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Frauen im Umbruch der Arbeit - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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die eine hohe Beschäftigungssicherheit garantieren, entsteht eine Peripherie von<br />

Zulieferbetrieben. Von <strong>der</strong> Auslagerung betroffen sind insbeson<strong>der</strong>e zeitintensive<br />

und automationsresistente Produktionsbereiche - also <strong>Arbeit</strong>splätze, auf<br />

denen mehrheitlich <strong>Frauen</strong> beschäftigt sind. Der Umbau <strong>der</strong> traditionellen<br />

Fabrikstruktur' zur Kernfabrik geht mit einem strukturellen Abbau von <strong>Arbeit</strong>splätzen<br />

einher, <strong>der</strong> über Altersregelung, Aufhebungsverträge und Einstellungsstop<br />

bereits eingeleitet ist. Auch hier besteht die Gefahr, daß insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>Frauen</strong>arbeitsplätze verlorengehen. In den Aufhebungsverträgen wird die Aufgabe<br />

des <strong>Arbeit</strong>splatzes finanziell subventioniert. Vor dem Hintergrund weiblicher<br />

Lebensentwürfe und dem Mangel einer befriedigenden beruflichen<br />

Perspektive könnte dies ein zusätzlicher Anreiz <strong>für</strong> den Rückzug ins Private<br />

werden.<br />

Ein Rationalisierungskonzept, das auf Personalabbau setzt und gleichzeitig<br />

Ziele wie Verbesserung <strong>der</strong> Qualität, Steigerung <strong>der</strong> Produktivität und Senkung<br />

<strong>der</strong> Kosten verfolgt, kann nicht ohne eine Verän<strong>der</strong>ung des Einsatzes <strong>der</strong> verbleibenden<br />

<strong>Arbeit</strong>enden - mit ambivalenten Folgen - erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Die Verantwortung <strong>für</strong> einen reibungslosen Produktionsablauf und die Opt<strong>im</strong>ierung<br />

<strong>der</strong> Produktion wird in Gruppen o<strong>der</strong> Teams verlagert. In den Teams kann<br />

jedes Mitglied qua seiner Qualifikation alle <strong>Arbeit</strong>en ausführen. Diese Form <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong> deutet in die Richtung unserer Anfor<strong>der</strong>ungen an künftige <strong>Frauen</strong>arbeit.<br />

Sie hebt die Isolation <strong>der</strong> einzelnen auf, beinhaltet mehr Verantwortung, gewisse<br />

Möglichkeiten zur Gestaltung <strong>der</strong> eigenen <strong>Arbeit</strong>sbedingungen und for<strong>der</strong>t permanente<br />

Weiterqualifizierung. Neue kooperative Problemlösungen <strong>im</strong> Team<br />

verlangen zudem soziale Kompetenzen, in denen <strong>Frauen</strong> auf Grund ihrer Sozialisation<br />

beson<strong>der</strong>s geübt sind.<br />

Positiv läßt sich festhalten, daß <strong>für</strong> die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden neue<br />

Realisierungschancen entstehen, wenn sie mit den Anfor<strong>der</strong>ungen des Kapital<br />

konvergieren. Indem das Produktionswissen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden zum notwendigen<br />

Produktionsfaktor <strong>für</strong> das Kapital wird, entstehen neue Möglichkeiten, alte<br />

Schranken kapitalistischer Produktion <strong>im</strong> Sinne einer Befreiung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong> von<br />

tayloristischen Fesseln zu überwinden. Die Transformation horizontaler und<br />

vertikaler <strong>Arbeit</strong>steilungen eröffnet Gestaltungsräume; die Erweiterung des Wissens<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden bietet Grundlagen <strong>für</strong> neue Handlungsmöglichkeiten und<br />

-fähigkeiten. Die gefor<strong>der</strong>te Kooperation schafft Voraussetzungen <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Vergesellschaftungsformen <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>enden.<br />

Doch es sind auch Kritikpunkte bezüglich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>sgestaltung zu vermerken.<br />

Daß <strong>Frauen</strong> in den Kernfabriken in Japan nicht zu finden sind, ist nicht<br />

zuletzt Resultat <strong>der</strong> Höchstanfor<strong>der</strong>ungen, die an die <strong>Arbeit</strong>enden gestellt sind.<br />

Die Rundum-Nutzung von »Kopf, Hand und Herz« (Ilse Lenz 1988, 203) und die<br />

Disponibilität <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>skraft <strong>für</strong> alle Eventualitäten des Produktions prozesses<br />

machen Lean Production zu einem <strong>Arbeit</strong>smodell <strong>für</strong> Männer. Das Verlangen<br />

von Lean Production nach dem »ganzen Mann« ist nicht nur unvereinbar mit<br />

einer wünschenswerten Ausweitung seiner Beteiligung an reproduktiven Tätigkeiten,<br />

es birgt zudem die Gefahr einer Verschärfung <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen<br />

<strong>Arbeit</strong>steilung zu Ungunsten <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Auch wenn einer übermäßigen<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>szeit durch tarifvertragliehe Regelungen noch Riegel

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