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LEXIKOLOGIE DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE ...

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1.1.4.3.2. Valenzwörterbuch von G.Helbig / W.Schenkel<br />

Ende der 60er Jahre entstand ein Valenzmodell, das viele Mängel der<br />

ersten Darstellungen der Valenz, vor allem der von Tesniére beseitigte und<br />

seinen Niederschlag u.a. im „Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher<br />

Verben“ von G.Helbig und W.Schenkel fand. Dieses Modell ging zunächst<br />

von der syntaktischen Valenz (d.h. von der Valenz der Ausdrucksebene)<br />

und von der Wortart der Verben aus, ist aber, wie sich das später erwiesen<br />

hat, einerseits übertragbar auch auf die Valenz anderer Wortarten (z.B.<br />

der Adjektive und der Substantive) 55 und ist andererseits als notwendiger<br />

Bestandteil integrierbar in ein komplexeres Modell, das verschiedene Ebenen<br />

umfasst.<br />

Im Wörterbuch von G.Helbig und W.Schenkel wurde ein dreistufiges<br />

Modell entwickelt, das die Valenz und Distribution deutscher Verben beschreibt.<br />

Dabei wird unter Valenz die Fähigkeit des Verbs (oder entsprechend:<br />

einer anderen Wortart) verstanden, bestimmte Leerstellen um sich<br />

herum zu eröffnen, die durch obligatorische oder fakultative Aktanten zu<br />

besetzen sind. Als Leerstellen werden verstanden die vom Verb (oder einem<br />

anderen Valenzträger) geforderten und obligatorischen bzw. fakultativ<br />

zu besetzenden Stellen, die in der Bedeutung des Verbs (oder eines anderen<br />

Valenzträgers) angelegt sind. Aktanten (oder „Mitspieler“) werden diejenigen<br />

Glieder genannt, die diese Leerstellen besetzen.<br />

Um die Aktanten adäquat zu beschreiben, genügt nicht das Wissen um<br />

die Zahl der Aktanten, d.h. die Valenz im engeren Sinne. Man muss vielmehr<br />

auch ihre Art (syntaktisch und semantisch), d.h. die Distribution des<br />

Verbs (oder eines anderen Valenzträgers) kennen. Unter Distribution eines<br />

sprachlichen Elements wird die Summe aller Umgebungen verstanden, in<br />

denen es vorkommt.<br />

Entsprechend diesen Bestimmungen der Begriffe „Valenz“ und „Distribution“<br />

werden in dem „Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher<br />

Verben“ von Helbig / Schenkel die Verben auf folgenden drei Stufen (in<br />

einem dreistufigen Modell) interpretiert:<br />

(1) Auf Stufe I wird für jedes Verb die quantitative Anzahl der Aktanten,<br />

d.h. seine syntaktische Valenz im engeren Sinne festgelegt, z.B.:<br />

I. erwarten2 rauben 2+(1) = 3,<br />

wobei die obligatorischen Aktanten ohne Klammern, die fakultativen<br />

Aktanten in Klammern stehen und beide zur Gesamtheit der valenzdeterminierten<br />

Glieder addiert werden.<br />

(2) Auf Stufe II werden die Aktanten qualitativ durch Angabe der syntaktischen<br />

Umgebungen der Verben in streng formalen Begriffen festgelegt<br />

(z.B. Sn = Substantiv im Nominativ, Sa = Substantiv im Akkusativ,<br />

Sd = Substantiv im Dativ, pS = Substantiv mit Präposition, NS = Nebensatz):<br />

II. erwarten > Sn, Sa / NSdass / Inf

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