LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...
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semes Zeichen im System der Benennungen, im Vokabular und als gegliedertes,<br />
aktuelles Zeichen im Text.<br />
Die Bezeichnungen „virtuell“ und „aktuell“ verweisen auf die verschiedenen<br />
Modifikationen des Wortes und differenzieren es in Bezug auf die<br />
Bereiche der sprachlichen Tätigkeit. Das virtuelle Zeichen gehört zur nominativen<br />
Tätigkeit, das aktuelle zur syntagmatischen 27 .<br />
Die Anerkennung des Wortes als Grundeinheit der Sprache hebt die<br />
Schwierigkeiten nicht auf, die mit seiner Definition verbunden sind. Eine<br />
befriedigende Bestimmung des Wortbegriffs bereitet Schwierigkeiten hinsichtlich<br />
folgender Aspekte:<br />
(1) die Isolierbarkeit des Wortes und die Festlegung der Wortgrenzen,<br />
(2) die Identität des Wortes,<br />
(3) die lexikalische Bedeutung.<br />
Die Hauptschwierigkeiten entstehen im Zusammenhang mit gewissen Widersprüchen<br />
im Wesen des Wortes selbst, besonders durch die Beziehungen<br />
zu seinen „benachbarten“ sprachlichen Einheiten — zum Morphem und zum<br />
syntaktischen Wortgefüge; durch die Möglichkeit, es von verschiedenen Seiten<br />
aus zu betrachten. Und der Umstand, der die allgemeine Wortdefinition<br />
besonders erschwert, ist eine unterschiedliche phonetische, morphologische<br />
und semantische Ausformung des Wortes in verschiedenen Sprachen. Deshalb<br />
sind in der Fachliteratur nicht wenige Äußerungen bedeutender Linguisten<br />
bekannt, die eine universelle, für alle Sprachen gültige Wortdefinition<br />
vorläufig praktisch nicht für möglich halten (L.V.Šèerba, J.Vendryes,<br />
A.Martinet u.a.).<br />
Trotz der Schwierigkeit, das Wort widerspruchsfrei und universell zu<br />
definieren, gibt es trotzdem eine Möglichkeit, an dieses Problem heranzugehen.<br />
Von Th. Schippan stammt der Vorschlag, eine widerspruchsfreie Definition<br />
der Einheit „Wort“ zu geben, wobei das Wort auf jeweils einer Ebene<br />
definiert und im Sinne einer allgemeinen Theorie im Schnittpunkt verschiedener<br />
Ebenen betrachtet wird 28 . Auf diese Weise erweist sich das Wort:<br />
(a) Auf der lexikalisch-semantischen Ebene als kleinster, relativ selbständiger<br />
Träger der Semantik;<br />
(b) auf der morphematischen Ebene dagegen als eine aus dem Redestrom<br />
potentiell isolierbare morphematische Einheit, die zwar teilbar sein<br />
kann, jedoch im System zur Einheit eines morphologischen Paradigmas zusammengeschlossen<br />
ist;<br />
(c) auf der phonologischen Ebene als eine durch mögliche Pausen isolierbare<br />
Einheit;<br />
(d) auf der graphemischen Ebene als eine durch Leerstellen im Schriftbild<br />
isolierbare Einheit;<br />
(e) auf der syntaktischenen Ebene kann es durch seine syntaktische Funktion,<br />
Satzglied, vertausch- und umstellbar zu sein, definiert werden.<br />
Die aufgezählten Betrachtungsebenen lassen darüber hinaus „Vollwörter“<br />
von „Funktionswörtern“ unterscheiden: Vollwörter sind relativ selbständige<br />
Bedeutungsträger, Funktionswörter aber stellen solche Einheiten dar,<br />
die vorwiegend relationelle Bedeutung tragen, wie z.B. Präpositionen.<br />
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