Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen Rätsch - AT Verlag
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Aconitum ferox Wallich ex Seringe<br />
Blauer Eisenhut<br />
Familie<br />
Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse); Tribus<br />
Helle boreae<br />
Formen und Unterarten<br />
Aconitum ferox ist vielleicht eine Unterart o<strong>der</strong><br />
Variation von Aco nitum napellus. In <strong>der</strong> tibetischen<br />
Medizin werden mehrere Formen von Aconitum<br />
ferox aufgrund ihrer pharmakologischen<br />
Eigenschaften unterschieden (Aris 1992: 233*).<br />
Synonyme<br />
Aconitum ferox L.<br />
Aconitum napellus var. ferox<br />
Aconitum virorum Don<br />
Delphinium ferox Baill.<br />
Volkstümliche Namen<br />
Aconite, Atis, Ativish (Nepali »sehr giftig«),<br />
Ativisha (Sanskrit »Gift«), Bachnag (Persisch),<br />
Bachnâg (Hindi), Bikh, Bis, Bis-h, Bish (Arabisch),<br />
Black aconite, Blue aconite, Bong-nag, Bong nga,<br />
Gsang-dzim, Himalayan monkshood, Indian aconite,<br />
Jádwár, Kalakuta, Mithavis (Hindi), Monk’s<br />
hood, Nang-dzim, Nilo bikh, Phyi-dzim, Singya,<br />
Sman-chen (Tibetisch »die große Medizin«), Valsanabhi<br />
(Malay), Vasanavi (Tamil), Vatsamabhah<br />
(Sanskrit), Vatsanabha, Vatsanabhi (Malayam),<br />
Visha (Sanskrit »Gift«), Wolfbane<br />
Geschichtliches<br />
Die Wurzel dieser Aconitum-Art wurde schon<br />
früh im alten Indien als Pfeilgift verwendet (vgl.<br />
Aconitum spp.). Davon zeugen die vedischen und<br />
späteren Sanskritschriften. Allerdings wurden die<br />
vergifteten Pfeile nicht – wie ur sprünglich – zur<br />
Jagd, son<strong>der</strong>n zur Kriegsführung genutzt (Bisset<br />
und Ma zars 1984: 19). Aconitum ferox wurde unter<br />
dem Namen vatsanabha in den ayurvedischen<br />
Schriften des Shushruta, dem Shushrutasamhita<br />
(ca. 300 n. Chr.), genannt. Heutzutage wird unter<br />
dem Namen vatsanabha meist Aconitum chasmanthum<br />
gehandelt (Bisset und Mazars 1984:<br />
13). Im 10. Jahrhun<strong>der</strong>t wird die Pflanze unter<br />
dem Namen bish von dem persischen Arzt Alheroo<br />
beschrieben. Die Euro päer lernten Aconitum ferox<br />
erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bei Nepal aufenthalten<br />
kennen. Im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t blühte ein Handel<br />
mit den Knollen von Aconitum ferox, die von Lhasa<br />
über Le (Mustang) nach Ladakh gebracht wurden<br />
(Laufer 1991: 57).<br />
Verbreitung<br />
Der Blaue Eisenhut kommt in Nepal, Kaschmir<br />
(Nordindien), Garhwal, Sikkim und Bhutan auf<br />
2000 bis 3000 Meter Höhe vor (Manandhar<br />
1980: 7*). Er ist eine typische Himalayapflanze und<br />
wurde schon auf 3600 Meter Höhe beobachtet<br />
(Polunin und Stainton 1985: 5*). Selbst auf 4500<br />
Metern soll sie noch gedeihen können (Pabst 1887<br />
III: 7*).<br />
Anbau<br />
Die Vermehrung geschieht durch Samen. Sie<br />
können einfach ausgestreut o<strong>der</strong> in Saatbeeten angezogen<br />
werden. Der Blaue Eisenhut hat gerne einen<br />
steinigen o<strong>der</strong> felsigen Untergrund und kann<br />
auch gut in Ritzen und Hohlräumen zwischen<br />
Steinen gedeihen.<br />
Aussehen<br />
Das mehrjährige Kraut mit knolligen Wurzeln<br />
wird bis zu einem Meter hoch. Die unteren, langgestielten<br />
Blätter sind mehrfach tief eingebuchtet<br />
und gefie<strong>der</strong>t. Die Blätter werden nach oben hin<br />
kleiner und ihre Stiele immer kürzer. Am Ende des<br />
aufrechten, glatten Stengels stehen trau ben artig<br />
die helmförmigen, blau-violetten Blüten. Die Blütenstiele<br />
wach sen aus den Blattachseln. Die Frucht<br />
ist eine fünfzipfelige, trichterförmig nach oben<br />
geöffnete Kapsel. Der Blaue Eisenhut blüht im Himalaya<br />
wäh rend des Monsuns (von Juli bis September;<br />
in höheren Lagen bis Okto ber). Die sich<br />
jährlich erneuernden Wurzelknollen haben eine<br />
dunkelbraune Rinde und sind innen gelblich.<br />
»Der Mann, <strong>der</strong> von einem Pfeil,<br />
<strong>der</strong> mit den Samen von shalmali<br />
[Bombax ceiba L.] und vidari<br />
[Ipomoea digitata L.], zusammen<br />
mit mula [Raphanus sativa L.] und<br />
vatsanabha [Aconitum ferox] und<br />
dem Blut <strong>der</strong> Moschusratte beschmiert<br />
wurde, getroffen wird, so<br />
wird er zehn Leute beißen, von<br />
denen wie<strong>der</strong>um je<strong>der</strong> zehn weitere<br />
beißen wird.«<br />
Kautiliya Arthashastra<br />
(XIV, 1, Sutra 29)<br />
Die Blüte des Blauen Eisen hutes<br />
(Aconitum ferox); sein Kraut<br />
und seine Wurzeln werden von<br />
Tantrikern des Linken Pfades als<br />
starke Rauschmittel geraucht.<br />
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