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GEW-ZEITUNG Rheinland-Pfalz

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TARIFPOLITIK<br />

BEAMTINNEN PROTESTIEREN GEGEN BESOLDUNGSPLÄNE<br />

Etwa 1.000 Beamtinnen und Beamte aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

demonstrierten Ende Oktober im Zusammenhang mit der<br />

Ausschuss-Anhörung gegen den Gesetzentwurf der Landesregierung,<br />

nach dem die rund 63.000 rheinland-pfälzischen<br />

Beamtinnen und Beamten ab 2008, je nach Besoldungsgruppe,<br />

nur 0,5% bis 1,7% mehr bekommen sollen.<br />

Der Deutsche Gewerkschaftsbund und seine Mitgliedsgewerkschaften<br />

fordern mit der Demonstration die Übertragung<br />

der Tarifergebnisse auf den Beamtenbereich. Die meisten<br />

anderen Bundesländer orientieren sich am Tarifabschluss für<br />

den öffentlichen Dienst und zahlen ab 2008 bis zu 3%. Das<br />

müsse auch für <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> machbar sein.<br />

Der DGB-Vorsitzende Muscheid: „Wir verkennen nicht die<br />

Haushaltssituation des Landes. Aber Investitionen in die<br />

Zukunft sind auch Investitionen in die Beschäftigten. Die<br />

Beamtinnen und Beamten dürfen nicht bei der allgemeinen<br />

Lohnentwicklung abgekoppelt werden. Wenn wir den Wettbewerb<br />

mit unseren Nachbarländern nicht verlieren wollen,<br />

muss dringend nachgebessert werden.“<br />

pm<br />

MEHR IST MAL WIEDER WENIGER<br />

Lohn- oder Gehaltserhöhungen sind Begriffe, die durchweg positiv<br />

besetzt sind. Und lösen Freude bei denen aus, die davon profitieren,<br />

denn eine Erhöhung bringt ja einen Zuwachs, ein Mehr. In diesem<br />

Falle ein Mehr an Geld und davon kann kaum jemand genug kriegen.<br />

Leuchtende Beispiele für das „Nicht-Genug-Kriegen-Können“ sind<br />

ganze Heerscharen von Managern, Showgrößen, ProfisportlerInnen,<br />

PolitikerInnen, von den Größen des kriminellen Untergrundes ganz<br />

zu schweigen.<br />

Am ersten Oktober war es endlich soweit: Nach drei Jahren, in denen<br />

nur die Preise und Managergehälter stiegen, steigen jetzt auch mal<br />

die Gehälter und Pensionen von rheinland-pfälzischen LandesbeamtInnen<br />

wieder. Zwar nur ein halbes Prozent, aber besser fast nichts<br />

als gar nichts.<br />

Also war die Neugier groß, als ich die Post von der Oberfinanzdirektion<br />

im Briefkasten fand. Kuvert aufreißen, konzentrierter Blick auf die<br />

letzte Zahl in der rechten Spalte der Gehaltsmitteilung - aber was soll<br />

denn das? Das ist doch haargenau der Betrag des Nettoruhegehalts,<br />

den ich schon seit drei Jahren kenne! Da ist doch ein Fehler bei der<br />

Berechnung passiert! Ruhig bleiben, tief durchatmen, genau prüfen,<br />

rede ich mir gut zu.<br />

Nach nur zwei Minuten Vor- und Zurückblättern in den Gehaltszetteln<br />

der letzten Jahre habe ich begriffen: Rechnerisch erhalte ich<br />

eine Erhöhung von 17,61 € meines Grundgehaltes, aber die wird<br />

aufgefressen durch den abzuziehenden höheren Betrag des Anpassungsfaktors<br />

zur Absenkung des allgemeinen Pensionsniveaus. Aber es kommt<br />

noch besser: Nach Abzug des Anpassungsbetrages ist mein „erhöhtes“<br />

Ruhegehalt um sieben Cents niedriger als der vorherige Betrag! Aber<br />

das darf Gott sei Dank nicht sein, es gibt ja ein Landesbeamtenrecht<br />

und eine gesetzliche Bestandsgarantie. Was macht also mein überaus<br />

großzügiger Dienstherr? Er schenkt mir tatsächlich künftig jeden Monat<br />

sieben Cents, damit ich bis auf die zweite Stelle hinterm Komma exakt<br />

das wieder erhalte, was ich schon vor der Erhöhung hatte!<br />

Nach dem ersten Erstaunen ob der ungewohnten Kulanz meines<br />

Dienstherrn beschleichen mich leise Zweifel. Was geschieht denn, wenn<br />

eine Gehaltserhöhung tatsächlich unterm Strich wieder mal etwas<br />

bringen würde? Werden dann die jetzt „geschenkten“ sieben Cents<br />

wieder einbehalten? Sind sie vielleicht nur ein Kredit bis zur nächsten<br />

„Gehaltssteigerung“- wann immer die auch sein wird - die nicht unter<br />

die Bestandsgrenze fällt? Werden dann vielleicht auch Zinsen fällig<br />

für die gewährten Ausgleichzahlungen? Und was geschieht, wenn die<br />

eventuellen zukünftigen „Besoldungserhöhungen“ durch sich steigernde<br />

Zuzahlungen immer wieder ausgeglichen werden müssten? Wird sich<br />

dann der Landesgesetzgeber nicht irgendwann einfach gezwungen sehen,<br />

diese lästige Bestandsgarantie aufzuheben?<br />

Verstehen könnte ich das schon. Diese kleinen Beträge machen den Kohl<br />

der einzelnen BezieherInnen von Ruhegehalt ja eh nicht fett. Zudem<br />

tun die ja ohnehin nichts für das Geld, das sie kriegen. Es wäre doch<br />

viel sinnvoller, wenn diese Minibeträge in einen „Topf“ gesammelt<br />

würden. Damit könnte die Landesregierung dann noch mehr Not leidende<br />

Ex-Manager und Exprofis des 1. FC Kaiserslautern oder sonstiger<br />

Sportvereine im Land unterstützen, ohne den rheinland-pfälzischen<br />

Haushalt zusätzlich zu belasten. Außerdem würde solch ein kostengünstiges<br />

Sponsoring den LandespolitikerInnen großen Imagegewinn<br />

verschaffen, da diese Art der „Sportförderung“ voll zu Lasten der allseits<br />

so wenig geliebten BeamtInnen ginge.<br />

U. Karch<br />

16<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2007

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