Universitätsblätter 2012 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Abb. 4: Sicherheit statt Marktwirtschaft?<br />
3.2 Stabilisierung und Redimensionierung<br />
der Finanzwirtschaft<br />
Nach dem Kollaps von Lehman Brothers im<br />
Herbst 2008 bestand rasch Einvernehmen, dass<br />
der Staat für wirksamere Spielregeln und mehr<br />
Regulierung der Finanzmärkte sorgen muss; internationale<br />
Initiativen (G20) haben klare Zeichen<br />
in diese Richtung gegeben und umfassende<br />
Maßnahmen in Europa und Amerika angestoßen.<br />
Im Kern geht es um zwei Felder.<br />
Systemische Sicherheit: Die wichtigsten<br />
Maßnahmen zielen darauf ab, das Bankensystem<br />
krisenfester zu machen. Im Mittelpunkt<br />
stehen strengere Eigenkapitalanforderungen<br />
für Banken, die im Rahmen des internationalen<br />
Gremiums der Zentralbanken und Bankaufseher<br />
(Basel-Komitee) als „Basel III“-Standard<br />
grundsätzlich beschlossen wurden. Dadurch<br />
soll das Wachstum der kreditfinanzierten Vermögensanlage<br />
gebremst werden und das kapitalmarktorientierte<br />
Bankgeschäft redimensioniert<br />
werden (De-Leveraging).<br />
Marktregulierung: Auch die Funktionsfähigkeit<br />
der Märkte und die Governance der Marktakteure<br />
wird stärker reguliert. Hervorzuheben<br />
sind hier z.B. eine stärkere Kontrolle der außerbörslichen<br />
und weitgehend unregulierten Mär-<br />
kte für Finanztermingeschäfte und Vergütungsvorschriften,<br />
die Kurzfristorientierung und das<br />
Eingehen exzessiver Risiken bremsen sollen. Darüber<br />
hinaus ist eine Fülle von Einschränkungen<br />
für bestimmte Akteure, Produkte oder Märkte<br />
vorgesehen oder zumindest in Diskussion, die<br />
bestimmte Risiken mit sich bringen oder deren<br />
Nutzen bezweifelt wird. Das reicht von Hedge-<br />
Fonds über Hochfrequenz-Börsenhandel bis hin<br />
zu Finanzterminhandel mit Agrarrohstoffen<br />
oder komplexe Finanzprodukte für Normalanleger.<br />
Ob die Maßnahmen ausreichen, ist indes umstritten.<br />
Vielen gelten die Quoten, mit denen<br />
Bankaktiva durch Eigenkapital zu unterlegen<br />
sind, um Bankrisiken zu begrenzen, schlicht als<br />
zu großzügig. Zudem ist der Problemkreis der<br />
systemisch relevanten Banken (too big to fail)<br />
noch nicht fixiert. Derartige Banken müssen –<br />
da im Falle Existenz bedrohender Verluste der<br />
Staat unvermeidlich eintreten muss – entweder<br />
zusätzliche Verlustpuffer aufbauen oder Vorkehrungen<br />
treffen, um im Insolvenzfall ohne<br />
gravierende Nebenfolgen abgewickelt werden<br />
zu können. Weiterhin ist zuletzt deutlich geworden,<br />
dass die Bankenregulierung ins Leere<br />
laufen kann, wenn Bankgeschäfte in so genannte<br />
„Schattenbanken“ (Institutionen oder<br />
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