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Frauen im Umbruch der Arbeit - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Plädoyer <strong>für</strong> Einmischung in »Lean Production" 367<br />

vorgeschoben sind, so besteht doch die Gefahr, daß unter dem Druck <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarktverhältnisse<br />

bestehende soziale Errungenschaften unterwan<strong>der</strong>t werden.<br />

Im Fazit stellen wir fest, daß in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> durch Lean Production<br />

die Chance <strong>der</strong> Befreiung von tayloristischer Monotonie liegt; <strong>für</strong><br />

<strong>Frauen</strong> sehen wir allerdings das Risiko, daß sie durch Lean Production von <strong>der</strong><br />

Erwerbsarbeit überhaupt »befreit« werden. Das japanische Beispiel verdeutlicht<br />

die Dringlichkeit feministischer Eingriffe in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Umstrukturierung.<br />

Denn die dortige Verdrängung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus abgesicherten Beschäftigungsverhältnissen<br />

ist nicht etwa <strong>der</strong> japanischen Kultur und Tradition, son<strong>der</strong>n einem<br />

auf Kosten <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> geführten <strong>Arbeit</strong>skampf geschuldet (vgl. Ilse Lenz 1988).<br />

Lean Production:<br />

Anschlußmöglichkeiten <strong>für</strong> bessere <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong><br />

Wälzt sich durch Lean Production einiges um, so bleibt zu fragen, welche Möglichkeiten<br />

die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sbedingungen durch Lean Production<br />

<strong>für</strong> eine <strong>Arbeit</strong>spolitik <strong>für</strong> <strong>Frauen</strong> eröffnen.<br />

(1) Die breite Abkehr von technikzentrierten und tayloristischen Rationalisierungskonzepten<br />

hat neuerlich eine Debatte um die Gestaltbarkeit <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> ausgelöst,<br />

in <strong>der</strong> auch die Umgestaltung taylorisierter Angelerntenbereiche diskussionsfahig<br />

geworden ist.<br />

(2) Der Neuzuschnitt von Aufgabenbereichen - wesentlicher Bestandteil von<br />

Lean Production - enthält Möglichkeiten <strong>für</strong> die inhaltliche Anreicherung von<br />

Tätigkeiten und eine dementsprechend höhere Entlohnung.<br />

(3) Japanische Negativerfahrungen - wie <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige <strong>Arbeit</strong>skräftemangel<br />

i!1 <strong>der</strong> japanischen Autoindustrie, <strong>der</strong> mit den miserablen <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />

begründet wird (Nomura, 1992, 59f.) - begründen Hoffnungen auf eine humanere<br />

Version <strong>der</strong> schlanken <strong>Arbeit</strong>sorganisation in <strong>der</strong> Bundesrepublik. Zudem<br />

bieten die mit Lean Production verbundenen betrieblichen Interessen an <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit,<br />

enge Betriebsbindung und große Einsatzbereitschaft <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden<br />

Anknüpfungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Ziele humaner <strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />

(vgl. MoldaschI 1992).<br />

(4) Der durch die Einführung neuer <strong>Arbeit</strong>sformen entstehende Bedarf an<br />

neuen kompetenten »<strong>Arbeit</strong>ersubjekten«, <strong>der</strong> nicht durch einen Rückgriff auf<br />

vorhandene <strong>Arbeit</strong>skräfte zu decken ist, weil we<strong>der</strong> männliche noch weibliche<br />

<strong>Arbeit</strong>skräfte die entsprechenden Kompetenzen haben, stellt neue Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die unternehmerische Personalplanung und -entwicklung: die langfristige<br />

Entwicklung von Qualifizierungsprogrammen und Personale ins atz konzepten<br />

wird zur wesentlichen Aufgabe <strong>für</strong> die Unternehmen. 5 Das neue Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

beinhaltet in zunehmendem Maße auch überfachliche soziale Kompetenzen,<br />

wie Kooperationsfähigkeit u.ä., über die <strong>Frauen</strong> mindestens ebenso verfügen<br />

wie Männer. Wurden bereits durch Automatisierung den Begründungsmustern <strong>für</strong><br />

eine geschlechts spezifische Zuweisung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> (wie z.B. körperliche Stärke)<br />

<strong>der</strong> Boden entzogen, so werden mit Lean Production neue Weisen <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Personalrekrutierung und -entwicklung zur Bedingung <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

neuer <strong>Arbeit</strong>sformen.<br />

DAS ARGUMENT 19911993 .©

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