Projektunterricht - Erzdiözese Salzburg
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10<br />
THEMA<br />
Beispiel für ein Sozialprojekt<br />
Alt und Jung - Beziehungen müssen wachsen<br />
Einer der Schwerpunkte im Religionsunterricht<br />
der 3. Klassen ist der<br />
Dekalog. In diesen Stunden soll<br />
es nicht um das Auswendiglernen<br />
der 10 Gebote gehen, sondern viel<br />
mehr darum, den Schülern diese<br />
Grundgesetze für ein gelungenes<br />
Zusammenleben aus heutiger Sicht zu<br />
vermitteln.<br />
„Du sollst Vater und Mutter ehren auf<br />
dass du lange lebest und es dir wohl<br />
ergehe auf Erden“ hatte zur Zeit der<br />
Verfassung eine andere Bedeutung als<br />
heute. Die Menschen der damaligen<br />
Zeit lebten meist als Nomaden. Alte<br />
Menschen, die zur Last wurden<br />
und den beschwerlichen Weg nicht<br />
mehr mitgehen konnten, wurden<br />
einfach zurückgelassen und so dem<br />
Tod ausgeliefert. Dieses Elterngebot<br />
schützte nun vor diesem Los.<br />
Halten wir uns heute wirklich<br />
an dieses Gebot? Schleppen wir<br />
unsere alten Familienmitglieder<br />
mit, oder schieben wir sie auch<br />
manchmal ab, wenn sie uns<br />
zur Last werden? Die Last des<br />
Alters, wer trägt sie? Wir, oder<br />
der alte Mensch selbst mit<br />
seinen Gebrechen?<br />
Diese Gedanken führten unweigerlich<br />
zur Lebenswelt der<br />
Schüler. „Meine Oma, …“,<br />
„Ich kenne da jemanden …“,<br />
„Manchmal gehe ich mit meiner<br />
Mama ins Altersheim …“<br />
Das Wort „Altersheim“ hat<br />
auch heute noch einen bitteren<br />
Beigeschmack. Nicht mehr gebraucht<br />
werden – zu viel Arbeit – Stress – lästig<br />
– Pflege - …<br />
Gerade 12-Jährige zeigen in dieser<br />
Hinsicht sehr viel soziales Engagement.<br />
Spontan wollten sie mit den<br />
Altersheimbewohnern<br />
etwas unternehmen.<br />
Wir hatten die Idee, diese<br />
Menschen in die Welt der<br />
Schüler herein zu holen.<br />
In Absprache mit der<br />
Direktion und der<br />
Heimleitung luden wir<br />
bereits mit großem<br />
Erfolg zum gemeinsamen<br />
Adventkranzbinden.<br />
Dass dieser tolle Kranz<br />
die Bewohner durch<br />
die ganze Adventzeit<br />
begleitete, wurde allgemein als sehr<br />
schön empfunden.<br />
Der Bitte von Heimleiter, Schüler und<br />
Direktion, diese neue Verbindung<br />
nicht einschlafen zu lassen, bin ich<br />
gerne nachgekommen.<br />
Die Erzählung vom „Engel, der nur<br />
Samen verkauft“ war der Einstieg<br />
in unser Vorhaben. Wir nahmen ein<br />
Stück Nylonstrumpf, Bindfaden,<br />
Sägemehl etwas Erde und Grassamen.<br />
Ohren, Augen, Nase, Mund und fertig<br />
waren unsere Grasmännchen. Bei<br />
ausreichender Feuchtigkeit dauerte es<br />
nur ein paar Tage, bis der Samen zu<br />
keimen begann und mit Begeisterung<br />
beobachteten wir alle, wie erstes Grün<br />
sichtbar wurde.<br />
Mit derselben Begeisterung gingen<br />
die Schüler gemeinsam mit den<br />
Bewohnern des Altenheimes ans<br />
Werk.<br />
Nicht nur für unsere Besucher,<br />
nein, für jeden einzelnen daheim<br />
gebliebenen Heimbewohner, wurde<br />
ein Kopf gestaltet. Alte und junge<br />
Hände werkelten gemeinsam, füllten<br />
die Strümpfe und streuten mit großer<br />
Freude Samen hinein.<br />
Da unsere Begegnung in die Osterzeit<br />
fiel, bekam diese Arbeit eine weitere,<br />
tiefe Bedeutung.<br />
Beziehungen müssen wachsen können<br />
und das Wachsen des frischen, jungen<br />
Grases aus den gemeinsam gebastelten<br />
„Grasköpfen“ soll ein Anfang dafür<br />
sein.<br />
Hemmschwellen überwinden, soziale<br />
Kompetenzen erweitern und einfach<br />
Spaß am Miteinander haben, ist das<br />
große Ziel für „Alt und Jung“.<br />
Dipl.Päd. Ulli Leimgruber<br />
HS Kundl<br />
■ Mitteilungen 3 - 2007