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Rainer Maria Rilke

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so ist weiter nichts mehr zu fragen und man kann beruhigt<br />

sein: wer arbeitet, ist glücklich.<br />

Für Rodin's einfache und einheitliche Natur, die über unglaubliche<br />

Kraftvorräte verfügt, war diese Lösung möglich;<br />

für sein Genie war sie notwendig; nur so konnte es sich der<br />

Welt bemächtigen. Zu arbeiten wie die Natur arbeitet, nicht<br />

wie Menschen, das war seine Bestimmung.<br />

Vielleicht hat das Sebastian Melmoth empfunden, als er,<br />

einsam, an einem seiner traurigen Nachmittage hinausgegangen<br />

war, die Porte de l' Enfer zu sehen. Vielleicht hat die<br />

Hoffnung, neu anzufangen, noch einmal in seinem halbzerstörten<br />

Herzen gezuckt. Vielleicht hätte er, wenn es möglich<br />

gewesen wäre, den Mann, als er mit ihm allein war, fragen<br />

mögen: Wie ist Ihr Leben gewesen?<br />

Und Rodin hätte geantwortet: Gut.<br />

Haben Sie Feinde gehabt?<br />

Sie haben mich nicht am Arbeiten hindern können.<br />

Und der Ruhm?<br />

Hat mich verpflichtet zu arbeiten.<br />

Und die Freunde?<br />

Haben Arbeit von mir verlangt.<br />

Und die Frauen?<br />

In der Arbeit hab ich sie bewundern gelernt.<br />

Aber Sie sind jung gewesen?<br />

Da war ich irgendeiner. Man begreift nichts wenn man jung<br />

ist; das kommt später, langsam.<br />

Was Sebastian Melmoth nicht gefragt hat, vielleicht hat es<br />

mancher gedacht, wenn er zu dem Meister hinübersah, immer<br />

wieder, erstaunt über die dauerhafte Kraft des fast Siebzigjährigen,<br />

über diese Jugend in ihm, die nichts Konserviertes<br />

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