Ernst Topitsch: Naturrecht im Wandel des Jahrhunderts
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78 AUFKLÄRUNG UND KRITIK März 1994 Nr. 1<br />
miteinbeziehen. Beide erzeugen auf unterschiedliche<br />
Weise faszinierende Bilder<br />
ohne Realitätsbezug.<br />
Diese drei Fälle müssen zunächst gesondert<br />
betrachtet werden.<br />
Ein deterministisches System wird<br />
auf einen Input x(t) <strong>im</strong>mer in unveränderlicher<br />
Weise mit einem identischen<br />
Output y(t) aufwarten, falls sich das<br />
System selbst <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> gleichen Zustand<br />
befindet. Das bedeutet, daß das<br />
System durch den Input <strong>im</strong> Inneren angeregt<br />
wird und daraufhin innerhalb <strong>des</strong><br />
Systems die entsprechenden Wirkmechanismen<br />
ablaufen, die zu einem<br />
festen Output führen.<br />
5. Zufall und Notwendigkeit<br />
Es wird <strong>im</strong>mer wieder behauptet, daß<br />
die Chaosforschung gezeigt habe, daß<br />
die Kausalität außer Kraft gesetzt worden<br />
sei. Diese Ansicht ist zweifelsohne<br />
falsch. Sie entspringt einer unseriösen<br />
Effekthascherei, die mit Halbwahrheiten<br />
operiert.<br />
Um deutlich werden zu lassen, in<br />
welcher Weise die Chaosforschung Aussagen<br />
zur Kausalität macht, sind zunächst<br />
einige allgemeine Anmerkungen zum<br />
Thema Zufall und Notwendigkeit erforderlich.<br />
5.1 Das Input-Outputverhalten<br />
eines Systems<br />
Ein System reagiert auf einen Input<br />
mit einem entsprechenden Output. Hierbei<br />
sind drei Fälle möglich. Auf einen<br />
definierten, festen Input reagiert das<br />
System<br />
a) deterministisch<br />
b) stochastisch<br />
c) indeterminiert<br />
Input x(t) Ablauf <strong>im</strong> Output y(t)<br />
Inneren <strong>des</strong> Systems<br />
z(t)<br />
Bild 18: Das deterministische System<br />
Beispiel 1<br />
In einen Blumenautomaten wird Geld<br />
eingeworfen. Als Folge laufen <strong>im</strong> Inneren<br />
<strong>des</strong> Automaten Vorgänge ab, die<br />
dazu führen, daß als Output ein Blumenstrauß<br />
erscheint. Als deterministisches<br />
System wird der Blumenautomat auf den<br />
Einwurf eines Geldstückes <strong>im</strong>mer mit<br />
der Ausgabe eines Blumenstraußes aufwarten.<br />
Voraussetzung ist allerdings, daß<br />
sich der Blumenautomat <strong>im</strong>mer in demselben<br />
Zustand befindet.<br />
Es ist ein weitverbreiterter Irrtum, daß<br />
sich determinierte Vorgänge nur in physischen<br />
Systemen beobachten ließen.<br />
Auch biologische und psychische Prozesse<br />
folgen diesem Schema. Der Vorwurf,<br />
daß eine derartige Einsicht mechanistisch<br />
wäre, ist absurd.<br />
Beispiel 2<br />
Das System sei eine Sonnenblume,<br />
auf die Sonnenstrahlen als Input einwirken.<br />
Die Sonnenstrahlen werden <strong>im</strong> Inneren<br />
der Sonnenblume sehr komplizierte<br />
Mechanismen in Gang setzen, die<br />
letzendlich bewirken, daß sich die Blüte<br />
der Sonne zudreht. Dieser Sachverhalt<br />
ist der Output, der als Systemantwort<br />
auf Grund <strong>des</strong> Inputs beobachtet werden<br />
kann.