Kunstmagazin zum download - KunstVorarlberg
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<strong>KunstVorarlberg</strong><br />
Zeit-Kunst? Kultur-Zeit!<br />
Eine kurze Bestandsaufnahme der Kunst- und<br />
Kulturarbeit in Vorarlberg<br />
Die privaten Kunst- und Kulturinitiativen sind<br />
das Rückgrat der kulturellen Versorgung in<br />
Vorarlberg. Während die Landeskultureinrichtungen<br />
sich alle in der Landeshauptstadt<br />
Bregenz konzentrieren, sind Initiativen der unterschiedlichsten<br />
Sparten von Bildender Kunst<br />
über Musik, Film, Literatur, Theater und Tanz<br />
über das ganze Land verteilt.<br />
Der gesellschaftliche Nutzen der Kultur<br />
ist hinreichend bekannt, deshalb fördern viele<br />
Gemeinden die lokalen Kulturinitiativen mit<br />
materiellen Beiträgen. Die Zuwendungen des<br />
Landes für private Kulturinitiativen sind im<br />
Verlauf der Jahre wichtiger geworden, spiegeln<br />
aber nicht die Tatsache, dass die Kulturförderung<br />
verfassungsmäßige Aufgabe des Landes<br />
ist und die privaten Initiativen im Vorarlberger<br />
Kulturförderungsgesetz an vorderster Stelle<br />
stehen.<br />
Im Bereich Bildende Kunst hat das Land<br />
2011 für 82 einzelne KünstlerInnen (36 Frauen<br />
und 46 Männer) insgesamt 171.556,– Euro ausgegeben.<br />
1 Weiters wurden 18 Galerien gefördert<br />
und ein paar Einrichtungen, alles in allem<br />
flossen 578.355,– Euro für Bildende Kunst.<br />
Der Bund beschränkte sich im Bereich<br />
Bildende Kunst 2011 auf die finanzielle Unterstützung<br />
von zwölf Vorarlberger KünstlerInnen<br />
(Ausstellungskostenzuschüsse, Ankäufe,...) und<br />
strukturelle Unterstützung für wenige Vorarlberger<br />
Institutionen (VAI, KUB, Berufsvereinigung,<br />
Kunstraum Dornbirn und Allerart).<br />
Es ist deutlich: Hier wird für wenig Geld<br />
viel Kunst und Kultur geboten. Deutlich wird<br />
auch, dass „Staatskunst“ (die Angebote von<br />
Bundes-, Landes- und Gemeindeeinrichtungen)<br />
besser gefördert wird als die Angebote von<br />
privaten, zivilgesellschaftlichen Einrichtungen<br />
und die Arbeit der freischaffenden KünstlerInnen.<br />
Warum eigentlich?<br />
Denn die Rolle von Kunst und Kultur<br />
als Faktor der regionalen Entwicklung sollte<br />
nicht unterschätzt werden er ist weniger an den<br />
Einrichtungen der ‚bürgerlichen Hochkultur‘<br />
fest<strong>zum</strong>achen als an der Vielfalt, Modernität<br />
und Flexibilität, welche die privaten Initiativen<br />
ebenso wie ansässige KünstlerInnen schaffen.<br />
Wen interessiert das eigentlich?<br />
Im Jahr 2011 hat die IG Kultur Vorarlberg etwa<br />
220 000 Menschen gezählt, die Veranstaltungen<br />
von 27 Kulturinitiativen besucht haben,<br />
jedes Jahr werden es mehr, speziell jüngere<br />
Menschen zeigen sich interessiert. Das Publikum<br />
kommt zu knapp 80 % aus Vorarlberg, gut<br />
20 % kommen aus den Nachbarländern<br />
Schweiz, Liechtenstein und Deutschland.<br />
Kunst-und Kulturinitiativen als Auftraggeber<br />
Kulturinitiativen sind wichtige Arbeit- und<br />
Auftraggeber für KünstlerInnen, etwa 3 000<br />
KünstlerInnen aller Sparten engagieren sie<br />
jedes Jahr, ein Viertel davon Frauen, ein Drittel<br />
VorarlbergerInnen.<br />
Vernachlässigt eine Region das eigene<br />
künstlerische Potential, läuft sie Gefahr, zur<br />
reinen Abspielstätte für die internationale Kulturkarawane<br />
zu werden, ohne eigenes kulturelles<br />
Profil. Dieses Profil prägen regionale Kulturinitiativen<br />
mit ihrer partizipativen Kulturarbeit<br />
gemeinsam mit den KünstlerInnen aus der<br />
Region. Dazu gehört wachsende Alltagskulturarbeit,<br />
die weite Kreise in der Bevölkerung<br />
zieht.<br />
Gratis arbeiten – freiwillig?<br />
Um der Ehre willen?<br />
Bewertet man die Arbeitsleistung der ehrenamtlich<br />
Tätigen in den Kunst- und Kulturinitiativen<br />
mit 28,20 Euro pro Stunde, 2 lässt sich<br />
errechnen, dass Kulturinitiativen sich zu 66,7 %,<br />
also zu zwei Dritteln, selbst finanzieren. Die<br />
ehrenamtliche Arbeitsleistung betrug 2011<br />
72 289 Arbeitsstunden, multipliziert mit 28,20<br />
ergibt das 2,038.550,– Euro.<br />
Hier sei, damit die Dimension noch<br />
einmal deutlich wird, die Zahl der unbezahlt<br />
geleisteten Arbeitsstunden explizit genannt: Im<br />
Jahr 2011 waren es 72.289 für 26 Kulturinitiativen.<br />
Im Durchschnitt pro Kulturinitiative sind<br />
dies also gut 3.000 Arbeitsstunden.<br />
Die Kultur ist in Sachen Ehrenamt<br />
Spitzenreiter:<br />
„Laut Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006) sind<br />
in diesem Bereich [Kultur in ganz Österreich]<br />
mehr als 517.000 Freiwillige tätig, die wöchentlich<br />
1,8 Millionen Arbeitsstunden leisten.<br />
Damit ist Kultur der größte Bereich formeller<br />
Freiwilligenarbeit – sowohl in Bezug auf die<br />
Zahl der Freiwilligen als auch in Bezug auf die<br />
geleisteten Arbeitsstunden.“ 3<br />
Es ist keineswegs so, dass die ehrenamtliche<br />
Arbeit nur dort geleistet wird, wo es keine<br />
professionellen MitarbeiterInnen gibt – im<br />
Gegenteil. Gerade jene Einrichtungen, die über<br />
bezahlte MitarbeiterInnen verfügen, können<br />
sich auch auf ehrenamtliche KollegInnen stützen.<br />
Das verweist auf zwei Fakten:<br />
Ehrenamtliche Arbeit gedeiht dort, wo<br />
sie durch Professionelle betreut und ergänzt<br />
wird. Kultur ist ein Bereich, wo <strong>zum</strong> allgemeinen<br />
gesellschaftlichen Nutzen Bürgerinnen<br />
und Bürger sich selbst verwirklichen können.<br />
Fraglos ist die Voraussetzung für ehrenamtliches<br />
Engagement, dass die wirtschaftliche<br />
Situation der einzelnen Vereinsmitglieder sie<br />
überhaupt erlaubt. Die Daten machen deutlich,<br />
dass die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement<br />
nicht nur von der Anerkennung der<br />
BesucherInnen abhängig ist, sondern auch von<br />
der Bereitschaft der Gebietskörperschaften,<br />
die Arbeit der Initiativen samit professionellen<br />
MitarbeiterInnen finanziell abzusichern.<br />
Subvention pro BesucherIn<br />
Im Überblick über zwölf Jahre Kulturförderung<br />
in Vorarlberg (2000–2011) wird sichtbar, dass<br />
es zwar nominelle Steigerungen der Subventionen<br />
im freien Bereich gibt, dass diese aber<br />
parallel <strong>zum</strong> Verbraucherpreisindex verlaufen<br />
und real somit einen Verlust für die einzelnen<br />
Initiativen bedeuten, weil immer wieder neue<br />
Kulturinitiativen dazu kommen.<br />
Setzt man die Summe der öffentlichen<br />
Finanzierungsbeiträge mit der Zahl der BesucherInnen<br />
ins Verhältnis, lässt sich errechnen,<br />
mit welchem Betrag die öffentliche Hand den<br />
Besuch einer Kulturveranstaltung in Vorarlberg<br />
unterstützt.<br />
Für die privaten Kunst- und Kulturinitiativen<br />
ergibt sich für das Jahr 2011 ein Betrag<br />
von 9,43 Euro pro BesucherIn. Das ist ein<br />
wichtiger, im Vergleich mit anderen Kultureinrichtungen<br />
jedoch mäßiger Beitrag der öffentlichen<br />
Hand. Vergleicht man die Subvention pro<br />
BesucherIn mit anderen Kultureinrichtungen,<br />
wird klar, dass in keinem anderen Feld die<br />
öffentlichen Mittel so knapp bemessen werden.<br />
Die Bregenzer Festspiele, die als gut kalkulierendes<br />
Festival mit schmaler Infrastruktur<br />
gelten, erhielten im Jahr 2011 36,80 Euro pro<br />
BesucherIn aus öffentlichen Förderungen. 4<br />
Das Vorarlberger Landestheater erhielt 2011<br />
Förderungen von Land und Bund in der Höhe<br />
von 2,755.100,– und 191.850,– Euro. Bei 43.141<br />
BesucherInnen in der Spielzeit 2011/12 wird die<br />
Eintrittskarte also mit rund 68,30 Euro subventioniert.<br />
Was kann das für die künftige Kulturpolitik<br />
des Landes bedeuten?<br />
Das Land hat sich 2009 ein neues Kulturförderungsgesetz<br />
gegeben, in dem der Gegenstand<br />
der Förderung (§ 3) wie folgt definiert wird:<br />
1) Das Land fördert insbesondere<br />
a) kulturelle Einrichtungen und Verbände<br />
b) Projekte und Programme von Kulturveranstaltern<br />
c) Leistungen von Personen, die künstlerisch<br />
oder wissenschaftlich arbeiten<br />
2) Weiters fördert das Land das kulturelle<br />
Leben, indem es selbst kulturelle Einrichtungen<br />
betreibt oder sich an solchen beteiligt.“<br />
Aus den Formulierungen ‚insbesondere‘ und<br />
‚weiters‘ entnimmt die Verfasserin, dass freie<br />
Kunst- und Kulturinitiativen sowie KünstlerInnen<br />
Vorrang vor den eigenen kulturellen<br />
Einrichtungen des Landes haben sollten.<br />
Tatsächlich können sich die Kulturinitiativen<br />
aber nur wünschen, die Vorarlberger<br />
Kulturpolitik möge für sie eine ebenso starke<br />
Loyalität aufbringen wie für die Landeseinrichtungen.<br />
Während die Subventionen für die<br />
Landeskultureinrichtungen in den letzten drei<br />
Jahren um 56 % stiegen, 5 erfuhren die freien<br />
Initiativen eine Kürzung um 5 % in den Jahren<br />
2010 und 2011.<br />
Dabei sind es die „vielfarbigen Kreativleistungen<br />
sowie die vielfältigen Kunst- und<br />
Kulturinitiativen, die von den großen etablierten<br />
Institutionen über die Architektur bis zur<br />
freien Szene [...] eine anregende Atmosphäre<br />
schaffen, die vor allem auch die besondere<br />
ästhetische Qualität des Lebensraums und<br />
eines Aufenthalts in der Region unterstreichen<br />
und hervorheben. Vor allem neue, vielfarbige,<br />
vernetzte Kreativareale, in denen sozialkulturelle<br />
Interaktion, Begegnung, Diskurs und<br />
damit die Fragen von morgen in anregender<br />
und [...] spannender Weise in Kunst und Kultur,<br />
Wirtschaft, Bildung und Technologie aufbereitet<br />
und zugänglich stattfinden, machen die<br />
Region zu einem spannenden Zukunftsraum“. 6<br />
Deutlicher lassen sich die kulturellen<br />
Aspekte von Lebensqualität auch für die ‚Einheimischen‘<br />
nicht zusammenfassen.<br />
1 Im Durchschnitt sind dies 1.468,– Euro pro Frau und<br />
2.580,– Euro pro Mann.<br />
2 Arbeitskosten laut Statistik Austria 2010 je geleistete<br />
Arbeitsstunde (inklusive Lehrlinge und sonstige Auszubildende)<br />
3 1. Bericht <strong>zum</strong> freiwilligen Engagement in Österreich.<br />
Herausgegeben vom Institut für interdisziplinäre Non-<br />
Profit-Forschung an der Wirtschaftsuniversität Wien im<br />
Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales<br />
und Konsumentenschutz, 2009, Seite 38.<br />
4 Quellen: http://presse.bregenzerfestspiele.com/de/<br />
abschlussbilanz-2011-20110821-0 und Kulturamt der<br />
Stadt Bregenz<br />
5 Rechnungshofbericht zur KUGES vom Dezember 2012<br />
6 Franz Schmied von der Invent GmbH (www.invent.or.at)<br />
zur Marke Bodensee/Vorarlberg<br />
Juliane Alton | IG Kultur Vorarlberg –<br />
Interessengemeinschaft für autonome<br />
Kulturarbeit Feldkirch |<br />
Download: www.igkultur-vbg.at<br />
> Kulturinitiativen 2009–2011<br />
Villa Claudia<br />
Produzentengalerie <strong>KunstVorarlberg</strong><br />
Feldkirch<br />
<strong>KunstVorarlberg</strong><br />
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