Heft 3/2004: "Sudan - Krise in Darfur" - unhcr
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E<strong>in</strong>satz<br />
IM OST-TSCHAD<br />
UNHCR/H. CAUX/DP/TCD•<strong>2004</strong><br />
E<strong>in</strong> UNHCR-Mitarbeiter<br />
mit e<strong>in</strong>er neu<br />
e<strong>in</strong>getroffenen sudanesischen<br />
Familie<br />
im Ost-Tschad.<br />
s<strong>in</strong>d. Das Lager wurde für 6.000 Menschen geplant<br />
und errichtet. Bis Ende April war die Zahl der<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge jedoch bereits auf über 8.000 angestiegen,<br />
und täglich treffen Menschen zu Fuß oder<br />
mit Bussen e<strong>in</strong>.<br />
Wir beschließen, e<strong>in</strong> wenig herumzugehen und<br />
uns e<strong>in</strong> bisschen näher umzusehen. Es überrascht<br />
immer noch, wie organisiert und freundlich die<br />
überwiegend weiblichen Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Lagern<br />
s<strong>in</strong>d – nach allem, was sie durchgemacht haben, und<br />
angesichts all der D<strong>in</strong>ge, die <strong>in</strong> den Lagern immer<br />
noch fehlen. Wenn wir sie ansprechen, sagen sie, dass<br />
sie dankbar für das s<strong>in</strong>d, was wir für sie tun, und<br />
dafür, dass sie von uns Unterkunft, Nahrungsmittel<br />
und Wasser erhalten. Alles, wonach sie fragen, ist<br />
Salz, Zucker für den Tee und e<strong>in</strong> wenig Gemüse.<br />
Wirklich nicht viel. Wir arbeiten daran.<br />
Als wir die Wasserzapfstelle passieren, sehen wir<br />
e<strong>in</strong>e lange Reihe von Kanistern und <strong>in</strong> der Sonne<br />
wartende Frauen <strong>in</strong> buntem Thaub (dem<br />
traditionellen sudanesischen Wollstoff, <strong>in</strong> den die<br />
Frauen sich e<strong>in</strong>wickeln). Auf unsere Frage berichten<br />
sie uns, dass sie bereits den ganzen Morgen warten,<br />
aber noch ke<strong>in</strong> Wasser verteilt worden ist. Auch hier<br />
ke<strong>in</strong> Unmut. Aber die Situation verweist auf unser<br />
Hauptproblem – Wasser.<br />
Obwohl die Ärzte ohne Grenzen (MSF) sich<br />
bemühen, die Wasserversorgung fertigzustellen,<br />
wird das System nicht ausreichen, um den<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gen die M<strong>in</strong>destmenge von 15 Litern pro<br />
Person und Tag geben zu können. Wir stecken <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em echten Dilemma. Was sollen wir tun? Wir<br />
können Flüchtl<strong>in</strong>ge nicht zurück zur Grenze schicken,<br />
wo arabische Milizen sie angreifen und ihnen<br />
ihre wenige Habe wegnehmen könnten und wo es für<br />
sie nichts zu essen und ke<strong>in</strong> Wasser gibt.<br />
In e<strong>in</strong>em Gespräch mit Mitgliedern des Lagerausschusses<br />
versuchen wir all dies zu erklären und<br />
stoßen - wie fast zu erwarten war - auf Verständnis.<br />
Obwohl wir uns danach besser fühlen, können wir die<br />
Tierkadaver um das Lager nicht ignorieren - ebenso<br />
wenig wie den starken Holze<strong>in</strong>schlag für Brennholz<br />
und für den Bau von Zäunen um Zelte und Menschen,<br />
die auf dem Boden schlafen. Das s<strong>in</strong>d Probleme, mit<br />
denen wir uns noch befassen müssen. Die Zeit wird<br />
knapp. Es treffen immer mehr Flüchtl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>. Die<br />
maximale Aufnahmekapazität des Lagers ist längst<br />
überschritten. Wir können ke<strong>in</strong>e Flüchtl<strong>in</strong>ge mehr<br />
aufnehmen. Vor Beg<strong>in</strong>n der Regenzeit neue Lagerstandorte<br />
zu f<strong>in</strong>den, ersche<strong>in</strong>t uns ebenfalls als e<strong>in</strong>e<br />
unlösbare Aufgabe.<br />
Am selben Abend versuchen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hitzigen<br />
Diskussion mit unseren Partnerorganisationen e<strong>in</strong>e<br />
Lösung für das sche<strong>in</strong>bar unlösbare Wasserproblem zu<br />
f<strong>in</strong>den. Am Ende appelliert e<strong>in</strong> sehr müde wirkender<br />
Kollege: "Was sollen wir tun? Wir bemühen uns alle,<br />
unser Bestes zu geben, aber es gibt halt e<strong>in</strong>e Grenze für<br />
das, was wir derzeit tun können. Wir können sie jedoch<br />
nicht zurückschicken! Und wenn das bedeutet, dass<br />
wir die Wasserration noch weiter e<strong>in</strong>schränken<br />
müssen, werden wir genau das tun."<br />
Später essen wir noch etwas und gehen dann <strong>in</strong>s<br />
Bett. Das er<strong>in</strong>nert uns an e<strong>in</strong>es der Anliegen, die auf<br />
der heutigen Sitzung des Lagerausschusses vorgetragen<br />
wurden. Wir wurden gefragt, ob UNHCR<br />
Betten bereitstellen könnte, weil die Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
Angst vor den Schlangen und Skorpionen haben, die<br />
nachts <strong>in</strong> ihre Zelte kommen. <br />
14 FLÜCHTLINGE NR. 3/<strong>2004</strong>