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Das Plankton<br />
Von Dr. A, Birrer<br />
Es sind etwa hundert Jahre her, seit die Planktonforschung einsetzte. Vorher waren<br />
dio Kenntnisse noch äußerst gering und beschränkten sich etwa auf dio Hrgebnisse einzelner<br />
Magenuntersuchungen von Fischen. Da kam der großo Physiologe Johannes Müller<br />
rrm dic Mittc des letzten Jahrhunilorts auf die Idee, das Meer m.it feinen Seidernctzen.<br />
rvio solche in der Müllerei zum Mehlsieben benützt werden, zu durchfischen. Ilr entdeckte<br />
das Plankton der Meere und allo Velt staunte über den großen Formenreichtum dieser<br />
Lebensgelmeinschaft. Nachdem im Meere der Anfang gemacht war, zog€n bald zahireiche<br />
Forscher mit Seidennetzen ausg€rüstet auch an die Seen, Teiche und Tämpel. Die Schweiz<br />
mit ihren zahlreicheu Gewässern stellte ebenfalls eine Reihe namhalter Vissenschafter, die<br />
in der Folge dii Schweizerschule begründeten.. Der Reichtum der Binnengewässer an mikroskopisch<br />
kleinen, pflanzlichen und tierischen Organismen stand demjenigen der Meere<br />
nicht naclt, war geradezu überwältigend. Es war eine neue rVissenschaft, die Vissenschalt<br />
vom Lebeu des Vassers entstanden (Hydrobiologie).<br />
Vas ist Plankton? Darunter verstehen wir die Lebensgerneinscha{t mikroskopischkleiner,<br />
p{larrzlicher und tierischer Organismen, die Iosgelöst vom Boilen und vom Ufer, dauernd<br />
im freien Vasser leben können. Die pflanzlichen Organismen nennt man Phyto-, die tierischen<br />
Organismen Zooplankton. Beide sind eng miteinander verknüpft. Das Phytoplankton<br />
baut seine I(örpersubstanz mit Hilfe der Sonnenenergio aus den im Wasser gelösten<br />
l\ährsalzen direkt auf und dient seinerseits dem Zooplankton als Nahrung. Die Größe der<br />
Planklc.rrentrr-icklung hängt also von der Sonnenenergie und vom Gehalt an Nährsalzen des<br />
Vassers ab. Beidc Faktoren zusamm,en, normale Verhältnisse yorausgesetzt, ergeben die<br />
Produktionskraft eines Gewässers.<br />
Vegen der Kurzlebigkeit und der raschen Folge vieler Generationen der Planktonorganismen<br />
ist die Jahresproiluktion in ihrer Gesamtheit nur schwer zu erfassen. Vir<br />
ermitteln wohl den momentanen Gehalt an gewissen Standorten unil zu gewissen Zeitpunkten<br />
und sprechen ron planktonreichen und von plaktonarm'en Seen, ohne indessen<br />
den Jahreserttag za kennen. Es blieb der jüngsten Forschung vorbehalten, rnit Hilfe von<br />
isotopischen Nährsalzen, wenigstens vorläufig für dio Meere, neuere hlrkenntnisse zu<br />
schaffen. Bei Anwendung der gleichen Methode wird es auch den Forschern an don<br />
Binnengcwässerrr möglich sein, dio Lücke zu schließen. Es ist nun interessant, die von<br />
dänischen Wissenschaftern pro m2 Meeresfläche ermittelte Planktonmenge mit der pro m2<br />
Erdboden produzierten Pflanzenmenge zu vergleichen. Dabei erleben wir die Uberraschung,<br />
daß das rVasser und die Erde fast gleich fruchtbar sind. Ein guter Boden kann pro m2<br />
920 g Zuckerrüben, 480 g Kartoffeln oder 460 g Weizen (Gesamtsubstanz, Körner und<br />
Stroh) abwetfen. Beim Meer wurde der Ertrag an Plankton je nach Lage von g0 g pro m2<br />
bestimqt, 90-150 g in der wdstlichen Ostsee, 350-900 g im Vestatlantik. Für die<br />
Seen können wir vorläufig nur momentano Planktongehalte angeben. Venn wir z, B. einen<br />
m3 Vierwaldstättersee-Vasser filtrieren, so erhalten wir je nach Jahreszeiten oder nach<br />
Tielen verschiedone Verte. In den Vegetationszeiten, etwa in den Monaten l\{ai bis Juli<br />
finden wir in 10 bis 15 m Tiefe pro m3 Wasser 20 bis 30 cm3, in Ausnahmelällen bis<br />
60 cmi Plankton, Es entspricht dieses bei der winzigen Größe der Organismen ungeheuer<br />
große Zahlen, die in die Hunderto und Millionen gehen. Im l\{ai dieses Jahros betrug die<br />
Planktonzahl pro me Vasser im Luzerners€o aus 10 m Tiefe 434 l{illionen. Am kleinsten<br />
war sie im Vassel von der Oberflächo, betrug aber auch dort noch BB Millionen, In der<br />
ilegel erreichen aber die Planktonmengen im Vierwaldstättersee nicht solche We'rte, sie<br />
Iiegen meistens unt€r 10 cms und etwa bei 2-10 Millionen pro m3 filtrierten Vassers. Di€se<br />
Zahlen beziehen sich auf das gesamtt€, il. h. auf das pflanzliche und tierische Plankton.<br />
tierische Plankton, vorwiegend zusamim€nges€tzt aus Rädertierchen und Kr,ebschon, erreicht<br />
bei rveitem nicht solche Zahlen. Im Vierwaldstättersee bewegen sich die Mengen etwa zwischen<br />
2000 und 20 000 Krebschen pro m3. Im Vinter sind sie weniger häufig als etwa im<br />
Frühjalu und im Sommer.<br />
Das Krebsplankton, also die Wasserflöhe, Hüplerlinge und Rüsselkrebschen, sinil für<br />
dcn Speisezettel der Fische von größter Bedeutung. Sie bilden rlas Futter der Jungbrut und<br />
bleiben dio-. Nahrung vieler Friodfischo bis diese abgelangen rverden. Zu den Plankton-<br />
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