Hannes_11 (LÄRM) - jsr-hersbruck.de
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Tagebuch eines Mobbingopfers<br />
Liebes Tagebuch, Dienstag, 23.01.2008<br />
ich weiß nicht mehr, was ich tun soll… Seit wir hierher gezogen sind, ist die<br />
Schule für mich <strong>de</strong>r reinste Horror. Nieman<strong>de</strong>m kann ich mich anvertrauen,<br />
<strong>de</strong>swegen schreibe ich dir.<br />
Wir müssen sehr viel arbeiten, um endlich wie<strong>de</strong>r Geld zu verdienen und falls<br />
ich meinen Eltern o<strong>de</strong>r einem Vertrauenslehrer davon berichten will, drohen<br />
mir immer wie<strong>de</strong>r dieselben Personen schlimme Dinge an. Sie meinen, dass<br />
ich es bereuen wer<strong>de</strong>, wenn ich petze. Ich will wie<strong>de</strong>r zurück in mein altes<br />
Leben, in das Umfeld, das ich gewohnt bin!<br />
Heute ist es schon wie<strong>de</strong>r passiert. Sie haben mich nach <strong>de</strong>r Schule ins Klo<br />
eingesperrt, meinen Mund im Klebeband zugeklebt und meine Hän<strong>de</strong> verbun<strong>de</strong>n.<br />
Fünf Stun<strong>de</strong>n war ich dort gefangen wie in einem Käfig. Es war<br />
grauenhaft. Die Schmerzen an meinen Hän<strong>de</strong>n waren unerträglich. Es waren<br />
so viele, ich konnte mich nicht wehren. Zum Glück haben mich ein paar<br />
Viertklässler, die in <strong>de</strong>r Halle Fußballtraining hatten, gefun<strong>de</strong>n. Danach bin<br />
ich fluchtartig aus <strong>de</strong>m Schulgebäu<strong>de</strong> gestürmt, ohne auch ein Wort mit ihnen<br />
zu wechseln. Neulich haben sie mir meine neue Jacke gestohlen und<br />
dann musste ich bei Eiseskälte nach Hause gehen. Ständig schreiben sie<br />
mir Briefe, in <strong>de</strong>nen steht, dass das nur <strong>de</strong>r Anfang war und noch schlimmere<br />
Sachen auf mich zukommen wer<strong>de</strong>n. Ich kann mir nicht vorstellen, was noch<br />
furchtbarer sein könnte, aber ihnen wür<strong>de</strong> ich alles zutrauen. Sie halten sich<br />
meist abends am Bahnhof o<strong>de</strong>r in verlassenen Gassen auf, dort wo sie keiner<br />
fin<strong>de</strong>t.<br />
Es fing schon am ersten Schultag an, als ich das Zimmer meiner neuen Klasse<br />
betrat. Alle haben mich komisch und ausgiebig von oben bis unten gemustert.<br />
Sofort habe ich mich unwohl gefühlt und wusste, dass dieser neue<br />
Lebensabschnitt nichts Gutes mit sich bringen wird. Ich glaube es lag an<br />
meinen Klamotten, nur weil ich nicht die neuste Markenkleidung trage. Ich<br />
versuche ja das Beste daraus zu machen, jedoch kann ich eben<br />
nicht mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren mithalten, aber ist das ein Grund<br />
mich gleich von Anfang an zu verachten und<br />
auszugrenzen? Ist es nicht schon schwer genug in eine völlig<br />
frem<strong>de</strong> Umgebung zu ziehen und neue Freun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n zu müssen?<br />
Ich kann ja nichts dafür, dass meine Eltern es schwer haben, uns über die<br />
Run<strong>de</strong>n zu bringen.<br />
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