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senheit? Und die nun dastehn, von keinem Gebäude mehr zu<br />
bändigen? Sie stehen im Raume. Was gehn sie uns an.<br />
Denken Sie, daß ein Berg aufstünde im Lager von Nomaden.<br />
Sie würden ihn verlassen und weiterziehen um ihrer Herden<br />
willen.<br />
Und wir sind ein Wandervolk, alle; nicht deshalb weil keiner<br />
ein Zuhause hat, bei dem er bleibt und an dem er baut,<br />
sondern weil wir kein gemeinsames Haus mehr haben. Weil<br />
wir auch unser Großes immer mit uns herumtragen müssen,<br />
statt es von Zeit zu Zeit hinzustellen, wo das Große steht.<br />
Und doch wo immer Menschliches ganz groß wird, da verlangt<br />
es danach, sein Gesicht zu verbergen im Schooße allgemeiner<br />
namenloser Größe. Als es zuletzt, noch einmal nach<br />
der Antike, in Standbildern anwuchs aus Menschen heraus, die<br />
auch unterwegs waren in ihren Geistern und voller Verwandlung,<br />
– wie stürzte es da nach den Kathedralen hin und trat in<br />
die Vorhallen zurück und bestieg Tore und Türme wie bei einer<br />
Überschwemmung.<br />
Wohin aber sollten die Dinge Rodin's?<br />
Eugène Carrière hat einmal von ihm geschrieben: „Il n’a pas<br />
pu collaborer à la cathédrale absente.“<br />
Er hat nirgends mitarbeiten können, und keiner hat mit ihm<br />
gearbeitet.<br />
In den Häusern des achtzehnten Jahrhunderts und seinen<br />
gesetzvollen Pärken sah er wehmütig das letzte Gesicht der<br />
Innenwelt einer Zeit. Und geduldig erkannte er in diesem Gesicht<br />
die Züge jenes Zusammenhangs mit der Natur, der seither<br />
verloren gegangen ist. Immer unbedingter wies er auf sie<br />
hin und riet, zurückzukehren „à l’œuvre même de Dieu, œuvre<br />
immortelle et redevenue inconnue“. Und es galt schon denen,<br />
die nach ihm kommen werden, wenn er vor der Landschaft<br />
sagte: „Voilà tous les styles futurs.“<br />
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