Komm mit in das gesunde Boot - Baden-Württemberg Stiftung
Komm mit in das gesunde Boot - Baden-Württemberg Stiftung
Komm mit in das gesunde Boot - Baden-Württemberg Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schriftenreihe der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Soziale Verantwortung: Nr. 59<br />
Gesundheitsförderung im K<strong>in</strong>dergarten<br />
Evaluation des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
E<strong>in</strong> Programm der
Soziale Verantwortung<br />
Gesundheitsförderung im K<strong>in</strong>dergarten<br />
Impressum<br />
Evaluation des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Gesundheitsförderung im K<strong>in</strong>dergarten<br />
Herausgeber<strong>in</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> gGmbH<br />
Im Kaisemer 1 • 70191 Stuttgart<br />
Verantwortlich<br />
Birgit Pfitzenmaier<br />
Autor<br />
Dr. Freia De Bock<br />
Prof. Dr. Joachim E. Fischer<br />
Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg<br />
Bildmaterial<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg<br />
Konzeption und Gestaltung<br />
FLAD & FLAD Communication GmbH<br />
© September 2011, Stuttgart<br />
Schriftenreihe der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Soziale Verantwortung: Nr. 59<br />
ISSN 1610-4269
Soziale Verantwortung<br />
Grußwort der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> 6<br />
Christoph Dahl, Geschäftsführer<br />
Birgit Pfitzenmaier, Abteilungsleiter<strong>in</strong> Soziale Verantwortung<br />
1. Zusammenfassung 10<br />
2. Die Herausforderung 16<br />
2.1 Grundlegendes zu Übergewicht und Adipositas<br />
2.2 Bewegungsmangel<br />
2.3 Ernährung<br />
3. Das Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ 24<br />
3.1 Das Ernährungsmodul „lecker essen und tr<strong>in</strong>ken“<br />
3.2 Das Bewegungsmodul „locker hüpfen und lustig spielen“<br />
4. Die Evaluation 32<br />
4.1 Warum Evaluation?<br />
4.2 Die Methodik der Evaluation von<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
4.3 Der partizipative Elternbauste<strong>in</strong><br />
4.4 Welche K<strong>in</strong>dergärten und K<strong>in</strong>der nahmen<br />
an der Evaluation teil?<br />
6. Was wurde erreicht, was ist noch zu tun? 80<br />
6.1 K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
6.2 Unterschiede zwischen städtischen und<br />
ländlichen K<strong>in</strong>dergärten<br />
6.3 Sozioökonomischer H<strong>in</strong>tergrund<br />
6.4 Geschlechterunterschiede<br />
6.5 E<strong>in</strong>bezug der Eltern<br />
6.6 Integration und Qualifikation der Fachkräfte<br />
6.7 E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> <strong>das</strong> Curriculum der Erzieher<strong>in</strong>nen-Ausbildung<br />
6.8 Integrierter Ansatz<br />
6.9 Förderung der Nachhaltigkeit<br />
6.10 Abstimmung der Interventionen<br />
6.11 Ownership, Leadership<br />
6.12 Verankerung <strong>in</strong> der Alltagskultur<br />
7. Methodenanhang 92<br />
7.1 Rekrutierung der K<strong>in</strong>dergärten und K<strong>in</strong>der<br />
7.2 Messausfälle<br />
7.3 Evaluationsbauste<strong>in</strong>e – Zielparameter und Modelle<br />
7.4 Ablauf der Messungen<br />
7.5 Evaluationszeitplan<br />
Fußnoten 106<br />
5. Die Ergebnisse der Evaluation 52<br />
5.1 Die Rückmeldungen der Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
5.2 Die Rückmeldungen der Eltern<br />
5.3 Die Ergebnisse der objektiven Messungen<br />
5.4 Vergleich <strong>mit</strong> anderen Projekten<br />
Notizen 108<br />
Schriftenreihe der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> 110<br />
4 5
Soziale Verantwortung<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
Das „<strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ f<strong>in</strong>det spielerisch <strong>in</strong> zwei Modulen – dem Ernährungsmodul<br />
„lecker essen & tr<strong>in</strong>ken“ und dem Bewegungsmodul „locker hüpfen<br />
& lustig spielen“ – statt. Von der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> ausgebildete<br />
Ernährungs- und Bewegungsfachkräfte unterstützen die K<strong>in</strong>dergärten dabei,<br />
die Bedeutung von <strong>gesunde</strong>r Ernährung und Bewegung zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d unsere Zukunft. Deshalb engagiert sich die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> schon seit Jahren <strong>in</strong> der Gesundheitsförderung unserer Jüngsten.<br />
Durch sich verändernde Familienstrukturen verbr<strong>in</strong>gen K<strong>in</strong>der heute viel<br />
mehr Zeit <strong>in</strong> den Lebenswelten K<strong>in</strong>dergarten und Schule. Gesundheitsbewusstes<br />
Verhalten im K<strong>in</strong>desalter wird maßgeblich von diesen Lebenswelten<br />
bee<strong>in</strong>flusst. Diese Orte für die Förderung der Gesundheit unserer K<strong>in</strong>der zu<br />
nutzen, ist daher e<strong>in</strong>e bedeutende gesellschaftliche Aufgabe. Ausreichende<br />
und vielseitige Bewegung und e<strong>in</strong>e ausgewogene Ernährung s<strong>in</strong>d für die<br />
<strong>gesunde</strong> körperliche und geistige Entwicklung unserer K<strong>in</strong>der unverzichtbar.<br />
In den Modulen wird vor allem auf <strong>das</strong> geme<strong>in</strong>same Erleben und Mitmachen<br />
Wert gelegt. Um die K<strong>in</strong>der zu begeistern, führt die Figur e<strong>in</strong>es Gesundheitspiraten<br />
die K<strong>in</strong>der spielerisch durch <strong>das</strong> Programm.<br />
Im Ernährungsmodul „lecker essen & tr<strong>in</strong>ken“, <strong>das</strong> sich über sechs Monate<br />
erstreckt, kommt e<strong>in</strong>e externe Fachkraft e<strong>in</strong>mal wöchentlich für zwei Stunden<br />
<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten, wo sie <strong>mit</strong> den K<strong>in</strong>dern Mahlzeiten zubereitet und<br />
verschiedene Nahrungs<strong>mit</strong>tel erklärt. Die Eltern werden über e<strong>in</strong>en Elternabend<br />
und verschiedene Term<strong>in</strong>e, an denen Eltern und K<strong>in</strong>der geme<strong>in</strong>sam<br />
kochen und backen, <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Im Bewegungsmodul „locker hüpfen & lustig spielen“ erhalten die K<strong>in</strong>der<br />
ebenfalls über e<strong>in</strong>en Zeitraum von sechs Monaten zweimal wöchentlich e<strong>in</strong>e<br />
strukturierte Bewegungsstunde. Darüber h<strong>in</strong>aus werden dem K<strong>in</strong>dergarten<br />
<strong>in</strong> Beratungsgesprächen Möglichkeiten aufgezeigt, den K<strong>in</strong>dergartenalltag<br />
bewegungsfreundlicher zu gestalten. Der Auftakt-Aktionstag und<br />
„Der bewegte Elternabend“ laden die Eltern e<strong>in</strong>, selbst aktiv zu werden und<br />
mehr Bewegung <strong>in</strong> ihren und <strong>in</strong> den Alltag der K<strong>in</strong>der zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Christoph Dahl<br />
Geschäftsführer der<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Birgit Pfitzenmaier<br />
Abteilungsleiter<strong>in</strong> Soziale Verantwortung der<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> hat deshalb im Jahr 2006 <strong>mit</strong> dem Gesundheitsförderungsprogramm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Bewegungs- und Ernährungsprojekt entwickelt und flächendeckend für ganz<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> umgesetzt. Seit 2009 wird <strong>das</strong> K<strong>in</strong>dergartenprogramm<br />
auch auf die Grundschule ausgeweitet und <strong>in</strong>haltlich entsprechend angepasst.<br />
Im Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong> – K<strong>in</strong>dergarten“ lernen K<strong>in</strong>der,<br />
was es heißt, geme<strong>in</strong>sam zu speisen, e<strong>in</strong>fache Gerichte selbst zuzubereiten<br />
sowie Freude an der Bewegung und an sportlicher Aktivität <strong>in</strong> der Gruppe<br />
zu erfahren.<br />
Die Erzieher<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d während dieser Zeit dazu e<strong>in</strong>geladen, sich aktiv an<br />
den Stunden zu beteiligen. So sollen sie von den Fachkräften zur eigenständigen<br />
Durchführung des Programms befähigt werden. Nach Ablauf der sechs<br />
Monate, <strong>in</strong> denen die externe Fachkraft vor Ort ist, kann <strong>das</strong> Programm dann<br />
idealerweise durch die Erzieher<strong>in</strong>nen fortgeführt werden.<br />
Durch die breite Förderung von <strong>gesunde</strong>r Ernährung und Bewegung soll vor<br />
allem dem zunehmenden Bewegungsmangel und Übergewicht bei K<strong>in</strong>dern<br />
entgegengewirkt werden. Das Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
wurde auf möglichst breiter wissenschaftlicher Grundlage entwickelt, jedoch<br />
gibt es <strong>in</strong> der Förderung von Ernährung und Bewegung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten und<br />
6 7
Soziale Verantwortung<br />
deren Effektivität bisher nur wenig gesichertes Wissen. Es existieren zahlreiche<br />
Programme, die zur Bekämpfung der „Übergewichtsepidemie“ entwickelt<br />
wurden, ob die K<strong>in</strong>der und Familien davon aber wirklich profitieren,<br />
muss jeweils durch e<strong>in</strong>e begleitende Evaluation untersucht werden.<br />
Die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> hat sich bewusst dafür entschieden, <strong>das</strong><br />
Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ e<strong>in</strong>er solchen wissenschaftlichen<br />
Prüfung zu unterziehen. Jede Evaluation dient letztlich dazu, e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
der Programme durch gesichertes Wissen über die Effektivität<br />
der durchgeführten Maßnahmen zu erzielen.<br />
Die vorliegende Broschüre bietet e<strong>in</strong>en umfassenden Überblick über die Ergebnisse<br />
der Evaluation des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong> –<br />
K<strong>in</strong>dergarten“. Unser besonderer Dank gilt daher Professor Dr. med. Joachim<br />
E. Fischer und se<strong>in</strong>em Team vom Mannheimer Institut für Public Health für<br />
die Durchführung der wissenschaftlichen Untersuchung des K<strong>in</strong>dergartenprogramms<br />
und der fundierten Aufarbeitung der Evaluationsergebnisse.<br />
Unser Dank gilt auch dem Forschungszentrum für den Schulsport und den<br />
Sport von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> Karlsruhe sowie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung für die umfangreiche und kompetente Unterstützung<br />
bei der Entwicklung der Konzeption der K<strong>in</strong>dergartenmodule. Wir möchten<br />
auch dem Team um Professor Dr. Jürgen M. Ste<strong>in</strong>acker vom Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />
Ulm herzlich für die Umsetzung und die wissenschaftliche Begleitung<br />
des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong> – Grundschule“ danken.<br />
Nicht zuletzt geht der Dank und die Anerkennung der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> an die zahlreichen Fachkräfte und Erzieher<strong>in</strong>nen, aber auch die<br />
vielen K<strong>in</strong>der, die <strong>mit</strong> ihrem Engagement und ihrer Begeisterung <strong>das</strong> Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ lebendig werden lassen.<br />
Christoph Dahl<br />
Birgit Pfitzenmaier<br />
8 9
Soziale Verantwortung<br />
1. Zusammenfassung<br />
Mangelnde Bewegung und Überernährung kennzeichnen den Alltag e<strong>in</strong>er<br />
zunehmenden Zahl von K<strong>in</strong>dern im K<strong>in</strong>dergartenalter. Da K<strong>in</strong>der aber die für<br />
ihre Gesundheit wichtigen Verhaltensweisen dort lernen, wo sie ihren Alltag<br />
verbr<strong>in</strong>gen und gestalten, haben K<strong>in</strong>dertagesstätten für die Förderung der<br />
k<strong>in</strong>dlichen Gesundheit e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung.<br />
Verschiedene Programme versuchen, dem Bewegungsmangel und der ungünstigen<br />
Ernährung vieler K<strong>in</strong>der bereits im K<strong>in</strong>dergartenalter entgegenzuwirken.<br />
Im E<strong>in</strong>klang <strong>mit</strong> dem Bildungsplan <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat die<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong> Programm entwickelt, <strong>das</strong> unter dem Titel<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ sowohl <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten als auch <strong>in</strong> Schulen<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag zur nachhaltigen Förderung gesünderer Ernährung und mehr<br />
Bewegung im Alltag leisten soll.<br />
Die Programme für K<strong>in</strong>dertagesstätten und für Grundschulen s<strong>in</strong>d unterschiedlich<br />
angelegt. Die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> griff bei der Entwicklung<br />
der Programme die Erkenntnis auf, <strong>das</strong>s nur längerfristig angelegte<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>e Chance haben, nachhaltig <strong>das</strong> Verhalten von K<strong>in</strong>dern zu<br />
verändern. Das Ziel des K<strong>in</strong>dergartenprogramms ist, den Anteil übergewichtiger<br />
K<strong>in</strong>der bei Schule<strong>in</strong>tritt durch ausgewogene Ernährung und Bewegung<br />
zu verm<strong>in</strong>dern. K<strong>in</strong>dergärten aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> konnten sich<br />
wahlweise für <strong>das</strong> Ernährungs- oder Bewegungsprogramm bewerben. Jährlich<br />
nehmen jeweils 100–200 K<strong>in</strong>dergärten am Ernährungs- oder Bewegungsprogramm<br />
teil.<br />
Die Ergebnisse –<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Zusammenfassung<br />
Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der K<strong>in</strong>der<br />
rund um <strong>das</strong> Essen und Tr<strong>in</strong>ken zu erhöhen. E<strong>in</strong>e externe, von der <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> ausgebildete Fachkraft führt die zehn Bauste<strong>in</strong>e des<br />
Moduls von je zwei Stunden Dauer für die K<strong>in</strong>der durch und moderiert weitere<br />
fünf Bauste<strong>in</strong>e für Eltern und K<strong>in</strong>der im K<strong>in</strong>dergarten. Die Bauste<strong>in</strong>e des Ernährungsmoduls<br />
erstrecken sich über 20 Wochen und s<strong>in</strong>d als aufe<strong>in</strong>ander abgestimmte<br />
E<strong>in</strong>heiten konzipiert. Sie führen teils neue Themen wie etwa <strong>das</strong><br />
Kennenlernen von Obst und Gemüse e<strong>in</strong>, es gibt jedoch auch Wiederholungsmodule.<br />
Lernen durch Vorleben und Erleben steht dabei im Mittelpunkt.<br />
11
Soziale Verantwortung<br />
Das Bewegungsmodul erstreckt sich ebenfalls über e<strong>in</strong>e Dauer von 20 Wochen.<br />
Ziel des Bewegungsmoduls ist, die k<strong>in</strong>dliche Freude an Bewegung und sportlicher<br />
Aktivität zu stärken und die koord<strong>in</strong>ativen und konditionellen Fähigkeiten<br />
der K<strong>in</strong>der zu verbessern. Auch dieses Modul wird durch e<strong>in</strong>e externe,<br />
geschulte Bewegungsfachkraft durchgeführt, die zweimal wöchentlich e<strong>in</strong>e<br />
Bewegungsstunde im K<strong>in</strong>dergarten sowie e<strong>in</strong>en Auftakt-Aktionstag und<br />
e<strong>in</strong>en „bewegten Elternabend“ abhält.<br />
Die Evaluation war so angelegt,<br />
<strong>das</strong>s die teilnehmenden K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
den Programmen nach<br />
dem Zufallspr<strong>in</strong>zip zugeteilt wurden<br />
und auf diese Weise systematische<br />
Verzerrungen der Ergebnisse<br />
etwa durch Unterschiede im Alter<br />
und Geschlecht, Unterschiede durch<br />
städtisches oder ländliches Umfeld<br />
oder Unterschiede durch Jahreszeiten<br />
vermieden wurden.<br />
Abbildung 1: K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Actihearts<br />
Die Literatur zu Verhaltensänderungen <strong>in</strong> Lebenswelten legt nahe, <strong>das</strong>s<br />
Verhaltensänderungen besonders dann nachhaltig verankert werden können,<br />
wenn <strong>das</strong> Umfeld der K<strong>in</strong>der aktiv <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>bezogen wird. Daher wurde<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Bewegungsmoduls e<strong>in</strong>e Erweiterung entwickelt, die gezielt<br />
um die aktive Teilnahme der Eltern wirbt. Dieser partizipative Elternbauste<strong>in</strong><br />
erweiterte <strong>das</strong> Bewegungsmodul <strong>mit</strong> dem Ziel, die aufgegriffene Freude<br />
an Bewegung und körperlicher Aktivitäten <strong>in</strong> diesem Modul weit <strong>in</strong> den<br />
Alltag der K<strong>in</strong>der und Familien zu überführen.<br />
Nie zuvor ist <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> Bewegungs- und Ernährungs<strong>in</strong>terventionsprogramm<br />
so sorgfältig auf se<strong>in</strong>e Wirksamkeit untersucht worden wie <strong>das</strong><br />
Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong>. Die Evaluation g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Umfang und Intensität weit über bisherige<br />
Versuche, Nachhaltigkeit von Bewegungs- oder Ernährungsprogrammen<br />
zu dokumentieren, h<strong>in</strong>aus. Neben e<strong>in</strong>er qualitativen Untersuchung durch die<br />
Befragung von Erzieher<strong>in</strong>nen wurden die Eltern zu drei Messzeitpunkten,<br />
nämlich vor Programmbeg<strong>in</strong>n, bei Programmende und sechs Monate nach<br />
Programmende, zu mehr als 100 Punkten befragt. Ferner wurden zu allen<br />
drei Messzeitpunkten an <strong>in</strong>sgesamt 1030 K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> 52 K<strong>in</strong>dergärten objektive<br />
Messungen der Bewegung und der Körpermaße durchgeführt. Für<br />
die Bewegungsmessung trugen die K<strong>in</strong>der jeweils über mehrere Tage e<strong>in</strong><br />
Messgerät, <strong>das</strong> Herzschlag und Bewegungsaktivität aufzeichnete und so<br />
ermöglichte, objektiv <strong>das</strong> Ausmaß und die Intensität der Bewegung sowohl<br />
im K<strong>in</strong>dergarten als auch zu Hause zu dokumentieren (Abb. 1).<br />
Das Ernährungsmodul zeigte gegenüber der Kontrollgruppe folgende<br />
Veränderungen:<br />
Die Angaben aus dem Elternfragebogen legen nahe, <strong>das</strong>s der Konsum von<br />
Obst, Gemüse und <strong>gesunde</strong>n Lebens<strong>mit</strong>teln sich nach der Intervention verbesserte.<br />
Dies steht im E<strong>in</strong>klang <strong>mit</strong> dem, was <strong>das</strong> Personal der K<strong>in</strong>dergärten<br />
<strong>in</strong> Befragungen berichtete, die ebenfalls Teil der Evaluation waren. Bei den<br />
Körpermaßen, namentlich dem Body-Mass-Index (BMI) und dem Taillen-<br />
Größen-Verhältnis, ließen sich <strong>in</strong> der Zeitdauer der Untersuchungen <strong>in</strong>des<br />
ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherten Veränderungen beobachten – je nach gewählter<br />
Analysemethode wies allenfalls die Körperzusammensetzung (prozentualer<br />
Körperfettgehalt) e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge, aber nicht statistisch gesicherte Verbesserung<br />
auf.<br />
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Ernährungsmodul möglicherweise<br />
die E<strong>in</strong>stellung zur Ernährung und <strong>das</strong> Essverhalten günstig<br />
bee<strong>in</strong>flussen kann, <strong>das</strong>s dies jedoch nicht ausreicht, um nachhaltige Veränderung<br />
von Körpermesswerten <strong>in</strong>nerhalb von zwölf Monaten zu erreichen.<br />
Dies steht im E<strong>in</strong>klang <strong>mit</strong> den <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen<br />
Ergebnissen zu vergleichbaren Interventionen.<br />
Das Standard-Bewegungsprogramm führte nach Aussagen der Eltern zu<br />
mehr körperlicher Aktivität der K<strong>in</strong>der und weniger, vor dem Fernseher verbrachter<br />
Zeit. Bei den objektiven Messungen ließ sich e<strong>in</strong>e Änderung des<br />
12 13
Soziale Verantwortung<br />
vention sogar mehr Zeit draußen als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Bewegungsverhaltens allerd<strong>in</strong>gs nicht beobachten. Bei der um den partizipativen<br />
Elternbauste<strong>in</strong> erweiterten Bewegungs<strong>in</strong>tervention beobachteten<br />
die Eltern ebenfalls mehr körperliche Aktivität und weniger, vor dem Fernseher<br />
verbrachte Zeit. Dies ließ sich auch bei der objektiven Messung des<br />
Bewegungsverhaltens nachverfolgen, bei der sich <strong>in</strong> der „angereicherten“<br />
Bewegungs<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>e Zunahme der <strong>mit</strong>tleren körperlichen<br />
Aktivität und e<strong>in</strong>e Abnahme der im Sitzen verbrachten Zeit zeigte<br />
(Abb. 2). Bei beiden Programmen nahm bei fast gleichbleibendem BMI <strong>das</strong><br />
prozentuale Körperfett der K<strong>in</strong>der ab. Dieser Effekt blieb auch nach Ende<br />
des Programms erhalten.<br />
Was bedeuten diese Ergebnisse für die zukünftige Gestaltung von K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
sowie e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ für K<strong>in</strong>dergärten? Die durch externe Fachkräfte abgehaltenen<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dertagesstätte konnten sowohl im<br />
Ernährungs- als auch Bewegungsmodul noch ke<strong>in</strong>e nachhaltige und konsistente<br />
Veränderung der objektiv messbaren Werte erreichen. Insbesondere<br />
konnten K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nicht von dem Programm <strong>in</strong><br />
gleicher Weise profitieren wie K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Stärkere<br />
Effekte zeigten sich überall dort, wo K<strong>in</strong>dergärten aktiv <strong>das</strong> Ergänzungsmodul<br />
der Elternpartizipation aufnahmen und umsetzten (siehe Abb. 2).<br />
Hier gab es ke<strong>in</strong>en Unterschied des Interventionserfolges bezüglich des<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrundes. Die zukünftige Weiterentwicklung des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ sollte daher darauf abzielen, die Ernährungs-<br />
und Bewegungselemente stärker <strong>in</strong> den Alltag der K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
zu verankern und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Eltern zu <strong>in</strong>tensivieren. Dies ist<br />
dann am ehesten möglich, wenn die Leiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen der<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten selbst befähigt werden, die Ernährungs- und Bewegungsmodule<br />
im K<strong>in</strong>dergartenalltag umzusetzen und ihre Rolle als Brücke zu den<br />
Familien nutzen zu können, um die Eltern „<strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong> zu nehmen“.<br />
Besonders wertvoll sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e solche Ergänzung des Programms<br />
im H<strong>in</strong>blick auf Chancengleichheit zwischen K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
und K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu se<strong>in</strong>.<br />
Abbildung 2: Vergleich der Entwicklung der täglich im Sitzen verbrachten Zeit im Studienarm <strong>mit</strong><br />
Standard-Bewegungsmodul und im Arm <strong>mit</strong> dem zusätzlichen partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>.<br />
(grün = Bewegungsprogramm plus Elternbauste<strong>in</strong>; blau = nur Bewegungsprogramm)<br />
Bedeutsam waren die Unterschiede bei K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
So zeigte sich beim Bewegungs- und beim Ernährungmodul,<br />
<strong>das</strong>s sich bei K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund bereits vor der Intervention<br />
bestehende Unterschiede im Body-Mass-Index und beim Körperfett<br />
zulasten der K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund vergrößerten. Dies gilt auch<br />
für die täglich <strong>in</strong> hoher Aktivität verbrachte Zeit im Bewegungsmodul. Dieser<br />
Zusammenhang war im Studienarm <strong>mit</strong> Elternbauste<strong>in</strong> nicht nachweisbar,<br />
hier verbrachten die K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund nach Ende der Inter-<br />
Die Evaluation zeigt, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e bessere Wahrnehmung der Gesundheitsbedürfnisse<br />
der K<strong>in</strong>der durch alle Programmbestandteile angestoßen werden<br />
konnte, die Übersetzung von Bewusstse<strong>in</strong>sveränderung <strong>in</strong> nachhaltige Verhaltensänderung<br />
jedoch e<strong>in</strong>er Verankerung im Alltag der K<strong>in</strong>dergärten und<br />
des elterlichen Umfelds bedarf, die durch externe Fachkräfte alle<strong>in</strong>e im Rahmen<br />
der zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zu leisten ist. Im S<strong>in</strong>ne<br />
des Bildungsplans <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sollten daher dr<strong>in</strong>gend die Prioritäten<br />
der Ausbildung und der Curricula für die K<strong>in</strong>dergärten dah<strong>in</strong>gehend<br />
überarbeitet werden, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> höheres Gewicht auf die Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />
Kompetenzen zu Bewegung und Ernährung gelegt wird.<br />
14 15
Soziale Verantwortung<br />
2. Die Herausforderung<br />
K<strong>in</strong>der erlernen die für ihre Gesundheit wichtigen Verhaltensweisen dort,<br />
wo sie ihren Alltag verbr<strong>in</strong>gen und gestalten. Daher s<strong>in</strong>d gerade K<strong>in</strong>dergarten<br />
und Schule wichtige Orte, <strong>in</strong> denen die Gesundheit von K<strong>in</strong>dern<br />
gefördert werden kann.<br />
E<strong>in</strong>e der entscheidenden Aufgaben<br />
ist dabei die Förderung von Bewegung<br />
und <strong>gesunde</strong>r Ernährung. Dies<br />
ergibt sich aus der <strong>in</strong> den letzten<br />
20 Jahren stark angestiegenen Zahl<br />
k<strong>in</strong>dlichen Übergewichts und den<br />
zunehmenden motorischen Defiziten<br />
bei K<strong>in</strong>dern.<br />
Anliegen der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> ist es daher, bestehende<br />
Programme zur Verbesserung von<br />
Abbildung 3: Poster zur Ankündigung des Messterm<strong>in</strong>s<br />
Bewegung- und Ernährungsverhalten<br />
<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zu implementieren und wissenschaftlich auszuwerten, um<br />
die Programme nach Maßgabe des Stands der wissenschaftlichen Forschung<br />
weiterentwickeln zu können.<br />
Warum fördern wir<br />
<strong>gesunde</strong> Ernährung und<br />
Bewegung im K<strong>in</strong>dergarten?<br />
2.1 Grundlegendes zu Übergewicht<br />
und Adipositas<br />
Liegt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> dem Gewicht oder dem Body-Mass-Index (BMI) für se<strong>in</strong><br />
Alter und Geschlecht oberhalb der 90 %-Perzentilenkurve, so gilt es als übergewichtig<br />
(ganz grob liegt se<strong>in</strong> Körpergewicht dann etwa e<strong>in</strong> Fünftel über<br />
dem „Mittelgewicht“ se<strong>in</strong>er gleichgeschlechtlichen Altersgenossen). Viele<br />
dieser K<strong>in</strong>der haben langfristig <strong>mit</strong> Gesundheitsproblemen zu rechnen. Bei<br />
17
Soziale Verantwortung<br />
Überschreiten der 97. Perzentilenkurve spricht man von Adipositas (auch als<br />
Fettleibigkeit bezeichnet). Die meisten adipösen K<strong>in</strong>der haben e<strong>in</strong> noch deutlicher<br />
erhöhtes Risiko, während ihrer<br />
K<strong>in</strong>dheit oder im frühen Erwachsenenalter<br />
gesundheitliche Probleme<br />
zu entwickeln.<br />
Abbildung 4: Markierung der Wade zur<br />
Hautfaltenmessung<br />
Die Häufigkeit von Übergewicht<br />
und Adipositas ist <strong>in</strong> Deutschland,<br />
wie <strong>in</strong> den anderen Industrieländern<br />
auch, seit etwa 1980 angestiegen.<br />
Heute s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland<br />
etwa 15 % der Schulk<strong>in</strong>der übergewichtig,<br />
6 % s<strong>in</strong>d adipös 1 .<br />
Übergewicht entsteht, wenn über längere Zeit mehr Kalorien <strong>mit</strong> der Nahrung<br />
zugeführt werden, als durch den Grundumsatz und körperliche Aktivität<br />
verbrannt werden. Übergewicht ist deshalb immer die Folge e<strong>in</strong>er relativ<br />
zu hohen Kalorienzufuhr und/oder zu ger<strong>in</strong>ger körperlicher Aktivität, also<br />
e<strong>in</strong> Ungleichgewicht von Energieaufnahme und Energieverbrauch.<br />
Die Balance zwischen Kalorienzufuhr und -verbrauch ist von Natur aus fe<strong>in</strong><br />
austariert. Untersuchungen an K<strong>in</strong>dern zeigen, <strong>das</strong>s 125 kcal Überschuss<br />
pro Tag (etwa 2 % der zugeführten Kalorien bzw. 15 M<strong>in</strong>uten Fernsehen statt<br />
Bewegung) zu e<strong>in</strong>er deutlichen Gewichtszunahme führen 2 .<br />
Weil die K<strong>in</strong>der ihren Körper weniger belasten, s<strong>in</strong>d sie auch <strong>in</strong>sgesamt<br />
weniger fit 4 . Das lässt sich <strong>mit</strong> Zahlen belegen: Zehnjährige Jungs, die 1970<br />
im Schnitt bei e<strong>in</strong>em Sechs-M<strong>in</strong>uten-Spr<strong>in</strong>t noch 1.150 Meter weit kamen,<br />
schaffen es heute nicht e<strong>in</strong>mal mehr zur 900-Meter-Marke. E<strong>in</strong>e Übersichtsarbeit<br />
kommt zu demselben Schluss 5 : Nach neueren Untersuchungen beg<strong>in</strong>nt<br />
der Bewegungsmangel schon sehr früh im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter 6 .<br />
2.2.1 Grundbauste<strong>in</strong> der Entwicklung<br />
Bewegung ist weit mehr als e<strong>in</strong> Mittel, um schlank und gesund zu bleiben.<br />
Bewegung ist vielmehr e<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung. Denn<br />
K<strong>in</strong>der brauchen Bewegung zum e<strong>in</strong>en, um ihre überschüssige Energie loszuwerden<br />
– um sich „auszutoben“. So schlafen K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>deutig besser, wenn<br />
sie sich tagsüber im Spiel anstrengen dürfen. Sie s<strong>in</strong>d zudem emotional ausgeglichener.<br />
Aber Bewegung ist auch die E<strong>in</strong>trittskarte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e spannende Erfahrungswelt,<br />
die E<strong>in</strong>trittskarte <strong>in</strong> neue Lernräume – <strong>in</strong>dem K<strong>in</strong>der ihre Umgebung <strong>mit</strong><br />
ihrem Körper erforschen, lernen sie sich auch selbst kennen. Diese Selbstwahrnehmung<br />
ist nach Ansicht der heutigen Hirnforschung e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Voraussetzung, um e<strong>in</strong> <strong>gesunde</strong>s Selbstbewusstse<strong>in</strong> zu entwickeln.<br />
Es ist also nicht nur der Körper, der durch mangelnde Belastung unbeweglich<br />
wird, sondern auch <strong>das</strong> Gehirn, oder anders gesagt: Durch Bewegung<br />
wachsen Körper und Seele zusammen. Ke<strong>in</strong> Wunder also, wenn Lehrer berichten,<br />
<strong>das</strong>s die Entwicklung von Lern- und Konzentrationsfähigkeit von e<strong>in</strong>em<br />
ausreichenden körperlichen Auslauf und regelmäßiger körperlicher „Entladung“<br />
abhängt. Wer K<strong>in</strong>dern Belastung und Auslauf vorenthält, nimmt<br />
also nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrer Seele den Schwung.<br />
2.2 Bewegungsmangel<br />
Sicher ist: K<strong>in</strong>der bewegen sich heute weniger als früher. Dies sche<strong>in</strong>t vor<br />
allem durch e<strong>in</strong>en Mangel an Bewegungsmöglichkeiten für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />
unserer modernen Gesellschaft bed<strong>in</strong>gt zu se<strong>in</strong> 3 .<br />
Noch e<strong>in</strong> Weiteres kommt dazu: Für K<strong>in</strong>der ist Bewegung Teil des Spiels,<br />
und <strong>das</strong> Spielen ist häufig e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftserfahrung. Durch <strong>das</strong> geme<strong>in</strong>same<br />
Erforschen der Umgebung wachsen K<strong>in</strong>der deshalb auch <strong>in</strong> die<br />
Gruppe h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, übernehmen Aufgaben und Rollen – kurz: Sie werden sozial<br />
kompetent.<br />
18 19
Soziale Verantwortung<br />
tergrund mehr bee<strong>in</strong>flusst durch die veränderte „Ernährungsumgebung“<br />
von heute als K<strong>in</strong>der aus ressourcenreichen Umfeldern.<br />
Bei so vielem, was für Bewegung spricht, überrascht e<strong>in</strong>es nicht: K<strong>in</strong>der<br />
WOLLEN sich bewegen! Sie s<strong>in</strong>d von Natur aus dazu motiviert. Tatsächlich<br />
ist der Spiel- und Erforschertrieb der stärkste Antrieb für Bewegung. Dieser<br />
k<strong>in</strong>dliche Bewegungsdrang ist so stark, <strong>das</strong>s er erst erlischt, wenn K<strong>in</strong>der<br />
richtig krank oder erschöpft s<strong>in</strong>d. Der Grund: Der Spieltrieb ist die Voraussetzung<br />
dafür, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der LERNEN – <strong>das</strong>s sie Kompetenzen erwerben und<br />
ihre Entwicklung altersgerecht abläuft.<br />
Das beg<strong>in</strong>nt schon im Säugl<strong>in</strong>gs- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter. K<strong>in</strong>der, die nicht gestillt<br />
werden, haben e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko, später übergewichtig zu se<strong>in</strong> – <strong>in</strong>sbesondere<br />
dann, wenn früh <strong>mit</strong> der Beifütterung begonnen wird 7, 8 . Auch e<strong>in</strong>e<br />
ungünstige Wahl der Säugl<strong>in</strong>gs- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dgetränke (zu süß, zu eiweißund<br />
kalorienreich 9 ) oder die auch im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter fortgesetzte Ernährung<br />
<strong>mit</strong> der Babyflasche s<strong>in</strong>d bekannte Risikofaktoren 10 . Tatsächlich zeigen<br />
Erhebungen aus den USA, <strong>das</strong>s Übergewicht sehr häufig schon im Säugl<strong>in</strong>gsund<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter beg<strong>in</strong>nt 11 .<br />
2.2.2 H<strong>in</strong>dernisse im modernen Alltag<br />
Alles spricht also dafür, <strong>das</strong>s sich K<strong>in</strong>der gerne bewegen. Warum bewegen sich<br />
K<strong>in</strong>der heute so wenig? Die Forschungsergebnisse der letzten Untersuchung<br />
weisen darauf h<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s die abnehmende Bewegung bei K<strong>in</strong>dern vor allem e<strong>in</strong><br />
Spiegel des sozialen Wandels ist, der <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er deutlich veränderten Bewegungsumgebung<br />
e<strong>in</strong>hergeht. Die Straßen, auf denen früher gespielt wurde,<br />
s<strong>in</strong>d heute meistens zu gefährlich, die unbebauten Flächen und Grundstücke<br />
s<strong>in</strong>d „saniert“. K<strong>in</strong>der, <strong>mit</strong> denen man spielen könnte, s<strong>in</strong>d weniger geworden –<br />
und sie wohnen oft e<strong>in</strong> ganzes Stück weg. Viele Wege werden den K<strong>in</strong>dern<br />
heute abgenommen, auch weil sie zu gefährlich s<strong>in</strong>d. Und die großen Bewegungskonkurrenten<br />
wie Computer und Fernseher nehmen im Leben von K<strong>in</strong>dern<br />
(wie natürlich auch Erwachsenen) immer mehr Platz e<strong>in</strong>. Die meisten<br />
dieser Faktoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den ressourcenschwachen Schichten besonders ausgeprägt.<br />
Tatsächlich betreffen zum<strong>in</strong>dest die stärkeren Formen des Übergewichts<br />
(Adipositas) <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Risikogruppe von K<strong>in</strong>dern aus ressourcenschwachen<br />
Familien oder aus E<strong>in</strong>wandererfamilien.<br />
2.3 Ernährung<br />
Auch bei der Ernährung unserer K<strong>in</strong>der hat sich der soziokulturelle Wandel<br />
der letzten 20 Jahre ausgewirkt. Und: Wie auch beim Übergewicht, s<strong>in</strong>d<br />
K<strong>in</strong>der aus ressourcenschwachen Familien oder K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>-<br />
Aber auch der weitere Lebensweg f<strong>in</strong>det oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „adipogenen“ Umfeld<br />
statt. K<strong>in</strong>der und Jugendliche verzehren <strong>in</strong>sgesamt wenig pflanzliche<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel wie Gemüse und Obst. Nur 33 % der sechs- bis elfjährigen Mädchen<br />
und 27 % der Jungen erreichen die Verzehrsempfehlungen für Obst<br />
und Gemüse 12 . Die Ergebnisse von EsKiMo, e<strong>in</strong>er repräsentativen Studie zur<br />
Ernährung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland 12 belegen, <strong>das</strong>s<br />
außerdem zu viele fettreiche, tierische Lebens<strong>mit</strong>tel (Fleisch und Wurst) und<br />
deutlich zu viele Süßigkeiten gegessen werden. Obwohl <strong>in</strong> Ernährungsempfehlungen<br />
die letzteren nur etwa 10 % der täglich aufgenommenen Gesamtenergie<br />
ausmachen sollten, liegen viele K<strong>in</strong>der bis um <strong>das</strong> Dreifache darüber.<br />
Als gesichert gilt zudem, <strong>das</strong>s bei älteren K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen der Anteil<br />
von gesüßten Getränken wie Limonaden, die e<strong>in</strong>e erhebliche Kalorienzufuhr<br />
darstellen, zu hoch ist.<br />
Ungünstige E<strong>in</strong>flüsse gehen auch von der <strong>in</strong> den letzten Jahren zu verzeichnenden<br />
starken Zunahme der kommerziellen Portionsgrößen sowie der heute<br />
weitaus höheren Kaloriendichte der <strong>in</strong>dustriell fertig zubereiteten Nahrung<br />
aus – die heute e<strong>in</strong>en immer größeren Teil der K<strong>in</strong>derernährung ausmacht.<br />
Über die Hälfte der Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der nehmen regelmäßig zu süße „K<strong>in</strong>dernahrung“<br />
(dazu gehören auch speziell für K<strong>in</strong>der beworbene „K<strong>in</strong>derprodukte“) zu sich.<br />
Diese Risikofaktoren für ungünstige Ernährung lassen sich auf verschiedenen<br />
Ebenen bee<strong>in</strong>flussen. Die Eltern spielen dabei <strong>in</strong>sbesondere im Säugl<strong>in</strong>gs-<br />
und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle – am Lebensanfang bilden<br />
20 21
Soziale Verantwortung<br />
<strong>in</strong>sbesondere Mutter und K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Art „Ernährungse<strong>in</strong>heit“. Ernährungsgewohnheiten<br />
lassen sich nur <strong>in</strong> diesem geme<strong>in</strong>samen Gewohnheitsrahmen<br />
verschieben 13 .<br />
Im späten Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter wird <strong>das</strong> soziale Lernen im K<strong>in</strong>dergarten als prägender<br />
Faktor für die Ernährungsgewohnheiten wichtig. K<strong>in</strong>der orientieren<br />
sich bei der Wahl der Nahrungs<strong>mit</strong>tel jetzt stark an Vorbildern unter den<br />
Erwachsenen und den anderen K<strong>in</strong>dern, etwa im K<strong>in</strong>dergarten.<br />
22 23
Soziale Verantwortung<br />
3. Das Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ ist e<strong>in</strong> durch die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> f<strong>in</strong>anziertes Programm. Das langfristige Ziel ist die Unterstützung<br />
e<strong>in</strong>er <strong>gesunde</strong>n Entwicklung der K<strong>in</strong>der und die Reduktion des Anteils<br />
übergewichtiger K<strong>in</strong>der bei Schule<strong>in</strong>tritt, was durch e<strong>in</strong>e ausgewogene<br />
Ernährung und Bewegung erreicht werden soll. Die Module des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ stehen im E<strong>in</strong>klang <strong>mit</strong> den Bildungs- und<br />
Entwicklungsfeldern, die im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> formuliert s<strong>in</strong>d (M<strong>in</strong>isterium für Kultus, Jugend und<br />
Sport, 2006), hier vor allem <strong>in</strong> den Entwicklungsfeldern „Körper“ und „S<strong>in</strong>ne“.<br />
K<strong>in</strong>dergärten aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> können sich für <strong>das</strong> Ernährungsund/oder<br />
<strong>das</strong> Bewegungsmodul bewerben. E<strong>in</strong>e Fachkraft, die für <strong>das</strong> Projekt<br />
von der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> geschult wird, übernimmt die Durchführung<br />
der Intervention im K<strong>in</strong>dergarten vor Ort. Die Kosten für Fachkraft<br />
und Organisation des Programms übernimmt die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong>. Jährlich nehmen ca. 100–200 K<strong>in</strong>dergärten entweder am Ernährungs-<br />
oder Bewegungsmodul teil.<br />
Im Folgenden werden die beiden Module des Programms kurz vorgestellt.<br />
Was gibt’s für die K<strong>in</strong>der<br />
im Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“?<br />
3.1 Das Ernährungsmodul<br />
„lecker essen und tr<strong>in</strong>ken“<br />
Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der K<strong>in</strong>der<br />
rund um Essen und Tr<strong>in</strong>ken zu erhöhen, <strong>das</strong> k<strong>in</strong>dliche Verhaltensrepertoire<br />
zu erweitern und zu ver<strong>mit</strong>teln, <strong>das</strong>s Essen und Tr<strong>in</strong>ken Spaß macht. Im<br />
Modul werden diese Ziele so umgesetzt, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> ihnen unbekannten<br />
<strong>gesunde</strong>n Lebens<strong>mit</strong>teln wiederholt <strong>in</strong> Kontakt gebracht werden,<br />
und die Fachkraft den K<strong>in</strong>dern und teilweise auch den Eltern die Zubereitung<br />
dieser Lebens<strong>mit</strong>tel ver<strong>mit</strong>telt. Außerdem üben die K<strong>in</strong>der im Modul<br />
immer wieder alltägliche Situationen, wie etwa <strong>das</strong> Helfen beim Tisch-<br />
25
Soziale Verantwortung<br />
abräumen oder Spülen (Abb. 5) und<br />
Abtrocknen.<br />
e<strong>in</strong> gesundheitsförderliches Ernährungsverhalten unterstützen. „Lernen be<strong>in</strong>haltet<br />
hierbei alle Vorgänge, die durch Erfahrungen entstehen und zu Verhaltensänderung<br />
führen“ 14 . Dieses Ziel soll vorrangig durch die Erhöhung<br />
des Konsums löslicher Faserstoffe (<strong>in</strong> Obst, Gemüse, Vollkorn, ...), die Erhöhung<br />
des Wasserkonsums und die Verm<strong>in</strong>derung des Konsums kalorienhaltiger<br />
Getränke erreicht werden.<br />
Das Ernährungsmodul erstreckt sich<br />
über e<strong>in</strong>e Dauer von 20 Wochen und<br />
enthält Bauste<strong>in</strong>e für K<strong>in</strong>der und<br />
Eltern. Das Programm wird von den<br />
externen Fachkräften durchgeführt<br />
und von Erzieher<strong>in</strong>nen begleitet. Das<br />
Modul für K<strong>in</strong>der ist <strong>in</strong> zehn Bauste<strong>in</strong>e<br />
à zwei Stunden gegliedert,<br />
Abbildung 5: Abspülen im K<strong>in</strong>dergarten<br />
die sich jeweils <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Schwerpunkt der Ernährung befassen. Diese Bauste<strong>in</strong>e<br />
umfassen folgende Themen:<br />
- <strong>das</strong> Kennenlernen von Obst und Gemüse (Bauste<strong>in</strong>e 1 und 2)<br />
- Erzeugung von Lebens<strong>mit</strong>teln/Anbau von Pflanzen (Bauste<strong>in</strong>e 3 und 4)<br />
- Lebens<strong>mit</strong>telvielfalt im Supermarkt (Bauste<strong>in</strong> 5)<br />
- Zubereitung von Essen (Bauste<strong>in</strong> 6)<br />
- Kennenlernen von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Essgewohnheiten<br />
(Bauste<strong>in</strong> 7)<br />
- Zusammenhänge von Essen/Tr<strong>in</strong>ken und dem Körper (Bauste<strong>in</strong> 8)<br />
- die Bedeutung von Wasser für den Körper (Bauste<strong>in</strong> 9)<br />
- geme<strong>in</strong>sames Essen und Wiederholung der vorherigen Bauste<strong>in</strong>e<br />
(Bauste<strong>in</strong> 10)<br />
K<strong>in</strong>der sollen durch <strong>das</strong> Ernährungsmodul<br />
lernen, sich gesünder zu ernähren.<br />
Dies soll aber nicht durch<br />
die direkte Wissensver<strong>mit</strong>tlung<br />
stattf<strong>in</strong>den. Den K<strong>in</strong>dern soll nicht<br />
vorgegeben werden, was gesund<br />
ist und was nicht. Vielmehr sollen<br />
nach dem Konzept der partizipativen<br />
Gesundheitserziehung Kompetenzen<br />
ver<strong>mit</strong>telt werden, Abbildung 6: Essen im K<strong>in</strong>dergarten<br />
welche<br />
Lernen durch Vorleben und Erleben steht im Mittelpunkt. Dies soll durch e<strong>in</strong>e<br />
speziell entwickelte „Piratenkultur“ unterstützt werden. Das Ernährungsmodul<br />
steht unter dem Motto der „Lebens<strong>mit</strong>telpiraten“. Zwei Piratenpuppen<br />
( jeweils e<strong>in</strong> Mädchen und e<strong>in</strong> Junge) begleiten die K<strong>in</strong>der durch die<br />
Module, und jede E<strong>in</strong>heit wird <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Piratengeschichte untermalt.<br />
Da Eltern den größten E<strong>in</strong>fluss auf die Ernährung ihrer K<strong>in</strong>der haben 15–18 ,<br />
werden diese aktiv <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> Projekt e<strong>in</strong>bezogen. Hierfür wurden fünf<br />
Elternbauste<strong>in</strong>e konzipiert, welche die K<strong>in</strong>derbauste<strong>in</strong>e unterstützen bzw.<br />
ergänzen. Diese Elternbauste<strong>in</strong>e umfassen:<br />
- Knackig und bunt – schnelle Obst- und Gemüsesnacks<br />
(Bauste<strong>in</strong> 1 <strong>mit</strong> K<strong>in</strong>dern)<br />
- Ess- und Tr<strong>in</strong>koase 1 – Ernährung nach optimiX®* (Bauste<strong>in</strong> 2)<br />
- Väter backen <strong>mit</strong> ihren K<strong>in</strong>dern (Bauste<strong>in</strong> 3 <strong>mit</strong> K<strong>in</strong>dern)<br />
- Ess- und Tr<strong>in</strong>koase 2 – Essverhalten der K<strong>in</strong>der (Bauste<strong>in</strong> 4)<br />
- Ess- und Tr<strong>in</strong>koase 3 – Erfahrungsaustausch unter Eltern (Bauste<strong>in</strong> 5)<br />
Durch den E<strong>in</strong>bezug der Eltern soll gewährleistet se<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesundheitsbewusste<br />
Ernährungsverhalten über die Lebenswelt im K<strong>in</strong>dergarten h<strong>in</strong>aus,<br />
also zu Hause, weitergelebt und unterstützt wird. Das Ernährungsmodul<br />
soll zudem die Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>spirieren, Teile des Programms nach Ende<br />
der Tätigkeit der Fachkraft <strong>in</strong> ihrem K<strong>in</strong>dergarten eigenständig fortzusetzen.<br />
* optimiX® = Optimierte Mischkost, e<strong>in</strong> Konzept für die <strong>gesunde</strong> Ernährung von K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen des Forschungs<strong>in</strong>stituts für K<strong>in</strong>derernährung Dortmund<br />
26 27
Soziale Verantwortung<br />
3.2 Das Bewegungsmodul<br />
„locker hüpfen und lustig spielen“<br />
Das Bewegungsmodul erstreckt sich über e<strong>in</strong>e Dauer von 20 Wochen.<br />
Hauptziel des Bewegungsmoduls ist es, die k<strong>in</strong>dliche Freude an Bewegung<br />
und sportlicher Aktivität aufzunehmen und zu stärken sowie dadurch die<br />
konditionellen und koord<strong>in</strong>ativen Fähigkeiten der K<strong>in</strong>der zu verbessern.<br />
Hauptzielgruppe der Intervention s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong>der, die Tagese<strong>in</strong>richtung für<br />
K<strong>in</strong>der wird jedoch an zwei Term<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>sichtlich „Bewegungsfreundlichkeit“<br />
beraten. Mittels des Elternabends und des Auftakt-Aktionstag sollen<br />
die Eltern dafür sensibilisiert werden, wie wichtig Bewegung für die Entwicklung<br />
ihrer K<strong>in</strong>der ist. Die Intervention wird durch externe, speziell geschulte<br />
Bewegungsfachkräfte durchgeführt, die <strong>mit</strong> maximal drei K<strong>in</strong>dergruppen<br />
à maximal 15 K<strong>in</strong>dern pro K<strong>in</strong>dergarten zweimal wöchentlich über 60 M<strong>in</strong>uten<br />
e<strong>in</strong>e Bewegungsstunde abhalten. Während der Bewegungsstunden<br />
s<strong>in</strong>d die zuständigen Erzieher<strong>in</strong>nen anwesend, um bei der Organisation<br />
der Stunde zu helfen, vor allem aber, um zu lernen, wie <strong>das</strong> Bewegungsprogramm<br />
durchgeführt wird, und um teilweise selbst die Bewegungsstunden<br />
unter Anleitung durchzuführen. Wenn die Fachkraft im K<strong>in</strong>dergarten<br />
<strong>das</strong> Programm beendet hat, soll die zuständige Erzieher<strong>in</strong> darauf<br />
vorbereitet se<strong>in</strong>, die Bewegungsstunden selbst im Rahmen des normalen<br />
K<strong>in</strong>dergartenalltags fortzusetzen.<br />
Bauste<strong>in</strong>e des Bewegungsmoduls<br />
1) Erstkontakt vor Ort<br />
Zu diesem Term<strong>in</strong> wird vor allem die Organisation der folgenden Bewegungsstunden<br />
besprochen sowie e<strong>in</strong>e sogenannte Ist-Analyse durchgeführt.<br />
Bei der Ist-Analyse geht es darum, welche Bewegungsrituale, -möglichkeiten<br />
und -angebote sowie Personalfortbildungen zu „Bewegung“<br />
es vor der Intervention im K<strong>in</strong>dergarten schon gibt.<br />
2) Beg<strong>in</strong>n der Bewegungsstunden und anfänglicher bzw. abschließender<br />
Piraten-Fitnesstest<br />
Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 20 Wochen führt die Bewegungsfachkraft zwei<br />
Bewegungsstunden wöchentlich (2 x 60 M<strong>in</strong>uten) durch. Dabei werden<br />
die Bewegungsstunden – analog zu den Ernährungsstunden im Ernährungsmodul<br />
– <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er durchgängigen Piratengeschichte umgesetzt.<br />
Dazu wird <strong>mit</strong> den teilnehmenden K<strong>in</strong>dern (ab vier Jahren) e<strong>in</strong> Piratentanz<br />
e<strong>in</strong>studiert. Die Piratengeschichte enthält als Stundenthemen beispielsweise<br />
die Vorbereitung des Schiffs, e<strong>in</strong>e Reise <strong>mit</strong> vielen Landgängen,<br />
Aktivitäten an Bord und die Rückkehr <strong>in</strong> den Heimathafen. Für e<strong>in</strong>e genauere<br />
Beschreibung der Stundenabläufe verweisen wir auf <strong>das</strong> Arbeitshandbuch<br />
zum Bewegungsmodul, <strong>das</strong> Sie bei Interesse an der Tätigkeit e<strong>in</strong>er<br />
Bewegungsfachkraft bei der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> anfragen<br />
können und <strong>das</strong> alle Bewegungsstunden von 1 „ <strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> auf <strong>das</strong> Piratenboot<br />
– die Mannschaft lernt sich kennen“ bis 40 „E<strong>in</strong>e Ball-WM als<br />
Abschiedsfest“ enthält. Alle verwendeten Materialien s<strong>in</strong>d Alltagsmaterialien<br />
und e<strong>in</strong>fach zu beschaffen. Die Stunden beg<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Aufwärmspiel,<br />
gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hauptteil über und kl<strong>in</strong>gen entspannend aus.<br />
Dieser Ablauf und die Dauer von 60 M<strong>in</strong>uten s<strong>in</strong>d Qualitätskriterien gemäß<br />
den sportwissenschaftlichen Vorgaben, die von der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> formuliert wurden und von den Bewegungsfachkräften e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden sollen. Zu Beg<strong>in</strong>n wie auch zum Schluss des 20-Wochen-<br />
Zeitraums (<strong>in</strong> Bewegungsstunde 3 und 38) führt die Bewegungsfachkraft<br />
e<strong>in</strong>en Piraten-Fitnesstest durch, der die K<strong>in</strong>der vor allem motivieren<br />
soll, und <strong>mit</strong> dessen Hilfe die Eltern e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Rückmeldung über<br />
ihr K<strong>in</strong>d bekommen. Angelehnt an sportmotorische Tests werden vor<br />
allem die koord<strong>in</strong>ativen Fähigkeiten der K<strong>in</strong>der getestet. Die Testaufgaben<br />
umfassen daher beispielsweise, wie gut die K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> stehen,<br />
rückwärts auf e<strong>in</strong>er Langbank balancieren und wie häufig sie seitlich h<strong>in</strong><br />
und her spr<strong>in</strong>gen können. Weiter wird überprüft, wie weit die K<strong>in</strong>der sich<br />
<strong>mit</strong> ihrem Rumpf vornüber beugen,wie weit sie aus dem Stand spr<strong>in</strong>gen,<br />
und wie viele Liegestütze sie <strong>in</strong> 40 Sekunden durchführen können. Die<br />
Ergebnisse des Piraten-Fitnesstests werden jedoch nicht standardisiert<br />
erhoben und s<strong>in</strong>d so<strong>mit</strong> für e<strong>in</strong>e Ergebnisevaluation des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ nicht geeignet.<br />
3) E<strong>in</strong>gangsberatung<br />
Das Ziel der Beratung durch die Bewegungsfachkraft ist, <strong>das</strong>s der K<strong>in</strong>dergarten<br />
bewegungsfreundlicher wird. Im Gespräch <strong>mit</strong> den Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
greift die Bewegungsfachkraft da<strong>mit</strong> im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Moderators die Wünsche<br />
28 29
Soziale Verantwortung<br />
des Teams auf und stößt Veränderungsprozesse an. Diese be<strong>in</strong>halten<br />
beispielsweise e<strong>in</strong>e bewegungsfreundliche Umgestaltung des Außengeländes<br />
oder von Räumen, um mehr Platz für Bewegung im K<strong>in</strong>dergarten<br />
zu schaffen etc.<br />
4) Auftakt-Aktionstag<br />
Der Auftakt-Aktionstag soll alle Eltern des K<strong>in</strong>dergartens über <strong>das</strong> Förderprogramm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ <strong>in</strong>formieren und die Freude<br />
am geme<strong>in</strong>samen Aktivse<strong>in</strong> von Eltern, K<strong>in</strong>dern und Erzieherteam fördern.<br />
Nach e<strong>in</strong>er Piratenrallye <strong>in</strong> verschiedenen Gruppen wird der Auftakt-<br />
Aktionstag <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Familienpicknick abgerundet.<br />
5) Der bewegte Elternabend<br />
Im Verlauf des Elternabends werden den Eltern die Vielfalt der k<strong>in</strong>dlichen<br />
Bewegung und die Notwendigkeit von Bewegung für die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />
bewusst gemacht, sowie ihre eigene Vorbildfunktion thematisiert.<br />
Der Elternabend wird von der Bewegungsfachkraft durchgeführt,<br />
e<strong>in</strong>geladen dazu s<strong>in</strong>d alle Eltern der K<strong>in</strong>dergärten, nicht nur die Eltern der<br />
am Programm teilnehmenden K<strong>in</strong>der. Mittels mehrerer kle<strong>in</strong>er Spiele, die<br />
auch zu Hause durchgeführt werden können, soll bei den Eltern selbst die<br />
Freude an geme<strong>in</strong>samer Aktivität, Bewegung und Spiel geweckt werden.<br />
Abbildung 7: K<strong>in</strong>dergartenstimmung<br />
6) Abschlussberatung<br />
Hier haben die Erzieher<strong>in</strong>nen Raum für e<strong>in</strong> Feedback zum Programm und<br />
zur Bewegungsfachkraft. Die Bewegungsfachkraft selbst stellt die durch<br />
<strong>das</strong> E<strong>in</strong>gangsgespräch erzielten Veränderungen für mehr Bewegung im<br />
K<strong>in</strong>dergartenalltag dar und gibt e<strong>in</strong>en Ausblick zur dauerhaften Verankerung<br />
von Bewegung im K<strong>in</strong>dergarten, beispielsweise durch Kooperationen<br />
<strong>mit</strong> Sportvere<strong>in</strong>en oder e<strong>in</strong>e Bewerbung für <strong>das</strong> Zertifikat „Bewegungsk<strong>in</strong>dergarten“.<br />
30 31
Soziale Verantwortung<br />
4. Die Evaluation<br />
4.1 Warum Evaluation?<br />
Welche Methoden oder Maßnahmen am besten geeignet s<strong>in</strong>d, um K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>der<br />
nachhaltig zu e<strong>in</strong>em gesünderen Verhalten zu motivieren, weiß<br />
auch die Forschung nicht bis <strong>in</strong>s<br />
letzte Detail. Zwar s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne<br />
Elemente bekannt, die allen K<strong>in</strong>dern<br />
helfen, sich mehr zu bewegen und<br />
e<strong>in</strong> vielfältiges, also nicht e<strong>in</strong>seitiges<br />
Nahrungsangebot zu nutzen – aber<br />
bekannt ist auch, <strong>das</strong>s diese Elemente<br />
möglicherweise <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem<br />
Maße wirken und <strong>das</strong>s<br />
diese Elemente stets auch verbessert<br />
werden können. Jedes Projekt ist<br />
da<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>e Chance, die Gesundheitsförderung<br />
an K<strong>in</strong>dergärten zu<br />
verbessern und noch stärker auf die<br />
Abbildung 8: Blutdruckmessung<br />
Bedürfnisse und Motivation der<br />
K<strong>in</strong>der zuzuschneiden, es ist sozusagen e<strong>in</strong> „lernendes System“. Dieses Potenzial<br />
wird durch e<strong>in</strong>e methodisch hochwertige Evaluation optimal genutzt.<br />
Wie wir die<br />
Veränderungen<br />
darstellen können ...<br />
4.2 Die Methodik der Evaluation von<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
Das Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ besteht aus zwei Modulen,<br />
die beide unterschiedliche Ziele haben. Daher teilt sich die Evaluation <strong>in</strong><br />
zwei getrennte Analysen auf, nämlich <strong>in</strong> die Analyse der Effekte des Ernährungsmoduls<br />
und <strong>in</strong> diejenige der Effekte des Bewegungsmoduls.<br />
33
Soziale Verantwortung<br />
4.2.1 Fragestellungen<br />
Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der K<strong>in</strong>der<br />
rund um Essen und Tr<strong>in</strong>ken zu erhöhen, <strong>das</strong> k<strong>in</strong>dliche Verhaltensrepertoire<br />
zu erweitern und zu ver<strong>mit</strong>teln, <strong>das</strong>s Essen und Tr<strong>in</strong>ken Spaß machen. Im<br />
Modul werden diese Ziele so umgesetzt, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> neuen, <strong>gesunde</strong>n<br />
Lebens<strong>mit</strong>teln wiederholt vertraut gemacht werden, und die Fachkraft<br />
den K<strong>in</strong>dern und teilweise auch den Eltern die Zubereitung dieser Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
ver<strong>mit</strong>telt. Außerdem kommen im Modul immer wieder alltägliche<br />
Situationen zum Zuge, wie etwa Tisch abräumen, spülen und abtrocknen.<br />
Daraus resultieren für die Evaluation des Ernährungsmoduls folgende<br />
Fragestellungen:<br />
1. Verändert sich durch <strong>das</strong> Ernährungsmodul des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ der k<strong>in</strong>dliche Konsum von Obst und Gemüse, Wasser<br />
und <strong>gesunde</strong>r Indikator-Lebens<strong>mit</strong>tel?<br />
Daraus resultieren für die Evaluation des Bewegungsmoduls folgende<br />
Fragestellungen:<br />
1. Verändert <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ die E<strong>in</strong>schätzung<br />
der k<strong>in</strong>dlichen Bewegung durch die Eltern?<br />
2. Ändert sich durch <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ die<br />
objektiv gemessene Bewegung der K<strong>in</strong>der? Die objektive Bewegung wird<br />
e<strong>in</strong>geteilt <strong>in</strong> 1) im Sitzen verbrachte Zeit; 2) <strong>in</strong> hoher Aktivität verbrachte<br />
Zeit; 3) <strong>mit</strong>tlere tägliche Aktivität.<br />
3. Ändern sich durch <strong>das</strong> Programm die Körpermaße der K<strong>in</strong>der?<br />
Um diese Fragestellungen beantworten zu können, s<strong>in</strong>d komplexe Berechnungen,<br />
Modelle und Variablendef<strong>in</strong>itionen vonnöten, deren Beschreibung<br />
den Umfang dieses vorliegenden Berichts sprengt, jedoch beim Mannheimer<br />
Institut für Public Health (MIPH) erfragbar ist. E<strong>in</strong>e kurze Darstellung der<br />
erhobenen Parameter ist <strong>in</strong> Abb. 9 gegeben.<br />
Primäre Zielparameter<br />
Parameter<br />
Wie erhoben?<br />
Operationalisierung<br />
2. Konsumieren die K<strong>in</strong>der nach dem Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong><br />
<strong>Boot</strong>“ weniger gesüßte Getränke?<br />
Bewegung<br />
Ernährungsverhalten<br />
Actiheart – Accelerometrie und<br />
Puls über 6 Tage<br />
Fragebogen<br />
Objektiv gemessene Bewegung<br />
Gemüse- und Obstkonsum<br />
3. Ändert sich nach dem Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ <strong>das</strong><br />
Ausmaß, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der im Haushalt <strong>mit</strong>helfen?<br />
Parameter<br />
Sekundäre Zielparameter<br />
Wie erhoben?<br />
Operationalisierung<br />
4. Gibt es durch <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ Zeichen<br />
dafür, <strong>das</strong>s sich Body-Mass-Index, Körperfettgehalt oder Taillen-Größen-<br />
Verhältnis signifikant ändern?<br />
Das Bewegungsprogramm hat zum Ziel, die K<strong>in</strong>der spielerisch und durch<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Piratengeschichte altersgerecht <strong>in</strong> Bewegung zu br<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>in</strong> ihnen die Lust an Bewegung und sportlicher Aktivität zu entfachen und<br />
die Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten zu beraten, wie sie mehr Bewegung<br />
<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergartenalltag br<strong>in</strong>gen können.<br />
Körpermessdaten<br />
Ernährungsverhalten<br />
Bewegungsverhalten<br />
Größe, Länge<br />
Hautfaltendicken<br />
Taillen- und Hüftumfang<br />
Fragebogen<br />
Fragebogen<br />
Body-Mass-Index<br />
Körperfettanteil<br />
Wasserkonsum, Konsum gesüßter<br />
Getränke, Mithelfen im Haushalt<br />
Draußen verbrachte Zeit,<br />
Fernsehzeit, von Eltern e<strong>in</strong>geschätzte<br />
Bewegung<br />
Abbildung 9: Primäre und sekundäre Zielparameter<br />
34 35
Soziale Verantwortung<br />
4.2.2 Die Methodik: Kontrollierte,<br />
randomisierte Evaluation<br />
Die Evaluation beruht auf e<strong>in</strong>em kontrollierten Design. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s<br />
die Effekte der Module <strong>mit</strong>tels e<strong>in</strong>er Kontrollgruppe beurteilt werden. Es wird<br />
also überprüft, ob durch <strong>das</strong> Programm über e<strong>in</strong>e gewisse Zeit der Beobachtung<br />
mehr Veränderung erreicht werden kann als <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten, die diese<br />
Programme nicht bekommen. In Untersuchungen <strong>mit</strong> Kontrollgruppen gibt<br />
es immer zwei Studienarme, e<strong>in</strong>en Interventionsarm und e<strong>in</strong>en Kontrollarm.<br />
Der Kontrollarm ist <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung e<strong>in</strong> Wartelisten-Kontrollarm.<br />
Dies bedeutet, <strong>das</strong>s <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten im Kontrollarm erst nach<br />
sechs Monaten Wartezeit <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
stattf<strong>in</strong>det und diese <strong>in</strong> der vorangehenden Wartezeit als Kontrollgruppe<br />
dienen, während <strong>in</strong> den restlichen K<strong>in</strong>dergärten <strong>das</strong> Programm durchgeführt<br />
wird (Abb. 10).<br />
E<strong>in</strong> weiteres Qualitätskriterium für wissenschaftliche Untersuchungen ist,<br />
<strong>das</strong>s es dem Zufall überlassen bleibt, ob e<strong>in</strong>e Person direkt an der Intervention<br />
teilnimmt oder der Kontrollgruppe zugewiesen wird. Das Verfahren,<br />
bei dem die Versuchspersonen unter Verwendung e<strong>in</strong>es Zufallsmechanismus<br />
entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt<br />
werden, nennt man Randomisierung.<br />
In der vorliegenden Untersuchung, bei der ja alle K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>es teilnehmenden<br />
K<strong>in</strong>dergartens die gleiche „Intervention“ erhalten, wird nicht <strong>das</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />
K<strong>in</strong>d, sondern der teilnehmende K<strong>in</strong>dergarten per Zufall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en der<br />
beiden Studienarme verteilt. Man nennt diese Form der Evaluation auch e<strong>in</strong>e<br />
„cluster-randomisierte“ Untersuchung („cluster“ bedeutet wortwörtlich<br />
„Ansammlung“, siehe auch Methodenteil bei weitergehendem Interesse).<br />
ligten und weniger benachteiligten sozialen Umfeldern dem Kontroll- oder<br />
Interventionsarm zugeteilt wurden. Bei Interesse f<strong>in</strong>den Sie mehr zur Bildung<br />
der Kontrollgruppen, zu Randomisierung und Stratifizierung im Methodenanhang.<br />
4.2.3 Die Zeitpunkte der Messungen<br />
Bestimmte Messgrößen, die <strong>mit</strong> hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit durch <strong>das</strong> Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ bee<strong>in</strong>flusst werden könnten, werden<br />
vor Beg<strong>in</strong>n des Programms, gegen Ende des Programms und noch e<strong>in</strong>mal<br />
sechs Monate nach Programmende von allen teilnehmenden K<strong>in</strong>dern<br />
erhoben. Da die K<strong>in</strong>dergärten im Kontrollarm e<strong>in</strong>e Warteperiode von sechs<br />
Monaten durchlaufen, bevor sie <strong>mit</strong> dem Programm starten können, gibt<br />
es für diese K<strong>in</strong>dergärten also <strong>in</strong>sgesamt vier Messungen: zwei vor Start<br />
des Programms, e<strong>in</strong>e gegen Ende des Programms und e<strong>in</strong>e sechs Monate<br />
nach Programmende.<br />
Diese Messzeitpunkte, relativ zur Intervention, s<strong>in</strong>d im Folgenden durch<br />
bestimmte Buchstaben bezeichnet (systematisch dargestellt <strong>in</strong> Abb. 10):<br />
Z: Messzeitpunkt sechs Monate vor Intervention (nur <strong>in</strong> Kontrollk<strong>in</strong>dergärten)<br />
A: Messzeitpunkt direkt vor Beg<strong>in</strong>n der Intervention (0 Monate)<br />
B: Messzeitpunkt gegen Ende der Intervention (6 Monate)<br />
C: Messzeitpunkt sechs Monate nach Ende der Intervention (12 Monate)<br />
Veränderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten können auch<br />
durch andere Faktoren wie beispielsweise die Jahreszeit bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />
Aus diesem Grund wurden K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> zwei Wellen <strong>in</strong> die wissenschaftliche<br />
Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen, e<strong>in</strong>mal im Herbst 2008 und e<strong>in</strong>mal im<br />
Frühjahr 2009 (Abb. 10).<br />
Da die teilnehmenden K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> unterschiedlichen Regionen <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>s lokalisiert s<strong>in</strong>d, wurde durch e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Methode<br />
(genannt Stratifizierung) dafür gesorgt, <strong>das</strong>s ungefähr gleich viele städtische<br />
wie ländliche K<strong>in</strong>dergärten sowie gleich viele K<strong>in</strong>dergärten aus benachtei-<br />
36 37
Soziale Verantwortung<br />
Aus diesem Grund wurde beschlossen, K<strong>in</strong>dergärten des Bewegungsmoduls<br />
die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>er Teilnahme an e<strong>in</strong>em durch Elternpartizipation<br />
<strong>in</strong>tensivierten Programm zu geben. Für diese „Anreicherung“ des Bewegungsmoduls<br />
wurde e<strong>in</strong> spezielles, eigenes Projekt entwickelt: ENE MENE FIT,<br />
der partizipative Elternbauste<strong>in</strong> im Bewegungsmodul.<br />
4.3.1 Beschreibung des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
Abbildung 10: Studiendesign und Ablauf – Ernährungs- und Bewegungsprogramm<br />
4.3 Der partizipative Elternbauste<strong>in</strong><br />
Bei der Planung der Evaluation wurde klar, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e wichtige Frage alle<strong>in</strong><br />
durch die geschilderte Methodik nicht würde beantwortet werden können –<br />
nämlich ob nicht durch e<strong>in</strong>e stärkere<br />
E<strong>in</strong>beziehung der Eltern e<strong>in</strong>e höhere<br />
Wirksamkeit des Programms erreicht<br />
werden kann. Dies liegt nach<br />
dem <strong>in</strong> 1.2 und 1.3 Geschilderten<br />
nahe: Viele Aspekte des Gesundheitsverhaltens<br />
der K<strong>in</strong>der prägen<br />
sich auch am elterlichen Vorbild<br />
oder werden durch die Mitwirkung<br />
der Eltern verstärkt oder gefestigt.<br />
Abbildung 11: Beim Badetag – e<strong>in</strong> von den Eltern neu konzipiertes Projekt<br />
im Rahmen des Elternbauste<strong>in</strong>s im K<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong> Ploch<strong>in</strong>gen<br />
Dieser Ansatz zur Elterne<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wurde zusätzlich <strong>in</strong> der Hälfte der evaluierten<br />
K<strong>in</strong>dergärten angeboten. Diesem – nach dem Zufallspr<strong>in</strong>zip, also<br />
randomisiert zugeteilten – Zusatzangebot lag die Idee des sogenannten<br />
„Empowerments“ zugrunde. Empowerment bedeutet hier die „Ermächtigung“<br />
der Eltern, selbst für die <strong>gesunde</strong> Bewegung ihrer K<strong>in</strong>der zu sorgen.<br />
Dazu müssen Eltern nach den Vorstellungen der Verhaltensforschung Erfahrungen<br />
machen, die sie zu neuen E<strong>in</strong>stellungen und Gewohnheiten führen.<br />
Diese Erfahrungen konnten sie bei geme<strong>in</strong>samen Projekten im Rahmen des<br />
Elternbauste<strong>in</strong>s machen. Ziel des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s war, <strong>das</strong><br />
Umfeld der K<strong>in</strong>der (Eltern, Erzieher<strong>in</strong>, Lebensverhältnisse) <strong>in</strong> die Lage zu<br />
versetzen, durch geme<strong>in</strong>schaftliche Aktivitäten, die allen K<strong>in</strong>dern zugute<br />
kommen, für mehr Bewegung und gesündere Ernährung zu sorgen. Geme<strong>in</strong>schaftlich<br />
bedeutet dabei der E<strong>in</strong>bezug von K<strong>in</strong>dern, engagierten Eltern,<br />
Fachkräften („<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“, als Moderatoren und lokale<br />
Ver<strong>mit</strong>tler), Erzieher<strong>in</strong>nen (auf freiwilliger Basis, nicht bezahlt) und Großeltern.<br />
Der Elternbauste<strong>in</strong> war durch se<strong>in</strong>en partizipativen Ansatz auf die vor<br />
Ort vorgefundenen Fragestellungen, Probleme und Ressourcen zugeschnitten.<br />
Um <strong>in</strong> den lokalen Evaluationsk<strong>in</strong>dergärten e<strong>in</strong>en solchen partizipativen<br />
Elternbauste<strong>in</strong> durchführen zu können, wurden Fachkräfte aus dem Pool<br />
der Bewegungsfachkräfte von „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ rekrutiert<br />
und geschult. Der partizipative Elternbauste<strong>in</strong> umfasste Elternabende und<br />
Workshops, <strong>in</strong> denen die Idee der Erarbeitung und Durchführung geme<strong>in</strong>samer<br />
Bewegungsprojekte im Rahmen des K<strong>in</strong>dergartens besprochen wurde.<br />
Alle vorgestellten Projektideen stellten Möglichkeiten dar, geme<strong>in</strong>sam Bewegungsräume<br />
für K<strong>in</strong>der zu öffnen, K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> anderen K<strong>in</strong>dern zusammenzubr<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>in</strong> die Natur zu gehen, alltägliche Transportwege bewegt zu<br />
gestalten. Aus der „Good Practice-Toolbox“, die Eltern und Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
38 39
Soziale Verantwortung<br />
4.4 Welche K<strong>in</strong>dergärten und K<strong>in</strong>der<br />
nahmen an der Evaluation teil?<br />
4.4.1 Teilnehmende K<strong>in</strong>dergärten nach Region<br />
<strong>mit</strong>tels e<strong>in</strong>er Internetseite (www.ene-mene-fit.de, Abb. 12) zugänglich gemacht<br />
wurde, konnten die Eltern für „ihren“ K<strong>in</strong>dergarten abhängig von den<br />
vorhandenen Möglichkeiten, Angeboten und Problemen e<strong>in</strong> jeweils <strong>in</strong>dividuelles<br />
„Menü“ zusammenstellen. Weitere Aufgabe der Fachkräfte war die<br />
Begleitung und Unterstützung von Eltern sowie e<strong>in</strong>e gründliche Dokumentation<br />
der Projekte, die von den Eltern vorgeschlagen oder gewählt wurden.<br />
Mittels dieser Projektdokumentationen konnten die Projekte auch von e<strong>in</strong>em<br />
Elternbeirat zum nächsten weitergegeben werden.<br />
Die Bewegungs- und Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> der Evaluation s<strong>in</strong>d wie <strong>in</strong><br />
Abb. 13 dargestellt über <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> verteilt. Die meisten K<strong>in</strong>dergärten<br />
bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> eher ländlichen Regionen, nämlich Göpp<strong>in</strong>gen,<br />
Rottweil und Horb. Als Landeshauptstadt trägt Stuttgart <strong>in</strong>sgesamt 17 K<strong>in</strong>dergärten<br />
bei, die Regionen Karlsruhe und Heidelberg <strong>in</strong>sgesamt zehn.<br />
Region MA/HD: n=2<br />
Region Karlsruhe: n=8<br />
Region Stuttgart: n=17<br />
Region Göpp<strong>in</strong>gen: n=11<br />
Region Horb: n=6<br />
Abbildung 12: Die Website des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s ENE MENE FIT<br />
Region Rottweil: n=8<br />
4.3.2 Wie wurde dieser partizipative Bauste<strong>in</strong> für<br />
die Evaluation genutzt?<br />
Um den zusätzlichen partizipativen Elternbauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> Studiendesign<br />
e<strong>in</strong>schließen zu können, bekamen die Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten im Kontrollarm<br />
nach Abschluss der Wartezeit zusätzlich zum Standard-Bewegungsmodul<br />
des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ e<strong>in</strong>e partizipative<br />
Eltern<strong>in</strong>tervention. Zur Evaluation dieser Eltern<strong>in</strong>tervention wird also der<br />
Effekt des Standard-Moduls verglichen <strong>mit</strong> dem Effekt der Komb<strong>in</strong>ation<br />
Standard-Modul plus Elternbauste<strong>in</strong> (also sozusagen die „Normal<strong>in</strong>tervention“<br />
<strong>mit</strong> der „angereicherten“ Intervention, Abb. 10).<br />
Abbildung 13: Regionale Verteilung der K<strong>in</strong>dergärten<br />
40 41
Soziale Verantwortung<br />
Merkmal<br />
Warteliste<br />
Kontrolle<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
Ländliche Kitas<br />
5<br />
5<br />
4.4.2 Weitere Charakterisierung der<br />
teilnehmenden K<strong>in</strong>dergärten<br />
Städtische Kitas<br />
Gesamtzahl<br />
2<br />
7 (145 K<strong>in</strong>der)<br />
3<br />
8 (144 K<strong>in</strong>der)<br />
Nach der Planung (siehe 3.2) sollten sich aufgrund der stratifizierten Randomisierung<br />
möglichst gleich viel ländliche und städtische sowie gleich viele<br />
K<strong>in</strong>dergärten aus den verschiedenen sozialen H<strong>in</strong>tergründen im Kontrollund<br />
im Interventionsarm bef<strong>in</strong>den. Dieses Ziel wurde auch – <strong>in</strong> etwa – erreicht:<br />
nach der Randomisierung im Rahmen der Evaluation des Bewegungsmoduls<br />
befanden sich elf ländlich gelegene K<strong>in</strong>dergärten im Interventionsarm verglichen<br />
<strong>mit</strong> 14 K<strong>in</strong>dergärten im Kontrollarm (Abb. 14). In beiden Armen f<strong>in</strong>den<br />
sich sechs städtisch gelegene K<strong>in</strong>dergärten.<br />
Auch die Stratifizierung des sozialen H<strong>in</strong>tergrunds der K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong><br />
beiden Armen sche<strong>in</strong>t ausgeglichen (Abb. 14).<br />
Merkmal<br />
Ländliche Kitas<br />
Städtische Kitas<br />
Gesamtzahl<br />
hoher sozioökonom. Status<br />
<strong>mit</strong>tlerer sozioökonom. Status<br />
niedriger sozioökonom. Status<br />
ENE MENE<br />
FIT-Arm<br />
Standardarm<br />
Bewegungsmodul<br />
Bei der Evaluation des Ernährungsmoduls wurden ebenfalls ausgeglichene<br />
Zahlen für städtisch/ländlich gelegene K<strong>in</strong>dergärten sowie K<strong>in</strong>dergärten<br />
<strong>mit</strong> verschiedenem sozialen H<strong>in</strong>tergrund erreicht (Abb. 15).<br />
11<br />
6<br />
17 (381 K<strong>in</strong>der)<br />
Abbildung 14: Regionale und sozioökonomische Verteilung der Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten.<br />
K<strong>in</strong>dergärten, die beide Module durchlaufen haben, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Tabelle nicht enthalten.<br />
4<br />
7<br />
6<br />
14<br />
6<br />
20 (383 K<strong>in</strong>der)<br />
4<br />
9<br />
7<br />
hoher sozioökonom. Status<br />
<strong>mit</strong>tlerer sozioökonom. Status<br />
niedriger sozioökonom. Status<br />
4.4.3 Charakteristika der teilnehmenden K<strong>in</strong>der<br />
Um die Übertragbarkeit der Stichprobe im Rahmen der Evaluation des<br />
Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ beurteilen zu können, s<strong>in</strong>d<br />
Informationen über die Zusammensetzung der Stichprobe wichtig. Im Folgenden<br />
stellen wir deshalb dar, <strong>in</strong>wiefern sich die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Evaluation<br />
<strong>in</strong> puncto Bildungsstatus, Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und Vorkommen von Übergewicht<br />
von den K<strong>in</strong>dern im bundesweiten K<strong>in</strong>dergesundheitssurvey von<br />
2006 (KiGGs, Robert-Koch-Institut) unterschieden. Da Ernährungs- und Bewegungsmodul<br />
<strong>in</strong> getrennten Analysen ausgewertet wurden, s<strong>in</strong>d auch die<br />
folgenden Charakteristika der K<strong>in</strong>der für beide Module getrennt dargestellt.<br />
„lecker essen & tr<strong>in</strong>ken“ – <strong>das</strong> Ernährungsmodul<br />
Beim Ernährungsmodul waren etwa 80 % aller K<strong>in</strong>der vier oder fünf Jahre alt,<br />
was zu e<strong>in</strong>em <strong>mit</strong>tleren Alter von 4,3 Jahren führt. Zwischen Mädchen und<br />
Jungen gibt es ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede bezüglich der Altersverteilung.<br />
Der Bildungsstatus wurde def<strong>in</strong>iert anhand der Ausbildung der Mutter des<br />
K<strong>in</strong>des. Von den Jungen <strong>in</strong> der Untersuchung s<strong>in</strong>d etwa 40 % aus e<strong>in</strong>er <strong>mit</strong>tleren<br />
Bildungsschicht, etwa 11 % aus niedrigen Bildungsschichten und e<strong>in</strong><br />
relativ hoher Anteil (ca. 46 %) aus hoch gebildeten Familien. Bei den Mädchen<br />
h<strong>in</strong>gegen f<strong>in</strong>den sich signifikant mehr <strong>in</strong> der <strong>mit</strong>tleren Bildungsschicht,<br />
3<br />
3<br />
1<br />
Abbildung 15: Regionale und sozioökonomische Verteilung der Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten.<br />
K<strong>in</strong>dergärten, die beide Module durchlaufen haben, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Tabelle nicht enthalten.<br />
3<br />
2<br />
3<br />
42 43
Soziale Verantwortung<br />
Alter der K<strong>in</strong>der<br />
weniger <strong>in</strong> der niedrigeren und <strong>in</strong> der hohen Bildungsschicht. Im Vergleich<br />
zu gesamtdeutschen Zahlen aus dem K<strong>in</strong>der- und Jugendgesundheitssurvey<br />
(KiGGs) stammen <strong>in</strong>sgesamt bei den teilnehmenden Jungen und<br />
Mädchen weniger K<strong>in</strong>der aus sozial schwachen Familien und mehr aus den<br />
hohen Bildungsschichten (Abb. 16). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s<br />
<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>in</strong>sgesamt weniger Familien <strong>mit</strong> niedrigem sozialen<br />
Status leben als <strong>in</strong> anderen Bundesländern.<br />
3 Jahre<br />
4 Jahre<br />
5 Jahre<br />
6 Jahre<br />
N<br />
Jungen<br />
144<br />
Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Jungen<br />
19,4<br />
50,5<br />
27,8<br />
2,8<br />
N<br />
Mädchen<br />
132<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Mädchen<br />
15,2<br />
43,2<br />
36,4<br />
5,3<br />
nicht signifikant<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
Übergewicht<br />
Altersklasse<br />
Body-Mass-<br />
Index (kg/m 2 )<br />
P-Wert für<br />
Geschlechterunterschied<br />
3 Jahre<br />
4 Jahre<br />
5 Jahre<br />
6 Jahre<br />
N<br />
Jungen<br />
28<br />
72<br />
40<br />
4<br />
Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
P-Wert für<br />
Geschlechterunterschied<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Jungen<br />
N<br />
Mädchen<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Übergewicht<br />
Verglichen <strong>mit</strong> den drei- bis sechsjährigen K<strong>in</strong>dern im KiGGs (6,4 % bei den<br />
Jungen, 6 % bei den Mädchen 1 ) s<strong>in</strong>d dies über alle K<strong>in</strong>der h<strong>in</strong>weg etwas<br />
weniger Übergewichtige wie im gesamtdeutschen Durchschnitt. Dies könnte<br />
<strong>mit</strong> dem relativ großen Anteil an K<strong>in</strong>dern aus Familien <strong>mit</strong> höherem Bildungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
zusammenhängen.<br />
3,8<br />
9,7<br />
12,5<br />
0<br />
20<br />
57<br />
48<br />
7<br />
Mittelwerte für BMI<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Mädchen<br />
5,0<br />
5,3<br />
2,1<br />
14,3<br />
nicht signifikant<br />
n. s.<br />
0,05<br />
n. s.<br />
144 15,7 131<br />
15,2<br />
< 0,05<br />
Abbildung 17: Verteilung von Übergewicht und Body-Mass-Index über die Altersgruppen<br />
Bildungsstatus<br />
der Mutter<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
niedrig<br />
<strong>mit</strong>tel<br />
hoch<br />
ja<br />
ne<strong>in</strong><br />
141<br />
11,3<br />
42,6<br />
46,1<br />
25,6<br />
74,4<br />
127<br />
7,9<br />
58,3<br />
33,9<br />
33,1<br />
66,9<br />
< 0,05<br />
< 0,05<br />
< 0,05<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
Obwohl es unter den Mädchen im Ernährungsmodul ke<strong>in</strong> vermehrtes Übergewicht<br />
gibt, ist die Hautfaltensumme der Mädchen signifikant höher als<br />
die der Jungen. Dies ist jedoch auf die weibliche Fettverteilung zurückzuführen.<br />
Beim BMI liegen nämlich die Jungen vorn: Sie haben e<strong>in</strong>en signifikant<br />
höheren BMI als die Mädchen.<br />
Abbildung 16: Charakteristika der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wurden <strong>in</strong> unserer Untersuchung <strong>mit</strong><br />
25 % bei den Jungen und 33 % bei den Mädchen (Unterschied nicht statistisch<br />
gesichert) repräsentativ für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> rekrutiert (33 % 19, 20 ).<br />
Wie vergleichen sich nun die Körpermaße der teilnehmenden K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong><br />
denen des deutschen „Normalk<strong>in</strong>des“? In der Tabelle ist die Verteilung von<br />
Übergewicht über die Altersgruppen <strong>in</strong> der Untersuchung dargestellt (Abb. 17).<br />
Der prozentuale Anteil an Übergewicht nimmt <strong>mit</strong> steigendem Alter zu<br />
und liegt bei Jungen und Mädchen zusammen bei 5,45 %.<br />
„locker hüpfen & lustig spielen“ – <strong>das</strong> Bewegungsmodul<br />
Beim Bewegungsmodul waren mehr als 80 % aller K<strong>in</strong>der vier oder fünf Jahre<br />
alt, was zu e<strong>in</strong>em <strong>mit</strong>tleren Alter von 4,5 Jahren führt (Abb. 18). Zwischen<br />
Mädchen und Jungen gibt es ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherten Unterschiede<br />
bezüglich der Altersverteilung.<br />
Auch beim Bewegungsmodul (genaue Zahlen siehe Abb. 18) f<strong>in</strong>den sich mehr<br />
K<strong>in</strong>der aus höheren Bildungsschichten als <strong>in</strong> gesamtdeutschen Untersuchungen:<br />
Bei letzteren kommen 22 % der K<strong>in</strong>der (null bis 17 Jahre) aus sozial<br />
niedrigen Schichten und 30 % aus hohen Bildungsschichten 21 . Bei Migranten<br />
44 45
Soziale Verantwortung<br />
Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
ist dies deutlich anders: es kommen 53 % aus niedrigen und 10 % aus hohen<br />
Bildungsschichten 21 . Da die K<strong>in</strong>der für die Evaluation des Programms „<strong>Komm</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ jedoch <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> rekrutiert wurden,<br />
wo <strong>in</strong>sgesamt weniger Familien <strong>mit</strong> niedrigem sozialen Status leben als<br />
<strong>in</strong> anderen Bundesländern, sche<strong>in</strong>en die sozial schwachen Familien nicht<br />
Übergewicht<br />
P-Wert für<br />
Geschlechterunterschied<br />
Altersklasse<br />
3 Jahre<br />
4 Jahre<br />
5 Jahre<br />
6 Jahre<br />
N<br />
Jungen<br />
37<br />
167<br />
143<br />
23<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Jungen<br />
N<br />
Mädchen<br />
Anteil der K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Übergewicht<br />
5,4<br />
4,8<br />
6,3<br />
13<br />
30<br />
145<br />
142<br />
15<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Mädchen<br />
3,3<br />
3,4<br />
8,5<br />
0,0<br />
nicht signifikant<br />
n. s.<br />
n.s.<br />
n.s.<br />
unbed<strong>in</strong>gt unterrepräsentiert.<br />
Mittelwerte für BMI<br />
In dieser Evaluation hatten 34 % der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Das<br />
ist nahezu identisch <strong>mit</strong> dem Anteil an K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> ganz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (33 % 19, 20 ). Weder für Bildungsstatus noch für<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund gibt es statistisch gesicherte Unterschiede <strong>in</strong> der<br />
Verteilung zwischen Jungen und Mädchen.<br />
N<br />
Jungen<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Jungen<br />
Alter der K<strong>in</strong>der 3 Jahre<br />
4 Jahre<br />
5 Jahre<br />
6 Jahre<br />
370 10<br />
45,1<br />
38,7<br />
6,2<br />
Bildungsstatus<br />
der Mutter<br />
P-Wert für<br />
Geschlechterunterschied<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
niedrig<br />
<strong>mit</strong>tel<br />
hoch<br />
ja<br />
ne<strong>in</strong><br />
375 14,6<br />
48,7<br />
36,7<br />
427 34,2<br />
65,8<br />
Abbildung 18: Charakteristika der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
N<br />
Mädchen<br />
Prozentanteil<br />
der<br />
Mädchen<br />
333 9<br />
43,9<br />
42,6<br />
4,5<br />
329 17,3<br />
45,6<br />
4,5<br />
395 35,4<br />
64,6<br />
nicht signifikant<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
n. s.<br />
In dieser Stichprobe s<strong>in</strong>d ca. 5 % der Jungen gegenüber 5,9 % der vier- und<br />
fünfjährigen Mädchen übergewichtig. Verglichen <strong>mit</strong> den drei- bis sechsjährigen<br />
K<strong>in</strong>dern im KiGGs (6,4 % bei den Jungen, 6 % bei den Mädchen 1 )<br />
s<strong>in</strong>d dies bei den Jungen etwas weniger, bei den Mädchen <strong>in</strong> etwa derselbe<br />
Anteil an Übergewichtigen wie im gesamtdeutschen Durchschnitt. Die<br />
drei- bis sechsjährigen K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Evaluation s<strong>in</strong>d zu wenige, als <strong>das</strong>s die<br />
<strong>in</strong> den Spalten genannten Prozentzahlen <strong>in</strong>terpretierbar s<strong>in</strong>d (Abb. 19).<br />
Body-Mass-<br />
Index (kg/m 2 )<br />
371 15,3 333<br />
15,3<br />
n.s.<br />
Abbildung 19: Verteilung von Übergewicht und Body-Mass-Index über die Altersgruppen<br />
Obwohl es beim BMI ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt,<br />
haben Mädchen (wie auch beim Ernährungsmodul) e<strong>in</strong>e statistisch gesicherte<br />
höhere Hautfaltendicke als Jungen (Zahlen nicht <strong>in</strong> Abb. 19). Die Erklärung<br />
ist der physiologisch höhere Körperfettgehalt beim weiblichen<br />
Geschlecht.<br />
Außer den Körpermaßen haben wir die Bewegung der K<strong>in</strong>der objektiv <strong>mit</strong>tels<br />
der oben beschriebenen Accelerometrie gemessen. Im Vergleich der Accelerometriewerte<br />
von Jungen und Mädchen wird deutlich, <strong>das</strong>s es im K<strong>in</strong>dergartenalter<br />
ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen der Bewegung von Jungen und<br />
Mädchen gibt.<br />
Im Studienarm, <strong>in</strong> dem der partizipative Elternbauste<strong>in</strong> zusätzlich zum<br />
Bewegungsmodul lief, befanden sich 15 K<strong>in</strong>dergärten. Hier wurden 18 Projekte<br />
durchgeführt (Abb. 21). Nur vier dieser 18 Projekte waren Ideen, die auf der<br />
Website des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s schon vorgestellt worden waren.<br />
Da<strong>mit</strong> handelte es sich bei der Mehrzahl aller umgesetzten Ideen um Projekte,<br />
die auf eigenen Vorstellungen der Eltern <strong>in</strong> den jeweiligen K<strong>in</strong>dergärten<br />
beruhten. Viele Projekte bestanden aus Bewegung <strong>in</strong> der freien Natur<br />
<strong>in</strong> Gruppen von K<strong>in</strong>dern und Eltern, entsprechend der ursprünglichen Idee<br />
des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s. Leider wurden die wenigsten Projekte<br />
wirklich regelmäßig durchgeführt, die meisten liefen wenige Male, wurden<br />
46 47
Soziale Verantwortung<br />
aber dann nicht weiter fortgesetzt. Oftmals waren die Abstände zwischen<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Term<strong>in</strong>en so groß, <strong>das</strong>s man nicht von e<strong>in</strong>er regelmäßigen<br />
„Bewegungskultur“ sprechen kann.<br />
4.4.4 Der Elternbauste<strong>in</strong> – Wie wurde<br />
der Elternbauste<strong>in</strong> genutzt?<br />
Nur <strong>in</strong> drei K<strong>in</strong>dergärten wurden mehr als drei Projekte gewählt, <strong>in</strong> zweien<br />
hiervon wurden sogar vier bzw. fünf Projekte umgesetzt. In zwei von 14<br />
K<strong>in</strong>dergärten wurden weder Projekte gewählt noch umgesetzt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
weiteren wurde von den gewählten ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges umgesetzt. Für e<strong>in</strong>e<br />
regelmäßige und nachhaltige Durchführung schienen beispielsweise die<br />
Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher<strong>in</strong>nen sowie die Identifikation<br />
der Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong> dem Programm ausschlaggebend.<br />
E<strong>in</strong> Problem war daher, <strong>das</strong>s der<br />
Elterbauste<strong>in</strong> von bestimmten<br />
K<strong>in</strong>dergärten als von außen aufgezwungen<br />
empfunden wurde, so<br />
<strong>das</strong>s die Erzieher<strong>in</strong>nen sich die Idee<br />
des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
nicht zu eigen machen wollten<br />
oder konnten.<br />
Abbildung 20: K<strong>in</strong>der nach dem Badetag – e<strong>in</strong>em neuen Projekt im<br />
Rahmen des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
In den meisten K<strong>in</strong>dergärten waren drei bis maximal zwölf Eltern, meist<br />
Mütter, aktiv bei der Umsetzung des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s dabei<br />
(Abb. 21). Bei den K<strong>in</strong>dergärten, <strong>in</strong> denen die Projekte sehr gut und wiederholt<br />
liefen, bildete sich e<strong>in</strong> festes Projektteam, <strong>das</strong> über die Zeit auch noch<br />
Zuwachs <strong>in</strong>teressierter Eltern erhielt. Obwohl durch den partizipativen<br />
Elternbauste<strong>in</strong> alle K<strong>in</strong>der und Eltern im K<strong>in</strong>dergarten angesprochen waren,<br />
nahmen maximal 50 % der K<strong>in</strong>der teil.<br />
Die meisten Projekte wurden e<strong>in</strong>mal bis wenige Male durchgeführt und<br />
werden daher <strong>in</strong> der Spalte fünf (Abb. 21) als 100 % umgesetzt beschrieben.<br />
Trotzdem hat nur e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten e<strong>in</strong> Projekt so entwickelt und dokumentiert,<br />
<strong>das</strong>s es als Elternprojekt auf die Website aufgenommen wurde und<br />
dort als Idee für andere K<strong>in</strong>dergärten und Eltern zur Verfügung steht.<br />
Auch wenn der partizipative Elternbauste<strong>in</strong> primär auf <strong>das</strong> Engagement<br />
der Eltern baut, s<strong>in</strong>d die Erzieher<strong>in</strong>nen als Drehscheibe, über welche die<br />
Aktivitäten organisiert werden, wichtig für <strong>das</strong> Gel<strong>in</strong>gen des Programms.<br />
48 49
Soziale Verantwortung<br />
K<strong>in</strong>dergarten<br />
Anzahl<br />
gewählter<br />
Projekte bei<br />
Workshop<br />
Gewählte Projekte<br />
letztendlich<br />
realisierte<br />
Projekte<br />
Grad der Umsetzung<br />
der Projekte<br />
Anzahl von<br />
Müttern<br />
Anzahl von<br />
Großeltern<br />
Anzahl von<br />
Vätern<br />
Anzahl<br />
teilnehmender<br />
K<strong>in</strong>der<br />
Für <strong>das</strong> Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />
<strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
gemeldete K<strong>in</strong>der<br />
1<br />
0<br />
–<br />
0<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
30<br />
2<br />
3<br />
Tanzen, Klanghaus,<br />
M<strong>in</strong>ifahrschule<br />
1<br />
100 %<br />
10<br />
0<br />
0<br />
10<br />
21<br />
3<br />
1<br />
Fußballturnier<br />
1<br />
25 % (nur e<strong>in</strong>mal<br />
stattgefunden)<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
38<br />
4<br />
4<br />
K<strong>in</strong>derdisco, Lagerfeuer <strong>mit</strong><br />
Wandern, bewegter Leseabend,<br />
Firmenbesichtigung<br />
<strong>mit</strong> H<strong>in</strong>laufen<br />
4<br />
75 % (mehrere Male<br />
stattgefunden)<br />
12<br />
0<br />
2<br />
10 bis 25<br />
50<br />
5<br />
4<br />
S<strong>in</strong>gen für Senioren, Baumhütte<br />
bauen, bewegte Spiele,<br />
Abenteuerwanderung<br />
3<br />
100 % (mehrere Male<br />
stattgefunden)<br />
12<br />
0<br />
3<br />
5 bis 12<br />
30<br />
6<br />
0<br />
–<br />
0<br />
0<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
15<br />
7<br />
2<br />
Abenteuer im Wald für die<br />
ganze Familie, Barfußparcours<br />
1<br />
100 %<br />
4<br />
0<br />
2<br />
10<br />
26<br />
8<br />
1<br />
Musik- und Tanzprojekt<br />
1<br />
2x stattgefunden<br />
1<br />
–<br />
–<br />
–<br />
20<br />
9<br />
3<br />
Fahrradparcours,<br />
Spielenach<strong>mit</strong>tag<br />
3<br />
100 %<br />
7<br />
0<br />
0<br />
7 bis 10<br />
13<br />
10<br />
4<br />
Kostümwanderung, Oster<strong>in</strong>sel,<br />
Poolparty, Bewegungsbaustelle<br />
2<br />
100 %, zwei letzte Projekte<br />
<strong>in</strong> konkreter Planung<br />
8<br />
0<br />
0<br />
15<br />
50<br />
11<br />
1<br />
Fahrzeugnach<strong>mit</strong>tag<br />
1<br />
50 %<br />
2<br />
0<br />
0<br />
8<br />
36<br />
12<br />
6<br />
Badetag, Barfußpark,<br />
Blumen und Gemüsebeet,<br />
Lagerfeuer-Wald-Natur<br />
5<br />
100 %<br />
9<br />
1<br />
2<br />
15 bis 20<br />
30<br />
13<br />
1<br />
Outdoortag<br />
1<br />
100 %<br />
12<br />
0<br />
0<br />
10<br />
26<br />
14<br />
3<br />
Tanzprojekt, Gartenprojekt,<br />
Jahreszeitenprojekt<br />
2<br />
75 %<br />
12<br />
0<br />
0<br />
25<br />
35<br />
15<br />
3<br />
Bus auf Be<strong>in</strong>en, Wasserlandschaft,<br />
Wasserspiele<br />
0<br />
0 %<br />
3<br />
0<br />
0<br />
0<br />
18<br />
Abbildung 21: Projekte, die im Rahmen des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s im Bewegungsmodul liefen<br />
50 51
Soziale Verantwortung<br />
5. Die Ergebnisse der Evaluation<br />
5.1 Die Rückmeldungen der Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
Was hat sich nach dem Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
bei K<strong>in</strong>dern und K<strong>in</strong>dergärten verändert?<br />
Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d aufgeteilt<br />
<strong>in</strong> Rückmeldungen der Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />
der Eltern und die objektiven<br />
Messungen. Zuerst kommen<br />
wir zu den Rückmeldungen der Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />
die <strong>in</strong> standardisierten<br />
Interviews erhoben wurden.<br />
5.1.1. Ernährungsmodul<br />
Abbildung 22: Standardisiertes Interview<br />
e<strong>in</strong>er Wissenschaftler<strong>in</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Erzieher<strong>in</strong><br />
Rückmeldungen der<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen und Eltern<br />
sowie Ergebnisse der<br />
objektiven Messungen<br />
Die meisten Erzieher<strong>in</strong>nen berichten, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der seit dem Programm<br />
deutlich mehr Lust haben, Neues auszuprobieren und sich durch andere<br />
K<strong>in</strong>der im K<strong>in</strong>dergarten auch zum Probieren anregen lassen. Dies ersche<strong>in</strong>t<br />
als e<strong>in</strong> guter Erfolg, besteht doch die Chance, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der dadurch e<strong>in</strong>en<br />
breiteren „Geschmackshorizont“ entwickeln, der auch nicht-süße Speisen<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>bezieht. Außerdem stellten die Erzieher<strong>in</strong>nen fest, <strong>das</strong>s sich die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>mit</strong> dem Tr<strong>in</strong>ken „nicht mehr so schwer tun“ (Abb. 23). Durch den Elternabend<br />
sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> vielen K<strong>in</strong>dergärten auch <strong>das</strong> Bewusstse<strong>in</strong> der Eltern für<br />
<strong>gesunde</strong> Ernährung <strong>in</strong>klusive Werbestrategien für K<strong>in</strong>derprodukte gestiegen<br />
zu se<strong>in</strong>. Bemerkenswert ist, <strong>das</strong>s manche Erzieher<strong>in</strong>nen deutlich machen,<br />
<strong>das</strong>s sie vor allem Veränderungen im Sprachgebrauch bei den K<strong>in</strong>dern erkennen.<br />
So benennen die K<strong>in</strong>der Gegenstände und Nahrungs<strong>mit</strong>tel <strong>mit</strong><br />
deutlich mehr Sicherheit. Diese Beobachtung mag Ergebnis dessen se<strong>in</strong>,<br />
<strong>das</strong>s die Fachkräfte <strong>in</strong> ihren Ernährungsstunden auch viel Wert auf Ernährungswissen<br />
gelegt haben.<br />
53
Soziale Verantwortung<br />
Die Rückmeldungen zu den Veränderungen durch e<strong>in</strong> so aktives Bewegungsprogramm<br />
sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stimmig. Wir können davon ausgehen, auch wenn<br />
es nicht objektiv gemessen wurde, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Bewusstse<strong>in</strong> der Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
für die Wichtigkeit von Bewegung durch <strong>das</strong> Programm gestärkt wurde. Die<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen gehen zudem davon aus, <strong>das</strong>s vor allem motorisch-koord<strong>in</strong>ativ<br />
schwächere K<strong>in</strong>der von e<strong>in</strong>em solch <strong>in</strong>tensiven Bewegungsprogramm<br />
profitieren können (Abb. 24).<br />
Abbildung 23: Verbesserungen durch <strong>das</strong> Programm<br />
5.1.2 Bewegungsmodul<br />
Die Rückmeldungen aus den Erzieher<strong>in</strong>nen-Interviews zu den Veränderungen<br />
durch <strong>das</strong> Bewegungsmodul s<strong>in</strong>d sehr zahlreich und sehr positiv. Fast<br />
alle K<strong>in</strong>dergärten stellen e<strong>in</strong>e Verbesserung der Motorik und des Selbstbewusstse<strong>in</strong>s<br />
vieler K<strong>in</strong>der fest. Vor allem K<strong>in</strong>der, die Defizite hatten, s<strong>in</strong>d nach<br />
Angaben der Erzieher<strong>in</strong>nen durch <strong>das</strong> Programm e<strong>in</strong>en großen Schritt weiter<br />
gekommen. Auch fordern die K<strong>in</strong>der nach dem Programm mehr Bewegung,<br />
z.B. durch die Öffnung des Bewegungsraums (<strong>in</strong> dem auch die Turnstunden<br />
abgehalten wurden). Außerdem hätten die K<strong>in</strong>der gelernt, <strong>das</strong>s Bewegung<br />
<strong>mit</strong> allen Materialien möglich ist, und sie seien kreativer <strong>in</strong> ihrem Spiel geworden.<br />
Auch die Piratengeschichte, die im Rahmen des Programms „<strong>Komm</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ im K<strong>in</strong>dergarten über sechs Monate Thema war,<br />
lebt <strong>in</strong> den Köpfen der K<strong>in</strong>der weiter. Die Erzieher<strong>in</strong>nen können also weiterh<strong>in</strong><br />
<strong>das</strong> Bild des Piraten benutzen, um die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Bewegung zu br<strong>in</strong>gen. In<br />
manchen K<strong>in</strong>dergärten werden die Stunden getreu dem Ordner der <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> noch e<strong>in</strong>mal von vorne durchgeführt.<br />
Abbildung 24: Verbesserungen durch <strong>das</strong> Programm (1)<br />
54 55
Soziale Verantwortung<br />
Abbildung 26: Bewertung des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
Abbildung 25: Verbesserungen durch <strong>das</strong> Programm (2)<br />
5.1.3 Elternbauste<strong>in</strong> im Bewegungsmodul<br />
Insgesamt waren die Erzieher<strong>in</strong>nen angetan von der Projektidee des partizipativen<br />
Elternbauste<strong>in</strong>s. Wichtig sche<strong>in</strong>t jedoch aus Sicht der Erzieher<strong>in</strong>nen,<br />
<strong>das</strong>s der Anstoß zu solchen Veränderungen durch derartige Projekte<br />
von außen kommt. Durch e<strong>in</strong>e gute Fachkraft können die neuen Impulse<br />
dann von den Eltern (und Erzieher<strong>in</strong>nen) umgesetzt werden. Möglicherweise<br />
spielt hier auch <strong>mit</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e von außen kommende Fachkraft<br />
den Erzieher<strong>in</strong>nen Arbeit abnimmt. Trotzdem war e<strong>in</strong> Kritikpunkt am<br />
Programm des Elternbauste<strong>in</strong>s, <strong>das</strong>s es von den Erzieher<strong>in</strong>nen zusätzliches<br />
Engagement und Zeit erfordert.<br />
5.2 Die Rückmeldungen der Eltern<br />
In diesem Abschnitt werden die<br />
Ergebnisse der Fragebogenuntersuchung<br />
beschrieben, welche die<br />
Eltern vor Beg<strong>in</strong>n der Intervention<br />
(null Monate), zum Ende der Intervention<br />
(sechs Monate) und zum<br />
Messen der Nachhaltigkeit sechs<br />
Monate nach Ende der Intervention<br />
(zwölf Monate) ausgefüllt haben.<br />
Bei der Darstellung der Ergebnisse<br />
Abbildung 27: Fragebögen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derhänden<br />
vergleichen wir jeweils die Interventionsgruppe,<br />
d. h. K<strong>in</strong>dergärten die <strong>das</strong> Ernährungsmodul oder <strong>das</strong> Bewegungsmodul<br />
erhalten haben, <strong>mit</strong> der sogenannten Kontrollgruppe. Die Kontrollgruppe<br />
waren K<strong>in</strong>dergärten, die vor Beg<strong>in</strong>n des Bewegungsmoduls,<br />
während der ersten sechs Monate, noch ke<strong>in</strong>e Intervention erhielten (Warte-<br />
56 57
Soziale Verantwortung<br />
liste), aber bereits zweimal im Abstand von sechs Monaten den vollständigen<br />
Messzyklus von Fragebogen und objektiver Messung durchliefen. Auf diese<br />
Weise können für alle nachfolgend dargestellten Ergebnisse die Veränderungen,<br />
die sich durch Altern der K<strong>in</strong>der, durch Jahreszeit oder durch andere<br />
systematische Effekte ergaben, berücksichtigt werden. So bere<strong>in</strong>igen wir um<br />
Veränderungen, die auch ohne <strong>das</strong> Programm zustande gekommen wären.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt haben wir zusätzliche Verzerrungen herausgerechnet,<br />
die sich aus der etwas unterschiedlichen Zusammensetzung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
K<strong>in</strong>dergartengruppen ergeben könnten, etwa durch unterschiedliches<br />
Alter der K<strong>in</strong>der, Geschlechtszusammensetzung, Jahreszeit bei der Messung,<br />
der Lage des K<strong>in</strong>dergartens (städtisch oder ländlich). Dieses Herausrechnen<br />
von Verzerrungen benennen wir im Text <strong>mit</strong> „Berücksichtigen von Fremde<strong>in</strong>flüssen“.<br />
Während wir im Text die um mögliche Verzerrungen und Fremde<strong>in</strong>flüsse<br />
bere<strong>in</strong>igten Ergebnisse berichten, zeigen wir <strong>in</strong> den Abbildungen die<br />
tatsächlichen Rohdaten, so wie sie gemessen wurden.<br />
Bei der Darstellung der Ergebnisse unterscheiden wir zwischen „bedeutsam“<br />
und sogenannter „statistischer Signifikanz“. Anders als im umgangssprachlichen<br />
Gebrauch, bei dem <strong>mit</strong> signifikant oft e<strong>in</strong> bedeutsames und für die<br />
Praxis relevantes Ergebnis bezeichnet wird, benennt der statistische Begriff<br />
der Signifikanz e<strong>in</strong>e Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit. Statistisch signifikant bedeutet<br />
nichts anderes, als <strong>das</strong>s die vorliegenden Ergebnisse <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
von weniger als 5 % durch den Zufall bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> können. Um diese<br />
begriffliche Verwirrung so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten, beschreiben wir die<br />
Ergebnisse <strong>in</strong> diesem Abschnitt daher <strong>mit</strong> den Worten „bedeutsam“, um<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Zusammenhang darzustellen. „Statistisch gesichert“ bezeichnen<br />
wir alle Ergebnisse, bei denen die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit unter 5 % liegt,<br />
<strong>das</strong>s dieses Ergebnis alle<strong>in</strong> durch Zufall hätte zustande kommen können.<br />
Vorbehalt. Verändertes Antwortverhalten im Fragebogen kann jedoch den<br />
ersten Anfang e<strong>in</strong>er Haltungs- und Bewusstse<strong>in</strong>sänderung widerspiegeln.<br />
In der Kette von verändertem Bewusstse<strong>in</strong>, veränderten Handlungsabsichten,<br />
Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Verhaltensänderung und nachhaltiger Verstetigung e<strong>in</strong>er<br />
Verhaltensänderung stehen daher die geänderten Fragebogenauskünfte<br />
am Anfang.<br />
5.2.1 Ernährungsmodul<br />
Essen die K<strong>in</strong>der mehr Portionen Gemüse pro Tag?<br />
In der ersten Abbildung (Abb. 28) ist dargestellt, wie viel Prozent der K<strong>in</strong>der im<br />
Ernährungsmodul ke<strong>in</strong>e, weniger als e<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>s bis drei oder mehr Portionen<br />
Gemüse pro Tag essen, jeweils gemessen zum Zeitpunkt vor Beg<strong>in</strong>n (A) der<br />
Intervention (=Ernährungsmodul), zum Ende der Intervention (B) und sechs<br />
Monate nach Ende der Intervention (C). Deutlich wird vor allem, <strong>das</strong>s es e<strong>in</strong>e<br />
Verschiebung nach Ende der Intervention gibt: Wo vor Beg<strong>in</strong>n der Intervention<br />
die meisten K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Portion Gemüse pro Tag aßen, konsumierten<br />
sie un<strong>mit</strong>telbar nach der Intervention (Zeitpunkt B) zwei und mehr Portionen<br />
Gemüse pro Tag. Dieser Effekt entspricht e<strong>in</strong>er Zunahme von etwa 0,2 Portionen<br />
pro Tag (ca. 6 %) über alle K<strong>in</strong>der ge<strong>mit</strong>telt und sche<strong>in</strong>t da<strong>mit</strong> bedeutsam.<br />
Abbildung 28: Gemüsekonsum der K<strong>in</strong>der (Rohdaten)<br />
Bei allen im Fragebogen berichteten Ergebnissen muss berücksichtigt werden,<br />
<strong>das</strong>s Eltern um die Teilnahme am Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
wussten. Es ist daher nicht abschließend nachprüfbar, ob die im Fragebogen<br />
gemachten Angaben den Tatsachen entsprechen oder durch soziale Erwünschtheit<br />
bee<strong>in</strong>flusst wurden. Wir berichten die Ergebnisse unter diesem<br />
Weitere sechs Monate später (C) s<strong>in</strong>d es nur noch 0,1 Portionen mehr, was<br />
ke<strong>in</strong> sicherer Effekt mehr ist. Der Effekt der Intervention auf den Gemüsekonsum<br />
direkt nach Intervention der K<strong>in</strong>der ist statistisch gesichert.<br />
58 59
Soziale Verantwortung<br />
Essen die K<strong>in</strong>der mehr Portionen Obst pro Tag?<br />
In der Abbildung (Abb. 29) ist sichtbar, <strong>das</strong>s zum Ende der Intervention (Messzeitpunkt<br />
B) deutlich mehr K<strong>in</strong>der zwei und drei Portionen Obst pro Tag essen.<br />
Dadurch gibt es zum Ende der Intervention weniger K<strong>in</strong>der, die nur e<strong>in</strong>e Portion<br />
Obst pro Tag essen. Sechs Monate nach Ende der Intervention sche<strong>in</strong>t<br />
sich dieser Effekt jedoch etwas verwischt zu haben. Langfristig s<strong>in</strong>d nun aber<br />
mehr K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der höchsten Kategorie: 10 % der K<strong>in</strong>der essen nach der Intervention<br />
mehr als drei Portionen Obst pro Tag, verglichen <strong>mit</strong> 5 % vorher.<br />
Tr<strong>in</strong>ken die K<strong>in</strong>der weniger gesüßte Getränke?<br />
Unter Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse gibt es ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherte oder bedeutsame<br />
Veränderung durch die Intervention, weder direkt nach dem<br />
Programm (B) noch weitere sechs Monate nach Ende des Programms (C).<br />
Essen die K<strong>in</strong>der mehr <strong>gesunde</strong> Lebens<strong>mit</strong>tel pro Tag?<br />
In der folgenden Abbildung (Abb. 30) ist dargestellt, wie viel Prozent der<br />
K<strong>in</strong>der zum jeweiligen Messzeitpunkt wie häufig <strong>gesunde</strong> Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
verzehren. Zu den <strong>gesunde</strong>n Lebens<strong>mit</strong>teln werden beispielsweise Reis,<br />
Salat, Rohkost und Naturjoghurt gezählt.<br />
Beim Blick auf die Abbildung zeigt sich, <strong>das</strong>s anfangs (d.h. zum Zeitpunkt (A),<br />
vor der Intervention) mehr K<strong>in</strong>der <strong>gesunde</strong> Nahrungs<strong>mit</strong>tel weniger als<br />
e<strong>in</strong>mal pro Woche zu sich nahmen. Es lässt sich nach Ende des Programms (B)<br />
e<strong>in</strong>e Verschiebung von etwa 6 % der K<strong>in</strong>der h<strong>in</strong> zur Kategorie „1- bis 3-mal/<br />
Woche <strong>gesunde</strong> Nahrungs<strong>mit</strong>tel wie Rohkost und Salat/Woche“ beobachten.<br />
In der Abbildung s<strong>in</strong>d noch nicht die Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe<br />
berücksichtigt.<br />
Abbildung 29: Obstkonsum der K<strong>in</strong>der (Rohdaten)<br />
Zusammengefasst zeigt sich, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der unter Berücksichtigung der<br />
Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse<br />
(siehe oben) nach der Intervention etwa 0,2 Portionen mehr Obst essen als<br />
vorher, entsprechend ca. 6 % mehr über alle K<strong>in</strong>der ge<strong>mit</strong>telt e<strong>in</strong> bedeutsamer<br />
Befund. Auch diesen statistisch gesicherten Effekt gibt es jedoch sechs<br />
Monate später (C) nicht mehr.<br />
Tr<strong>in</strong>ken die K<strong>in</strong>der mehr Gläser Wasser pro Tag?<br />
Unter Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie auch<br />
weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse wie Alter der K<strong>in</strong>der zeigte sich ke<strong>in</strong>e statistisch<br />
gesicherte oder bedeutsame Verbesserung durch die Intervention, weder<br />
direkt nach dem Programm (B) noch weitere sechs Monate später (C).<br />
Abbildung 30: Konsum <strong>gesunde</strong>r Nahrungs<strong>mit</strong>tel (Rohdaten)<br />
Unter Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse konnten wir e<strong>in</strong>e statistisch gesicherte und<br />
bedeutsame Erhöhung des Verzehrs von <strong>gesunde</strong>n Lebens<strong>mit</strong>teln um 0,13<br />
Portionen täglich durch <strong>das</strong> Ernährungsmodul zeigen, jedoch nur zum<br />
60 61
Soziale Verantwortung<br />
Zeitpunkt (C), also sechs Monate nach Ende der Intervention.<br />
Helfen die K<strong>in</strong>der mehr <strong>mit</strong> beim Zubereiten der Mahlzeiten?<br />
Unter Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse konnten wir nachweisen, <strong>das</strong>s es e<strong>in</strong>en statistischen<br />
Trend dah<strong>in</strong>gehend gibt, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der nach der Intervention mehr<br />
bei den Mahlzeiten oder beim Tischdecken <strong>mit</strong>helfen als vor der Intervention.<br />
E<strong>in</strong> statistisch gesicherter Effekt fehlt jedoch zu beiden Messzeitpunkten<br />
zum Ende der Intervention (B) und sechs Monate nach Ende der Intervention<br />
(C).<br />
Abbildung 31: Täglicher Fernsehkonsum (Standard-Modul, Rohdaten)<br />
Das Mithelfen bei den Mahlzeiten spiegelt e<strong>in</strong>e Intention des Ernährungsmoduls<br />
wider. Dessen Ziel ist, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der mehr Kompetenz rund ums<br />
Essen entwickeln. E<strong>in</strong>e gesteigerte Kompetenz der K<strong>in</strong>der hätte sich beispielsweise<br />
dar<strong>in</strong> manifestieren können, <strong>das</strong>s sie nach dem Modul mehr<br />
bei der Zubereitung der Mahlzeiten <strong>mit</strong>geholfen hätten.<br />
5.2.2 Bewegungsmodul<br />
Nach Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse verbr<strong>in</strong>gen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> beiden Studienarmen<br />
zum Ende der Intervention (B) und auch noch sechs Monate nach Ende der<br />
Intervention (C) laut Elternangaben unter der Woche statistisch gesichert<br />
weniger Zeit vor dem Fernseher. Sichtbar wird dies <strong>in</strong> Abbildung 31 an<br />
e<strong>in</strong>er Verschiebung der Verteilung <strong>in</strong> Richtung der Kategorien „ke<strong>in</strong>e“ oder<br />
„weniger als e<strong>in</strong>e halbe Stunde pro Tag Fernsehzeit“. Dieser Befund gilt<br />
auch für den Arm <strong>mit</strong> dem zusätzlichen Elternbauste<strong>in</strong>.<br />
Nach Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse schätzen statistisch gesichert mehr Eltern<br />
ihre K<strong>in</strong>der bei der ersten Messung nach Intervention (B) sowie auch sechs<br />
Monate nach Ende der Intervention (C) als aktiver e<strong>in</strong> (Abb. 32). Dies gilt<br />
auch für den Arm <strong>mit</strong> dem zusätzlichen Elternbauste<strong>in</strong>.<br />
Abbildung 32: E<strong>in</strong>schätzung der Aktivität durch die Eltern (Standard-Modul, Rohdaten)<br />
Nach Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse verbr<strong>in</strong>gen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> beiden Studienarmen<br />
laut Elternangaben weder zum Ende der Intervention (B) noch sechs<br />
Monate nach Ende der Intervention (C) mehr Zeit draußen. Es ergibt sich<br />
für <strong>das</strong> Standard-Bewegungsmodul ke<strong>in</strong>e sichere Veränderung der draußen<br />
verbrachten Zeit. Im Arm <strong>mit</strong> dem zusätzlichen Elternbauste<strong>in</strong> gibt<br />
es im Gegensatz wohl e<strong>in</strong>e statistisch gesicherte und auch bedeutsame<br />
Zunahme der draußen verbrachten Zeit.<br />
62 63
Soziale Verantwortung<br />
5.2.3 Elternbauste<strong>in</strong> im Bewegungsmodul<br />
Es gab e<strong>in</strong>en Trend dazu, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der im Studienarm <strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong><br />
weniger fernsehen und mehr draußen spielen als K<strong>in</strong>der im Standard-Bewegungsmodul<br />
(Abb. 33 und 34). Die Unterschiede waren statistisch<br />
jedoch nicht völlig gesichert. Bei der Fernsehzeit unter der Woche gab es<br />
ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den K<strong>in</strong>dergärten <strong>mit</strong> und denen ohne Elternbauste<strong>in</strong>e.<br />
Abbildung 34: Draußen verbrachte Zeit im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm<br />
<strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Abbildung 33: Fernsehzeit am Wochenende im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm<br />
<strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Abbildung 35: Von Eltern berichtete Lebensqualität von K<strong>in</strong>dern im Standard-Bewegungsarm<br />
und im Studienarm <strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Zusätzlich wurde von uns noch überprüft, wie sich der partizipative Elternbauste<strong>in</strong><br />
auf die von den Eltern berichtete Lebensqualität, Schlafqualität<br />
und allgeme<strong>in</strong>e Gesundheit der K<strong>in</strong>der auswirkt. Hier schnitten K<strong>in</strong>der im<br />
Studienarm <strong>mit</strong> partizipativem Elternbauste<strong>in</strong> statistisch gesichert bedeutsam<br />
besser ab als K<strong>in</strong>der im Standard-Bewegungsmodul ohne Elternbauste<strong>in</strong><br />
(Abb. 35–37).<br />
64 65
Soziale Verantwortung<br />
Abbildung 36: Von Eltern berichtete Schlafqualität von K<strong>in</strong>dern im Standard-Bewegungsarm<br />
und im Studienarm <strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
5.3 Die Ergebnisse der objektiven Messungen<br />
In diesem Abschnitt berichten wir die Ergebnisse der objektiven Messungen,<br />
die vor Beg<strong>in</strong>n der Intervention, un<strong>mit</strong>telbar nach der Intervention (sechs<br />
Monate) und zum Nachweis der Nachhaltigkeit sechs Monate nach Ende<br />
der Intervention durchgeführt wurden. Um diese objektiven Messungen zu<br />
erhalten, reisten jeweils Messteams <strong>mit</strong> zwei leitenden Fachpersonen zu<br />
den teilnehmenden K<strong>in</strong>dergärten. Die Messungen umfassen die Körpermaße,<br />
e<strong>in</strong>e genaue Er<strong>mit</strong>tlung des Körperfettanteils <strong>mit</strong>tels Hautfaltendicken,<br />
<strong>das</strong> Messen der Körpermaße wie Gewicht, Größe, Taillenumfang sowie <strong>das</strong><br />
Messen des Blutdrucks. Im Bewegungsmodul erhielten alle K<strong>in</strong>der zusätzlich<br />
e<strong>in</strong> m<strong>in</strong>iaturisiertes Aufzeichnungsgerät, <strong>das</strong> über mehrere Tage den<br />
Pulsschlag und die Bewegungsaktivität aufzeichnete. E<strong>in</strong>e Aufzeichnung<br />
des Bewegungsverhaltens und des Pulses über mehrere Tage an drei unterschiedlichen<br />
Messzeitpunkten und dies bei nahezu 1.000 K<strong>in</strong>dern ist weltweit<br />
derzeit die umfassendste Untersuchung zum Bewegungsverhalten bei<br />
K<strong>in</strong>dern im K<strong>in</strong>dergartenalter. Bei der Betrachtung der objektiven Ergebnisse<br />
ist wichtig, die Wirkungskette im Blick zu behalten: Zuerst ändern sich<br />
die E<strong>in</strong>stellung und <strong>das</strong> Wissen von K<strong>in</strong>dern und Eltern. Dies wird durch veränderte<br />
Antworten im Fragebogen dokumentiert. Auf e<strong>in</strong>e veränderte Haltung<br />
und E<strong>in</strong>stellung folgt verändertes Verhalten. Dies kann sich bei den<br />
objektiven Messungen niederschlagen durch die im Sitzen verbrachte Zeit,<br />
die <strong>mit</strong>tlere Bewegungsaktivität oder die Zeit <strong>mit</strong> hoher Bewegungsaktivität.<br />
Erst als Folge und daher <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er zeitlichen Verzögerung wird sich <strong>das</strong> geänderte<br />
Bewegungsverhalten auch <strong>in</strong> geänderten Messwerten für Körperfett<br />
und Body-Mass-Index niederschlagen.<br />
Abbildung 37: Von Eltern geschätzte allgeme<strong>in</strong>e Gesundheit von K<strong>in</strong>dern im Standard-Bewegungsarm<br />
und im Studienarm <strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Aus der Vielfalt der Ergebnisse beschränken wir uns bei der Darstellung <strong>in</strong><br />
diesem Bericht auf diejenigen, bei denen es im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />
(ke<strong>in</strong>e Bewegungs- oder Ernährungs<strong>in</strong>tervention) statistisch gesicherte<br />
Veränderungen gab. Ferner berichten wir diejenigen Messwerte, die bedeutsam<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
66 67
Soziale Verantwortung<br />
5.3.1 Ernährungsmodul<br />
Verändert sich der <strong>mit</strong>tlere Body-Mass-Index der K<strong>in</strong>der?<br />
In der folgenden Abbildung ist dargestellt, wie sich der <strong>mit</strong>tlere Body-<br />
Mass-Index der K<strong>in</strong>der über die Messzeitpunkte verändert hat (Abb. 38).<br />
als der BMI. So hat sich gezeigt, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> Verhältnis von über 0,5 bei K<strong>in</strong>dern<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em erhöhten Risiko für die Entwicklung des sogenannten metabolischen<br />
Syndroms (<strong>mit</strong> Übergewicht nicht selten e<strong>in</strong>hergehende, ungünstige<br />
Stoffwechsellage) verbunden ist. Allerd<strong>in</strong>gs wird deutlich, <strong>das</strong>s unter<br />
Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie weiterer<br />
Fremde<strong>in</strong>flüsse zu beiden Messzeitpunkten nach Intervention ke<strong>in</strong>e signifikante<br />
Abnahme des Taillen-Größen-Verhältnisses der K<strong>in</strong>der festgestellt<br />
werden kann.<br />
Im Vergleich zur Kontrollgruppe ergaben sich also für Body-Mass-Index und<br />
Taillen-Größen-Verhältnis ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherten oder bedeutsamen<br />
Veränderungen zwischen der Kontroll- und Interventionsgruppe. Die Analyse<br />
des Körperfettanteils bei K<strong>in</strong>dern im Ernährungsmodul zeigte ebenfalls<br />
ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherte Abnahme (Abb. 39), aber e<strong>in</strong>en Trend zur<br />
Abnahme zum Zeitpunkt 6 Monate (B = direkt nach Ende der Intervention),<br />
nicht aber weitere sechs Monate später (Zeitpunkt C = sechs Monate nach<br />
Ende der Intervention = zwölf Monate).<br />
Abbildung 38: Veränderung des <strong>mit</strong>tleren BMI (Rohdaten)<br />
Wie zu sehen ist, haben die K<strong>in</strong>der im Mittel zum Ende des Programms<br />
(Messzeitpunkt B) e<strong>in</strong>en niedrigeren BMI, was e<strong>in</strong> erwünschter Effekt se<strong>in</strong><br />
könnte, jedoch hält dieser Effekt nach Ende des Programms nicht an. Sechs<br />
Monate später sche<strong>in</strong>t der BMI wieder auf <strong>das</strong> Ausgangsniveau zurückgekehrt<br />
zu se<strong>in</strong>. Die Abbildung enthält jedoch ke<strong>in</strong>e Korrektur für die Veränderungen<br />
<strong>in</strong> der Kontrollgruppe und da<strong>mit</strong> auch nicht für den natürlichen,<br />
entwicklungsbed<strong>in</strong>gten Verlauf des BMI.<br />
Abbildung 39: Körperfettanteil bei K<strong>in</strong>dern im Ernährungsmodul vor Intervention (0 Monate) und zum Ende der<br />
Intervention (6 Monate) im Vergleich zur Wartelistekontrollgruppe (adjustierte für Kontrollvariablen)<br />
Unter Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie<br />
auch weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse nimmt der BMI weder direkt nach dem Ernährungsmodul<br />
(B) noch weitere sechs Monate später signifikant ab.<br />
Verändert sich <strong>das</strong> Verhältnis von Taille zu Größe der K<strong>in</strong>der?<br />
Das Verhältnis von Taille zu Größe ist bei K<strong>in</strong>dern möglicherweise e<strong>in</strong> besserer<br />
Anhaltspunkt für die <strong>mit</strong> Übergewicht verbundenen Gesundheitsrisiken<br />
68 69
Soziale Verantwortung<br />
zusätzlich der Elternbauste<strong>in</strong> lief. Alles <strong>in</strong> allem gibt es also ke<strong>in</strong>e statistisch<br />
gesicherte Veränderung des Body-Mass-Indexes <strong>in</strong> beiden Armen des Bewegungsmoduls.<br />
5.3.2 Bewegungsmodul<br />
Objektiv gemessene Bewegung<br />
Im Bewegungsmodul ohne Elternbauste<strong>in</strong> zeigte sich ke<strong>in</strong>e statistisch gesicherte<br />
oder bedeutsame Änderung der im Sitzen oder <strong>in</strong> hoher Aktivität<br />
verbrachten Zeit oder des <strong>mit</strong>tleren Aktivitätsniveaus (Abb. 40). Allenfalls<br />
war direkt nach Ende des Programms e<strong>in</strong> Trend zur Zunahme der <strong>in</strong> hoher<br />
Aktivität verbrachten Zeit zu verzeichnen, dieser Unterschied war jedoch<br />
statistisch nicht gesichert und ließ sich nach weiteren sechs Monaten nicht<br />
mehr beobachten.<br />
Abbildung 41: Veränderung des Body-Mass-Indexes im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)<br />
Abbildung 40: Veränderung der <strong>in</strong> hoher Aktivität verbrachten Zeit<br />
im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)<br />
Verändert sich der <strong>mit</strong>tlere Körperfettanteil oder <strong>das</strong> Taillen-Größen-<br />
Verhältnis der K<strong>in</strong>der?<br />
Nach Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie auch<br />
weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse wie Alter und Geschlechtsverteilung hatten die K<strong>in</strong>der<br />
im Standard-Bewegungsarm zum Ende der Intervention (B) wie auch<br />
sechs Monate nach Ende der Intervention (C) e<strong>in</strong>en statistisch gesicherten<br />
Trend zu weniger Körperfett als vor der Intervention. Dies gilt ebenfalls für<br />
den Studienarm, <strong>in</strong> dem zusätzlich der Elternbauste<strong>in</strong> lief. In der Abb. 42<br />
s<strong>in</strong>d nicht die statistisch gesichert verbesserten adjustierten Werte, sondern<br />
die Rohwerte ohne Berücksichtigung der Fremde<strong>in</strong>flüsse dargestellt.<br />
Körpermaße<br />
Bewegung, Sport oder Inaktivität haben bekanntlich E<strong>in</strong>fluss auf Körpergewicht<br />
und andere Körpermaße wie Body-Mass-Index und Körperfett. Nachfolgend<br />
wird berichtet, ob sich Body-Mass-Index, Körperfettanteil und Taillen-<br />
Größen-Verhältnis der K<strong>in</strong>der durch die Intervention verändern.<br />
Verändert sich der <strong>mit</strong>tlere Body-Mass-Index der K<strong>in</strong>der?<br />
Nach Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe sowie auch<br />
weiterer Fremde<strong>in</strong>flüsse nahm der Body-Mass-Index im Standardarm zum<br />
Zeitpunkt (C) nicht bedeutsam zu. Zum Zeitpunkt (B) gab es e<strong>in</strong>e nicht bedeutsame<br />
Abnahme (Abb. 41). Dies gilt auch für den Studienarm, <strong>in</strong> dem<br />
Abbildung 42: Veränderung des Körperfettgehalts im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)<br />
70 71
Soziale Verantwortung<br />
Das Taillen-Größen-Verhältnis der K<strong>in</strong>der blieb <strong>in</strong> beiden Studienarmen <strong>mit</strong><br />
Bewegungsmodul statistisch unverändert.<br />
Abbildung 44: Täglich im Sitzen verbrachte Zeit (M<strong>in</strong>uten) im Standard-Bewegungsarm und<br />
im Studienarm <strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Abbildung 43: Veränderung des Taillen-Größen-Verhältnisses im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)<br />
5.3.3 Elternbauste<strong>in</strong> im Bewegungsmodul<br />
Im Gegensatz zum Standard-Bewegungsmodul hat sich <strong>das</strong> objektiv gemessene<br />
Bewegungsverhalten der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergärten, <strong>in</strong> denen es den<br />
zusätzlichen, partizipativen Elternbauste<strong>in</strong> gab, statistisch gesichert positiv<br />
verändert.<br />
Verglichen <strong>mit</strong> dem Standard-Bewegungsmodul zeigte sich sowohl bei e<strong>in</strong>er<br />
Analyse nach Gruppenzuteilung wie e<strong>in</strong>er Analyse nach tatsächlich durchgeführtem<br />
Programm e<strong>in</strong>e statistisch gesicherte Wirkung des Programms<br />
<strong>mit</strong> Elternbauste<strong>in</strong> im H<strong>in</strong>blick auf die täglich im Sitzen verbrachte Zeit. Diese<br />
nahm über zwölf Monate statistisch gesichert ab, während die <strong>mit</strong>tlere tägliche<br />
Aktivität bei den K<strong>in</strong>dergärten, die tatsächlich den Elternbauste<strong>in</strong> umsetzten,<br />
<strong>in</strong> statistisch gesicherter Weise zunahm (Abb. 44 und 45.) Im Vergleich<br />
zu K<strong>in</strong>dern im Standard-Bewegungsmodul verbr<strong>in</strong>gen die K<strong>in</strong>der im<br />
Elternbauste<strong>in</strong> täglich mehr als fünf M<strong>in</strong>uten weniger Zeit im Sitzen und<br />
haben auch bedeutsam höhere Werte für die <strong>mit</strong>tlere tägliche Aktivität. Der<br />
Elternbauste<strong>in</strong> schafft es da<strong>mit</strong>, die für die psychomotorische Entwicklung<br />
von K<strong>in</strong>dern ausschlaggebende Bewegung unabhängig von Migrationsoder<br />
sozialem H<strong>in</strong>tergrund zu erhöhen.<br />
Abbildung 45: Mittlere Aktivität täglich im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm<br />
<strong>mit</strong> zusätzlichem Elternbauste<strong>in</strong> (adjustiert für Kontrollvariablen)<br />
Weder die <strong>in</strong> hoher Aktivität verbrachte Zeit noch die objektiven Körpermaße<br />
(Body-Mass-Index und prozentuales Körperfett) waren statistisch gesichert<br />
unterschiedlich im Studienarm <strong>mit</strong> dem Elternbauste<strong>in</strong> verglichen<br />
<strong>mit</strong> dem ohne Elternbauste<strong>in</strong>. Da<strong>mit</strong> haben weder <strong>das</strong> Bewegungsprogramm<br />
<strong>mit</strong> noch <strong>das</strong> ohne Elterbauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen und nachhaltigen Effekt<br />
auf die Körpermaße der K<strong>in</strong>der. Bewegung muss jedoch gerade bei den sich<br />
noch <strong>in</strong> der motorischen Entwicklung bef<strong>in</strong>dlichen K<strong>in</strong>dern unabhängig<br />
gesehen werden von der Gewichtsentwicklung alle<strong>in</strong>e.<br />
72 73
Soziale Verantwortung<br />
Bewegung ist e<strong>in</strong> Grundbedürfnis von K<strong>in</strong>dern, <strong>das</strong> über die Prävention von<br />
Übergewicht h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> sehr breites Spektrum von positiven E<strong>in</strong>flüssen auf<br />
die kognitive, motorische und psychische Entwicklung von K<strong>in</strong>dern ausübt.<br />
5.3.4 Gruppen <strong>mit</strong> besonderem Risiko<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
K<strong>in</strong>der aus Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund schnitten bei den Untersuchungen<br />
schlechter ab und profitierten weniger sowohl vom Ernährungsprogramm<br />
wie auch vom Bewegungsprogramm. Die schon vor Intervention<br />
bestehenden Unterschiede <strong>in</strong> BMI und Körperfett vergrößern sich nach dem<br />
Ernährungsmodul zulasten der K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (Abb. 48).<br />
Sechs Monate nach der Bewegungs<strong>in</strong>tervention verändert sich für K<strong>in</strong>der<br />
<strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund die Zeit <strong>in</strong> hoher Aktivität pro Tag nicht, K<strong>in</strong>der<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können sich jedoch teils verbessern (Abb. 47).<br />
K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund verbr<strong>in</strong>gen gleich viel Zeit täglich im Sitzen,<br />
K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können sich eher verbessern (Abb. 46).<br />
Beide Programme sche<strong>in</strong>en also K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu<br />
„vernachlässigen“, wobei es sich beim Bewegungsmodul nur um statistische<br />
Trends und nicht gesicherte Ergebnisse handelt.<br />
Abbildung 47: In hoher Aktivität verbrachte Zeit <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten vor und 6 Monate nach der Intervention für K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong><br />
und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
Abbildung 48: Body-Mass-Index <strong>in</strong> kg/m 2 vor und 6 Monate nach der Intervention für K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
Abbildung 46: Im Sitzen verbrachte Zeit <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten vor und 6 Monate nach der Intervention für K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> und<br />
ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
Abbildung 49: Körperfettgehalt <strong>in</strong> Prozent vor und 6 Monate nach der Intervention für K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> und ohne<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
74 75
Soziale Verantwortung<br />
Sozialer Status<br />
K<strong>in</strong>der aus ressourcenreichen Familien haben schon vor den Modulen e<strong>in</strong>en<br />
deutlich niedrigeren BMI als K<strong>in</strong>der aus ressourcenarmen Familien. Es besteht<br />
e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Abhängigkeit des BMI vom sozialen Status. Gleiches gilt für den<br />
Anteil an übergewichtigen K<strong>in</strong>dern und dem prozentualen Körperfett. Diese<br />
anfänglichen Unterschiede zwischen den Bildungsschichten werden eher<br />
größer nach Ende der beiden Module (Abb. 50–52).<br />
Abbildung 52: Prozent an übergewichtigen K<strong>in</strong>dern vor und 6 Monate nach der Intervention bei K<strong>in</strong>dern aus<br />
ressourcenschwachen, <strong>mit</strong>tleren und ressourcenreichen Familien (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung<br />
der Veränderungen <strong>in</strong> der Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
Abbildung 50: Body-Mass-Index vor und 6 Monate nach der Intervention bei K<strong>in</strong>dern aus ressourcenschwachen,<br />
<strong>mit</strong>tleren und ressourcenreichen Familien (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der<br />
Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
Abbildung 51: Körperfettgehalt vor und 6 Monate nach der Intervention bei K<strong>in</strong>dern aus ressourcenschwachen,<br />
<strong>mit</strong>tleren und ressourcenreichen Familien (ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung der Veränderungen <strong>in</strong> der<br />
Kontrollgruppe = Rohdaten)<br />
5.4 Vergleich <strong>mit</strong> anderen Projekten<br />
Unsere Ergebnisse zeigen: Erzieher<strong>in</strong>nen wie auch Eltern berichten über Verbesserungen<br />
im Ernährungs- und Bewegungsverhalten der K<strong>in</strong>der nach dem<br />
Programm. Unsere objektiven Messungen aber können ke<strong>in</strong>e Veränderung<br />
beim relativen Gewicht (Body-Mass-Index), kaum Veränderung beim Körperfettanteil<br />
und ke<strong>in</strong>e Verbesserung beim objektiv gemessenen Bewegungsverhalten<br />
durch <strong>das</strong> Ernährungs- und Bewegungsmodul dokumentieren.<br />
Diese Ergebnisse s<strong>in</strong>d vergleichbar <strong>mit</strong> denen anderer Programme zur Förderung<br />
von <strong>gesunde</strong>r Ernährung und Bewegung im K<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong> Deutschland<br />
und weltweit. Beispielsweise konnte auch bei e<strong>in</strong>em anderen deutschen<br />
K<strong>in</strong>dergartenprogramm festgestellt werden, <strong>das</strong>s die K<strong>in</strong>der nach Elternangaben<br />
mehr Obst und Gemüse nach dem Programm aßen als vorher. Jedoch<br />
konnten auch dort die objektiven Messungen weder e<strong>in</strong>e Veränderung beim<br />
BMI noch bei der motorischen Geschicklichkeit der K<strong>in</strong>der zeigen 22 . Da<strong>mit</strong><br />
lässt sich zusammenfassen, <strong>das</strong>s die bisher <strong>mit</strong>tels objektiver Maße evaluierten<br />
Programme zur Bewegungs- und Ernährungsförderung im K<strong>in</strong>dergarten<br />
<strong>in</strong> Deutschland zwar sehr gut von den Erzieher<strong>in</strong>nen akzeptiert wurden<br />
und gute Rückmeldungen der Eltern bekamen, aber ke<strong>in</strong>e „harten“<br />
Daten zur Wirksamkeit bieten.<br />
76 77
Soziale Verantwortung<br />
Die Veränderung des BMIs <strong>in</strong> Programmen während der K<strong>in</strong>dergartenzeit<br />
nachzuweisen, ist ke<strong>in</strong>e leichte Aufgabe: Der BMI nimmt gerade <strong>in</strong> diesem<br />
Alter der sogenannten „adiposity rebounds“ von Natur aus ab 23 : Mit ca.<br />
fünf bis sieben Jahren haben die meisten K<strong>in</strong>der den niedrigsten BMI ihrer<br />
gesamten K<strong>in</strong>dheit. Wenn Programme durch Förderung <strong>gesunde</strong>r Ernährung<br />
und Bewegung versuchen, den BMI <strong>in</strong> dieser Altersspanne positiv zu bee<strong>in</strong>flussen,<br />
müssen sie den natürlichen Abfall des BMI noch übertrumpfen. Sicherlich<br />
wäre es daher wichtig, den BMI bei kommenden Evaluationen von Programmen<br />
später noch e<strong>in</strong>mal zu messen, z.B. im Alter von neun Jahren. Veränderungen<br />
<strong>in</strong> der Ernährung, z.B. der Konsum von mehr Obst und Gemüse,<br />
schlagen sich eher langfristig im BMI nieder.<br />
Der Vorteil des aufwändigen Studiendesigns zeigt sich nun dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s unsere<br />
Daten es der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> erlauben, <strong>das</strong> Programm zu verbessern<br />
und effektiver zu machen. Durch E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
konnten wir klären, wie effektiv die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Eltern se<strong>in</strong><br />
kann. Wir liefern Ergebnisse zur bisher ungeklärten Frage, ob e<strong>in</strong> partizipativer<br />
Ansatz, der Eltern als „aktive Player“ <strong>in</strong> die Gesundheitsförderung e<strong>in</strong>bezieht,<br />
angeboten werden muss, da<strong>mit</strong> die Intervention gel<strong>in</strong>gt. Wir können<br />
klären, <strong>in</strong>wiefern der Erfolg e<strong>in</strong>es Programms von der Qualität der Fachkräfte<br />
abhängt. Die Auswertung liefert zudem Information darüber, wie nach E<strong>in</strong>schätzung<br />
der Erzieher<strong>in</strong>nen <strong>das</strong> Programm verbessert werden könnte. Dies<br />
ist <strong>in</strong>sbesondere wichtig, da sie Dreh- und Angelscheibe für K<strong>in</strong>dergartenprogramme<br />
darstellen. Mehr dazu f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> Kapitel 6.<br />
Die Evaluation des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ durch <strong>das</strong><br />
MIPH unterscheidet sich vor allem durch e<strong>in</strong> sehr ausgefeiltes Studiendesign<br />
und durch die objektive Messung von Bewegung von anderen Evaluationen.<br />
Da<strong>mit</strong> geht sie weit über <strong>das</strong>, was andere Programme zum Kriterium von<br />
Wirksamkeit akzeptiert haben, h<strong>in</strong>aus. Durch e<strong>in</strong> kontrolliert-randomisiertes<br />
Design wird der Zufall und der E<strong>in</strong>fluss von Fremde<strong>in</strong>flüssen als Ursache für<br />
beobachtete Veränderungen so weit wie möglich ausgegrenzt. Durch Kontrolle<br />
(also methodische Berücksichtigung) von Faktoren wie Saison und<br />
Lokalisation der e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dergärten konnten wir unterscheiden zwischen<br />
e<strong>in</strong>em echten und e<strong>in</strong>em vorgetäuschten Effekt: z.B. hängt <strong>das</strong> Bewegungsausmaß<br />
von K<strong>in</strong>dern von der Saison ab. K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d am aktivsten im Frühl<strong>in</strong>g,<br />
etwa gleich aktiv im Sommer und Herbst und deutlich weniger aktiv im<br />
W<strong>in</strong>ter 24 . Wenn Studien also bei der objektiven Messung von Bewegung<br />
nicht kontrollieren, <strong>in</strong> welcher Saison die Bewegung gemessen wurde und<br />
<strong>das</strong> Programm im W<strong>in</strong>ter begonnen hat, kann es sich um e<strong>in</strong>en vorgetäuschten<br />
Effekt handeln. Zusätzlich können wir <strong>in</strong> unserer Evaluation zwischen<br />
Me<strong>in</strong>ungen über <strong>das</strong> Programm und den objektiven Tatsachen unterscheiden,<br />
da wir auch qualitative Daten aus Interviews <strong>mit</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen herangezogen<br />
haben, die <strong>mit</strong> neuesten qualitativen Methoden der Inhaltsanalyse<br />
bearbeitet wurden.<br />
78 79
Soziale Verantwortung<br />
6. Was wurde erreicht, was ist noch zu tun?<br />
Unsere Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s beide Module, sowohl <strong>das</strong> Ernährungs- als<br />
auch <strong>das</strong> Bewegungsprogramm, nachhaltig sensibilisierten für <strong>gesunde</strong><br />
Ernährung und Bewegung. Die objektiven Messungen zeigen, <strong>das</strong>s <strong>in</strong>sbesondere<br />
der Elternbauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ darstellt.<br />
Was bedeuten<br />
die Ergebnisse und<br />
wie können wir sie<br />
<strong>in</strong> Zukunft nutzen?<br />
Der Befund, <strong>das</strong>s beide Standard-Module nachhaltig für die Themen <strong>gesunde</strong><br />
Ernährung und Bewegung stimulierten, wird gestützt durch die Fragebogenantworten<br />
der Eltern und <strong>in</strong>sbesondere durch die qualitative Auswertung<br />
der Interviews <strong>mit</strong> den Erzieher<strong>in</strong>nen. Das zusätzliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den der Eltern<br />
im partizipativen Elternbauste<strong>in</strong> verstärkte die bewegungsförderlichen<br />
Effekte: Im Studienarm <strong>mit</strong> Elternbauste<strong>in</strong> zeigten sich zusätzlich zu Verbesserung<br />
bei den subjektiven Parametern auch nachhaltige Veränderungen<br />
der objektiv messbaren Werte, etwa e<strong>in</strong>e Abnahme der täglich <strong>in</strong>aktiven<br />
Zeit und e<strong>in</strong>er Zunahme der hohen Aktivität. H<strong>in</strong>gegen erreichte <strong>das</strong> Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ im Ernährungsmodul ke<strong>in</strong>e statistisch<br />
gesicherte nachhaltige Verbesserung der objektiven Körpermaße und<br />
im Standard-Bewegungsmodul nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Abnahme des Körperfetts,<br />
nicht aber e<strong>in</strong>e Steigerung objektiv gemessener Bewegung oder e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />
<strong>in</strong> anderen Körpermaßen. Diese Befunde deuten darauf, <strong>das</strong>s die<br />
beobachtbaren Effekte des von allen weitgehend als positiv und stimulierend<br />
erlebten Programms <strong>in</strong> drei Stufen erfolgen: 1) Sensibilisierung und Bewusstse<strong>in</strong>sbildung,<br />
2) Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Verhaltensänderung, die aber nicht nachhaltig<br />
durchgehalten wird, 3) nachhaltige und sich selbst verstärkende Verhaltensänderung,<br />
die über veränderte Alltagsgewohnheiten schließlich auch zu<br />
veränderten objektiven Messwerten führt. Die parallele qualitative Untersuchung<br />
durch <strong>das</strong> MIPH liefert e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise für e<strong>in</strong>e Optimierung des<br />
Programms, die nachstehend ausführlich diskutiert werden. Es ist essenziell,<br />
die Erzieher<strong>in</strong>nen als die zentralen Multiplikatoren und Akteure möglichst<br />
bereits <strong>in</strong> der Ausbildung <strong>mit</strong> den Themen Gesundheits-, Ernährungs- und<br />
Bewegungsförderung sowie Eltern-Empowerment vertraut zu machen. Dies<br />
sollte angesichts der vielfältigen Aufgaben der Erzieher<strong>in</strong>nen durch geändertes<br />
Setzen von Prioritäten von Seiten der Träger unterstützt und gefördert<br />
werden. E<strong>in</strong> Aufbürden als zusätzliche Aufgabe oder Verlagerung re<strong>in</strong><br />
81
Soziale Verantwortung<br />
auf externe Kräfte ist, wie diese Untersuchung zeigt, ke<strong>in</strong> zielführender Weg.<br />
Anregungen gibt <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ für Schulk<strong>in</strong>der,<br />
<strong>das</strong> von Anfang an über die Lehrer als Multiplikatoren und unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
von Eltern umgesetzt wird.<br />
6.2 Unterschiede zwischen städtischen<br />
und ländlichen K<strong>in</strong>dergärten<br />
Im Gegensatz zu unserer Ausgangsvermutung fanden wir ke<strong>in</strong>e bedeutenden<br />
Unterschiede zwischen K<strong>in</strong>dergärten im städtischen Umfeld und K<strong>in</strong>dergärten<br />
im ländlichen Umfeld, <strong>in</strong>sbesondere auch im H<strong>in</strong>blick auf die Wirkung<br />
des Bewegungsmoduls. Das Ernährungs- und <strong>das</strong> Bewegungsprogramm<br />
s<strong>in</strong>d offenbar <strong>in</strong> gleicher Weise geeignet, sowohl <strong>in</strong> ländlichen wie <strong>in</strong> städtischen<br />
Tagesstätten e<strong>in</strong>gesetzt zu werden.<br />
6.1 K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
Die Analysen von Gruppen <strong>mit</strong> besonderen Risiken zeigen, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund von dem Programm nicht <strong>in</strong> gleicher Weise profitierten<br />
wie K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
K<strong>in</strong>der aus Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund schnitten bei den Untersuchungen<br />
schlechter ab und profitierten weniger, sowohl vom Ernährungsprogramm<br />
als auch vom Bewegungsprogramm. Die bereits vor der Intervention<br />
bestehenden Unterschiede im Body-Mass-Index und beim Körperfett<br />
vergrößerten sich nach dem Ernährungsmodul zulasten der K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund können ebenfalls<br />
nicht vollständig vom Bewegungsmodul profitieren: Im Gegensatz zu<br />
K<strong>in</strong>dern ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund verbr<strong>in</strong>gen die K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nach dem Modul täglich gleich viel Zeit <strong>in</strong> hoher Aktivität und<br />
Sitzen und haben gleich viel Körperfett wie vor dem Modul. Bei der Weiterentwicklung<br />
des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ im H<strong>in</strong>blick<br />
auf K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund ist daher zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s,<br />
nach der verfügbaren Literatur, vorteilhafte Effekte bei K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
mehr durch Veränderungen der Verhältnisse (Gestaltung<br />
e<strong>in</strong>es bewegungsförderlicheren K<strong>in</strong>dergartens durch z.B. Verbesserung der<br />
Grundstücke, festen E<strong>in</strong>bau von Bewegung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergartencurricula und<br />
gezielte Schulung von Erzieher<strong>in</strong>nen) zu erreichen s<strong>in</strong>d als durch <strong>in</strong>dividuelle<br />
Verhaltensprävention.<br />
6.3 Sozioökonomischer H<strong>in</strong>tergrund<br />
Durch <strong>das</strong> Programm profitierten K<strong>in</strong>der aus ressourcenstarken Familien<br />
stärker als K<strong>in</strong>der aus ressourcenarmen Familien. Die ohneh<strong>in</strong> bestehenden<br />
Unterschiede zwischen den Bildungsschichten im Anteil übergewichtiger<br />
K<strong>in</strong>der oder im Body-Mass-Index akzentuierten sich beispielsweise nach<br />
Ende des Ernährungsprogramms. Dies wird möglicherweise dadurch erklärt,<br />
<strong>das</strong>s <strong>in</strong> ressourcenreichen Familien externe E<strong>in</strong>flüsse wie externe Impulse<br />
rascher aufgegriffen und <strong>in</strong> Verhalten umgesetzt werden als <strong>in</strong> ressourcenarmen<br />
Familien. Dies unterstreicht die Bedeutung, <strong>das</strong> Umfeld der K<strong>in</strong>der<br />
gezielt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>zubeziehen. Offenbar f<strong>in</strong>det der Transfer <strong>in</strong> <strong>das</strong> Umfeld beim<br />
derzeitigen Programm leichter bei ressourcenstarken Familien als bei ressourcenfernen<br />
Familien statt.<br />
Im Gegensatz dazu können im Studienarm <strong>mit</strong> dem partizipativen Elternbauste<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>der <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und aus ressourcenarmen Bildungsschichten<br />
sogar mehr profitieren (ke<strong>in</strong>e Abbildung): Sie verbr<strong>in</strong>gen nach dem<br />
Programm mehr Zeit draußen als K<strong>in</strong>der ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder<br />
aus ressourcenreichen Familien. Dieser Zusammenhang konnte jedoch nicht<br />
für <strong>das</strong> objektive Bewegungsverhalten nachgewiesen werden. Trotzdem<br />
sche<strong>in</strong>t <strong>das</strong> <strong>in</strong>tensive, über die Wissensver<strong>mit</strong>tlung h<strong>in</strong>ausgehende E<strong>in</strong>beziehen<br />
der ressourcenärmeren Familien durch den Elternbauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Umkehr<br />
der „Benachteiligung“ von sozialen Randgruppen zu ermöglichen.<br />
82 83
Soziale Verantwortung<br />
6.4 Geschlechterunterschiede<br />
Bei beiden Geschlechtern verbesserte sich objektiv die gemessene Zeit der<br />
hohen Aktivität im Bewegungsmodul leicht. Das Bewegungsmodul hilft<br />
Mädchen und Jungen gleich gut und ist da<strong>mit</strong> wirksam unabhängig vom<br />
Geschlecht. Dies gilt, obschon Jungen grundsätzlich mehr Zeit <strong>in</strong> hoher Aktivität<br />
über den Tag h<strong>in</strong>weg verbr<strong>in</strong>gen als Mädchen.<br />
6.5 E<strong>in</strong>bezug der Eltern<br />
Das zusätzliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den der Eltern im Bewegungsprogramm durch e<strong>in</strong>en<br />
partizipativen Elternbauste<strong>in</strong> verstärkte die bewegungsförderlichen Effekte.<br />
Der bedeutsamste Zugew<strong>in</strong>n durch den Elternbauste<strong>in</strong> zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Zunahme der objektiv gemessenen körperlichen Aktivität der K<strong>in</strong>der. Dies<br />
g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>her <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er verbesserten subjektiven Schlafqualität, e<strong>in</strong>er verbesserten<br />
subjektiven Wahrnehmung der allgeme<strong>in</strong>en Gesundheit und e<strong>in</strong>er<br />
verbesserten subjektiven Lebensqualität der K<strong>in</strong>der. Die Veränderung des<br />
Bewegungsverhaltens zeigt sich e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er statistisch gesicherten<br />
stärkeren Abnahme der täglich im Sitzen verbrachten Zeit sowie e<strong>in</strong>er statistisch<br />
gesicherten und bedeutsamen Zunahme der <strong>mit</strong>tleren Aktivität täglich.<br />
Dieser Befund ist unabhängig vom Verlauf des Gewichts für die K<strong>in</strong>der<br />
bedeutsam, da viele Studien zeigen, <strong>das</strong>s mehr Bewegung bei K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>hergeht<br />
<strong>mit</strong> besseren koord<strong>in</strong>ativen Fähigkeiten, besserer psychomotorischer<br />
Entwicklung und da<strong>mit</strong> verbunden auch besserer Entwicklung der kognitiven<br />
sowie sprachlichen Fähigkeiten. Außerdem wird die psychische Gesundheit<br />
und <strong>das</strong> Selbstbewusstse<strong>in</strong> von jüngeren K<strong>in</strong>dern durch e<strong>in</strong> Mehr<br />
an Bewegung gestärkt.<br />
Lebensweg: Beispielsweise konnten Studien zeigen, <strong>das</strong>s die Lebensqualität<br />
von Jugendlichen umso höher ist, je mehr sie sich im K<strong>in</strong>dergartenalter bewegt<br />
hatten. E<strong>in</strong>e Zunahme von objektiv gemessener Bewegung durch <strong>das</strong><br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den der Eltern im partizipativen Elternbauste<strong>in</strong> ist daher e<strong>in</strong> großer<br />
Erfolg, auch wenn die nach zwölf Monaten gemessene Gewichtsentwicklung<br />
nicht unterschiedlich sche<strong>in</strong>t bei K<strong>in</strong>dern <strong>mit</strong> und ohne Elternbauste<strong>in</strong>.<br />
Bewegung im K<strong>in</strong>desalter ist wie erwähnt als mehr zu sehen, als nur die<br />
Verh<strong>in</strong>derung von Übergewicht.<br />
In dieser Untersuchung wurde so<strong>mit</strong> erstmals weltweit anhand objektiver<br />
Messung gezeigt, <strong>das</strong>s über e<strong>in</strong>e Standard-Bewegungs<strong>in</strong>tervention h<strong>in</strong>ausgehendes<br />
E<strong>in</strong>beziehen der Eltern zu messbaren und auch bedeutsamen<br />
Veränderungen im Bewegungsverhalten der K<strong>in</strong>der führt.<br />
Das bisherige Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ <strong>mit</strong> der Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
der Inhalte über Fachkräfte stellt e<strong>in</strong>e wegweisende grundsätzliche<br />
Entwicklung dar. Die Untersuchung zeigte jedoch auch, <strong>das</strong>s ohne nachhaltige<br />
und langfristige Verankerung im K<strong>in</strong>dergarten, am besten durch entsprechende<br />
Modifikation der Curricula und Aufgaben der Betreuer<strong>in</strong>nen<br />
sowie E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den der Eltern, nachhaltige langfristige Effekte nicht zu verankern<br />
s<strong>in</strong>d. Auch die Erzieher<strong>in</strong>nen selbst meldeten <strong>in</strong> der qualitativen Auswertung<br />
zurück, <strong>das</strong>s Eltern – vor allem beim Bewegungsmodul – stärker<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden sollten. Die Erzieher<strong>in</strong>nen könnten hier als die zentralen<br />
Multiplikatoren und Akteure möglichst bereits <strong>in</strong> der Ausbildung <strong>in</strong> den<br />
Themen Gesundheitsförderung über Ernährung und Bewegung sowie Eltern-<br />
Empowerment geschult werden. Durch e<strong>in</strong> partizipatorisches E<strong>in</strong>beziehen<br />
von Eltern wird e<strong>in</strong>e Brücke <strong>in</strong> die Alltagskultur der Familien geschlagen,<br />
die dadurch als Gesamtheit für mehr Bewegung „beimpft“ werden könnten.<br />
Dies würde die Nachhaltigkeit des Programms unterstützen.<br />
Die Bewegung im jungen K<strong>in</strong>desalter hat nicht nur sofortige Wirkungen für<br />
die jungen K<strong>in</strong>der selbst, sondern bee<strong>in</strong>flusst positiv den gesamten weiteren<br />
84 85
Soziale Verantwortung<br />
6.6 Integration und Qualifikation der Fachkräfte<br />
Wählten wir die e<strong>in</strong>geschätzte Qualifikation der Fachkräfte nach Auskunft<br />
der K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen als zusätzliche Variable, so zeigten Sekundäranalysen<br />
e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen dem Engagement und der Qualifikation<br />
der Fachkraft und der Wirkung des Standard-Bewegungsmoduls im<br />
K<strong>in</strong>dergarten. In K<strong>in</strong>dergärten, <strong>in</strong> denen die Fachkraft als sehr gut qualifiziert<br />
bewertet wurde, zeigten die K<strong>in</strong>der statistisch gesichert mehr Zeit <strong>in</strong><br />
hoher Aktivität und weniger <strong>in</strong> Inaktivität als <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten <strong>mit</strong> schlechter<br />
bewerteter Fachkraft. Dies unterstreicht die Bedeutung, <strong>das</strong> Curriculum<br />
möglichst von gut ausgebildeten Fachkräften, am besten von den Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
selbst durchführen zu lassen und die Inhalte des Ernährungs- und<br />
Bewegungsmoduls <strong>in</strong> den Alltag der K<strong>in</strong>dertagesstätten zu <strong>in</strong>tegrieren. Die<br />
strukturierte Durchführung des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“<br />
durch die Erzieher<strong>in</strong>nen des K<strong>in</strong>dergartens selbst ist derzeit nicht verankert.<br />
Jedoch könnte e<strong>in</strong>e Schulung m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Erzieher<strong>in</strong> pro K<strong>in</strong>dergarten<br />
zur „Bewegungsfachkraft“ dazu führen, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>dergärten nachhaltig<br />
Bewegungsstunden durchführen und <strong>in</strong>sgesamt „bewegungsfreundlicher“<br />
werden.<br />
bei Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder K<strong>in</strong>dern aus ressourcenarmen<br />
Familien nicht genügend Übersetzungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>in</strong> den gelebten<br />
Alltag.<br />
Sollte <strong>in</strong> der Zukunft der partizipative Elternbauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten von<br />
den Erzieher<strong>in</strong>nen umgesetzt werden, so können die <strong>in</strong> der qualitativen<br />
Untersuchung geäußerten Gesichtspunkte der Erzieher<strong>in</strong>nen aufgegriffen<br />
werden (siehe Abb. 53).<br />
Abbildung 53: Aussagen der Erzieher<strong>in</strong>nen bezüglich Bereitschaft zur Übernahme<br />
des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s durch Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
Im Rahmen des jetzigen Evaluationsprojekts war es nicht möglich, die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
selbst zu schulen, so <strong>das</strong>s die Erzieher<strong>in</strong>nen selbst <strong>mit</strong> den Eltern <strong>in</strong><br />
ihrem K<strong>in</strong>dergarten Aktivitäten des Elternbauste<strong>in</strong>s <strong>in</strong>itiieren und verstetigen<br />
konnten. Daher war der Elternbauste<strong>in</strong> darauf angewiesen, <strong>das</strong>s die Inhalte<br />
über e<strong>in</strong>e lokale Fachkraft, die häufig gleichzeitig die Bewegungsfachkraft des<br />
Bewegungsmoduls war, e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Da die Daten e<strong>in</strong>deutig zeigen, <strong>das</strong>s die<br />
aktive Teilnahme am Elternbauste<strong>in</strong> die Wirksamkeit des Bewegungsprogramms<br />
erheblich steigerte, sollte <strong>in</strong> der Zukunft darauf h<strong>in</strong>gewirkt werden,<br />
Möglichkeiten zu f<strong>in</strong>den, die Umsetzung des Elternbauste<strong>in</strong>s durch die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
zu ermöglichen. Dazu notwendige zusätzliche Ressourcen wären<br />
sicherlich e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Investition <strong>in</strong> die Zukunft der K<strong>in</strong>der des Landes<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Nur auf diese Weise lässt sich die Elternbeteiligung<br />
verstetigen. Die von außen durch e<strong>in</strong>e externe Fachkraft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragene<br />
Intervention entfaltet <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> ressourcenferneren Kontexten wie<br />
6.7 E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> <strong>das</strong> Curriculum<br />
der Erzieher<strong>in</strong>nen-Ausbildung<br />
Das Thema Bewegung und Ernährung sowie <strong>das</strong> praktische Vorgehen zur<br />
Umsetzung von Gesundheitszielen kann auch dadurch Nachhaltigkeit und<br />
Aufw<strong>in</strong>d erhalten, <strong>das</strong>s es <strong>in</strong> Schulungen des K<strong>in</strong>dergartenpersonals und<br />
<strong>in</strong> der Ausbildung stärker berücksichtigt werden. So wäre zu überlegen, ob<br />
die Organisation partizipativer Projekte, wie sie etwa im Rahmen des partizipativen<br />
Elternbauste<strong>in</strong>s angeboten wurden, nicht e<strong>in</strong> wichtiger Inhalt für<br />
86 87
Soziale Verantwortung<br />
die Weiterbildung von Erzieher<strong>in</strong>nen se<strong>in</strong> sollte. Die Verankerung von Themen<br />
der Gesundheitsförderung <strong>in</strong> die Aus- und Weiterbildung des K<strong>in</strong>dergartenpersonals<br />
würde auch <strong>das</strong> bei der Durchführung des partizipativen Elternbauste<strong>in</strong>s<br />
immer wieder beobachtete Phänomen entschärfen, <strong>das</strong>s sich Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
durch <strong>das</strong> externe Angebot überfordert, bedrängt oder <strong>in</strong> ihrer<br />
Kompetenz geschmälert fühlen.<br />
6.10 Abstimmung der Interventionen<br />
E<strong>in</strong> immer wiederkehrendes Problem, <strong>das</strong> sowohl der Umsetzung des Standardprogramms<br />
als auch der partizipativen Eltern-Intervention im Wege<br />
stand, war <strong>das</strong> Parallelangebot an weiteren Förderprogrammen oder -<strong>in</strong>itiativen.<br />
Von außen kommenden Initiativen zur Gesundheitsförderung ist zu<br />
empfehlen, wo immer möglich, <strong>das</strong> vor Ort bestehende „Projekt-Umfeld“ zu<br />
kennen und nach möglichen Synergien zu suchen. Auch hier ist die aktive<br />
Beteiligung des K<strong>in</strong>dergartens bzw. K<strong>in</strong>dergartenpersonals von Vorteil.<br />
6.8 Integrierter Ansatz<br />
Vom Ansatz der Gesundheitsförderung her gehören die Themen Ernährung<br />
und Bewegung zusammen – und auch <strong>in</strong> der Durchführung ließen sich durch<br />
die „Piratenkultur“ Synergien schaffen (Beispiel: Was tr<strong>in</strong>kt e<strong>in</strong> Pirat, nachdem<br />
er sich angestrengt hat? Wasser ...). Das heißt, idealerweise würden<br />
beide Module gleichzeitig oder nache<strong>in</strong>ander angeboten. Hier müsste überlegt<br />
werden, ob und wie die Module verbunden werden und/oder über e<strong>in</strong>en<br />
längeren Zeitraum durchgeführt werden können.<br />
6.9 Förderung der Nachhaltigkeit<br />
E<strong>in</strong>e solche Verlängerung des Interventionszeitraums würde auch e<strong>in</strong>em<br />
zweiten Ziel entgegenkommen: der Verbesserung der Nachhaltigkeit. E<strong>in</strong><br />
halbes Jahr ist zu kurz, um Verhaltensänderungen zu konsolidieren. Denn<br />
nur, wenn die neu erlernten Verhaltensweisen wirklich E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die lokale<br />
„K<strong>in</strong>dergartenkultur“ f<strong>in</strong>den, ist für e<strong>in</strong>e Transmission von K<strong>in</strong>dergruppe<br />
zu K<strong>in</strong>dergruppe, von Elterngeneration zu Elterngeneration und auch unter<br />
den Erzieher<strong>in</strong>nen gesorgt. Bei e<strong>in</strong>em kurzen Interventionszeitraum ist<br />
zudem zu befürchten, <strong>das</strong>s auch die didaktische Leitkultur (Piraten) wieder<br />
„e<strong>in</strong>schläft“.<br />
6.11 Ownership, Leadership<br />
Jede Veränderung braucht nach den Modellen der auf Gruppen bezogenen<br />
sozialen Lerntheorie e<strong>in</strong>en „Eigentümer“ und e<strong>in</strong>en „Führer“. Dies bedeutet,<br />
<strong>das</strong>s Veränderungen nur dann nachhaltig s<strong>in</strong>d, wenn die Ideen auch „Eigentümern“<br />
zuzuordnen s<strong>in</strong>d, die für ihr Gut dann e<strong>in</strong>e geeignete Führerschaft<br />
organisieren. Dies stellt von außen <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten getragene Projektideen<br />
nicht grundsätzlich <strong>in</strong> Frage, wirft aber die Frage auf, wer den Prozess<br />
wirklich „trägt“. Externe Fachkräfte können e<strong>in</strong>en Veränderungsprozess möglicherweise<br />
anstoßen, dieser kann sich jedoch nur verstetigen, wenn sich<br />
<strong>in</strong>nerhalb des K<strong>in</strong>dergartens früher oder später „Eigentümer“ und „Führer“<br />
f<strong>in</strong>den, die den Prozess weiter entwickeln und <strong>in</strong>nerhalb des K<strong>in</strong>dergartens<br />
verstetigen. Hier bieten sich Erzieher<strong>in</strong>nen als Hauptakteure, im Zusammenspiel<br />
<strong>mit</strong> den Eltern, an. Die Evaluation des Programms unterstützt diese<br />
theoretische E<strong>in</strong>schätzung: Die von den Eltern <strong>mit</strong> getragenen Interventionen<br />
(soweit sie tatsächlich umgesetzt wurden) waren tendenziell effektiver, als<br />
die von externen Fachkräften getragene Standard-Intervention. Auch von<br />
Seiten der K<strong>in</strong>dergärten besteht durchaus <strong>das</strong> Interesse, <strong>das</strong>s sich Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
stärker <strong>in</strong> der Gesundheitsförderung engagieren. Dieses Potenzial ließe<br />
sich nutzen, etwa <strong>in</strong>dem pro K<strong>in</strong>dergarten e<strong>in</strong>e oder zwei <strong>in</strong>teressierte<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen für die kont<strong>in</strong>uierliche Implementierung von Aspekten der<br />
Gesundheitsförderung <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergartenalltag zuständig s<strong>in</strong>d. Dies würde<br />
<strong>in</strong>sbesondere die Elternbeteiligung fördern, die im Rahmen der gewohnten<br />
88 89
Soziale Verantwortung<br />
Erziehungspartnerschaft weitaus leichter sicherzustellen ist, als wenn externe<br />
Fachkräfte die Eltern ansprechen.<br />
6.12 Verankerung <strong>in</strong> der Alltagskultur<br />
Die moderne Interventionsforschung hat wiederholt gezeigt, <strong>das</strong>s gerade<br />
die Flexibilität und lokale Anpassbarkeit von Interventionen zu mehr Erfolg,<br />
Motivation und Selbsterhaltung von Interventionen und Projekten führt. Da<br />
die Fachkräfte <strong>in</strong> der Standard-Intervention jedoch strenge Vorgaben zur<br />
Durchführung des Programms haben, kann e<strong>in</strong>e Anpassung des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ an <strong>das</strong> lokale Umfeld nur <strong>in</strong> sehr begrenztem<br />
Maße stattf<strong>in</strong>den. Andererseits können externe Fachkräfte sehr wohl<br />
Impulse von außen br<strong>in</strong>gen, was <strong>in</strong> der Auswertung von den Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
auch gelobt wurde. Sollte weiter <strong>mit</strong> Fachkräften gearbeitet werden, dann<br />
sollten sie genutzt werden, um Erzieher<strong>in</strong>nen zu schulen und <strong>in</strong> der Anfangsphase<br />
bei der Durchführung des Programms zu unterstützen.<br />
Die Piratengeschichte wurde von den Erzieher<strong>in</strong>nen allgeme<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> didaktisch<br />
hochwertiges und identifikationsstiftendes Mittel angesehen. Hier<br />
wäre zu überlegen, wie sich die „Piratenkultur“ weiter <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergartenalltag<br />
e<strong>in</strong>bauen ließe.<br />
90 91
Soziale Verantwortung<br />
7. Methodenanhang<br />
In den folgenden Abschnitten f<strong>in</strong>det der <strong>in</strong>teressierte Leser mehr Information<br />
zum methodischen Vorgehen bei der Evaluation des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Maßnahme, um Kontrollgruppen zu etablieren und für andere<br />
Fremde<strong>in</strong>flüsse zu kontrollieren, war die Entwicklung e<strong>in</strong>es adäquaten<br />
Studiendesigns (Abb. 54). Um zu überprüfen, was sich ohne den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es<br />
Programms verändert (= Kontrollgruppe), wurden K<strong>in</strong>dergärten per Zufall<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wartelistenarm und e<strong>in</strong>en Interventionsarm e<strong>in</strong>geteilt (sogenannte<br />
Wartelistenkontrolle).<br />
Da Veränderungen von Ernährungsverhalten und Bewegung auch durch andere<br />
Faktoren wie beispielsweise die Jahreszeit bee<strong>in</strong>flusst werden können,<br />
wurden K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> zwei Wellen <strong>in</strong> die wissenschaftliche Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen,<br />
e<strong>in</strong>mal im Herbst 2008 und e<strong>in</strong>mal im Frühjahr 2009 (Abb. 54).<br />
Für Leser, die <strong>in</strong>s<br />
Detail gehen wollen –<br />
e<strong>in</strong> paar Worte zu den<br />
Messungen ...<br />
Abbildung 54: Rekrutierungs- und Messphasen<br />
93
Soziale Verantwortung<br />
7.1 Rekrutierung der K<strong>in</strong>dergärten und K<strong>in</strong>der<br />
Die K<strong>in</strong>dergärten wurden <strong>in</strong> Rücksprache <strong>mit</strong> der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> den Landkreisen Stuttgart, Karlsruhe, Rottweil und Mannheim/<br />
Heidelberg rekrutiert. K<strong>in</strong>dergärten konnten e<strong>in</strong>geschlossen werden, wenn<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der genannten Regionen lagen, m<strong>in</strong>destens 15 K<strong>in</strong>der am Programm<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ teilnahmen und e<strong>in</strong>e Fachkraft<br />
für die Durchführung des Programms „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ zur<br />
Verfügung stand.<br />
Die sogenannten E<strong>in</strong>schlusskriterien erfüllenden K<strong>in</strong>dergärten wurden gefragt,<br />
ob sie <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Teilnahme des K<strong>in</strong>dergartens und der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>verstanden<br />
wären. Vor der E<strong>in</strong>verständnisvergabe wurden die Erzieher<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong>tensiv <strong>mit</strong>tels schriftlicher und mündlich-persönlicher Information über<br />
den Aufbau der Evaluation, die Belastung der K<strong>in</strong>der, die Anzahl der Messungen,<br />
die Handhabung der Bewegungsmessgeräte etc. aufgeklärt. Aus<br />
dem Pool der <strong>mit</strong> der Teilnahme e<strong>in</strong>verstandenen K<strong>in</strong>dergärten wurden<br />
dann getrennt für Bewegung und Ernährung per Zufall die K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong><br />
den Kontroll- und den Interventionsarm e<strong>in</strong>geteilt.<br />
Die Abbildung 55 zeigt die genauen Teilnahmeverläufe auf K<strong>in</strong>dergartenebene.<br />
Bei der Evaluation der Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten konnten von 20 die E<strong>in</strong>schlusskriterien<br />
erfüllenden K<strong>in</strong>dergärten 15 rekrutiert werden. Acht dieser 15 K<strong>in</strong>dergärten<br />
wurden nach Stratifizierung nach Region und sozialem H<strong>in</strong>tergrund<br />
per Zufall <strong>in</strong> den Interventionsarm e<strong>in</strong>geordnet, sieben <strong>in</strong> den Kontrollarm.<br />
So<strong>mit</strong> enthielt der Interventionsarm 144 K<strong>in</strong>der (im Mittel 18 K<strong>in</strong>der pro<br />
K<strong>in</strong>dergarten) und der Kontrollarm 150 K<strong>in</strong>der (im Mittel 21 K<strong>in</strong>der pro K<strong>in</strong>dergarten).<br />
Für alle diese K<strong>in</strong>der wurden die schriftlichen E<strong>in</strong>verständniserklärungen<br />
der Eltern e<strong>in</strong>geholt. Von diesen rekrutierten K<strong>in</strong>dern wurden<br />
im Interventionsarm 123 (85 %) und im Kontrollarm 122 (81 %) bei der ersten<br />
Messung die Daten erhoben.<br />
Bewerbungen E<strong>in</strong>schlusskriterien erfüllende Kitas <strong>in</strong> der Region<br />
Stuttgart/Rottweil/Karlsruhe (n=20)<br />
Intervention (n=8)<br />
Mittlere Clustergröße: 18 (11-27)<br />
K<strong>in</strong>der N=144<br />
Gemessene K<strong>in</strong>der 1. Messung<br />
N=123 (85,42 %)<br />
Ausschluss (n=5)<br />
Davon Verweigerung der Teilnahme: n=3<br />
Rekrutierung (n=15)<br />
Stratifizierung, Randomisierung<br />
Kontrolle (n=7)<br />
Mittlere Clustergröße: 21 (9-36)<br />
K<strong>in</strong>der N=150<br />
Gemessene K<strong>in</strong>der 1. Messung<br />
N=122 (81,33 %)<br />
Abbildung 55: Randomisierung und Stratifizierung von Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
Prozent rekrutierte K<strong>in</strong>der 77,84 %; Prozent gemessene K<strong>in</strong>der 89,07 %<br />
Bei der Evaluation der Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten konnten von 44 die oben<br />
genannten E<strong>in</strong>schlusskriterien erfüllenden K<strong>in</strong>dergärten 37 K<strong>in</strong>dergärten<br />
für die Evaluation rekrutiert werden (Abb. 56). 20 dieser 37 K<strong>in</strong>dergärten<br />
wurden nach Stratifizierung nach Region und sozialem H<strong>in</strong>tergrund per<br />
Zufall <strong>in</strong> den Interventionsarm e<strong>in</strong>geordnet, 17 <strong>in</strong> den Kontrollarm. So<strong>mit</strong><br />
enthielt der Interventionsarm 371 K<strong>in</strong>der (im Mittel 19 K<strong>in</strong>der pro K<strong>in</strong>dergarten)<br />
und der Kontrollarm 370 K<strong>in</strong>der (im Mittel 23 K<strong>in</strong>der pro K<strong>in</strong>dergarten).<br />
Für alle diese K<strong>in</strong>der wurden die schriftlichen E<strong>in</strong>verständniserklärungen<br />
der Eltern e<strong>in</strong>geholt. Von diesen rekrutierten K<strong>in</strong>dern wurden im<br />
Interventionsarm 335 (88 %) und im Kontrollarm 322 (84 %) bei der ersten<br />
Messung die Daten erhoben.<br />
94 95
Soziale Verantwortung<br />
Bewerbungen E<strong>in</strong>schlusskriterien erfüllende Kitas <strong>in</strong> der Region<br />
Stuttgart/Rottweil/Karlsruhe (n=44)<br />
Ausschluss (n=7)<br />
Davon Verweigerung der Teilnahme: n=5<br />
Rekrutierung (n=37)<br />
<strong>das</strong>s 79 % aller K<strong>in</strong>der, die auch Turn- und Ernährungsstunden <strong>mit</strong>gemacht<br />
haben, von uns berücksichtigt werden konnten und <strong>das</strong>s deren Werte auch<br />
<strong>in</strong> den Ergebnissen widergespiegelt werden. Diese hohe Beteiligung hat zur<br />
Folge, <strong>das</strong>s unsere Daten belastbar und generalisierbar auf andere K<strong>in</strong>dergärten<br />
und Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s sche<strong>in</strong>en.<br />
Ernährung<br />
Bewegung<br />
Studienarm<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
Anzahl<br />
eligibler<br />
K<strong>in</strong>dergärten<br />
12<br />
8<br />
24<br />
20<br />
Anzahl vor<br />
der ersten<br />
Messung<br />
8<br />
7<br />
20<br />
17<br />
Rekrutierung<br />
<strong>in</strong> Prozent<br />
66,67<br />
87,50<br />
83,33<br />
85<br />
Stratifizierung, Randomisierung<br />
Ernährung + Bewegung<br />
2<br />
2<br />
100<br />
Bewegung + Ernährung<br />
1<br />
1<br />
100<br />
Intervention (n=20)<br />
Mittlere Clustergröße: 19 (9–46)<br />
K<strong>in</strong>der N=371<br />
Gemessene K<strong>in</strong>der 1. Messung<br />
N=336 (90,57 %)<br />
Abbildung 56: Randomisierung und Stratifizierung von Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
Prozent rekrutierte K<strong>in</strong>der 84 %; Prozent gemessene K<strong>in</strong>der 83,33 %<br />
Kontrolle (n=17)<br />
Mittlere Clustergröße: 23 (15–50)<br />
K<strong>in</strong>der N=370<br />
Gemessene K<strong>in</strong>der 1. Messung<br />
N=324 (87,57 %)<br />
Zusätzlich zu den re<strong>in</strong>en Bewegungs- und Ernährungsk<strong>in</strong>dergärten wurden<br />
noch drei K<strong>in</strong>dergärten rekrutiert, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong>der beide Programme<br />
durchliefen. In den <strong>in</strong> Abb. 57 <strong>in</strong> der vorletzten Zeile genannten K<strong>in</strong>dergärten<br />
bekommen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den ersten sechs Monaten <strong>das</strong> Ernährungsmodul<br />
und <strong>in</strong> den zweiten sechs Monaten ab Messbeg<strong>in</strong>n <strong>das</strong> Bewegungsmodul.<br />
Die beiden K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> der letzten Zeile der Abb. 57 dagegen durchlaufen<br />
die Module <strong>in</strong> genau umgekehrter Reihenfolge.<br />
Insgesamt konnten <strong>in</strong> allen rekrutierten K<strong>in</strong>dergärten so<strong>mit</strong> 1.113 von 1.438<br />
K<strong>in</strong>dern, die für <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ angemeldet<br />
waren, für die Untersuchung motiviert werden (siehe Abb. 58, aufgeschlüsselt<br />
für K<strong>in</strong>dergärten im Ernährungs- und Bewegungsmodul). Dies bedeutet,<br />
Gesamt<br />
Ernährung<br />
Bewegung<br />
Ernährung + Bewegung<br />
Bewegung + Ernährung<br />
Gesamt<br />
Studienarm<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
Anzahl ausgeschieden<br />
nach<br />
erster Messung<br />
Im Verlauf der gesamten Untersuchung und über fünf Messzeitpunkte im<br />
Abstand von e<strong>in</strong>em halben Jahr wurden bei 1.113 K<strong>in</strong>dern so<strong>mit</strong> über 4.000<br />
Messungen durchgeführt.<br />
67<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
3<br />
Anzahl K<strong>in</strong>dergärten<br />
nach erster<br />
Messung<br />
Abbildung 57: Rekrutierungsrate Ernährungs- und Bewegungsk<strong>in</strong>dergärten<br />
55<br />
7<br />
7<br />
19<br />
16<br />
2<br />
1<br />
52<br />
82,09<br />
96 97
Soziale Verantwortung<br />
7.2 Messausfälle<br />
Von den 1.113 rekrutierten K<strong>in</strong>dern waren zu den jeweiligen Messzeitpunkten<br />
<strong>in</strong> den lokalen K<strong>in</strong>dergärten aus verschiedenen Gründen nicht immer alle<br />
K<strong>in</strong>der anwesend. Am häufigsten fehlten die K<strong>in</strong>der wegen Krankheit oder<br />
Urlaub bei den Messungen. Vor allem bei den ersten Messungen, bei denen<br />
die K<strong>in</strong>der im Schnitt auch jünger waren als bei den darauffolgenden Messungen,<br />
wollten e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der auch die Messung nicht <strong>mit</strong>machen. E<strong>in</strong><br />
weiterer Grund, vor allem bei den letzten Messungen (M3 bis M5), für e<strong>in</strong>en<br />
Messausfall bei rekrutierten K<strong>in</strong>dern, war der Schulbeg<strong>in</strong>n. Da<strong>mit</strong> waren<br />
die K<strong>in</strong>der eigentlich nicht mehr im K<strong>in</strong>dergarten und, je nachdem, ob der<br />
K<strong>in</strong>dergarten nahe bei der Grundschule lag und die Erzieher<strong>in</strong>nen weiterh<strong>in</strong><br />
den Kontakt zu den K<strong>in</strong>dern und ihren Eltern (eventuell über Geschwisterk<strong>in</strong>der)<br />
pflegten, kamen diese Schulk<strong>in</strong>der noch zur Messung h<strong>in</strong>zu. In<br />
seltenen Fällen wurden K<strong>in</strong>der nicht mehr gemessen, da die Familien umgezogen<br />
waren oder die Eltern die E<strong>in</strong>verständniserklärung zu den Messungen<br />
zurückgezogen hatten.<br />
In den folgenden zwei Abbildungen (Abb. 59 und 60) wird gezeigt, wie viele<br />
K<strong>in</strong>der vom Messzeitpunkt 1 (M1) bis zum Messzeitpunkt 5 (M5) wegen der<br />
oben genannten Gründe nicht an den Messungen teilnahmen und da<strong>mit</strong><br />
auch ke<strong>in</strong>e Daten beigetragen haben. Die Zahlen s<strong>in</strong>d aufgetragen für die<br />
beiden Rekrutierungsphasen, nämlich für die K<strong>in</strong>dergärten, die ab September<br />
2008 <strong>mit</strong> den Messungen begonnen hatten, sowie die K<strong>in</strong>dergärten,<br />
die erst im Januar 2009, also e<strong>in</strong> halbes Jahr später, <strong>mit</strong> den Messungen<br />
begonnen hatten (siehe oben, saisonale Gruppen). Dabei wird sichtbar, <strong>das</strong>s<br />
die Messausfallraten über alle K<strong>in</strong>dergärten h<strong>in</strong>weg von m<strong>in</strong>imal 1 % bis<br />
h<strong>in</strong> zu 19 % reichen. Die hohen Messausfälle f<strong>in</strong>den sich jedoch erwartungsgemäß<br />
vor allem <strong>in</strong> den letzten zwei Messphasen (M4, M5), da hier für viele<br />
K<strong>in</strong>der der Schulanfang liegt und sie da<strong>mit</strong> gewohnheitsmäßig nicht mehr<br />
im K<strong>in</strong>dergarten s<strong>in</strong>d.<br />
Ernährung<br />
Gesamt<br />
Grund<br />
Krank oder Urlaub<br />
Drop out*<br />
Will nicht<br />
Messung 1<br />
(n=580)<br />
10<br />
0<br />
14<br />
24 (4,14 %)<br />
Messung 2<br />
(n=572)<br />
15<br />
8<br />
9<br />
32 (5,59 %)<br />
Messung 3<br />
(n=531)<br />
15<br />
30<br />
2<br />
47 (8,85 %)<br />
Messung 4<br />
(n=312)<br />
3<br />
2<br />
1<br />
6 (1,92 %)<br />
Bewegung<br />
Krank oder Urlaub<br />
24<br />
43<br />
44<br />
20<br />
Anzahl K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong><br />
<strong>Boot</strong>“<br />
Für Evaluation<br />
rekrutierte<br />
K<strong>in</strong>der<br />
Prozent<br />
rekrutierte<br />
K<strong>in</strong>der<br />
Gesamt<br />
Drop out*<br />
Will nicht<br />
0<br />
19<br />
43 (7,41 %)<br />
8<br />
12<br />
63 (11,01 %)<br />
22<br />
5<br />
67 (12,62 %)<br />
32<br />
1<br />
53 (16,99 %)<br />
Ernährung<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
198<br />
152<br />
144<br />
149<br />
72,73<br />
98,03<br />
Bewegung + Ernährung<br />
Krank oder Urlaub<br />
Drop out*<br />
4<br />
0<br />
5<br />
0<br />
9<br />
0<br />
14<br />
6<br />
Bewegung<br />
Intervention<br />
Kontrolle<br />
494<br />
471<br />
380<br />
377<br />
76,92<br />
80,04<br />
Gesamt<br />
Will nicht<br />
2<br />
6 (1,03 %)<br />
0<br />
5 (0,87 %)<br />
1<br />
10 (1,88 %)<br />
2<br />
22 (7,05 %)<br />
Ernährung + Bewegung<br />
Bewegung + Ernährung<br />
76<br />
47<br />
50<br />
33<br />
65,79<br />
70,21<br />
* Drop out <strong>in</strong>folge von Umzug, Schulbeg<strong>in</strong>n, Rücknahme der E<strong>in</strong>verständniserklärung<br />
Abbildung 59: Rekrutierungswelle 1<br />
Gesamt<br />
1.438<br />
1.133<br />
78,79<br />
Abbildung 58: Rekrutierungsrate K<strong>in</strong>der<br />
98 99
Soziale Verantwortung<br />
Bewegung<br />
Ernährung<br />
Gesamt<br />
Gesamt<br />
Grund<br />
Krank oder Urlaub<br />
Drop out*<br />
Will nicht<br />
Krank oder Urlaub<br />
Drop out*<br />
Will nicht<br />
Messung 1<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Messung 2<br />
(n=572)<br />
Messung 3<br />
(n=531)<br />
* Drop out <strong>in</strong>folge von Umzug, Schulbeg<strong>in</strong>n, Rücknahme der E<strong>in</strong>verständniserklärung<br />
Abbildung 60: Rekrutierungswelle 2<br />
9<br />
2<br />
4<br />
15 (2,73 %)<br />
29<br />
5<br />
24<br />
58 (10,56 %)<br />
10<br />
1<br />
1<br />
12 (2,32 %)<br />
21<br />
15<br />
8<br />
44 (8,49 %)<br />
Messung 4<br />
(n=312)<br />
25<br />
4<br />
3<br />
32 (5,2 %)<br />
67<br />
49<br />
2<br />
118 (19,19 %)<br />
Messung 5<br />
(n=267)<br />
4<br />
5<br />
16<br />
25 (9,36 %)<br />
16<br />
20<br />
3<br />
39 (14,61 %)<br />
Bewegung waren <strong>das</strong> von den Eltern berichtete Bewegungsausmaß der<br />
K<strong>in</strong>der und die draußen und vor dem Fernseher verbrachte Zeit. Durch statistische<br />
Methoden und Analysen wurde untersucht, ob die Module des Programms<br />
„<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ statistisch gesicherte („statistisch<br />
signifikante“) und bedeutsame („kl<strong>in</strong>isch relevante“) Veränderungen<br />
<strong>in</strong> den oben erwähnten Parametern zur Folge haben. Anders ausgedrückt:<br />
Es wurde geprüft, ob die Programme wirksam s<strong>in</strong>d oder nicht.<br />
Zur Anwendung kamen hier vor allem Regressionsmodelle, welche erlauben,<br />
für die Effekte anderer E<strong>in</strong>flüsse zu kontrollieren. Für die Evaluation der<br />
Ernährungs<strong>in</strong>tervention wurden Random-Effects-Panel-Regressionsmodelle<br />
herangezogen, für die Bewegungs<strong>in</strong>tervention Multi-Level-Regressionsmodelle.<br />
Kontrollvariablen bei den Modellen waren Alter, Geschlecht, Lokalisation<br />
der K<strong>in</strong>dergärten (städtisch/ländlich), Saison, sozialer Status (Bildung<br />
der Mutter) und Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Bei weiterführendem Interesse am<br />
methodischen Vorgehen können Sie uns gerne kontaktieren (Mannheimer<br />
Institut für Public Health und Präventivmediz<strong>in</strong>, MIPH).<br />
7.4<br />
7.3 Evaluationsbauste<strong>in</strong>e –<br />
Zielparameter und Modelle<br />
Anhand welcher Bauste<strong>in</strong>e oder – wissenschaftlich – Parameter soll nun<br />
gemessen werden, ob die Programme effektiv s<strong>in</strong>d?<br />
Hierzu wurden von uns primäre und sekundäre Zielparameter def<strong>in</strong>iert.<br />
Primäre Zielparameter bezeichnen Parameter, anhand derer die Fallzahl<br />
für e<strong>in</strong>e Evaluation berechnet wird und die am wichtigsten zur Beurteilung<br />
e<strong>in</strong>es Interventionserfolgs s<strong>in</strong>d. Hierfür wurde für die Evaluation des Ernährungsmoduls<br />
der Obst- und Gemüsekonsum der K<strong>in</strong>der herangezogen. Weitere<br />
sekundäre Zielparameter für Ernährung waren der Konsum von Wasser<br />
und gesüßten Getränken, der Verzehr von <strong>gesunde</strong>n und un<strong>gesunde</strong>n Indikatornahrungs<strong>mit</strong>teln,<br />
<strong>das</strong> Mithelfen der K<strong>in</strong>der im Haushalt sowie anthropometrische<br />
Parameter (BMI, Taillen-Größen-Verhältnis). Im Bewegungsmodul<br />
wurde als primärer Zielparameter die über e<strong>in</strong> objektives Messgerät<br />
gemessene Bewegung der K<strong>in</strong>der herangezogen. Weitere Parameter für<br />
7.4 Ablauf der Messungen<br />
Die Messungen fanden etwa alle sechs Monate <strong>in</strong> den lokalen K<strong>in</strong>dergärten<br />
statt und wurden <strong>in</strong> den alltäglichen K<strong>in</strong>dergartenablauf <strong>in</strong>tegriert. E<strong>in</strong><br />
Messteam (drei bis fünf geschulte studentische Hilfskräfte und wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter) kam morgens <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten und führte die<br />
Messung bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d nach dem anderen durch. Im Messzimmer waren<br />
immer m<strong>in</strong>destens zwei K<strong>in</strong>der. Die Messungen selbst dauerten 15–20 M<strong>in</strong>uten<br />
maximal.<br />
Spätestens zwei Wochen vor Ankunft des Messteams wurde dem K<strong>in</strong>dergarten<br />
e<strong>in</strong> Poster zur Verfügung gestellt, auf dem der Messtag für alle Eltern<br />
sichtbar am K<strong>in</strong>dergartene<strong>in</strong>gang angekündigt wurde.<br />
100 101
Soziale Verantwortung<br />
7.4.1 Was heißt Messung?<br />
Die Messungen umfassten drei Blöcke:<br />
1) Fragebogenmessung (Ernährungs- und Bewegungsverhalten)<br />
2) Messung der anthropometrischen Parameter<br />
3) Objektive Messung von Bewegung über <strong>das</strong> Bewegungsmessgerät<br />
Actiheart (CamNtech, Cambridge, UK)<br />
Die Hautfaltendicken an verschiedenen Körperregionen wurden <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
sogenannten Caliper gemessen, e<strong>in</strong>er Messlatte für kle<strong>in</strong>ste Messgrößen<br />
im Millimeterbereich. Die Hautfaltendicken spiegeln den Unterhautfettgehalt<br />
des Körpers wider und lassen e<strong>in</strong>e Schätzung des Gesamtkörperfetts<br />
anhand bestimmter Formeln zu.<br />
Im letzten Teil der Messung klebten wir anschließend <strong>mit</strong> zwei kle<strong>in</strong>en Haftr<strong>in</strong>gen<br />
(Elektroden) <strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e, zehn Gramm schwere Bewegungsmessgerät<br />
(Actiheart) auf den Bauch des K<strong>in</strong>des. Das Actiheart ist <strong>das</strong> weltweit<br />
kle<strong>in</strong>ste Gerät dieser Art und wird <strong>in</strong> vielen Untersuchungen bei K<strong>in</strong>dern<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Zuallererst bekamen die Eltern von uns e<strong>in</strong>en Fragebogen über Bewegung,<br />
Ernährung und gesundheitsbezogenes Verhalten ihres K<strong>in</strong>des, den sie <strong>in</strong><br />
Ruhe zu Hause ausfüllen konnten und spätestens sechs Tage nach Erhalt<br />
wieder im K<strong>in</strong>dergarten abgeben sollten.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus erhoben wir am Messtag <strong>in</strong> dieser Reihenfolge folgende<br />
Körpermessdaten der K<strong>in</strong>der: Gewicht, Größe, Taillen- und Hüftumfang,<br />
Hautfaltendicke, Blutdruck, Bewegung, Herzfrequenz.<br />
Abbildung 63: Positionierung von<br />
Elektroden und Actiheart<br />
Abbildung 64: K<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> Actiheart<br />
Abbildung 61: Messen des Taillenumfangs<br />
Abbildung 62: Messen der Hautfaltendicke<br />
Danach wurde <strong>das</strong> Gerät <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er „zweiten Haut“ abgedeckt, e<strong>in</strong>er hautfreundlichen,<br />
durchsichtigen Folie. Da <strong>das</strong> Actiheart-Gerät wasserfest ist,<br />
konnten die K<strong>in</strong>der da<strong>mit</strong> ohne Probleme baden oder duschen. Die Eltern<br />
wurden über die richtige Art der Befestigung der Elektroden und andere<br />
Anwendungsdetails mündlich und/oder schriftlich aufgeklärt. Wenn <strong>das</strong> Actiheart<br />
nicht störte, wurde es für weitere sechs Tage von den K<strong>in</strong>dern getragen.<br />
Der Blutdruck wurde <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em automatischen Blutdruckgerät und K<strong>in</strong>dermanschetten<br />
gemessen.<br />
102 103
Soziale Verantwortung<br />
bestimmten K<strong>in</strong>dergärten der partizipative Elternbauste<strong>in</strong>. Die f<strong>in</strong>ale Auswertung<br />
der erhobenen Daten erfolgte von August bis Oktober 2010.<br />
7.4.2 Datenverarbeitung<br />
Die Messdaten jedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des wurden pseudonymisiert erhoben.<br />
Dabei kam e<strong>in</strong> Code zur Anwendung, der für Außenstehende nicht identifizierbar<br />
ist. Die so geschützten Daten wurden <strong>in</strong> Datenbanken gespeichert<br />
und <strong>mit</strong>tels statistischer Methoden, wie oben beschrieben, ausgewertet. Für<br />
jedes K<strong>in</strong>d, <strong>das</strong> Daten beigetragen hatte, wurde überprüft, ob e<strong>in</strong>e schriftliche<br />
E<strong>in</strong>verständniserklärung der Eltern für die Teilnahme vorliegt. Diese<br />
E<strong>in</strong>verständniserklärungen wurden zentral im MIPH (für Außenstehende<br />
nicht e<strong>in</strong>sehbar) verwahrt.<br />
7.5 Evaluationszeitplan<br />
Das MIPH erhielt Ende Januar 2008 von der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
den Auftrag, <strong>das</strong> Programm „<strong>Komm</strong> <strong>mit</strong> <strong>in</strong> <strong>das</strong> <strong>gesunde</strong> <strong>Boot</strong>“ zu evaluieren.<br />
Bis Ende August 2008 wurde vom MIPH im Rahmen der Evaluation e<strong>in</strong> neuartiger,<br />
partizipativer Elternbauste<strong>in</strong><br />
(Abb. 65) entworfen. Im gleichen<br />
Zeitraum wurde e<strong>in</strong> wissenschaftliches<br />
Konzept für die Messungen,<br />
die statistische Analyse, die logistische<br />
Organisation der Messungen,<br />
aber auch der Implementierung des<br />
Elternbauste<strong>in</strong>s entwickelt. Die Materialien<br />
zum Elternbauste<strong>in</strong> (DVD,<br />
Website) waren bis Ende Oktober<br />
2008 erstellt. Die erste Messung<br />
fand im September 2008 statt, die<br />
letzte im Juli 2010. Vom Frühjahr<br />
2009 bis Frühjahr 2010 lief zusätzlich<br />
zum Bewegungsprogramm<br />
Abbildung 65: Erzieher<strong>in</strong> <strong>mit</strong> K<strong>in</strong>dern und<br />
Actiheart-Bewegungsmessgerät<br />
<strong>in</strong><br />
104 105
Soziale Verantwortung<br />
Fußnoten<br />
1 Kurth B.-M., Schaffrath Rosario A. (2007): The prevalence of overweight and obese children and<br />
adolescents liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Germany. Results of the German Health Interview and Exam<strong>in</strong>ation Survey<br />
for Children and Adolescents (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz.<br />
2007 (50): 736–43.<br />
2 Korsten-Reck U. (2007): Sport zur Prävention und Therapie von Übergewicht bei K<strong>in</strong>dern.<br />
Deutsches Ärzteblatt. 104: 35–9.<br />
3 Lioret S.; Maire B.; Volatier JL.; Charles MA. (2007): Child overweight <strong>in</strong> France and its relationship<br />
with physical activity, sedentary behaviour and socioeconomic status. Eur J Cl<strong>in</strong> Nutr. 61: 509–16.<br />
4 Raczek J. (2002): Entwicklungsveränderungen der motorischen Leistungsfähigkeit der Schuljugend<br />
<strong>in</strong> drei Jahrzehnten (1975–1995). Sportwissenschaften. 32: 201–16.<br />
5 Hebebrand JuB, K. (2005): Umgebungsfaktoren – Körperliche Aktivität. In: Wabitsch M, ed.<br />
Adipositas bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen: Grundlagen und Kl<strong>in</strong>ik. Berl<strong>in</strong>: Spr<strong>in</strong>gered, 50–60.<br />
6 Reilly JJ. JD.; Montgomery C.; Kelly LA.; Slater C.; Grant S.; Paton JY. (2004): Total energy expenditure<br />
and physical activity <strong>in</strong> young Scottish children: mixed longitud<strong>in</strong>al study. Lancet. 363: 211–2.<br />
7 Seach KA.; Dharmage SC.; Lowe AJ.; Dixon JB. (2005): Delayed <strong>in</strong>troduction of solid feed<strong>in</strong>g reduces<br />
child overweight and obesity at 10 years. International Journal of Obesity. 34 (10):1475–9.<br />
8 von Kries R.; Koletzko B.; Sauerwald T.; von Mutius E.; Barnert D.; Grunert V.; et al. (1999):<br />
Breast feed<strong>in</strong>g and obesity: cross sectional study. BMJ (Cl<strong>in</strong>ical Research Ed).; 319 (7203): 147–50.<br />
9 Koletzko B.; Schiess S.; Brands B.; Haile G.; Demmelmair H.; von Kries R.; et al.: [Infant feed<strong>in</strong>g<br />
practice and later obesity risk. Indications for early metabolic programm<strong>in</strong>g]. Bundesgesundheitsblatt,<br />
Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 53 (7): 666–73.<br />
10 Gooze RA.; Anderson SE.; Whitaker RC.: Prolonged Bottle Use and Obesity at 5.5 Years of Age<br />
<strong>in</strong> US Children. The Journal of Pediatrics.<br />
11 Kitsantas P.; Gaffney KF.: Risk profiles for overweight/obesity among preschoolers. Early Human<br />
Development. 86 (9): 563–8.<br />
12 Mens<strong>in</strong>k G.; Kleiser, C.; Richter, A. (2007): Lebens<strong>mit</strong>telverzehr bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Ergebnisse des K<strong>in</strong>der- und Jugendsurveys (KIGGS).<br />
14 Hurrelmann K. (2000): Gesundheitssoziologie. We<strong>in</strong>heim: Juventa<br />
15 L<strong>in</strong>dsay AC.; Sussner KM.; Kim J.; Gortmaker S.: The role of parents <strong>in</strong> prevent<strong>in</strong>g childhood obesity.<br />
Future Child. 2006 Spr<strong>in</strong>g; 16 (1): 169–86.<br />
16 Birch LL.; Davison KK.: Family environmental factors <strong>in</strong>fluenc<strong>in</strong>g the develop<strong>in</strong>g behavioral<br />
controls of food <strong>in</strong>take and childhood overweight. Pediatr Cl<strong>in</strong> North Am. 2001 Aug; 48 (4):<br />
893–907.<br />
17 Olivera SAE.; R.C.; Moore, L.L.; Gillman, M.W.; Garrahie, E.J.; S<strong>in</strong>ger, M.R. (1992): Parent-childrelationship<br />
<strong>in</strong> nurient <strong>in</strong>take: the Fram<strong>in</strong>gham Children’s Study. American Journal of Cl<strong>in</strong>ical<br />
Nutrition; 56: 593–8.<br />
18 Scaglioni S.; Salvioni M.; Galimberti C.: Influence of parental attitudes <strong>in</strong> the development<br />
of children eat<strong>in</strong>g behaviour. Br J Nutr. 2008 Feb; 99 Suppl 1: S. 22–5.<br />
19 <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> SBL. (2008): Mikrozensus 2005. Familien <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. (3): 03.<br />
20 <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> SL. (2008): Bevölkerung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s am 31. Dezember 2008<br />
nach Alters- und Geburtsjahren. Available from: www.statistik.baden-wuerttemberg.de/<br />
BevoelkGebiet/Landesdaten/bev_altersjahre.asp.<br />
21 Lange M.; Kamtsiuris P.; Lange C.; Schaffrath Rosario A.; Stolzenberg H.; Lampert T.:<br />
[Sociodemographic characteristics <strong>in</strong> the German Health Interview and Exam<strong>in</strong>ation Survey<br />
for Children and Adolescents (KiGGS) – operationalisation and public health significance,<br />
tak<strong>in</strong>g as an example the assessment of general state of health]. Bundesgesundheitsblatt<br />
Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2007 May–June; 50 (5–6): 578–89.<br />
22 Bayer O.; von Kries R.; Strauss A.; Mitschek C.; Toschke AM.; Hose A.; et al.: Short- and midterm<br />
effects of a sett<strong>in</strong>g based prevention program to reduce obesity risk factors <strong>in</strong> children:<br />
a cluster-randomized trial. Cl<strong>in</strong> Nutr. 2009 Apr; 28 (2): 122–8.<br />
23 Rolland-Cachera MF.; Deheeger M.; Bellisle F.; Sempe M.; Guilloud-Bataille M.; Patois E.:<br />
Adiposity rebound <strong>in</strong> children: a simple <strong>in</strong>dicator for predict<strong>in</strong>g obesity. Am J Cl<strong>in</strong> Nutr. 1984 Jan;<br />
39 (1): 129–35.<br />
24 Riddoch CJ.; Mattocks C.; Deere K.; Saunders J.; Kirkby J.; Till<strong>in</strong>g K.; et al.: Objective measurement<br />
of levels and patterns of physical activity. Arch Dis Child. 2007 Nov; 92 (11): 963–9.<br />
13 Klohe-Lehman DM.; Freeland-Graves J.; Clarke KK.; Cai G.; Voruganti VS.; Milani TJ.; et al.:<br />
Low-<strong>in</strong>come, overweight and obese mothers as agents of change to improve food choices, fat<br />
habits, and physical activity <strong>in</strong> their 1-to-3-year-old children. J Am Coll Nutr. 2007 Jun; 26 (3):<br />
196–208.<br />
106 107
Soziale Verantwortung<br />
Notizen<br />
108 109
Soziale Verantwortung<br />
Schriftenreihe der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Nr. Titel erschienen Nr. Titel erschienen<br />
58 Kompetenzen fördern – Erfolge schaffen – Dokumentation des Programms 2011<br />
„KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Jugendliche“<br />
57 Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulk<strong>in</strong>der – Zur Evaluation 2011<br />
des Programms der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
56 Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures – 2011<br />
Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski<br />
55 Fit für den Wiedere<strong>in</strong>stieg – wie sich Beruf und Familie unter e<strong>in</strong>en Hut 2010<br />
br<strong>in</strong>gen lassen – Tipps für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Rückkehr <strong>in</strong> den Beruf<br />
54 „Neue Brücken bauen ... zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ – 2010<br />
Programmdokumentation<br />
53 Erzähl uns was! K<strong>in</strong>der erzählen Geschichten und hören e<strong>in</strong>ander zu – 2010<br />
E<strong>in</strong>e Förder<strong>in</strong>itiative der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
52 Am Anfang ist es e<strong>in</strong>e Idee – am Ende e<strong>in</strong>e große Erf<strong>in</strong>dung – E<strong>in</strong> Leitfaden für 2010<br />
die Planung und Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten<br />
51 Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft – Energie nutzen, Umwelt schützen 2011<br />
50 Männer für erzieherische Berufe gew<strong>in</strong>nen: Perspektiven def<strong>in</strong>ieren und umsetzen – 2010<br />
Impulse und Anregungen für e<strong>in</strong>e größere Vielfalt <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der<br />
49 Strategische Forschung 2010 – Studie zur Struktur und Dynamik der 2010<br />
Wissenschaftsregion <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
48 Expeditionsziel: Nachhaltigkeit – Ihr Reiseführer <strong>in</strong> die Zukunft 2011<br />
47 Familiäre E<strong>in</strong>flüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention – 2010<br />
Wie Familien für die familienorienierte Suchtprävention zu gew<strong>in</strong>nen und welche<br />
Veränderungen möglich s<strong>in</strong>d<br />
46 Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung <strong>in</strong>novativer Weiterbildungskonzepte. – 2010<br />
Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität<br />
gesichert werden kann.<br />
45 Neue Generationennetzwerke für Familien – Wissenschaftliche Evaluation des 2010<br />
Förderprogramms der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
44 K<strong>in</strong>der und ihr Umgang <strong>mit</strong> Geld und Konsum – Dokumentation und Evaluation 2009<br />
des Förderprogramms der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
43 Musisch-ästhetische Modellprojekte <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten und anderen 2009<br />
Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der – Dokumentation des Programms der <strong>Stiftung</strong><br />
K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
42 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei Demenz – Dokumentation zum Kongress „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bei Demenz“ 2009<br />
Dezember 2008<br />
41 Hilfen und schulische Prävention für K<strong>in</strong>der und Jugendliche bei häuslicher Gewalt – 2009<br />
Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an K<strong>in</strong>dern“ 2004–2008 <strong>in</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
40 <strong>Komm</strong>unen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit – Dokumentation des 2009<br />
Projekts der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> „ZUKUNFTSFORUM Familie,<br />
K<strong>in</strong>der & <strong>Komm</strong>une“<br />
39 Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten – 2009<br />
Dokumentation des Programms der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
38 Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Porträt – Ergebnisse 2009<br />
des Eliteprogramms für Postdoktorand<strong>in</strong>nen und Postdoktoranden der<br />
Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
37 „K<strong>in</strong>der nehmen K<strong>in</strong>der an die Hand“ – Dokumentation des Programms 2009<br />
der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
36 Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für K<strong>in</strong>der und 2008<br />
Jugendliche während der Ferienzeit – Dokumentation des Förderprogramms<br />
der <strong>Stiftung</strong> K<strong>in</strong>derland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
35 E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens – Erfahrungen und 2008<br />
Ergebnisse <strong>mit</strong> Blended Learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Masterstudiengang (erschienen im<br />
gnv Gunter Narr Verlag Tüb<strong>in</strong>gen)<br />
34 Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell 2008<br />
gestalten – Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der<br />
Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (erschienen im wbv W. Bertelsmann<br />
Verlag Bielefeld)<br />
33 Forschungsprogramm Klima- und Ressourcenschutz – Berichte und Ergebnisse 2008<br />
aus den Forschungsprojekten der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
110 111
Soziale Verantwortung<br />
Nr. Titel erschienen<br />
32 Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures – 2008<br />
Results of the first research programme Kompetenznetz „Funktionelle<br />
Nanostrukturen“ (Competence Network on Functional Nanostructures)<br />
31 „Früh übt sich …“ – Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements 2008<br />
junger Menschen – Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 <strong>in</strong> der Evangelischen<br />
Akademie Bad Boll<br />
30 beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen – Ausstellung, Preisverleihung, 2007<br />
Gew<strong>in</strong>ner und Wettbewerbsbeiträge 2007<br />
29 Forschungsprogramm Mikrosystemtechnik der Landesstiftung 2007<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten<br />
28 Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen – Dokumentation zum 2007<br />
Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 <strong>in</strong> Mannheim<br />
27 „Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs 2007<br />
für Jugendliche – Dokumentation der Programml<strong>in</strong>ie der Landesstiftung<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2005–2007<br />
26 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft – 2007<br />
Untersuchungsbericht des Forschungs<strong>in</strong>stituts tifs e. V.<br />
25 jes – Jugend engagiert sich und jes | connection – Die Modellprojekte der 2007<br />
Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – Bericht der wissenschaftlichen Begleitung<br />
2002–2005<br />
24 Suchtfrei <strong>in</strong>s Leben – Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention 2007<br />
für vorbelastete K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
23 Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt – 2006<br />
E<strong>in</strong>e Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich<br />
22 Innovative Familienbildung – Modellprojekte <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – 2006<br />
Aktionsprogramm Familie – Förderung der Familienbildung<br />
21 Förderung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen 2006<br />
<strong>mit</strong> Beh<strong>in</strong>derung – Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der<br />
Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 2002–2006<br />
20 Raus aus der Sackgasse! – Dokumentation des Programms „Hilfen für 2006<br />
Straßenk<strong>in</strong>der und Schulverweigerer“<br />
Nr. Titel erschienen<br />
19 „Erfahrungen, die’s nicht zu kaufen gibt!“ – Bildungspotenziale im freiwilligen 2006<br />
Engagement junger Menschen – Fachtagung 16. und 17. Juni 2005 <strong>in</strong> der<br />
Evangelischen Akademie <strong>in</strong> Bad Boll<br />
18 beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation über die 2006<br />
Wettbewerbsbeiträge der Preisträger<strong>in</strong>nen und Preisträger 2006<br />
17 Forschungsprogramm Nahrungs<strong>mit</strong>telsicherheit der Landesstiftung 2006<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten<br />
16 Medienkompetenz ver<strong>mit</strong>teln – Strategien und Evaluation – 2006<br />
Das E<strong>in</strong>steigerprogramm start und klick! der Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
15 Forschungsprogramm Optische Technologien der Landesstiftung 2005<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten<br />
14 Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und 2005<br />
soziales Engagement im Jugendalter – E<strong>in</strong>e Studie von Dr. He<strong>in</strong>z Re<strong>in</strong>ders<br />
13 4. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2005 <strong>mit</strong> 2005<br />
den Preisträger<strong>in</strong>nen und Preisträgern<br />
12 „Beruf UND Familie“ – wie gestalten wir <strong>das</strong> UND? – E<strong>in</strong> Leitfaden für Praktiker 2005<br />
und Praktiker<strong>in</strong>nen aus Unternehmen und <strong>Komm</strong>unen<br />
11 Strategische Forschung <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> – Foresight-Studie und Bericht 2005<br />
an die Landesstiftung <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
10 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft – 2005<br />
Untersuchungsbericht des Forschungs<strong>in</strong>stituts tifs e. V.<br />
9 Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit – E<strong>in</strong> Ideenwettbewerb zur Ver<strong>mit</strong>tlung 2005<br />
von Wissenschaft und Forschung an K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
8 Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern – Dokumentation 2005<br />
<strong>in</strong>novativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002<br />
7 FAUSTLOS <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten – Evaluation des Faustlos-Curriculums für den 2004<br />
K<strong>in</strong>dergarten – dokumentiert im Zeitraum von Januar 2003 bis Oktober 2004<br />
6 Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft – E<strong>in</strong>e Entscheidungshilfe 2005<br />
für die Hochschulen<br />
112 113
Soziale Verantwortung<br />
Nr. Titel erschienen<br />
5 3. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2004 <strong>mit</strong> 2004<br />
den Preisträger<strong>in</strong>nen und Preisträgern<br />
4 JUGEND und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlich- 2004<br />
keitsentwicklung – Dokumentation des Fachtags, 4. Dezember 2003,<br />
Gospel Forum Stuttgart<br />
3 2. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2003 <strong>mit</strong> 2003<br />
den Preisträger<strong>in</strong>nen und Preisträgern<br />
2 Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen – 2003<br />
E<strong>in</strong>e Zwischenbilanz zu Modellen <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
1 1. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2002 2005<br />
<strong>mit</strong> den Preisträger<strong>in</strong>nen und Preisträgern<br />
114
Die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> setzt sich für e<strong>in</strong> lebendiges und lebenswertes <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> e<strong>in</strong>. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen<br />
und den verantwortungsbewussten Umgang <strong>mit</strong> unseren Mitmenschen. Die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> ist e<strong>in</strong>e der großen operativen <strong>Stiftung</strong>en <strong>in</strong> Deutschland. Sie ist die e<strong>in</strong>zige, die<br />
ausschließlich und überparteilich <strong>in</strong> die Zukunft <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s <strong>in</strong>vestiert – und da<strong>mit</strong><br />
<strong>in</strong> die Zukunft se<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>Stiftung</strong> gGmbH<br />
Im Kaisemer 1 • 70191 Stuttgart<br />
Fon +49.711.248 476-0<br />
Fax +49.711.248 476-50<br />
<strong>in</strong>fo@bwstiftung.de • www.bwstiftung.de