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impulse<br />

niemand sonst nimmt sich so wichtig. den<br />

anderen menschen gegenüber – und den<br />

mitgeschöpfen erst recht.<br />

die kinder, auch die europäischen, sind da<br />

anders. die katze, der hund, die kröte im<br />

biotop… alles persönlichkeiten. mit namen<br />

versehen und zugegebenermaßen vermenschlicht,<br />

aber immerhin. dementsprechend<br />

kommt auch die kinderliteratur ohne<br />

tiere nicht aus. – genausowenig wie mythen<br />

und märchen: auch in der „kindheit“ sogar<br />

der europäischen kultur spielen die tiere<br />

eine wichtige rolle. mahner, helfer, manchmal<br />

auch feinde, viel häufiger aber unterstützer.<br />

und nicht selten entwickeln sogar die<br />

menschen ihre volle intelligenz erst, wenn<br />

sie sich in ein tier verwandelt haben. (freilich<br />

müssen sie aus dieser rolle spätestens zu<br />

ende des märchens wieder befreit werden.)<br />

die indigenen mythen kennen andere tiergeschichten.<br />

ihre tiere sind nicht vermenschlicht,<br />

im gegenteil: die menschen werden<br />

angehalten, von deren tierischen eigenschaften<br />

zu lernen. begründet wird das mit einem<br />

ganz simplen und überzeugenden argument:<br />

alle anderen waren vor uns da. wir sind die<br />

neulinge, die unwissenden, die unerfahrenen,<br />

die kleinkinder der schöpfung. der<br />

respekt vor den ahnen erstreckt sich ganz<br />

selbstverständlich auch auf die vorfahren<br />

aus einer welt, in der es noch gar keine menschen<br />

gab.<br />

die alchemie folgte einem ähnlichen prinzip:<br />

der alchemist sollte seinen charakter und seine<br />

wahrnehmung so weit verfeinern, dass er<br />

imstande wäre, der natur ihr wesen, ihre wirkungsweise<br />

abzulauschen. der zugang ihrer<br />

modernen folgewissenschaft, der chemie,<br />

funktioniert genau umgekehrt: ich definiere<br />

ein bedürfnis und manipuliere die natur solange,<br />

bis sie mir dieses erfüllt. (dass dabei in<br />

einem system, dessen komplexität ich nicht<br />

verstehe, hundert andere wirkungen ausgelöst<br />

werden, erfahre ich unter umständen<br />

erst, wenn es schon zu spät ist.)<br />

in vielen indigenen geschichten sind es die<br />

tiere – oder: die (ahnen)geister, die als tiere<br />

erscheinen – die die menschen lehren, die<br />

heilkräfte der natur zu erkennen und zu<br />

nutzen. oder die sogar selbst für die heilung<br />

sorgen. freilich können sie auch gefährlich<br />

werden; alles kommt auf den richtigen umgang<br />

an, auf eine kenntnis der regeln, der<br />

rituale. die richtige „erziehung“. und diese<br />

erziehung zielt immer wieder darauf ab, den<br />

menschen daran zu erinnern, dass er nur ein<br />

bn 2013 / 1<br />

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