Der Grüne Bote - Newsletter - Rechtswissenschaftliche Fakultät
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LG Hamburg<br />
Urteil v. 02.02.2005 - 315 O 1018/04<br />
UWG §§ 3, 4 Nr. 10, 8<br />
1. Im Rahmen einer Unterlassungsklage<br />
kann nicht die Rückabwicklung bereits<br />
aufgrund einer wettbewerbswidrigen<br />
Werbung abgeschlossener Verträge<br />
erlangt werden (hier: die Abwicklung<br />
bereits abgeschlossener Abo-Verträge).<br />
2. Abo-Verträge kommen nicht bereits<br />
mit Eingang des Bestellformulars zustande,<br />
sondern durch eine ausdrückliche<br />
oder konkludente Willenserklärung des<br />
Verlages, etwa in Form der Zusendung<br />
des ersten Heftes.<br />
Fundstelle: AfP 2005, 194<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 03.02.2005 - 5 U 128/04<br />
PAngV §§ 1 Abs. 2, 1 Abs. 6; UWG §§ 3,<br />
4 Nr. 11, 5<br />
1. Die Versandkosten für über das<br />
Internet angebotene Waren nach § 1<br />
Abs. 2 PAngV sind nicht dem Angebot<br />
oder der Preiswerbung im Sinne des § 1<br />
Abs. 6 PAngV eindeutig zugeordnet,<br />
leicht erkennbar, deutlich lesbar und<br />
sonst gut wahrnehmbar, wenn sich bei<br />
der Produktbezeichnung zwar ein Link<br />
„mehr Info“ befindet, am Preis selbst<br />
jedoch zusätzlich ein Sternchen, das auf<br />
der Bildschirmseite selbst nicht aufgelöst<br />
wird.<br />
2. Zusätzlich fehlt es in einem solchen<br />
Fall an einer leichten Erkennbarkeit,<br />
wenn die Versandkosten auf der mit<br />
„mehr Info“ verlinkten Seite erst nach<br />
drei Bildschirmseiten mit technischen<br />
Erläuterungen angegeben werden und<br />
dem Besucher zuvor mehrmals angeboten<br />
wird, zum Bestellvorgang überzugehen.<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 03.02.2005 - 3 U 212/03<br />
AMG §§ 8, 11 Abs. 1 Nr. 4, 11 Abs. 1<br />
Nr. 6; UWG § 5; ZPO § 253<br />
1. Bei den Pflichtangaben zu den Rubriken<br />
"Stoff- oder Indikationsgruppe" und<br />
"Anwendungsgebiete" in der Packungsbeilage<br />
eines Arzneimittels (§ 11 Abs. 1<br />
Nr. 4 und Nr. 6 AMG) erkennt der verständige<br />
Durchschnittsverbraucher, dass<br />
die entsprechenden Überschriften der<br />
Gebrauchsinformation inhaltlich verschiedene<br />
Sachverhalte betreffen und<br />
dass die Rubrik "Indikationsgruppe"<br />
einen weiteren Begriff als speziell die<br />
"Anwendungsgebiete" eines Arzneimittels<br />
erfasst bzw. erfassen kann. Die Packungsbeilage<br />
eines Arzneimittels ist<br />
demgemäß nicht irreführend, wenn unter<br />
"Anwendungsgebiete" angegeben ist:<br />
"bei Abnutzungserkrankungen des<br />
Kniegelenks" und bei "Stoff- oder Indikationsgruppe"<br />
der Hinweis steht: "zur<br />
Behandlung der Arthrose". <strong>Der</strong> Referenzverbraucher<br />
nimmt in der Gebrauchsinformation<br />
nicht etwa nur den (allgemeineren)<br />
Gruppenhinweis wahr, sondern<br />
erkennt zugleich das spezielle Anwendungsgebiet.<br />
Ein verallgemeinerter<br />
Unterlassungsantrag, der in so einem<br />
Fall isoliert die Angabe: "Stoff oder<br />
Indikationsgruppe: U. ist ein Präparat<br />
zur Behandlung der Arthrose" zum<br />
Verbotsgegenstand macht, erfasst nicht<br />
die konkrete Verletzungsform.<br />
2. Soll die Verwendung einer Dosieranleitung<br />
verboten werden, wobei diese im<br />
Verbot nur inhaltlich umschrieben, aber<br />
keine konkreten Angaben aufgeführt<br />
werden, so erfasst der Antrag auch<br />
Formulierungen, die den Eindruck des<br />
umschriebenen Inhalts erwecken. Ein<br />
solcher Unterlassungsantrag ist unzulässig,<br />
wenn in ihm die zu verbietenden<br />
Angaben, die diesen Eindruck erwecken,<br />
nicht genannt werden.<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 03.02.2005 - 5 U 65/04<br />
UWG § 3; BGB §§ 280 Abs. 1, 305 Abs.<br />
2 Nr. 1<br />
1. <strong>Der</strong> Erwerber von Eintrittskarten für<br />
Bundesliga-Fussballspiele kann auch<br />
dann aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
eines Fussballvereins dem in<br />
die Zukunft gerichteten Verbot zum<br />
gewerblichen und kommerziellen Weiterverkauf<br />
der Karten unterworfen sein,<br />
wenn nicht feststellbar ist, ob die AGB<br />
beim Verkaufsvorgang wirksam einbezogen<br />
worden sind. Dies gilt jedenfalls<br />
dann, wenn der Erwerber unter Übersendung<br />
des vollständigen Wortlauts der<br />
DER GRÜNE BOTE <strong>Newsletter</strong> des Gerd Bucerius-Lehrstuhls für Bürgerliches Recht mit deutschem und internationalem<br />
Gewerblichen Rechtsschutz der Universität Jena, <strong>Rechtswissenschaftliche</strong> <strong>Fakultät</strong><br />
Prof. Dr. Volker Michael Jänich<br />
AGB vorprozessual abgemahnt und zur<br />
Unterlassung aufgefordert worden ist.<br />
2. Verschafft sich der Kunde nach Erhalt<br />
der Abmahnung derartige Eintrittskarten<br />
über (gutgläubige) Dritte, die ihrerseits<br />
dem Verbot aus den AGB nicht unterworfen<br />
sind, so stellt sich sein Verhalten als<br />
wettbewerbswidrig unlautes Umgehungsgeschäft<br />
dar.<br />
KG<br />
Beschluß v. 04.02.2005 - 5 W 13/05<br />
BGB §§ 307 Abs. 1, 309 Nr. 8 b) ee);<br />
UWG §§ 3, 4 Nr. 11<br />
Eine Klausel in Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
eines Internet-<br />
Versandhändlers für Computer, -<br />
komponenten und -zubehör, nach der<br />
Mängel an der Ware ihm innerhalb einer<br />
Woche nach Empfang der Sendung<br />
gemeldet werden müssen, ist gemäß §§<br />
307 Abs. 1, 309 Nr. 8 Buchst. b DBuchst.<br />
ee unwirksam. Ihre Verwendung stellt<br />
zugleich einen Wettbewerbsverstoß im<br />
Sinne von §§ 3, 4 Nr. 11 UWG dar.<br />
Fundstelle: CR 2005,255; KGR Berlin<br />
2005, 284; MDR 2005, 677; MMR 2005,<br />
466<br />
OLG München<br />
Beschluß v. 09.02.2005 - 29 W 798/05<br />
UWG §§ 4 Nr. 7, 4 Nr. 8, 8, 12 Abs. 2;<br />
ZPO §§ 917 Abs. 1, 935, 936<br />
Die Dringlichkeitsvermutung des § 12<br />
Abs. 2 UWG kann nicht nur durch Zeitablauf,<br />
sondern auch durch sonstiges<br />
Verhalten des Antragstellers (hier:<br />
teilweise Antragsrücknahme hinsichtlich<br />
eines Streitgegenstands und spätere<br />
erneute Einreichung des zunächst zurückgenommenen<br />
Antrags) widerlegt<br />
werden.<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 10.02.2005 - 5 U 48/04<br />
UWG § 5<br />
Die gründlichste Rasur I<br />
1. Die werbliche Aussage: „Keiner rasiert<br />
so wie der MACH 3 Turbo. Es ist weltweit<br />
die gründlichste und komfortabelste<br />
Gillette-Rasur. Garantiert!“ werden<br />
mindestens rechtlich beachtliche Teile<br />
des angesprochenen Verkehrs als Alleinstellungsberühmung<br />
verstehen.<br />
2. Eine Alleinstellungsberühmung ist<br />
irreführend, wenn der Werbende seine<br />
Mitbewerber nicht deutlich und merklich<br />
überragt. Schneidet ein Nassrasierer<br />
innerhalb von 24 Stunden durchschnittlich<br />
14,3 Mikrometer = 0, 0143 mm<br />
mehr Barthaare ab als ein Konkurrenzprodukt,<br />
handelt es sich nicht um einen<br />
hinreichend deutlichen und merklichen<br />
Vorsprung, um die werbliche Behauptung<br />
der gründlichsten Rasur zu rechtfertigen.<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 10.02.2005 - 5 U 80/04<br />
UWG § 5<br />
Die gründlichste Rasur II<br />
1. Die Werbung für einen Nassrasierer<br />
„Für die gründlichste Rasur, sogar beim<br />
Rasieren gegen die Wuchsrichtung“<br />
werden jedenfalls rechtlich beachtliche<br />
Teile des Verkehrs als Alleinstellungsberühmung<br />
verstehen.<br />
2. Eine Alleinstellungsberühmung ist<br />
irreführend, wenn der Werbende seine<br />
Mitbewerber nicht deutlich und merklich<br />
überragt. Schneidet ein Nassrasierer<br />
innerhalb von 24 Stunden durchschnittlich<br />
14,3 Mikrometer = 0, 0143 mm<br />
mehr Barthaare ab als ein Konkurrenzprodukt,<br />
handelt es sich nicht um einen<br />
hinreichend deutlichen und merklichen<br />
Vorsprung, um die werbliche Behauptung<br />
der gründlichsten Rasur zu rechtfertigen.<br />
Fundstelle: GRUR-RR 2005, 286<br />
OLG Hamburg<br />
Urteil v. 10.02.2005 - 3 U 141/04<br />
UWG § 5<br />
Treffen die im TV-Spot verglichenen<br />
Minutenpreise der konkurrierenden<br />
Telefondiensteanbieter als solche zu und<br />
erkennt man klar und deutlich, dass die<br />
Tarife für eine bestimmte Zeit (werktags<br />
von 19 bis 21 Uhr) und eine bestimmte<br />
Destination (ein Ferngespräch zwischen<br />
Köln und München) verglichen werden,<br />
so ist die Werbung nicht irreführend. <strong>Der</strong><br />
Durchschnittsverbraucher nimmt mangels<br />
irgendeines Anhalts nicht an, dass<br />
die herausgestellten Parameter nur<br />
"zufällig" erwähnt worden wären und<br />
sich auf andere Zeiten und Bereiche<br />
übertragen ließen. Die Annahme, der<br />
DER GRÜNE BOTE <strong>Newsletter</strong> des Gerd Bucerius-Lehrstuhls für Bürgerliches Recht mit deutschem und internationalem<br />
Gewerblichen Rechtsschutz der Universität Jena, <strong>Rechtswissenschaftliche</strong> <strong>Fakultät</strong><br />
Prof. Dr. Volker Michael Jänich