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Eröffnung des Tomi Ungerer Mumeums Internationales Zentrum für ...

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2. VORWORT VON JOËLLE PIJAUDIER-CABOT<br />

Leitende Kuratorin (Kulturerbe)<br />

Direktorin der Straßburger Museen<br />

François Mathey, der unkonformistische Kurator <strong>des</strong> Museums <strong>für</strong> dekorative Künste in Paris, in<br />

dem 1981 die erste große Museumsausstellung <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong>s stattfand, sagte über diesen<br />

Künstler, sein Zeichenstil habe „manchmal die Präzision einer ausgebrochenen Rasierklinge“<br />

Dieses Bonmot gibt eine treffende, überraschende Beschreibung den Künstler und seines<br />

Werks. Ein engagierter, unbequemer Künstler, der gerne provoziert und ein bissiger Vertreter<br />

seines Jahrhunderts, wie vor ihm Goya, Daumier oder Posada... aber auch ein Humorist, ein<br />

Dichter, der Themen wie Kindheit und Natur poetisch beschreibt und ein liebenswürdiger<br />

Moralist.<br />

<strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> zählt als Zeichner, Illustrator und Grafiker zu den ganz Großen. Er ist ein Spezialist<br />

<strong>für</strong> schnelle, präzise Zeichnungen, der jedoch auch die überzeichnende Gattung der Karikatur,<br />

die fließenden Übergänge von Aquarellen oder die Tonflächen der Plakatgestaltung meisterhaft<br />

beherrscht.<br />

Seine Jugendbücher, satirischen Zeichnungen und Werbeträger erregen je<strong>des</strong> Mal viel Aufsehen.<br />

1975 erlebt die Illustration in Frankreich eine <strong>für</strong> die damalige Zeit außergewöhnliche<br />

Renaissance, und <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> denkt über eine Ausstellung in einem großen Pariser Museum<br />

nach. Zu dieser Zeit beginnt der Künstler, seiner Heimatstadt Straßburg Werke zu schenken. Im<br />

Laufe der Jahre umfassen diese Schenkungen 8000 Originalzeichnungen, die zu den<br />

Höhepunkten seines Werks gehören, Skulpturen sowie über 5000 Spielzeuge aus seiner<br />

persönlichen Sammlung. Auch Archive, Bücher, Alben, Zeitschriften und Fotos, die <strong>für</strong> das<br />

Studium seines kreativen Werdegangs unverzichtbar sind, sowie seine Künstlerbibliothek<br />

gehören zu den Schenkungen. Diese Bibliothek umfasst ca. 1300 Bücher (antiquarische und<br />

neuere Werke) über Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte, Ethnologie und das Elsass, sowie<br />

Kinderbücher. Sie stellt eine unverzichtbare Quelle <strong>für</strong> das Verständnis <strong>des</strong> Werks von <strong>Tomi</strong><br />

<strong>Ungerer</strong> und der Illustration im 20. Jahrhundert dar. Seine Schenkungen konnten die<br />

Kunsthistoriker und zahlreichen Freunde seines Werks im <strong>Zentrum</strong> <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> bewundern, in<br />

dem Ausstellungen zu Schwerpunkten seines Werks präsentiert wurden.<br />

Heute wird das <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> Museum - <strong>Internationales</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>für</strong> Illustration eröffnet. Auf<br />

Anregung der Stadt Straßburg befindet sich dieses in der 1885 bis 1887 erbauten Villa Greiner,<br />

die ein schönes Beispiel ziviler Architektur mit neoklassizistischen Einflüssen darstellt. Im<br />

Museum befinden sich die Originalwerke von <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> ebenso wie Drucke und<br />

Dokumentationsmaterial <strong>des</strong> Künstlers. Die Sammlung enthält seine Werke, geordnet nach<br />

Grafiktechniken oder Bereichen wie Jugendbüchern, satirischen Zeichnungen, Werbematerialien<br />

und thematischem Sammlungen (z. B. Totentänze oder erotische Zeichnungen).<br />

Die Sammlung sprengt den Rahmen einer rein monografischen Ausstellung: Im Laufe der Jahre<br />

wurden auch Werke anderer großer Illustratoren aufgenommen, mit denen <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong><br />

zusammengearbeitet hat, insbesondere in New York: Zu diesen gehören beispielsweise Saul<br />

Steinberg, André François, Ronald Searle oder Robert Weaver. Dies bestätigt den Anspruch, eine<br />

Sammlung der europäischen und amerikanischen Illustrationskunst im 20. Jahrhundert zu<br />

präsentieren und das Museum mit der Unterstützung <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong>s zu einem internationalen<br />

Studien- und Forschungszentrum <strong>für</strong> kunstgeschichtliche und zeitgenössische Aspekte der<br />

Illustrationskunst auszubauen. Dieses in Frankreich einzigartige Projekt hat dank der<br />

Großzügigkeit und <strong>des</strong> Scharfsinns von <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> in Straßburg den idealen Standort<br />

gefunden, denn hier wurden seit Beginn <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts bis heute außergewöhnlich viele<br />

Illustrationen geschaffen, wodurch die Stadt ein außergewöhnliches Kulturerbe in diesem<br />

Bereich bietet. So dreht sich das Rad der Geschichte weiter!<br />

Das <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> Museum ist das Ergebnis langer, intensiver Werkstudien. Diese umfassende<br />

Arbeit und die Umsetzung <strong>des</strong> Museumsprojekts werden seit 1992 hervorragend geleitet von<br />

Thérèse Willer, (Kuratorin Kulturerbe) und ihren Mitarbeiterinnen Claire Hirner und Cécile Ripoll.<br />

Ihnen und allen anderen Personen, die zur Verwirklichung <strong>des</strong> Museums beigetragen haben,<br />

möchten wir hier danken.<br />

Aber vor allem möchten wir <strong>Tomi</strong> <strong>Ungerer</strong> ganz herzlich <strong>für</strong> seinen Beitrag zu diesem Museum<br />

danken und da<strong>für</strong>, dass er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat, das seinen Namen in der<br />

langen Tradition und der Zukunft der Illustration verankert.<br />

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