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vom obersten Hof) einen Streich<br />
gespielt. Sie öffneten die Tür und<br />
nahmen meine gesamten Kassetten<br />
heraus. Einige haben sie zwischen<br />
den Bäumen ausgespannt<br />
(lacht), andere waren komplett<br />
verschwunden.<br />
Die Täter konnte ich nicht gleich<br />
ausfindig machen. Aber ich hatte<br />
schon einen Verdacht, wer da<br />
am Werk gewesen sein könnte.<br />
Damals bin ich sogar zu den Carabinieri<br />
gegangen, denn ich<br />
dachte auch daran, dass das<br />
vielleicht häufiger passieren<br />
könnte, wenn man nichts unternimmt.<br />
Aber nach einiger Zeit<br />
habe ich die Kassetten wieder<br />
zurückbekommen. Einige sind<br />
natürlich mit dem Ausspannen<br />
kaputt gegangen. Aber dann war<br />
auch wieder alles gut.<br />
Aber nicht, dass ich selber nie<br />
etwas angestellt hätte. Ich war<br />
auch nicht immer heilig (lacht).<br />
Damals gab es noch die Firma<br />
Knapp (Baggerfirma). Einmal im<br />
Spätherbst hat der Chef eine<br />
Jahresabschlussfeier in Neves<br />
organisiert, zu der ich auch eingeladen<br />
wurde. Dies hat ziemlich<br />
lange gedauert. Da ich am<br />
nächsten Tag arbeiten musste<br />
und niemand von den anderen<br />
nach Hause gehen wollte, bin<br />
ich um 5 Uhr gegangen. Und<br />
draußen stand ein Motorrad vor<br />
mir. Dann habe ich mir das einfach<br />
ausgeliehen und bin damit<br />
nach Lappach bis zu meinem<br />
Auto gefahren. Ich habe das<br />
Motorrad dort abgestellt und bin<br />
mit dem Auto bis nach Mühlwald<br />
weitergefahren. Am nächsten Tag<br />
war das Motorrad weg – sein<br />
Besitzer, ein Enel-Arbeiter, hatte<br />
es wieder gefunden.<br />
Dann irgendwann kam der Marescallo,<br />
ein kleiner Sarde und<br />
sagte zu mir: „Mahh, queste cose<br />
non si fa“. Wo er recht hatte,<br />
hatte er ja recht (lacht).<br />
Mir ist zu Ohren gekommen, dass du recht viel<br />
Zeit im Gasthof Kreuzwirt verbracht hast. Was<br />
hat es damit auf sich?<br />
Ja, da habe ich mein Mittagessen<br />
zu mir genommen, denn das war<br />
früher bei der Post noch möglich.<br />
Ein Schnappschuss von den vielen Bergtouren am Alpenhauptkamm.<br />
Heute kann man sich das Mittagessen<br />
in diesem Beruf abgewöhnen,<br />
denn heute kann man<br />
die Mittagspause erst nach 14.00<br />
Uhr in Anspruch nehmen. Früher<br />
war alles noch ein wenig lockerer<br />
in dieser Hinsicht. Und daher<br />
konnte ich in Mühlwald ohne<br />
Bedenken meine Mittagspause<br />
machen. In den ganzen 7 Jahren<br />
gab es keine Reklamationen darüber.<br />
Als ich dann nach Prags<br />
kam, flatterte gleich eine Reklamation<br />
ins Haus, da ich zu Mittag<br />
abwesend war. Von da an konnte<br />
ich das frühe Mittagessen vergessen.<br />
In Mühlwald war die Bevölkerung<br />
sehr tolerant. Und dies<br />
stellte ich eigentlich erst nachher<br />
fest..<br />
Um zum Kreuzwirt zurückzukommen: damals<br />
beim Mittag- und Abendessen<br />
waren recht viele Leute dort und<br />
dann wurde viel Karten gespielt<br />
und ein wenig gefeiert. Denn<br />
Mühlwald ist ein sehr geselliges<br />
Dorf. Vor allem das Singen von<br />
alten Liedern war und ist dort<br />
Brauch. Sehr viele davon hatte<br />
ich in Mühlwald gehört, gesungen<br />
und erlernt und das hat mir<br />
gefallen. Und einige sind mir<br />
heute noch präsent wie z. B. „Die<br />
Gamslan schwarz und braun“<br />
oder „Do Summo isch aus“. Vor<br />
allem wurden in Mühlwald Lieder<br />
gesungen, die man sonst nirgends<br />
mehr sang. Was ich von<br />
den Mühlwalder noch gelernt<br />
habe, waren gewisse Kartenspiele,<br />
z. B. das „Landl“. Dieses<br />
Spiel war in Mühlwald ziemlich<br />
verbreitet.<br />
Wer war dein Lehrmeister?<br />
(überlegt kurz) Ja, man könnte<br />
schon sagen, dass mir der Toni,<br />
der Mann von der „Lerchegge<br />
Zilly“, dieses Kartenspiel beigebracht<br />
hat. Von ihm habe ich<br />
viel gelernt und vor allem vom<br />
„Innerbrunner“, vom „Lerchegge<br />
Seppl“ oder vom „Eggemoa“.<br />
Ja, von den Älteren hat man<br />
überhaupt recht viel lernen können.<br />
Diese haben alle Tricks recht<br />
gut beherrscht.<br />
Wie blieb dir unser Dorf in Erinnerung? Hat sich<br />
deiner Meinung nach in Mühlwald recht viel<br />
verändert?<br />
Ich kann mich ganz speziell an<br />
einige Bergbauernhöfe erinnern,<br />
die ganz besonders steile Felder<br />
bewirtschafteten. Diese Höfe waren<br />
fast schon wie Schwalbennester.<br />
Beeindruckt hat mich allen<br />
voran die Zufriedenheit der Bewohner<br />
dieser kleinen Höfe, vor<br />
allem jene der „Zuhaislan“. Ich<br />
habe immer gestaunt, wie diese<br />
so überleben konnten. Im Gsiesertal<br />
ist die landschaftliche Begebenheit<br />
anders und die Bedingungen<br />
für die Bauern einfacher.