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EU- Recherche - Gefängnistheater aufBruch

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<strong>Recherche</strong> zu <strong>Gefängnistheater</strong>projekten in Europa<br />

<strong>Gefängnistheater</strong>projekte in Deutschland<br />

Im Rahmen des <strong>EU</strong>-Projektes<br />

Theater und Gefängnis in Europa<br />

Die Entwicklung und Verbreitung innovativer Methoden und Praktiken von<br />

<strong>Gefängnistheater</strong> in Europa<br />

Socrates Nr.<br />

116571 -CP-l-2004-l-IT-GRUNDTVIG-G1<br />

1. Zum Straf- und Gefängnissystem in Deutschland<br />

2. Statistik / Strafvollzugspopulation<br />

3. Gesetzliche Grundlagen für Kunst / Kultur / Theater in Haftanstalten<br />

4. <strong>Recherche</strong> / Methode und Prozess<br />

5. Theaterprojekte in Gefängnissen in Deutschland<br />

5.1 <strong>aufBruch</strong> – KUNST GEFÄNGNIS STADT<br />

5.2 sabisa<br />

5.3 JVA Lichtenberg / Berlin - Kollektiv VolkArt<br />

5.4 JVA Wriezen<br />

5.5 Zukunft@BPhil – Education-Projekt 20 „Sieben Türen“ – JVA Plötzensee 5.6<br />

JVA Bautzen<br />

5.7 JVA Bremen<br />

5.8 JVA Wuppertal<br />

5.9 JVA Schwerte<br />

5.10 JVA Celle-Salinenmoor<br />

5.11 JVA Fuhlsbüttel<br />

5.12 JVA Schwäbisch-Hall<br />

5.13 JVA Ichtershausen<br />

5.14 JVA Pankow / Berlin<br />

5.15 Angrenzende Projekte<br />

6. Auswertung<br />

7. Fazit<br />

8. Ursula Kohlert / Justizministerienrecherche in Europa<br />

9. Linkliste<br />

10. Literaturliste<br />

11. Gefängnisverzeichnis<br />

12. Pressemappe<br />

13. Bewegungstraining / <strong>aufBruch</strong>


1. Zum Straf- und Gefängnissystem in Deutschland<br />

Die Grundprinzipien der Verhängung von Freiheitsstrafen weichen in den europäischen<br />

Ländern erheblich voneinander ab. In Deutschland geht man davon aus, dass Freiheitsstrafe<br />

das letzte Mittel der Bestrafung sein soll. So hat sich in Deutschland in den Jahren zwischen<br />

1882 und 1997 das Verhältnis von verhängten Freiheitsstrafen und Geldstrafen umgekehrt,<br />

1882 waren noch 76,8% aller verhängter Strafen Freiheitsstrafen.1997 waren dagegen<br />

81,7% aller verhängten Strafen Geldstrafen. Von den insgesamt 18,3% verhängten<br />

Freiheitsstrafen wurden 12,6% zur Bewährung ausgesetzt, so dass tatsächlich lediglich 5,7%<br />

der Freiheitsstrafen zu verbüßen waren. In den letzten Jahren ist allerdings eine leicht<br />

gegenläufige Tendenz festzustellen. So waren in Berlin im Jahr 1991 17% aller Strafen<br />

Freiheitsstrafen; im Jahr 2001 19,8%, bei zwischenzeitlichen Schwankungen in diesem<br />

Bereich ohne deutliche Tendenz.<br />

Ein weiteres Grundprinzip in Deutschland ist, dass eine kurze Freiheitsstrafe von unter sechs<br />

Monaten nur in Ausnahmefällen verhängt werden soll, nämlich wenn besondere Umstände<br />

die Verhängung einer Freiheitsstrafe zur Einwirkung auf den Täter oder zur Verteidigung der<br />

Rechtsordnung unerlässlich machen, § 47 Abs. 1 StGB. In Deutschland gehen wir davon<br />

aus, dass eine kurze Freiheitsstrafe mehr schadet als nützt, weil der Täter aus seinem<br />

Umfeld gerissen wird, ggf. seine Arbeit verliert, in schädlichen Kontakt mit anderen<br />

Gefangenen gerät und zusätzlich wegen der Kürze der Dauer der Freiheitsstrafe auf ihn<br />

praktisch keine Einwirkungsmöglichkeit besteht. Dies wird indes in anderen europäischen<br />

Ländern grundsätzlich anders gesehen. Dort wird teilweise verstärkt versucht, über die<br />

Schockwirkung einer kurzen Freiheitsstrafe spezialpräventive Ergebnisse zu erzielen.<br />

Beispielsweise waren 1995 in den Niederlanden 79% aller Freiheitsstrafen kurz. gleichfalls<br />

im Jahr der Schweiz 79,6%, in Dänemark 77,3% und in Norwegen 75,2%. Allerdings sind in<br />

Deutschland in der Praxis trotz des großen Bemühens um die Zurückdrängung der<br />

Freiheitsstrafe ein relativ großer Prozentsatz aller Freiheitsstrafen kurze Freiheitsstrafen<br />

unter sechs Monaten. In Berlin waren es im Jahr 2001 32,54%. Hinzu kommen zusätzlich die<br />

Ersatzfreiheitsstrafen, die werden müssen, wenn eine Geldstrafe nicht bezahlt wird. Weil<br />

davon auszugehen ist, dass die Verbüßung einer kurzen Freiheitsstrafe wenig sinnvoll ist,<br />

aber relativ hohe Haftkosten verursacht, gibt es ein Gesetz, das bei uneinbringlichen<br />

Geldstrafen die gemeinnützige Arbeit als primäre Ersatzsanktion vorsieht.<br />

Eine Studie über die Wirkung der kurzen Freiheitsstrafe Niederlanden kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass die für die kurze Freiheitsstrafe angeführte Schockwirkung wohl nicht<br />

generell eintritt. Dies hängt sehr stark von dem Vorleben des Täters ab. Handelt es sich<br />

beispielsweise um Drogenabhängige, so wird die Haftzeit sogar als teilweise positiv<br />

empfunden. Im Gefängnis erhalten sie Essen, medizinische Versorgung und Ruhe, die sie<br />

anderweitig nicht bekommen. Die Ergebnisse der Studie stimmen aber mit einer<br />

Beobachtung überein, die auch in Berlin hinsichtlich der Verbüßung der<br />

Ersatzfreiheitsstrafen verstärkt eintreten. Auch hier steht die medizinische und soziale<br />

Versorgung bei eingetretener Verelendung oft im Vordergrund, was entsprechende<br />

erhebliche Kosten verursacht und nicht Aufgabe des Strafvollzuges sein kann. Die oben<br />

ausgeführten Grundprinzipien des deutschen Rechts der Freiheitsstrafe sind der Grund für<br />

die relativ geringe Gefangenenpopulation in Deutschland. So hatte Deutschland 1999 eine<br />

Gefangenenrate von 95 auf 100.000 der nationalen Bevölkerung und lag damit im<br />

westeuropäischen Mittelfeld. Dieses liegt wesentlich unter den Gefangenenraten der<br />

osteuropäischen Länder oder den USA. So wies beispielsweise im Jahr 1999 Estland eine<br />

Gefangenenrate von 310 Gefangenen und Russland eine Gefangenenrate von 730<br />

Gefangenen pro 100.000 der Bevölkerung auf. Die USA hatten am 31. Dezember 2001 eine<br />

Gefangenenrate von 692 Gefangenen, die sich zwischenzeitlich nochmals erheblich erhöht<br />

hat. Trotz des in Westeuropa im Wesentlichen ähnlichen Niveaus der Gefangenenraten<br />

lassen sich im Sanktionenrecht sehr unterschiedliche Vorgehensweisen und Trends bei den<br />

verschiedenen westeuropäischen Staaten feststellen. Während beispielsweise die<br />

Gefangenenrate der Niederlande in den Jahren von 1984 bis 1999 von einem sehr niedrigen


Niveau stark angestiegen ist und nunmehr der Deutschlands entspricht, hat Finnland seine<br />

Gefangenenrate vom Niveau Deutschlands 1984 auf lediglich 45 Gefangene pro 100.000 der<br />

Bevölkerung im Jahr 1999 gesenkt.<br />

Der Auftrag zur Resozialisierung von Straftätern hat nach der Rechtsprechung des<br />

Bundesverfassungsgerichts Verfassungsrang, Androhung und Vollstreckung der<br />

Freiheitsstrafe finden ihre verfassungsrechtlich notwenige Ergänzung in einem sinnvollen<br />

Behandlungsvollzug: Daraus ergibt sich, dass jedem zu einer Freiheitsstrafe Verurteilten die<br />

Chance und eine Hilfestellung dazu gegeben werden muss, ein straffreies Leben zu führen.<br />

Die Vollzugsanstalten sind verpflichtet, den schädlichen Auswirkungen des Freiheitsentzugs<br />

im Rahmen des Möglichen zu begegnen. Daraus folgt auch, dass Freiheitsentzug in allen<br />

geeigneten Fällen hinter anderen Alternativen - wie beispielsweise gemeinnütziger Arbeit –<br />

zurückstehen muss.<br />

Nun noch einige Worte zum Gefängnissystem in Deutschland. In Deutschland ist die<br />

Freiheitsstrafe eine einheitliche Freiheitsstrafe, die auf den Entzug der persönlichen in<br />

Bewegungsfreiheit gerichtet ist. Sonstige Belastungen der Gefangenen sind nicht legitimiert,<br />

§ 4 Abs. 2 StVollzG. Die Unterbringung im offenen Vollzug ist die Regelvollzugsform; die<br />

Unterbringung im geschlossenen Vollzug ist die Ausnahme, § 10StVollzG. Unter offenem<br />

Vollzug sind offene oder halb offene Anstalten zu verstehen, die verminderte Vorkehrungen<br />

gegen Entweichen vorsehen, § 141 Abs. 2 StVollzG. Es handelt sich dabei insbesondere um<br />

Anstalten, die Gefangene täglich zur Arbeit verlassen können, sofern sie Arbeit haben. Die<br />

Gefangenen müssen indes den besonderen Anforderungen des offenen Vollzugs genügen.<br />

Sie dürfen insbesondere nicht suchtgefährdet sein und es darf nicht zu befürchten sein, dass<br />

sie fliehen oder weitere Straftaten begehen. Die Praxis hinsichtlich der Verteilung der<br />

Gefangenen auf den offenen und den geschlossenen Vollzug ist in den einzelnen deutschen<br />

Bundesländern sehr unterschiedlich. So befanden sich 1995 nur 5% aller Gefangenen in<br />

Bayern, aber 29% in Hamburg im offenen Vollzug. In Berlin eigenen sich in der Praxis<br />

durchschnittlich 1/4 aller Gefangenen für den offenen Vollzug.<br />

Ein in Deutschland besonders großes Problem stellt die Schaffung von Arbeitsplätzen für<br />

Gefangene dar. Die Arbeit der Gefangenen ist ein zentrales Resozialisierungsmittel. Es ist<br />

gerade im Strafvollzug besonders wichtig und in Deutschland im Strafvollzugsgesetz auch<br />

vorgesehen, Gefangenen die Fähigkeiten für eine Erwerbstätigkeit nach der Entlassung zu<br />

vermitteln bzw. diese zu erhalten und zu fördern. Es muss deshalb versucht werden, für die<br />

Gefangenen so viele Arbeitsplätze wie möglich bereitzustellen.<br />

Eine Sonderproblematik ist die Situation der Frauen im Strafvollzug. Frauen zeigen ein<br />

anderes Kriminalitäts- und Deliktsverhalten als Männer. Sie sind nur zu einem geringen Maß<br />

an der Gesamtkriminalität beteiligt und weitaus weniger gewalttätig. So belief sich der Anteil<br />

der Frauen an den Verurteilten im Jahr 1997 auf 15,6%. In der Konsequenz sind nur sehr<br />

wenige Strafgefangene weiblich, im Jahr 1998 waren es in Deutschland 4,2%. Ferner zeigen<br />

Frauen auch im Strafvollzug ein anderes Verhalten als Männer; weibliche Gefangene<br />

flüchten extrem selten. Weil sie nur einen verschwindend geringen Teil der Strafgefangenen<br />

ausmachen und in der Regel nur als Anhängsel des Männervollzugs betrachtet werden, wird<br />

im Vollzug auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen oft nur wenig eingegangen und sie<br />

sind vielfach viel zu hohen Sicherheitsvorkehrungen ausgesetzt. In Berlin existiert daher eine<br />

eigene Frauenvollzugsanstalt, deren Bedingungen auf die anderen Bedürfnisse von Frauen<br />

eingerichtet sind; so sind beispielsweise die Sicherheitsvorkehrungen erheblich geringer als<br />

in den Männerhaftanstalten.


2. Statistik:<br />

Tabelle 1 / Statistik über deutsche Gefangenenzahlen


3. Gesetzliche Grundlagen für Kunst / Kultur / Theater in Haftanstalten:<br />

1. Eine Vorschrift, die die Anstalten zwingt, Kunst und Kultur zuzulassen, gibt es nicht.<br />

2. Eine Vorschrift, wonach die Anstalten Kunst und Kultur anbieten s o l le n, ist § 67<br />

Absatz 2 StVollzG (Strafvollzugsgesetz). Dort steht unter dem Titel `Freizeit´ der<br />

Satz: „Er [der Gefangene] soll Gelegenheit erhalten, am Unterricht einschließlich<br />

Sport, an Fernunterricht, Lehrgängen und sonstigen Veranstaltungen der<br />

Weiterbildung, an Freizeitgruppen, Gruppengesprächen sowie an<br />

Sportveranstaltungen teilzunehmen und eine Bücherei zu benutzen.“<br />

Kunst / Kultur ist dort also nicht wörtlich erwähnt. Das `soll´ bedeutet allerdings nicht<br />

gänzliche Beliebigkeit, sondern dass die Anstalten Angebote und Möglichkeiten eröffnen<br />

müssen, `die der Bedeutung der Freizeit gerecht werden´, sagt der Kommentator zum<br />

StVollzG; ebenso, dass kein unbedingter Anspruch eines Gefangenen auf eine ganz<br />

bestimmte Freizeitbeschäftigung besteht.<br />

– Mit der Auslegung etwa hinsichtlich bildender Kunst haben sich wohl u.a. Knapp 1988 und<br />

Voigt-Rubio in ZfStrVo 1988, 203 befasst [weitere Quellen in AK-StVollzG, Rdn.21 zu § 67]<br />

3. Zur Auslegung und zur Begründung, dass auch Theater- und sonstige<br />

Kunstaktivitäten in Anstalten angeboten werden sollten, kann noch eine gesetzliche<br />

Leitlinie herangezogen werden, nämlich § 3 Absatz 1 StVollzG: „Das Leben im<br />

Vollzug soll den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit als möglich angeglichen<br />

werden.“<br />

aber auch im `Alternativkommentar´ (AK-StVollzG) keine einschlägige Kommentierung<br />

In Einzelfällen könnte zur Entscheidung in einem Streitfall auch Absatz 3 des § 3<br />

StVollzG etwas hergeben: „Der Vollzug ist darauf auszurichten, dass er dem<br />

Gefangenen hilft, sich in das Leben ein Freiheit einzugliedern.“<br />

(Beispiel: wenn ein inhaftierter Schauspieler aus nicht sehr schwer wiegenden Gründen<br />

von der Theatergruppe ausgeschlossen werden soll, dann müsste seine Berufssituation<br />

und -planung in das dabei auszuübende Entscheidungsermessen einbezogen werden).<br />

4. Noch interessant in diesem Zusammenhang ist § 154 Absatz 2 Satz 2 StVollzG:<br />

„Die Vollzugsbehörden sollen mit Personen und Vereinen, deren Einfluss die<br />

Eingliederung der Gefangenen fördern kann, zusammenarbeiten.“<br />

- Die Vorschrift betrifft inhaltlich und traditionell Vollzugshelfer/innen,<br />

Gruppentrainer/innen und generell freiwillig in Haft für Gefangene tätige Personen oder<br />

Gruppen. - Das `Soll´ gibt auch hier keinen Anspruch darauf, dass jemand `von draußen´<br />

mit einem bestimmten Angebot vom Knast auch aufgenommen werden müsste. Es wird<br />

in der Praxis eher dann relevant, wenn Anstalten schon bestehende Angebote ohne<br />

nachvollziehbare sachliche oder finanzielle Gründe einstellen oder untersagen; das kann<br />

bis zu einem Anspruch der Anbieter auf gerichtliche Entscheidung gehen; wobei das<br />

Gericht dann nur prüfen wird, ob die Anstalt ihr Ermessen richtig ausgeübt hat – also<br />

nicht einen unbedingten Anspruch zuerkennen wird.<br />

5. Ob andere Gesetze als das StVollzG Förderungen für Kunstprojekte in Haftanstalten<br />

vorsehen oder vorschreiben, ist uns nicht bekannt.


4. <strong>Recherche</strong> / Methode und Prozess<br />

„Nach der verfassungsmäßigen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland ist der Vollzug der<br />

Untersuchungshaft und der Freiheitsstrafe Aufgabe der Bundesländer.“ Diese Maßgabe<br />

stand zu Beginn unserer <strong>Recherche</strong> nach <strong>Gefängnistheater</strong>projekten in Deutschland. Unsere<br />

erste Anfrage an das Bundesjustizministerium wurde mit dem Verweis auf die Zuständigkeit<br />

der Bundesländer beantwortet, so dass wir daraufhin in Kontakt mit den jeweiligen Ländern<br />

traten. Anlaufstelle hierfür wurden die Justizministerien der Bundesländer. Keines der<br />

Bundesländer konnte auf Anhieb eine Angabe über „Theater im Gefängnis“ geben.<br />

Verwiesen wurden wir auf die Webseiten der Ministerien und der JVAs. Eine Vielzahl der<br />

Justizvollzugsanstalten präsentiert sich dort der Öffentlichkeit und teilweise fanden wir hier<br />

Angaben über Theaterarbeiten. Die Presseabteilungen der Ministerien halfen uns weiter, in<br />

dem wir Listen der Justizvollzugsanstalten für die Kontaktaufnahmen erhielten.<br />

Wir sandten den Fragebogen an ca. 150 Justizvollzugsanstalten, an die Abteilungen<br />

Sozialpädagogik oder Öffentlichkeitsarbeit. Ca. 70 meldeten sich bisher daraufhin zurück.<br />

Eine Vielzahl der Schreiben die uns daraufhin erreichten, mussten uns eine Absage erteilen<br />

dahingehend, dass im dortigen Gefängnis keine Theaterarbeit stattfindet. Als Bestandteil des<br />

Vollzuges oder der Weiterbildung findet keine Theaterarbeit statt. In äußerst wenigen Fällen<br />

existieren Theaterprojekte, unter Beteiligung externer Darsteller und Organisatoren, die den<br />

kulturellen Veranstaltungen innerhalb des Gefängnisses zugezählt werden können.<br />

Einige der Befragten gaben uns Tipps und Anregungen, wie und wo wir welche<br />

Theatermacher ausfindig machen können. Ebenso wurden wir mit<br />

Dokumentationsmaterialien vergangener Projekte der Justizvollzugsanstalten Hamburg oder<br />

Schwäbisch Hall beschickt, um einen Einblick zu bekommen. Heute finden dort keine<br />

Theaterarbeiten mehr statt, obwohl die Arbeiten dort sehr große Erfolge und Aufmerksamkeit<br />

erzielt hatten. In Telefongesprächen konnten Fragen geklärt werden und nähere<br />

Informationen über die Theaterarbeiten in Erfahrung gebracht werden.<br />

4.1 Historische Entwicklungen von <strong>Gefängnistheater</strong> in Deutschland<br />

Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass Gefangene seit den 20er Jahren in Gefängnissen<br />

Stücke geschrieben, geprobt und aufgeführt sowie so genannte Laienspielgruppen<br />

gegründet haben. Dies ist ein bis heute anhaltendes Phänomen und geschieht oft unter<br />

Leitung eines Lehrers, Pädagogen, Gefangenen, Sozialarbeiters oder eines externen Laien.<br />

Das Ergebnis wird vor anderen aufgeführt, manchmal sogar in anderen Gefängnissen oder<br />

außerhalb der Mauern vorgestellt, Z.B. in Kirchen oder Kultureinrichtungen. Ein Mitglied der<br />

Direktion des Gefängnisses Straubing (München) sagte 1930, dass „Theateraufführungen in<br />

Strafanstalten nichts Neues sind“. Er war der Meinung, diese Aktivität führe die Kriminellen<br />

zurück auf den rechten Weg und sei ein großer Erfolg. Dabei könnten nur Besserungsfähige<br />

und -willige in solchen Projekten mitmachen. In seinem Gefängnis hätten ebenfalls im Jahre<br />

1929 Häftlinge ein Stück geschrieben, inszeniert und vor einem größeren externen Publikum<br />

aufgeführt. Weiterhin sagte er, dass „die Bürger, die das gesehen haben, sich bereichert<br />

haben in der Einsicht, dass Verbrecher nicht gleich Verbrecher heißt und dass ihre<br />

Einstellung nicht nur Zurückstoßung sein kann.“<br />

1972 wurden von Michael Walter die Laienspielaktivitäten im deutschen Strafvollzug<br />

untersucht. Er kam zu dem Ergebnis, dass zu der Zeit in 36 Anstalten das Laienspiel<br />

gepflegt wurde, was einem Anteil von 28% der deutschen Anstalten entsprach. Seit 1948<br />

war die Zahl der Laienspielgruppen von einer auf neun im Jahre 1958 und weiter auf 25 im<br />

Jahre 1968 gestiegen.<br />

Andere Beispiele sind die Theaterprojekte von Angelika Brenner, die 1987 im Münchener<br />

Frauengefängnis mit Freundinnen eine Theatergruppe gründete.<br />

Sie spielten Stücke wie „Zeugin der Anklage“ von Agatha Christie, oder „Die ehrbare Dirne“<br />

von Jean Paul Sartre und gastierten mit diesen Stücken im Frauengefängnis in Stuttgart.<br />

In der Jugendanstalt Hameln wurden 1987 vom Pfarramt Laienspielveranstaltungen<br />

arrangiert, die über die Gefängnismauern hinausgingen.


Sie sollten den mitwirkenden Insassen Gelegenheit geben, ihre Probleme und die des<br />

Vollzuges in die Öffentlichkeit zu tragen und dabei aufzuarbeiten.<br />

Im Schweizer Gefängnis in Saxerriet leitete der 61jährige Gefangene Peter Zimmermann<br />

zwischen 1996-2002 eine selbst verwaltete Theatergruppe.<br />

Die Gruppe fand vor allem in religiösen Kreisen große Resonanz. Sie spielten such<br />

außerhalb der Mauern, meist in Kirchen, manchmal auch während des Gottesdienstes. Die<br />

Stücke wurden von Peter Zimmermann zusammen mit anderen Gefangenen geschrieben.<br />

Sie handelten von ihren Biographien, gemischt mit biblischen und ethischen Themen und<br />

Motiven.<br />

Angesichts der Bandbreite und Vielzahl dieser Projekte in den 70er und 80er Jahren muss<br />

man eindeutig feststellen, dass die <strong>Gefängnistheater</strong>aktivitäten heutzutage rückläufig sind.<br />

Von Seiten der Justiz ist eine massive Einschränkung dieses Sektors, vor allem durch<br />

Personalknappheit bedingt zu beobachten.<br />

5. Theaterprojekte in Gefängnissen in Deutschland<br />

5.1 <strong>aufBruch</strong> – KUNST GEFÄNGNIS STADT<br />

<strong>aufBruch</strong> KUNST GEFÄNGNIS STADT wurde 1997 von Roland Brus und Holger Syrbe<br />

gegründet und arbeitet seit dem hauptsächlich im größten deutschen Gefängnis, der JVA<br />

Tegel. <strong>aufBruch</strong> arbeitet nicht nur in der Strafanstalt, sondern wechselseitig mit den sozialen<br />

Topographien von Stadt und Gefängnis / Gefängnis soll als kulturelles und soziales Thema<br />

etabliert und wahrnehmbar gemacht werden. <strong>aufBruch</strong> ist das größte und am längsten<br />

arbeitende <strong>Gefängnistheater</strong>projekt in Deutschland.<br />

Die JVA Tegel entfaltet sich auf einer 130.000 qm großen Fläche, die von einer 1.327 m<br />

langen Mauer mit Stacheldraht und 13 Wachtürmen eingeschlossen ist. Es befinden sich hier<br />

sechs Teilanstalten, 15 eigene Arbeitsbetriebe mit ca. 1.300 Arbeitsplätzen (Bäckerei,<br />

Druckerei, Schlosserei etc.), ein Krankenhaus, eine Kirche, Sportplätze, eine Schule für 100<br />

Schüler. Die JVA bietet Platz für 1.536 Gefangene, derzeit sind ca. 1.700 inhaftiert, davon 35<br />

Prozent Ausländer aus insgesamt 62 Staaten. <strong>aufBruch</strong> versteht Tegel/Gefängnis als<br />

modernen Spiegel der heutigen westeuropäischen Gesellschaft.<br />

Neben den zahlreichen Projekten in der JVA Tegel, konnte im vergangenen Jahr erstmals in<br />

einem russischen Jugendlager, in der Nähe von Moskau, ein Projekt realisiert werden. Aus<br />

diesen Erfahrungen – der Arbeit mit Jugendlichen – gelang es <strong>aufBruch</strong> nun auch in Berlin in<br />

der hiesigen Jugendstrafanstalt eine Theaterarbeit umzusetzen.<br />

Zwei Projekte pro Jahr versucht <strong>aufBruch</strong> zu realisieren. Das Ensemble besteht jeweils aus<br />

ungefähr 20 bis 25 Männern. Jeder, der sich auf die Arbeit einlässt, kann mitspielen. Die<br />

Taten spielen bei der Auswahl keine Rolle.<br />

Ziel ist die Erarbeitung einer professionellen Theaterarbeit die einen Platz im kulturellen<br />

Leben der Stadt hat und vom Publikum als Kunst wahrgenommen wird.<br />

Thematische Ansätze sind sehr unterschiedlich. Sowohl klassische Literaturtexte (Schiller –<br />

Die Räuber, Beckett – Endspiel), dienen als Basis, aber auch nahe liegende<br />

Themenkomplexe (Biographien – Einaar Schleef, Werner Gladow), sowie zahlreiche<br />

biographische Elemente aus dem Leben der Mitspieler. Erste Hürde zu Beginn eines jeden<br />

Probenprozesses ist es, aus einer Vielzahl Unbekannter eine Gruppe zu formen.<br />

Vertrauensbildende Gruppenspiele mit Körperkontakt überbrücken die erste Annäherung der<br />

Gefangenen untereinander. Wichtig sind das Gespräch zu Probenbeginn, in dem der<br />

Probenablauf ebenso wie ständig auftretende Unvereinbarkeiten des Knastalltags mit der<br />

Theaterarbeit oder Probleme und Anliegen besprochen wird, und die gemeinsame<br />

Auswertung der Probe am Ende. Dazwischen liegen neben konkreter szenischer Arbeit eine<br />

Menge Körperarbeit, Sprechtraining und Improvisationsübungen. Da die Gefangenen sonst<br />

nicht viel oder keine Gelegenheit haben, sich in Gruppen zu treffen, lässt sich die Disziplin<br />

und Konzentration beim Arbeiten schwer aufrechtzuerhalten. Erstaunlich sind aber<br />

gleichzeitig die Freude, die die Darsteller am Spiel entwickeln, und die vielen Ideen, die sie in<br />

den Probenprozess einbringen. Was man in den Aufführungen später als Zuschauer sieht,


ist oft Schritt für Schritt aus gelenkter Improvisationsarbeit entstanden. Generell beträgt die<br />

Probenarbeit ca. sechs Wochen, in der täglich von Montag bis Freitag intensiv von 14.30 Uhr<br />

– 21 Uhr gearbeitet wird. Vor dieser Endphase liegen die so genannten „Casting-Proben“,<br />

das <strong>aufBruch</strong>-Team nutzt diese Termine um das kommende Projekt, das Team und die<br />

Arbeitsweise vorzustellen und neue Mitspieler zu werben. Gerade da die Mehrzahl der<br />

Ensemblemitglieder von Inszenierung zu Inszenierung wechselt, ist dieses gegenseitige<br />

Kennen lernen vor der anstrengenden und arbeitsintensiven Zeit für alle Beteiligten von<br />

drinnen, wie draußen wichtig. In der Anfangsphase wird eine Fülle an szenischem und<br />

Textmaterial gesammelt, das ausprobiert, ausgewählt und auf dem immer weiter aufgebaut<br />

wird. Ideen sollen von den Mitspielern gesammelt; Erfahrungen aufgeschrieben werden.<br />

Umgekehrt setzt sich das Draußen-Team ständig in Besprechungen zusammen, wertet<br />

Material und Proben aus, plant Probenabläufe, baut an Konzepten, bespricht Probleme und<br />

setzt Stück für Stück das Gesamtprojekt zusammen.<br />

Die Vorstellungen sind öffentlich, für externes und internes Publikum zugänglich. Es finden<br />

ca. 7 – 9 Vorstellungen für ca. 150 Zuschauer statt, meist alle ausverkauft. Es gibt eine<br />

immense öffentliche Aufmerksamkeit in den Medien. <strong>aufBruch</strong>-Projekte wurden zu<br />

zahlreichen Festivals eingeladen, konnten aber nur wenigen Fällen dem Wunsch folgen.<br />

Finanziert wird die Arbeit von der Senatsverwaltung für Kultur und von verschiedenen Kultur-<br />

Stiftungen. Die Arbeit wird nach wie vor nur Projektweise gefördert, es gibt keine<br />

Dauerförderung. Es gibt keine Sozial-Fördertöpfe für dieses Projekt. Prinzipiell findet die<br />

Arbeit auf Selbstausbeutungsbasis statt.<br />

5.2 Sabisa – Jugendanstalt Raßnitz<br />

Das Projekt „Hauptdarsteller im eigenen Leben“ wurde nach einer längeren Vorbereitungs-<br />

Phase im Juni 2004 in der Jugendanstalt (JA) Raßnitz, der größten Haftanstalt für<br />

Jugendliche und junge Heranwachsende in Sachsen-Anhalt, durchgeführt. Dem Netzwerk<br />

Theaterdialog ging es in ihrem Projekt, Freiräume innerhalb der Jugendstrafanstalt zu<br />

ermöglichen, in denen die Jugendlichen sich auf eine andere Art mit dem eigenen Leben<br />

auseinandersetzen – über Theater.<br />

Das Netzwerk Theaterdialog besteht aus den Kultur- und TheaterpädagogInnen Katrin Wolf,<br />

Katharina Lammerts, und Till Baumann. TheaterDialog ist ein kultur- und<br />

theaterpädagogischer Ansatz, den das Projekt DOMINO – Zivilcourage im Rampenlicht<br />

entwickelt hat. TheaterDialog-Projekte verbinden Fantasie und Realität, Reflexion und<br />

Handeln, Kreativität und Alltag. Anhand von TheaterDialog sollen kreative Kompetenzen im<br />

Umgang mit sozialen Konflikten, Gewalt und Intoleranz gefördert und eine lebendige,<br />

spielerische und gleichzeitig ernsthafte Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben möglich<br />

werden. Theater Dialog bedeutet<br />

• Keine vorgegebenen Theaterstücke zu spielen, sondern persönliche Alltags<br />

-Erfahrung gemeinsam zu inszenieren,<br />

• In der Spannung zwischen Alltagsrealität und Vision zu arbeiten,<br />

• Persönliche und gesellschaftliche Veränderungen im Schonraum Theater zu<br />

erproben<br />

TheaterDialog basiert u.a. auf dem Theater der Unterdrückten des brasilianischen<br />

Theatermachers Augusto Boal, das in den 70er Jahren in Lateinamerika entwickelt wurde<br />

und inzwischen weltweit in den unterschiedlichsten Bereichen praktiziert wird. TheaterDialog<br />

greift auch andere Ansätze auf (z.B. aus dem Bereich des Improvistationstheaters, der Arbeit<br />

mit Masken etc.).<br />

Das Projekt „Hauptdarsteller im eigenen Leben“ wurde durchgeführt von Katrin Wolf, Till<br />

Baumann, Ken Kupzok und Peter Igelmund. Katrin Wolf und Till Baumann leiteten die<br />

praktische Workshoparbeit.<br />

Die Jugendanstalt Raßnitz ist eine Anstalt des geschlossenen Vollzugs für männliche<br />

Jugendliche und Heranwachsende. Sie wurde im Jahr 2002 etwa 20 Kilometer von der Stadt<br />

Halle entfernt in Betrieb genommen und gilt als modernste Einrichtung ihrer Art in Europa.<br />

Sie verfügt über 398 Haftplätze und übernimmt den größten Teil des Jugendstrafvollzugs in<br />

Sachsen-Anhalt. Die JA Raßnitz ist zuständig für den Vollzug von Jugendstrafen an


männlichen Jugendlichen und Heranwachsenden, die zum Zeitpunkt der Einweisung das 21.<br />

Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ein Teil der Gefangenen geht zur (anstaltsinternen)<br />

Schule, andere arbeiten, manche haben die Möglichkeit, eine Lehre abzuschließen. Die<br />

Anstalt ist tendenziell überbelegt. Sowohl bei PsychologInnen als auch bei<br />

SozialarbeiterInnen besteht ein Betreuungsschlüssel von 1:120.<br />

Da weder die Jugendanstalt noch das sachsen-anhaltinische Justiz- bzw. Innenministerium<br />

über Mittel für Theaterprojekte in Haftanstalten verfügen, benötigte TheaterDialog Gelder aus<br />

externen Fördertöpfen. Das Netzwerk TheaterDialog reichte das Projekt beim Amt für<br />

Wirtschaftsförderung des Landkreises ein. Hierfür erhielten sie eine Zusage, die benötigten<br />

Fördermittel wurden durch den Europäischen Sozialfond abgesichert.<br />

Projektziele:<br />

In den konzeptionellen Diskussionen während des Vorbereitungsprozesses im Netzwerk<br />

TheaterDialog entstanden mehrere Zielstellungen. Als Schwerpunkte der<br />

theaterpädagogischen Arbeit identifizierten TheaterDialog – neben dem künstlerischen<br />

Inszenierungsprozess mit dem Ziel einer anregenden Präsentation spannender<br />

Theaterszenen – die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen, die<br />

Anregung zur Selbstreflexion und die Stärkung der Teamfähigkeit sowie – über den Rahmen<br />

der Gruppenarbeit hinaus – die Erprobung kulturpädagogischer Ansätze im Strafvollzug und<br />

die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die eher pädagogischen Zielstellungen werden im<br />

Folgenden kurz aufgeschlüsselt:<br />

• Persönlichkeitsentwicklung<br />

- Entdeckung eigner kreativer Fähigkeiten<br />

- Stärkung der Kommunikationsfähigkeit<br />

- Stärkung von Eigenverantwortung<br />

• Selbstreflexion<br />

- Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie<br />

- Auseinandersetzung mit der eigenen Haftstrafe<br />

- Erprobung alternativer Handlungs- und Verhaltensmuster<br />

• Teamfähigkeit<br />

- Stärkung sozialer Komponenten, von Toleranz und Offenheit<br />

- Konfrontation und Auseinandersetzung mit verschiedenen Lebenswirklichkeiten<br />

- Erfahrung der gemeinsamen Entwicklung eines kreativen Produkts<br />

• Erprobung kulturpädagogischer Ansätze im Strafvollzug<br />

• Außenwirkung/ Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

- z.B. über Besuche bei den Aufführungen der Gefangenen<br />

5.3 JVA Lichtenberg / Berlin<br />

In der JVA Lichtenberg gibt es seit 1999 das Streben nach kontinuierlicher Theaterarbeit. Die<br />

Gruppe wurde von verschiedenen Künstlern und Studenten betreut (Petra Kelling, Christine<br />

Boyde, Anna Montanya). Im Rahmen des KNASTFESTIVAL 2000 wurde mit der<br />

italienischen Regiseurin Donatella Massimilla der Workshop „Rote Schuhe“ mit öffentlicher<br />

Präsentation realisiert.<br />

Kollektiv VolkArt<br />

Kollektiv VolkArt realisiert Theaterproduktionen im Knast und im öffentlichen Raum. Seit ihrer<br />

Gründung 2003, arbeiten sie kontinuierlich in der JVA für Frauen Berlin und haben dort<br />

verschiedene Produktionen erarbeitet. Bisher wurden zwei davon, darunter eine<br />

Uraufführung, einer Öffentlichkeit auch außerhalb der Gefängnismauern (HAU1 und HAU2)<br />

präsentiert - ein (soweit bekannt) Novum im deutschsprachigen „Frauenknasttheater“. Bis


Ende 2005 werden zwei weitere Produktionen sowohl „drinnen“, als auch „draußen“ über die<br />

Bühne gehen.<br />

Methode und Ästhetik<br />

Theater im Gefängnis arbeitet mit Laiendarstellern. Die in ihrer Unterschiedlichkeit sehr<br />

besonderen Charaktere erzeugen durch den Zustand des Freiheitsentzuges eine permanent<br />

kritische Probensituation. Am Anfang stehen Angstabbau und Vertrauensaufbau. Der<br />

geschützte Theaterraum muss sich erst gegen die knallharte, alltägliche Hierarchie der<br />

Insassinnen etablieren. Dann aber eröffnet er sich hin zu ungeahnten Möglichkeiten.<br />

Gemeinsam werden Szenen entwickelt. Aus der Angst sich zu blamieren wird die Lust am<br />

Spiel, am eigenen Ausdruck. Die Darsteller wachsen zu einem Ensemble zusammen. Die<br />

Mitglieder von Kollektiv VolkArt leiten zwar die Proben und strukturieren die Ergebnisse,<br />

bewegen sich aber menschlich auf Augenhöhe. Viele Frauen stehen zum ersten Mal in ihrem<br />

Leben auf der Bühne. Die Theaterarbeit hat sie in Bereiche geführt, von denen sie zwar<br />

fasziniert sind, die ihnen aber inklusive der Risiken noch größtenteils unbekannt sind.<br />

Die Ästhetik ist dem Schutz der Darstellerinnen kategorisch untergeordnet. Um der größten<br />

Gefahr, der Ausstellung, zu entgehen, werden sehr persönliche Berichte verfremdet,<br />

aufgeteilt auf verschiedene Rollen oder in Szenen dramatisiert, so dass der emotionale<br />

Impetus sich vollständig entfalten kann. Persönliche Dramen und intime Geständnisse<br />

werden zu abstrakten Bewegungen und Handlungen. Hinter Momenten von großer theatraler<br />

Bildkraft verschwinden die persönlichen Anteile, während sich die ursprüngliche Aussage<br />

performativ verstärkt dem Publikum mitteilt.<br />

Ziel ist immer eine - unter künstlerischen Kategorien betrachtet - wertvolle, interessante und<br />

nuancenreiche Inszenierung.<br />

Die bisherigen Erfahrungen, die Unterstützung und das Vertrauen von Seiten der HAU<br />

Leitung, von Seiten der Direktion der JVA für Frauen Berlin und von Kunst&Knast e.V.<br />

werden es auch in Zukunft ermöglichen die Theaterarbeit mit den Frauen einer breiteren<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

5.4 JVA Wriezen<br />

Sabine Winterfeldt arbeitet dort seit einem Jahr (Herbst 2004) mit einem Team von sieben<br />

Freunden und Berufskollegen. Sie spielen mit den 14- bis 24-jährigen männlichen<br />

Strafgefangenen sowie mittlerweile vier Mitarbeitern der Anstalt Theater. Es begann mit einer<br />

losen Sketch-Folge. Im Frühjahr 2004 schlug die Berliner Schauspielerin und Regisseurin<br />

vor, das von dem 22-jährigen Schiller 1781, zum Ende der „Sturm und Drang-Zeit“<br />

geschriebene Drama „Die Räuber“ gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Die Dialoge,<br />

Handlungsstränge wurden zusammen mit den jugendlichen Inhaftierten in Gesprächen und<br />

Improvisationen entwickelt. Der Hauptort des Konflikts, dort wo Karl mit seiner Bande sein<br />

Unwesen treiben, spielt im Gefängnis. Fast neun Monate probten die professionellen<br />

Künstler mit den jungen Männern aus dem geschlossenen Vollzug. Auch hier wird gegen die<br />

hierarchischen Strukturen des Gefängnisalltages Theater gesetzt: Die Erfahrung, dass es<br />

möglich ist, die Rolle zu wechseln; das Muster von Täter und Opfer zu brechen. Die Künstler<br />

wagten mit ihrer Gruppe einen weiteren Schritt. Sie präsentieren die „Räuber von Wriezen“<br />

draußen vor einer geschlossenen Gesellschaft. Obwohl für diese erste Produktion die Zeit<br />

nicht ganz ausreichte, die Inszenierung zeigte nur den ersten Teil des Stücks frei nach<br />

Schiller, der Rest wurde erzählt, war die Öffentlichkeit begeistert. Leider ist die Finanzierung<br />

weiterhin nicht gesichert. Das Team um Sabine Winterfeldt möchte zu gern eine feste<br />

Theatergruppe in der JVA etablieren.<br />

5.5 Zukunft@BPhil – Education-Projekt 20 „Sieben Türen“ – JVA Plötzensee Berlin<br />

Alle drei Projektleiter haben langjährige Erfahrungen in Worksshops mit Inhaftierten<br />

gemacht, und sie kennen sich gut aus verschiedenen gemeinsamen Musiktheaterprojekten:<br />

Nigel Osborne, der Komponist und Musiker, Stephen Langridge, der Regisseur und Stephen


Plaice, der Librettist und Drehbuchautor. Die Idee zum Stück hatte man aus Béla Bartóks<br />

Oper „Herzog Blaubarts Burg“ abgeleitet. Allerdings ging es nicht darum die Geschichte<br />

einfach nachzuspielen, sondern etwas Neues zu schaffen, angestoßen von der Frage: Was<br />

sehen die Inhaftierten hinter den Türen? Anstoß zu diesem Projekt in der JVA Plötzensee im<br />

Bereich des offenen Vollzugs hatte der Gefängnisseelsorger Eckart Wragge gegeben. Zehn<br />

Inhaftierte meldeten sich für den Workshop. Bereits am ersten Abend verfügt diese zufällige<br />

zusammengestellte Gruppe über ein gemeinsames musikalisch-rhythmisches Material. In<br />

den darauf folgenden Tagen wird konsequent und systematisch in drei Gruppen gearbeitet.<br />

Die Trainer geben lediglich Arbeitsstrukturen vor, Ideen und Inhalte werden von den<br />

Inhaftierten entwickelt. Die Berliner Philharmoniker haben sich – wie alle anderen – auf<br />

Neuland begeben. Für dieses Projekt ließen sie sich darauf ein, die Musik über die<br />

Improvisation mit zu entwickeln, und sie haben als Darsteller mitgewirkt. (Zur Aufführung<br />

wird das Bühnenbild von einem Grafitti-Künstler gestaltet, der sich wiederum von einem<br />

Inhaftierten inspirieren ließ, der wegen Vandalismus im Gefängnis sitzt.)<br />

5.6 JVA Bautzen<br />

1998 entstand in Bautzen die Idee, mit Inhaftierten Theater zu spielen. Professionelle Hilfe<br />

bekommt das <strong>Gefängnistheater</strong> schnell - vor sieben Jahren führten die beiden Schauspieler<br />

Wigand Alpers und René Wolf im Freizeitbereich der JVA erste Szenestudien durch. Seit<br />

1999 unterstützen der Dramaturg Christoph Gerdes und seit 2001 die Schauspielerin Janina<br />

Brankatschk die Theatergruppe der JVA. Mit ihrer Hilfe lernen die Männer sich in<br />

unterschiedliche Rollen und Charaktere hineinzuversetzen. Gespielt wurde u.a. „Reif für die<br />

Insel?“ (2001), „Der Fehler“(2000). Im Jahr 2002 wurde der erste Kooperationsvertrag<br />

zwischen dem Deutsch-sorbischen Volkstheater und der JVA abgeschlossen, der eine<br />

umfangreiche Unterstützung bei Bühnenbild, Kostümen und Technik zusichert. Und nicht<br />

zuletzt beteiligten sich auch Tänzerinnen und Tänzer des Sorbischen National-Ensembles:<br />

Gemeinsam mit den Gefängnisdarstellern standen sie auch vor der Kamera. Mit<br />

Unterstützung durch das SAEK-Studio Bautzen wurde für die Theaterabende auch ein<br />

Videofilm produziert.<br />

5.7 JVA Bremen:<br />

In der JVA Bremen, in der momentan 685 Gefangenen inhaftiert sind, davon 652 männliche<br />

Inhaftierte und 33 weibliche Inhaftierte, wird derzeit eine Theatergruppe aufgebaut. Geplant<br />

ist hier eine wöchentliche Probenarbeit im Umfang von ca. 7 Stunden, die von einem<br />

Mitarbeiter geleitet werden soll. Die Mitspieler sollen durch die Leitung benannt werden.<br />

Geplantes Ziel des Probenprozesses soll in einer oder mehrer Aufführungen münden. Als<br />

Grundlage für das geplante Stück dient die Romanvorlage „Schuld und Sühne“. Ziele der<br />

Theaterarbeit sollen vor allem in der gemeinsamen Konfliktlösung liegen, Teamfähigkeit soll<br />

erarbeitet werden, Kreativität und darstellender Ausdruck gefördert werden. Die Arbeit wird<br />

aus den Mitteln der Landes Bremen finanziert werden. Da sich die Theaterarbeit momentan<br />

im Entstehung- und Aufbausprozess befindet konnten noch keine weitergehenden und<br />

detaillierteren Angaben gemacht werden.<br />

5.8 JVA Wuppertal:<br />

Auch in der JVA Wuppertal wird durch den evangelischen Gefängnispfarrer Herrn Schnitzus<br />

eine neue Theaterarbeit gerade aufgebaut. Gemeinsam mit einer externen Mitarbeiterin soll<br />

wieder <strong>Gefängnistheater</strong> stattfinden können. Bereits in frühern Jahren wurde durch den<br />

Schauspieler und Regisseur Burkhard Forstreuter mehrere Stücke mit Inhaftierten erarbeitet.<br />

In sechs Wochen wurde mit elf Häftlingen das Stück „Es ist, wie es ist“ über Verbrechen,<br />

Verhandlung und Vollzug erprobt. Gespielt wurde es u.a. in der Gefängniskappelle der JVA<br />

Bochum vor anderen Mitgefangenen. Weitere Gastspiele gab es u.a. in der JVA Köln-<br />

Ossendorf und der JVA Remscheid.<br />

5.9 JVA Schwerte:<br />

Zurzeit sind im geschlossenen Vollzug der JVA Schwerte ungefähr 270 männliche<br />

Gefangene inhaftiert. Der dortige Gefängnispfarrer und Theaterpädagoge Dirk Harms


erarbeitete mit einer Gruppe von 9 bis 12 Männern in der Kirche das Stück „Die Bibliothek<br />

von Babel“ nach Jorge Luis Borges. Herr Harms arbeitete zuvor neun Jahre im<br />

Jugendvollzug der JVA Iserlohn, von denen er in sieben Jahren eine dortige Theaterarbeit<br />

aufbaute. Das Projekt „Iserlohn jail productions“ ist dort entstanden und zu Ende geführt<br />

worden.<br />

Für die Projekte in der JVA Schwerte können sich die Schauspieler selbst melden und<br />

sollten die Bereitschaft zeigen mit der Gruppe gemeinsam die Arbeit über<br />

zusammenzubleiben. Das bedeutet, dass sich eine Gruppe auch noch im Proben- du<br />

Arbeitsprozess neu zusammensetzen kann. Die Motivation der Gruppe wird als „hoch“<br />

eingeschätzt, so dass Wechsel aufgefangen werden können. Der Probenzeitraum beginnt<br />

vor der Premiere vier Monate vorher, es wird zweimal wöchentlich à drei Stunden geprobt.<br />

Vier Wochen vor den Aufführungen wird nahezu täglich vier Stunden miteinander gearbeitet.<br />

Beschreibung des Probenprozesses: Am Anfang steht ein intensives physisches Training<br />

von 60-90 Minuten, danach folgt Stimmtraining. Im zweiten Teil folgen thematische<br />

Improvisationen über Motive des Themas. Grundlage ist die Arbeit an den physischen<br />

Handlungen. Es wird nicht an festen Rollen gearbeitet, sondern an Bildern, die bei den<br />

Improvisationen entstehen. Das entstehende Stück, eine Komposition aus den entstandenen<br />

Bildern, ist an den Stärken und Farben der einzelnen Schauspieler orientiert.<br />

5.10 JVA Celle-Salinenmoor:<br />

In den Jahren 1997 bis 2000 fand in der JVA Celle-Salinenmoor <strong>Gefängnistheater</strong> statt. Die<br />

beiden Regisseure Ralf Siebelt und Winfried Tobias erarbeiteten mit den Inhaftierten drei<br />

Projekte. 1997 wurde in einer Koproduktion mit dem Schlosstheater Celle Brechts „Arturo Ui“<br />

in einem siebenwöchigen Probenprozess auf die Bühne gebracht. Unter der Mitarbeit von 18<br />

Gefangenen konnte dieses erste Projekt einmalig, nicht öffentlich, vor Angehörigen und<br />

Gästen der JVA gezeigt werden. Allerdings gab es eine ausführliche Berichterstattung in den<br />

Printmedien und im Fernsehen. Zwei Jahre später wurde „Wie dem Herrn Mockinpott das<br />

Leiden ausgetrieben wird“ nach Peter Weiss in sechs Wochen erarbeitet. Die Produktion<br />

konnte mit Unterstützung der LAGS (Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Niedersachsen)<br />

sowie des Schlosstheaters Celle durchgeführt werden. Für dieses Projekt beteiligten sich<br />

auch Gefangene die Werkstattarbeiten für u.a. den Bühnenbau leisteten, insgesamt nahmen<br />

20 Gefangene teil. Es durften drei Aufführungen nicht nur vor Angehörigen und Gästen der<br />

JVA gezeigt werden, sondern auch Gäste des Theaters wurden zugelassen. 2000<br />

erarbeitete das gewachsene externe Team (Ralf Siebelt, Winfried Tobias, Otmar Wagner,<br />

Cordula Stummeyer) mit 16 Mitwirkenden „Mann ist Mann“. Diese Produktion wurde aus<br />

Mitteln der LAGS, der Niedersächischen Lottostiftung und der kirchlichen Hanns-Lillje-<br />

Stiftung ermöglicht. Für diese Arbeit wurde ein Probenprozess von acht Wochen ermöglicht.<br />

Wiederum wirkten neben Schauspielern auch technische Arbeiter an diesem Projekt mit.<br />

Erstmals konnte dieses Stück öffentlich gezeigt werden. Insgesamt konnten 500 Zuschauer<br />

das open-air Event im Gefängnishof der JVA verfolgen. Der Kartenverkauf und vorherigen<br />

Anmeldung wurde durch die Tourismus-Information unterstützt und durchgeführt. Auch<br />

dieses Projekt fand ein breites Echo in der Berichterstattung der Printmedien.<br />

5.11 JVA Fuhlsbüttel:<br />

Die Theaterarbeit hinter Gittern begann für die beiden Regisseure Ralf Siebelt und Winfried<br />

Tobias 1997 mit den Aufführungen in der Celler JVA. Der große Erfolg ermutigte sie, ihre<br />

Tätigkeit auch nach Hamburg zu erweitern. Zusammen mit 15 interessierten Häftlingen<br />

wurde in sieben Wochen Taboris Stück „Die Kannibalen“ erarbeitet. Das Stück bot für die<br />

Gefangenen eine Gelegenheit zur Reflektion des Lebens hinter Stacheldraht. Die<br />

Gefängniskapelle wurde dabei zur Bühne umfunktioniert. Auch die Gefängnisbetriebe<br />

wurden für das Projekt in Anspruch genommen. Unter der Leitung der Kostümbildnerin<br />

Marion Eiselé stellten sie Kostüme, Masken und Requisiten her. Realisiert wurde das Projekt<br />

des „Vereins zur Förderung des Strafvollzugs in der JVA Hasenberge“ mit Mitteln der<br />

Hamburgischen Kulturstiftung, der David-Jonas-Stiftung und der Zeit-Stiftung. Unterstützt


wurde diese Arbeit auch vom Thalia-Theater Hamburg und den Städtischen Bühnen Kiel.<br />

Gezeigt wurden sechs öffentliche Vorstellungen.<br />

5.12 JVA Schwäbisch Hall:<br />

Eine viel beachtete Theaterarbeit im damaligen Jugendgefängnis wurde vom Hebst 1994 bis<br />

Frühjahr 1995 erarbeitet. Die Regisseurin und Leiterin des Theaterprojekts „Diener zweier<br />

Herren“ war die Schauspielerin und Theaterpädagogin Monika Timme. Durch eine Förderung<br />

des Justizministeriums wurde diese Arbeit ermöglicht. Als Projektleiter, der die Projektarbeit<br />

zu koordinieren und als Ansprechpartner aufzutreten hatte, wurde der Leiter der „Abteilung<br />

für außerschulische Jugendbildung“ benannt. Das Projekt fand mit neun Vorstellungen vor<br />

insgesamt rund 650 Zuschauern statt.<br />

5.13JVA Ichtershausen<br />

Nahaufnahmen statt Fremdbilder – Uta Plate<br />

Vom November 1996 bis Mai 1999 arbeitete die Theaterpädagogin Uta Plate mit inhaftierten<br />

Jugendlichen der Jugendstrafanstalt Ichtershausen bei Erfurt. Das Projekt entstand aufgrund<br />

einer Initiative des Theaters Nordhausen und wurde vom Justizministerium zu 75% finanziell<br />

gefördert. Ein- bis zweimal die Woche wurde den inhaftierten Jungen und Männern im Alter<br />

von 14-24 Jahren die Theaterarbeit als Freizeitmaßnahme zwischen Arbeit und Einschluss<br />

angeboten. Es wurde jeweils mit einer Gruppe von ca. 15 Jugendlichen mehrere Stücke aus<br />

ihren Lebensgeschichten entwickelt und in der JSA vor externem Publikum und den<br />

Inhaftierten aufgeführt.<br />

Am Anfang<br />

Für die Entwicklung des Stücks gab es nur einen groben Rahmen für verschiedene Phasen:<br />

Improvisation, Materialsuche (ihre biografischen Geschichten, Film- und Literaturzitate),<br />

Strukturierung des Materials und Endproben des im Verlauf der Arbeit entstandenen<br />

Theaterstücks. Von Probe zu Probe änderten sich Zusammensetzung der Gruppe,<br />

Motivationen, Stimmungen, Machtverhältnisse.<br />

Improvisation<br />

Verschiedene Impulse wurden gegeben für szenische Improvisationen: über Fotos, die zur<br />

Ausgangsbasis wurden, über Kostüme, oder durch vorgegebene Konflikte. Einige Male<br />

waren Charaktere vorgegeben für das szenische Spiel andere Male Musik und Rhythmus<br />

oder Filmeszenen.<br />

Anlaufschwierigkeiten<br />

Eine Mischung von Aggression und Apathie existiert, die ein kreatives Spiel erschweren. Das<br />

heißt, immer wieder neue Spielimpulse geben, immer wieder die Situation in eine andere zu<br />

transformieren. Eine weitere Folge der Situation hinter Gittern ist die sog. Haftmacke. Wer<br />

auf den Status des Knackies reduziert ist und sich nur noch als Verbrecher definiert, nimmt<br />

sich nur noch eindimensional wahr.<br />

Rollenpanzer<br />

Der Rollenpanzer der inhaftierten Jugendlichen ist fester als irgendwo sonst. Denn die<br />

Position, die man in der Knasthierarchie einnimmt, ist entscheidend für das Schicksal hinter<br />

Gittern. Dem festgeschriebenen Rollengefüge mit der Einweglösung "Der Stärkere gewinnt"<br />

andere Wege entgegenzusetzen war die Hauptarbeit vieler Wochen. Wenn Improvisationen<br />

wieder mal auf einen gewaltvollen Machtkampf hinausliefen, wurde darauf hingewiesen,<br />

dass die Szenen einfach langweilig werden, wenn die Konflikte nur ein "auf die Fresse" zur<br />

Antwort haben. (Ein gut geprobter Kampf kann auf der Bühne spannend sein, aber nur einer<br />

und nicht immer.) Doch der Rollenpanzer für die Jugendlichen war so stark, dass Theater für<br />

die Jugendlichen oft zur Grenzen überschreitenden Herausforderung wurde. Ein<br />

Freischwimmen gelang über die Wochen immer häufiger, Figuren wurden entwickelt,<br />

angefüllt mit Eigenem und Neuem. Mittlerweile war es für einige sogar ein besonderes<br />

Vergnügen, aus sich heraus zu können und zeigen zu können, was man spielen und<br />

darstellen kann. Mit den verschiedenen Theaterübungen eröffnete sich ein Freiraum, ein<br />

Spiel mit ungewissem Ausgang. Die Arbeit auf der ästhetischen Ebene stand im engen<br />

Wechselspiel mit der sozialen Ebene. Indem auf der Bühne eine andere Begegnung möglich<br />

wurde, veränderte sich auch das Miteinander.


Materialsuche<br />

Ein weiterer Weg der Annäherung auf sozialer wie auf ästhetischer Ebene ist die<br />

Entwicklung der Figur. story-telling wurde zu einem festen Bestandteil der Proben gemacht.<br />

Jemand erzählte eine Geschichte aus seinem Leben. Bei der Erarbeitung des Stücks ging es<br />

um die Suche nach dem Kick und nach dem Glück. Ihre Geschichten offenbarten als<br />

Momentaufnahmen kurze Einblicke in ihre Biografien. Durch das Sammeln und Ordnen von<br />

biografischem Material und die anschließende bewusste Veränderung durch<br />

Theatertechniken wurde die Stückfassung erstellt.<br />

Aufführung<br />

Mit der Aufführung der Arbeit sollte dreierlei erreicht werden: den Jugendlichen der<br />

Theatergruppe das Live-Erlebnis von Theater zu verschaffen; allen Inhaftierten der JVA<br />

zeigen, dass Theater mindestens so aufregend wie ein Kinobesuch sein kann; und drittens<br />

einem Publikum von außen die politische Dimension von Gefängnis und Theater sichtbar zu<br />

machen. Mehrere Aufführungen, interne, wie auch externe, bildeten den Projekt-Abschluss.<br />

„Die Theaterarbeit hat mir gezeigt, dass ich noch etwas anderes kann, als nur im Knast zu<br />

sitzen."(ein Mitspieler)<br />

Die gefangenen Zuschauer wurden mit ungewöhnlichen Spielweisen, surrealen Momenten,<br />

die ihren bisherigen Sehgewohnheiten fremd waren, und einer Spiegelung der eigenen<br />

Geschichte konfrontiert. Das externe Publikum mit der Lebenswelt der Jugendlichen sowie<br />

Bildern aus der Knastwelt. Das Publikum hat durch diese Geschichten Nahaufnahmen aus<br />

der Gefängnisrealität erleben können. Die brutale Knastwelt, sowie die von den Jugendlichen<br />

oft ausgedrückte Perspektivlosigkeit waren die Grundlage für anschließende<br />

Podiumsdiskussionen zwischen den Jugendlichen, Justizangehörigen und dem Publikum.<br />

5.14 JVA Pankow / Berlin<br />

La Grande Vie - Gudrun Herrbold<br />

Von 1999 bis 2001 arbeitete die Regisseurin Gudrun Herrbold an 2 Theaterprojekten in der<br />

JVA für Frauen Pankow. Diese Arbeiten wurden öffentlich gezeigt, sowohl im Gefängnis (je 3<br />

x) als auch in der Volksbühne (je 2x). 10 bis 12 inhaftierte Darstellerinnen waren beteiligt.<br />

Befreiung, Tanz, Ekstase standen im Mittelpunkt der Arbeit. Das 2. Projekt wurde in<br />

Zusammenarbeit mit Jurastudenten durchgeführt. Neben den Inhaftierten standen<br />

Jurastudenten als Darsteller auf der Bühne.<br />

5.15 Angrenzende Projekte:<br />

In der Bundesrepublik Deutschland wird in den meisten Justizvollzugsanstalten ein<br />

kulturelles Programm angeboten. So wird in einer Vielzahl der Gefängnisse zwar keine<br />

aktive Theaterarbeit von Seiten der Mitarbeiter oder externer Gruppen erarbeitet, so finden<br />

aber neben Konzerten auch Theaterabende statt. Bei den Theateraufführungen handelt es<br />

sich um Arbeiten von festen Häusern oder auch Angebote von Schauspielschulen werden<br />

dann in geschlossenen Veranstaltungen für die Inhaftierten gespielt. Durchschnittlich finden<br />

solche Theaterabende ca. zweimal jährlich statt. Innerhalb der Haftanstalten haben die<br />

Gefangenen auch die Möglichkeit an anderen kulturellen Projekten mitzuwirken. So werden<br />

ebenfalls in zahlreichen Gefängnissen Literaturgruppen angeboten. Meist bieten sich hierfür<br />

externe MitarbeiterInnen an, die in regelmäßigen Sitzungen mit interessierten Gefangenen<br />

literarische Texte verfassen, zusammen lesen und über Texte in der Gruppe sprechen. Texte<br />

und Artikel werden u. a. auch für einige in der Bundesrepublik Deutschland erscheinende<br />

Gefängniszeitschriften verfasst. In der JVA Tegel wurde auf Initiative und in Kooperation mit<br />

<strong>aufBruch</strong> die erste Internetseite weltweit von Gefangenen erstellt und steht seit 1998 im<br />

Netz. Es werden auch Mal- und Zeichengruppen und teilweise sogar Bildhauerkurse<br />

angeboten.<br />

In der JVA Geldern beispielsweise werden seit vielen Jahren Sketche zu Veranstaltungen<br />

gemeinschaftlich erprobt.


6. Auswertung:<br />

Bis zum jetzigen Zeitpunkt stehen wir weiterhin im Kontakt mit den verschiedenen und sehr<br />

zahlreichen Justizvollzugsanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Immer wieder erhalten<br />

wir neue Informationen über Theaterarbeiten in Gefängnissen. Es befinden sich neue<br />

Gruppen im Aufbau und stehen noch ganz am Anfang ihrer Arbeit. Daher konnte bisher nicht<br />

immer auf den gesamten Fragenkomplex der Studie geantwortet werden. Das Interesse sich<br />

an der Studie daher zu einem späteren Zeitpunkt zu äußern ist vorhanden. Daher sollte<br />

diese weitergeführt werden.<br />

In den vorgestellten kurzen Auszügen der unterschiedlichen Projekte lassen sich aber<br />

folgende zusammenfassende Bemerkungen und Aussagen treffen:<br />

Theater in deutschen Gefängnissen findet nur selten statt und ist keineswegs<br />

Selbstverständlichkeit. Theater in den Gefängnissen findet in sehr unterschiedlichen Formen<br />

statt. Sowohl die Arbeit mit vorgegebenen Stückvorlagen, als auch die Arbeit an Stücken, die<br />

aus Improvisationen entwickelt werden, sind beliebte und nahe liegende Methoden der<br />

Durchführung der Arbeit. Die künstlerischen Methoden (Gruppenarbeit, Kontaktarbeit,<br />

Bewegungs- und Vertrauensübungen, Improvisationen) sind relativ ähnlich. Der<br />

künstlerische Anspruch und die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Die Spannbreite reicht<br />

von sehr improvisierten Vorführungen bis hin zu hochprofessionellen und stilisierten<br />

Theaterarbeiten. Die Arbeit wird oft von freien Künstlern, Schauspielern, Theaterpädagogen<br />

oder Studenten durchgeführt. Eine Unterstützung und Partnerschaft zu<br />

staatlichen/kommunalen Theater besteht häufiger und ist förderlich.<br />

Des Weiteren sind Fragen der Finanzierung der Projekte sehr unterschiedlich. Wird die<br />

Theaterarbeit direkt von einer JVA angeboten, stehen hierfür Mittel der jeweiligen<br />

Landesregierungen zur Verfügung. Prinzipiell gibt es aber in den Haushalten der Justiz<br />

immer weniger Mittel für Kultur. Die Justiz muss Kosten sparen und schiebt die<br />

Verantwortung für Kunst und Kultur von sich und verweist auf externe Förderer und<br />

Sponsoren.<br />

Externe Gruppen bewerben sich um finanzielle Mittel aus ganz unterschiedlichen Bereichen<br />

so zum Beispiel Stiftungen oder Fördertöpfe der Länder (z.B. Lotto etc.). Es gibt aber keine<br />

gängigen oder Erfolg versprechenden Wege der Projektförderung, keine Zuständigkeiten.<br />

Ein Großteil der Projekte wird aus Gründen nicht vorhandener Finanzen nicht durchgeführt.<br />

Stiftungen, die sich direkt mit der Thematik Förderung der kulturellen Arbeit Inhaftierter<br />

beschäftigen gibt es nahezu nicht. In Berlin arbeitet der Verein Kunst & Knast e.V., dessen<br />

finanzielle Kräfte aber nur aus Spenden erwachsen und daher als Notgroschen zu<br />

betrachten sind. Die Gustav-Radbruch-Stiftung beschäftigt sich mit der Gefängnis-<br />

Problematik, von der Förderung von Theaterprojekten ist uns allerdings nichts bekannt.<br />

Auf die Frage nach den Möglichkeiten künstlerischen Ausbildungsmöglichkeiten innerhalb<br />

der Gefängnisse können wir folgende Aussage treffen. Künstlerische<br />

Ausbildungsmöglichkeiten werden in keiner der Haftanstalten in der BRD angeboten. Es wird<br />

lediglich schulischen Ausbildungen, Fernstudium und vor allem handwerklichen<br />

Ausbildungen ermöglicht.<br />

7. Fazit / <strong>aufBruch</strong><br />

Für uns stellt sich die Methode, mit künstlerischen Teams von außen unabhängig ins<br />

Gefängnis zu gehen und dort auf freiwilliger Basis Kunst-Produkte zu schaffen, die von<br />

internem und externem Publikum gesehen werden können, als die produktivste Methode von<br />

<strong>Gefängnistheater</strong> dar.


In sozial-politischer Hinsicht sind der künstlerische Anspruch und die Wahrnehmbarkeit<br />

dieser Arbeit im öffentlichen Kulturleben von immenser Bedeutung.<br />

Zur Methodik gehören unbedingt: Körpertraining/Bewegungsarbeit, Stimmtraining,<br />

Basiswissen zum Verhalten auf der Bühne, Gruppenarbeit, professionelle<br />

Inszenierungsarbeit, professioneller künstlerischer Rahmen (Bühne, Kostüme, Musik, Ton,<br />

Licht, Video), Herausarbeitung von künstlerisch wesentlichen und brisanten Thematiken.<br />

Die Formen der künstlerischen Arbeit und die Zeiträume sind variabel, natürlich sich<br />

langfristige Projekte von größerer Nachhaltigkeit.<br />

Dank<br />

Unser Dank gilt Allen, die sich an dieser Studie beteiligt haben und sie uns in ihrer<br />

Ausführlichkeit beantwortet haben. Des Weiteren bedanken wir uns bei allen, die uns<br />

weitergeholfen haben, uns Tipps gaben und uns bei unserer Arbeit an der Studie unterstützt<br />

haben.<br />

Unsere Hoffnung für die Zukunft ist das nun entstehende Netz zwischen den<br />

TheatermacherInnen von drinnen wir draußen zu verfestigen, damit ein Austausch<br />

ermöglicht und erleichtert wird. Wir wünschen uns weitere und wachsende Theaterprojekte<br />

im Justizvollzug, und hoffen auf eine breite Unterstützung, Offenheit und größere finanzielle<br />

Möglichkeiten für diese Arbeit.


8. Ursula Kohlert / Justizministerienrecherche in Europa<br />

Im Zusammenhang mit ihrer Diplomarbeit führte Ursula Kohlert eine <strong>Recherche</strong> über<br />

<strong>Gefängnistheater</strong>projekte bei europäischen Justiz- und Kulturministerien durch.<br />

Die Ergebnisse sind hier mit aufgeführt.


9. Linkliste<br />

www.kunstprojekt-aufbruch.de<br />

www.planet-tegel.de<br />

www.kollektiv-volkart.de<br />

www.sabisa.de<br />

www.domino-x.de<br />

www.knast.net<br />

www.strafvollzug-online.de<br />

www.knastforum.de<br />

www.hinter-gitter.de<br />

www.treffpunkt-nbg.de<br />

www.people.freenet.de/ash.ev<br />

www.haeftling.de<br />

www.gefaengnisseelsorge.de<br />

www.kath-gefaengnisseelsorge.de<br />

www.rote-hilfe.de<br />

www.freiehilfe-berlin.de<br />

www.soziales.freepage.de/zb-berlin<br />

www.zakk.de/ulmerecho<br />

www.comlink.de/blickpunkt<br />

www.freiabos.de


10. Literaturliste<br />

Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten. Übungen für Schauspieler und Nicht-<br />

Schauspieler. Frankfurt am Main, 1979.<br />

Dinges, Martin: Michel Foucault. Justizphantasien und die Macht. In: Mit den Waffen der<br />

Justiz. Zur Kriminalitätsgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Hg. v.<br />

Blauert, Andreas / Schwerthoff, Gerd. Frankfurt am Main, 1993.<br />

Döpfer, Ute: Die Ontologie der sozialen Rolle als Grundlage strafrechtlicher Entscheidungen.<br />

Baden-Baden, 1994.<br />

Dülmen, Richard van: Theater des Schreckens. Gerichtspraxis und Strafrituale in der frühen<br />

Neuzeit. München, 1985.<br />

Foucault, Michel: Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Berlin,<br />

1996.<br />

Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Paris, 1975.<br />

Goffman, Erving: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität.<br />

Englewood Cliffs, 1963.<br />

Goffman, Erving: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. New York, 1959.<br />

Heritage, Paul: Real Social Ties? The Ins and Outs of Making Theatre in Prisons, in Adams,<br />

D./ Goldbard, A.: Community, Culture and Globalization. New York, 2002.<br />

Kawamura, Gabriele: Strafe zu Hause? Elektronisch überwachter Hausarrest. In:<br />

Kriminalpolitik. Forum für Praxis, Politik und Wissenschaft., 2/ 1999.<br />

Rousseau, Jean-Jacques: Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts. 1762.<br />

Sandberger, Sabine: Theaterarbeit in einem Hochsicherheitsgefängnis, in Koch, G., Roth S.,<br />

Wrentschur, M. (alle Hrsg.): Theaterarbeit in sozialen Feldern. Frankfurt am Main, 2004.<br />

Schüler-Springorum, Horst: Kriminalpolitik für Menschen. Frankfurt am Main, 1991.<br />

Sennett, Richard: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. New York/ Berlin,<br />

1998.<br />

Sennett, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. New<br />

York, 1974.<br />

Thompson, James: Prison Theatre. Perspectives and Practices. London, 1998.<br />

Wagner, Georg: Das absurde System. Strafurteil und Strafvollzug in unserer Gesellschaft.<br />

Heidelberg, 1985.


Zelle, Carsten: Strafen und Schrecken. Einführende Bemerkung zur Parallele zwischen den<br />

Schauspielen der Tragödie und der Tragödie der Hinrichtung. In: Jahrbuch der deutschen<br />

Schillergesellschaft. (Bd. 28) Stuttgart, 1984.<br />

Bewegungstraining für Gefängnis / <strong>aufBruch</strong> Methode<br />

1. Teil: Spiel 10 Minuten<br />

Für Gruppendynamik, Aufwärmen<br />

z.B. Fangenspiel: Fänger fängt mit Gefangenem Hand in Hand, beide dürfen fangen, so daß<br />

die Kette immer größer wird.<br />

2. Teil: im Stand 10-15 Minuten<br />

Für Kraft, Beweglichkeit, Köperwahrnehmung und Haltung<br />

- Kombination für Dehnung, Kraft und Kondition<br />

Wiederholung rechts, links im Wechsel bis zu 8 mal mit Temposteigerung<br />

- Isolation der einzelnen Körperteile ( Kopf, Schultern, Arme, Brustkorb, Hüfte, Knie, Füße)<br />

für Körperwahrnehmung und Beweglichkeit<br />

- Sprünge zum Lockern, Kondition<br />

- Übung zur Koordination von Armen, Beinen, Kopf<br />

- Elemente mit Kontraction und Release<br />

- Elemente für Choreographie 10 Minuten<br />

einzelne Bewegungen: angefangen mit Beinen, dann Arme, Kopf<br />

Zusammensetzen von verschiedenen Bewegungen zu einem Bewegungsablauf<br />

Im Verlauf gezählt, dann auf Takt selber zählen lassen<br />

3. Teil: auf dem Boden 5-10 Minuten<br />

Für Kraft und Dehnung<br />

- auf den Boden kommen ( sinken, fallen..)<br />

- Rückendehnung- Rückenmuskeln<br />

- Bauchmuskeln<br />

- Seiten-, Oberkörperdehnung<br />

- Beindehnung<br />

- Übung für Körperhaltung<br />

4. Teil: durch den Raum 10-15 Minuten<br />

Für Präsenz, Spannung, Focus<br />

- Im Raum gehen, stop, Focus, gehen in Richtung von Focus,<br />

1. jeder im eigenen Tempo, 2. Auf Kommando, 3.einer führt ohne Ansage zu machen – für<br />

Gruppenempfinden<br />

- gleiches mit rennen<br />

- in Reihen hintereinander von eimen Raumende zum anderen 6 Taktschläge gehen,<br />

gesteigert bis rennen, stop- Focus rechts bzw. links- rückwärtsgehen<br />

6 Taktschläge<br />

- Elemente für Choreographie 10 Minuten<br />

in Reihen von einem Raumende zum anderen, beginnend mit Beinen, dann Arme und Kopf,<br />

im Verlauf gezählt, dann auf Takt selber zählen lassen<br />

Später Aneinanderreihen von schon bekannten Bewegungen<br />

5. Teil: Partnerübung oder Gruppenübung 10 Minuten


Für Verantwortung in der Gruppe, Wahrnehmen von Gewicht und Gegengewicht und als<br />

choreographische Teile<br />

- Gewicht abgeben- daraus Hebung<br />

zu fünft im Kreis, sechster in der Mitte läßt sich mit Körperspannung in die Hände der<br />

anderen fallen- daraus über Kopf Hebung, indem der Kreis aufgelöst wird.

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