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Abbott Times - ABBOTT Diagnostics

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<strong>Abbott</strong> <strong>Times</strong><br />

Das Firmenmagazin der <strong>Abbott</strong> GmbH & Co. KG Diagnostika<br />

20. Jahrgang - Nr. 1/2010<br />

FOCUS<br />

Tumormarker bei<br />

Ovarialkarzinomen<br />

FORUM<br />

Vitamin D3: ein Vitamin<br />

gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung<br />

PRODUKT<br />

Urin NGAL –<br />

Neuer diagnostischer<br />

Ansatz bei der akuten<br />

Nierenschädigung<br />

Put science on your side.


2<br />

Editorial<br />

Das medizinische Labor …<br />

… ein Fabrikbetrieb mit Massenproduktion?<br />

Ein Forschungsbericht von einer Fallstudie aus dem<br />

Laborbereich eines Pharmaunternehmens (P. Streckeisen,<br />

Swiss Journal of Sociology 2008; 34: 115–24) hat mich zu<br />

diesem Editorial angeregt. In einem Teil des Laborbereichs,<br />

der in dieser Studie untersucht wurde, werden bestimmte<br />

Eigenschaften von Medikamenten, u. a. deren Wirkstoffkonzentration,<br />

ihre Stabilität in Abhängigkeit von der Lagerungszeit,<br />

Temperatur, Feuchtigkeit und die Freisetzung des<br />

Wirkstoffs in unterschiedlichen Medien, getestet. Diese<br />

Routineuntersuchungen fallen in großer Anzahl bis zur<br />

Marktzulassung eines Medikaments an, was eine weitgehende<br />

Automation der notwendigen Arbeitsabläufe zur<br />

Folge hatte. Die Spezialisierung der Tätigkeit geht so weit,<br />

dass es Labors gibt, die nur noch ein Testverfahren<br />

anwenden. Dieses Aufgabenprofil wird mit dem Begriff<br />

„high-throughput screening“ beschrieben. Die Automation<br />

hat die Analytik erleichtert, und die Ergebnisse können in<br />

kürzerer Zeit bereitgestellt werden. Die Befragung der<br />

LaborantInnen und deren kritische Antworten legen aber<br />

auch die Nachteile dieser Entwicklung offen. Die Automation<br />

hat die traditionelle Labortätigkeit stark reduziert. Dies<br />

hat zu einem Verlust der früheren Tätigkeitsvielfalt geführt<br />

und dadurch die Arbeit eintöniger gemacht. Dazu kommt<br />

eine zunehmende Regulierungsdichte mit Vorschriften, die<br />

strikt einzuhalten sind. So hat auch der Aufwand für<br />

Kontrollen und Dokumentation erheblich zugenommen.<br />

Die Unterstützung dieser Aufgaben durch entsprechende<br />

Software verstärkt diese Entwicklung zusätzlich. Auf der<br />

anderen Seite müssen die LaborantInnen mehr Verantwortung<br />

übernehmen, indem sie nicht nur die Analysen<br />

durchführen, sondern auch für die Auswertung, Kontrolle<br />

und Bewertung der Daten verantwortlich sind. Es wurde<br />

auch darauf hingewiesen, dass mit Automation und<br />

Informationstechnologie der Zeitdruck zugenommen hat.<br />

Von Ausbildern der LaborantInnen wurde vermerkt, dass<br />

für die aktuelle Labortätigkeit Fähigkeiten wie Organisation<br />

und Kenntnisse der Informationstechnologie gefragt sind.<br />

Sie räumten ein, dass die derzeitige Ausbildung den<br />

geänderten Anforderungen nicht gerecht wird. Die in dieser<br />

Studie mitgeteilten Erfahrungen und Entwicklungen zeigen,<br />

obschon sie aus einem ganz anderen Tätigkeitsfeld<br />

stammen, eine Reihe von Analogien zu der Situation im<br />

medizinischen Labor der Routinediagnostik. Dies möchte<br />

ich anhand von einigen Beispielen zeigen. Die Basisdiagnostik<br />

wird ebenfalls in Form des „high-throughput<br />

screening“ abgearbeitet, mit der Folge steigender Analysenzahlen.<br />

Dieses Vorgehen wurde ermöglicht durch die<br />

Einführung von „Multikanalanalysatoren“, die eine intralaboratorielle<br />

Zentralisierung der früheren Einzellaboratorien<br />

(Elektrolyt-, Eiweiß-, Enzym-, Substrat-, Hormonlabor u. a.)<br />

zu einer kompakten Einheit darstellen. Die früher generelle<br />

Einzelanforderung wurde weitgehend von der Blockanalyse<br />

mit weniger strenger Indikationsstellung abgelöst. Inwieweit<br />

der erst durch die Automation ermöglichte Informationsanstieg<br />

medizinisch sinnvoll ist, sollte kritisch hinterfragt<br />

werden. Sicher hat die Automation die reine analytische<br />

Tätigkeit auch im medizinischen Labor erleichtert, aber der<br />

Zeitdruck ist trotzdem angestiegen, da die Erwartungen an<br />

die Verkürzung der „response time“ und bei verkürzter<br />

Verweildauer die Zahl der behandelten Patienten und damit<br />

auch der Laboranforderungen immer weiter steigen. Neben<br />

Automation haben auch im medizinischen Labor zunehmende<br />

Regulierungsdichte, vermehrte Kontrollaufgaben<br />

und Dokumentationen Einzug gehalten – bei gleichzeitiger<br />

Verminderung der Tätigkeitsvielfalt. Andererseits führt die<br />

MTLA nicht nur Analysen durch, sondern übernimmt mit<br />

der technischen Validation und Plausibilitätskontrolle der<br />

Messwerte mehr Verantwortung. Die Frage, ob die derzeitige<br />

MTLA-Ausbildung den geänderten Anforderungen<br />

gerecht wird, lasse ich wegen mangelnder Information<br />

meinerseits offen. – Am Ende möchte ich noch auf den<br />

wichtigsten Punkt bei der „Industrialisierungsdiskussion“<br />

hinweisen, die Zentralisierungsmanie. Ein immer weitergehender<br />

Zusammenschluss von Laboratorien der medizinischen<br />

Routinediagnostik hat als logische Konsequenz,<br />

dass der noch als Frage formulierte Titel des Editorials<br />

irgendwann Realität wird (oder ist er es schon an einigen<br />

Stellen?), d. h. dass dann das medizinische Labor nur<br />

noch eine Fabrik mit Massenproduktion ist – mit Verlust der<br />

Wurzeln unseres Fachs, der Labormedizin. Ich darf aber<br />

daran erinnern, dass immer größer nicht immer besser ist,<br />

wie die aktuelle Pannenserie von Toyota belegt. <br />

Prof. Dr. Dr. Hermann Wisser, Stuttgart


Inhaltsverzeichnis<br />

3<br />

Magazin<br />

4 Naturheilmittel ohne Nebenwirkungen?<br />

Ayurveda-Medizin im Internet<br />

5 Vorteile der sensitiven TnI-Bestimmung<br />

Sartane und Fetopathien<br />

6 Überlebenszeit bei Fehlbildungen<br />

Einflüsse von Risikofaktoren in der Kindheit<br />

7 Pilze im Darm – gesundheitliches Risiko?<br />

Helicobacter-pylori-Schnelltest<br />

Focus<br />

8 Tumormarker bei Ovarialkarzinomen<br />

Forum<br />

16 Vitamin D3 – ein Vitamin gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung<br />

Praxisreport<br />

20 Die Umrüstung vom PRISM zum PRISM nEXT und<br />

der PRISM Director<br />

21 Konvertierung AxSYM zu ARCHITECT bei den<br />

infektiologischen Parametern<br />

22 Kostensenkung trotz Leistungssteigerung<br />

Kasuistik<br />

25 Akutsymptomatik nach Selbstbehandlung mit einem<br />

Kräuterpräparat<br />

4<br />

Liebe Leserinnen und Leser von <strong>Abbott</strong> <strong>Times</strong>!<br />

Eine wichtige Hilfe für die Mitarbeiter einer Zeitschrift<br />

sind die Kommentare der Leser. Sie können Ihre<br />

Kritik oder Verbesserungsvorschläge gerne per<br />

E-Mail an folgende Adresse übermitteln:<br />

literaturservice@abbott.com<br />

Unterstützen Sie bitte mit Ihren Kommentaren oder<br />

auch Literaturhinweisen unsere Intention, <strong>Abbott</strong><br />

<strong>Times</strong> immer besser zu machen!<br />

Wir möchten noch darauf hinweisen, dass auf<br />

unserer Website abbottdiagnostics.de unter<br />

„Services und Dienstleistungen“ sowohl die aktuelle<br />

als auch ältere Ausgaben der <strong>Abbott</strong> <strong>Times</strong><br />

zugänglich sind.<br />

Das Redaktionsteam<br />

Labor aktuell<br />

27 Ihre Bedürfnisse verstehen, Ihre Vorschläge anhören<br />

und umsetzen<br />

28 Syphilis – auch heutzutage noch ein Problem<br />

30 Neue Richtlinie der Bundesärztekammer zur<br />

Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer<br />

Untersuchungen<br />

31 Neuer diagnostischer Ansatz bei der akuten<br />

Nierenschädigung<br />

32 Mit dem neuen Septin-9-Bluttest wird Darmkrebs-<br />

Vorsorge automatisierbar<br />

34 Das Referenzinstitut für Bioanalytik – wir sichern Ihre<br />

Qualität!<br />

35 INSTAND e.V., Gesellschaft zur Förderung der<br />

Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien<br />

36 Kreisklinikum Siegen mit einer der modernsten<br />

Zentralen Patientenaufnahmen Deutschlands<br />

ausgestattet<br />

37 Lesezeichen:<br />

Hinweise auf aktuelle medizinische Fachliteratur<br />

38 100 Jahre Institut für Klinische Chemie Mannheim<br />

39 Erfolg in Deutschland – ARCHITECT-Modul Nr. 10.000<br />

in einem deutschen Labor<br />

16 39<br />

© SXC, <strong>Abbott</strong>


4 Magazin<br />

Naturheilmittel ohne Nebenwirkungen?<br />

Es ist in der Bevölkerung eine verbreitete Ansicht, dass<br />

Medikamente, die auf Naturprodukten basieren, sicherer<br />

sind als synthetisch hergestellte Präparate. Die folgende<br />

Zusammenfassung einer Übersichtsarbeit zeigt die<br />

Wirklichkeit (Arch. Pathol. Lab. Med. 2006; 130: 521–8).<br />

Auf Kräuter basierende Präparate können Laborwerte in<br />

unterschiedlicher Weise stören: 1. Verschiedene Komponenten<br />

von Kräutern können Immunoassays durch<br />

Kreuzreaktion mit den Fänger- oder Signalantikörpern<br />

stören, wobei polyklonale Antikörper störanfälliger sind als<br />

monoklonale. 2. Die Komponenten können direkt<br />

zytotoxisch wirken oder durch Enzyminduktion<br />

Störungen verursachen. 3. Störungen<br />

können auch durch Effekte absichtlich<br />

zugesetzter, aber nicht deklarierter<br />

Medikamente, durch umweltverursachte<br />

Kontaminationen oder<br />

Fehler bei der Pflanzenbestimmung<br />

bedingt sein. So werden<br />

verschiedene Digoxin-Immunoassays<br />

durch Präparate der<br />

traditionellen chinesischen<br />

Medizin (Chan Su, Dan Shen, Lu<br />

Shen Wan) gestört. Die Überdosierung<br />

von Chan Su kann außerdem<br />

kardiale Arrythmien, Kurzatmigkeit und Krampfanfälle<br />

auslösen. Komponenten des Johanniskrauts, das zur<br />

Behandlung von Depression und Angstzuständen angewandt<br />

wird, induzieren CYP3A4 und den P-Glykoprotein-<br />

Transporter. Dies hat eine Erhöhung der Clearence einer<br />

Reihe von Medikamenten und damit eine Wirkungsreduktion<br />

zur Folge, wie von Immunsuppressiva (Cyclosporin,<br />

Tacrolimus), HIV-Protease-Inhibitoren, HIV-Reverse-<br />

Transskriptase-Inhibitoren, antineoplastischen Pharmaka,<br />

Simvastatin, Digoxin u. a. Johanniskraut und Ginseng<br />

senken den antikoagulatorischen Effekt von<br />

Warfarin durch Steigerung der Clearence als<br />

Folge der Induktion von CYP2C9. Eine Reihe<br />

anderer Präparate wie Kava-Kava<br />

(seit 2003 in der EU verboten),<br />

Chaparral (benutzt als Antioxidans)<br />

und Germander (zur Gewichtsreduktion<br />

eingenommen) sind<br />

hepatotoxisch. Eine Konsequenz<br />

der vorgestellten Ergebnisse ist,<br />

dass man bei fehlenden Kontrolluntersuchungen<br />

durch staatliche<br />

Einrichtungen auf den Kauf und<br />

erst recht auf den Gebrauch solcher<br />

Präparate verzichtet.<br />

<br />

Ayurveda-Medizin im Internet<br />

© SXC (2)<br />

Von 673 Ayurveda-Produkten, die im Internet angeboten<br />

werden, wurden 230 nach dem Zufallsprinzip zum<br />

Kauf ausgewählt und davon 193 (84 %) von 37 verschiedenen<br />

Herstellern geliefert (JAMA 2008; 300: 915–23).<br />

In diesen Produkten wurden Blei, Quecksilber und Arsen<br />

mittels Röntgenfluoreszenz bestimmt. Die Nachweisgrenzen<br />

des Verfahrens betrugen für Blei 5 μg/g, für Quecksilber<br />

20 μg/g und für Arsen 10 μg/g. In 20,7 % der untersuchten<br />

Proben konnten Blei, Quecksilber und/oder<br />

Arsen nachgewiesen werden, am häufigsten Blei. Die<br />

Häufigkeit des Schwermetallnachweises unterschied sich<br />

bei den in Indien oder den USA hergestellten Produkten<br />

nicht. Man differenziert zwei Ayurveda-Präparate, einmal<br />

nur aus Kräutern bestehend und „rasa shastra“, eine<br />

Kombination aus Kräutern und Schwermetallen. In den<br />

„rasa shastra“-Produkten war die Häufigkeit des Schwermetallnachweises<br />

erwartungsgemäß mit 40,6 % signifikant<br />

höher. Außerdem waren die Spannweiten der<br />

Blei- und Quecksilberkonzentrationen in den „rasa<br />

shastra“-Präparaten mit 2,5 μg/g bis 25.950 μg/g bzw.<br />

13.050 μg/g bis 28.200 μg/g extrem. Waren die Produkte<br />

in den USA hergestellt, so enthielten sie kein Quecksilber<br />

und hatten niedrigere Bleikonzentrationen. Die Schwermetalle,<br />

die in reinen Kräuterpräparaten nachgewiesen<br />

wurden, sind möglicherweise Folge einer umweltbedingten<br />

Kontamination. Die Beurteilung der Toxizitätsgrenze<br />

einer täglich eingenommenen Menge an Schwermetall<br />

ist insofern schwierig, als die dazu publizierten Grenzwerte<br />

von drei verschiedenen Organisationen, wie folgende<br />

Daten zeigen, erheblich differieren: Blei: 0,5 μg/d,<br />

20 μg/d, 150 μg/d, Quecksilber: 20 μg/d, 20 μg/d, 50<br />

μg/d, Arsen: 10 μg/d, 50 μg/d, 150 μg/d. Unabhängig<br />

von der Unsicherheit der Toxizitätsgrenzen gibt es keinen<br />

medizinisch nachvollziehbaren Grund, Schwermetalle in<br />

dieser Form therapeutisch einzusetzen.


Magazin<br />

Vorteile der sensitiven TnI-Bestimmung<br />

5<br />

In einer Multicenter-Studie wurde eine<br />

sensitive Troponin-I-Bestimmung als<br />

Messgröße zur Frühdiagnose und<br />

Risikostratifizierung des akuten<br />

Herzinfarktes untersucht (N. Engl.<br />

J. Med. 2009; 361: 868–77).<br />

Bestimmt wurden: Troponin mit<br />

einem sensitiven TnI-Test und TNT-<br />

Test sowie Myoglobin, CK, CK-MB,<br />

CRP und Kreatinin bei der Aufnahmeuntersuchung<br />

sowie drei und<br />

sechs Stunden nach Einweisung<br />

bei 1818 Patienten mit Verdacht<br />

auf akuten Herzinfarkt.<br />

Bezogen auf die Erstuntersuchung<br />

ergaben die Bestimmungen des<br />

sensitiven TnI-Tests die höchste<br />

diagnostische Richtigkeit mit AUC<br />

0,96. Die anderen Bestimmungen<br />

hatten eine abnehmende Richtigkeit TnT<br />

AUC 0,85, Myoglobin AUC 0,82, CK-MB<br />

AUC 0,73 und CK AUC 0,70. Der sensitive<br />

TnI-Test hat bei der Eingangsuntersuchung eine<br />

diagnostische Sensitivität von 90,7 % und eine<br />

diagnostische Spezifität von 90,2 %.<br />

Für eine Einzelbestimmung des sensitiven TnI innerhalb<br />

von drei Stunden nach Brustschmerzbeginn betrug der<br />

negative Vorhersagewert 84,1 % und der positive<br />

Vorhersagewert 86,7 %. Die Herzinfarktrate der Patienten<br />

mit erhöhten TnI-Werten innerhalb von 6<br />

Stunden nach Auftritt von Brustschmerzen<br />

betrug 87,7 %, nach 6–12 Stunden 94,5 %<br />

und nach zwölf Stunden 100 %. Bei<br />

erhöhten TnI-Werten drei und sechs<br />

Stunden nach der Eingangsuntersuchung<br />

lag die Infarktrate ebenfalls<br />

bei 100 %.<br />

Ein Troponinwert höher als<br />

0,04 ng/ml war assoziiert mit<br />

einem erhöhten Risiko eines<br />

ungünstigen Ergebnisses<br />

nach 30 Tagen. Eine<br />

sensitive TnI-Bestimmung<br />

verbessert somit nach<br />

diesen Ergebnissen die<br />

Frühdiagnose des Herzinfarktes<br />

ohne Berücksichtigung<br />

des Zeitpunktes, an<br />

dem die Brustschmerzen<br />

auftreten.<br />

<br />

Sartane und Fetopathien<br />

Sartane (AT1-Rezeptorantagonisten)<br />

werden seit 15 Jahren zur Therapie von Hochdruck<br />

und Herzinsuffizienz eingesetzt. Lange<br />

bekannt ist deren fetopathische Wirkung. In der<br />

Firmeninformation wird in nicht zu übersehender<br />

Weise darauf hingewiesen, dass bei der Einnahme<br />

von Präparaten dieser Substanzgruppe<br />

im 1. Trimenon einer Schwangerschaft eine<br />

Umstellung auf eine alternative Therapie erforderlich<br />

ist und dass eine Therapie mit Sartanen<br />

im 2. und 3. Trimenon absolut kontraindiziert ist.<br />

Wie die Beschreibung von zwei Fällen der<br />

Universitätskinderklinik Köln belegt, wird dies<br />

bedauerlicherweise immer wieder übersehen<br />

(Dtsch. Ärztebl. 2010; 107: C-280-1).<br />

Folgende Symptomatik wurde registriert:<br />

Oligohydramnion, Niereninsuffizienz, Lungenhypoplasie,<br />

pulmonale Hypertonie, Fehlstellungen<br />

der Extremitäten und Verknöcherungsdefekte<br />

der Schädelkalotte. Eines der Neugeborenen<br />

verstarb am zweiten Lebenstag.<br />

Seit der Markteinführung der Sartane sind in der<br />

Literatur 64 Fälle von Fetopathien beschrieben.<br />

Nach Aussage der Autoren dürfte die Dunkelziffer<br />

ungeklärter sartanbedingter Fetopathien<br />

hoch sein.<br />

Letztere Aussage ist erschreckend. <br />

© SXC, Wikimedia/J. Heuser


6 Magazin<br />

Überlebenszeit bei Fehlbildungen<br />

Angeborene Fehlbildungen sind die wichtigste Ursache<br />

perinataler und kindlicher Mortalität insbesondere in<br />

unterentwickelten Ländern. Die 20-jährige Überlebenszeit<br />

von Kindern mit angeborenen Anomalien wurde in einer<br />

Population von drei Millionen mit einer Geburtenzahl von<br />

3500/Jahr (UK Northern Congenital Abnormality Survey –<br />

NorCAS) in der Zeit von 1985 bis 2003 untersucht (Lancet<br />

2010; 375: 649–56). Insgesamt erfasst die Studie 13.758<br />

Fälle, was einer Rate von 20,3 Fehlbildungen pro 1000<br />

Geburten entspricht. 0,9 % waren Fehlgeburten in der<br />

Spätschwangerschaft, 16,3 % Schwangerschaftsunterbrechungen,<br />

3,1% waren Totgeburten und 79,7 %<br />

Lebendgeburten. Von den 10.850 Lebendgeburten<br />

starben im Untersuchungszeitraum 1465 (13,5 %). Die<br />

20-Jahre-Überlebensraten betrugen 85,5 % der Studienteilnehmer<br />

mit mindestens einer angeborenen Anomalie,<br />

89,5 % bei Anomalien des kardiovaskulären Systems,<br />

79,1 % bei chromosomalen Fehlbildungen, 93,2 % bei<br />

Fehlbildungen des Urogenitalsystems, 83,2 % bei Anomalien<br />

des Verdauungstraktes, 97,6 % bei orofazialen<br />

Spalten, 66,2 % bei Fehlbildungen des Nervensystems<br />

und 64,3 % das respiratorische System betreffend. Der<br />

Durchschnittswert der 20-Jahre-Überlebensrate der<br />

Bevölkerung des UK beträgt 98,9 %. Während des<br />

Untersuchungszeitraums stieg die Überlebensrate, wie<br />

ihre Assoziation zum Geburtsdatum zeigt. Dies ist bedingt<br />

durch eine Verbesserung der Therapie, speziell der<br />

operativen Technik. Von Einfluss ist auch die Einführung<br />

der Pränataldiagnostik, wie der Anstieg der Schwangerschaftsunterbrechungen<br />

von 12,4 % (1985) auf 18,3 %<br />

(2003) zeigt. Die Ergebnisse dieser Studie sind hilfreich für<br />

Familien, genetische Berater und im Gesundheitsdienst<br />

Tätige bei nachgewiesenen Fehlbildungen und bei der<br />

Planung von Hilfen für den betroffenen Personenkreis. <br />

Einflüsse von Risikofaktoren in der Kindheit<br />

© DAK/Wigger, www.lebenshilfe-berlin.de<br />

Bekanntermaßen erhöht ein in der Jugendzeit beginnender<br />

Typ-2-Diabetes das Mortalitätsrisiko. Es besteht<br />

auch ein Zusammenhang zwischen in der Jugendzeit<br />

vorhandenen kardiovaskulären Risikofaktoren und einem<br />

früheren Todeseintritt im Erwachsenenalter. Über den<br />

zugrundeliegenden Mechanismus ist wenig bekannt. In<br />

dieser Studie wird der Frage nachgegangen, inwieweit<br />

BMI, gestörte Glukosetoleranz (2-Stunden-Wert nach<br />

Belastung mit 75 g Glukose), Hypertonus und Hypercholesterinämie<br />

von Kindern ohne Diabetes eine Aussage<br />

über den Todeseintritt vor dem 55. Lebensjahr ermöglichen<br />

(N. Engl. J. Med. 2010; 362: 485–93). Die Untersuchung<br />

wurde von 1966 bis 2003 an einer Stichprobe von<br />

4857 Kindern ohne Diabetes indianischer Abstammung im<br />

Alter zwischen fünf und unter 20 Jahren durchgeführt. Der<br />

Median der Untersuchungsdauer betrug 23,9 Jahre. Die<br />

Eingangsuntersuchungen ergaben folgende Prävalenzhäufigkeiten:<br />

erhöhter BMI (Fettsucht) 28,7 %, gestörte<br />

Glukosetoleranz 4,1 %, Hochdruck 12,5 % und erhöhte<br />

Konzentration von Cholesterin 3,4 %. Im Untersuchungszeitraum<br />

verstarben 559 (11,5 %) Personen, davon 166<br />

(3,4 %) aus endogenen und 393 (8,1 %) aus exogenen<br />

Gründen. Die Todesrate der Kinder mit BMI-Werten im<br />

höchsten Quartil war doppelt so hoch wie die jener mit<br />

BMI-Werten im niedrigsten Quartil. Der BMI war positiv<br />

assoziiert mit dem Risiko eines vorzeitigen Todes aus<br />

endogenen Gründen. Die Todesrate aus endogenen<br />

Gründen der Kinder mit Werten im höchsten Quartil der<br />

Glukoseintoleranz war 73 % höher als die Werte der Kinder<br />

im niedrigsten Quartil. Keine positive Assoziation wurde<br />

von vorzeitigem Tod mit der Cholesterinkonzentration<br />

sowie mit systolischem und diastolischem Blutdruck, dafür<br />

aber eine signifikante Assoziation mit einer Hypertonie in<br />

der Jugendzeit nachgewiesen.<br />

Die Autoren schließen daraus auf die Wichtigkeit einer<br />

Hochdrucktherapie und der Vermeidung von Fettsucht in<br />

der ersten Lebensphase.


Magazin<br />

Pilze im Darm – gesundheitliches Risiko?<br />

7<br />

Eine strittige Frage ist, ob ein Nachweis von Pilzen im<br />

Gastrointestinaltrakt in einem ursächlichen Zusammenhang<br />

mit Erkrankungen steht. Diese Frage wird in einer<br />

Übersichtsarbeit (Dtsch. Ärztebl. 2009; 106: 837–42)<br />

wie folgt diskutiert. Die Autoren verweisen<br />

darauf, dass 70 % aller gesunden Erwachsenen<br />

eine Pilzbesiedlung des<br />

Darmes haben, am häufigsten mit<br />

Candida-Spezies. Bei 96 % aller<br />

Neugeborenen sind am Ende des<br />

ersten Lebensjahres Candida<br />

nachweisbar. Sie werden den<br />

opportunistischen Kranheitserregern<br />

zugeordnet. Eingehend<br />

werden genetisch codierte<br />

Pathogenitätsfaktoren pathogener<br />

Hefen diskutiert. Dazu<br />

gehören Adhäsionsfaktoren und<br />

gewebedestruierende Aggressionsfaktoren,<br />

die für die Invasivität<br />

verantwortlich sind. Candida-Hefen<br />

können eine Reihe von Schutzmaßnahmen<br />

ergreifen, die eine Therapie erschweren.<br />

Ihre Assoziation mit Zelloberflächen<br />

stimuliert die Bildung von Biofilmen, die die Candida<br />

umhüllen und gegen Angriffe aus der Umwelt und des<br />

Immunsystems schützen. Eine weitere Abwehrreaktion ist<br />

die Aktivierung von Efflux-Pumpen in der Zellmembran<br />

von Candida, die in das Zellinnere eingedrungene Antimykotika<br />

wieder hinaustransportieren. Durch Verminderung<br />

der Synthese des Zellmembranbestandteils<br />

Ergosterol wird die Sensitivität<br />

von Candida gegenüber Antimykotika<br />

signifikant vermindert. Ein weiterer<br />

Abwehrmechanismus ist die Veränderung<br />

der Zelloberflächenstruktur in<br />

rascher Abfolge (phenotypic switching),<br />

was ihre Erkennung durch<br />

Zellen der Immunabwehr erschwert.<br />

Prädisponierende Faktoren für<br />

Pilzinfektionen von Patienten sind<br />

„sehr jung, sehr alt, sehr krank“. So<br />

sind Candida-bedingte Durchfälle auf<br />

Intensivstationen bei entsprechender<br />

Disposition häufig beschrieben. Die<br />

Bedeutung der Pilzinfektionen bei<br />

gastroenterologischen Erkrankungen ist<br />

aber weiterhin unklar.<br />

<br />

Kultur von Candida albicans<br />

Helicobacter-pylori-Schnelltest<br />

Zum Nachweis von Helicobacter-pylori (Hp)-Infektionen gibt<br />

es mehrere nicht invasive Verfahren. In vorliegender Studie<br />

wird die diagnostische Wertigkeit eines modifizierten<br />

Schnelltests zum Helicobacter-pylori-Antigen-Nachweis in<br />

Stuhlproben bestimmt und mit einem monoklonalen<br />

Immunoassay des gleichen Herstellers verglichen. Die<br />

Antikörper des Schnelltests und des Immunoassays sind<br />

gegen das gleiche Zellantigen gerichtet (J. Clin. Microbiol.<br />

2009 47: 3980–4). Neben den Stuhlproben wurden auch<br />

Biopsieproben histologisch, mittels Kultur und Urease-<br />

Schnelltest untersucht, um den Helicobacter-Status zu<br />

bestimmen. Bei 62 (34 %) von 185 Patienten konnte eine<br />

Hp-Infektion nachgewiesen und anschließend behandelt<br />

werden. Bei 58 der behandelten Patienten war eine<br />

Nachuntersuchung mittels 13 C-Harnstoff-Atemtest zur<br />

Erfolgskontrolle möglich. 14 (24 %) hatten ein positives<br />

Ergebnis. Insgesamt wurden 243 Schnelltests durchgeführt<br />

und die Ergebnisse wurden von zwei Personen getrennt<br />

abgelesen. Bei 29 positiven und stark positiven und 160<br />

negativen Ergebnissen war die Beurteilung übereinstimmend.<br />

In 16 bzw. 27 Fällen entschieden die beiden<br />

Untersucher auf „kein eindeutiges Ergebnis“, wobei davon<br />

in neun Fällen die Entscheidungen der beiden Untersucher<br />

gleich waren, sieben wurden von Untersucher II negativ<br />

und 18 von Untersucher I positiv bewertet. Von 243<br />

Untersuchungen mit dem Enzymimmunoassay waren drei<br />

Ergebnisse falsch negativ und fünf falsch positiv bezogen<br />

Molekulares Modell des Enzyms<br />

„Helicobacter-pylori-Urease“<br />

auf den mit den anderen Verfahren ermittelten Hp-Status.<br />

Dieser Test hat eine diagnostische Sensitivität von 94,7 %<br />

und eine diagnostische Spezifität von 97,6 %. Er ist in der<br />

Durchführung einfacher als der 13 C-Harnstoff-Atemtest bei<br />

gleicher diagnostischer Wertigkeit. Ein Nachteil des<br />

Schnelltests ist die Variabilität der Ablesungsergebnisse<br />

durch verschiedene Personen und die Häufigkeit nicht<br />

eindeutiger Ergebnisse.<br />

<br />

© Centers for Disease Control and Prevention‘s, Protein Data Base (PDB).


Tumormarker bei<br />

Ovarialkarzinomen<br />

Prof. Dr. med. Jalid Sehouli<br />

Stellv. Direktor und leitender Oberarzt<br />

Leiter des Europäischen<br />

Kompetenzzentrum Eierstockkrebs<br />

Frauenklinik Charité Campus Virchow<br />

Klinikum<br />

FOCUS


10 Focus<br />

Tumormarker bei Ovarialkarzinomen<br />

Unter allen genitalen Krebserkrankungen ist das Ovarialkarzinom die häufigste<br />

relative Todesursache bei Frauen in den Industriestaaten. In den letzten 20 bis 30<br />

Jahren blieb die Inzidenzrate für Ovarialtumore nahezu unverändert, bei gleichzeitiger<br />

Abnahme der Mortalität. Trotz Verbesserung der operativen und medikamentösen<br />

Therapie ist die Gesamtprognose insgesamt unbefriedigend. Die<br />

5-Jahres-Überlebensrate bei Patientinnen im frühen Stadium I beträgt bis zu 90 %,<br />

wohingegen diese im Spätstadium (III/IV) auf bis zu 10–25 % reduziert ist.<br />

Maligne Tumore des Ovars werden in über 70 % der<br />

Fälle erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, da<br />

sie zu Beginn der Erkrankung symptomarm sind und<br />

effektive Früherkennungsmethoden fehlen. Eine verbesserte<br />

Frühdiagnose kann potenziell das klinische Outcome<br />

erheblich verbessern.<br />

Im klinischen Alltag wird eine Vielzahl unterschiedlichster<br />

diagnostischer Verfahren präoperativ bei Patientinnen mit<br />

Verdacht auf ein Ovarialkarzinom eingesetzt. Da die<br />

Symptome häufig primär sehr uncharakteristisch und<br />

unspezifisch sind, werden in der klinischen Praxis je nach<br />

dem Leitsymptom und der Erfahrung des zuerst von der<br />

Patientin aufgesuchten Arztes unterschiedliche Diagnoseverfahren<br />

eingesetzt.<br />

Die einzelnen diagnostischen Methoden unterscheiden<br />

sich dabei teilweise erheblich in der Belastung der<br />

Patientinnen, dem logistischen Aufwand und in den<br />

Kosten. Trotz der breiten klinischen Anwendung der<br />

Diagnoseverfahren liegen in der Literatur nur wenige<br />

Studienergebnisse vor, die prospektiv die einzelnen<br />

Untersuchungsmethoden direkt miteinander verglichen<br />

haben. Die Aussagefähigkeit der Ergebnisse, die meist<br />

retrospektiv und monozentrisch erhoben wurden, ist<br />

aufgrund der Patientinnenselektion erheblich limitiert.<br />

Die infrastrukturellen Voraussetzungen, wie die Möglichkeit<br />

und Kompetenz zur Durchführung von multiviszeralen<br />

Operationen, haben somit erheblichen Einfluss auf die<br />

Wahl der präoperativen Untersuchungen. So liegt die<br />

Darmresektionsrate beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom<br />

bei etwa 40–50 %, so dass per se trotz negativer<br />

Befunde in der Koloskopie oder Magen-Darm-Passage<br />

darmchirurgische Eingriffe geplant werden müssen. In<br />

vielen Zentren wird daher konsequenterweise auf derartige<br />

routinemäßige präoperative Untersuchungen<br />

verzichtet.<br />

Verschiedene Verfahren werden neben der gynäkologischen<br />

Palpationsuntersuchung zur Diagnostik des<br />

Ovarialkarzinoms eingesetzt. Hierzu zählen:<br />

Bestimmung von serologischen Markern (z. B. CA 125)<br />

vaginale und abdominale Sonographie<br />

Computertomographie<br />

Magnetresonanztomographie<br />

Positronen-Emissions-Tomographie.<br />

Um zukünftig die Prognose der Patientinnen zu verbessern,<br />

ist eine frühzeitigere Diagnostik wünschenswert.<br />

Somit kommen dem Screening und effizienten Frühdia-<br />

Abb. 1: Dermoid in Gravidität


Focus<br />

11<br />

gnosemöglichkeiten sowie einer Diagnosesicherung mit<br />

verkürztem Intervall zwischen Diagnose und Therapie,<br />

verbunden mit einer effektiven Therapieplanung und<br />

Kontrolle, wie auch der engmaschigen Nachsorge eine<br />

besonderen Bedeutung zu.<br />

Eine Kombination aus gynäkologischem Ultraschall,<br />

vaginaler Sonographie und Bestimmung des Tumormarkers<br />

CA 125 haben bisher die besten Ergebnisse aufgezeigt,<br />

wobei dennoch die Anforderungen an ein validiertes<br />

und effektives Screening bisher nicht erfüllt wurden, zumal<br />

hohe CA-125-Werte in weniger als 50 % der Patientinnen<br />

mit einem frühen Stadium von Eierstockkrebs zu finden<br />

sind.<br />

Eine Vielzahl molekularer Mechanismen spielt in der<br />

Karzinogenese eine wichtige Rolle und konnte in den<br />

letzten Jahren mittels neuer Techniken identifiziert werden.<br />

Hierzu zählen Onkogene und Tumorsuppressorgene<br />

sowie Faktoren der Angiogenese und Metastasierung.<br />

Wenn malignes Gewebe wächst, kommt es zur Freisetzung<br />

von Stoffen, die entweder von den Tumorzellen<br />

selbst oder als Gegenreaktion des Organismus vom<br />

gesunden Gewebe sezerniert werden. Zurzeit wird<br />

versucht, durch Bestimmung solcher Tumormarker die<br />

Früherkennung zu verbessern.<br />

Verschiedene Studien haben versucht, ein effizientes<br />

Screening-Modell für Eierstockkrebs zu entwickeln.<br />

Allerdings wurden keine effizienten Tumormarker gefunden.<br />

Deshalb sind die Screening-Empfehlungen auf das<br />

Kollektiv der Patientinnen beschränkt, die ein hohes<br />

Risiko für diese Krankheit haben. Obwohl eine erbliche<br />

Komponente in der Pathogenese von Eierstockkrebs<br />

bekannt ist, zeigen nur etwa 5–10 % der Patientinnen mit<br />

Ovarialkarzinom einen nachweisbar genetischen Hintergrund.<br />

Der Tumormarker CA 125, ein hochmolekulares<br />

Glykoprotein, wird im klinischen Management häufig<br />

bestimmt. In 80 % der Fälle ist die Konzentration von<br />

CA 125 im Serum von Patientinnen mit Ovarialkarzinom<br />

erhöht. CA 125 kann aber auch bei nicht malignen<br />

Erkrankungen, wie bei Endometriose und Leberzirrhose,<br />

und bei Gesunden erhöht sein. Beim muzinösen Ovarialkarzinom<br />

kommt es nur in etwa 40 % der Fälle zu einem<br />

Markeranstieg. Außerdem ist dieser Tumormarker bei nur<br />

etwa 50 % der Patientinnen mit FIGO-Stadium I erhöht.<br />

Bei alleiniger Verwendung des CA 125 liegt die Sensitivität<br />

zwischen 38 % und 87 % und ist daher ohne klinischen<br />

Nutzen. Die Bestimmung von CA 125 während der<br />

systemischen Chemotherapie als Verlaufsparameter hat<br />

sich durchgesetzt und wird auch in nationalen und<br />

internationalen Leitlinien empfohlen. Anders ist die<br />

Sachlage als Prognosefaktor oder prädiktiver Marker. Zum<br />

Stellenwert einer präoperativen Erhöhung des CA 125 als<br />

Prognosefaktor liegen in der Literatur kontroverse Studienergebnisse<br />

vor, wobei unterschiedliche Cut-off-Werte<br />

verwendet wurden. Die präoperative CA-125-Bestimmung<br />

zur Abschätzung des Operationserfolges kann<br />

Abb. 2: Großes muzinöses Ovarialkystom bei einer<br />

55-jährigen Frau<br />

ebenfalls nicht empfohlen werden, da auch hier die<br />

Ergebnisse aus den meist retrospektiven und monozentrischen<br />

Fallserien nicht einheitlich sind. Es muss betont<br />

werden, dass beim Großteil der Patientinnen trotz fortgeschrittenem<br />

Tumorstadium und Nachweis einer diffusen<br />

und disseminierten Peritonealkarzinose in erfahrenen<br />

Zentren ein optimales und prognostisch relevantes<br />

Operationsergebnis erzielt werden kann.<br />

Das Glykoprotein CA 125 ist bei epithelialen Ovarialkarzinomen<br />

zwar häufig erhöht, seine alleinige Bestimmung<br />

als Screeningmethode ist jedoch völlig ungeeignet.<br />

Nach einer Studie von Jacobs et al. wiesen nur 340 von<br />

22.000 postmenopausalen Frauen einen erhöhten<br />

Tumormarker CA 125 auf, wovon 41 Patientinnen zusätzlich<br />

pathologische Auffälligkeiten im Sonogramm zeigten.<br />

Bei der anschließenden Operation wurden insgesamt<br />

lediglich 11 Ovarialkarzinome diagnostiziert. Die Spezifität<br />

lag somit zwar bei 99,9 %, der positive Vorhersagewert<br />

aber nur bei 26,8 %.<br />

In einer prospektiv-randomisierten Studie verglich dieselbe<br />

Arbeitsgruppe 10.958 postmenopausale Patientinnen,<br />

die dreimal jährlich eine Kontrolle des CA 125 und eine<br />

vaginale Sonographie erfahren hatten, mit einer Kontrollgruppe<br />

(n = 10.977). Bei insgesamt 468 Patientinnen mit<br />

erhöhten CA-125-Konzentrationen wurden 781 Ultraschalluntersuchungen<br />

durchgeführt. Bei 29 Patientinnen<br />

erfolgte aufgrund pathologischer sonographischer<br />

Befunde eine operative Abklärung. Bei 6 dieser Patientinnen<br />

konnte ein Ovarialkarzinom diagnostiziert werden,<br />

sodass der positive Vorhersagewert nur bei 20,7 % lag.<br />

Während des 7-Jahre-Nachbeobachtungsintervalls<br />

entwickelten 10 weitere Patientinnen der Screeninggruppe<br />

und 20 Patientinnen der Kontrollgruppe ein Ovarialoder<br />

Tubenkarzinom. Die Karzinompatientinnen der<br />

Screeninggruppe zeigten ein signifikant längeres


12 Focus<br />

medianes Überleben im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

(72,9 Monate vs. 41,8 Monate, p = 0,01). In beiden<br />

Gruppen aber wurden vor allem fortgeschrittene Ovarialoder<br />

Tubenkarzinome (FIGO III/IV) diagnostiziert. Ein<br />

effektives breites Screening für das Ovarialkarzinom ist<br />

somit bisher nicht möglich.<br />

Neuere Studien versuchen mittels molekularbiologischer<br />

Marker (z. B. mit BRCA-1- und -2-Mutation) das „Risikokollektiv“<br />

besser zu charakterisieren.<br />

Mittels Microarray-Technik wird versucht, „Genetische<br />

Fingerprints“ auf Gen- oder Proteinebene zu identifizieren,<br />

die potenziell die Möglichkeiten eines Screenings entscheidend<br />

verbessern werden. Dennoch stehen Ergebnisse<br />

aus prospektiven und multizentrischen Studien aus.<br />

Verschiedene Arbeitsgruppen untersuchen den Einsatz<br />

weiterer Serummarker, um die Diskrimination von benignen<br />

und malignen Ovarialtumoren präzisieren zu können.<br />

So wurden weitere Tumormarker wie CASA, Humanes<br />

Kallikrein 8, CYFRA 21–1 oder das mit dem Ovarialkarzinom<br />

assoziierte Antigen (OCA) beim Ovarialkarzinom<br />

identifiziert, ohne aber bislang einen Vorteil gegenüber<br />

CA 125 belegen zu können.<br />

Aktuelle wissenschaftliche Studien untersuchen neben<br />

CA 125 auch die folgenden Tumormarker:<br />

Cancer Antigen 72-4 (CA 72-4)<br />

Human Epididymis protein 4 (HE4)<br />

Soluble mesothelin related peptid (SMRP)<br />

Mesothelin (MES)<br />

Osteopontin (OPN)<br />

Claudin 3 (CLDN 3)<br />

Human Kallikrein 6 (hK6)<br />

CASA (Cancer associated serum antigen).<br />

Um zu definieren, welche Biomarker bei fehlender CA-<br />

125-Freisetzung exprimiert werden, untersuchten Rosen<br />

et al. 296 Frauen mit diagnostiziertem Ovarialkarzinom.<br />

Von allen einbezogenen Probandinnen exprimierten 22 %<br />

(n = 65) nur wenig bis kein CA 125. Dieses Kollektiv<br />

wurde im weiteren Verlauf der Studie auf zehn potenzielle<br />

Tumormarker getestet. Bei 100 % der Frauen konnten die<br />

Marker OPN, hK6, hK10 und CLDN3 identifiziert werden,<br />

wohingegen z. B. MES und HE4 bei nur 34 % bzw. 32 %<br />

der Probandinnen nachgewiesen werden konnten.<br />

In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen<br />

werden, dass insbesondere hK6, aber auch andere<br />

getestete Tumormarker (z. B. CLND3, hK10, OPN) in<br />

hohem Maße von gesundem Gewebe freigesetzt werden,<br />

dieses jedoch nur wenig bis gar kein MES und HE4<br />

exprimiert. So wird hK6 von benignen Zellen stärker<br />

sezerniert als von Tumorzellen mit fehlender CA-125-<br />

Freisetzung und ist demnach zur Beurteilung der Dignität<br />

weniger gut geeignet. Anders fiel das Ergebnis beispielsweise<br />

für HE4 aus, bei dem eine größere Freisetzung im<br />

malignen Gewebe beobachtet werden konnte.<br />

Abb. 3: Großes seröses Ovarialkarzinom bei einer<br />

60-jährigen Patientin<br />

Es scheint, dass HE4 eine hohe Sensitivität und Spezifität<br />

in der Diagnose von Ovarialkarzinomen, insbesondere<br />

während der Frühstadien, hat. Das HE4-kodierende Gen<br />

WFDC2 ist vor allem bei serösem und endometrioidem<br />

Eierstockkrebs exprimiert, aber auch in anderen Malignomen,<br />

wie z. B. Lungenkarzinomen. HE4 gehört zu einer<br />

Familie von Protease-Inhibitoren, die eine wichtige Rolle<br />

im Rahmen der „schützenden“ Immunität spielten.HE4<br />

wird vor allem in den Fortpflanzungsorganen und in den<br />

oberen Atemwegen exprimiert und kann im Serum der<br />

Patientinnen leicht nachgewiesen werden. Im Vergleich zu<br />

CA 125 ist HE4 bei den häufigsten gutartigen gynäkologischen<br />

Erkrankungen meist nicht erhöht. So zeigt sich<br />

bei der Endometriose, die sehr häufig differentialdiagnostische<br />

Schwierigkeiten bei der Abgrenzung eines malignen<br />

Ovarialtumors mit hohen CA-125-Werten verursacht,<br />

keine HE4-Erhöhung. Neuere Studien kombinieren HE4<br />

mit dem Biomarker CA 125, um die Sensitivität und<br />

Spezifität bei der Diagnose der Ovarialkarzinome zu<br />

erhöhen.


Focus<br />

13<br />

Sensitivität und Spezifität von Tumormarkern<br />

Bei der Suche nach Tumormarkern ist es wichtig, die<br />

Sensitivität und Spezifität von Biomarkern alleine und in<br />

Kombination mit anderen zu untersuchen.<br />

CASA (cancer associated serum antigen) gehört zur<br />

Gruppe der polymorphen epithelialen Muzine und wird<br />

insbesondere von epithelialen Tumoren, wie Ovarial- und<br />

Mammakarzinomen, ins Serum sezerniert.<br />

Wie aus Ergebnissen retrospektiver Studien bekannt,<br />

zeichnet sich der Tumormarker CASA durch eine sehr<br />

hohe Spezifität bezogen auf benigne ovarielle Prozesse<br />

aus.<br />

Verschiedene Arbeitsgruppen untersuchen die klinisch<br />

relevante Fragestellung, ob die präoperative Bestimmung<br />

von CASA eine sinnvolle diagnostische Ergänzung im<br />

Hinblick auf die Planung des primärtherapeutischen<br />

Vorgehens (OP-Technik) sein könnte. Bisher wurden zu<br />

dieser Thematik überwiegend retrospektive Untersuchungen<br />

durchgeführt.<br />

Aus diesem Grund wurde eine prospektive Studie konzipiert,<br />

die insgesamt 159 Patientinnen mit unklaren<br />

Unterbauchtumoren einschloss, von denen 29 Patientinnen<br />

ein Ovarialkarzinom aufwiesen.<br />

Die FIGO-Verteilung der Patientinnen war wie folgt: FIGO I<br />

= 7 (24,1 %), FIGO III = 19 (65,5 %) und FIGO IV = 3<br />

(10,3 %). Bei 75,9 % (n = 22) der Patientinnen erbrachte<br />

das histopathologische Gutachten die Diagnose eines<br />

serös-papillären Ovarialkarzinoms (Tabelle 1).<br />

Durch eine Kombination von CA 125 und CASA konnte<br />

die Spezifität nicht und die Sensitivität nur unwesentlich<br />

gesteigert werden, so dass nach unserer Untersuchung<br />

eine zusätzliche Bestimmung von CASA keine relevanten<br />

additiven Informationen für die Unterscheidung von<br />

benignen und malignen Ovarialtumoren liefern kann.<br />

Bisher publizierte Daten zeigen, dass HE4 als Einzelmarker<br />

die höchste Sensitivität besitzt, unabhängig von dem<br />

zu ermittelnden Tumorstadium. Dies ist von besonderem<br />

Interesse, da CA 125 meist bei Patientinnen mit fortgeschrittenen<br />

Ovarialkarzinomen exprimiert ist. Die diagnostische<br />

Wertigkeit bezogen auf die Stadien I und II liegt für<br />

HE4 deutlich höher (Sensitivität 82,7 %, Spezifität 86,3 %)<br />

als für CA 125 (Sensitivität 45,9 %, Spezifität 98,2 %).<br />

Eine Studie von Motagnana zeigte, dass Patientinnen in<br />

Frühstadien einen signifikant erhöhten HE4-Plasmaspiegel<br />

im Vergleich zum CA-125-Spiegel aufwiesen. Begründet<br />

wird dies mit der schnelleren Freisetzung von HE4, die<br />

möglicherweise auf unterschiedlich komplexe Freisetzungsmechanismen<br />

bei gleichem Molekulargewicht<br />

zurückführen ist. Auch in Bezug auf Ovarialkarzinome<br />

im Stadium II scheint HE4 eine höhere Sensitivität als<br />

CA 125 zu besitzen.<br />

Muzinöse Ovarialkarzinome haben eine deutlich schlechtere<br />

Prognose als seröse Ovarialtumore und zeigen ein<br />

anderes immunhistoklinisches und serologisches Tumormarkerprofil.<br />

In neuen Studien wird versucht, andere Therapiestrategien<br />

für muzinöse Tumore zu entwickeln. Bisher hat der<br />

histologische Typ des Tumors aber keinen Einfluss auf die<br />

Wahl der adjuvanten oder palliativen Systemtherapie.<br />

HE4 ist bei allen serösen Ovarialkarzinomen sowie in den<br />

endometrioiden Subtypen exprimiert, jedoch ist bei<br />

muzinösen Ovarialkarzinomen wie auch bei klarzelligen<br />

Ovarialkarzinomen die Expression von HE4 im Gewebe<br />

selten (Tabelle 2).<br />

Ähnliche Ergebnisse liefern Untersuchungen, die nicht nur<br />

die Wertigkeit für CA 125 und HE4, sondern auch die für<br />

weitere Biomarker ermittelten. Um die Sensitivätswerte<br />

einzelner Tumormarker besser vergleichen zu können,<br />

wurde die Spezifität vorab auf 90, 95 und/oder 98 %<br />

festgelegt.<br />

Als Einzelmarker eingesetzt erwies sich – bei einer<br />

Spezifität von 95 % – HE4 als der Tumormarker mit der<br />

besten Sensitivität (72,9 %). An zweiter Stelle steht der<br />

Biomarker SMRP mit einer Sensitivität von 53,7 %, gefolgt<br />

von CA 125 (43,3 %). Im Hinblick auf andere Spezifitäten<br />

(90 %, 98 %) erzielte wiederum HE4 die besten Sensitivitätswerte.<br />

Durch Kombination zweier Tumormarker kann<br />

potenziell eine Verbesserung der Wertigkeit erreicht<br />

werden. So ergab sich aus dem kombinierten Einsatz von<br />

CA 125 und HE4 eine Sensitivitätssteigerung für CA 125<br />

um 33,1 % und um 3,5 % für HE4. Auch bei anderen<br />

Tumormarkerkombinationen mit CA 125 kam es zu einer<br />

verbesserten Sensitivität, wobei die Ergebnisse von CA<br />

125 und HE4 nicht übertroffen werden konnten.<br />

Ferner konnte eine Steigerung der Sensitivität durch den<br />

Austausch des bisher in Tumormarkerkombinationen als<br />

Standard verwendeten Markers CA 125 durch HE4<br />

beobachtet werden. Während sich beispielweise für die<br />

Kombination von SMRP mit CA 125 eine Sensitivitätssteigerung<br />

für SMRP um 3,1 % zeigte, betrug diese dagegen<br />

17,9 % wenn SMRP mit HE4 kombiniert eingesetzt<br />

wurde. Ähnliche Ergebnisse ergaben sich aus dem<br />

Marker Sensitivität % 95 % KI Spezifität % 95 % KI Neg. prädiktiver<br />

Wert %<br />

95 % KI Pos. prädiktiver<br />

Wert %<br />

95 % KI<br />

CA 125 90 79–100 79 72–86 97 94–100 50 36–64<br />

CASA 38 20–56 86 80–92 86 79–92 39 21–57<br />

Tabelle 1: Sensitivität, Spezifität, negativer und positiver prädiktiver Wert von CA 125 und CASA


14 Focus<br />

Vergleich der Kombinationen von CA 72-4 mit CA 125<br />

bzw. HE4 und OPN mit CA 125 bzw. HE4.<br />

Der Vergleich aller getesteten Tumormarker und<br />

Tumormarkerkombinationen zeigt, dass sich der höchste<br />

Vorhersagewert für eine Zweifachkombination dann<br />

ergibt, wenn die Biomarker CA 125 und HE4 kombiniert<br />

eingesetzt werden. Dies spiegelt sich nicht nur in der<br />

Sensitivität und Spezifität wider, sondern auch in der<br />

Sicherheit, mit der Patientinnen mit Ovarialkarzinom einer<br />

Hoch- oder Niedrigrisikogruppe zugeordnet werden<br />

können.<br />

Huhtinen et al. verglichen die Expression von CA 125 und<br />

HE4 in Gewebe und Serum von Patientinnen mit Endometriose,<br />

Endometriumkarzinom, Ovarialkarzinom und<br />

einer Kontrollgruppe. Die Genexpression von WFDC2 und<br />

MUC16, die HE4- bzw. CA-125-Proteine kodieren, war<br />

bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom im Vergleich zu den<br />

Endometriose-Patientinnen signifikant erhöht.<br />

Die HE4-Konzentrationen im Serum lagen bei Patientinnen<br />

mit Endometriose und denen der Kontrollgruppe<br />

unterhalb des 70-pmol-Grenzwertes und wurden bei<br />

Eierstockkrebs- und Endometriumkrebspatienten statistisch<br />

signifikant überexprimiert.<br />

HE4 wurde ebenfalls übereexprimiert bei Patientinnen mit<br />

serösem und klarzelligem Eierstockkrebs. In dieser Studie<br />

war CA 125 nicht nur bei den Patientinnen mit Ovarialkarzinomen,<br />

sondern auch bei Patientinnen mit Endometriose<br />

signifikant erhöht. Die beste Sensitivität und Spezifität<br />

bei der Diagnose des Ovarialkarzinoms wurde durch die<br />

Kombination beider Biomarker erreicht.<br />

Die meisten Studien versuchen nun einen multimodalen<br />

Ansatz für Screening und Früherkennung von Eierstockkrebs-Patientinnen.<br />

Prinzipiell wird eine Kombination aus<br />

Symptom-Index, CA-125- und HE4-Konzentration<br />

untersucht.<br />

Derzeit verfügbare Modelle für Kliniker zur Risikobewertung<br />

von Malignomen bei Frauen, die einen Tumor im<br />

kleinen Becken haben, sind: Anamnese und körperliche<br />

Untersuchung, bildgebende Verfahren und Tumormarker,<br />

wie CA 125. In einer prospektiven Studie scheint bei präund<br />

postmenopausalen Frauen – einzeln oder zusammen<br />

betrachtet – eine solche Einteilung in Hoch- und Niedrigrisikogruppen<br />

mithilfe von CA 125 und HE4 sicher<br />

möglich zu sein. Von insgesamt 129 Frauen mit Ovarialkarzinom<br />

wurden lediglich 8 Patientinnen falsch in die<br />

Niedrigrisikogruppe eingeordnet. Dies entspricht einem<br />

Anteil von 6,2 %. Bezogen auf postmenopausale Frauen<br />

lag der Anteil an Falschzuordnungen bei 5,1 %, für<br />

prämenopausale Frauen bei 11,1 %.<br />

Tumormarker als prognostische Faktoren bei<br />

Ovarialkarzinomen<br />

Bis heute haben sich das FIGO-System und der postoperative<br />

Tumorrest als etablierte Prognosefaktoren für das<br />

Outcome von Patientinnen mit einem primären Ovarialkarzinom<br />

durchgesetzt. Derzeit wird das 5-Jahres-Überleben<br />

bei Patientinnen mit einem Tumorstadium FIGO I oder II<br />

mit 56–90 % angegeben, in unserer Studie konnten wir<br />

diese Zahlen belegen. Wurden beide Gruppen zusammengefasst,<br />

lag das Gesamtüberleben in 5 Jahren bei<br />

75 %. In den fortgeschrittenen Stadien FIGO III und IV<br />

wird das kumulierte 5-Jahres-Gesamtüberleben mit<br />

20–45 % beziffert (Annual FIGO Report 2008). In den<br />

Zentren liegt die 5-Jahres-Überlebensrate der Patientinnen<br />

mit FIGO IIIC und erreichter makroskopischer<br />

Tumorfreiheit bei über 70 %.<br />

In diversen klinisch-experimentellen Studien zum CA 125<br />

wurde die Korrelation der Höhe der präoperativen Tumormarkerkonzentration<br />

im Serum zum histopathologischen<br />

Typ, zu Grading und FIGO sowie zur Resektabilität des<br />

Primärtumors belegt.<br />

Cooper et al. hingegen konnten die prognostische<br />

Wertigkeit des CA 125 im Serum in allen FIGO-Stadien<br />

belegen. Dort zeigte sich, dass bei Patientinnen mit einem<br />

primären Ovarialkarzinom im Stadium FIGO I oder II<br />

geringere Serumkonzentrationen des Tumormarkers<br />

nachgewiesen wurden und das Überleben in dieser<br />

Gruppe höher war als bei Frauen mit einem höheren<br />

Staging.<br />

Hogdall et al. beschrieben die Abhängigkeit der Höhe<br />

des CA-125-Spiegels im Serum von der Wahrscheinlichkeit<br />

einer optimalen chirurgischen Tumorresektion für<br />

einen Cut-off-Wert von 10 und 35 U/ml, wobei die<br />

höchste Sensitivität bei einem Cut-off von 10 U/ml<br />

erreicht wurde.<br />

Kierkegaard et al. belegten die höchste Sensitivität des<br />

Serum-CA-125-Levels für das Auffinden eines Resttumors<br />

bei einem Grenzwert von 15 U/ml.<br />

Intensität der Immunofärbung<br />

Histologischer Subtyp Stark (% diffuse Färbung) Mittel (% diffuse Färbung) Schwach (% diffuse Färbung) Negativ<br />

(n=60)<br />

Serös 24 (100 %) 30 (90) 4 (75) 0<br />

Endometrioid 12 (100 %) 0 0<br />

Muzinös 0 1 0 9<br />

Klarzellig 2 (100) 1 (50) 0 3<br />

Modifiziert nach Drapkin et al. 2005<br />

Tabelle 2: Expression von HE4 in verschiedenen histologischen Subtypen


Focus<br />

15<br />

Ziel der Studie war, die Korrelation zwischen der Expression<br />

von verschiedenen Biomarkern und dem histologischem<br />

Subtyp sowie die prognostische Aussagekraft<br />

der Biomarker zu ermitteln. Es zeigte sich, dass die<br />

21 Biomarker in den verschiedenen histologischen Typen<br />

unterschiedlich exprimiert waren, dass aber keine statistische<br />

Signifikanz in der Expression dieser Tumormarker in<br />

verschiedenen FIGO-Stadien vorlag.<br />

Abb. 4: Bei der Vaginalsonographie einer 69-jährigen<br />

Patientin zeigten sich ein primäres Ovarialkarzinom und<br />

Aszites. (Power-Doppler-Modus)<br />

Zahlreiche Studien aber konnten den Zusammenhang mit<br />

dem Grading oder dem histologischen Typ des Tumors<br />

nicht belegen. Was die prognostische Relevanz betrifft,<br />

zeigte die CA-125-Serum-Konzentration im Hinblick auf<br />

das Gesamtüberleben bei Patientinnen mit einem rezidivierten<br />

Ovarialkarzinom die höchste Aussagefähigkeit bei<br />

einem Grenzwert von 35 U/ml.<br />

In der Gruppe der Frauen mit einem rezidivierten Ovarialkarzinom<br />

und einer Serum-CA-125-Konzentration von<br />

weniger als 35 U/ml bzw. 65 U/ml war das Überleben von<br />

längerer Dauer als bei Frauen mit höheren Serum-CA-<br />

125-Werten. Die Ergebnisse sind jedoch nicht statistisch<br />

signifikant. Auch die Studie von Gronlund et al. konnte<br />

keine prognostische Wertigkeit des Serum-CA-125-Levels<br />

mit einem Cut-off-Wert von 35 U/ml oder 65 U/ml für das<br />

Gesamtüberleben der Frauen mit einem rezidivierten<br />

Malignom des Ovars belegen.<br />

Allerdings erfolgte hier die Auswertung anhand der<br />

Serumproben vor einer Second-line-Chemotherapie. Petri<br />

et al. konnten in ihrer Studie das CA 125 im Serum mit<br />

einem Grenzwert von 65 U/ml als Prognosefaktor für das<br />

Überleben von Patientinnen mit einem frühen Malignom<br />

des Ovars bestätigen.<br />

Die Studie von Köbel et al. hatte 834 Patientinnen<br />

aus dem Register der Cheryl Brown Ovarian Outcomes<br />

Unit eingeschlossen. Einschluss-Kriterien waren: makroskopisch<br />

Tumorfreiheit nach primärer Operation und<br />

verfügbare Paraffinblöcke. Es wurde eine pathologische<br />

Untersuchung für alle Patientinnen durchgeführt. Eine<br />

endgültige Kohorte von etwa 500 Patientinnen wurde<br />

bewertet.<br />

Tumormarker wurden für alle Patientinnen dargestellt,<br />

wobei die Expression von 21 Biomarkern bestimmt<br />

wurde. In diesem Kollektiv sind seröse, klarzellige<br />

(26,4 %), endometroide (25 %) und muzinöse (6,2 %)<br />

Ovarialkarzinome eingeschlossen.<br />

In der Überlebens-Analyse war die Expression von Ki-67<br />

ein schlechter Prognosefaktor (risk ratio [RR] 1,7, 95 %<br />

confidence interval [CI] 1,2 %–2,4 %). Die high-grade<br />

serösen Karzinome zeigten eine höhere WT1-Expressionsrate<br />

und deshalb wurde die Expression von WT1 als<br />

Marker für eine ungünstige Prognose betrachtet (RR 1,7,<br />

95 % CI 1,2 %–2,3 %), aber als guter Prognosefaktor für<br />

diese high-grade serösen Karzinome (RR 0,5, 95 % CI<br />

0,3 %–0,8 %) gesehen.<br />

Die HE4-Expression zeigte keine signifikante Beeinflussung<br />

der Gesamtüberlebensrate. In den letzten Jahren<br />

wurde mit molekularen Screeningmethoden und anspruchsvoller<br />

Biostatistik eine Vielzahl neuer Marker<br />

identifiziert. HE4 gehört zu den Einzeltumormarkern mit<br />

der höchsten Sensitivität und Spezifität bei der Diagnose<br />

des Ovarialkarzinoms, und das unabhängig vom FIGO-<br />

Stadium.<br />

Weitere Studien sind notwendig, um den prädiktiven Wert<br />

von HE4 für den Chemotherapieerfolg oder das optimale<br />

Tumordebulking zu erfassen. Für die Frühdiagnostik und<br />

die notwendige Etablierung eines Screenings auf Ovarialkarzinome<br />

kann nur ein multimodales Setting erfolgreich<br />

sein. Hier sollte auch HE4 als Tumormarker integriert sein.<br />

Die finalen Ergebnisse aus der UKCTOCS-Studie werden<br />

für 2014 erwartet. In dieser Studie werden 202.638<br />

postmenopausalen Frauen einem tumormarkerbasierten<br />

Screening mit CA 125 zugeführt.<br />

Hierbei werden in der randomisierten Studie die vaginale<br />

Untersuchung, die Bestimmung von CA 125 und die<br />

transvaginale Sonographie (MMS – Multimodale Screening<br />

Arm) gegen TVUS jährlich (USS – Ultrasonography<br />

Screening) und eine Kontrollgruppe verglichen. Dabei<br />

konnten bei der Zwischenanalyse 58 Ovarialkarzinome<br />

bzw. Tubenkarzinome in den Screening-Armen diagnostiziert<br />

werden, wobei 40 % als Stadium I klassifiziert<br />

wurden.<br />

Literatur erhalten Sie über die beiden Autoren:<br />

Prof. Dr. med. Jalid Sehouli<br />

Leiter des Europäischen Kompetenzzentrums<br />

Eierstockkrebs<br />

Frauenklinik Charité Campus Virchow Klinikum<br />

Elena-Ioana Braicu<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Frauenklinik Charité Campus Virchow Klinikum


16 Forum<br />

Vitamin D3 – ein Vitamin gewinnt<br />

zunehmend an Bedeutung<br />

Vitamine sind lebenswichtige Verbindungen, die der<br />

Organismus nicht selbst in ausreichendem Maß synthetisieren<br />

kann. Die übliche Bezeichnung des Vitamin D3 als<br />

Vitamin ist historisch bedingt, denn der menschliche<br />

Körper ist fähig, das Vitamin D3 unter dem Einfluß der UV-<br />

Strahlung selbst zu synthetisieren. Durch die UV-Strahlung<br />

aus dem Sonnenlicht entsteht durch photolytische<br />

Konversion von 7-Dehydrocholesterol das Prä-Vitamin<br />

D3, welches durch eine thermische Isomerisierung in<br />

Vitamin D3 (Cholecalciferol) umgewandelt wird. Anschließend<br />

entsteht in der Leber durch das Cytochromsystem<br />

mittels 25-Hydroxylierung das 25-OH-D3.<br />

Dieser Schritt wird, im Gegensatz zur sich in der Niere<br />

anschließenden 1-alpha-Hydroxylierung des 25-OH-D3,<br />

nicht durch Hormone oder Kalzium reguliert und korreliert<br />

somit mit der Vitamin-D3-Aufnahme bzw. -Synthese. Aus<br />

diesem Grund und wegen seiner hohen Konzentration ist<br />

25-OH-D3 im Vergleich zum aktiven 1,25-OH-D3 ein<br />

guter Indikator des Vitamin-D3-Status. Das eigentlich<br />

biologisch aktive 1,25-OH-D3 entsteht durch die 1-alpha-<br />

Hydroxylierung in der Niere (Abb. 1).<br />

Dieser Schritt unterliegt einer engen Regulierung durch<br />

Rückkopplungsschleifen, in der die Kalzium-, Phosphatund<br />

Parathormonkonzentration wichtige Komponenten<br />

darstellen.<br />

Diese unterschiedliche Regulation der 25-Hydroxylierung<br />

mit anschließender 1-alpha-Hydroxylierung konnte<br />

tierexperimentell beschrieben werden. So zeigte sich,<br />

dass bei Gabe von Vitamin D3 der 25-OH-D3-Spiegel<br />

parallel anstieg, der 1,25-OH-Spiegel aber konstant blieb.<br />

Für die Aufnahme des 25-OH-D3 ist das Transportprotein<br />

Megalin verantwortlich (Abb. 2).<br />

Aus der Niere gelangt das lipophile 1,25-OH-D3, an ein<br />

Transportprotein (DBP, vitamin D binding protein) gebunden,<br />

in die Zielorgane.<br />

Der 1-alpha-Hydroxylierungsschritt findet nicht nur in der<br />

Niere, sondern auch in vielen weiteren Körperzellen<br />

(Brustdrüsenzellen, Prostatazellen, Kolonzellen, ß-Zellen<br />

des Pankreas, Zellen des Immunsystems) statt. Das in<br />

diesen Zellen entstehende 1,25-OH-D3 entfaltet seine<br />

Wirkung wie Inhibierung der Zellproliferation, Förderung<br />

der Zelldifferenzierung und Immunregulation eher lokal auf<br />

autokrine und parakrine Weise (Tab. 1). Der Abbau des<br />

Hormons geschieht durch die 24-Hydroxylierung, die zu<br />

einer Seitenkettenverkürzung führt (Tab. 1).<br />

Das 1,25-OH-D3 entfaltet seine Wirkung, ähnlich den<br />

klassischen Steroidhormonen, über einen intrazellulären<br />

Rezeptor, welcher dann mit 1,25-OH-D3 besetzt an die<br />

DNA bindet und dort nach Interaktion mit verschiedenen<br />

Co-Faktoren die Gentranskriptionsrate modifiziert. Jedoch<br />

lassen sich auch nicht genomische, schnelle Effekte, wie<br />

bei den Steroidhormonen, nachweisen.<br />

Die wichtigste Aufgabe des Vitamin-D-Systems stellt die<br />

Regulation des Kalziumstoffwechsels dar. So bewirkt das<br />

1,25-OH-D3 in den Darmzellen die Induktion von Transportproteinen,<br />

welche die Kalziumaufnahme im Darm<br />

ermöglichen. Durch synergistische Wirkung des 1,25-OH-<br />

D3 an den Osteoblasten und Osteoklasten wird dieses<br />

7-Dehydrocholesterol<br />

Haut<br />

Prä-Vitamin D3<br />

Haut<br />

Vitamin D3<br />

Leber<br />

25-Hydroxyvitamin D3<br />

Niere<br />

1,25-Dihydroxyvitamin D3<br />

Abbau<br />

24-hydroxylierte<br />

Abbauprodukte<br />

Abb. 1: Synthese und Abbauweg des Vitamin D3 und seiner verschiedenen hydroxylierten Formen


Forum<br />

17<br />

enteral aufgenommene Kalzium in das Skelett eingebaut<br />

und so die Knochenmineralisation gefördert.<br />

Das Vitamin D wirkt aber auch noch an anderen Schaltstellen<br />

der Kalziumhomöostase wie in der Niere. Durch<br />

die enge Verknüpfung zwischen dem Vitamin-D-System<br />

mit dem Kalzium- bzw. Knochenstoffwechsel erklärt sich<br />

auch die ursächliche Verknüpfung zwischen Vitamin-D-<br />

Mangel und Rachitis beim Kind bzw. Osteomalazie beim<br />

Erwachsenen (Abb. 3).<br />

In den letzten Jahren häufen sich die Hinweise, dass das<br />

Vitamin-D-System im Stoffwechsel der verschiedensten<br />

Organzellen eine wichtige Rolle auf einer Reihe von<br />

Funktionsebenen, z. B. bei der Apoptose, spielt und dass<br />

ein Vitamin-D3-Mangel mit Erkrankungen wie Hypertonus,<br />

Diabetes mellitus, aber auch Krebserkrankungen (Prostatakarzinom,<br />

Mammakarzinom, Kolonkarzinom) assoziiert<br />

ist (Abb. 5, Abb. 6). Empfehlenswerte Übersichtsarbeiten<br />

zu dieser Thematik haben DUSSO und Mitarbeiter,<br />

GRANT und HOLICK sowie ADAMS und HEWISON<br />

verfasst.<br />

Die Bedeutung des Vitamin D für diese Erkrankungen<br />

steigt weiter unter dem Aspekt, dass ein Großteil der<br />

Bevölkerung in den Industriestaaten einen deutlichen<br />

25-OH-D3-Mangel aufweist. Für diese Faktoren werden<br />

neben der allgemeinen „Sonnenvermeidung“ zur Melanomprophylaxe<br />

und die zunehmende Berufstätigkeit<br />

innerhalb von geschlossenen Räumen auch diätetische<br />

Faktoren und die zunehmende Luftverschmutzung<br />

verantwortlich gemacht. Ein weiteres Themenfeld stellt die<br />

Vitamin-D3-Versorgung der zunehmend älteren Bevölkerung<br />

dar. In einer großen Studie an über 65-Jährigen<br />

konnte TRIVEDI und Mitarbeiter zeigen, dass durch die<br />

Abb. 3: Abhängigkeit des Vitamin D von der Sonne<br />

Abb. 2: Megalin-vermittelte Aufnahme in die Tubuluszelle<br />

aus dem Tubuluslumen zur 1-alpha-Hydroxylierung<br />

IDBP-3: intracellular vitamin D binding protein<br />

DBP: vitamin D binding protein<br />

zusätzliche Aufnahme von 300.000 IE Vitamin D3/Jahr die<br />

Frakturrate an Unterarm, Wirbelsäule und Schenkelhals<br />

um mehr als 33 % gesenkt werden konnte (Abb. 3).<br />

Dass das Vitamin-D-System nicht nur für die Knochenstruktur,<br />

sondern auch für die Muskelkraft eine wichtige<br />

Funktion hat, zeigt eine Meta-Analyse von BISCHOFF<br />

und Kollegen, die ergab, dass eine Substitution mit<br />

700 bis 1000 IU Vitamin D3 pro Tag zu einer Reduktion<br />

der Sturzhäufigkeit um 19 % führte und somit zur Prävention<br />

sturzbedingter Knochenbrüche beiträgt. Dies zeigt<br />

die Bedeutung einer suffizienten Vitamin-D3-Versorgung<br />

für die ältere Bevölkerung. In einer eigenen, noch unpublizierten<br />

Studie konnten wir zeigen, dass nahezu 80 %<br />

einer Stichprobe von 70 Patienten jenseits des 65.<br />

Lebensjahres 25-OH-D3-Konzentrationen von unter 30<br />

ng/mL aufwiesen. Ab einem Alter von 70 Jahren kann ein<br />

25-OH-D3-Serumspiegel von 30 bis 70 ng/mL als optimal<br />

angesehen werden. Unterhalb dieses Bereiches kann es<br />

zu einem latenten Abfall der Kalziumionenkonzentration<br />

im Serum kommen, welcher einen sekundären Hyperparathyreoidismus<br />

mit Begünstigung osteoporotischer<br />

Veränderungen auslöst (Abb. 4).<br />

Wie bereits oben beschrieben, ist die Messung des<br />

25-OH-D3-Serumspiegels das beste Maß zur Erkennung<br />

eines Vitamin-D3-Mangels. Als Bezugsmethode dient die<br />

LC-Tandem-Massenspektroskopie, an welche die HPLC<br />

Tabelle 1: Orte der 1-alpha-Hydroxylierung<br />

Ort der 1-alpha- Wirkung<br />

Hydroxylierung<br />

Niere<br />

Endokrine Wirkungen:<br />

Knochenstoffwechsel<br />

Intestinaler Kalziumtransport<br />

Renaler Kalziumtransport<br />

Blutdruckregulation<br />

Prostata, Kolon, Autokrine und parakrine Wirkungen:<br />

Brustdrüse, Immunzellen,<br />

Pankreas-<br />

Hemmung der Zellproliferation<br />

Förderung der Zelldifferenzierung<br />

zellen, Haut<br />

Immunregulation<br />

Quelle Grafik: Figure 3 from Adriana S. Dusso, Alex J. Brown, and Eduardo Slatopolsky. Vitamin D. Am. J. Physiol. Renal Physiol. 289: F8–F28, 2005


18 Forum<br />

und der Immunoassay kalibriert werden sollten. Eine<br />

Übersicht bezüglich der verschiedenen LC-Tandem-<br />

Massenspektrometrieapplikationen findet sich bei<br />

VOGESER. Aufgrund des höheren Probendurchsatzes<br />

und des geringeren personellen und apparativen Aufwandes<br />

ist der Immunoassay gegenüber den chromatografischen<br />

Verfahren im Vorteil. Hierbei müssen jedoch<br />

Nachteile wie die nicht quantitative Herauslösung des<br />

Analyten aus seinem Bindeprotein berücksichtigt werden,<br />

was für den Assayentwickler eine Herausforderung<br />

darstellt, denn 25-OH-D3 wird aufgrund seiner Hydrophobizität<br />

mit hoher Affinität an ein spezifisches Bindeprotein<br />

(vitamin D-bindig protein, DBP) gebunden.<br />

Abb. 4: Senioren profitieren von einem adäquaten<br />

25-OH-D3-Spiegel.<br />

Eine weitere Herausforderung für den Immunoassay stellt<br />

die gleich gute Quantifizierung sowohl des 25-OH-D3 als<br />

auch des 25-OH-D2 in einem Analysenansatz dar, wobei<br />

dieses als Vorstufe in Form von Vitamin D2 vor allem in<br />

den USA als Nahrungsergänzungsmittel dient. Vitamin D2<br />

stammt aus dem Ergosterol aus Pilzen, welche daraus<br />

das Ergocalciferol synthetisieren. Ergocholecalciferol<br />

(Vitamin D2) unterscheidet sich vom Cholecalciferol<br />

(Vitamin D3) lediglich durch den Besitz einer Doppelbindung<br />

sowie einer zusätzlichen Methylgruppe in der<br />

Seitenkette. Einen Methodenvergleich zum einen zwischen<br />

verschiedenen kommerziell erhältlichen Immunoassays<br />

und zum anderen zwischen diesen Immunoassays<br />

zu chromatographischen bzw. massenspektrometrischen<br />

Sonne<br />

Abb. 5:<br />

Allgemeine<br />

Bedeutung des<br />

Vitamin D3 für<br />

die verschiedenen<br />

Organsysteme.<br />

Quellenangabe:<br />

M. F. Holick,<br />

M. Jenkins.<br />

Schützendes<br />

Sonnenlicht.<br />

Haug-Verlag, MVS<br />

Medizinverlage<br />

Stuttgart, 2005<br />

Haut<br />

<br />

Mit Vitamin D<br />

angereicherte Milch/<br />

Orangensaft<br />

Ernährung<br />

Kardiovaskuläre Gesundheit<br />

Reguliert den Blutdruck und<br />

kann das Risiko für Hypertonie,<br />

Schlaganfall, Herzinfarkt und<br />

Herzinsuffizienz senken<br />

Vitamin D<br />

25 Vitamin D<br />

<br />

Leber<br />

<br />

Lachs<br />

Gesundheit von Zellen und<br />

Immunsystem<br />

Prostatazellen Brustzellen<br />

1,25 Vitamin D<br />

(aktives Vitamin D)<br />

Darmzellen Immunzellen<br />

Gesundheit der<br />

Bauchspeicheldrüse<br />

Verbessert die Insulinproduktion<br />

und kann<br />

Diabetes mellitus vorbeugen<br />

<br />

Niere<br />

<br />

1,25 Vitamin D<br />

(aktives Vitamin D<br />

<br />

Knochengesundheit<br />

Gesundheit des<br />

Kalziumstoffwechsels<br />

Muskelstoffwechsel


Forum<br />

19<br />

Abb. 6:<br />

Abhängigkeit<br />

des Blutdruckwertes<br />

vom Breitengrad und<br />

damit von der<br />

Sonnenexposition.<br />

Quellenangabe: M. F.<br />

Holick, M. Jenkins.<br />

Schützendes Sonnenlicht.<br />

Haug-Verlag,<br />

MVS Medizinverlage<br />

Stuttgart, 2005<br />

Blutdruck (mmHg)<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

•<br />

Singapur<br />

•<br />

New York<br />

40 o<br />

•<br />

Honolulu<br />

21 o<br />

•<br />

Zürich<br />

•<br />

47 o<br />

Miami •<br />

25 o Los Angeles<br />

•<br />

34 o<br />

Bangkok<br />

13 o •<br />

Athen<br />

37<br />

•<br />

Mexico City • •<br />

19 o Tokio Boston<br />

35 o 42 o<br />

•<br />

Bombay<br />

1 o 19 o<br />

•<br />

Austin<br />

30 o<br />

Mittlerer systolischer Blutdruck (mmHg)<br />

Mittlerer diastolischer Blutdruck (mmHg)<br />

•<br />

Anchorage<br />

61 o<br />

•<br />

London<br />

51 o •<br />

Edinburgh<br />

55 o<br />

0 15 30 45 60 75<br />

Breitengrad nördlich oder südlich des Äquators<br />

Methoden wurde von ROTH und Mitarbeitern im Jahre<br />

2008 publiziert, aus dem die o. g. Problematik der<br />

Unterschiede zwischen Verfahren mit und ohne Analytextraktion<br />

bei der 25-OH-D3-Messung deutlich wird. So<br />

bleibt diese Thematik der problematischen Messung von<br />

25-OH-D3 weiterhin aktuell, die HOLLIS bereits 2004 in<br />

einem Editorial im Journal of Endocrinology and Metabolism<br />

mit dem Titel „The determination of circulating<br />

25-hydroxyvitamin D: no easy task“ beschreibt.<br />

In den nächsten Jahren werden unsere Kenntnisse über<br />

die Rolle des Vitamin-D-Systems besonders auch außerhalb<br />

des Knochenstoffwechsels weiter wachsen, was<br />

sicher auch gerade bei dem verbreiteten Mangel an<br />

Vitamin D zu einer frequenteren Analysenanforderung<br />

führen wird.<br />

Literatur:<br />

Adams J. S. and Hewison M. Update in Vitamin D. J. Clin.<br />

Endocrinol. Metab. 2010; 95: 471–478<br />

Bischoff-Ferrari H. A., Dawson-Hughes B., Staehelin H. B.<br />

Fall Prevention with supplemental and active forms of<br />

vitamin D: a meta-analysis of randomised controlled trials.<br />

BMJ 2009; 339: b3692 doi: 10.1136/bmj.b3692<br />

Dusso A. S., Brown A. J., Slatopolsky E. Vitamin D.<br />

Am. J. Physiol. Renal Physiol. 2005; 289: F8–F28<br />

Grant W. B. and Holick M. F. Benefits and Requirements<br />

of Vitamin D for optimal Health: A Review. Alternative<br />

Medicine Reviews 2005; 10: 94–111<br />

Hollis B. W. Editorial: The determination of circulating 25-<br />

hydroxyvitamin D: no easy task. J. Clin. Endocrinol.<br />

Metab. 2004; 89: 3149–3151<br />

Trivedi D. P., Doll R., Khaw K. T. Effect of four monthly oral<br />

vitamin D3 (cholecalciferol) supplementation on fractures<br />

and mortality in men and women living in the comunity.<br />

Randomised double blind controlled trial. Br. Med. J.<br />

2003; 326: 469–472<br />

Roth H. J., Schmidt-Gayk H., Weber H., Niederau C.<br />

Accuracy and clinical implications of seven 25-hydroxyvitamin<br />

D methods compared with liquid chromatography-tandem<br />

mass spectrometry as a reference. Ann. Clin.<br />

Biochem. 2008; 45: 153–159<br />

Vogeser M. Quantification of circulating 25-hydroxyvitamin<br />

D by liquid chromatography-tandem mass spectrometry.<br />

J. Steroid Biochem. Mol. Biol. (2010), doi: 10.1016/j.<br />

sbmb.2010.02.025<br />

Adressen der Autoren:<br />

Professor Dr. Thomas Bertsch<br />

Chefarzt des Instituts für Klinische Chemie,<br />

Laboratoriumsmedizin und Transfusionsmedizin<br />

Klinikum Nürnberg<br />

Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1<br />

90419 Nürnberg<br />

thomas.bertsch@klinikum-nuernberg.de<br />

Professor Dr. Cornel C. Sieber<br />

Ordinarius für Innere Medizin-Geriatrie und Direktor des<br />

Instituts für Biomedizin des Alterns<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Chefarzt der Medizinischen Klink 2 des Klinikums Nürnberg<br />

Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1<br />

90419 Nürnberg <br />

© SXC, <strong>Abbott</strong>


20<br />

Praxisreport<br />

Die Umrüstung vom PRISM zum PRISM<br />

nEXT und der PRISM Director<br />

Erfahrungsbericht aus dem Institut für Transfusionsmedizin Plauen der<br />

DRK-Blutspendedienst Ost gemeinnützige GmbH<br />

Abb. 1: v.l.n.r.: Kerstin Frank, Tina Scholze, Grit Ginzel<br />

und Beatrix Labudda<br />

Das Institut für Transfusionsmedizin (ITM) Plauen ist<br />

eines der sechs Institute des DRK-Blutspendedienstes<br />

Ost. Bei der Herstellung der Blutprodukte wird dem<br />

aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik sowie<br />

höchsten Sicherheits- und Qualitätsanforderungen<br />

entsprochen, sodass die Patienten optimal versorgt<br />

werden können.<br />

Im Labor des Instituts für Transfusionsmedizin Plauen<br />

werden die Proben der sächsischen Blutspenden und<br />

eine große Anzahl von Blutproben von Plasmazentren und<br />

anderer Blutspendedienste infektionsserologisch und<br />

molekularbiologisch untersucht.<br />

Bereits 1997 entschied sich das Labor des ITM Plauen<br />

aufgrund der Qualität der Teste und des hohen Automatisierungsgrades<br />

der PRISM-Geräte für deren Installation.<br />

Durch die Gewinnung von Kunden steigerte sich die<br />

Probenmenge in den letzten Jahren kontinuierlich und<br />

betrug im Jahr 2009 ca. 5000 Proben täglich. Die Testung<br />

auf vier Parameter (Anti-HCV, Anti-HIVCombo, HBsAg,<br />

Anti-HBc) erfolgte bis Juni 2009 mit drei PRISM-Geräten.<br />

Dieser hohe Probendurchsatz pro Gerät ist nur möglich,<br />

wenn die Geräte störungsarm laufen und die Bedienung<br />

durch qualifiziertes, hoch motiviertes Personal erfolgt. Die<br />

technische Schulung von zwei Labormitarbeitern zur<br />

Behebung kleinerer Gerätefehler und die Wartungen in<br />

zweimonatigem Intervall durch die Servicetechniker<br />

unterstützen den reibungslosen Ablauf der Routine.<br />

Mit der Anschaffung des vierten PRISM fiel 2009 auch die<br />

Entscheidung, alle Geräte auf das PRISM nEXT umzustellen<br />

und ein Refresh durchzuführen zu lassen.<br />

Das Hauptargument für das PRISM nEXT war vor allem<br />

der Austausch der Geräte-Hardware und die damit<br />

verbundene übersichtliche, bedienerfreundliche und auf<br />

Windows basierende Software. Beim Refresh wurde<br />

außerdem ein umfangreicher Austausch von Komponenten<br />

inklusive Überprüfungen vorgenommen, um die<br />

Geräte aus Servicesicht zu verjüngen.<br />

Die Umrüstung der drei bereits im Routinebetrieb integrierten<br />

PRISM war aufgrund sehr kurzer Standzeiten der<br />

PRISM eine Herausforderung für die Mitarbeiter des<br />

Labors und den technischen Service von <strong>Abbott</strong>. Nur<br />

durch gute Vorbereitung der Wochenendaktion und die<br />

professionelle und zügige Arbeit der beiden Servicetechniker<br />

konnten die Geräte am Montag wieder in die Routine<br />

gehen. Für alle Funktionschecks und die ersten Testläufe<br />

waren die Geräte bereits am Sonntagnachmittag wieder<br />

funktionsfähig, sodass die Gerätefreigabe für die Routine<br />

erfolgen konnte.<br />

Die MTAs haben sich sehr schnell und ohne Probleme mit<br />

der neuen Bedienführung vertraut gemacht. Sie schätzten<br />

bereits nach kürzester Zeit die Vorteile des PRISM nEXT,<br />

wie die einfachere Navigation durch das Programm, die<br />

bessere Übersichtlichkeit bei der Gerätevorbereitung und<br />

die Nutzung des Touch-Screens. Auch die Hilfefunktion im<br />

Programm erleichtert die Reaktion beim Auftreten von<br />

Fehlern im Testablauf. Einen „positiven Nebeneffekt“<br />

brachte die Erneuerung der Gerätehülle durch ein modernes<br />

Design.<br />

Zur Optimierung des Arbeitsablaufes im Labor wurde der<br />

PRISM Director im Labor integriert. Dieser sammelt und<br />

speichert die Probendaten aller vier PRISM-Geräte. Durch<br />

die Verwaltung der gesamten Daten an zentraler Stelle ist<br />

das Umladen von Proben auf ein anderes Gerät bei<br />

Gerätefehlern softwaregesteuert möglich. Somit ist das<br />

Handling von großen Probenmengen leichter und es<br />

entfallen zeitaufwändige manuelle Eingaben. Zusätzlich<br />

kann man den PRISM Director für Auswertungen der<br />

Qualitätskontrollen und zur Erkennung von Trends bei den<br />

Testergebnissen bzw. Chargenschwankungen nutzen.<br />

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Umrüstung<br />

der Geräte zum PRISM nEXT und die Integration des<br />

PRISM Director eine sehr gute Entscheidung für die<br />

Optimierung und Erleichterung des Arbeitsablaufes in<br />

unserem Labor war. Insbesondere durch die ausgezeichnete<br />

Unterstützung des gesamten Serviceteams und der<br />

Labormitarbeiter war dies schnell und unproblematisch<br />

möglich.<br />

Autorin: Kerstin Frank<br />

Laborleiterin und stellv. Leiterin Qualitätskontrolle<br />

DRK-Blutspendedienst Ost<br />

gemeinnützige GmbH<br />

ITM Plauen


Praxisreport<br />

Konvertierung AxSYM zu ARCHITECT bei<br />

den infektiologischen Parametern<br />

Ein Erfahrungsbericht aus dem Institut für Transfusionsmedizin<br />

der Kliniken der Stadt Köln gGmbH<br />

21<br />

Das Institut für Transfusionsmedizin (ITM) versorgt<br />

alle Patienten der städtischen Kliniken sowie Problempatienten<br />

aus Krankenhäusern mit anderen Trägerschaften<br />

und Patienten niedergelassener Ärzte mit diagnostischen,<br />

präparativen und therapeutischen Leistungen. Im Blutspendedienst<br />

des ITM werden jährlich zirka 20.000 Blutspenden<br />

entnommen, aus denen die entsprechenden<br />

Blutkomponenten hergestellt werden.<br />

Die Herstellung unterliegt den gesetzlichen Anforderungen,<br />

die den nationalen und europäischen Richtlinien entsprechen.<br />

Neben dem Blutspendedienst verfügt das ITM unter<br />

anderem über ein akkreditiertes HLA-Labor, das gemäß §16<br />

Transplantationsgesetz arbeitet.<br />

In diesem werden transplantationsimmunologische und<br />

infektionsserologische Laboruntersuchungen im Rahmen<br />

der Vorbereitung zu einer Transplantation durchgeführt.<br />

Das HLA-Labor ist eines der zwölf regionalen DSO-Labore<br />

in Deutschland. Pro Jahr werden zirka 130 Organspender<br />

infektionsserologisch untersucht.<br />

Beide Abteilungen des ITM sind im Rahmen der anfallenden<br />

infektionsserologischen Laboruntersuchungen auf ein automatisiertes<br />

und sicheres Analyseverfahren angewiesen. Daher<br />

wurde schon 1996 im ITM eines der ersten infektionsserologischen<br />

Gerätesysteme, das AxSYM der Firma <strong>Abbott</strong>,<br />

eingeführt. AxSYM ist ein Immunoassay-System (MEIA), mit<br />

dem sehr erfolgreich die geforderten infektionsserologischen<br />

Parameter abgearbeitet wurden. Im Rahmen der Weiterentwicklung<br />

stellte uns <strong>Abbott</strong> im Jahre 2007 ein neues Immunoassay-System<br />

(CMIA), den ARCHITECT i2000SR, vor.<br />

Im Januar 2008 wurde der ARCHITECT i2000SR nach<br />

umfangreicher Validation im Routinebetrieb eingesetzt.<br />

Die vereinfachte und besser strukturierte Software erleichterte<br />

uns diesen Wechsel zusätzlich. Ein großer Vorteil<br />

des ARCHITECT i2000SR ist die automatisierte Abarbeitung<br />

der Syphilis TP. Der Nachweis von Antikörpern<br />

gegen T. pallidum wurde zu Zeiten des AxSYM mit einem<br />

manuellen T.-pallidum-Hämagglutinationstest durchgeführt.<br />

Oft kam es zu unspezifisch reaktiven Ergebnissen,<br />

die sich in weiterer Abklärung nicht bestätigten.<br />

Aufgrund der erhöhten Verfügbarkeit von Reagenzplätzen,<br />

Verbrauchsmaterial und Probenplätzen ist es nun möglich,<br />

den ARCHITECT i2000SR unbeaufsichtigt arbeiten zu lassen,<br />

ohne dass dies zur Verzögerung der Ergebnisstellung<br />

führt. Ein weiterer großer Vorteil ist sein klimatisiertes Reagenzien-Karussell,<br />

das die Reagenzien konstant auf zirka<br />

4° C kühlt. Dadurch ist es möglich, die Reagenzien 30<br />

Tage im Gerät verweilen zu lassen und ARCHITECT im<br />

Nachtdienst schneller und effektiver einzusetzen.<br />

Im Rahmen der Organspenderdiagnostik für die DSO ist es<br />

wichtig, so schnell wie möglich die infektionsserologischen<br />

Abb. 1: v.l.n.r.: Alexandra Raab, Monika Lassonczyk,<br />

Luzie Pochaba und Heike Fritsch. Bei Fragen können Sie<br />

uns gerne kontaktieren.<br />

Marker zu bestimmen, daher ist die kürzere Probendurchlaufzeit<br />

ein weiterer Pluspunkt für den ARCHITECT<br />

i2000SR. Der HIV-Ag/Ab-Combo-Test erlaubt nicht nur eine<br />

Aussage über das Vorliegen von Antikörpern gegen HIV,<br />

sondern auch den Nachweis von p24 Antigen und somit<br />

einer frühen Serokonversion beim potenziellen Spender.<br />

Als Back-up-Gerät wurde zunächst einer der beiden<br />

AxSYM genutzt. Schwierig gestaltete sich die Vorratshaltung<br />

an Reagenzien für die zwei unterschiedlichen<br />

Gerätesysteme. Da der AxSYM nur noch sehr selten zum<br />

Einsatz kam, verfielen die Reagenzien oft. Daher wurde ab<br />

Ende November 2009 der ARCHITECT i1000SR im ITM eingesetzt.<br />

Seit der Umstellung von AxSYM auf ARCHITECT<br />

konnte der Arbeitsablauf im Labor deutlich optimiert werden.<br />

So werden auf dem ARCHITECT i2000SR alle Routineparameter<br />

(HIV Ag/Ab Combo, Anti-HCV, HBsAg, Anti-HBcII<br />

und CMV-IgG) der Infektionsserologie abgearbeitet, während<br />

auf dem ARCHITECT i1000SR die Spezialparameter<br />

(Anti-HBe, Anti-HBc-IgM, Anti-HBs, Toxo IgG, Toxo IgM<br />

und CMV-IgM) laufen.<br />

Zusammenfassend haben wir mit den zwei Geräten aus<br />

der ARCHITECT-Familie die richtige Wahl getroffen, da<br />

eine deutliche Abnahme an unspezifisch reaktiv getesteten<br />

Spendern (unter anderem beim HBsAg) zu beobachten<br />

ist und das wiederum zu einer Kostenersparnis für<br />

unser Institut führte.<br />

Autorin: Leitende MTLA Alexandra Raab<br />

Chefärztin Dr. med. Ursula Bauerfeind<br />

Institut für Transfusionsmedizin der Kliniken<br />

der Stadt Köln gGmbH


22 Praxisreport<br />

Kostensenkung trotz Leistungssteigerung<br />

Controllerin Heidemarie Hille berichtet über ihre Erfahrungen<br />

aus einer Dekade medizinischer Ökonomie in einem der Laborbereiche<br />

der Universitätsmedizin Göttingen.<br />

Abb. 1: Klinikum Göttingen von der Parkseite<br />

Im Jahr 1995 wurde in der Universitätsmedizin Göttingen<br />

die Einführung des Pilot-Projektes „Ökonomie im Laborbereich“<br />

beschlossen. Der Hintergrund waren eskalierende<br />

Kosten durch gestiegene medizinische Anforderungen.<br />

Um zukunftsträchtige Strukturen schaffen zu können,<br />

sollte mithilfe eines Controllers eine Lösung gesucht<br />

werden.<br />

Zu Beginn der Arbeit war eine Ist-Aufnahme notwendig.<br />

Hierzu mussten die Ausgaben, Anforderungen und<br />

Leistungen des Vorjahres erfasst und eine Zuordnung zu<br />

vorhandenen Arbeitsgruppen erstellt werden. Auch die in<br />

jeder Arbeitsgruppe vorhandenen und genutzten Geräte<br />

wurden auf ihre Effizienz, Notwendigkeit, Kapazitätsauslastung<br />

und Kosteneffektivität überprüft. In die Prüfung<br />

miteingeschlossen waren auch die Verträge für die<br />

Wartung der Geräte und die Reagenzien-Liefervereinbarungen.<br />

Für die Erstellung dieser Ist-Analyse mussten Kennzahlen<br />

bestimmt werden. Die Vermittlung der Bedeutung dieser<br />

Kennzahlen an alle Beschäftigten war unter Berücksichtigung<br />

der Ängste (wie mögliche Stellenverluste oder<br />

Einschränkung bei der Forschungsausrichtung) sehr<br />

sensibel vorzunehmen.<br />

Eine strikte Trennung von Routineaufgaben, Forschungsuntersuchungen<br />

und Studienparametern war eine für die<br />

damalige Zeit unübliche Vorgehensweise. Hierdurch<br />

wurde aber eine Transparenz erreicht, die sich positiv<br />

vermitteln ließ. Bei der Vorstellung der Ist-Analyse konnten<br />

den Beschäftigten und Projektleitern mit viel Sensibilität<br />

und Detailinformationen die Notwendigkeit der Maßnahmen<br />

und die Erfolgsaussichten deutlich gemacht werden.<br />

Lösungswege zur Optimierung<br />

Zuerst wurden Kostenstellen für jeden Bereich eingerichtet.<br />

Des Weiteren sollte jede Arbeitsgruppe für das<br />

Folgejahr Planungen ihrer voraussichtlichen Labortätigkeiten<br />

erstellen, die dann in Budgetanträge umgerechnet<br />

wurden.<br />

Die Abteilungsleitung bewertete die Unterlagen nach ihrer<br />

wissenschaftlichen Relevanz; anschließend erfolgte eine<br />

detaillierte interne Budgetzuweisung. Dieses Vorgehen rief<br />

zwar zuerst große Skepsis hervor, die aber schon bald<br />

durch schnell sichtbare erste Erfolge ausgeräumt werden<br />

konnte.<br />

Im ersten Jahr wurde aus Kapazitätsgründen nur ein<br />

ausgesuchter Funktionsbereich in die Ökonomie überführt.<br />

Diese ökonomische Vorgehensweise bedeutete,<br />

dass die Stelle Controlling die Sachanforderungen aus<br />

jedem Bereich zentral bearbeitete. Hier wurde entschieden,<br />

welche Reagenzien von welchem Hersteller in<br />

welcher Menge auf Basis der durchzuführenden Analysen<br />

bestellt werden mussten. Ebenso führte das Controlling<br />

durch die Zusammenführung der Anforderungen aus allen


Praxisreport<br />

23<br />

Einzelbereichen zu Preisverhandlungen über das zu<br />

erwartende Gesamtvolumen, was bisher nicht möglich<br />

gewesen war.<br />

Allein diese Maßnahme und die Standardisierung der<br />

Abläufe bewirkten eine Reduzierung der Sachkosten um<br />

ca. 10 %. Die Nutzung der Geräte von allen wissenschaftlichen<br />

Arbeitsgruppen erhöhte die Geräteauslastung.<br />

Dadurch wurden Mittel für wichtige Neubeschaffungen frei.<br />

AUSGABEN<br />

ZUWEISUNG<br />

<br />

Nach einem Jahr erfolgten Vergleiche der bei Projektbeginn<br />

geschätzten Ausgaben, der gewünschten Mittel und<br />

der tatsächlich benötigten Mittel. Die Ergebnisse konnten<br />

dazu genutzt werden, eine weitere Sensibilisierung für die<br />

ökonomischen Maßnahmen und eine entsprechende<br />

Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzeugen. Die noch<br />

immer unterschwellig vorhandenen Befürchtungen<br />

bezüglich Stellenkürzungen wurden weiter ausgeräumt.<br />

Die Differenz zwischen den bisher geschätzten Kosten<br />

und den tatsächlichen Ausgaben war für die meisten<br />

Betroffenen überraschend.<br />

1 2 3 4 5<br />

<br />

Abb. 2: Startsituation<br />

Ausgaben im Verhältnis zum Planbudget zu Projektbeginn<br />

400%<br />

350%<br />

300%<br />

250%<br />

Danach konnte im zweiten Jahr eine größere Reduktion<br />

der internen Budgetzuweisung erfolgen, ohne dass eine<br />

innere Barriere bei den Mitarbeitern aufgebaut wurde.<br />

Ganz im Gegenteil war nun jede Arbeitsgruppe bemüht,<br />

die Vorgaben einzuhalten.<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

AG 1<br />

AG 2<br />

AG 3<br />

AG 4<br />

AG 5<br />

AG 6<br />

AG 7<br />

AG 8<br />

AG 9<br />

AG 10<br />

AG 11<br />

AG 12<br />

AG 13<br />

AG 14<br />

AG 15<br />

AG 16<br />

AG 17<br />

AG 18<br />

AG 19<br />

AG 20<br />

AG21<br />

AG22<br />

AG 23<br />

AG 24<br />

Die bis vor Einsetzen des operativen Controllings immer<br />

als Einzeleinheiten arbeitenden Laborbereiche haben<br />

durch die Zusammenführung eine ungeahnte Effektivität<br />

erreicht. So war es im Laufe der Jahre möglich, verschiedene<br />

neue Untersuchungsmethoden einzuführen. Die<br />

effektive Berechnung von neuen Sonderanalysen und die<br />

kontinuierlichen Verhandlungen mit der Finanzleitung des<br />

Hauses machten es möglich, hierfür im Laufe von wenigen<br />

Jahren insgesamt zwei Planstellen zu etablieren.<br />

Hierbei ging es um spezielle Laboruntersuchungen, die<br />

auch von externen Krankenhäusern und niedergelassenen<br />

Ärzten angefordert wurden. Aus den Erlösen wurde<br />

zunächst zeitlich befristet eine halbe MTA-Stelle finanziert.<br />

Dadurch konnte die Effektivität der Abteilung in diesem<br />

Bereich deutlich gesteigert werden.<br />

Das gleiche Vorgehen wurde bei der Errichtung eines<br />

weiteren neuen Laborzweiges angewandt. Durch effektives<br />

Finanz- und Stellenmanagement erhöhte sich<br />

innerhalb von wenigen Jahren die Planstellenzahl um zwei<br />

ganze Stellen.<br />

Ergebnisse eines effektiven Controllings<br />

Zu den Ergebnissen des Controllings ist festzuhalten,<br />

dass deutliche Synergieeffekte erzielt wurden.<br />

Die dadurch erreichte Effizienzsteigerung kompensierte<br />

den klinikweit verordneten Stellenabbau.<br />

Sowohl Krankenversorgung wie Forschung profitieren von<br />

einer solchen Arbeit. Zwar war für die Forschungslabore<br />

die Trennung von Krankenversorgung und Forschung<br />

problematisch, weil man immer vermutet hatte mit einer<br />

Abb. 3: Ist-Analyse der Arbeitsgruppen zu Projektbeginn<br />

Abweichung in % vom Planbudget (Startbereiche)<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

-5,00%<br />

-10,00%<br />

-15,00%<br />

Vorjahr<br />

Projektstart<br />

+ 1. Jahr<br />

+ 2. Jahre<br />

+ 3. Jahre<br />

+ 4. Jahre<br />

+ 5. Jahre<br />

+ 6. Jahre<br />

+ 7. Jahre<br />

+ 8. Jahre<br />

+ 9. Jahre<br />

+ 10. Jahre<br />

Abb. 4: Abweichung der Startbereiche vom Planbudget<br />

Abweichung in % vom Plan (alle Bereiche)<br />

40,00%<br />

35,00%<br />

30,00%<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

-5,00%<br />

-10,00%<br />

vor Projektbeginn<br />

Startjahr<br />

1. Jahr<br />

2. Jahr<br />

3. Jahr<br />

Einführung neue Parameter<br />

4. Jahr<br />

5. Jahr<br />

6. Jahr<br />

7. Jahr<br />

8. Jahr<br />

9. Jahr<br />

Abb. 5: Abweichung aller Bereiche vom Planbudget<br />

10. Jahr


24 Praxisreport<br />

35%<br />

30%<br />

Veränderung Mitarbeiter zum Projektbeginn<br />

grauen Querfinanzierung besser zu fahren. Das war und<br />

ist aber weder im Sinne der UMG noch war es wie gezeigt<br />

tatsächlich so.<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Vorjahr<br />

Projektstart<br />

+ 1 Jahr<br />

+ 2 Jahre<br />

+ 3 Jahre<br />

+ 4Jahre<br />

+ 5 Jahre<br />

+6 Jahre<br />

+ 7 Jahre<br />

+ 8 Jahre<br />

+ 9 Jahre<br />

+ 10 Jahre<br />

Wichtig war vor allem die Tatsache, dass ökonomisches<br />

Wirtschaften nicht mit Stellenabbau gleichzusetzen ist.<br />

Wie oben beschrieben, erzielte das Controlling einen<br />

Stellenaufbau bei gleichzeitigem Erlösaufbau. Diese Art<br />

der Stellensicherung sollte in den Führungsebenen der<br />

Kliniken mehr Zuspruch finden. Outsourcen oder Ausgliederung<br />

in niedriger bezahlende Tochtergesellschaften<br />

ist dann möglicherweise nicht mehr notwendig.<br />

Abb. 6: Veränderung Mitarbeiter im Vergleich zum<br />

Projektbeginn im Startbereich<br />

20000<br />

18000<br />

16000<br />

14000<br />

A 12000<br />

n<br />

z<br />

10000<br />

a<br />

h<br />

l 8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Steigerung neu eingeführter Parameter<br />

Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5 Jahr 6 Jahr 7 Jahr 8<br />

Abb. 7: Einführung neuer Parameter, Erlössteigerungen<br />

über die Jahre<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

Kosten pro Leistung in Prozent vom Budget<br />

Nachdem für die Routinebereiche sowie für die Forschungslabore<br />

eine Finanz- und Stellenstruktur geschaffen<br />

worden war, wurden in der gleichen Art und Weise die<br />

Stationen und die Tagesklinik überprüft. Hier erzielte das<br />

Controlling ähnliche Erfolge.<br />

Als die neuen Strukturen zur Routine wurden, betreute<br />

das Controlling die Einführung von neuen Drittmittelprojekten.<br />

Damit war auch die Prüfung sämtlicher Projektverträge<br />

verbunden. Bevor Projekte angenommen wurden,<br />

unterlagen sie einer Finanzvorprüfung. Diese Vorbereitung<br />

hat nach kurzer Zeit zu einem wesentlich besseren<br />

Ergebnis der Projektbearbeitung geführt.<br />

Zu Beginn des Controllings waren noch 52 % aller<br />

Studien nicht zu Ende geführt worden. Durch die ergriffenen<br />

Maßnahmen verringerte sich dieser Ausfall schnell<br />

auf 25 %. Nach diesem Erfolg konnte die Vorprüfung der<br />

ökonomischen Seite von medizinischen Studien standardisiert<br />

werden.<br />

Im Rahmen der Vorprüfung werden Finanzprobleme von<br />

Anfang an detailliert angesprochen, geklärt und in die<br />

Vertragsverhandlungen eingebunden. Durch die Zusammenführung<br />

der angegebenen Punkte ist es gelungen, im<br />

gesamten Zeitraum allen Mitarbeitern, auch aus Drittmittelprojekten,<br />

Verlängerungsverträge anzubieten.<br />

10%<br />

0%<br />

Vorjahr<br />

Projektstart<br />

+ 1 Jahr<br />

+ 2 Jahre<br />

+ 3 Jahre<br />

+ 4 Jahre<br />

+ 5 Jahre<br />

+ 6 Jahre<br />

+ 7 Jahre<br />

Abb. 8: Nachweis der Kostensenkung trotz<br />

Leistungssteigerung<br />

Die Autorin:<br />

Heidemarie Hille<br />

Controllerin, jetzt<br />

Vorsitzende Personalrat<br />

der Universitätsmedizin<br />

der Georg-<br />

August-Universität<br />

Göttingen,<br />

heidemarie.hille@med.<br />

uni-goettingen.de<br />

+ 8 Jahre<br />

+ 9 Jahre<br />

+ 10 Jahre<br />

Zusammenfassung<br />

Die im Jahr 1995 als Pilotprojekt in der Universitätsmedizin<br />

Göttingen eingeführte Stelle eines dezentralen Controllings<br />

hat sich bewährt. Die Vorbereitung von Kostenstellen,<br />

Analyseberechnungen etc. war für die Abteilung von<br />

Nutzen. Diese dezentrale Organisationsstruktur, die später<br />

auch die Personalorganisation umfasste, hat es der<br />

Abteilung ermöglicht, die Wissenschaftler von administrativen<br />

und finanziellen Dingen zu entlasten und so wieder<br />

genügend Freiraum zu schaffen, um beständig neue<br />

Drittmittelprojekte aufzulegen und zu Ende zu führen.<br />

Der Effizienzgewinn konnte zum Ausbau der Dienstleistungen<br />

der Abteilung genutzt werden, ohne eine signifikante<br />

Kostensteigerung hervorzurufen. Die Gesamtkosten<br />

in den einzelnen Bereichen sind teilweise gleich geblieben,<br />

teilweise sogar gesunken. Das Ergebnis: Kostensenkung<br />

trotz Leistungssteigerung, aber kein Stellenabbau,<br />

sondern Fokussierung auf abteilungsspezifische ertragreiche<br />

Parameter und Erlössteigerung.


Kasuistik<br />

Akutsymptomatik nach Selbstbehandlung<br />

mit einem Kräuterpräparat<br />

25<br />

Beschreibung:<br />

Ein 23-Jähriger klagte nach seiner Rückkehr aus Indien<br />

über folgende, seit fünf Tagen bestehende Beschwerden:<br />

diffuse Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall und<br />

anschließende Obstipation. Außerdem hatte der Patient<br />

eine Tachykardie von 110/min und eine Abwehrspannung<br />

des Abdomens. Die Laboruntersuchung ergab folgende<br />

pathologisch erhöhten Werte: Bilirubin 46 μmol/L, ALT<br />

129 IU/L. Die Bestimmung einer Reihe weiterer klinischchemischer<br />

Messgrößen, Blutbild und Hepatitisserologie<br />

sowie Leberbiopsie, Ultraschall des Abdomens und<br />

Röntgen von Abdomen und Thorax ergaben Normalbefunde<br />

(Ann. Clin. Biochem. 2001; 38: 408–10).<br />

Der qualitative Porphyrin-Screening-Test im Urin war<br />

positiv. Nachfolgende Bestimmungen führten zu folgenden<br />

Ergebnissen:<br />

Gesamtporphyrinkonzentration im Urin: 2017 nmol/L<br />

(normal: 320 nmol/L)<br />

Gesamtporphyrinkonzentration im Stuhl: 435 nmol/g<br />

(normal: < 200 nmol/g)<br />

Zinkprotoporphyrinkonzentration im Blut: 145 μmol/mol<br />

Hb (normal: < 70μmol/mol Hb)<br />

Bleikonzentration: 3,7 μmol/L (normal: < 0,5 μmol/L)<br />

und ergaben die Diagnose akute Blei-Intoxikation. Ein<br />

nachfolgendes Gespräch mit der Frau des Patienten<br />

erbrachte, dass ihr Mann bei dem vorausgegangenen<br />

Indienbesuch zur Behandlung einer vagen Beschwerdesymptomatik<br />

ein Ayurveda-Präparat eingenommen<br />

hatte. Schwermetalle, insbesondere Blei, sind relativ<br />

häufig in Ayurveda-Präparaten vorhanden.<br />

Kommentar:<br />

Akute Oberbauchschmerzen sprechen mehr für eine<br />

akute Blei-Exposition, Unterbauchschmerzen dagegen für<br />

eine chronische. Folgende Symptome können bei einer<br />

Blei-Intoxikation auftreten: Muskelschwäche, Müdigkeit,<br />

Verwirrtheit, kolikartige abdominale Beschwerden,<br />

Obstipation und manchmal Diarrhoe und Erbrechen. Blei<br />

stört die Hämsynthese durch Hemmung der -ALA-<br />

Dehydratase und damit die Kondensation von zwei<br />

Molekülen -Aminolävulinsäure im Zytosol zu Porphobilinogen.<br />

Die Folge davon ist eine erhöhte Urinausscheidung<br />

der -Aminolävulinsäure.<br />

Außerdem hemmt Blei die Ferrochelatase und damit den<br />

letzten Schritt der Hämsynthese, nämlich den Einbau des<br />

zweiwertigen Eisens an der Matrixoberfläche der inneren<br />

Mitochondrien-Membran in den Protoporphyrin-Ring.<br />

Die Folge davon ist der Einbau von eisenfreiem Protoporphyrin<br />

und bei Eisenmangel von Zinkprotoporphyrin in<br />

die Erythrozyten. Eine Hemmung der Koproporphyrin-<br />

Oxidase als Ursache einer erhöhten Porphyrinausscheidung<br />

wird kontrovers diskutiert (Clin. Chem. 1990; 36:<br />

1870, Environ. Health perspect. 2005; 113: 1669–74). <br />

Abb. 1: Johanniskraut<br />

© Dr. Willmar Schwabe


26 Labor aktuell<br />

28<br />

35<br />

27<br />

28<br />

30<br />

31<br />

32<br />

34<br />

35<br />

36<br />

Ihre Bedürfnisse verstehen, Ihre<br />

Vorschläge anhören und umsetzen<br />

Syphilis – auch heutzutage noch ein<br />

Problem<br />

Neue Richtlinie der Bundesärztekammer<br />

zur Qualitätssicherung<br />

laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen<br />

Neuer diagnostischer Ansatz bei<br />

der akuten Nierenschädigung<br />

Mit dem neuen Septin-9-Bluttest<br />

wird Darmkrebs-Vorsorge automatisierbar<br />

Das Referenzinstitut für Bioanalytik<br />

– wir sichern Ihre Qualität!<br />

INSTAND e.V., Gesellschaft zur<br />

Förderung der Qualitätssicherung in<br />

medizinischen Laboratorien<br />

Kreisklinikum Siegen mit einer der<br />

modernsten Zentralen Patientenaufnahmen<br />

Deutschlands ausgestattet<br />

31<br />

37 Lesezeichen:<br />

Hinweise auf aktuelle medizinische<br />

Fachliteratur<br />

38<br />

100 Jahre Institut für Klinische<br />

Chemie Mannheim<br />

39<br />

Erfolg in Deutschland –<br />

ARCHITECT-Modul Nr. 10.000 in<br />

einem deutschen Labor<br />

39<br />

© Archiv <strong>Abbott</strong>


Labor aktuell<br />

Ihre Bedürfnisse verstehen,<br />

Ihre Vorschläge anhören und umsetzen<br />

27<br />

Kontinuierliche Analyse zum Nutzen unserer Kunden durch die Verbesserung<br />

unserer Prozesse<br />

2008 hat <strong>Abbott</strong> <strong>Diagnostics</strong> eine Initiative zur Verbesserung<br />

der Kundenzufriedenheit gestartet, um sicherzustellen,<br />

dass wir Ihre Bedürfnisse und die Bedürfnisse<br />

Ihres Labors erkennen.<br />

Net Promotor Score (NPS)<br />

ist eine von Prof. Fred Reichheld* an der Harvard Universität<br />

entwickelte Befragungsmethode und stellt einen<br />

zuverlässigen Indikator für die Kundenzufriedenheit eines<br />

Unternehmens dar. Eine hohe Kundenzufriedenheit ist für<br />

Sie als unser Kunde und für uns als Anbieter von größter<br />

Bedeutung.<br />

Ziel ist es, durch fortlaufende Befragungen die Prozesse<br />

zwischen unseren Kunden und <strong>Abbott</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />

detailliert zu analysieren. Hierauf aufbauend werden<br />

weitere Verbesserungen erarbeitet und implementiert. Im<br />

Namen von <strong>Abbott</strong> <strong>Diagnostics</strong> rufen Mitarbeiter einer<br />

Umfrage-Agentur unsere Kunden an, um zu erfahren, ob<br />

sie mit den verschiedenen Bereichen unseres Unternehmens<br />

zufrieden sind. Hierbei wird die Zufriedenheit mit der<br />

technischen Unterstützung, der Verkaufsberatung, der<br />

Qualität und der Zustellung unserer Produkte erfragt. Ihre<br />

Ideen, Verbesserungsvorschläge und Bedenken werden<br />

von Kompetenzteams analysiert und Entscheidungen<br />

hinsichtlich der Umsetzung von Optimierungen getroffen.<br />

Wir hören Ihnen zu.<br />

Wie funktioniert NPS? Das Konzept von NPS ist eine<br />

direkte, ehrliche Beantwortung der „Ultimativen Frage“:<br />

„Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie <strong>Abbott</strong> <strong>Diagnostics</strong><br />

einem Kollegen oder Freund weiterempfehlen?“<br />

In den vergangenen 24 Monaten hat unser Unternehmen<br />

rund 2400 Kunden in Deutschland kontaktiert und<br />

Abb. 1: Das Konzept von NPS<br />

wertvolle Rückmeldungen bekommen, wie die Zusammenarbeit<br />

weiter verbessert werden kann. In vielen Fällen<br />

wird nach der Befragung das persönliche Gespräch mit<br />

dem Kunden gesucht, um seine Bedürfnisse noch besser<br />

zu verstehen. Gemeinsam werden Lösungen für unsere<br />

Kunden erarbeitet, wobei der Fokus nicht nur auf das<br />

Produkt von <strong>Abbott</strong> <strong>Diagnostics</strong> gerichtet ist. Vielmehr<br />

wird der gesamte Prozess von der Abnahme der Blutprobe<br />

bis zur Ergebnisfreigabe mit der Fragestellung „Welche<br />

weiteren Dienstleistungen und Produktlösungen werden<br />

benötigt?“ betrachtet. Unser Ziel ist es, den Gesamtablauf<br />

immer weiter zu optimieren und gemeinsam mit unseren<br />

Kunden neue Wege zu definieren, um so effektiv und<br />

effizient wie nur möglich zu arbeiten. Viele Vorschläge und<br />

Ideen unserer Kunden konnten bereits erfolgreich implementiert<br />

werden. Grundsätzlich werden die Rückmeldungen<br />

unserer Kunden in zwei Bereiche unterteilt:<br />

Länderspezifische Punkte<br />

Als Beispiele seien hier die Erweiterung der Erreichbarkeit<br />

unseres telefonischen Kompetenzcenters, die Ablaufgeschwindigkeit<br />

Ihrer Bestellung oder die standortgenaue<br />

Anlieferung der Ware beim Kunden genannt. Zur Umsetzung<br />

der Verbesserungsvorschläge werden teilweise interne<br />

und externe Strukturen geändert – häufig sind es aber auch<br />

nur „Kleinigkeiten“, durch die Abläufe in der Zusammenarbeit<br />

mit unseren Kunden beeinträchtigt werden und die uns<br />

nicht direkt bekannt waren oder sind. Allein auf den Gebieten<br />

Service, Verkauf, Lieferung und Qualität sind in Deutschland<br />

mehr als 50 Kundenvorschläge umgesetzt worden.<br />

Globale Punkte<br />

Als Beispiele seien hier Anforderungen an Kontrollen, die<br />

Zuverlässigkeit unserer Systeme und die Entwicklung<br />

neuer Teste genannt. Vorschläge also, die weltweit<br />

anzugehen sind. Hierzu wurde ein „Customer Care<br />

Council“ gebildet – eine Projektgruppe, die sich mit den<br />

Anforderungen/Ideen unserer Kunden befasst und aus<br />

<strong>Abbott</strong>-Mitarbeitern der unterschiedlichsten Bereiche<br />

zusammengesetzt ist.<br />

24 Monate nach der Implementierung von Net Promotor<br />

Score wissen wir, dass NPS eine Investition in unsere<br />

Kunden und in unser Unternehmen ist. Wir freuen uns auf<br />

viele weitere wertvolle Verbesserungsvorschläge und<br />

Ideen von Ihnen, unseren Kunden.<br />

Vielleicht erhalten Sie schon bald einen Anruf …<br />

Wir hören Ihnen zu!<br />

<br />

*Prof. Fred Reichheld – Die ultimative Frage<br />

Verlag: Hanser Wirtschaft


28<br />

Das Produkt<br />

Syphilis – auch heutzutage<br />

noch ein Problem<br />

Abb. 1:<br />

Elektronenmikroskopische<br />

Aufnahme von<br />

Treponema<br />

pallidum, dem<br />

Erreger der<br />

Syphilis, auf<br />

einer Kultur<br />

Der Erreger der Syphilis, Treponema pallidum, ist ein<br />

dünnes Schraubenbakterium und gehört zur Familie der<br />

Spirochaetaceae (Abbildung 1). Für den Menschen ist es<br />

obligat pathogen, kann aber mit Penicillin behandelt<br />

werden. Am häufigsten wird T. pallidum durch direkte<br />

sexuelle Kontakte mit einer infizierten Person übertragen.<br />

Ebenfalls sehr wichtig ist die intrauterine Übertragung von<br />

einer infizierten Mutter auf ihr Kind zwischen dem 5. und<br />

dem 9. Monat. Übertragungen durch Bluttransfusionen<br />

und kontaminierte Gegenstände (z. B. Nadeln) sind selten.<br />

Eine Schwangere mit einer unbehandelten Syphilis infiziert<br />

höchstwahrscheinlich das Ungeborene. Infiziert sich die<br />

Mutter während der Schwangerschaft, beträgt die<br />

Übertragungsrate bis zu 100 %. Während der Schwangerschaft<br />

kann es bei infizierten Müttern in 25–30 % der<br />

Fälle zu Missbildungen des Fetus kommen und 40–70 %<br />

der Ungeborenen sind mit Syphilis infiziert. Einige Neugeborene<br />

mit einer kongenitalen Syphilis haben schon bei<br />

der Geburt Symptome. Die meisten jedoch entwickeln<br />

erst zwei Wochen bis drei Monate nach der Geburt die<br />

entsprechenden Symptome, wie z. B.: Hautulcera,<br />

Exantheme, Fieber, geschwollene Leber/Niere, Gelbsucht,<br />

Anämie sowie verschiedene Deformationen.<br />

Der Krankheitsverlauf einer unbehandelten Syphilis lässt<br />

sich in vier Stadien einteilen. Die Inkubation dauert zwei<br />

bis drei Wochen und verläuft symptomlos. In der darauf<br />

folgenden Primärsyphilis (Lues I) zeigen sich erste Krankheitsmanifestationen<br />

am Ort des Eindringens (Ulcus<br />

durum, harter Schanker). Die sekundäre Syphilis (Lues II)<br />

zeigt systemische Manifestationen, z. B. durch Hautausschläge,<br />

Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei unbehandelter<br />

und nicht spontan ausgeheilter Frühsyphilis können<br />

nach einer bis zu mehreren Jahren dauernden Phase<br />

ohne klinische Symptome (Lues latens) folgende Erscheinungen<br />

auftreten: kardiovaskuläre Veränderungen und<br />

tuberöse Hautveränderungen. Dies entspricht dann einer<br />

tertiären Syphilis (Lues III). Unter der Neurosyphilis werden<br />

die Manifestationen der Spätsyphilis (Lues IV) im zentralen<br />

Nervensystem verstanden. Die späte Syphilis zeigt sich<br />

nach mehreren Jahren durch neurologische Läsionen<br />

oder syphilitische Meningitis.<br />

In Deutschland findet man die höchste Syphilisinzidenz in<br />

den Städten. Syphilis ist die zweithäufigste meldepflichtige<br />

Geschlechtskrankheit. Seit dem Jahr 2004 stabilisieren<br />

sich die Meldezahlen bundesweit auf einem Niveau<br />

zwischen 3000 und 3500 Fällen pro Jahr. Männer sind<br />

+<br />

Inkubation<br />

Mit rekombinanten Treponemapallidum<br />

(TP)-Antigenen<br />

(TpN15, TpN17, TpN47)<br />

beschichtete Mikropartikel<br />

Patientenprobe mit<br />

Antikörpern gegen TP<br />

+<br />

Inkubation<br />

Waschschritt<br />

Waschschritt<br />

Akridinium-markiertes Konjugat<br />

(Anti-Human-IgG und Anti-Human-IgM)<br />

Abb. 2: Testprinzip des<br />

ARCHITECT Syphilis TP Assay<br />

Pre-Trigger/Trigger<br />

Chemilumineszenz-Reaktion


Das Produkt<br />

29<br />

S/CO, Index<br />

ARCHITECT Syphilis TP vs. TPPA<br />

22.0<br />

ARCHITECT Syphilis TP<br />

20.0<br />

TPPA<br />

18.0<br />

16.0<br />

14.0<br />

12.0<br />

10.0<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

Grenzwert<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Zeit (Monate)<br />

Abb. 3: Der ARCHITECT Syphilis TP Assay<br />

zeigt den gleichen Verlauf wie der TPPA-Test<br />

an, nur mit höheren Signalen.<br />

deutlich häufiger betroffen als Frauen (7,3 Männer und 0,6<br />

Frauen pro 100.000 Einwohner). Hauptursachen dafür<br />

sind die Globalisierung der Prostitution sowie Koinfektionen<br />

mit dem Humanen Immunschwäche-Virus (HIV).<br />

Die Diagnose einer Syphilis ist ein komplexer Prozess, da<br />

die frühen Symptome denen von anderen Erkrankungen<br />

sehr ähnlich sind. Sexuell aktive Personen sollten bei<br />

aufgetretenem Exanthem und Wunden/Schmerzen im<br />

Genitalbereich einen Arzt aufsuchen. Jede Person, die<br />

aufgrund einer anderen sexuell übertragenen Infektion wie<br />

Gonorrhoe behandelt wird, sollte auch auf Syphilis<br />

getestet werden, um eine entsprechende Infektion<br />

auszuschließen.<br />

Drei Wege zur Diagnose einer Syphilis-Erkrankung<br />

Erkennung von Krankheitszeichen und Symptomen<br />

Untersuchung einer Blutprobe<br />

Direktnachweis des Erregers unter dem Mikroskop<br />

Der Arzt bedient sich gewöhnlich aller drei Methoden, um<br />

eine Syphilis und das entsprechende Stadium zu diagnostizieren.<br />

Die Serodiagnostik ermöglicht den Nachweis einer<br />

Infektion, auch wenn diese bis zu drei Monate nach<br />

Infektion zu einem falsch-negativen Ergebnis führen kann.<br />

Falsch-positive Ergebnisse sind ebenfalls möglich. Aus<br />

diesem Grund werden gewöhnlich zwei Tests eingesetzt.<br />

Die Interpretation der Testergebnisse bei Syphilis kann<br />

manchmal schwierig sein und eine Testwiederholung<br />

erforderlich machen, um eine Diagnose zu bestätigen.<br />

ARCHITECT Syphilis TP Assay<br />

Der ARCHITECT Syphilis TP Assay ist ein Chemilumineszenz-Mikropartikelimmunoassay<br />

(CMIA) zum qualitativen<br />

Nachweis von IgM- und IgG-Antikörpern gegen Treponema<br />

pallidum (TP) in Humanserum oder -plasma mit dem<br />

ARCHITECT iSystem (Abbildung 2). Der Test liefert<br />

vollautomatisch schnelle und zuverlässige Ergebnisse bei<br />

verschiedenen Laborkonstellationen und dient zur Diagnose<br />

einer Syphilis-Erkrankung. Einsetzbar ist der<br />

ARCHITECT Syphilis TP Assay für das Screening von<br />

Blutspendern, Schwangeren und Krankenhauspatienten.<br />

Die Sensitivität des Assays beträgt 100 % und die<br />

Spezifität bei zufällig ausgewählten Blutspendern und<br />

Klinikpatienten 99,91 %.<br />

Die Leistungsdaten des Architect Syphilis TP Assays sind<br />

exzellent und vergleichbar mit TPPA (Abbildung 3) und<br />

Murex ICE Syphilis, aber mit dem Vorteil der völligen<br />

Automation.<br />

Seit dem 1. April 2010 ist die Mutterschaftsvorsorge<br />

hinsichtlich der Testung auf Syphilis erweitert. Kumulativ<br />

bzw. alternativ kann der Antikörpernachweis dann auch<br />

mittels TPPA-Test und/oder Immunoassay durchgeführt<br />

werden.<br />

Für den ARCHITECT Syphilis TP Assay gelten laut KBV<br />

folgende Abrechnungsziffern:<br />

in der Mutterschaftsvorsorge unter der Ziffer: 01800<br />

(125 Punkte)<br />

in der Routine unter der Ziffer: 32566 (4,60 €). <br />

Produktname Beschreibung Bestellnummer<br />

ARCHITECT Syphilis<br />

TP Reagenzienpackung<br />

ARCHITECT Syphilis<br />

TP Reagenzienpackung<br />

ARCHITECT Syphilis<br />

TP Kalibrator<br />

ARCHITECT Syphilis<br />

TP Kontrollen<br />

1 x 100 Tests 8D06-27<br />

1 x 500 Tests 8D06-37<br />

1 Fläschchen (4 ml) 8D06-02<br />

2 Fläschen (positiv<br />

und negativ, 8 ml)<br />

8D06-11<br />

© CDC/Dr. David Cox


30 Labor aktuell<br />

Neue Richtlinie der Bundesärztekammer<br />

zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer<br />

Untersuchungen<br />

Seit 1. April 2010 ist die Anwendung der Regeln der<br />

neuen Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung<br />

laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen<br />

verpflichtend. Inzwischen zeigt sich, dass die Umsetzung<br />

des allgemeinen Teils A, aber auch des speziellen Teils B1<br />

für die interne und externe Qualitätssicherung von quantitativen<br />

Methoden in der Praxis einen tiefgreifenden Eingriff<br />

in die Laborroutine darstellt, der nicht immer problemlos<br />

zu bewerkstelligen ist.<br />

Die Implementierung des im Teil A der Richtlinie geforderten<br />

Qualitätsmanagement-Systems stellt gerade für bisher<br />

nicht akkreditierte Laboratorien eine große Herausforderung<br />

dar. Die Beschreibung aller für das Labor relevanten<br />

Prozesse und der Aufbau einer Dokumentenlenkung ist<br />

häufig begleitet von Änderungen in der EDV-Struktur<br />

(Hard- und Software) und verlangt den Labormitarbeitern,<br />

die ja zwischenzeitlich den laufenden Routinebetrieb<br />

abwickeln müssen, viel Geduld und Engagement ab.<br />

Auch der Teil B hat seine „Stolpersteine“. Besonders die<br />

Klassifizierung einer Methode – ist sie quantitativ und<br />

muss sie unter die Regelungen von Teil B1 eingeordnet<br />

werden? – ist nicht immer einfach. Ausgangspunkt für die<br />

Einordnung muss hier zuerst die vom Hersteller des<br />

Testverfahrens festgelegte Zweckbestimmung sein. In<br />

zweiter Linie ist dann die Art des Berichts bzw. ärztlichen<br />

Befundes für die Einordnung bestimmend, wobei gilt,<br />

dass ein Abweichen von der Zweckbestimmung dann<br />

unkritisch ist, wenn aus einem quantitativen Messergebnis<br />

ein qualitativer Bericht/Befund erzeugt wird. Als Beispiel<br />

sei hier Anti-HBs angeführt. Die Herstellerzweckbestimmung<br />

weist den Test als quantitatives Verfahren aus. Das<br />

Methode<br />

Kontrolle<br />

Zielwert<br />

Zielbereich<br />

Mittelwert Labor<br />

Laborinterne<br />

Fehlergrenze<br />

Kontrollperiode<br />

Wertelage<br />

Anzahl Werte unterhalb<br />

97,1 U/l<br />

Immunturbidimetrische Bestimmung<br />

der CK-MB<br />

Level I<br />

102 U/l<br />

81, 3 U/l–122 U/l<br />

97,9 U/l<br />

97,1 U/l–106,9 U/l<br />

3 Kontrollzyklen<br />

93,7 U/l–100,7 U/l<br />

19 von 60 Werten = 31,7 %<br />

Tabelle 1: Laborinterne Fehlergrenze für die CK-MB-<br />

Bestimmung<br />

Ergebnis der Testung wird in IU/ml dargestellt. Wird also<br />

das Testergebnis für einen Patienten mit 125 IU/ml<br />

weitergegeben, ist die Methode klar als quantitativ<br />

klassifiziert und die Regelungen für die interne Qualitätskontrolle<br />

sind dem Teil B1 zu entnehmen. Wird das<br />

Ergebnis im Bericht/Befund aber dargestellt als „ca. 125<br />

IU/ml oder Bereich 120 bis 130 IU/ml oder > 100 IU/ml“,<br />

unter Umständen noch ergänzt durch den Hinweis<br />

„Impfschutz liegt vor“, handelt es sich um eine qualitative<br />

Berichts-/Befunddarstellung, und damit sind die Vorgaben<br />

des Rili-BÄK-Teils B1, der ja für quantitative Methoden<br />

gilt, nicht anwendbar.<br />

Eine weitaus größere Herausforderung für die Bewertung<br />

der quantitativen Analytik stellt sich für die sogenannten<br />

Nicht-Tabelle-B1-Parameter. Hier müssen nach den<br />

Vorgaben laborinterne Fehlergrenzen ermittelt werden und<br />

die interne Qualitätssicherung erfolgt dann in der Kontrollperiode<br />

gegen diese selbst ermittelten Warngrenzen. Die<br />

neue Berechnungsformel zur Ermittlung der laborinternen<br />

Fehlergrenzen (delta max) beinhaltet als wichtiges Korrekturglied<br />

einen Erweiterungsfaktor (assoziiert mit der<br />

Standardabweichung) von 3, um ein „Zuengstellen“ der<br />

laborinternen Grenzen zu verhindern. Praktischerweise<br />

liegen jedoch die Schwierigkeiten in der Analytik häufig<br />

nicht bei der Unpräzision, sondern bei den Messunsicherheiten<br />

in der Festlegung der Kontrollzielwerte. Das<br />

Beispiel in Tabelle 1 soll dies verdeutlichen.<br />

Die Berechnung der mittleren quadratischen Messabweichung<br />

am Ende eines Kontrollzyklus zeigte in zwei Fällen<br />

eine Verletzung des QMMA und führte zur Sperrung der<br />

Methode. Das Verfahren konnte nur nach einer erneuten<br />

Ermittlung der laborinternen Fehlergrenze, die dann einen<br />

Mittelwert von 97,4 U/l und die LIF (Laborinterne Fehlergrenze)<br />

mit dem Bereich 95,9 bis 108,1 U/l darstellte,<br />

wieder für die Analyse von Patientenproben eingesetzt<br />

werden.<br />

Bei dieser Methodik ist eine Abweichung vom Zielwert<br />

des Kontrollhersteller von 4 U/l (3,9 %) analytisch und<br />

klinisch ebenso unkritisch wie der Gesamtfehler, trotzdem<br />

wird das Labor letztendlich gezwungen, viel Zeit und<br />

Arbeit in die permanente Korrektur der LIF zu investieren.<br />

Da dies eine Vielzahl von quantitativen Analysen betrifft, ist<br />

es sicher notwendig, die Berechnung und die Regelvorgabe<br />

erneut auf den Prüfstand zu stellen, um unnötige<br />

Mehrbelastung/Kosten für die Laboratorien und eventuell<br />

überzogene analytische Anforderungen an die verwendeten<br />

Methoden zu vermeiden.


Labor aktuell<br />

31<br />

Neuer diagnostischer Ansatz<br />

bei der akuten Nierenschädigung<br />

Sinkender Blutdruck<br />

oder verminderte Blutversorgung<br />

der Nieren<br />

Kardiopulmonarer<br />

Bypass (CPB)<br />

Abb. 1: Häufige Ursachen für AKI<br />

Nierenschädigende<br />

Substanzen<br />

Schwere<br />

Erkrankungen<br />

Dass die akute Nierenschädigung (AKI) eine häufige<br />

Komplikation bei Krankenhauspatienten ist, braucht<br />

eigentlich nicht mehr diskutiert zu werden. Als meist<br />

schnell fortschreitende, jedoch potenziell reversible<br />

Einschränkung der Nierenfunktion mit Akkumulation<br />

harnpflichtiger Stoffe im Blut ist die AKI eine wesentliche<br />

Einflussgröße auf Mortalität und Morbidität im Rahmen<br />

der Intensivmedizin. Zahlreiche Datenerhebungen zeigen<br />

eindeutig, dass die Inzidenz der akuten Nierenschädigung<br />

in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat,<br />

z. B. allein zwischen 1996 und 2003 um 50 % bzw. 60 %<br />

(Nierenschädigung mit bzw. ohne Dialysepflicht). Viele<br />

Menschen sterben nicht mit einer, sondern an einer<br />

akuten Nierenschädigung.<br />

Die Therapieoptionen zur Behandlung einer akuten<br />

Nierenschädigung sind zurzeit noch eher beschränkt, vor<br />

allem da durch die herkömmliche Diagnostik mittels<br />

Kreatinin eine Schädigung viel zu spät erkannt wird. Um<br />

aber die bestehenden Therapieansätze optimal nutzen zu<br />

können, ist die möglichst frühe Diagnose einer akuten<br />

Nierenschädigung umso wichtiger.<br />

In den letzten Jahren sind verschiedene Biomarker<br />

hinsichtlich ihres Stellenwerts für die Frühdiagnose einer<br />

akuten Nierenschädigung untersucht worden. Ein vielversprechender<br />

Marker, der seit Kurzem auch als diagnostischer<br />

Parameter für die klinische Routine verfügbar ist, ist<br />

das Protein Neutrophilen Gelatinase-assoziiertes Lipocalin<br />

(NGAL). Als bestuntersuchter Biomarker steht NGAL jetzt<br />

auch als vollautomatische Messmethode für das ARCHI-<br />

TECT-System zur Verfügung.<br />

NGAL (Neutrophil Gelatinase associated Lipocalin)<br />

NGAL ist ein Mitglied der Proteinfamilie der Lipocaline, die<br />

auf die Bindung und den Transport kleiner hydrophober<br />

Moleküle spezialisiert sind. Als wichtigste biologische<br />

Funktion von NGAL wird die Hemmung des Bakterienwachstums<br />

durch Eisenentzug angesehen. Doch auch für<br />

die Niere selbst ist NGAL von Bedeutung, da ihm nierenprotektive<br />

Wirkung zugeschrieben wird. In den Epithelzellen<br />

der Nierentubuli wird NGAL unter Stresseinwirkung<br />

vermehrt gebildet. Die NGAL-Freisetzung, messbar in Urin<br />

und Serum, erfolgt sehr schnell und korreliert eng mit dem<br />

Grad der Schädigung, sie zeigt einen bis zu 1000-fachen<br />

Anstieg verglichen mit der Freisetzung des intakten<br />

Organs. Das in der Niere gebildete NGAL wird zum<br />

Großteil in den Urin abgegeben (renaler Pool), während<br />

entfernte Organe wie Lunge und Leber, die bei einer<br />

Schädigung der Niere ebenfalls zur NGAL-Produktion<br />

veranlasst werden, ihre NGAL-Proteine dem Blutkreislauf<br />

zuführen.<br />

ARCHITECT Urin NGAL<br />

ARCHITECT Urin NGAL ist ein Chemilumineszenz-<br />

Mikropartikel-Immunoassay (CMIA) zur quantitativen<br />

Bestimmung von Neutrophilen Gelatinase-assoziiertem<br />

Lipocalin (NGAL) in Humanurin. Der NGAL-Test dient zur<br />

Methode<br />

Chemilumineszenz-Mikropartikel-Immunoassay<br />

(CMIA)<br />

Antikörper<br />

Maus, monoklonal (Mikropartikel<br />

und Konjugat)<br />

Zeit bis zum ersten Ergebnis 35 min<br />

Durchsatz<br />

Bis zu 100 Tests/h<br />

Verdünnung<br />

1:4, automatisch für Proben<br />

> 1500 ng/ml<br />

Kalibratoren 0, 10, 100, 500, 1000,<br />

1500 ng/ml<br />

Kontrollen 20, 200, 1200 ng/ml<br />

Standardisierung<br />

Kein international anerkannter<br />

Standard verfügbar; Verwendung<br />

von rekombinanten NGAL<br />

für Kalibratoren und Kontrollen<br />

Probenart<br />

Humaner Urin; vor Messung bei<br />

> 400 x g für 5 min zentrifugieren<br />

Lagerung<br />

bei -70°C oder kälter<br />

Reagenzstabilität<br />

30 Tage im Gerät<br />

Kalibrationsstabilität Mindestens 30 Tage<br />

Präzision<br />

< 10 % Gesamt-VK<br />

Analytische Sensitivität ≤ 10 ng/ml*<br />

Normalbereich<br />

132 ng/ml* (95. Perzentile;<br />

Probanden mit Kreatinin 0,7 bis<br />

< 1,5 mg/dl und einer Urinprotein/Urinkreatinin-Ratio<br />

< 200<br />

mg/g; N = 196)<br />

* Repräsentative Daten; die Ergebnisse einzelner Labors<br />

können von diesen Daten abweichen.


32 Labor aktuell<br />

In-vitro-Bestimmung von humanem NGAL im Urin als<br />

Marker einer akuten Nierenschädigung. ARCHITECT Urin<br />

NGAL ist der erste vollautomatisierte Test zur Früherkennung<br />

der akuten Nierenschädigung. Der Test ist schnell,<br />

das erste Ergebnis liegt nach 35 min vor. Der Durchsatz<br />

beträgt bis zu 100 Tests/h, so dass auch ein hohes<br />

Testaufkommen problemlos bewältigt werden kann.<br />

Durch das automatische Verdünnungsprotokoll ist auch<br />

die schnelle Bestimmung sehr hoher Proben (bis 6000 ng/<br />

ml) leicht möglich. Es kommen nur Fertigreagenzien zum<br />

Einsatz, es sind keinerlei Vorbehandlungen nötig.<br />

Die bislang vorliegenden Studien zeigen für die NGAL-<br />

Bestimmung sowohl eine hohe Sensitivität wie auch eine<br />

hohe Spezifität für die Früherkennung einer akuten<br />

Nierenschädigung. Durch die sehr schnelle und starke<br />

NGAL-Freisetzung ist schon 1–2 h nach Beginn der<br />

akuten Nierenschädigung deren zuverlässiger Nachweis<br />

möglich. Darüber hinaus steht dem Anwender durch die<br />

Integration von Immunologie und Klinischer Chemie das<br />

komplette Menu für die Nierendiagnostik zur Verfügung:<br />

NGAL, Cystatin C, Serumkreatinin. Zusätzlich bietet das<br />

ARCHITECT-System eine breite Produktpalette in der<br />

Immunologie und der Klinischen Chemie.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Früherkennung<br />

der akuten Nierenschädigung mittels neuer<br />

Biomarker notwendig ist, um<br />

Morbidität und Mortalität durch ein besseres Patientenmanagement<br />

zu senken<br />

neue Therapien zu entwickeln<br />

die hohen Kosten des derzeitigen unzulänglichen<br />

AKI-Managements zu senken.<br />

<br />

Mit dem neuen Septin-9-Bluttest wird<br />

Darmkrebs-Vorsorge automatisierbar<br />

Das Realtime-PCR-Angebot von <strong>Abbott</strong> Molecular wurde um einen neuen Test –<br />

erstmalig aus dem Bereich Onkologie – erweitert: Jetzt steht der weltweit erste<br />

molekulardiagnostische Test zum Darmkrebs-Nachweis in Blut zur Verfügung.<br />

Der <strong>Abbott</strong> RealTime mS9 Colorectal Cancer Assay basiert auf dem Nachweis von<br />

methylierter Septin-9-DNA im Blut. Klinische Fallstudien belegen, dass methylierte<br />

Septin-9-DNA als Biomarker für die sensitive und spezifische Detektion von<br />

kolorektalen Karzinomen einsetzbar ist (Devos et al., Clin. Chem. 2009).<br />

Jedes Jahr wird in Europa bei mehr als 400.000 Patienten<br />

ein kolorektales Karzinom diagnostiziert (Ferlay J. et<br />

al., Ann. Oncol. 2007). In Deutschland ist Darmkrebs die<br />

zweithäufigste Krebsneuerkrankung bei Männern und<br />

Frauen. Er entsteht aus Polypen, meist gutartigen Wucherungen<br />

der Darmschleimhaut. In seltenen Fällen können<br />

diese Polypen im Laufe von sechs bis zehn Jahren zu<br />

bösartigen, schwer heilbaren Tumoren entarten. In diesen<br />

Jahren sind Symptome selten. Dabei kann Darmkrebs<br />

meist geheilt werden, wenn er früh genug erkannt wird.<br />

Bei frühzeitiger Erkennung und Diagnose beträgt die<br />

Fünf-Jahre-Überlebensrate 90 % bei Patienten mit<br />

kolorektalen Karzinomen des Stadiums I (Levin B. et al.,<br />

CA Cancer J. Clin. 2008).<br />

Abb. 1: Eine einfache Blutentnahme beim Arzt genügt<br />

Leider nehmen bei Weitem noch nicht alle Personen über<br />

50 Jahren an der Darmkrebs-Vorsorge teil (Imperiale, T.F.<br />

Ann Intern. med. 2007). Der Aufwand und die unangenehmen<br />

Begleiterscheinungen derzeitiger Früherkennungsmethoden<br />

– darunter der Test auf okkultes Blut im


Labor aktuell<br />

33<br />

Abb. 2: Das <strong>Abbott</strong><br />

m2000-System für die<br />

RealTime-PCR<br />

Stuhl (FOBT) – sind häufi g die Ursache. Folglich werden<br />

die meisten Krebsfälle erst in fortgeschrittenen Stadien<br />

nachgewiesen, wenn bereits Symptome aufgetreten und<br />

die Überlebenschancen stark gesunken sind.<br />

Diese Situation kann durch einen neuen einfachen<br />

Bluttest für die Früherkennung von Darmkrebs deutlich<br />

verbessert werden.<br />

Der Test basiert auf dem Nachweis von methylierter<br />

Septin-9-DNA in Blutplasma. Die Methylierung der<br />

Promotor-Region des Septin-9-Gens, die auch als<br />

epigenetische Modifi kation bezeichnet wird, fi ndet man<br />

bei der Mehrheit der im Darm und Rektum ansässigen<br />

Tumore. Da Tumore DNA in den Blutstrom abgeben, ist<br />

der Nachweis von zirkulierender methylierter Septin-9-<br />

DNA ein verlässlicher Indikator für eine akute Darmkrebserkrankung<br />

(Lofton-Day C. et al., Clin. Chem. 2008;<br />

Grützmann R. et al., PloS ONE 2008).<br />

Mit dem m2000-System von <strong>Abbott</strong> Molecular ist dieser<br />

Septin-9-Nachweis automatisiert durchführbar und wird<br />

damit den Ansprüchen eines modernen molekulardiagnostischen<br />

Labors gerecht: Die DNA wird auf dem<br />

m2000sp automatisch extrahiert, einer Bisulfi t-Konvertierung<br />

unterzogen und erneut auf dem m2000sp automatisch<br />

gereinigt. Die anschließenden Schritte Amplifi kation,<br />

Stadium des<br />

kolorektalen<br />

Karzinoms<br />

Anzahl der<br />

getesteten<br />

Proben<br />

Anzahl der<br />

Detektionen<br />

Detektionsrate<br />

(%)<br />

I 25 13 52<br />

II 25 19 76<br />

III 25 19 76<br />

IV 8 8 100<br />

Detektion und Ergebnisvalidierung erfolgen auf dem<br />

<strong>Abbott</strong> m2000rt.<br />

Erste Studienergebnisse bescheinigen dem Test eine<br />

hohe Spezifi tät von 99 % und eine gute Sensitivität<br />

(Tab. 1). Eine umfassendere Datenbasis wird derzeit in<br />

einer multinationalen klinischen Studie an Tausenden von<br />

Patienten erstellt (PRESEPT Study).<br />

Der Test wurde so einfach und so patientenfreundlich wie<br />

möglich konzipiert: Beim Arzt wird eine Blutprobe entnommen<br />

und in ein molekulardiagnostisches Labor<br />

geschickt. Das ist alles.<br />

Sollte der Bluttest positiv sein, so ist in jedem Fall eine<br />

Darmspiegelung anzuschließen, um das Vorhandensein<br />

von Darmkrebs oder Vorstufen<br />

sicher ein- oder auszuschließen.<br />

Der Test ersetzt<br />

keine Darmspiegelung.<br />

Der Septin-9-Bluttest wurde<br />

mit dem Ziel entwickelt, die<br />

Bereitschaft zur Darmkrebs-<br />

Vorsorge in der Bevölkerung<br />

zu erhöhen.<br />

Mit der von <strong>Abbott</strong> Molecular<br />

angebotenen Automatisierung<br />

des Tests wird eine<br />

Standardisierung der<br />

Darmkrebs-Vorsorge und<br />

ein breiterer Zugang ermöglicht<br />

– ein wertvoller Beitrag<br />

zur früheren Erkennung<br />

von Darmkrebs. <br />

Nachweis des neuen<br />

Biomarkers Septin 9<br />

im Blut.<br />

Darmkrebs-<br />

VORSORGE<br />

... so einfach!<br />

Tab. 1: Detektionsraten des <strong>Abbott</strong> RealTime mS9<br />

Colorectal Cancer Assays. Die Gesamtsensitivität der<br />

Prüfpopulation lässt sich durch Kombination der Sensi tivitäten<br />

für alle Stadien berechnen: 71 %.<br />

Abb. 3: Darmkrebs-<br />

Vorsorge unbedingt ab<br />

50 Jahren


34 Labor aktuell<br />

Das Referenzinstitut für Bioanalytik –<br />

wir sichern Ihre Qualität!<br />

Medizinische Laboruntersuchungen haben in<br />

unserem Gesundheitssystem einen hohen Stellenwert.<br />

Dabei ist die Qualität des Untersuchungsergebnisses von<br />

vergleichbarer Relevanz wie die Beurteilung des Laborwertes<br />

selbst. Insbesondere die analytische Qualität steht<br />

dabei im Vordergrund. Deren strikte Kontrolle obliegt den<br />

von der Bundesärztekammer (BÄK) benannten unabhängigen<br />

Instituten.<br />

Voraussetzungen für die Benennung durch die BÄK ist die<br />

Akkreditierung nach DIN EN ISO 17020 und nach ILAC<br />

G13, welche die Kompetenz als Inspektionsstelle und als<br />

Anbieter von Ringversuchen, die Verfügbarkeit von<br />

akkreditierten Referenzlaboratorien und die Unabhängigkeit<br />

von Diagnostikaherstellern bescheinigt.<br />

Das Referenzinstitut für Bioanalytik (RfB) in Bonn, dessen<br />

Träger die Stiftung für Pathobiochemie und Molekulare<br />

Diagnostik der DGKL e.V. ist, ist eines von bisher zwei<br />

Instituten, das von der Bundesärztekammer mit der<br />

Durchführung der externen Qualitätskontrolle medizinischer<br />

Laboratorien in Deutschland beauftragt wurde.<br />

Gemäß der Richtlinie der Bundesärztekammer zur<br />

Qualitätssicherung laboratoriummedizinischer Untersuchungen<br />

führt das RfB für alle Bereiche der klinischchemischen<br />

Analytik externe Qualitätskontrollen durch.<br />

Diese umfassen Ringversuche für die Bestimmung von<br />

klassischen Analyten aus Serum, Urin, Liquor und Blut,<br />

wie z. B. Hormone, Arzneimittel, Tumormarker und<br />

hämatologische Messgrößen, aber auch eine große Zahl<br />

von Ringversuchen für spezielle Messgrößen, z. B. aus<br />

dem Bereich der Allergologie, der Bakteriologie, des<br />

Drogenscreenings, der Entzündungsmarker oder der<br />

HM4/09<br />

Freies T4<br />

Fluoreszenzmessung - Kit 4<br />

Split 1<br />

RfB<br />

Rheumadiagnostik, um nur einige von ca. 50 unterschiedlichen<br />

Ringversuchen zu nennen. Das Angebot an<br />

Ringversuchen wird dabei ständig erweitert und auf<br />

andere diagnostische Gebiete ausgedehnt. Da Kontrollproben<br />

im eigenen Labor präpariert werden können,<br />

besteht ferner die Möglichkeit, besonderes Probenmaterial<br />

für einen kleinen Kreis von interessierten Laboratorien<br />

anbieten zu können. Das RfB-Kontrollmaterial ist in der<br />

Regel den nativen Patientenproben sehr ähnlich. Dadurch<br />

können Einflüsse z. B. der Probenmatrix auf einzelne<br />

Messmethoden erkannt werden.<br />

Für eine große Anzahl von Messgrößen werden die<br />

Analytkonzentrationen mit definitiven Verfahren, den<br />

Referenzmethoden, in nach den internationalen Standards<br />

17025 und 15195 durch den Deutschen Kalibrierdienst<br />

akkreditierten Referenz- und Kalibrierlaboratorien an den<br />

Universitätsklinika in Bonn und Hannover bestimmt. Für<br />

die meisten dieser Messgrößen (z. B. Steroidhormone,<br />

Glucose, Cholesterin, Triglyceride, Kreatinin) erfolgt die<br />

Ermittlung der Referenzwerte mittels massenspektrometrischer<br />

Isotopenverdünnungsanalyse (IDMS).<br />

Basierend auf diesen verfahrensunabhängigen Zielwerten<br />

werden die Auswertungen in den Ringversuchen vorgenommen.<br />

Häufig können nur dadurch Fehler einer Messmethode,<br />

wie Unspezifität oder eine falsche Kalibration,<br />

aufgedeckt werden.<br />

Die innovative Darstellung der Ringversuchsauswertungen<br />

auf der Website (www.dgkl-rfb.de), die für jeden Interessierten<br />

zugänglich ist, erlaubt einen schnellen Zugriff auf<br />

aussagekräftige Darstellungen aller Ergebnisse und<br />

ermöglicht so die Einschätzung der Qualität der im<br />

eigenen Labor verwendeten Methode im Vergleich zu<br />

anderen Verfahren und gibt einen umfassenden Überblick<br />

über die Marktsituation (auch neuerer Analytik).<br />

Autoren:<br />

Dr. Rolf Kruse, Dr. Wolf-Jochen Geilenkeuser<br />

Referenzinstitut für Bioanalytik<br />

Im Mühlenbach 52 a, 53127 Bonn<br />

www.dgkl-rfb.de<br />

<br />

Teilnehmer ausgewählt 71<br />

Zielwert 17,8 13,7<br />

Grenzen 13,5 - 22,1 10,4 - 17,0<br />

Mittelwert 17,82 13,62<br />

Standardabweichung 0,832 0,807<br />

Variationskoeffizient 4,67 5,93<br />

Abb. 1: Um auch die eigene Qualität zu sichern bzw. das erworbene<br />

Wissen um die Qualitätssicherung weiterzugeben, ist das RfB in<br />

internationale Standardisierungsaktivitäten eingebunden, wird durch<br />

Mitglieder seines Wissenschaftlichen Beirats in zahlreichen nationalen<br />

und internationalen Gremien (IFCC, JCTLM, DIN, CEN, ISO, ZLG)<br />

vertreten und fördert Projekte zur Standardisierung und Qualitätssicherung<br />

von In-vitro-Untersuchungen.<br />

Zahlreiche Laboratorien sowie kooperierende Fachgesellschaften aus<br />

dem In- und Ausland schätzen die Kompetenzen der renommierten<br />

Fachexperten sowie den Service und die Schnelligkeit des RfB und<br />

nutzen nicht zuletzt deshalb regelmäßig das breite Angebot an unseren<br />

Ringversuchen.


Labor aktuell<br />

INSTAND e.V., Gesellschaft zur Förderung<br />

der Qualitätssicherung in medizinischen<br />

Laboratorien<br />

Abb. 1: INSTAND e.V., Ubierstr. 20, 40223 Düsseldorf, www.instand-ev.de<br />

INSTAND e.V. ist eine interdisziplinäre, gemeinnützige,<br />

wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit 300<br />

Mitgliedern.<br />

Das Ziel von INSTAND e.V. ist die Förderung der Forschung<br />

in der Qualitätssicherung und die Verbesserung<br />

der Patientenversorgung durch Verbesserung der analytischen<br />

Zuverlässigkeit und deren Bewertung. Die externe<br />

Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium ist der<br />

Schwerpunkt der Tätigkeit. Dieses Ziel wird erreicht durch<br />

eigene Forschung, durch Mitarbeit in Standardisierungsorganisationen<br />

(DIN, ISO, CEN), durch Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen wissenschaftlichen medizinischen<br />

Fachgesellschaften und durch Zusammenarbeit mit<br />

wissenschaftlichen Dachorganisationen<br />

(AWMF, WASPaLM), durch Mitarbeit in<br />

den zuständigen Gremien der Bundesärztekammer,<br />

der Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt und<br />

anderen.<br />

Logo der WHO<br />

Wegen der Fortbildungstätigkeit auf<br />

nationaler und internationaler Ebene<br />

sowie aufgrund der intensiven Bemühungen,<br />

den Aufbau der Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer<br />

Analysen auch in Entwicklungsländern<br />

zu fördern, ist INSTAND e.V. seit 1994 WHO Collaborating<br />

Centre for Quality Assurance and Standardization in Laboratory<br />

Medicine. Als wichtigste Aufgaben sind hier die<br />

Durchführung kostenloser Ringversuche in der Infektionsserologie<br />

für Entwicklungsländer und die Unterstützung<br />

der Entwicklungsländer bei der Einführung von Qualitätssicherungssystemen<br />

zu nennen.<br />

35<br />

In Deutschland beauftragte die Bundesärztekammer<br />

INSTAND e.V. als Referenzinstitution<br />

mit der Organisation und Bewertung von externen<br />

Ringversuchen. Zur Erfüllung dieser Aufgabe<br />

unterhält INSTAND e.V. in Düsseldorf die Logistik<br />

für Ringversuche und Referenzlaboratorien<br />

zur Ermittlung von Zielwerten mit Referenzmessverfahren.<br />

Daneben bearbeiten die Laboratorien<br />

Forschungsprojekte, insbesondere in<br />

der Proteinanalytik mit Referenzmessverfahren<br />

(LC-MS/MS und LC-IDMS), deren Ergebnisse<br />

publiziert werden (z. B. Clin. Chem.).<br />

Auf der Basis der Zusammenarbeit mit der<br />

IFCC und der JCTLM wurden die Referenzlaboratorien<br />

von INSTAND e.V. durch die DKD<br />

akkreditiert.<br />

INSTAND e.V. veranstaltet seit 1968 Ringversuche<br />

im Rahmen der externen Qualitätssicherung<br />

auf dem Gebiet der Hämatologie und seit<br />

1970 in allen Bereichen der Laboratoriumsdiagnostik.<br />

Insgesamt werden etwa 200<br />

Ringversuche aus den einzelnen Bereichen der Laboratoriumsdiagnostik<br />

angeboten. In Ringstudien werden die<br />

methodologischen Probleme in medizinischen Laboratorien<br />

experimentell geprüft. Die meisten Ringversuche<br />

entstanden aus fachlichen Bedürfnissen, haben zum Teil<br />

rein wissenschaftlichen Charakter und werden auf freiwilliger<br />

Basis durchgeführt. Die Ringstudien werden finanziell<br />

von INSTAND e.V. unterstützt.<br />

INSTAND e.V. veranstaltet jährlich wissenschaftliche<br />

Tagungen (Konferenzen, Kolloquien, Symposien), deren<br />

Ergebnisse publiziert werden. Das nächste Symposium<br />

wird am 17. September 2010 in Düsseldorf stattfinden.<br />

INSTAND e.V. gibt seit 2009 im Portal<br />

der GMS eine wissenschaftliche<br />

Zeitschrift heraus: GMS – Zeitschrift zur<br />

Förderung der Qualitätssicherung in<br />

medizinischen Laboratorien. In der<br />

INSTAND-Schriftenreihe sind Monographien<br />

über Personalbedarf und Kosten, INSTAND-Logo<br />

Zielwertermittlungen, Methoden-,<br />

Reagenzien- und Geräteevaluation, über Qualitätssicherung,<br />

Spektrometrie, Blutzelldiagnostik, Liquordiagnostik,<br />

Größen und Einheiten und über GLM veröffentlicht.<br />

Autor:<br />

Prof. Dr. med. H. Reinauer<br />

INSTAND e.V.,<br />

Ubierstr. 20, 40223 Düsseldorf,<br />

www.instand-ev.de


36 Labor aktuell<br />

Kreisklinikum Siegen mit einer der<br />

modernsten Zentralen Patientenaufnahmen<br />

Deutschlands ausgestattet<br />

<strong>Abbott</strong> Point of Care rüstete die neue ZPA mit i-STAT aus<br />

Was das Kreisklinikum Siegen, Haus Hüttental, seit<br />

November 2009 vorzuweisen hat, ist in dieser Form in<br />

Deutschland selten zu finden: eine hochmoderne Zentrale<br />

Patientenaufnahme, die über direkt angegliederte Funktionsräume,<br />

eine Liegendanfahrt für den Rettungsdienst<br />

und fünf neue OPs in unmittelbarer Nähe verfügt. Mitten<br />

im Siegerland ist die Zukunft der Krankenhausarchitektur<br />

somit schon angebrochen. Insgesamt 15 Millionen Euro<br />

wurden in den Umbau und die Erweiterung investiert.<br />

4,6 Millionen Euro davon stellte das Land NRW über<br />

Fördermittel zur Verfügung. „Dem Kreisklinikum Siegen<br />

kann man zu dieser Pionierleistung nur gratulieren.<br />

Was dort hinsichtlich Ablauf- und Prozessoptimierung,<br />

Patientenorientierung und Modernisierung auf die Beine<br />

gestellt wurde, ist für Patienten und Mitarbeiter eine<br />

wirkliche Bereicherung“, meint Ludwig Rutten, Commercial<br />

Manager Central Europe von <strong>Abbott</strong> Point of Care.<br />

Das Kreisklinikum Siegen ist Lehrkrankenhaus der<br />

Universität Marburg.<br />

Im neuen dreigeschossigen Funktionsgebäude gibt es<br />

neben der Zentralen Patientenaufnahme einen Überwachungsbereich,<br />

die Radiologie mit einem 16-zeiligen CT,<br />

zwei 1,5-Tesla-MRTs und zwei neuen digitalen Direktradiographiegeräten<br />

sowie fünf OPs mit Nebenräumen, die<br />

Technikzentrale und Funktionsräume. Erreicht wird die<br />

neue Zentrale Patientenaufnahme per Liegendanfahrt von<br />

bis zu drei Rettungsfahrzeugen gleichzeitig. Da die alte<br />

Notaufnahme jedoch über kein eigenes Notfalllabor<br />

verfügte, hat sich der Chefarzt der Anästhesiologischen<br />

Klinik, Dr. Ulrich Nordmeyer, bei den neuen Räumlichkeiten<br />

für i-STAT von <strong>Abbott</strong> Point of Care entschieden.<br />

So können schon im Schockraum alle relevanten Notfall-<br />

Blutparameter von Notfallpatienten bestimmt und ein<br />

optimaler „clinical pathway“ geplant werden. „Mit i-STAT<br />

schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Mit dieser<br />

neuen Technologie können wir insbesondere polytraumatisierte<br />

Patienten mit schweren Blutungen und kardiologische<br />

Patienten mit Verdacht auf akuten Myokardinfarkt<br />

in kürzester Zeit labortechnisch in der Differentialdiagnostik<br />

verifizieren.<br />

Abb. 1: Haupteingang der Zentralen Patientenaufnahme<br />

Schon bei der Diagnostik trägt dieses Gerät dazu<br />

bei, dass in der gezielten Therapie kein Zeitverzug<br />

auftritt.<br />

Für die Implementierung der Point-of-Care-Diagnostik in<br />

der Zentralen Patientenaufnahme arbeiteten Gabriel<br />

Lagiewski, Implementierungsspezialist, und Kathrin<br />

Griegel, Account-Manager für i-STAT, mit allen relevanten<br />

Klinikabteilungen zusammen: Anästhesie, Klinik für Innere<br />

Medizin, Labor, EDV und Einkauf. So konnte sichergestellt<br />

werden, dass die am Patienten diagnostizierten Ergebnisse<br />

über die EDV-Anbindung der Geräte direkt im<br />

Labor-Informationssystem und damit in der elektronischen<br />

Patientendatei gespeichert werden. Im nächsten Schritt<br />

arbeitet Kathrin Griegel mit Dr. Ulrich Nordmeyer und dem<br />

Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Dr. Stefan Schanz,<br />

daran, auch im neuen Zentral-OP und auf der Intensivstation<br />

im Hauptgebäude i-STAT zu installieren. Dann wäre<br />

die patientennahe Diagnostik in allen zeitkritischen<br />

Abteilungen verfügbar.<br />

<br />

Abb. 2: Neue lichtdurchflutete,<br />

großzügige<br />

Eingangshalle<br />

Abb. 3: Einer der fünf<br />

OP-Bereiche in unmittelbarer<br />

Nähe der ZPA


Lesezeichen<br />

Hinweise auf aktuelle medizinische Fachliteratur<br />

Service mit System<br />

37<br />

Performance and clinical utility of a novel fully automated<br />

quantitative HCV-core antigen assay. Mede racke<br />

I., Wedemeyer H., Ciesek S., Steinmann E., Raupach<br />

R., Wursthorn K. et al. J. Virol. 2009; 46: 210–5.<br />

Eine HCV-Replikation wird meistens mit einer HCV-RNA-<br />

Bestimmung nachgewiesen. Die HCV-coreAg-Bestimmung<br />

wäre eine alternative Möglichkeit. Die vorliegende<br />

Studie beinhaltet Untersuchungen zur Klärung dieser<br />

Frage mit der neu eingeführten ARCHITECT-HCV-coreAg-<br />

Methode (<strong>Abbott</strong>), einem automatisierten Immunoassay. In<br />

118 Proben von 109 Patienten mit den Genotypen 1, 2<br />

und 3 wurden HCV-RNA (Cobas Taq-Man assay oder<br />

Amplicor-HCV-Monitor, Roche) und HCV-coreAg bestimmt.<br />

Der Pearson’sche Korrelationskoeffi zient betrug für<br />

die Vergleichsmessung 0,75. Die nach Genotypen getrennte<br />

Auswertung ergab praktisch identische Werte. Von<br />

den 118 HCV-RNA-positiven Werten waren sechs HCVcoreAg-negativ.<br />

Dies waren Proben von Patienten unter<br />

antiviraler Therapie mit niedriger Viruslast. Alle 75 Proben<br />

von zehn HCV-RNA-positiven Patienten einer Longitudinalstudie<br />

ohne Therapie waren auch HCV-coreAg-positiv. Die<br />

Untersuchung der Stabilität von HCV-RNA und HCVcoreAg<br />

in Plasma und Vollblut bei 4°, 20°, 37° C und 96 h<br />

Lagerungszeit ergab folgende Ergebnisse: HCV-coreAg<br />

war stabil in Plasma bei allen getesteten Temperaturen,<br />

HCV-RNA dagegen bei 37° C nicht. Lagerung in Vollblut<br />

ist weder für HCV-coreAg noch für HCV-RNA geeignet.<br />

HCV-coreAg blieb bei 1–5 Einfrier-/Auftau-Zyklen stabil.<br />

Nach den Versuchsergebnissen schlussfolgern die<br />

Autoren, dass die HCV-coreAg-Bestimmung zur Bestimmung<br />

der HCV-Infektiosität HCV-positiver Patienten und<br />

zum Monitoring der Viruslast nicht antiviral behandelter<br />

Patienten geeignet ist. Ob Therapiemonitoring möglich ist,<br />

muss durch weitere klinische Studien geklärt werden.<br />

Evaluation of the ARCHITECT Urin NGAL assay:<br />

Assay performance, specimen handling requirements<br />

and biological variability. Grenier F. C., Ali S.,<br />

Syed H., Workman R., Martens F. et al. Clin. Biochem.<br />

2010; doi: 10.1016/j.clinbiochem. 2009.12.008.<br />

In dieser Studie wurden die Zuverlässigkeitskriterien des<br />

ARCHITECT-Urin-NGAL-Tests, eines Chemilumineszenz-<br />

Sandwichimmunoassays, bestimmt. Die Impräsion wurde<br />

durch Messung von fünf selbst hergestellten Kontrollproben<br />

niedriger, mittlerer und hoher NGAL-Konzentration<br />

und unterschiedlicher Matrix durch zweimalige Messung<br />

pro Tag an 20 verschiedenen Tagen mit Variationskoeffi zienten<br />

zwischen 2,1 % und 5,3 % ermittelt. Die Untersuchung<br />

eines potenziellen Störeinfl usses durch im Urin<br />

vorhandene Substanzen ergab nach Aufstocken Wiederfi<br />

ndungen zwischen 94 % und 105 %. Die Chargenkonstanz<br />

wurde durch Messung von 109 Urinproben und<br />

jeweils vier verschiedenen Mikropartikel- und Konjugat-<br />

Chargen getestet. 95 Urinproben wurden bei 4° C 7, 15<br />

und 22 Tage gelagert. Die Spannweiten der prozentualen<br />

Differenzen gegenüber den Ausgangswerten betrugen am<br />

7. Tag -12 %/13 %, am 15. Tag -18,2 %/16,5 % und am<br />

22.Tag -19,7 %/18,6 %. Zur Langzeitverwahrung ist eine<br />

Temperatur von 70° C erforderlich. Der ARCHITECT Urin<br />

NGAL Assay ist ein einfaches, robustes, präzises und<br />

reproduzierbares Verfahren, mit dem große Untersuchungsserien<br />

durchgeführt werden können.<br />

Christoph Wagener, Oliver Müller:<br />

Molekulare Onkologie, 3. Auflage,<br />

Georg Thieme Verlag 2010<br />

Seit der letzten Aufl age von „Molekulare<br />

Onkologie“ sind mehr als zehn Jahre<br />

vergangen, in denen sich das Wissen<br />

um die molekularen Grundlagen von<br />

Tumorerkrankungen enorm erweitert hat.<br />

Auf mehr als 400 Seiten gibt das Werk<br />

eine sehr gut gelungene, aktuelle Übersicht über die<br />

Eigenschaften von Tumoren sowie molekulare Ursachen<br />

und Mechanismen der Kanzerogenese. Neben experimentellen<br />

und diagnostischen Methoden der molekularen<br />

Onkologie stehen die Bedeutung der transkriptionellen<br />

Regulation des Zellwachstums sowie die Rolle fundamentaler<br />

zellulärer Signalwege für die Entstehung und Progression<br />

von Krebserkrankungen auch im Mittelpunkt der<br />

3. Aufl age. Neben somatischen und hereditären genetischen<br />

Aberrationen, die für die molekulare Pathogenese<br />

von entscheidender Bedeutung sind, wird auch der<br />

Beitrag von epigenetischen Veränderungen zur Entstehung<br />

und Progression maligner Tumoren umfassend<br />

erläutert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Mechanismen<br />

von Invasion und Metastasierung. Molekulare Alterationen<br />

in Tumorzellen als Grundlage für diagnostische Verfahren<br />

sowie für innovative zielgerichtete Therapien in der<br />

Onkologie sind durch einen Äskulapstab gekennzeichnet.<br />

Hierbei werden beispielhaft therapeutische Ansätze mit<br />

monoklonalen Antikörpern und Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />

aufgeführt. Befunde, die in Tiermodellen erhoben wurden,<br />

sind ebenfalls hervorgehoben.<br />

Der Text ist klar geschrieben und wird durch 360 Abbildungen<br />

und 95 Tabellen unterstützt. Eine besonders<br />

anschauliche Vertiefung komplexer zellulärer Zusammenhänge,<br />

wie z. B. die Darstellung der Apoptose oder des<br />

WNT-Signalwegs, wird durch frei verfügbare Videos aus<br />

dem Videoportal www.onkoview.com erreicht.<br />

Das hervorragende Fachbuch richtet sich nicht nur an<br />

Studierende der Naturwissenschaften und der Medizin,<br />

sondern auch an Naturwissenschaftler und onkologisch<br />

tätige Ärzte/Ärztinnen. Darüber hinaus kann es all denen<br />

nachhaltig empfohlen werden, die sich für die molekularen<br />

Grundlagen von Pathogenese, Diagnostik und Therapie<br />

von Tumorerkrankungen interessieren. (von Prof. Dr. T. H.<br />

Brümmendorf, PD Dr. O. Galm)


38 Labor aktuell<br />

100 Jahre Institut für Klinische Chemie<br />

Mannheim<br />

Festsymposium am Mittwoch, den 29.09.2010<br />

Vor der Jahrestagung der DGKL 2010, Rosengarten Mannheim<br />

Franz Volhard (damaliger Ärztlicher Direktor der Städtischen<br />

Krankenanstalten Mannheim) am 30.11.1909 in<br />

seinem Antrag auf Einrichtung eines Laboratoriums an<br />

den Bürgermeister der Stadt Mannheim:<br />

„Auch bei unserem Neubau ist die Angliederung eines<br />

allen modernen Ansprüchen genügenden Laboratoriums<br />

vorgesehen, ohne welches eine moderne, den Fortschritten<br />

der Wissenschaft Rechnung tragende Krankenanstalt<br />

nicht mehr zu denken ist. Für die Leitung des Laboratoriums<br />

wird in Zukunft ein Laboratoriumsvorstand unabweisbar<br />

notwendig sein.“ 1910 Berufung von Ernst Josef<br />

Lesser als erster Vorstand des Labors.<br />

Festsymposium<br />

10:30–13:00 Uhr Festakt<br />

13:00–14:00 Uhr Buffet<br />

14:00–16:30 Uhr Wissenschaftlicher Teil<br />

Musikalische Begleitung: Orchester von Studierenden der<br />

Medizinischen Fakultät Mannheim. Für die Teilnahme am<br />

Symposium wird eine Anmeldung unter:<br />

http://www.conventus.de/ikc-festsymposium/ erbeten. <br />

7. Jahrestagung<br />

Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin<br />

Biomarker – Schlüssel zu Prävention und Früherkennung<br />

29. September bis 2. Oktober 2010 • Mannheim<br />

www.dgkl2010.de


Labor aktuell<br />

Erfolg in Deutschland – ARCHITECT-<br />

Modul Nr. 10.000 in einem deutschen Labor<br />

39<br />

© Fotos: Peter Pulkowski<br />

Abb. 1: Mitarbeiterin des Laborstandortes in Adorf beim<br />

Bestücken des Probencarriers für das ARCHITECTci4100-System<br />

Das erste ARCHITECT-Modul wurde 1999 ausgeliefert.<br />

Nur gut zehn Jahre später wurde das Modul Nr. 10.000<br />

ausgeliefert – eine wahre Erfolgsstory. Für ADD Deutschland<br />

ist dies in doppelter Hinsicht ein Erfolg, wurde doch<br />

das 10.000 Modul in einem hiesigen Laborverbund<br />

platziert.<br />

Im Dezember 2009 bekam ADD den Zuschlag, die<br />

Labormedizinische Partnerschaft in Thüringen/Sachsen<br />

(www.laborpartnerschaft.de) komplett mit ARCHITECT-<br />

Systemen auszustatten. Dieser Laborverbund hat Hauptlabore<br />

in Neukirchen, Dresden und Plauen und betreibt<br />

weitere Labore in umliegenden Krankenhäusern. Alle<br />

Labore außer denen in Plauen (mit angeschlossenem<br />

Krankenhaus in Reichenbach) waren für ADD Neugeschäft<br />

– hier wurden Systeme von Siemens und Beckman<br />

(Olympus) ersetzt. Ein großer Erfolg, der nun noch dadurch<br />

gekrönt wurde, dass in diesem Laborverbund das ARCHI-<br />

TECT-Modul Nr. 10.000 weltweit platziert wurde.<br />

„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war, dass wir mit dem<br />

ARCHITECT eine Systemfamilie haben, die alle Volumenbereiche<br />

abdecken kann“, sagt Joachim Mandler, Marketing-Manager<br />

bei ADD Deutschland. „Weiterhin verfügen<br />

alle ARCHITECT-Systeme über einheitliche Bedienung und<br />

Software und liefern vergleichbare Ergebnisse“, betont<br />

Robert Müller, Business-Development-Manager Klinische<br />

Chemie und Hämatologie ADD Deutschland.<br />

In der Labormedizinischen Partnerschaft kommen ausschließlich<br />

integrierte ARCHITECT-Systeme zum Einsatz –<br />

also solche, bei denen die Bereiche der Klinischen Chemie<br />

und der Immunodiagnostik auf einer Plattform abgearbeitet<br />

werden. An den Standorten stehen alle Variationen<br />

Abb. 2: Urkundenübergabe zum 10.000 ARCHITECT-<br />

Modul. V.l.n.r.: Matthias Däschner (Geschäftsführer ADD<br />

Deutschland), Dr. Bernd Schottmann (Ärztl. Leitung<br />

Neukirchen, Dresden), Hans-Joachim Thiel (Gebietsleiter),<br />

Silke Hohmeier (Director Sales ADD Deutschland),<br />

Christine Dreher (Regional-Sales-Manager), Dr. Christian<br />

Scholz (Ärztl. Leitung Dresden), Dr. Michael Praus (Ärztl.<br />

Leitung Plauen) und Dr. Stephan Scholz (Ärztl. Leitung<br />

Neukirchen)<br />

dieser Integration: ARCHITECT ci16200 (hochvolumig),<br />

ARCHITECT ci8200 (mittelvolumig) und ARCHITECT<br />

ci4100 (niedrigvolumig). Am 6. Mai 2010 wurde die<br />

Platzierung des 10.000. ARCHITECT-Moduls in Neukirchen<br />

gefeiert. Das Foto dokumentiert die Übergabe der<br />

entsprechenden Urkunde.<br />

<br />

IMPRESSUM:<br />

HERAUSGEBER: <strong>Abbott</strong> GmbH & Co. KG, D-65205 Wiesbaden, Postfach 1303,<br />

Max-Planck-Ring 2, Tel.: 0 61 22/58-0<br />

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT, CHEFREDAKTEUR: Dr. Karl-Heinz Pick<br />

WISSENSCHAFTLICHER SCHRIFTLEITER: Prof. Dr. Dr. Hermann Wisser<br />

TEXTE UND GRAFIK: <strong>Abbott</strong>-Mitarbeiter, Gabriele Gfrerer<br />

Wissenschaftliche Verlagsabteilung<br />

<strong>Abbott</strong> GmbH, Wiesbaden<br />

ISNN: 0948-0013<br />

BEZUGSPREIS: 18 Euro pro Jahr<br />

PRODUKTION: PG – The Corporate Publishing Group GmbH,<br />

A-1060 Wien, Otto-Bauer-Gasse 6, Tel.: +43/1/405 46 40-763,<br />

Fax: +43/1/405 46 40-777, E-Mail: g.weitzenboeck@cpg.at<br />

FOTOS/GRAFIKEN: Alle Bilder und Grafiken stammen, wenn nicht anders angegeben,<br />

von den Autoren bzw. von <strong>Abbott</strong>, SXC etc.<br />

REDAKTIONSMANAGEMENT: Sabine Befard<br />

ART-DIRECTION & GRAFIK: Gabriele Gfrerer / The Corporate Publishing Group<br />

KORREKTUR: Mag. Paul Zöchbauer<br />

DRUCK: Caruna, Kleinheubach<br />

<strong>Abbott</strong> GmbH Wiesbaden haftet nicht für unverlangt eingehende Manuskripte und<br />

Fotos. Nachrichten werden nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr veröffentlicht.<br />

Copyright aller Beiträge bei <strong>Abbott</strong> GmbH. Namentlich gezeichnete Beiträge müssen<br />

sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Bilder kann keine Haftung übernommen werden<br />

bzw. entfallen sämtliche Honoraransprüche.<br />

Die Redaktion behält sich vor, einlangende Leserbriefe bzw. Beiträge redaktionell zu<br />

bearbeiten bzw. zu kürzen. Rücksendungen nur gegen beiliegendes Rückporto.


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<strong>Abbott</strong> AG<br />

<strong>Diagnostics</strong> Division<br />

Neuhofstrasse 23<br />

6341 Baar<br />

www.abbottdiagnostics.ch<br />

AZ1233/de <strong>Abbott</strong> <strong>Times</strong> 1/2010 · ISNN 0948 - 0013

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