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und Pensionsfonds in ausgewählten Ländern - Heinlein

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Die Liste der Beispiele für Konflikte zwischen dem Streben der Fondsmanager nach Shareholder-<br />

Value-Maximierung <strong>und</strong> dem Unterlaufen nationaler Ethiknormen bei <strong>in</strong>ternationalen Investments<br />

lässt sich erheblich erweitern. Beispielsweise wird <strong>in</strong> Deutschland die K<strong>in</strong>derarbeit nicht nur<br />

moralisch abgelehnt, sondern auch durch strenge Gesetze verboten. Im Gegensatz hierzu f<strong>in</strong>det<br />

K<strong>in</strong>derarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen asiatischen, südamerikanischen <strong>und</strong> afrikanischen Kulturen angesichts<br />

völlig anderer Lebensumstände e<strong>in</strong>e abweichende moralische Bewertung. K<strong>in</strong>derarbeit wird dabei<br />

teilweise auch unter besonders menschenunwürdigen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen als billiger<br />

Produktionsfaktor e<strong>in</strong>gesetzt. Generell ist zu beobachten, dass <strong>in</strong> Entwicklungsländern die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Bezug auf Arbeitszeit <strong>und</strong> Arbeitsschutzvorrichtungen wesentlich schlechter<br />

ausgeprägt s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> den großen Industrienationen. Hat e<strong>in</strong> Fondsmanager <strong>in</strong> Unternehmen<br />

<strong>in</strong>vestiert, <strong>und</strong> dies können auch Unternehmen des heimischen Marktes se<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> diesen<br />

<strong>Ländern</strong> produzieren, so unterläuft er hiermit <strong>in</strong>direkt die ethischen Standards se<strong>in</strong>es<br />

Heimatlandes. Würde er andererseits auf diese Investments verzichten, so könnte die<br />

unbeabsichtigte Konsequenz e<strong>in</strong>e noch stärkere Verarmung der Dritte-Welt-Länder se<strong>in</strong>.<br />

Die <strong>in</strong>ternationale Verflechtung der Güter- <strong>und</strong> Kapitalmärkte stellt primär e<strong>in</strong> Problem für die<br />

oberste Stufe der Instititutionenethik dar. E<strong>in</strong>e befriedigende Lösung dieses ethischen Problems<br />

lässt sich am ehesten im Rahmen e<strong>in</strong>er sehr starken <strong>und</strong> mit weitreichenden Kompetenzen<br />

ausgestatteten UNO vorstellen. E<strong>in</strong>e derartige Ethikweltbehörde ist <strong>in</strong> naher Zukunft aber kaum zu<br />

erwarten. Bereits bei der Durchsetzung ganz gr<strong>und</strong>legender Menschenrechte erweist sich die UNO<br />

immer noch als viel zu hilflos. Angesichts dieses Dilemmas könnte man <strong>in</strong> Betracht ziehen, für die<br />

Investmentfonds im Gesetz über die Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) restriktive<br />

Anlagevorschriften zu erlassen, die für alle weltweiten Investments die national def<strong>in</strong>ierten<br />

Ethiknormen verb<strong>in</strong>dend erklären. E<strong>in</strong> derartiges Vorgehen würde die deutschen Investmentfonds<br />

aber erheblich benachteiligen. Zahlreiche rentable Investments würden ihnen verwehrt bleiben <strong>und</strong><br />

bei der Kontrolle der Unternehmen, <strong>in</strong> die sie <strong>in</strong>vestieren, würden sehr hohe Überwachungskosten<br />

bei den Fonds <strong>und</strong> bei den Aufsichtsbehörden entstehen. Die Gesellschaft kann folglich ihr<br />

Unvermögen zum weltweiten Durchsetzen ihrer ethischen Standards nicht den nationalen<br />

Investmentgesellschaften durch hohe Auflagen anlasten. Andererseits wird dabei offenk<strong>und</strong>ig,<br />

dass das mit der Globalisierung der Weltwirtschaft verb<strong>und</strong>ene System des Aushöhlens hoher<br />

ethischer Normen durch Niedrigstandards bei Billiganbietern bestehen bleibt <strong>und</strong> auf<br />

mult<strong>in</strong>ationaler Ebene e<strong>in</strong>er befriedigenden Lösung zugeführt werden muss.<br />

In Bezug auf e<strong>in</strong>e möglichst gute ökonomische Performance mag der Markt besonders effizient<br />

funktionieren. Hoher Wettbewerb garantiert aber ke<strong>in</strong>esfalls moralisches Marktverhalten. Insofern<br />

legen es gesellschaftliche Wertvorstellungen <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere auch abendländische Moralbegriffe<br />

nahe, das Marktgeschehen <strong>in</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>zupassen, die den ständigen Konflikt<br />

zwischen Markt <strong>und</strong> Moral berücksichtigen. Es ist e<strong>in</strong>e Herausforderung an die Politik, die<br />

ethischen Restriktionen <strong>in</strong> der Marktwirtschaft so zu gestalten, dass e<strong>in</strong>erseits die Würde des<br />

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