VERGESELLSCHAFTETER ÖPNV FOTO: TOM MAERCKER Die RSAG hat das Streckennetz mit einigen Kunstgriffen stark ausgebaut und modernisiert. Das Projekt „Stadtbahn“ wäre ein nächste, sinnvolle Erweiterungsmaßnahme zur Umlandanbindung.
0.27 __ //// TITELTHEMA Energie bestimmt unser Leben RALF KÄHLER IST SPRECHER DES AK ENERGIEWENDE DES AGENDA21 RATES DER STADT ROSTOCK, MIT- BEGRÜNDER DES NETZWERKES REGIONALE ENERGIE M-V UND MITGLIED VON ASPO DEUTSCHLAND (AS- SOCIATION FOR THE STUDY OF PEAK OIL AND GAS) Eine Revolution liegt vor uns. Wer diesen Satz im Zusammenhang mit unserer Energienutzung ausspricht, wird häufig noch einfach belächelt. Zu unglaubwürdig erscheinen die Begründungen, zu weit weg die immer wieder zitierten Ereignisse, zu oft haben sich Mahner in der Vergangenheit anscheinend geirrt. Und jetzt soll alles anders sein? Während die Klimalobby in den letzten Jahren massiv an Stimme und Gewicht zugelegt hat, <strong>muss</strong> sie nun klamm heimlich eingestehen, dass die für die vielen Modelle zugrunde liegenden THG-Emissionsszenarien fehlerhaft sind. Schreckensszenarien beschreiben Temperaturanstiege von 6° C in 100 Jahren, die an ständig steigende Emissionen vor allem aus unserer Energienutzung gekoppelt sind. Dagegen haben sich mittlerweile einige Wissenschaftler erhoben, die nüchtern feststellen: mehr als 2° C sind schwer zu erreichen, wir können einfach die dafür global notwendige Geschwindigkeit des Abbaus fossiler Rohstoffe gar nicht realisieren. Unter dem Schlagwort Peak Oil wird das zeitliche Fördermaximum für Öl diskutiert, Peak Coal und Peak Natural Gas sind die dazugehörigen Pendants. Warnungen vor dem Fördermaximum von Öl gibt es schon seit Jahrzehnten, neu ist der ökonomische Druck, der aus einer seit 2004 stagnierenden Ölförderung resultiert. Während Vertreter einzelner Ölfirmen und Unternehmen aus der Branche die Idee des Peak Oil weit von sich weisen, kommen aus der Politik und Industrie zunehmend Bestätigungen. Die britische Regierung hält im Geheimen Workshops zu dem Thema ab, die Bundeswehr erarbeitete eine Studie zu dem Thema, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht war. Auch ohne Wikileaks kursierten die entsprechenden Dokumente bald in der Öffentlichkeit. Mit dem ersten US Secretary of Energy James R. Schlesinger erhebt mittlerweile auch ein bekannter amerikanischer Politiker seine warnende Stimme. Die als Warninstrument der OECD geschaffene IEA erklärt in ihrem aktuellen World Energy Outlook 2010, die Förderung konventionellen Rohöls hat im Jahr 2006 ihr Maximum erreicht, Zuwächse in der Ölförderung kommen zukünftig aus unkonventionellen Quellen. Unkonventionell meint dabei vor allem Schweröle, Ölsande sowie die Förderung aus der Tiefsee und arktischen Gewässern. Mit Günther Öttinger als aktueller EU Energie-Kommissar sprach im November ein als Panikmacher unverdächtiger Politiker ebenfalls vom zurückliegenden Fördermaximum für Erdöl. Die Ausblicke für die beiden anderen fossilen Energierohstoffe sorgen ebenfalls für reichlich Disput in der Wissenschaft. An diesem Punkt stellt sich vielen die Frage, was hat das mit meinem lokalen Umfeld zu tun? Ein globales Problem, für das wir doch globale Lösungen brauchen. Eine häufig vertretene Position: Da kann <strong>man</strong> doch vor Ort gar nichts <strong>machen</strong>. Der Strom kommt aus der Steckdose, Benzin und Heizung <strong>muss</strong> preiswert bleiben und den Rest <strong>machen</strong> die Energieriesen. Die Konzerne sollen schneller neue Techniken entwickeln, der menschliche Erfindergeist wird es schon richten. Zahlreiche Forschungsprojekte aus unserem Bundesland erwecken ebenfalls Hoffnungen in diese Richtung. Wenn <strong>man</strong> sich aber auf die Suche nach potentiellen Lösungen für unsere aktuellen und zukünftigen Energieprobleme begibt, bietet sich zuvor ein Zitat Einsteins als Leitspruch an: „Probleme kann <strong>man</strong> nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“. Folgt <strong>man</strong> diesem Ausspruch, kommt zwangsläufig die Feststellung, wir müssen also alles auf den Prüfstand stellen: unsere Energienutzung, die Energiebereitstellung, unsere Infrastruktur, unsere Ansprüche an die Verfügbarkeit von Energie, unsere Lebensgewohnheiten aber auch unsere Erwartungen vom Leben. Die Zeiten billiger Energie sind vorbei. Wir haben zahlreiche, zum Teil schon lange erprobte Technologien, mit denen wir sofort eine Energiewende einleiten können. Die Umsetzung stößt jedoch auf zahlreiche Hindernisse, die zumeist weniger technischer denn eher gesellschaftlicher Natur sind. Als erste und gefühlt einfachste Lösung kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien als Lösungsvorschlag. Schnell werden dann die - teilweise berechtigten - Einwände der hohen Kosten,