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Frauen im Umbruch der Arbeit - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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364 Ariane Brenssell<br />

<strong>der</strong> Auslagerung in Billig-Lohn-Län<strong>der</strong> macht ihre Beschäftigungsverhältnisse<br />

zudem unsicher.<br />

Begründet wird diese Struktur meist mit <strong>der</strong> relativ geringen Qualifizierung<br />

von <strong>Frauen</strong>2, eine Argumentation, die zu kurz greift. Während Mädchen in <strong>der</strong><br />

schulischen Ausbildung in gleichem Maße wie o<strong>der</strong> mehr als Jungen Bildungschancen<br />

nutzen, kehrt sich diese Situation be<strong>im</strong> Einstieg ins Berufsleben um.<br />

»Gleichsam <strong>im</strong> Kontrast zu den Erfolgen, die Mädchen und junge <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong> allgemeinbildenden<br />

Schulsystem haben, entstehen <strong>für</strong> die jungen <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung auf akademischem wie auf nichtakademischem<br />

Niveau Benachteiligungen - sei es durch Vorprägungen ihrer Neigungen<br />

und Interessen <strong>im</strong> Verlauf ihrer Sozialisation, sei es durch berufs<strong>im</strong>manente Hin<strong>der</strong>nisse<br />

o<strong>der</strong> auch durch das Fehlen weiblicher Vorbil<strong>der</strong> in zukunftssicheren<br />

(Männer-)Berufen.« (Klemm 1990, 464) Auch daß sich Beruf und Weiterqualifizierung<br />

<strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Regel als zweite Priorität stellen, weil ihr persönliches<br />

Zeitmanagement durch Familie und Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Perspektive darauf strukturiert<br />

ist, reicht als Erklärung allein nicht aus. Zwar ist die Zuständigkeit <strong>für</strong> die<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Reproduktion in den letzten 20 Jahren ungebrochen, <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> Doppelbelastung ist <strong>für</strong> viele <strong>Frauen</strong> empirische Realität, da sie <strong>für</strong> Hausund<br />

Erwerbsarbeit doppelt so viel <strong>Arbeit</strong>szeit aufbringen müssen wie Männer<br />

(vgl. Schoor 1992), doch erst in Verbindung mit einem Mangel an beruflichen<br />

Perspektiven - trotz Aus- und Weiterbildung, läßt sich erklären, warum Entscheidungen<br />

<strong>für</strong> zeitintensive Weiterbildung, Barrieren entgegenstehen, wenngleich<br />

- meist motiviert durch unbefriedigende <strong>Arbeit</strong>sbedingungen - Interesse<br />

daran besteht. 3 So stellt z.B. Krüger in ihrer Untersuchung <strong>der</strong> Qualifizierungsoffensive<br />

<strong>der</strong> Bundesregierung fest: »Die Qualifizierungsoffensive scheitert nicht<br />

am fehlenden Interesse <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Aber bisher erbrachte Bemühungen haben<br />

sich nicht ausgezahlt« (vgl. Krüger 1988, 67)<br />

Die geschlechtsspezifische <strong>Arbeit</strong>steilung, die Geringschätzung <strong>der</strong> weiblichen<br />

<strong>Arbeit</strong>skraft und <strong>der</strong> spezifische Einsatz von <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

<strong>Arbeit</strong>sorganisation best<strong>im</strong>men die Formen weiblicher Erwerbsarbeit. Darüber<br />

hinaus ist die öffentliche Interessensvertretung von <strong>Frauen</strong> in Politik und Ökonomie<br />

unzureichend. Ihre untergeordnete und ungesicherte Position <strong>im</strong> Beruf wird<br />

durch innerbetrieblichen (gewerkschaftlichen und unternehmerischen) Patriarchalismus<br />

(vgl. Schnoor in diesem Heft) sowie (sozial-) staatlichen Patriarchalismus<br />

gefestigt (vgl. Schunter-Kleemann 1992).<br />

<strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Industrie 11: Utopisches<br />

Die Bilanz <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>ssituation von <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Industrie ist wenig erfreulich.<br />

Während die tayloristischen <strong>Arbeit</strong>splätze kaum verteidigenswert erscheinen,<br />

fragten wir uns umgekehrt, wie eigentlich <strong>Frauen</strong>industriearbeit beschaffen sein<br />

müßte, um befriedigend und anspruchsvoll zugleich zu sein? Für welche Form<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> würden <strong>Frauen</strong> streiten?<br />

Einige Anfor<strong>der</strong>ungen, die an künftige <strong>Arbeit</strong>splätze von <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Industrie<br />

zu stellen sind, ergeben sich aus dem Umkehrschluß <strong>der</strong> bisherigen Situation:<br />

eine qualifizierte <strong>Arbeit</strong> erhöht nicht nur die Befriedigung in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>, sie

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