Dokument 1.pdf - oops - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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DIETER BRÜHL / JUDITHA HELLBUSCH<br />
die Universalität der Kernfamilie nicht mittels ontogenetischer<br />
Theoriesätze begründeten, sondern mit der realen Entwicklungsdynamik<br />
der westlichen Zivilisation, die allerdings als Prototyp<br />
für eine allgemeine Entwicklung einer Weltzivilisation<br />
angenommen wird�<br />
Diese Entwicklungsdynamik besteht für ihn vor allem in den<br />
Industrialisierungs- und Urbanisierungsprozessen der westlichen<br />
Hemisphäre, manchmal erwähnt er auch die Scholarisierung<br />
moderner Gesellschaften, die universelle Prozesse sein<br />
sollen� Diese Prozesse erzwingen gewissermaßen den Wandel<br />
<strong>von</strong> Familie und Ehe zu soziologisch neu zu bestimmenden sozialen<br />
Kernen: Die Generation der Alten hat keinen Platz mehr<br />
im kernfamilialen Rahmen, und zwar räumlich wie soziologisch�<br />
Die Wohnverhältnisse im städtischen Bereich sind limitiert<br />
und die Tradierung <strong>von</strong> Produktionswissen wird unter den<br />
Bedingungen der Industriearbeit gegenstandslos�<br />
Ähnliches wird für das Erziehungswissen angenommen, wo<br />
Familie und die ihr immanenten Traditionen und Leitbilder im<br />
übertragenen Sinne gewissermaßen säkularisiert werden, weil<br />
sie nicht mehr geeignet scheinen, das Überleben im industriellen<br />
Zeitalter zu gewährleisten� Es wird ihr lediglich eine erweiterte<br />
Sozialisationsfunktion zugebilligt� Aber selbst diese wird<br />
mehr als ein Produkt moderner gesellschaftlicher Entwicklung,<br />
als Ausdruck kultureller familienbezogener Traditionen gesehen�<br />
Die Werte und Normen, die in diesem Prozess vermittelt<br />
werden, sind nun familienunabhängig und bedürfen nicht mehr<br />
des intergenerationalen, auf Familientradition bezogenen Konsenses,<br />
es bedarf dafür keiner verwandtschaftlicher Beziehungen<br />
um die ‚Eigentlichkeit’ und Identität der Familienmitglieder<br />
zu definieren�<br />
Man muss nicht das Durkheim’sche Kontraktionsgesetz (1981)<br />
bemühen, um aus den Thesen <strong>von</strong> Goode eine Tendenz zur<br />
‚Entgesellschaftung’ oder wie wir es formulieren würden, zur<br />
‚Säkularisierung’ <strong>von</strong> Familie im Industrialisierungs- und Mo-