und Pensionsfonds in ausgewählten Ländern - Heinlein

zukommen. Aus Sicht der institutionellen Investoren besitzen die persönlichen Gespräche mit den
Mitgliedern des Vorstands das größte Einflusspotenzial. 20 Die mittlerweile weltweit geltenden
Regeln zur Verhinderung von Insiderhandel erschweren zwar die Verbreitung von
bewertungsrelevanten Informationen in diesen One-on-Ones. Vor dem Hintergrund der Free-
Riding-Problematik einer aktiven Corporate Governance erlangen viele institutionellen Investoren
in diesen persönlichen Gesprächen dennoch ökonomische Informationsvorteile. So können sie
noch im Rahmen des legalen Bereichs durch Vorstände detailliertere Interpretationen einer der
Bereichsöffentlichkeit bekannt gegebenen Ad-hoc Meldung erhalten. Außerdem gewinnen sie in
den One-on-Ones einen besseren Eindruck über die Kompetenzen und Fähigkeiten des
Managements.
Die SEC hat angesichts der Bedeutung der persönlichen Gespräche und Analystenkonferenzen
neue Regeln, die sogenannte „Regulation Fair Disclosure“, durchgesetzt, die aus Sicht der fairen
Behandlung aller Anlegergruppen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müssten. Der
amerikanische Kapitalmarkt kann in dieser Hinsicht der deutschen Praxis folgen. 21 Die weit
verbreitete Praxis, den Wertpapieranalysten der führenden Brokerhäuser wichtige Nachrichten
bereits vorab exklusiv zu übermitteln, steht in Deutschland unter Strafe. Zur Lösung des Problems
der fairen Informationsverbreitung bietet sich das Internet an. Durch Übertragung der
Analystenkonferenzen im Internet kann auf kostengünstige Weise sichergestellt werden, dass
zeitgleich mit den Analysten die Bereichsöffentlichkeit informiert und somit die Chancengleichheit
aller Anleger gewährleistet wird. Damit wird die Erzielung von Informationsvorsprüngen der
institutionellen Anleger immer schwieriger. Dies verringert den Anreiz zur aktiven
Auseinandersetzung mit den Unternehmen. Investment- und Pensionsfonds werden deshalb in
Zukunft nur geringen direkten Einfluss (direct voice) auf Unternehmen ausüben, da in technisch
effizienten Märkten den Kosten der Einflussnahme kein ausreichender individueller Return
gegenübersteht.
Bei einer direkten Einflussnahme auf das Management fallen positive Effekte aus Shareholder
Activism allen Shareholdern zu, während die damit verbundenen Kosten allein vom aktiven
Shareholder zu tragen sind. Der hohe Wettbewerbsdruck zwischen den institutionellen Investoren
und der hohe Grad an Transparenz lädt geradezu zum Free Riding auf die Anstrengungen anderer
ein. Institutionelle Investoren werden zukünftig immer weniger in der Lage sein, zusätzliche Erträge
aus Shareholder Activism wenigstens zum Teil zu privatisieren.
20
21
Vgl. STEIGER (2000) für Deutschland.
„The all-too-common practice of selectively disseminating material information is a disservice to investors and
undermines the fundamental principle of fairness“ (Arthur Levitt, Präsident der SEC).
29