Wirksame Wege…
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das ja doch nichts bringt!“ Menschen verstummen, sind<br />
gefangen in ihrer Situation und schauen nach unten.<br />
Ist das nicht ein dramatischer Ausdruck von unterbrochener<br />
Kommunikation, ein Indiz für eine vorangeschrittene<br />
gesellschaftliche Versäulung? Hier leben die, die Arbeit<br />
und Einkommen in genügendem Maße haben, dort<br />
die, die darüber nicht verfügen. Die einen planen ihren<br />
so zialen Aufstieg, die anderen durchleben ihre Abstiegskarriere.<br />
Der Arbeitstitel des Projektes lautet: „Handlungsorientierte<br />
Sozialberichterstattung für das Braunschweiger<br />
Land“. Die Ergebnisse bestätigen die notwendige Ausrichtung<br />
des Vorhabens auf Handlungsperspektiven und<br />
Veränderungsansätze. Der Betrachtungsraum des Braunschweiger<br />
Landes offenbart eine fundamentale Veränderung<br />
in der Verfasstheit der bundesdeutschen Gesellschaft,<br />
die neue Antworten erfordert. Wir sehen eine<br />
gesellschaftliche Großentwicklung der Aufspaltung der<br />
Gesellschaft in Menschen mit geringem und mit hohem<br />
Einkommen. Das plakative Bild von der sich öffnenden<br />
Schere zwischen Arm und Reich beschreibt den Vorgang<br />
gleichwohl zutreffend. Hinzu kommt, dass die sozialen<br />
Sicherungssysteme und ihre Interventionsstrategien der<br />
Hilfe und des sozialen Ausgleichs dieser Entwicklung<br />
nicht gewachsen sind.<br />
Deshalb wird hier der Vorschlag unterbreitet, der Wirkung<br />
sozialen Handelns größere Aufmerksamkeit zu<br />
schenken. Der Maßstab der Wirkungsorientierung nimmt<br />
die sozialen Kosten für ein ganzes Leben, nicht nur für<br />
ein Haushaltsjahr einer Gebietskörperschaft oder einer<br />
Wohlfahrts einrichtung, in den Blick. Die Kommunen<br />
nehmen ihre soziale Verantwortung sehr ernst, aber sie<br />
geraten selbst in eine prekäre Lage, weil ihnen der Lastenausgleich<br />
für gesellschaftliche Verwerfungen zugemutet<br />
wird, ohne dass die entsprechenden Ressourcen bereitgestellt<br />
werden.<br />
Am Beispiel der Gesundheitsprävention wird die Aufgabe<br />
deutlich: Wir haben mit vielen Menschen im SGB II –<br />
Bezug zu tun, bei denen die Vorsorge für die Gesundheit<br />
nicht rechtzeitig und angemessen betrieben worden ist.<br />
Sie sind aus gesundheitlichen Gründen aus dem Arbeitsprozess<br />
ausgeschieden. Die Rehabilitationsmaßnahmen<br />
werden nicht optimal auf ihre berufliche Wiedereingliederung<br />
gerichtet. Und so geraten sie an den Rand. Der<br />
Wunsch der befragten Familien, in gesundheitlichen<br />
Themen mehr Unterstützung zu bekommen, benennt ein<br />
Risikofeld nachhaltiger gesellschaftlicher Desintegration.<br />
Die Quadratur des Kreises ist eine beständige Aufgabe<br />
– eine Herausforderung, die Mathematiker seit langem<br />
beschäftigt. Wichtig ist aber in dem hier vorgestellten<br />
Unterfangen vor allem, jetzt die Weiterarbeit in den Städten<br />
und Gemeinden, in den Wohnquartieren, ihren Kirchengemeinden<br />
und Vereinen. Die Handlungsoptionen<br />
müssen präzisiert werden, damit sie bedarfsgerecht für<br />
die jeweilige Region und die darin betroffenen Menschen<br />
sind. Der ländliche Raum bedarf dabei besonderer Beachtung.<br />
Aber auch die betroffenen Familien sollten in die Entwicklung<br />
wirksamer Hilfen einbezogen werden. Besonders<br />
ist denen zu danken, die durch ihre Bereitschaft zum<br />
Informieren die Lebenssituation von Familien mit geringem<br />
Einkommen vor Augen geführt haben.<br />
In den vergangenen Jahren ist intensiv über das Braunschweiger<br />
Land als Region debattiert worden. Dabei<br />
haben Gesichtspunkte der Verwaltungsoptimierung und