05/2013 - Gemeinde Eppendorf

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30.04.2013 Historie S. 10 MUSIK WAR IHR LEBEN –IDA FLEISCHER MUSIKPÄDAGOGIN MIT VIEL HERZ FÜR KINDER – 30.9.1894 BIS 11.3.1983 Teil 3 – Fortsetzung des Beitrages der April-Ausgabe 2013 Zu den zahlreichen Kindergartenkindern, die in den 1970er Jahren das Spiel auf der Blasharmonika und der Triola erlernten, gehörte auch Falk Pönisch. Die Kindergartenkinder konnten ja weder lesen noch schreiben, doch Frl. Fleischer gestaltete wundervolle Übungshefte für alle Kinder, auch Aufgaben- und Mitteilungshefte, die sie mit Feingefühl und Geschick gestaltete. Die Musikhefte von Falk Pönisch und Falk Morgenstern waren besonders schön illustriert. Für sehr gute Leistungen bastelte sie selbst Medaillen (z. B. aus Konservendosendeckeln). Falk Göpfert und Claudia Loose übten gemeinsam auf ihren Blasharmonikas. Sie hatten auf der Bühne im Schulsaal der Alten Schule ihren ersten großen Auftritt mit ihren Instrumenten, den sie im Duett bestritten. Dabei boten alle Musikschüler als Solisten oder in der Gruppe ihren Eltern, Großeltern, Lehrern und weiteren Gästen ein
S. 11 Historie 30.04.2013 abwechslungsreiches Programm. Weitere Bewährungsproben hatten sie u. a. bei Auftritten zur Rentnerweihnachtsfeier der Volkssolidarität und zur Schulaufnahmefeier. Sie beteiligten sich auch am „Fest der Jungen Talente“. Beate Butter, geb. Göpfert, lernte zuerst Flöte und danach mit zwei anderen Mädchen zusammen Akkordeon. Für Auftritte wurden meist einige Stücke zusammen mit anderen Schülern und Instrumenten geprobt. Sie faszinierte, dass Frl. Fleischer Unterricht für so viele Instrumente erteilen konnte, ohne sie alle selbst spielen zu können. Steffen Schröder war z. B. der Einzige, der einer alten Trompete Töne entlocken konnte. Es dauerte nicht lange, bis er unter ihrer Anleitung richtig gut spielen konnte. Frank (Flöte und Klavier) und Steffen Schröder (Mandoline, Geige, Trompete) spielten gemeinsam mit Ina Hädrich (Klavier), u. a. zu einer Weihnachtsfeier im „Oberen Gasthof“. Mit den Schröder-Jungs lernte auch Jörg Rechenberger (Flöte, Akkordeon) bei Frl. Fleischer. Die Jungen waren auch sehr hilfsbereit und übernahmen freiwillig vielfältige Aufgaben. Oft haben sie die Wäsche in die Wäscherei bzw. zur Reinigung gebracht, denn dafür gab es in ihrer Wohnung gar keine Möglichkeit. Frank Schröder spielt jetzt noch im Oederaner Blasorchester von Carmen Fuchs. Er erinnert sich an eine Episode, als er mit seinem Bruder Geld von der Sparkasse abholen sollte. Die Sparkasse hatte schon geschlossen. Als sie das Frl. Fleischer mitteilten, rastete diese aus und sagte: „Seid ihr denn aus Dummsdorf, dass ihr euch nicht zu helfen wisst? Warum seid ihr nicht hinten reingegangen, wenn schon geschlossen war. Da wäre bestimmt noch jemand da gewesen!“ Maritta Uhlmann, geb. Neumann, erinnert sich: „Ich war fünf Jahre alt, als ich das erste Mal mit meiner großen Schwester zu Fräulein Fleischer zum Instrumentalunterricht mitgehen durfte. Mirella schärfte mir ein, dass ich mich benehmen und vor allem ruhig zuhören sollte. Ich saß auf einem Hocker und war fasziniert von den vielen Büchern, Gegenständen und Instrumenten. Meine besondere Aufmerksamkeit galt einem Holzhampelmann, der bunt bemalt an der Wand hing. Frl. Fleischer war dies aufgefallen und so nahm sie ihn von der Wand und schenkte ihn mir. Ich strahlte über das ganze Gesicht. Eine Woche später durfte ich schon mit dem Flötenunterricht (zuerst C-Blockflöte und später F-Blockflöte) beginnen und blieb 10 Jahre diesen Instrumenten treu. Mit meiner Freundin Ina geb. Neumann spielte ich im Duett und auch in größeren Gruppen zu verschiedenen Anlässen. Meine Schwestern Mirella (Querflöte), Andrea (Mandoline) und Carmen (Gitarre) wurden schon einige Jahre von Frl. Fleischer unterrichtet. Während dieser Zeit übernahmen sie Hilfsdienste in ihrem Haushalt, später Ina und ich. In dem Schrank im Hausflur hingen unsere – zur damaligen Zeit – modernen Schürzen. Wir durften die kleinen Zimmer reinigen und die Hausordnung einmal wöchentlich übernehmen. Wir sollten aber nichts durcheinander bringen. Natürlich hat Frl. Fleischer auch kontrolliert, ob wir es ernst nehmen und ehrlich sind. Da fanden wir z. B. mal unter dem Klavier ein 5-Mark-Stück oder zwischen Altpapier, das wir zum „Lumpen-Schumann“ bringen sollten, einen 10-Mark-Schein. – „Prüfung bestanden!“ Nach diesem Test durften wir uns glücklich schätzen, am Ende des Monats unser Taschengeld um 10 Mark aufzubessern. Zum Geburtstag oder zu Weihnachten überraschte sie uns mit Geschenken, die manchmal sehr speziell waren und die keiner von ihr erwartet hätte – beispielsweise moderne Nachtwäsche oder Bücher, die die aktuellen Probleme von Teenagern betrafen. Andere zu beschenken bereitete ihr große Freude, aber sie selbst wollte keine Geschenke. Mirella Weiße, geb. Neumann, spielte perfekt auf der Konzertflöte (Querflöte). Sie wurde gemeinsam mit Marika Beyrich nach der 8. Klasse auf Empfehlung von Gottfried Homilius und Ida Fleischer nach Wernigerode zum Jugendrundfunkchor delegiert. Mirella studierte anschließend in Halle Pädagogik und wurde Lehrerin für Musik und Deutsch. Jetzt unterrichtet Mirella Weiße an der Heiner-Müller-Mittelschule in ihren Fächern und bildet Kinder an der Querflöte aus. Sie bewegt sich also auch noch in den Fußstapfen von Ida Fleischer. Ihren 80. Geburtstag hat Ida Fleischer 1974 im Tagescafé bei Frau Würzner gemeinsam mit Schülern und Eltern gefeiert. Elke Würzner, geb. Friedrich, war Akkordeonspielerin in ihrer Musikgruppe. Empfang zum 80. Geburtstag in Breitenau Gottfried und Sigrid Homilius hatten ein besonderes Verhältnis zu ihr. Sigrid Homilius erinnert sich: Es war nicht nur die Musik, die uns verband. Peter Homilius war auch ihr Musikschüler. Er lernte Cello. Da Ida Fleischer hier keine Verwandten hatte – ihre Schwester Charlotte lebte in Westdeutschland – war sie ohne „ihre Kinder“ doch etwas einsam. So wurde sie sonntags, an Feiertagen und zu Weihnachten in die Familie Homilius integriert und zum gemeinsamen Essen eingeladen. Sie hatte sich in der kleinen Familie wohlgefühlt. Nach der Flucht, den Erlebnissen während des Krieges – sie hat nie darüber gesprochen – hat sie sich nach Geborgenheit gesehnt. Frl. Fleischer schenkte all ihre Liebe ihren Musikschülern. Sie war sehr begabt, fleißig, ideenreich, liebevoll und bescheiden. Frl. Fleischer hat mit Mädchen auch Menuett-Tänze einstudiert und somit Musik und Bewegung vereint. Um 1950 gehörte auch Eva Oehme zu diesen Tänzerinnen. In der Nachkriegszeit hat Frl. Fleischer sehr viel Zeit, Liebe und Wissen an die Kinder weitergegeben und die Eltern wussten, dass ihre Kinder bei ihr gebildet, betreut und erzogen wurden – ohne jegliche finanzielle Unterstützung. Im Gegenteil: Sie spendete z.B. eine große Summe (2000 Mark) für Vietnam und sie kaufte zwei Wasserbassins aus der CSSR für den Schulhort in Breitenau, damit die Hortkinder bessere Bedingungen zum Spielen im Freien haben konnten. Ende 1982 konnte sie schon sehr schlecht sehen. Wolfgang Morgenstern hatte ihr Fortsetzung S. 12
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