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4. Politologische und soziologische Befunde zur Wirkungsanalyse

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) unter dem Aspekt ästhetisch-ideologischer Komponenten;<br />

c) unter dem Aspekt der kulturellen Distinktionsfunktion.<br />

IV. Analyse der literarischen Verfahren<br />

a) unter dem Aspekt der ideologischen Rahmenbedingungen;<br />

b) unter dem Aspekt ästhetisch-ideologischer Komponenten;<br />

c) unter dem Aspekt der kulturellen Distinktionsfunktion.<br />

V. Weitere Bemerkungen <strong>zur</strong> ästhetischen Struktur unter literatur<strong>soziologische</strong>n Gesichtspunkten (Übergang <strong>zur</strong><br />

ästhetischen Analyse im engeren Sinn)<br />

a) Beschreibung von Innovationen (z.B. Verfahren) unter dem Aspekt ästhetischer Produktivkräfte;<br />

b) Analyse auffälliger ästhetischer Disparitäten unter dem Aspekt ideologischer <strong>und</strong> ästhetisch- ideologischer Widersprüche“<br />

(Link/Link-Heer 1980, S. 129 f.)<br />

Gerade im Hinblick auf die hier angesprochenen Funktionen schreibt Silbermann: „Der einfachste Weg, funktionale<br />

Literaturanalyse zu betreiben, ist es, falls solche existieren, von verstorbenen Autoren Aussagen <strong>und</strong> Dokumente<br />

zusammenzustellen <strong>und</strong> daraus zu entnehmen, welche Funktionen sie mit ihren Schriften zu erfüllen gedachten: wollen sie<br />

erziehen, unterhalten, erschrecken, die Welt verbessern, <strong>zur</strong> Revolution aufrufen, enthüllen, animieren, sich oder andere<br />

darstellen oder kasteien usw., kurz, diese oder jene Gefühle erwecken <strong>und</strong>/oder Ideen verbreiten?“ (Silbermann 1979, S. 219).<br />

Und weiter:<br />

„Ein zweiter Weg, um aus dem Inhalt eines Werkes ... Funktionales zu reduzieren, geht so vor, daß er das literarische Werk auf<br />

spezifische Themen hin analysiert.“ (Ebd. S. 222).<br />

Ein dritter Weg geht „über einen spezifischen Themenaspekt hinaus ..., um sich anhand dieses Aspektes der Erkenntnis<br />

gr<strong>und</strong>legender kultureller Werte, sozialer Bewegungen, Weltanschauungen, kurz gesagt kohärenter Ausdrucksweisen des<br />

Kollektivbewußtseins einer speziellen Gesellschaft oder sozialen Gruppe zu widmen. Dabei ... steht es dem Schriftsteller zu,<br />

den emotionalen Erfahrungen des Individuums anläßlich <strong>und</strong> im Rahmen solcher (sozialer, religiöser, kultureller oder<br />

ideologisch – weltanschaulicher, M.F.) Bewegungen Ausdruck zu verleihen." (Ebd.)<br />

Auf Silbermanns Skepsis gegenüber einer kritischen oder auch nur mühsam sozial etikettierten, letztlich aber literatur-immanent<br />

bleibenden "Literatursoziologie" (ebd., S. 223 ff.) sei hier nur hingewiesen. (Unter diese Skepsis fallen auch die oben<br />

vorgestellten warenanalytischen Ansätze.)<br />

Ein weiterer wichtiger Problemkomplex einer (empirischen) Literatursoziologie ist die Autoren- <strong>und</strong> Leseranalyse mit den<br />

folgenden Einzelaufgaben:<br />

1. Die Stellung des Schriftstellers <strong>zur</strong> <strong>und</strong> in der Gesellschaft.<br />

2. <strong>Wirkungsanalyse</strong> als Wirkung der Gesellschaft auf die Literatur <strong>und</strong> als Wirkung der Literatur auf die Gesellschaft,<br />

3. Lesekultur.<br />

Zur <strong>Wirkungsanalyse</strong> beklagt Silbermann, daß sie oft entweder gar nicht erwähnt wird beziehungsweise Wirkungen ohne<br />

empirischen Nachweis einfach als vorhanden unterstellt werden (ebd. S. 247).<br />

Als <strong>soziologische</strong> Theorien der Wirksamkeit gibt es:<br />

- Spiegelbild- oder Reflextheorien ("Literatur als Spiegel der Gesellschaft"; etwa von Marx/Engels).<br />

- Theorien sozialer Kontrolle durch Literatur.<br />

- Die Einflußtheorie, die jedoch bereits in Theorien der Massenmedien übergehen beziehungsweise von dort übernommen<br />

wurden.<br />

Zwei Probleme stellten sich hierbei: der Mangel an Techniken, die Dauer einer Wirkung zu bestimmen, <strong>und</strong> die Unmöglichkeit,<br />

genau meßbare Kausalfaktoren für Wirkungen zu finden (vgl. auch die Ausführungen zum Wirkungsbegriff in Abschnitt 1).<br />

An Wirkungen führt Silbermann an: Erholung; Zerstreuung <strong>und</strong> Entfaltung als Antithese <strong>zur</strong> Arbeit; als Ausdruck von Freiheit,<br />

Befriedigung des Spielsinns; als unabsichtliche Erfüllung sozio-kultureller Rollenverpflichtungen; als beabsichtigte Erfüllung von<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Sozialisierungsvorgängen; als Verbindung zu den Werten der Kultur; als angenehme Erwartung; als Erinnerung.<br />

„Ein solcher Aufbau der diversen Wirkkreise spezifiziert letzten Endes das Literaturerlebnis, dieses fait social im Sinne<br />

Durkheims, <strong>und</strong> führt zu dem folgenden ... wirkungsfunktionalen Bild: Literatur folkloristischer Art, die die Individuen näher mit<br />

ihren Gruppen verbindet (Kollektiverlebnis). Literatur, die die Phantasie anregt oder Zerstreuung bringt oder mit Gruppen <strong>und</strong><br />

historischen Perioden verbindet, zu denen der Einzelne nicht gehört (Individualerlebnis) - Literatur in der sich der Inhalt als Idee<br />

oder soziale Beziehung präsentiert (Symbolerlebnis). Literatur, in der sich der Inhalt als gut, dekadent, anregend, sensationell<br />

oder simpel manifestiert (moralisches Werterlebnis). Literatur, deren Inhalt keinerlei ästhetischen Sinn anrührt<br />

(Beiläufigkeitserlebnis)." (Ebd. S. 249 f.)<br />

Aus der Sozialpsychologie kommen Wirkungstheorien des "passiven Vergnügens, besonders als Phantasie- <strong>und</strong><br />

Abenteuererlebnis sowie Identifizierung mit Idealen oder Heroen ..., als Information, besonders in Richtung von Normen <strong>und</strong>

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