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Ausgabe Surseer Woche 3. Februar 2011 - Neu auf www ...

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ZUM SCHLUSS<br />

<strong>3.</strong> FEBRUAR <strong>2011</strong><br />

<strong>Surseer</strong> <strong>Woche</strong> Trienger <strong>Woche</strong> Sempacher <strong>Woche</strong><br />

WOCHENZEITUNG FÜR IHRE GEMEINDE,<br />

STADT UND REGION<br />

«Mit Mordlust hat das gar nichts zu tun»<br />

SEMPACH DER BÜCHSENMACHER PETER BOLLER ÜBER SPORT UND DAS MENSCHLICHE URBEDÜRFNIS, SICH ZU SCHÜTZEN<br />

Der Sempacher Büchsenmacher<br />

Peter Boller fühlt sich durch die<br />

Gegner von Waffen missverstanden.<br />

Der Schiesssport oder das<br />

Sammeln von Waffen hätten weder<br />

mit Mordlust noch mit gewalttätigen<br />

Menschen zu tun.<br />

Seit 1984 führt der gelernte Büchsenmacher<br />

Peter Boller im Städtchen<br />

Sempach ein eigenes Geschäft. In seinem<br />

kleinen Verk<strong>auf</strong>sraum stehen<br />

zahlreiche Waffen zum Verk<strong>auf</strong> – vom<br />

Präzisionspfeilbogen über Jagdgewehre,<br />

halbautomatische Waffen und Pistolen<br />

bis hin zum Luftgewehr. Im hinteren<br />

Teil hat Boller seine Werkstatt<br />

eingerichtet. Dort repariert er Waffen,<br />

baut sie um oder veredelt sie in feinster<br />

Präzisionsarbeit.<br />

«Büchsenmacher als Beruf ist alles andere<br />

als simpel», erzählt der 64-Jährige,<br />

müsse man doch über sehr viele<br />

Aspekte Bescheid wissen. Denn eine<br />

Waffe sei nicht einfach eine Waffe.<br />

«Ich muss die Funktionsweise eines<br />

200-jährigen Gewehres ebenso kennen<br />

wie jene des aktuellsten Modells. Und<br />

als Kunden habe ich vom Schwarzpulverschützen<br />

über den Jäger bis hin zum<br />

Sportschützen und Sammler alles. Jeder<br />

hat andere Ansprüche und Anliegen.»<br />

Auch seien die Gesetze im Verl<strong>auf</strong>e<br />

der Jahre kontinuierlich verschärft<br />

worden, weshalb man sich als<br />

Büchsenmacher und Waffenhändler<br />

ständig <strong>auf</strong> dem L<strong>auf</strong>enden halten<br />

müsse. «Kritiker von Waffen wissen in<br />

diesem Sinne nur wenig und fällen<br />

einfach ein Pauschalurteil», findet Peter<br />

Boller.<br />

Peter Boller präsentiert in seinem Geschäft in Sempach eine Jagdwaffe.<br />

FOTO TONI GREBER<br />

Sich Schützen als Grundbedürfnis<br />

Warum gibt es Leute, die sich mehr zu<br />

Waffen hinzugezogen fühlen als andere?<br />

«Der Mensch kennt seit Urzeiten das tiefe<br />

Bedürfnis, sich zu schützen», erklärt<br />

Peter Boller. Einige<br />

hätten dieses heute<br />

noch stärker in sich<br />

als andere. «Sie<br />

wollen sich im<br />

schlechtesten Fall<br />

verteidigen können.»<br />

Doch das habe gar nichts mit<br />

Mordlust zu tun, seien doch viele davon<br />

die friedliebendsten Menschen.<br />

Natürlich gebe es auch solche, die mit<br />

einem Gewehr jemand anderes oder<br />

sich selber töten. Doch dieser Trieb<br />

gründe nicht <strong>auf</strong> der Verfügbarkeit eines<br />

Gewehres, sondern habe mit grossen<br />

persönlichen oder familiären Problemen<br />

zu tun. «Solche Menschen töten<br />

so oder so. Wenn sie kein Gewehr<br />

haben, so greifen sie zum Messer», ist<br />

Peter Boller überzeugt.<br />

Überhaupt plädiert der Büchsenmacher<br />

dafür, sich vorerst zu informieren, und<br />

«Der Mensch kennt<br />

seit Urzeiten das tiefe<br />

Bedürfnis, sich zu<br />

schützen.» PETER BOLLER<br />

erst dann ein Urteil zu fällen. Als Beispiel<br />

nennt er den Waffensammler, der<br />

– so meint zumindest der Laie – zehn<br />

gleiche Pistolen in der Sammlung habe.<br />

«Doch das stimmt nicht», sagt Peter<br />

Boller. Diese Pistolen<br />

unterscheiden<br />

sich in kleinen Nuancen<br />

voneinander,<br />

etwa bei der<br />

Mechanik oder<br />

dem Aussehen.<br />

«Das geht es nicht um Mordlust, sondern<br />

um die Liebe zum Detail.»<br />

Dennoch, ob Gewehr oder Pistole, sie<br />

alle haben in Teilen der Bevölkerung ein<br />

schlechtes Image. «Das ist ein hausgemachtes<br />

Problem der Waffengegner», ist<br />

Peter Boller überzeugt. Dass sich Waffenbesitzer<br />

demgegenüber gegen eine Verschärfung<br />

der Gesetzgebung einsetzen<br />

würden, habe nichts mit Fanatismus zu<br />

tun. «Wir haben in der Schweiz eine der<br />

europaweit liberalsten Waffengesetzgebungen»,<br />

sagt Peter Boller. Und das sei<br />

Waffenliebhabern wichtig. «Nicht, um<br />

Missbrauch zu betreiben, sondern um<br />

die Gewissheit zu haben, eine bestimmte<br />

Freiheit zu besitzen. Sollte diese Freiheit<br />

abgeschafft werden, wäre das für sie<br />

ein grosser Verlust.»<br />

Höchst anspruchsvoller Sport<br />

«Der Schiesssport wird heute oft unterschätzt»,<br />

sagt Peter Boller. Für ihn wäre<br />

es sogar vorstellbar, diesen in der Schule<br />

stärker zu fördern. «Das Schiessen verlangt<br />

vom Schützen von Anfang bis zum<br />

Ende einer Übung die volle Konzentration<br />

ab und ist damit körperlich und mental<br />

höchst anspruchsvoll.» Im Gegensatz<br />

etwa zum Tennis, wo ein Spieler auch<br />

mal einen schlechten Satz abliefern<br />

könne, möge es dies beim Schiesssport<br />

nicht leiden. «Schon ein grober Fehlschuss<br />

kann sich in der Endabrechnung<br />

fatal auswirken.»<br />

Dennoch leiden die Schützenvereine<br />

heute teilweise an einer gewissen<br />

Überalterung. «Das hat weniger damit<br />

zu tun, dass die Jugend nicht mehr<br />

schiessen will», erzählt Peter Boller.<br />

Vielmehr würden sich viele ganz einfach<br />

nicht mehr zu etwas Bestimmten<br />

verpflichten wollen. Auch hielten viele<br />

Eltern ihre Kinder aus Imagegründen<br />

davon ab, in einen Schützenkurs<br />

zu gehen. «Als junger Schütze<br />

schwimmt man heute gegen den<br />

Strom, und das gefällt nicht.»<br />

Vom Sch<strong>auf</strong>enster fern halten<br />

Peter Boller hat in Aarau die Kanti besucht,<br />

sie aber nach ein paar Jahren abgebrochen.<br />

Er hat damals viel Zeit im<br />

Geschäft eines Büchsenmachers verbracht<br />

und sich irgendeinmal dazu entschlossen,<br />

«dieses<br />

faszinierende<br />

Handwerk» zu erlernen.<br />

«Da sich<br />

mein Vater, der<br />

Akademiker war,<br />

dagegen wehrte,<br />

musste ich bis zur Volljährigkeit warten,<br />

um damit beginnen zu können», erinnert<br />

er sich. Bereut habe er es bis heute<br />

nicht, obwohl es bestimmt nicht der<br />

einträglichste Beruf sei.<br />

Unter einem schlechten Image leidet der<br />

Büchsenmacher im Städtchen Sempach<br />

«Als junger Schütze<br />

schwimmt man gegen<br />

den Strom, und das<br />

gefällt nicht.» PETER BOLLER<br />

nicht. «Wer mich kennt, akzeptiert<br />

mich», sagt Peter Boller. Einzig früher<br />

hätten Mütter ihre Kinder immer wieder<br />

vom Sch<strong>auf</strong>enster weggezogen. Heute<br />

beobachte er das allerdings weniger.<br />

Mit Spinnern und Waffennarren hat es<br />

der 64-Jährige in seinem Geschäft kaum<br />

mehr zu tun. «Seit Waffen nur noch an<br />

Leute mit Waffenscheinen verk<strong>auf</strong>t<br />

werden dürfen, haben Leute mit problematischem<br />

Lebensl<strong>auf</strong> sowieso keine<br />

Chance mehr, <strong>auf</strong> legalem Weg eine<br />

Waffe zu erwerben», erklärt Peter<br />

Boller.<br />

Schon mehrere<br />

Male hat man hingegen<br />

versucht, in<br />

seinem Geschäft<br />

einzubrechen. Vor<br />

allem während des<br />

Kosovo-Krieges. Gelungen ist es allerdings<br />

nur ein einziges Mal, als die Einbrecher<br />

mit einem Geländewagen die<br />

Halterung des mit Panzerglas gesicherten<br />

Sch<strong>auf</strong>ensters herausrammten.<br />

«Die Beute hat sich aber kaum gelohnt»,<br />

erinnert sich Peter Boller. TONI GREBER<br />

AKTUELLES WISSEN<br />

Eltern sollen über Finanzen reden<br />

ERZIEHUNG ELTERN KÖNNEN IHRE KINDER VOR JUGENDVERSCHULDUNG SCHÜTZEN<br />

Die jüngsten Zahlen sind alarmierend:<br />

Noch nie gab es so viele<br />

Schuldner. Gerade Jugendliche<br />

gehören zur grössten Risikogruppe.<br />

Deshalb fördert Pro<br />

Juventute eine Prävention, die in<br />

der Familie beginnt.<br />

Gerade Anfang Jahr ist das Geld bei vielen<br />

knapp, und viele Eltern sind überfordert,<br />

wenn es mit ihren Kindern zu<br />

Diskussionen um Konsum-Anschaffungen<br />

kommt. Für Urs Kiener, Leiter<br />

Pro Juventute Produkte, ist klar: «Angesichts<br />

der steigenden Jugendverschuldung<br />

müssen sich Eltern zum Thema<br />

Finanzkompetenz informieren», sagt<br />

Kiener. Denn: «Nur informierte Eltern<br />

sind kompetente Eltern.» Darum lanciert<br />

Pro Juventute Elternabende unter<br />

dem Titel«Alles rund ums Geld», in deren<br />

Rahmen Pro Juventute mit Elternbildnern<br />

Eltern dabei unterstützen, ihren<br />

Kindern Finanzkompetenz nachhaltig<br />

zu vermitteln.<br />

Schule hilft mit<br />

Schulen und Eltern<br />

können das<br />

Angebot bei den<br />

regionalen Pro<br />

Schon jeder fünfte<br />

Jugendliche in<br />

der Schweiz hat<br />

Schulden.<br />

Juventute-Vereinen<br />

buchen.<br />

Die Pro Juventute Elternabende «Alles<br />

rund ums Geld» sind so <strong>auf</strong>gebaut,<br />

dass sie eine ideale Ergänzung zu den<br />

Pro Juventute Finanzkompetenz-Lehrmitteln<br />

für Schulen bilden.<br />

Neben Schulungen für die Unterstufe,<br />

beinhaltet das Elternabend-Programm<br />

insbesondere auch Schulungseinheiten<br />

für Eltern von Oberstufe-Schülerinnen<br />

und Schülern.<br />

Grosse Besorgnis<br />

Die frühe Förderung<br />

von Finanzkompetenz<br />

ist essenziell.<br />

Denn schon jeder<br />

fünfte Jugendliche<br />

in der Schweiz hat<br />

Schulden. Besonders<br />

besorgniserregend sind die Erhebungen<br />

des Verbandes Schweizerischer<br />

Inkassotreuhandinstitute, die<br />

zeigen, dass die Zahl säumiger Schuldner<br />

noch nie so hoch war.<br />

Zu viele verlockende Angebote<br />

Onlineshopping, Handyrechnungen<br />

oder Leasingverträge verleiten gerade<br />

Jugendliche zu Schulden. Eine aktuelle<br />

Studie der Universität Zürich stufte<br />

demnach rund 55 Prozent der befragten<br />

Jugendlichen als schuldengefährdet<br />

ein.<br />

Darum setzt Pro Juventute die Prävention<br />

dort an wo sie zu einem frühen<br />

Zeitpunkt am effektivsten ist: in der<br />

Familie. Überhaupt ist es das Ziel von<br />

Pro Juventute, Kinder und Jugendliche<br />

mit ihren Eltern <strong>auf</strong> dem Weg zu selbstund<br />

sozialverantwortlichen Persönlichkeiten<br />

zu unterstützen. RED<br />

Weitere Informationen finden sich <strong>auf</strong><br />

<strong>www</strong>.Projuventute.ch<br />

Geld verdienen<br />

mit Hochstammobst<br />

HOHENRAIN Hochstammbäume sind<br />

für die Natur von grossem Wert. Und<br />

entgegen allen Unkenrufen sind sie<br />

auch wirtschaftlich interessant. Genau<br />

dieses Thema steht im Zentrum der<br />

ersten Schweizerischen Hochstammobsttagung<br />

in Hohenrain.<br />

Hochstammbäume wurden lange verschmäht,<br />

verachtet und vernichtet.<br />

Doch nun erleben sie eine Renaissance.<br />

Auslöser ist der Markt: Immer mehr<br />

Konsumenten k<strong>auf</strong>en Hochstammprodukte.<br />

Für sie zählt das qualitative Naturprodukt<br />

und gleichzeitig die Freude,<br />

damit einen Beitrag zur Rettung der<br />

Hochstammkultur zu leisten. Wichtig<br />

ist nun, dass die Produzenten und die<br />

landwirtschaftlichen Kreise sich näher<br />

mit dem Thema befassen.<br />

RED<br />

Erste Schweizerische Hochstammobsttagung,<br />

Donnerstag, 10. <strong>Februar</strong>, 1<strong>3.</strong>15 bis 16 Uhr,<br />

BBZN Hohenrain.

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