AMMLER ZITIG - Amden

8 Amden Aktuell
Nr. 9 / September 2012
Wertvoll
Kolumne von Rita Rüdisüli
Die Zeit drängte, der Abreisetermin
rückte immer näher. Geplant hatte die
junge Frau die Reise ja schon längst. Sie
wollte endlich einmal über den grossen
Ozean fliegen. Der Reisepass war vorhanden,
der Flug gebucht und die Ferien
vom Geschäft bewilligt. Dollars waren
bestellt, die Kreditkarte eingetroffen.
Doch dann wurde die Zeit doch noch
knapp. Genau in der Reisewoche gab es
im Betrieb viele Arbeiten zu erledigen.
Arztkontrollen und Brillenanpassungen
mussten jeweils am Abend noch erledigt
werden. Und um den Koffer vorzeitig zu
packen, reichte die Zeit schon gar nicht
aus. Zudem stellte die Reiselustige fest,
dass der Code für die Kreditkarte noch
ausstehend war. Die Bank versprach auf
Anfrage, nochmals einen Code zu bestellen,
bzw. zu senden.
Hektischer ging‘s beim Kofferpacken
zu und her. Für den Flug war das zugelassene
Gepäcksgewicht 23 Kilogramm.
Der Koffer allein wog schon ganze vier
Kilos, der Inhalt war auch nicht schwerelos.
Um das Gewicht des Koffers zu ermitteln,
wog die junge Frau zuerst sich
selbst, dann stand sie mit dem Koffer
auf den Armen nochmals auf die Waage.
Und dann entfuhr ihr ein Schrei: Der
Koffer sei viel zu schwer, rief sie entsetzt.
Ich vermutete, dass der Koffer mit
lauter schweren Stücken, wie Haar-Fön,
Wanderschuhen oder Büchern beladen
worden sei. Ein Blick in den nun wieder
geöffneten Koffer zeigte aber nur leichte
Kleider. Wir verstanden die Welt nicht
mehr. Sie entfernte schweren Herzens
zahlreiche Shirts und Hosen. Dabei wurde
sie von ihrer Cousine beraten.
Diese opferte sich auch, den zweiten Test
mit der Waage zu machen. Nun war der
Koffer plötzlich viel zu leicht. Die Bald-
Reisende hatte sich nämlich beim ersten
Wägen leicht verrechnet…
Ein persönliches Highlight erlebte ich
am Reisemorgen. Wenn wir als Kinder
die eine oder andere Arbeit nicht befriedigend
ausführten, sagten die Erwachsenen
manchmal, wir seien für diese Aufgaben
keinen „Cent“ wert. Nun lag doch
am Morgen ein „One Cent-Stück“ für
mich bereit. Also bin ich nun fortan doch
einen Cent wert!!
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