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Präsenz - Wirtschaft - Berner Fachhochschule

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Fachbereich<br />

Dynamische Balance der Elemente<br />

macht Geschäftsmodelle lebensfähig<br />

Geschäftsmodelle bilden die Wertschöpfung eines Unternehmens in prägnanter Form<br />

ab. Die einzelnen Elemente eines Geschäftsmodells sollten dabei dynamisch aufeinander<br />

abgestimmt sein, um eine langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs zu<br />

ermöglichen. Diese dynamische Abstimmung stellt hohe Ansprüche an das Management.<br />

Prof. Dr. Stefan Grösser<br />

Dozent für Strategisches<br />

Management<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Fachhochschule</strong><br />

stefan.groesser@bfh.ch<br />

Prof. Daniel Gobeli<br />

Dozent für Strategisches<br />

Management<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Fachhochschule</strong><br />

daniel.gobeli@bfh.ch<br />

Prof. Dr. Kim Oliver<br />

Tokarski<br />

Leiter Kompetenzzentrum<br />

Unternehmensentwicklung<br />

<strong>Berner</strong> <strong>Fachhochschule</strong><br />

kim.tokarski@bfh.ch<br />

Der Begriff «Geschäftsmodell» (in Englisch:<br />

Business Model) ist im Sprachgebrauch von<br />

Führungskräften alltäglich geworden. Obwohl<br />

Geschäftsmodelle für die Unternehmenspraxis<br />

relevant sind, gehen die Vorstellungen<br />

darüber stark auseinander, was<br />

ein Geschäftsmodell ist und welchen effektiven<br />

Nutzen es schafft. Die Theorie bietet<br />

darauf keine einheitliche Antwort. Evident<br />

ist, dass wir alle mit Modellen arbeiten, um<br />

eine vereinfachte Abbildung der Realität zu<br />

erhalten. Modelle helfen einzelne Aspekte<br />

des Unternehmens und seiner Umwelt<br />

besser zu verstehen. Die zur Beurteilung<br />

eines bestimmten Sachverhaltes wichtigen<br />

Kriterien werden mit Hilfe von Modellen<br />

dargestellt. Um sie jedoch nicht zu komplex<br />

zu gestalten werden dabei nicht relevante<br />

Elemente vernachlässigt. Auch wenn manche<br />

Führungskräfte meinen ihre Unternehmung<br />

hätte kein Geschäftsmodell, gilt ausnahmslos<br />

folgender Grundsatz: Jedes<br />

Unternehmen hat ein Geschäftsmodell – ob<br />

dies von den Führungskräften gewollt ist<br />

oder nicht, ob ihnen dies bewusst ist oder<br />

nicht. Es stellt sich somit die Frage, wie<br />

das Geschäftsmodell eines Unternehmens<br />

ausgestaltet sein muss, um dauerhaft erfolgreich<br />

zu sein.<br />

Ein Geschäftsmodell<br />

besteht aus Elementen<br />

Ein Geschäftsmodell liefert Antworten auf<br />

fundamentale Fragen unternehmerischer<br />

Tätigkeit: Was sind unsere Produkte? Wie<br />

schöpfen wir Wert? Wer sind unsere Kunden?<br />

Welchen Mehrwert erzeugen wir für<br />

unsere Kunden? Wie ist unsere Kostenstruktur?<br />

Wie erwirtschaften wir einen Unternehmensgewinn?<br />

Gemäss Bernd Wirtz<br />

ist ein Geschäftsmodell eine Abbildung des<br />

betrieblichen Produktions- und Leistungssystems<br />

einer Unternehmung. Es detailliert,<br />

wie externe Ressourcen von der Unternehmung<br />

durch den innerbetrieblichen Leistungserstellungsprozess<br />

in vermarktungsfähige<br />

Informationen, Produkte bzw.<br />

Dienstleistungen transformiert werden.<br />

Generell werden Geschäftsmodelle durch<br />

Elemente bzw. Bereiche definiert. Wirtz<br />

unterscheidet dabei Kapital, Beschaffung,<br />

Leistungserstellung, Distribution, Markt,<br />

Wettbewerb, Nachfrager und Leistungsangebot.<br />

Ein zweiter Ansatz ein Geschäftsmodell<br />

abzubilden ist der Ansatz Business<br />

Model Canvas von Alexander Osterwalder<br />

& Yves Pigneur. Der Canvas besteht aus<br />

neun Elementen. Beide kurz beschriebenen<br />

Ansätze sind Rahmenwerke (in Englisch:<br />

Frameworks), d. h. inhaltsleere Grundstrukturen<br />

eines Geschäftsmodells. Sie bilden<br />

die Ausgangsbasis für eine systematische<br />

und gesamtheitliche Analyse eines Unternehmens.<br />

Obwohl die Anwendung eines<br />

Frameworks allein den Unternehmenserfolg<br />

nicht garantieren kann, zeigt sich in der<br />

Zusammenarbeit mit Unternehmen oft,<br />

dass bereits diese einfachen Ansätze Verbesserungen<br />

im Unternehmenserfolg<br />

ein leiten können. Meist ist dieser Erfolg<br />

jedoch nicht nachhaltig. Warum nicht?<br />

Unternehmenserfolg ist<br />

eine Frage des dynamischen<br />

Gleichgewichts zwischen<br />

den Elementen<br />

Die zwei genannten Frameworks bieten<br />

Hinweise zu den relevanten Elementen, die<br />

berücksichtigt werden sollten. Für die Beurteilung<br />

der gewonnenen Informationen<br />

und ihre Zusammenführung mit anderen<br />

Erkenntnissen geben sie jedoch keine Anleitung.<br />

Frameworks sind dann wirksam,<br />

wenn ihre Anwender in der Lage sind,<br />

Zusammenhänge und Lücken zu erkennen<br />

und Schlussfolgerungen zu ziehen. Ein<br />

Beispiel ist die Ausgeglichenheit der Elemente<br />

zueinander. Das heisst Unternehmenserfolg<br />

stellt sich ein, wenn die einzelnen<br />

Elemente eines Geschäftsmodells im<br />

Gleichgewicht zueinander stehen. Erfolg<br />

kann sich langfristig nicht einstellen, wenn<br />

z. B. das Nutzenversprechen (Value Proposition)<br />

durch innovative, technische Produkte<br />

nicht durch entsprechende Absatzkanäle<br />

wirkungsvoll unterstützt bzw. realisiert wird.<br />

Mit anderen Worten, es ist notwendig, dass<br />

ein Geschäftsmodell intern im Gleichgewicht<br />

ist. Diese Balance der einzelnen Elemente<br />

eines Geschäftsmodells ergibt spezielle,<br />

von aussen erkennbare Muster. Je<br />

nach Ausgestaltung der einzelnen Elemente<br />

ergeben sich unterschiedliche Ausrichtungen<br />

des Unternehmens. Im Folgenden<br />

dargestellt sind vier Arten von Geschäftsmodellen,<br />

welche auf den Kern des Unternehmenserfolgs<br />

ausgerichtet sind:<br />

– Innovationszentrierte Geschäftsmodelle:<br />

Zusammenbringen neuer Transaktionspartner<br />

bzw. Ermöglichung neuer Transaktionen<br />

– Effizienzorientierte Geschäftsmodelle:<br />

Effiziente Gestaltung von Transaktionen<br />

mit dem Ziel der Minimierung von Transaktionskosten<br />

– Lock-In Geschäftsmodelle: Aufbau von<br />

starken Kundenbindung z. B. durch hohe<br />

Umstellungskosten<br />

– Komplementaritätsmodelle: Steigerung<br />

der Attraktivität eigener Produkte oder<br />

Dienstleistungen durch Nutzenstiftende<br />

Verbindungen mit anderen Produkten<br />

oder Dienstleistungen<br />

30<br />

<strong>Präsenz</strong> August 2012

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