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Vortrag Frau Möllers - Deutsches Rotes Kreuz

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Impuls III:<br />

In der Verschränkung von offenem Denken und praktischer Erprobung<br />

entfaltet sich das Konzept der Offenen Arbeit weiter -<br />

die räumlichen und organisatorischen Strukturen wachsen mit<br />

Ich beginne mit einem Gedicht des chinesischen Philosophen Lao-tse:<br />

Das Wesentliche bleibt unsichtbar<br />

Der Reifen eines Rades wird gehalten von den Speichen,<br />

aber das Leere zwischen ihnen ist das Sinnvolle beim Gebrauch.<br />

Aus nassem Ton formt man Gefäße,<br />

aber das Leere in ihnen ermöglicht das Füllen der Krüge.<br />

Aus Holz zimmert man Türen und Fenster,<br />

aber das Leere in ihnen macht das Haus bewohnbar.<br />

So ist das Sichtbare zwar von Nutzen,<br />

doch das Wesentliche bleibt unsichtbar.<br />

Diese Verknüpfung von Innen und Außen, vom Sichtbaren und Unsichtbaren umschreibt für<br />

mich die Verbindung zwischen dem Kern der Offenen Arbeit und der vielfältigen Außenseite.<br />

Durch Achtsamkeit wird sie sichtbar.<br />

Die Institution nach innen und außen zu öffnen, heißt für mich, sich für eine offene Kindheit<br />

einzusetzen, für eine Kindheit, in der Kindern das Recht zugestanden wird, im alltäglichen<br />

Tun die eigenen Lernwege zu gehen und ihnen dafür eine offene Lernumgebung zu bieten.<br />

Dazu brauchen sie dringend andere Kinder, mit denen sie die Lust am Lernen teilen können<br />

und mit denen sie gemeinsam ihr Weltwissen „kokonstruieren“ können.<br />

Wir Erwachsenen haben hier die Verantwortung, die Kita als einen offenen Lernraum zu<br />

gestalten, in dem Kinder angeregt und begleitet, vielfältig unterstützt, aber nicht in ihren<br />

Lernbemühungen eingeengt oder in Schablonen gepresst werden. Es gilt, unser pädagogisches<br />

Tun achtsam zu reflektieren. (4)<br />

Im NOA Berlin haben wir intensiv daran gearbeitet, den Begriff der Freiheit, der im Kern der<br />

Offenen Arbeit mitschwingt, zu präzisieren. Es gilt, diesen großen Begriff auch in den kleinen<br />

alltägliche Gegebenheiten einer Kita aufzusuchen. „Das Große im Kleinen finden“ – das ist<br />

das Forschungsvorhaben der NOA-Kolleginnen für das neue Jahr.<br />

Über die Freiheit des Spiels habe ich schon gesprochen.<br />

Uns geht es auch um die Freiheit in der Beziehungsgestaltung.<br />

Wie hoch wird der Wert von freiwilligen Beziehungen eingeschätzt – zwischen Kindern und<br />

zwischen Kindern und Erwachsenen?<br />

In den Kitas wird viel dafür getan, dass Kinder sich wohl fühlen, Sicherheit und Geborgenheit<br />

erfahren können. Dass ein Kind sich zugehörig fühlt, ist von der „Eingewöhnung“ an im Blick<br />

der Erwachsenen.<br />

Aber es geht um mehr: Es geht um die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und<br />

Selbstbestimmung von Anfang an.<br />

Haben Kinder – über ihre Entscheidungen beim freien Spiel für ihre Spielpartner hinaus – die<br />

Möglichkeit, frei zu entscheiden, zu welchen kleinen Gruppen sie gehören, an welchen<br />

Aktionen sie sich beteiligen, welche kurzfristigen und länger andauernden Beziehungen sie<br />

knüpfen wollen – und zwar zu Kindern und zu unterschiedlichen Erwachsenen?<br />

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