Dokument 1.pdf - oops - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Dokument 1.pdf - oops - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Dokument 1.pdf - oops - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
KLAUS A� SCHNEEWIND<br />
der im späten 18� Jahrhundert mit der industriellen Revolution<br />
eingeleiteten Ersten Moderne als Zweite Moderne bezeichnet –<br />
zum selbstverantwortlichen Gestalter ihren eigenen Biographie<br />
werden� Auf dem Hintergrund „verlorener Sicherheiten“, die<br />
mit den rasanten Veränderungsanforderungen einer unter immensem<br />
Konkurrenzdruck stehenden globalisierten Wirtschaft<br />
zusammenhängen, ergibt sich notgedrungener Weise das, was<br />
Heiner Keupp (1988) als „Patchwork-Identität“ und Ronald<br />
Hitzler und Anne Honer (1994) als „Bastelexistenz“ bezeichnet<br />
haben� Als Bastler seiner Existenz kann der Einzelne – so Hitzler<br />
und Honer (1994, S� 311) „Mitgliedschaften an verschiedenen<br />
Gruppierungen, Gruppen und Gemeinschaften erwerben und<br />
wieder aufgeben� Er kann, zumindest partiell, seine Arbeit, seinen<br />
Beruf, seine Vereins-, Partei- und Religionszugehörigkeiten<br />
wechseln� Er kann umziehen, sich scheiden lassen und in immer<br />
neuen Familien-Konstellationen leben� Er kann seine Habe<br />
vermehren, verkaufen und verschleudern� Er kann sich subkulturelle<br />
Stile aneignen in Habitus, Kleidung, Sprache, Sexualverhalten<br />
– oder worin auch sonst immer� Er kann sein Selbstverständnis<br />
ändern, und er kann sich neue Images zulegen�<br />
Wesentlich dabei ist: Die Integration dieser optionalen Teilzeit-<br />
Aktivitäten zu einem Lebensganzen verbleibt – als Notwendigkeit<br />
ebenso wie als Möglichkeit – ihm�“<br />
Trotz der <strong>von</strong> der sogenannten „subjektorientierten Soziologie“<br />
durchaus zur Kenntnis genommenen Janusköpfigkeit des sich<br />
selbst gestaltenden Individuums – immerhin gibt es auch Lebensumstände,<br />
die manchen Personen nicht gerade üppige<br />
Möglichkeiten ihrer Selbstgestaltung eröffnen – wird insgesamt<br />
die prinzipielle Möglichkeit, das eigene Leben selbst formen zu<br />
können, als Fortschritt gesehen� Dies gilt auch dann, wenn sich<br />
die gewonnenen Freiheiten – wie Ulrich Beck und Elisabeth<br />
Beck-Gernsheim (1994) es im Titel eines <strong>von</strong> ihnen herausgegebenen<br />
Sammelbandes zum Ausdruck bringen – als „riskante<br />
Freiheiten“ entpuppen� Wie riskant diese Freiheiten sind zeigt<br />
z�B� die Zahl der Pleiten bei Firmengründungen in den USA, die<br />
zwischen 85 und 87 % liegt� Mit anderen Worten: „Die Men-