Das Generalgouverments - Biblioteka Multimedialna Teatrnn.pl
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eine außerordentliche Rolle. Aus Krakau zogen viele zu, wie überhaupt zwischen Lublin und<br />
der Krönungsstadt Polens recht enge Beziehungen bestanden.<br />
Die neuen Bürger mußten einen Eid ablegen, dem Stadtrat treu und gehorsam zu sein in allen Nöten,<br />
vor allem mußten sie auch militärische Dienste leisten und im Krieg und Frieden Mauer und Tore<br />
bewachen. So hatten die Tuchmacher im 15. und 16. Jahrhundert das Burgtor zu hüten.<br />
Wir sehen also, wie die Stadt als Gemeinwesen dem einzelnen zum Teil erhebliche Pflichten aufbürdete.<br />
Solche Vorsichtsmaßregeln militärischer Art waren nur zu gerechtfertigt, blieb doch Lublin durch<br />
seine Lage immer wieder feindlichen Einfällen aus dem Osten ausgesetzt. Nachdem die Stadt 1491<br />
durch ein gewaltiges Feuer heimgesucht worden war, entging sie 1499 einem Überfall durch die<br />
Tataren nur knapp, erlitt aber schon im folgenden Jahr durch diese Horden schweren Schaden.<br />
Der bedeutendste politische Akt, der sich mit dem Namen Lublins verbindet, war der Abschluß<br />
der Union zwischen Polen und Litauen auf dem bereits zum 23. Dezember 1568 einberufenen,<br />
erst am 10. Januar 1569 feierlich mit der Begrüßung König Sigismund Augusts, des letzten Jagiellonen,<br />
durch den Marschall eröffneten Reichstag. Am 1. Juli 1569 nahmen die Litauer den polnischen<br />
Unionsentwurf an.<br />
Mit dem Aussterben der Jagiellonen geht auch Lublins Bedeutung stark zurück. Zwar kommt der<br />
Stadt als Sitz des durch König Stephan Bathory 1578 eingerichteten königlichen Obersten Gerichtshofs<br />
für Kleinpolen, des Tribunals, auch in Zukunft stets ein gewisses Ansehen zu, aber infolge<br />
Verlagerung des Handels, bedingt durch die wachsende Bedeutung des Getreideexportes, kann sie<br />
mit dem immer stärker emporkommenden Warschau bald nicht mehr konkurrieren.<br />
Trotz dieses Rückgangs der politischen Bedeutung der Stadt blieb sie laufend ein Ziel deutscher Einwanderer,<br />
vor allem, seit mit der Reformation hier Kalvinisten, Arianer und Lutheraner Zuflucht<br />
gefunden hatten. Ein Zeichen für die Bedeutung der protestantischen Deutschen in Lublin<br />
ist die Tätigkeit des Valentin Schmalz, der am 12. Mai 1572 zu Gotha in Thüringen geboren worden<br />
war, nach langen Wanderungen 1592 in Polen ankam und 1598 in die Lubliner Gemeinde berufen<br />
wurde. Die bedeutendsten Mitglieder der Protestanten in der zweiten Hälfte des 16. und im Anfang<br />
des 17. Jahrhunderts waren Ärzte, Goldschmiede und Handwerker. Es kann überhaupt seit Beginn<br />
des 17. Jahrhunderts eine zunächst schwache neue Einwandererwelle in Lublin festgestellt<br />
werden, die nach den Hemmnissen durch die Pest von 1625 un d 1629 und die religiösen Unruhen<br />
der Jahre 1627/28, deren Anstiftung vor allem den Jesuiten zuzuschreiben war, immer kräftiger wird.<br />
Die freie Geisteshaltung in Lublin war es also nicht mehr, die einen Anreiz zur Zuwanderung bildete,<br />
sondern der Drang, fern von den Greueln des Dreißigjährigen Krieges im Osten eine neue Heimat<br />
zu finden.<br />
<strong>Das</strong> gerade aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als einziges erhaltene Lubliner Bürgerbuch<br />
zeigt für die Zeit von 1605—1626 siebenhundertfünfundfünfzig Neubürger auf, wo außer Polen und<br />
Deutschen alle möglichen Nationen vertreten sind. Aber unter den westlichen Herkunftsländern steht<br />
das Deutsche Reich mit 50 bei weitem an der Spitze. Unter Berücksichtigung aller für deutsche<br />
Abstammung in Frage kommenden Faktoren wird man von den Neubürgern der Jahre 1605—1626<br />
sogar über hundert, also mindestens 13,4%, als Deutsche bezeichnen können.<br />
Wenn sich auch viele deutsche protestantische Bürger, die wohl zahlenmäßig den Katholiken zunächst<br />
gleichkamen, verpflichten mußten, binnen Jahresfrist katholisch zu werden, so dürfte sich doch eine<br />
evangelische Gemeinde trotz aller Anfeindungen dauernd gehalten haben. Allerdings mußte der<br />
Gottesdienst zeitweise in den Nachbarorten Belzyce und Piaski besucht werden. Piaski erhielt<br />
davon später den Namen Piaski Luterskie, lutherisches Piaski. Kalviner- und Arianergemeinden<br />
sind jedenfalls von 1550 an in Lublin nachweisbar, in Belzyce Kalviner, in Piaski Kalviner und<br />
Lutheraner. Ihre Bemühungen galten vor allem auch der Hebung des Schulwesens.<br />
Auffallend viele von den Lubliner Handwerkern der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren Goldschmiede.<br />
Unter ihnen befanden sich, wie das ab 1580 erhaltene Zunftbuch zeigt, recht viele Deutsche.<br />
Einige Namen als Beispiele: Jakob Demens oder Dimens, Nikiel (Nikolaus) Dickman (auch<br />
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