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Vortrag Frau Möllers - Deutsches Rotes Kreuz

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Ab den 70iger Jahren entsteht der Situationsansatz im Anschluss an Paolo Freire, die<br />

Integration von behinderten Kindern wird Programm, die aufkommenden neurobiologischen<br />

Forschungen (Kinder lernen in Bewegung) führen zur Psychomotorik – die Kitaszene bewegt<br />

sich mit. Öffnung nach außen und innen wird zum Programm!<br />

Es geht um Individualisierung und differenziertes Arbeiten: Die Kita und ihre Räume als<br />

anregungsreiche Umgebung für Kinder kommen in den Blick, die ersten Fotobände nehmen<br />

den Slogan der Reggiopädagogik „vom Raum als dritten Erzieher“ auf. Projektarbeit mit<br />

Kindern wird zum großen Thema und auch zur großen Herausforderung an die Erzieherinnen.<br />

Natürlich ist dies keine einheitliche programmatische Entwicklung. Sie ist abhängig von den<br />

Menschen in der Praxis, die bereit sind, sich zu öffnen, um z.B in Modellprojekten wie dem<br />

des Deutschen Jugendinstituts zum Situationsansatz mitzuarbeiten.<br />

In der Dynamik dieser Jahre in der bundesrepublikanischen Kitapädagogik lässt sich auch die<br />

Entstehung der Offenen Arbeit verorten.<br />

Es waren Praktikerinnen, die sich auf den Weg machten.<br />

In den Kitas und Horten in den Großstädten begann eine Umorientierung auf offenere<br />

Arbeitsformen, aber auch die Kolleginnen aus zum Teil kleinen Halbtagskindergärten auf<br />

dem Lande suchten nach neuen Lösungen. Sie waren unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation<br />

und dem engen Korsett des Tagesablaufs. Auf der Suche nach mehr Freiheit für die Kinder<br />

und sich selbst öffneten sie die Gruppenräume und gestalteten sie zu unterschiedlichen<br />

Spielräumen.<br />

Der alte Begriff damals war „Funktionsräume“. Heute, mit größerer Offenheit gegenüber<br />

einer variableren Raumgestaltung, sprechen wir lieber von Aktivitätsbereichen,<br />

Erlebniszonen, Spielorten und auch die Kinder benennen die Räume jeweils neu.<br />

Eine bindende Vorschrift, welche Räume es denn nun in einem offenen Kindergarten von<br />

Erwachsenen zu gestalten gäbe, widerspricht der Offenheit des Ansatzes, nämlich achtsam<br />

den Spuren der Kinder zu folgen und mit ihnen gemeinsam jeweils passende Lösungen zu<br />

suchen.<br />

Diese ersten großen Veränderungen in der Raumstruktur einer Kita hatten Folgen in Hinblick<br />

auf die Planung des Tages und insbesondere auf die neue Rolle der Erwachsenen, die nicht<br />

mehr als „Einzelkämpferinnen im pädagogischen Zehnkampf“ auftraten, sondern sich im<br />

Team zusammenfinden mussten. Fragen der Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten<br />

wurden neu geklärt. Das Rollenbild der Fachfrau faszinierte zunächst; inzwischen ist deutlich,<br />

dass es nicht die übergreifenden Kompetenzen einer Pädagogin zurückdrängen darf.<br />

Viele Sicherheitsnetze wurden anfänglich gezogen, Listen und Pläne entworfen, Rituale wie<br />

Stammgruppentreffen, Morgenkreisgong etc. wurden erfunden.<br />

Es ist spannend, diese Kindergärten der „ersten Stunde“ heute zu besuchen und mit ihnen auf<br />

ihre Entwicklungsschritte zurückzuschauen. Mit steigendem Vertrauen in die Kinder und in<br />

die tragende Kraft einer anregungsreichen Umgebung wuchs auch das Selbstbewusstsein der<br />

Teams. Sicherheitsnetze konnten geöffnet werden.<br />

Rückblickend lässt sich diese Bewegung zu Recht als eine Basisbewegung kennzeichnen –<br />

Praxis entwickelt sich weiter!<br />

Unterstützt von Fachberatung, Fortbildung und Wissenschaft werden seit 1984<br />

Arbeitsmaterialien und Praxisberichte herausgegeben. Inzwischen ist die Literaturliste zur<br />

Offenen Arbeit durchaus umfangreich. Die Fachdiskussion lebt auf Tagungen und<br />

Kongressen, die Kolleginnen treffen sich in Arbeitskreisen und Netzwerken.<br />

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