieb und Service in<br />
Deutschland wird von der LGD wahrgenommen.<br />
Die LGD ist ein Unternehmensbereich<br />
der Demag Cranes &<br />
Components GmbH und damit rechtlich<br />
nicht selbstständig.<br />
In geringerem Umfang liefert die Demag<br />
Cranes & Components GmbH Leistungen<br />
direkt an Endkunden im Ausland. Dieser<br />
Distributionskanal wird als Direktexport<br />
(DEX) bezeichnet.<br />
Die Leistungserstellung selbst erfolgt aus<br />
Konzernsicht größtenteils zentral in der<br />
Demag Cranes & Components GmbH.<br />
Der Produktionsprozess beginnt mit Design<br />
& Konstruktion. Darunter wird das<br />
Customizing der Produkte verstanden,<br />
22. Jahrgang 2010, Heft 11
628<br />
CONTROLLING-WISSEN<br />
DEMAG<br />
LGD<br />
DEMAG<br />
Process Cranes<br />
DEMAG<br />
Components<br />
DEMAG<br />
Leitung und<br />
Shared Service<br />
W e r t s c h ö p f u n g s k e t t e<br />
Sekundäre<br />
Wertschöpfungsstufen<br />
Primäre<br />
Wertschöpfungsstufen<br />
G&A<br />
R&D und<br />
Produkt-Mgt.<br />
Design &<br />
Konstruktion<br />
Fertigung &<br />
Werksmontage<br />
Baustellen-<br />
Montage<br />
Vertrieb<br />
Field Service<br />
Abb. 2: Analyse der bestehenden Bereichsstruktur<br />
die dadurch den kundenspezifischen Anforderungen<br />
angepasst werden. Die nächste<br />
Stufe im Produktionsprozess ist die Fertigung<br />
& Werksmontage der Produkte.<br />
Diese ersten beiden Produktionsstufen<br />
sind im Wesentlichen zentral organisiert.<br />
Lediglich Standardkrane und in geringem<br />
Umfang Prozesskrane werden auch von<br />
ALGs und ALVs designt und gefertigt. Die<br />
dafür benötigten Komponenten werden<br />
aber stets von der Demag Cranes & Components<br />
GmbH bezogen. Der Produktionsprozess<br />
schließt mit der Baustellenmontage,<br />
die bei den Kunden vor Ort<br />
durchgeführt wird und daher dezentral<br />
organisiert ist. Ausgeführt wird diese Leistung<br />
von der LGD, den ALGs und ALVs.<br />
Schritt 2: Analyse der Ist-Bereichsstruktur<br />
Wie im ersten Analyseschritt festgestellt<br />
wurde, verfügt die Demag Cranes & Components<br />
GmbH über ein sehr breites Leistungsspektrum.<br />
Dementsprechend hatte<br />
sich im Unternehmen bereits eine (eher<br />
informelle) Bereichsstruktur gebildet. Im<br />
zweiten Schritt wurde geprüft, ob diese<br />
Teilbereiche geeignet sind, die Leistungserstellung<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH im Verbund der Demag<br />
Cranes AG bestmöglich zu gestalten. Zur<br />
Analyse der Bereiche wurde wiederum<br />
die Porter’sche Wertschöpfungskette herangezogen<br />
(vgl. Abb. 2).<br />
Die sekundären Wertschöpfungsstufen<br />
wurden auf zwei für das Projekt relevante<br />
Stufen reduziert. Sie werden nunmehr<br />
gebildet von General & Administration<br />
(G&A) sowie Research & Development<br />
(R&D) und Produktmanagement. Die<br />
primären Wertschöpfungsstufen wurden<br />
bereits im vorangegangenen Analyseschritt<br />
beschrieben. Sie enthalten die Vertriebs-<br />
und Herstellkosten.<br />
Durch den Aufriss der Unternehmensbereiche<br />
nach der Wertschöpfungskette<br />
wird nun ersichtlich, welche Wertschöpfungsstufen<br />
die einzelnen Teilbereiche<br />
aufweisen. Im Modell wird dies durch das<br />
Vorhandensein eines Kästchens veranschaulicht.<br />
Ein gestricheltes Kästchen bedeutet,<br />
dass die Leistungserbringung in<br />
einem anderen Bereich erfolgt ist und<br />
hierhin verrechnet wird.<br />
Auf Basis dieses Modells wurde eine Werteflussanalyse<br />
durchgeführt. Dabei wurde<br />
für jede Produktgruppe der Weg der Leistungserstellung<br />
in der Demag Cranes &<br />
Components GmbH nachgezeichnet. Zur<br />
Veranschaulichung ist ein solcher Wertefluss<br />
in Abb. 3 dargestellt (Dem Wertefluss<br />
in Abb. 3 liegt die neue Bereichsstruktur<br />
der Demag Cranes & Components GmbH<br />
zugrunde. Er entspricht damit dem im<br />
Projekt definierten Soll-Wertefluss und ist<br />
deshalb unter Schritt 3 der Konzeption<br />
eingegliedert.). Aus der Analyse der Werteflüsse<br />
konnten insbesondere folgende Informationen<br />
generiert werden:<br />
Prozessorientierte Beschreibung der<br />
Unternehmensbereiche<br />
Durch die Analyse der Werteflüsse<br />
konnte transparent gemacht werden,<br />
welche Aufgaben die jeweiligen Teilbereiche<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH in den einzelnen Wertschöpfungsstufen<br />
wahrnehmen.<br />
Interdependenzen der Teilbereiche bei<br />
der Leistungserstellung<br />
Die in Kapitel 3 beschriebenen Produktgruppen<br />
des Unternehmens haben<br />
keine zur Gänze separierbaren<br />
Fertigungsprozesse, sondern weisen<br />
zahlreiche Interdependenzen auf, z. B.<br />
gehen Komponenten in die Produk-<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 629<br />
Beispielwertefluss: Prozesskran (PRC), Vertrieb in Deutschland<br />
Vertrieb & Service<br />
DEMAG LGD<br />
Kranwerk<br />
DEMAG<br />
Process<br />
Cranes<br />
DEMAG<br />
Components<br />
DEMAG<br />
After Market<br />
DEMAG<br />
Leitung und<br />
Shared Service<br />
G&A<br />
R&D und<br />
Produkt-Mgt.<br />
Prozesskrane<br />
Standardkrane<br />
Crane Set, Seilzug<br />
Standardkrane<br />
KBK, Kettenzug,<br />
Antriebstechnik<br />
Ersatzteile<br />
Ersatzteile<br />
Werksreparatur<br />
Ersatzteile<br />
Werksreparatur<br />
Field Werksreparatur Service<br />
Field Service<br />
Umrüstungen<br />
Design &<br />
Konstruktion<br />
Standardkrane<br />
Standardkrane<br />
Umrüstungen<br />
Standardkrane<br />
PSP-Element<br />
3<br />
Design &<br />
Prozesskrane<br />
Konstruktion<br />
PRC<br />
PSP-Element<br />
5<br />
Crane Set, ggf. Seilzug Design &<br />
KBK, Kettenzug,<br />
Antriebstechnik Konstruktion<br />
Komponenten<br />
Umrüstungen<br />
Fertigung und<br />
Werksmontage<br />
Umrüstungen<br />
Standardkrane<br />
Fertigungsauftrag<br />
7<br />
Fertigung und<br />
Prozesskrane<br />
Werksmontage<br />
PRC<br />
Fertigungsauftrag<br />
6<br />
Crane Fertigung Set, Seilzug und<br />
KBK, Kettenzug,<br />
Antriebstechnik Werksmontage<br />
Komponenten<br />
Werksreparatur<br />
Werksreparatur<br />
Umrüstungen<br />
Baustellen-<br />
Montage<br />
Serviceauftrag<br />
Prozesskrane<br />
Prozesskrane<br />
8<br />
Standardkrane<br />
Prozesskrane<br />
Standardkrane<br />
Prozesskrane Baustellen-<br />
KBK Standardkrane<br />
KBK Standardkrane Montage PRC<br />
KBK Ersatzteile<br />
Ersatzteile<br />
Umrüstungen (Montage )<br />
Serviceauftrag<br />
9<br />
Baustellen-<br />
Prozesskrane<br />
Montage PRC<br />
(Inbetriebnahme)<br />
Vertrieb<br />
Prozesskrane,<br />
Prozesskrane<br />
Kundenauftrag<br />
Prozesskrane,<br />
Standardkrane 1<br />
Standardkrane<br />
Prozesskrane<br />
Standardkrane<br />
Crane Kundenauf-<br />
Set, Seilzug, KBK,<br />
Standardkrane<br />
Crane Set, Seilzug, KBK,<br />
Standardkrane<br />
Crane Kettenzug, trag: Set, PRC<br />
Antriebstechnik,<br />
Seilzug, KBK,<br />
Kettenzug, Antriebstechnik<br />
Kettenzug, Ersatzteile, Werksreparatur,<br />
Antriebstechnik<br />
Ersatzteile, Werksreparatur<br />
Field Service, Umrüstungen<br />
Standardkrane<br />
Interner Vertrieb<br />
2<br />
Interner<br />
Prozesskrane<br />
Vertrieb: PRC<br />
Interner Vertrieb<br />
Crane 4 Set, Seilzug Interner<br />
KBK, Kettenzug,<br />
Antriebstechnik Vertrieb:<br />
Komponenten<br />
Ersatzteile<br />
Ersatzteile<br />
Werksreparatur<br />
Ersatzteile<br />
Werksreparatur<br />
Field Werksreparatur Service<br />
Field Service<br />
Umrüstungen<br />
Field Service<br />
Field Service<br />
Field Service<br />
Die Abbildung zeigt beispielhaft den Wertefluss eines Prozesskrans (PRC) bei Verkauf in Deutschland:<br />
Beim Verkauf eines PRC in Deutschland wird der Kundenauftrag in der DEMAG LGD Vertrieb &<br />
Service angelegt .<br />
Die LGD ordert den PRC im Unternehmensbereich DEMAG Process Cranes. In der graphischen<br />
Darstellung wird dieser Informationsfluss als „Interner Vertrieb“ beschrieben.<br />
Bei PRC ist ein Customizing erforderlich. Design & Konstruktion erfolgt im Unternehmensbereich<br />
DEMAG Process Cranes. In SAP wird dazu ein PSP-Element angelegt .<br />
Nach erfolgter Design- & Konstruktionsleistung sind die benötigten Komponenten für die Fertigung<br />
des PRC bekannt. DEMAG Process Cranes ordert diese im Unternehmensbereich DEMAG<br />
Components .<br />
Im Unternehmensbereich DEMAG Components erfolgt, falls erforderlich, Design & Konstruktion der<br />
Komponenten sowie die Fertigung der Komponenten . Für die Fertigung wird in SAP ein<br />
Fertigungsauftrag angelegt. Die Komponenten werden dann an DEMAG Process Cranes geliefert.<br />
Im nächsten Schritt fertigt DEMAG Process Cranes den PRC und liefert ihn an DEMAG LGD<br />
Vertrieb & Service.<br />
DEMAG LGD Vertrieb & Service führt beim Kunden vor Ort die Baustellenmontage des PRC durch<br />
und legt dafür in SAP einen Serviceauftrag an . Die Inbetriebnahme des PRC erfolgt mit<br />
Unterstützungsleistungen des Unternehmensbereichs DEMAG Process Cranes .<br />
Abb. 3: Beispielwertefluss: Prozesskran (PRC), Vertrieb in Deutschland<br />
tion des Krans mit ein. Mit Hilfe der<br />
Werteflussanalyse konnte gezeigt werden,<br />
wie die Unternehmensbereiche bei<br />
der Leistungserstellung der einzelnen<br />
Produktgruppen zusammenwirken.<br />
Aus den Informationen der Werteflussanalyse<br />
wurde nachvollziehbar dargelegt,<br />
dass die bisherige Bereichsstruktur nicht<br />
geeignet war, die Leistungserstellung der<br />
Demag Cranes & Components GmbH im<br />
Verbund der Demag Cranes AG bestmöglich<br />
zu gestalten. Der sichtbar gewordene<br />
Änderungsbedarf kann zusammengefasst<br />
wie folgt dargestellt werden:<br />
Notwendigkeit neuer Unternehmensbereiche:<br />
Die Notwendigkeit neuer Unternehmensbereiche<br />
wurde insbesondere durch<br />
folgende Erkenntnisse der Werteflussanalyse<br />
ersichtlich:<br />
Kranwerk der LGD erbringt Leistungen<br />
für das Ausland:<br />
In der LGD integriert ist ein Kranwerk<br />
für die Produktion von Standardkranen,<br />
das etwa die Hälfte seiner Wertschöpfungsleistung<br />
für das Ausland<br />
erbringt. Da die originäre Aufgabe der<br />
22. Jahrgang 2010, Heft 11
630<br />
CONTROLLING-WISSEN<br />
Vertrieb & Service<br />
DEMAG LGD<br />
Kranwerk<br />
DEMAG<br />
Process<br />
Cranes<br />
DEMAG<br />
Components<br />
DEMAG<br />
After Market<br />
DEMAG<br />
Leitung und<br />
Shared Service<br />
G&A<br />
3<br />
R&D und<br />
Produkt-Mgt.<br />
Prozesskrane<br />
Standardkrane<br />
Crane Set, Seilzug<br />
Standardkrane<br />
KBK, Kettenzug,<br />
Antriebstechnik<br />
Ersatzteile<br />
Ersatzteile<br />
Ersatzteile<br />
Werksreparatur<br />
Werksreparatur<br />
Werksreparatur<br />
Field Service<br />
Field Service<br />
Umrüstungen<br />
Design &<br />
Konstruktion<br />
Standardkrane<br />
Standardkrane<br />
Umrüstungen<br />
Fertigung und<br />
Werksmontage<br />
Baustellen-<br />
Montage<br />
Vertrieb<br />
1<br />
2<br />
Transferpreis: HK plus (einheitlicher Satz)<br />
Transferpreis: Resale Minus (Rabatt differenziert nach Produktgruppen)<br />
Field Service<br />
Abb. 4: Definition der Transferpreise zwischen den Bereichen der Demag Cranes & Components GmbH<br />
Landesgesellschaften die Marktbearbeitung<br />
des jeweiligen Landes ist, sollte<br />
die Bereichsstruktur geeignet sein,<br />
eine separate Sicht auf das Kranwerk<br />
zu ermöglichen.<br />
Keine eindeutige Bereichszuordnung<br />
für Leistungen im Segment Service:<br />
Leistungen im Segment Service, die<br />
aus Konzernsicht zentral ausgerichtet<br />
sind, waren in der ursprünglichen Bereichsstruktur<br />
der Demag Cranes &<br />
Components GmbH verschiedenen<br />
Unternehmensbereichen zugeordnet:<br />
Sowohl DEMAG Components als auch<br />
DEMAG Leitung und Shared Service<br />
waren an primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />
im Segment Service beteiligt.<br />
Neudefinition der Aufgabenfelder der<br />
Unternehmensbereiche:<br />
Die detaillierte Darstellung der Werteflüsse<br />
förderte auch Unschärfen in den<br />
Aufgabenfeldern der Bereiche zutage. Als<br />
ein Beispiel kann hier die Verantwortlichkeit<br />
für Design & Konstruktion bei Komponenten<br />
angeführt werden: Da Komponenten<br />
sowohl direkt verkauft werden, als<br />
auch in andere Produkte eingehen, kam<br />
es hier zu widersprüchlichen Kompetenzzuweisungen.<br />
Schritt 3: Definition der Soll-<br />
Bereichsstruktur<br />
Aufbauend auf den Informationen aus<br />
der Werteflussanalyse wurde im dritten<br />
Schritt eine neue Bereichsstruktur der<br />
Demag Cranes & Components GmbH<br />
entwickelt und anhand der Porter’schen<br />
Wertschöpfungskette beschrieben (vgl.<br />
Abb. 3). Die neue Bereichsstruktur besteht<br />
nunmehr aus sechs Unternehmensbereichen:<br />
DEMAGLGDVertrieb&Service<br />
Der Unternehmensbereich DEMAG<br />
LGD Vertrieb & Service vertreibt extern<br />
Produkte und Leistungen auf<br />
dem deutschen Markt, wobei das<br />
Spektrum der Wertschöpfungsaktivitäten,<br />
dem einer ALG entspricht.<br />
DEMAG LGD Kranwerk ⎫<br />
produzie-<br />
DEMAG Process Cranes rende Unter-<br />
⎬<br />
DEMAG Components nehmensbereiche<br />
DEMAG After Market ⎭<br />
Die produzierenden Unternehmensbereiche<br />
liefern extern ins Ausland,<br />
d. h. an ALGs, ALVs und an Endkunden<br />
im Ausland (DEX). Interne Lieferungen<br />
erfolgen an DEMAG LGD Vertrieb<br />
& Service für den Vertrieb an<br />
Kunden im Inland sowie an andere<br />
produzierende Unternehmensbereiche<br />
für die weitere Verarbeitung (Beispiel:<br />
Lieferung von Komponenten an DE-<br />
MAG Process Cranes für die Produktion<br />
von Prozesskranen, vgl. Abb. 3).<br />
DEMAG Leitung und Shared Service<br />
DEMAGLeitungundSharedServiceist<br />
in der neuen Bereichsstruktur nicht<br />
länger an primären Wertschöpfungsaktivitäten<br />
beteiligt und weist daher<br />
auch keine Herstellkosten auf. Von den<br />
unterstützenden Wertschöpfungsaktivitäten<br />
führt die DEMAG Leitung und<br />
Shared Service jene aus, die bereichsübergreifend<br />
angelegt sind. Alle anderen<br />
sekundären Wertschöpfungsaktivitäten,<br />
insbesondere Produktmanagement<br />
und R&D, wurden den jeweiligen<br />
produzierenden Unternehmensbereichen<br />
zugeordnet.<br />
Die neu definierte Bereichsstruktur der<br />
Demag Cranes & Components GmbH bildet<br />
die Grundlage für die Definition der<br />
Soll-Werteflüsse der einzelnen Produktgruppen.<br />
Abb. 3 beschreibt beispielhaft<br />
den Wertefluss eines Prozesskrans bei Verkauf<br />
in Deutschland. Unter Berücksichtigung<br />
aller Produktgruppen und Distributionskanäle<br />
der Demag Cranes & Compo-<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung auf Basis einer Werteflussanalyse 631<br />
nents GmbH wurden insgesamt über 30<br />
verschiedene Soll-Werteflüsse definiert.<br />
Wie bereits unter Schritt 2 angeführt, ermöglicht<br />
die Werteflussanalyse eine prozessorientierte<br />
Beschreibung von Unternehmensbereichen<br />
und ist geeignet,<br />
komplexe Interdependenzen der Bereiche<br />
strukturiert darzustellen. Darüber hinaus<br />
dienen die definierten Soll-Werteflüsse<br />
als Grundlage zur Implementierung der<br />
Bereichsergebnisrechnung in SAP. Die<br />
Art der Darstellung und Beschreibung<br />
der Werteflüsse für die einzelnen Produktgruppen<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH berücksichtigt daher eine<br />
Abbildung in SAP (vgl. Abb. 3).<br />
Schritt 4: Bewertung der<br />
Leistungsbeziehungen<br />
Nach erfolgter Definition der Unternehmensbereiche<br />
und Leistungsbeziehungen<br />
(Werteflüsse) liegt nach Abschluss des<br />
dritten Konzeptionsschritts eine Bereichsstruktur<br />
vor, die als eine sehr gute<br />
organisatorische Voraussetzung für die<br />
pretiale Lenkung angesehen werden<br />
kann. Im vierten und letzten Schritt erfolgt<br />
nun die Bewertung der Leistungsbeziehungen.<br />
Bei der Bewertung der Leistungsbeziehungen<br />
zwischen den Unternehmensbereichen<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbHwurdezwischendreiFällendifferenziert<br />
(vgl. Abb. 4), die im Folgenden<br />
näher beschrieben werden:<br />
Leistungen der produzierenden Bereiche<br />
an DEMAG LGD Vertrieb & Service<br />
Leistungen zwischen den produzierenden<br />
Bereichen der Demag Cranes &<br />
Components GmbH<br />
Leistungen der DEMAG Leitung und<br />
Shared Service an andere Unternehmensbereiche<br />
Leistungen der produzierenden Bereiche<br />
an die DEMAG LGD Vertrieb & Service<br />
Für den Vertrieb von Demag-Leistungen<br />
an Dritte beziehen die Landesgesellschaften<br />
(ALGs und LGD) Leistungen von den<br />
produzierenden Bereichen der Demag<br />
Cranes & Components GmbH. ALGs sind<br />
rechtlich selbständige Einheiten und beziehen<br />
diese Leistungen bereits zu Transferpreisen.<br />
Diese berücksichtigen die<br />
steuerrechtlichen Regelungen der jeweiligen<br />
Länder und basieren auf dem Methodik<br />
„Resale Minus“. D.h., den ALGs wird<br />
ein bestimmter, ihren Funktionen und<br />
Risiken angemessener Rabattsatz auf den<br />
Verkaufspreis gewährt, der sich je nach<br />
Produktgruppe unterscheiden kann.<br />
Die Bewertung der Leistungen an die DE-<br />
MAG LGD Vertrieb & Service orientiert<br />
sich an dieser bereits bestehenden Transferpreismethodik.<br />
Die Transferpreise für<br />
die LGD wurden dabei in einer bestimmten<br />
Relation zu den vorhandenen Transferpreisen<br />
der ALGs festgesetzt.<br />
Durch die Einführung von Transferpreisen<br />
erwirtschaften die produzierenden<br />
Bereiche bei internem Vertrieb an die<br />
DEMAG LGD Vertrieb & Service in Zukunft<br />
einen internen Erlös, der über den<br />
Herstellkosten liegt. Dieser Erlös dient<br />
dem jeweiligen Unternehmensbereich<br />
u. a. zur Abdeckung der internen Vertriebskosten<br />
und der Kosten der sekundären<br />
Wertschöpfungsaktivitäten (vgl.<br />
Abb. 4). Durch Ausgestaltung der Transferpreise<br />
als Resale Minus wird sichergestellt,<br />
dass Preis- und Margenmanagement<br />
in der Verantwortungshoheit der<br />
produzierenden Bereiche der Demag Cranes<br />
& Components GmbH verbleibt.<br />
Leistungen zwischen den produzierenden<br />
Bereichen<br />
Ein Leistungsaustausch zwischen den<br />
produzierenden Bereichen der Demag<br />
Cranes & Components GmbH wird künftig<br />
zu Transferpreisen bewertet. Diese<br />
Transferpreise basieren auf Planherstellkosten<br />
plus einem Aufschlag (HK plus).<br />
Aus Gründen der Nachvollziehbarkeit<br />
und Komplexitätsreduktion wurde für alle<br />
Leistungen zwischen den produzierenden<br />
Bereichen ein einheitlicher HK plus<br />
Faktor definiert.<br />
Der interne Erlös, den die produzierenden<br />
Bereiche durch diese Transferpreise erwirtschaften,<br />
dient zur Abdeckung der internen<br />
Vertriebskosten und der Kosten der<br />
sekundären Wertschöpfungsaktivitäten<br />
(vgl. Abb. 4). Durch Ausgestaltung der<br />
Transferpreise als HK plus wird sichergestellt,<br />
dass die Margen- und Preisgestaltung<br />
der einzelnen Produkte durch das<br />
Endprodukt festgelegt und nicht durch<br />
eingehende Teile determiniert wird.<br />
Leistungen der DEMAG Leitung und<br />
Shared Service an andere Unternehmensbereiche<br />
Die DEMAG Leitung und Shared Service<br />
führt unterstützende Wertschöpfungsaktivitäten<br />
durch, die bereichsübergreifend<br />
angelegt sind. Diese Leistungen werden<br />
darum ohne Aufschlag an die anderen<br />
Unternehmensbereiche verteilt.<br />
........................................................<br />
5. Fazit<br />
........................................................<br />
Der vorliegende Betrag beschreibt die<br />
Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />
am Beispiel der Demag Cranes &<br />
Components GmbH. Der dafür gewählte<br />
Ansatz kann als sehr umfassend angesehen<br />
werden: Den Ausgangspunkt bildet<br />
die Analyse und Neugestaltung der Unternehmensstruktur,<br />
gleichzeitig wird<br />
eine spätere Implementierung in SAP berücksichtigt.<br />
Im ersten Schritt der Konzeption wurde<br />
das Aufgabenfeld der Demag Cranes &<br />
Components GmbH im Verbund des<br />
Konzerns Demag Cranes AG anhand der<br />
Porter’schen Wertschöpfungskette analysiert.<br />
Im zweiten Schritt erfolgte eine<br />
Analyse der bestehenden Bereichsstruktur<br />
der Demag Cranes & Components<br />
GmbH. Dazu wurden die Bereiche anhand<br />
der Wertschöpfungskette beschrieben.<br />
Darauf aufbauend wurde eine Werteflussanalyse<br />
durchgeführt, die den Weg<br />
der Leistungserstellung innerhalb der Bereiche<br />
nachzeichnete.<br />
Aus den Erkenntnissen der Werteflussanalyse<br />
wurden im dritten Schritt die<br />
neue Bereichsstruktur der Demag Cranes<br />
& Components GmbH definiert und die<br />
Werteflüsse der einzelnen Produktgruppen<br />
neu festgelegt. Erst im vierten und<br />
letzten Schritt der Konzeption erfolgte<br />
schließlich eine Bewertung der Leistungsbeziehungen<br />
zwischen den Teilbereichen<br />
des Unternehmens durch Festlegung von<br />
Transferpreisen.<br />
Das Modell der Wertschöpfungskette und<br />
die darauf aufbauende Werteflussanalyse<br />
haben sich bei der Konzeption einer Bereichsergebnisrechnung<br />
bewährt. Die<br />
Werteflussanalyse ermöglicht eine prozessorientierte<br />
Beschreibung von Unternehmensbereichen<br />
und ist geeignet,<br />
komplexe Interdependenzen der Bereiche<br />
strukturiert darzustellen. Sie ist damit ein<br />
profundes Instrument zur Analyse und<br />
Neuausrichtung der Bereichsstruktur<br />
eines Unternehmens.<br />
Eine Lenkung über Transferpreise führt<br />
dann zu den gewünschten Ergebnissen,<br />
wenn auch die organisatorischen Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen werden. Mit<br />
der hier gewählten Vorgehensweise ist<br />
dies sichergestellt.<br />
22. Jahrgang 2010, Heft 11
632<br />
CONTROLLING-WISSEN<br />
Keywords<br />
Organizational Structure<br />
Performance Evaluation<br />
Transfer Prices<br />
Value Chain<br />
Value Flow Analysis<br />
Summary<br />
In theory the segment-based profitability<br />
analysis represents a key instrument<br />
of corporate controlling. To give<br />
a practical example this article describes<br />
a process model realized with<br />
Demag Cranes & Components GmbH<br />
where the authors were challenged by<br />
the requirement to accomplish a segmentation<br />
followed by the design and<br />
realization of a segment-based profitability<br />
analysis.<br />
Literatur<br />
Homburg, C./Krohmer, H., Marketingmanagement.<br />
Strategie – Instrumente – Umsetzung<br />
– Unternehmensführung, 2. Aufl.,<br />
Wiesbaden 2006.<br />
Hummel, K./Pedell, B., Verrechnungspreissysteme<br />
in der Unternehmenspraxis, in: Controlling,<br />
21. Jg. (2009), H. 11, S. 578–584.<br />
Meffert, H., Marketing. Grundlagen marktorientierter<br />
Unternehmensführung. Konzepte<br />
– Instrumente – Praxisbeispiele, 9. Aufl.,<br />
Wiesbaden 2000.<br />
Mensch, G., Verrechnungspreise als Controlling-Instrument,<br />
in: Betrieb und Wirtschaft,<br />
57. Jg. (2003), H. 22, S. 925–931.<br />
Neus, W., Verrechnungspreise – Rekonstruktion<br />
des Markts innerhalb der Unternehmung?,<br />
in: Die Betriebswirtschaft, 57. Jg.<br />
(1997), H. 1, S. 38–47.<br />
Pfaff, D./Pfeiffer, T., Verrechnungspreise und<br />
ihre formaltheoretische Analyse: Zum State<br />
oft the Art. Ist das Dilemma der pretialen<br />
Lenkung wirklich ein Dilemma?, in: Die Betriebswirtschaft,<br />
64. Jg. (2004), H. 3, S. 296–<br />
319.<br />
Pfaff, D./Stefani, U.,Verrechnungspreisein<br />
der Unternehmenspraxis. Eine Bestandsaufnahme<br />
zu Zwecken und Methoden, in: Controlling,<br />
18. Jg. (2006), H. 10, S. 517–524.<br />
Porter,M.E., Competitive Strategy. Techniques<br />
for Analyzing Industries and Competitors,<br />
New York 1980.<br />
Porter,M.E., Wettbewerbsvorteile. Spitzenleistungen<br />
erreichen und behaupten, 6. Aufl.,<br />
Frankfurt/Main, 2000.<br />
Schulze, W./Weiler, A., Gestaltung von Verrechnungspreisen<br />
unter Beachtung von Anreiz-<br />
und Steuerungseffekten, in: Zeitschrift<br />
für Controlling und <strong>Management</strong>, 51. Jg.<br />
(2007), H. 2, S. 102–108.<br />
Swoboda, B./Jager, M./Meierer, M.,Dekonstruktion<br />
von Wertschöpfungsketten. Ausprägungen,<br />
Strukturierungsoptionen und<br />
Entscheidungsschritte, in: Wirtschaftswissenschaftliches<br />
Studium, 37. Jg. (2008), H. 10,<br />
S. 532–539.<br />
Die moderne Risikomanagement-<br />
Konzeption.<br />
Frühzeitig erkennen<br />
Die Identifikation, Beurteilung,<br />
Steuerung, Überwachung und<br />
Kommunikation unternehmerischer<br />
Risiken ist eine der wesentlichen<br />
Voraussetzungen und<br />
Herausforderungen erfolgreichen<br />
wirtschaftlichen Handelns.<br />
Gezielt umsetzen<br />
Das Werk beschreibt die Probleme<br />
und Lösungsmöglichkeiten bei der<br />
Einrichtung eines Risikomanagements<br />
und Risikocontrollings unter<br />
Berücksichtigung gesetzlicher<br />
Verpflichtungen, der Anforderungen<br />
seitens der Wirtschaftsprüfer<br />
und den Schwächen bestehender<br />
Systeme in der Praxis.<br />
Von Dr. Marc Diederichs, Leiter Corporate Risk &<br />
Insurance <strong>Management</strong>, Beiersdorf AG, Hamburg.<br />
2. Auflage. 2010. XXV, 309 Seiten. Kartoniert € 39,80<br />
ISBN 978-3-8006-3724-9<br />
Bitte bestellen Sie bei Ihrem Buchhändler oder beim:<br />
Verlag Vahlen · 80791 München · Fax (089) 3 81 89-402<br />
Internet: www.vahlen.de · E-Mail: bestellung@vahlen.de<br />
Preise inkl. MwSt. / 157548<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG