Vortrag Frau Möllers - Deutsches Rotes Kreuz
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die Themen der Kinder ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist – anbetracht von<br />
ausgearbeiteten Bildungsplänen und formulierten Erwartungen von manchen Eltern und<br />
Schulen – bedeutend schwieriger: Wie bestärken wir Kinder in ihrem Drang, den eigenen<br />
Weg zu gehen, der eigenen Kraft zu vertrauen und wie unterstützen wir sie bei der Suche nach<br />
mitdenkenden „Kokonstrukteuren“? Und wie bringen wir uns mit unseren Ideen, Anregungen<br />
und möglicher Unterstützung ins Spiel, ohne uns ungefragt einzumischen?<br />
Die dahinter liegende Frage lautet: Wann schreiben wir Beziehungen fest und was tun wir<br />
dafür, dass Kinder stark werden in der freiwilligen Aufnahme und Beendigung von<br />
Beziehungen? Welche Auswirkungen hat das auf die soziale Kompetenz der Kinder?<br />
Auch hier liegt Forschungsbedarf.<br />
Eine weitere Dimension von Freiheit ist die Ebene der Freizügigkeit, der freien Wahl des<br />
Aufenthaltsortes im offenen Haus, auf der offenen Etage, der freien Wahl zwischen drinnen<br />
und draußen.<br />
Gerade der letzte Punkt ist oft ein Indikator dafür, wie stark wir Erwachsenen in die Freiheit<br />
des Spielens und Lernens eingreifen.<br />
Die Mehrzahl der Angebote findet häufig in Räumen statt – welche Botschaft geben wir<br />
damit: Die wichtigen Lernprozesse sind drinnen? Draußen ist eher Spiel, Bewegung und (aus<br />
Elternsicht formuliert) „frische Luft“?<br />
Gerd Regel schlägt in diesem Zusammenhang vor, dass alle Funktionsbereiche, die es drinnen<br />
gibt, in einer – natürlich veränderten Weise – auch draußen gestaltet werden sollten. Und<br />
selbstverständlich sollte es auch Kolleginnen geben, die im Sinne von Fachfrauen sich für das<br />
Entdeckungsland Außengelände engagieren!<br />
Ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass die Antwort auf viele alltägliche Fragen der Offenen<br />
Arbeit wie die der Tagesstruktur, der Raumgestaltung und Materialauswahl, der<br />
Arbeitsformen, die Erwachsene den Kindern vorschlagen, der Vorschriften, die sie in ihrer<br />
erwachsenen Verantwortung für die Sicherheit der Kinder benennen, nicht standardisiert<br />
gegeben werden können.<br />
Jede dieser Fragen muss im Rückbezug auf den Kern der Offenen Arbeit bedacht werden. Die<br />
Leistung eines Teams in der Offenen Arbeit liegt für mich darin, sich immer wieder auf<br />
diesen Kern zu verständigen. Im Hin und Her zwischen Handeln und Reflektion schärft sich<br />
der Blick darauf, worum es im Interesse der Kinder geht und an welchen Stellen die<br />
verantwortungsvolle Sicht der Erwachsenen und die institutionellen Grenzen Kompromisse<br />
fordern.<br />
Ein Weg, dieses besprechbar zu machen, liegt in der Arbeitsweise der Handlungsforschung,<br />
seit den Anfängen immer wieder in der Offenen Arbeit propagiert und erprobt.<br />
Schwierigkeiten, Probleme, die Kolleginnen sehen, Unklarheiten, Widersprüche, auf die<br />
Kinder durch ihr Tun hinweisen, Leerstellen in der Verständigung mit Eltern werden Thema<br />
in den Beratungen.<br />
Die so genannten „Praxisprobleme“ hören nie auf und ihre immer neue Identifizierung spricht<br />
für die Achtsamkeit der Kolleginnen. Die produktive Bearbeitung von Praxisproblemen stärkt<br />
den Teamgeist und macht die Kolleginnen in ihren Argumentationen sicherer.<br />
Ich wünsche mir, dass eine solche offene Haltung im Denken und Erproben in den Kitas<br />
wachsen kann.<br />
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