05.11.2013 Aufrufe

Ausgabe 7/2011 - Shopping-Intern

Ausgabe 7/2011 - Shopping-Intern

Ausgabe 7/2011 - Shopping-Intern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

50 50 familie & zuhause<br />

familienfest<br />

zerreissprobe<br />

von Prof. Dr. Gerti Senger, Sexualtherapeutin<br />

Die Atmosphäre ist zum Zerreißen<br />

gespannt: Beiläu fige Bemerkungen<br />

sind so spitz, dass sie aus einer Weihnachtskugel<br />

mühelos ein Teesieb<br />

machen könnten. Und wenn Blicke<br />

töten würden, fielen das plärrende<br />

Kleinkind, der zigarrenrauchende Onkel<br />

und mein Liebster, der mit einem<br />

Gesichtsausdruck bei Tisch sitzt, als<br />

hätte er Mumps und Durchfall gleichzeitig,<br />

auf der Stelle tot um: Das muss<br />

das weihnachtliche Fa milienessen<br />

sein. Hilft mein Bester beim Servieren,<br />

grinst irgend jemand viel sagend:<br />

„Den hast du aber gut abgerichtet.“<br />

Hält er sich im Hintergrund, wird gestichelt:<br />

„Na, wie fühlt man sich denn,<br />

wenn man so ver wöhnt wird?“ Für Geschenke,<br />

die ich mühsam ausge sucht<br />

habe, wird überschwänglich gedankt<br />

und dann in der Küche gefragt, wo<br />

man sie umtauschen kann.<br />

tipp<br />

Gar nicht erst zu reden von den anzüglichen Bemer kungen, die nicht nur<br />

mein Siebzehnjähriger einstecken muss: „Schade, dass Ausgehen kein<br />

Maturafach ist.“ Oder: „Hast du voriges Jahr auch schon Pickel gehabt?“<br />

Überhaupt, die Kinder! Ich könnte jedem der lieben Verwandten, der mir in<br />

puncto Kindererzie hung gute Tipps geben will, an die Gurgel gehen. Das<br />

gilt umgekehrt aber auch für die pubertierenden Fami lienmitglieder, für die<br />

ein Familienfestessen schlimmer als eine Mathe-Schularbeit ist und die nur<br />

mit eisernen Drohungen „Du gehörst zur Familie, und wehe, wenn du nicht<br />

da bist / dich nicht gut benimmst / freche Be merkungen machst / eine nach<br />

der anderen rauchst. . .“ bei der Stange zu halten sind.<br />

Gibt es schon beim Thema „Kind“ Spannungen, finden politische Diskussionen<br />

nur in einer Lautstärke von 110 Dezibel statt. Dafür ist das eisige<br />

Schweigen geradezu körperlich spürbar, wenn die sechzigjährige, angeheiratete<br />

Cousine meine Idee, einen Tanzkurs zu besuchen, mit der Bemerkung<br />

quittiert: „Ach, du meinst das Seniorentanzen.“<br />

Seltsamerweise habe ich dennoch eine Schwäche für Familienzusammenkünfte.<br />

Ich freue mich auf die fei erlichen Mahlzeiten, auf die verschrobenen<br />

oder un freundlichen Familienmitglieder, ja sogar auf die Hek tik des Vorbereitens.<br />

Der Soziologe Dieter Claessens sagte einmal, dass eine Familie<br />

so etwas wie eine „vi brierende Einheit“ sei. Wie vibrierend diese Einheit<br />

sein kann, haben Sie vielleicht selbst gestern oder heute beim Mittag- oder<br />

Abendessen gespürt. Aber wäre es anders besser? Wäre es wirklich schöner,<br />

säßen Sie al leine da? Wenn ich mir die Stille ausmale, die dann um<br />

mich herum wäre, dann packt mich eine so wilde Zärt lichkeit für meine unmögliche<br />

Familie, dass ich beim Abschied hundertprozentig sagen werde:<br />

„Ihr kommt doch hoffentlich bald wieder...“<br />

Quellennachweis: „Mit Lust und Liebe“, erschienen im Ullstein Verlag<br />

Fotos: Fotolia, zVg<br />

Birgit Dittrich<br />

Lebens- und Sozialberatung<br />

ist die professionelle Beratung und<br />

Betreuung von Menschen in Problemund<br />

Entscheidungssituationen.<br />

Ziel ist es, belastende oder schwer zu<br />

bewältigende Situationen zu erleichtern,<br />

zu verändern und der individuellen<br />

Lösung des Klienten zuzuführen.<br />

www.lsb-limes.at<br />

T: 0664 49 48 220<br />

Buchvorstellung<br />

Dr. Gerti Senger & Dr. Walter Hoffmann: „Schräglage“<br />

Auf der Jagd nach dem Glück geraten Frauen und Männer aller Altersgruppen<br />

in eine Schräglage zwischen Übermaß und Defizit. Aber es<br />

zeichnet sich eine Trendwende ab: Durch die zunehmende Sehnsucht<br />

nach emotionaler Stabilität und Orientierung besinnt man sich auf alte<br />

Werte und Tugenden ...<br />

319 Seiten, Goldegg ISBN-10: 3902729392 ISBN-13: 9783902729392<br />

www.gerti-senger.at<br />

SCS SHOPPING intern 7/<strong>2011</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!