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dungstraumata, wenn keine Interventionen erfolgen, groß ist (Benoit & Parker, 1994; Lieberman, Chu,<br />
Van Horn & Harris, 2011). Obwohl diese Intervention zu kurz war <strong>und</strong> das Risiko noch nicht aufgelöst<br />
war, fühlte Ruth N., dass Jonathans Mutter Fortschritte gemacht hatte: sie konnte ihre eigenen Körperzeichen<br />
besser wahrnehmen <strong>und</strong> gewann dadurch ein größeres Verständnis <strong>und</strong> breitere Reaktionen für die<br />
Bedürfnisse ihres Kindes, indem sie seine körperbasierte nonverbale Kommunikation „las“ <strong>und</strong> seines<br />
dissoziativen Rückzugs gewahr wurde. Sie konnte Übererregung <strong>und</strong> Interaktionen besser regulieren <strong>und</strong><br />
ihm mehr zwischenmenschlichen Raum im dyadischen Spiel lassen.<br />
Ein f<strong>und</strong>amentaler Satz der modernen Bindungstheorie ist, dass die nonverbalen psychobiologischen Bindungsmechanismen<br />
rechtshemisphärisch lokalisiert sind. Wenn man die derzeitig favorisierten mentalisationsfokussierten<br />
Interventionen benutzt, <strong>und</strong> Bindungseinschätzungen, die sich auf die bewussten reflexiven<br />
Funktionen der Mutter zentrieren zu stark in den Blick nimmt, ist man auf das linke Gehirn der Fürsorgeperson<br />
fokussiert. Bildgebende Verfahren weisen darauf hin, dass reflexive Mentalisierung mit der<br />
Aktivierung des linken inferioren Gyrus, des linken posterioren superioren temporalen Sulkus <strong>und</strong> linkshemisohärischen<br />
temperopartialen Funktionen einhergehen (Nolte et al., 2010). Eine bildgebende Studie<br />
zu mütterlicher Bindungskommunikation von Lenzi et al. (2009) dokumentiert, dass die RH der Mutter<br />
bei der emotionalen Verarbeitung <strong>und</strong> beim Bemuttern mehr involviert ist als die linke. Jene Studie berichtet<br />
ebenfalls, dass die mütterliche reflexive Funktion, die mit dem empathischen Erfassen der Emotion<br />
des Babys <strong>und</strong> der Aktivierung ihrer rechten anterioren Insula korreliert – einem rechtlateralisierten kortikalen<br />
Areal, das in die viszerale motorische Integration <strong>und</strong> den interozeptiven Zustand des Körpers involviert<br />
ist. Übereinstimmend mit der Regulationstheorie kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die<br />
erhöhte Aktivität in der rechten Insula in empathischeren Müttern eine größere Fähigkeit zum körperlichen<br />
Erleben der kindlichen Emotionen darstellt. Dies verweist deutlich, dass sich die Interventionen<br />
nicht so sehr auf die linkshemisphärischen, expliziten rational verbalen Metakognitionen ausrichten sollten,<br />
sondern auf die Fähigkeit, intuitiv die impliziten <strong>und</strong> nonverbalen Signale des Kindes <strong>und</strong> ihre interozeptive<br />
körperlich-basierten Reaktionen auf diese Kommunikationen zu lesen.<br />
(Übersetzt von Eva Rass, September 2011)