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46 MUSIKBUSINESS<br />
JE DIGITALER,<br />
DESTO ÄRMER<br />
on3 schaut Bodi Bill in die Geldbörse<br />
Jahren noch ein Auskommen als Vollzeitmusiker<br />
gehabt hätten. Bodi Bill und ihr Label Sinnbus<br />
haben on3 jetzt exklusiv ihren Lohnzettel gezeigt.<br />
Die Zahlen erlauben einen seltenen Einblick in die<br />
Realität des Musikgeschäfts und sie zeigen: Je<br />
stärker Musik zu einem wenig greifbaren, digitalen<br />
Datensatz wird, desto weniger verdienen die<br />
Bands damit.<br />
Für eine CD zahlt man durchschnittlich 15 Euro.<br />
Davon gehen erst einmal 19 Prozent Mehr wert -<br />
steuer weg. Der Händler behält weitere 25 Pro -<br />
zent, der Vertrieb noch mal 21 Prozent. Dazu kommen<br />
in der Regel noch Abgaben an die GEMA<br />
und die Herstellungskosten.<br />
Beim Musiklabel landet im Idealfall noch knapp<br />
die Hälfte vom Verkaufspreis. Bodi Bills Platten -<br />
firma Sinnbus gibt davon immerhin 40 Prozent<br />
an die Band weiter. Das macht 2,88 Euro netto,<br />
pro verkaufter CD. Damit liegt die Band leicht<br />
über dem Standard. Deutsche Indie-Bands verdienen<br />
je nach Deal zwischen 1,90 Euro und<br />
2,60 Euro pro verkauftem Album, das hat der<br />
Verband unabhängiger Tonträger bei einer Be -<br />
fragung seiner Mitglieder herausgefunden. Im Fall<br />
von Bodi Bill landen am Ende nur noch 19 Pro -<br />
zent vom Verkaufspreis bei der Band.<br />
Übrigens: Wer seine Lieblings-Band unterstützen<br />
möchte, sollte das Album immer beim Kon zert<br />
oder direkt über den <strong>Online</strong>-Shop des Labels kaufen.<br />
Denn dort fallen die Kosten für Vertrieb und<br />
Händler weg – die Band erhält so fast das Doppelte.<br />
DOWNLOADS: LEGAL<br />
ABER WENIGER LUKRATIV<br />
CD, Vinyl, Download, Stream – Musik kann man<br />
in vielen Formen kaufen.<br />
Nur beim Künstler bleibt nicht dasselbe hängen.<br />
Die Elektro-Band Bodi Bill hat uns auf ihren Lohnzettel<br />
schauen lassen. Das Ergebnis: Digital lohnt kaum.<br />
Ihre aktuelle Konzerttour ist ausverkauft. Ihr<br />
letztes Album „What?“ wurde von den Kritikern<br />
gelobt. Die Videos ihrer neuen Singles wurden<br />
fast 300 000 mal auf Youtube angeschaut. Und<br />
überhaupt macht die Berliner Band Bodi Bill mit<br />
ihren Experimenten zwischen Pop und Elektronik<br />
so ziemlich alles richtig.<br />
Trotzdem können Bodi Bill nicht vom Verkauf<br />
ihrer Musik leben – und damit geht es der Band<br />
wie vielen Independent-<strong>Musiker</strong>n, die vor einigen<br />
Aktuell gibt es Bodi Bills Album „What?“ für<br />
8,99 Euro bei iTunes und für 7,70 Euro bei Amazon<br />
zum Herunterladen. Bei der Band bleiben davon<br />
1,73 beziehungsweise 1,70 Euro übrig. Das sind<br />
19 Prozent vom Verkaufspreis – also der gleiche<br />
Anteil wie beim CD-Verkauf.<br />
musiker MAGAZIN 3/2<strong>01</strong>2