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1. HAUSKONZERT Schumannhaus - Beethoven Orchester Bonn

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<strong>1.</strong> <strong>HAUSKONZERT</strong><br />

Di 12. Oktober 2010, 20 Uhr,<br />

<strong>Schumannhaus</strong><br />

Drei Romantiker<br />

Yves Henry Klavier<br />

PROGRAMM


KLASSIK<br />

BEGEISTERT<br />

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Foto: Barbara Aumüller


<strong>1.</strong> <strong>HAUSKONZERT</strong><br />

Di 12. Oktober 2010, 20 Uhr, <strong>Schumannhaus</strong><br />

Drei Romantiker<br />

Frédéric Chopin (1810–1849)<br />

Ballade F-Dur op. 38 (1836-1839),<br />

Robert Schumann gewidmet<br />

Robert Schumann (1810–1856)<br />

Kreisleriana op. 16 (1838),<br />

Frédéric Chopin gewidmet<br />

Äußerst bewegt<br />

Sehr innig und nicht zu rasch<br />

Sehr aufgeregt<br />

Sehr langsam<br />

Sehr lebhaft<br />

Sehr langsam<br />

Sehr rasch<br />

Schnell und spielend<br />

PAUSE<br />

Robert Schumann<br />

Fantasie C-Dur op. 17 (1836-1838),<br />

Franz Liszt gewidmet<br />

Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen<br />

Mäßig, durchaus energisch<br />

Langsam und getragen. Durchweg leise zu halten<br />

Franz Liszt (1811–1886)<br />

Sonate h-Moll Sz 178 (1852-1853),<br />

Robert Schumann gewidmet<br />

Lento assai – Allegro energico<br />

Andante sostenuto<br />

Allegro energico<br />

Yves Henry Klavier


Frédéric Chopin<br />

Robert Schumann<br />

Franz Liszt<br />

Chopin, Schumann, Liszt<br />

Diese drei großen Galionsfiguren des Klavierspiels waren Zeitgenossen,<br />

die sich persönlich kannten und schätzten – und<br />

dies (eigentlich selten in der durchaus auch von Eitelkeiten und<br />

Missgunst geprägten Welt der Musik) auch öffentlich kundtaten.<br />

Die Werke, die heute Abend zu hören sind, stellen sozusagen<br />

klingende Reverenzen dar: Chopin widmete seine Ballade<br />

op. 38 Robert Schumann, Schumann wiederum seine „Kreisleriana“<br />

Chopin und seine Fantasie C-Dur Franz Liszt, während<br />

Liszt wiederum eines seiner pianistischen Hauptwerke, die<br />

Sonate h-Moll Robert Schumann zueignete.<br />

Chopin, der aus Polen stammte und in Paris ein neues Zuhause<br />

finden sollte, begegnete Schumann in seinem Leben nur zwei<br />

Mal (das erste Treffen fand 1835 in Leipzig, das zweite 1836<br />

statt). Im Mai 1831 hatte Schumann zum ersten Mal in seinem<br />

Tagebuch den Plan vermerkt, ein Werk von Chopin rezensieren<br />

zu wollen. Den Rest des Jahres studierte Schumann eine Reihe<br />

von Chopin-Werken ein – immer wieder angetrieben von der<br />

Begeisterung für dessen Musik, aber auch von Rückschlägen<br />

niedergeworfen: „Wie mir’s im Chopin geht, kann ich nicht<br />

sagen: ich umarme ihn mit tausend Armen“, heißt es im Juli.<br />

Und zwei Wochen später: „Mit Chopin hab’ ich zum drittenmal<br />

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angefangen. Es geht u. geht nicht – ich weiß selbst nicht.“<br />

Schließlich gab Schumann das Chopin-Spiel und seine Pläne,<br />

Klaviervirtuose zu werden auf. Im Oktober versagte – wahrscheinlich<br />

durch Überlastung – seine rechte Hand, und Schumann<br />

verlegte sich auf die Komposition.<br />

Über das persönliche Zusammentreffen 1835 wissen wir leider<br />

sehr wenig. Chopin hielt sich nur einen einzigen Tag in Leipzig<br />

auf, nutzte aber die Gelegenheit, einen Besuch bei Schumanns<br />

großer Liebe Clara Wieck zu machen, die ihm vorspielte. Schumann<br />

selbst hat über das Ereignis bis auf eine kleine Notiz in<br />

seiner Zeitschrift nichts Schriftliches hinterlassen. Schumanns<br />

Freund Mendelssohn Bartholdy, damals Leiter des Leipziger<br />

Gewandhaus-<strong>Orchester</strong>s, dagegen berichtete, dass er den ganzen<br />

Tag mit Chopin zusammen war und mit ihm Musik machte.<br />

Vier Balladen hat Chopin komponiert – programmatisch auf<br />

einen außermusikalischen Inhalt festzumachende, freie<br />

Kompositionen, die allesamt von den düsteren Gedichten<br />

seines polnischen Landsmannes Adam Mickiewicz inspiriert<br />

waren. Chopin nahm sie zum Anlass, einen epischen, „erzählerischen“<br />

Klavierstil zu entwickeln. Die Vorlage für die F-Dur-<br />

Ballade, die zwischen 1836 und 1839 entstand, berichtet vom<br />

dramatischen Einfall russischer Heere und die Errettung<br />

bedrängter Jungfrauen, die auf wundersame Weise in Wasserblumen<br />

verwandelt werden – ein tiefromantisches Thema, in<br />

denen sich Nationalstolz mit märchenhaften Motiven mischt.<br />

Chopin bedankte sich damit für die Widmung der 1838 erfolgten<br />

Zueignung der „Kreisleriana“. Auch dieser Zyklus bezieht<br />

sich auf eine literarische Vorlage: Kreisler ist eine der Hauptfiguren<br />

des Dichters (und Musikers) E.T.A. Hoffmann. Bereits<br />

1838 hatte Schumann, von Hoffmann inspiriert, einige Fantasien<br />

für Klavier geschrieben und in einem Brief an Clara<br />

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ekannt: „Ganz neue Welten tun sich mir auf.“ Groteske, parodistische,<br />

tragische und auf jeden Fall fantastische Elemente<br />

beschwört Schumann in dieser Klaviermusik herauf – und<br />

bezieht dabei auch die eigene Biografie mit ein. Die schillernden<br />

Farben der Emotionen schildern auch immer Schumanns<br />

eigene Gefühlswelt, die Wechselbäder seiner Liebe zu Clara,<br />

die sich erst nach langem Kampf und einem Gerichtsverfahren<br />

gegen Claras Vater erfüllen durfte.<br />

Die Musik der Romantik brach die alten Formen auf, versuchte<br />

sich von vorgegebenen Gestaltungsprinzipien, wie sie noch im<br />

Barock und der Klassik üblich waren, zu lösen. So nutzten die<br />

Komponisten auch freiere Bezeichnungen – wie etwa „Fantasie“.<br />

Die Gattung selbst geht zwar bis ins frühe 16. Jahrhundert<br />

zurück, aber im Zeitalter der Klassik und der Romantik verstand<br />

man darunter freie Stücke, die sich durch formale Ungebundenheit<br />

auszeichnen, manchmal improvisatorischen Charakter besitzen<br />

und gelegentlich auf dem Prinzip der Variation beruhen.<br />

Caspar David Friedrich: Mann und Frau in Betrachtung des Mondes, 1830–1835<br />

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Schumann strebte eine Verbindung der strengeren Sonate und<br />

der Fantasie an, weshalb die Fantasie op. 17, die in den Jahren<br />

1836 bis 1838 entstand, auch drei Sätze besitzt. Ursprünglich<br />

versah Schumann sie mit antikisierenden Überschriften („Ruinen”,<br />

„Triumphbogen” und „Sternenkranz”), suchte sich dann<br />

jedoch ein romantisches Motto aus dem Gedicht „Die<br />

Gebüsche” von Friedrich Schlegel: „Durch alle Töne tönet / im<br />

bunten Erdentraum / ein leiser Ton gezogen / für den, der<br />

heimlich lauschet.” Auch dieses Werk besitzt biografische<br />

Bezüge: Im Sommer 1836 empfand Schumann tiefste Verzweiflung<br />

wegen der erzwungenen Ferne zu seiner geliebten Clara<br />

Wieck, deren Vater bekanntlich der Verbindung im Wege stand.<br />

„Eine tiefe Klage um dich” sei der erste Satz, schrieb Schumann<br />

an Clara, und neben gewaltigen expressiven Ausbrüchen unterstrich<br />

er dieses Seelenbekenntnis mit einem Zitat aus <strong>Beethoven</strong>s<br />

Liederzyklus „An die ferne Geliebte”. Es erklingt in der<br />

Coda im Adagio-Tempo („Nimm sie hin denn, diese Lieder”).<br />

Wenn Franz Liszt sein 1853 vollendetes Werk mit der heutigen<br />

Verzeichnisnummer Sz 178 „Grande Sonate pour le pianoforte“<br />

nennt und auf die sonst bei ihm so häufigen poetischdeskriptiven<br />

Titeln wie „Wilde Jagd” oder „Abendharmonien”<br />

verzichtet, steht die Komposition doch auf dem Boden der klassisch-romantischen<br />

Fantasien. Das Werk besitzt eine hochkomplexe<br />

abstrakte Architektur, aufgebaut auf wenigen höchst<br />

wandelbaren thematischen Elementen, die dem großen Klanggebäude<br />

sowohl als melodische Fassade im Vordergrund als<br />

auch in der Funktion eines strukturellen Gerüsts im Hintergrund<br />

Halt geben. An ihnen kann sich der Hörer orientieren, sie sind<br />

der Leitfaden durch die dramatische Anlage des Werks. Einer<br />

dieser charakteristischen Grundgedanken tritt gleich in der<br />

langsamen, düsteren Einleitung auf: ein herabsteigendes<br />

7


Skalenmotiv, das jeweils an wichtigen formalen Zäsuren<br />

wiederkehrt. Obwohl von einer Unterteilung in einzelne Sätze<br />

keine Rede sein kann, ist eine dreiteilige Reprisenform zu<br />

erkennen, und damit eine Reminiszenz an den klassischen Sonatensatz,<br />

wenn auch an die Stelle einer „echten” Durchführung<br />

die stetige organische Variation und Entwicklung der thematischen<br />

Grundgedanken tritt. Man könnte dieses monumentale<br />

Gebäude Liszts als Rondell ansehen: Auf einen atemberaubend<br />

virtuosen Prestissimo-Höhepunkt kehrt nach einer erschütternden<br />

Pause das „Andante Sostenuto” wieder, bevor das Stück<br />

mit einem ruhigem Epilog ausklingt, der die Hauptgedanken<br />

erlösend zu einem friedvollen Schluss vereinigt.<br />

Im musikhistorischen Zusammenhang stellt das Stück eine<br />

Weiterentwicklung des bei <strong>Beethoven</strong> schon weit getriebenen<br />

monothematischen, satzübergreifenden Formmusters dar.<br />

Franz Schubert führte den Gedanken 1822 in der „Wanderer-<br />

Fantasie“ noch zu <strong>Beethoven</strong>s Lebzeiten fort, Schumann 1839<br />

in seiner C-Dur-Fantasie op. 17 (siehe oben), die er Franz Liszt<br />

widmete. Franz Liszt nun rollte mit der Sonate in h-Moll diesen<br />

gesamten Prozess noch einmal auf und widmete das Ergebnis<br />

Robert Schumann, als respektvollen Dank zurück.<br />

Oliver Buslau<br />

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DER PIANIST YVES HENRY<br />

1959 geboren, gewinnt Yves Henry<br />

während seiner Studien am Nationalkonservatorium<br />

in Paris bei Pierre<br />

Sancan und bei Aldo Ciccolini<br />

viele nationale und internationale<br />

Preise, u.a. beim Robert Casadesus<br />

Wettbewerb/Cleveland, beim Franz-<br />

Yves Henry<br />

Liszt-Wettbewerb/Budapest und 1981 beim Robert-Schumann-<br />

Wettbewerb/Zwickau. Seit 1981 gibt er weltweit Solo- und<br />

<strong>Orchester</strong>konzerte, u.a. im Lincoln Center/New York, im<br />

Konzerthaus Berlin, und auf zahlreichen Festivals. Eine umfangreiche<br />

Diskografie belegt seine künstlerische Vielseitigkeit. Seit<br />

1995 ist er künstlerischer Leiter der Fêtes Romantiques de<br />

Nohant, und seit 1997 der Rencontres Internationales Frédéric<br />

Chopin. Er unterrichtet an den Konservatorien in Paris Harmonielehre<br />

und Klavier. Parallel gibt er weltweit Konzerte sowie<br />

Meisterklassen an Universitäten. 2003 wurde Yves Henry vom<br />

französischen Kulturminister für seine Gesamtarbeit ausgezeichnet<br />

und 2007 wurde er vom polnischen Kulturminister als<br />

Mitglied des Frédéric Chopin Nationalkomitees berufen.<br />

VORSCHAU<br />

Weltklasse in <strong>Bonn</strong>: Das BORODIN QUARTET<br />

im <strong>1.</strong> SONNTAGSKONZERT<br />

So 24. Oktober 2010, 18 Uhr, <strong>Beethoven</strong>halle<br />

Vom Gesicht und Räthsel<br />

Werke von Robert Schumann, Louis Spohr, Carl Nielsen<br />

Borodin Quartett<br />

<strong>Beethoven</strong> <strong>Orchester</strong> <strong>Bonn</strong><br />

Michael Schønwandt Dirigent<br />

9


THEATER- UND KONZERTKASSE<br />

Telefon: 0228 - 77 8008<br />

Windeckstraße 1, 53111 <strong>Bonn</strong><br />

Fax: 0228 –77 5775, theaterkasse@bonn.de<br />

Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr,<br />

Sa von 9.00 - 16.00 Uhr<br />

Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr,<br />

Sa 9.30 - 12.00 Uhr<br />

Kasse in den Kammerspielen<br />

Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg<br />

Telefon 0228 - 77 8022<br />

BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de<br />

Fax: 0228– 910 41 1, order@derticketservice.de<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Beethoven</strong> <strong>Orchester</strong> <strong>Bonn</strong><br />

Generalmusikdirektor<br />

Stefan Blunier<br />

Wachsbleiche 1<br />

53111 <strong>Bonn</strong><br />

Tel. 0228 - 77 6611<br />

Fax 0228 - 77 6625<br />

info@beethoven-orchester.de<br />

www.beethoven-orchester.de<br />

Redaktion<br />

Markus Reifenberg<br />

Brigitte Rudolph<br />

Texte<br />

Guido Fischer<br />

Gestaltung<br />

res extensa, Norbert Thomauske<br />

Druck<br />

Druckerei Carthaus, <strong>Bonn</strong><br />

Bildnachweise:<br />

Für die Überlassung der Fotos<br />

danken wir den Künstlern und<br />

Agenturen.<br />

HINWEISE<br />

Wir möchten Sie bitten, während<br />

des gesamten Konzertes Ihre<br />

Mobiltelefone ausgeschaltet zu<br />

lassen.<br />

Wir bitten Sie um Verständnis,<br />

dass wir Konzertbesucher, die zu<br />

spät kommen, nicht sofort einlassen<br />

können. Wir bemühen uns<br />

darum, den Zugang zum Konzert<br />

so bald wie möglich – spätestens<br />

zur Pause – zu gewähren. In<br />

diesem Fall besteht jedoch kein<br />

Anspruch auf eine Rückerstattung<br />

des Eintrittspreises.<br />

Wir machen darauf aufmerksam,<br />

dass Ton- und/oder Bildaufnahmen<br />

unserer Aufführungen durch<br />

jede Art elektronischer Geräte<br />

strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen<br />

sind nach dem<br />

Urheberrechtsgesetz strafbar.<br />

Das <strong>Beethoven</strong> <strong>Orchester</strong> <strong>Bonn</strong><br />

behält sich notwendige<br />

Programm- und Besetzungsänderungen<br />

vor.<br />

10


<strong>Beethoven</strong> <strong>Orchester</strong> <strong>Bonn</strong><br />

Wachsbleiche 1<br />

53111 <strong>Bonn</strong><br />

Tel: +49 (0) 228-77 6611<br />

Fax: +49 (0) 228-77 6625<br />

info@beethoven-orchester.de<br />

www.beethoven-orchester.de<br />

Kulturpartner des<br />

<strong>Beethoven</strong> <strong>Orchester</strong> <strong>Bonn</strong>

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