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28 Gläubiger wegen fehlender Haftungsmasse nur dann Aussicht auf Befriedigung seiner Forderungen hat, wenn realisierbare gesellschafts- oder haftungsrechtliche Ansprüche gegen Dritte (z.B. Gesellschafter oder Vertretungsberechtigte der insolventen Gesellschaft) bestehen. Es muss deshalb vorab besonders gründlich geprüft werden, ob eine Aussicht auf zumindest teilweise Befriedigung einer ausstehenden Forderung tatsächlich besteht und ob der Wert dieser Forderung zumindest die Kosten der Rechtsverfolgung abdeckt. Vertraglich abgesicherte Ansprüche (Nr. 4 - 9) sollten allerdings auch bei Nichteröffnung des Insolvenzverfahrens relativ unproblematisch durchsetzbar sein. Nr. 21: Haftungsansprüche gegen Vertretungsorgane des Insolvenzschuldners Bei Nichteröffnung des Insolvenzverfahrens muss der Gläubiger sämtliche mögliche Haftungsansprüche selbst geltend machen. Dies gilt auch für Ersatzansprüche aus Binnenhaftung, die nur der insolventen Gesellschaft zustehen. Deshalb erweitert das Gesetz die Binnenhaftung teilweise zu einer Außenhaftung, z.B. für Ansprüche gegen Vorstände einer Genossenschaft (vgl. § 34 Abs. 5 GenG) oder einer AG (vgl. §§ 93 Abs. 5, 117 Abs. 5 AktG). Ist eine solche Haftungsausweitung nicht vorgesehen (z.B. im GmbH-Recht), muss der Gläubiger die Ansprüche aus Binnenhaftung nach §§ 829, 835 ZPO pfänden und an sich überweisen lassen. Hierfür muss er einen Beschluss des nach § 828 ZPO zuständigen Gerichts beantragen. Eine Außenhaftung der Vertretungsorgane gegenüber den Gläubigern ist vor allem dann begründet, wenn das Mitglied des Vertretungsorgans schuldhaft eine ihm nach Gesetz obliegende Pflicht verletzt hat. Anspruchsgrundlage für den Gläubiger ist hierbei in erster Linie § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit der Vorschrift, die die jeweilige Pflicht des Vertretungsorgans begründet (Schutzgesetz). Eine solche Pflicht besteht z.B. in der rechtzeitigen Stellung eines Antrags auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Nr. 22: Haftungsansprüche gegen die Rechtsträger des insolventen Geschäftspartners Inwieweit Haftungsansprüche gegen die Rechtsträger eines insolventen Unternehmens bestehen, hängt im Wesentlichen von der Rechtsform des Rechtsträgers ab. So haften Einzelkaufleute, Komplementäre und Gesellschafter einer OHG oder einer GbR für sämtliche Gläubigeransprüche gegen das insolvente Unternehmen mit ihrem Privatvermögen. Wenn die Forderungen der Gläubiger im Insolvenzverfahren nicht befriedigt wurden, können diese also in das Privatvermögen der Unternehmensträger vollstrecken bis entweder ihre Forderungen befriedigt sind oder die Gesellschafter ihrerseits das (Verbraucher-) Insolvenzverfahren beantragen. Dagegen besteht das Wesen einer Kapitalgesellschaft (AG, GmbH, eG) gerade darin, dass die Gesellschafter nur mit ihrer Einlage in die Gesellschaft, nicht jedoch zusätzlich mit ihrem Privatvermögen den Gesellschaftsgläubigern gegenüber haften. Den Gläubigern steht lediglich das Gesellschaftsvermögen als Haftungsmasse zur Verfügung (vgl. § 1 Abs. 1 S. 2 AktG, § 13 Abs. 2 GmbHG, § 2 GenG). Dieses Gesellschaftsvermögen muss aber auch tatsächlich vorhanden sein. Soweit das nach Gesellschaftsvertrag vereinbarte Kapital der Gesellschaft nicht voll eingezahlt ist, hat die Gesellschaft deshalb einen Zahlungsanspruch gegen ihre Gesellschafter, der auch in der Bilanz ausgewiesen werden muss (§ 272 Abs. 1 HGB). Des Weiteren ist der Gesellschafter einer GmbH nach §§ 30, 31 GmbHG zur Rückzahlung verpflichtet, wenn er aus dem GmbH-Vermögen Geldmittel entnimmt, die zur Erhaltung des Stammkapitals erforderlich sind. Hierbei handelt es sich wiederum um Ansprüche aus Binnenhaftung, die der Gläubiger aber pfänden und an sich überweisen lassen kann.
Zum Schutz der Gläubiger hat die Rechtsprechung darüber hinaus den Grundsatz der Kapitalerhaltung weiter gestärkt und in bestimmten Konstellationen einen Haftungsdurchgriff auf die Gesellschafter ermöglicht. Danach machen sich die Gesellschafter gegenüber den Gesellschaftsgläubigern schadenersatzpflichtig, wenn sie ihrer Gesellschaft die Vermögenswerte entziehen, die diese zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten benötigt (Haftung wegen „existenzvernichtenden Eingriffs“). Insoweit kann sich der Gläubiger vor allem auf die Anspruchsgrundlagen des § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit einem Schutzgesetz und auf § 826 BGB stützen. 29
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