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4. Politologische und soziologische Befunde zur Wirkungsanalyse

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2. Selektion <strong>und</strong> Ergänzung dieser Verhaltenskomponenten im Bewertungsprozeß führen in einem normalen Lebenslauf <strong>zur</strong><br />

Kristallisierung <strong>und</strong> Habitualisierung eines bestimmten Kontextes der Lebensorganisation, der für das Individuum <strong>zur</strong> Quelle<br />

der persönlichen Identität wird.<br />

3. Sofern sich dieser Kontext subjektiv bewährt hat <strong>und</strong> vom Individuum in Form einer Selbstverpflichtung angeeignet wurde,<br />

entlastet er es vom Aufwand der Suche nach Alternativen, erleichtert die Alltagsroutine <strong>und</strong> tendiert zu Stabilität.<br />

<strong>4.</strong> Da bestimmte äußere Attribute <strong>und</strong> Artikulationen dieses Kontextes Symbolcharakter haben, d.h., mit Bezug auf kollektive<br />

Werte <strong>und</strong> Normen klassifiziert sind, unterliegt der Kontext sozialen Bewertungen, die vom Individuum in bestimmten<br />

Situationen als Sanktionen erlebt werden können.<br />

5. Aufgr<strong>und</strong> der Tendenz des Individuums zum Vergleich mit anderen <strong>und</strong> der Erfahrung solcher Sanktionen (Bestätigungen<br />

oder Versagungen) strebt es nach einer Anpassung seines Kontextes, so daß ein (dynamisches) Gleichgewicht von<br />

personaler <strong>und</strong> sozialer Identität wahrscheinlich ist. Dabei benutzt es in Interaktionen typische Attribute <strong>und</strong> Artikulationen<br />

seines Kontextes als Mittel, Distinktion oder Affiliation zu signalisieren, d.h. andere Sanktionen oder allgemeiner:<br />

Reaktionen aufzufordern.<br />

6. Je umfangreicher die verfügbaren Mittel sind, desto alternativenreicher ist der Suchraum des Individuums bei der Definition<br />

eines Lebenskontextes <strong>und</strong> desto mehr ist die Selektion von Zielen, Symbolen, Partnern <strong>und</strong> Verfahrensformen ein<br />

Ausdruck seiner persönlichen Präferenzen.<br />

7. In hochindustrialisierten Konsumgesellschaften ist zumindest eine wachsende Minderheit der Bevölkerung in der Lage, in<br />

der Praxis ihrer Lebensorganisation bewußt Präferenzen zu verfolgen. Lebensstile werden daher zu einer bedeutsamen<br />

Dimension sozialer Ungleichheit." (Ebd., S. 39 f.)<br />

Auf dieser theoretischen Basis der Entstehung <strong>und</strong> Differenzierung von Lebensstilen läßt sich ein Lebensstil definieren als<br />

unverwechselbare Struktur <strong>und</strong> Form eines subjektiv sinnvollen, erprobten (d.h. zwangsläufig angeeigneten,<br />

habitualisierten oder bewährten) Kontextes der Lebensorganisation (mit den Komponenten: Ziele beziehungsweise<br />

Motivationen, Symbole, Partner, Verhaltensmuster) eines privaten Haushalts (Alleinstehende/r, Wohngruppe, Familie), den<br />

dieser mit einem Kollektiv teilt <strong>und</strong> dessen Mitglieder deswegen einander als sozial ähnlich wahrnehmen <strong>und</strong><br />

bewerten.<br />

Lüdtke faßt dies in folgendem Schema zusammen:<br />

Abb. 3: Logik der Rekonstruktion von Lebensstilen<br />

D i m e n s i o n v o n L e b e n s o g a n i s a t i o n<br />

S K M P<br />

Sozialökonomische<br />

Situation<br />

Kompetenz Performanz Motivation<br />

Steuernde<br />

Prozesse:<br />

Allokation<br />

Statuserwerb<br />

Lebenslauf<br />

Sozialisation Bildung<br />

Handeln<br />

Interaktion<br />

Sozialisation<br />

Entwicklung<br />

Erfahrung<br />

Systemaspekte<br />

Sozialstruktur,<br />

Ges. Sektoren,<br />

Haushaltsstruktur<br />

Persönlichkeit als<br />

kognitives<br />

Handlungssystem<br />

Akteure,<br />

Haushalte in<br />

sozialen Kontekten<br />

Persönlichkeit<br />

als motivationales<br />

Handlungssystem<br />

Teildimensionen/<br />

theoretische<br />

Merkmalsträger<br />

Bildungsgrad,<br />

Fähigkeiten,<br />

kognitiver Stil,<br />

Rollengestaltung,<br />

Wissen<br />

Aktivitäten<br />

Mitgliedschaften,<br />

Konsum, Aktions<br />

raum<br />

Ökonomisches<br />

Kapital, Status-<br />

Rollen-Konfigu<br />

ration, Arbeitsorganisation,<br />

Wohnumwelt<br />

Bedürfnis-Wert-<br />

Orientierungen, Ziele,<br />

Präferenzen, Sinn<br />

Expressive Motive <strong>und</strong> Verhaltensweisen als L e b e n s t i l e l e m e n t e :<br />

Operationale<br />

Variablen<br />

Ausgaben-, Zeitverwendungs- <strong>und</strong> Verhaltensmuster, Aktivitäten <strong>und</strong> Ausstattung in<br />

den Bereichen: Ernährung, Kultur <strong>und</strong> Freizeit, Selbstdarstellung <strong>und</strong> Repräsen-

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