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Das Magazin 01/13 - Mwk-koeln.de

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20 21<br />

1847 machte sich Hector Berlioz ins ferne Russland auf, um sich<br />

und seine Werke in St. Petersburg feiern zu lassen. Drei Monate<br />

lang blieb er im Zarenreich. Genügend Zeit also, um Land und Leute,<br />

aber auch ihre musikalische Tradition näher kennenzulernen.<br />

Als aber Zarin Alexandra <strong>de</strong>n großen Franzosen zu einer Messe<br />

einlud, die man ihm zu Ehren in <strong>de</strong>r kaiserlichen Kapelle abhielt,<br />

war er plötzlich wie von Sinnen. Denn Berlioz wur<strong>de</strong> Ohrenzeuge<br />

eines 80-köpfigen Männerchors, <strong>de</strong>r ihn <strong>de</strong>rart überwältigte,<br />

dass er ihn gleich zum »weltweit besten Chor« a<strong>de</strong>lte. Und vollends<br />

verblüfft war er dabei von jenen Bass-Stimmen, die man nur<br />

in <strong>de</strong>r russisch-orthodoxen Vokalmusik zu hören bekam. Sage und<br />

schreibe eine ganze Oktave tiefer als ein konventioneller Bass sangen<br />

diese sogenannten »Oktavisten« da ihren Part – und übernahmen<br />

damit die Rolle einer Orgel, die wie sämtliche Instrumente im<br />

russischen Kirchengesang tabu war.<br />

Seit<strong>de</strong>m hat Russland zwar immer wie<strong>de</strong>r bärenstarke Opern- und<br />

Konzertbässe hervorgebracht, wie <strong>de</strong>n legendären Fjodor Schaljapin<br />

etwa o<strong>de</strong>r aktuell Mikhail Petrenko. Doch die hohe Kunst <strong>de</strong>s<br />

Basso profondo beherrschten lange Zeit nur wenige Sänger. Dank<br />

<strong>de</strong>r 1991 in Moskau gegrün<strong>de</strong>ten Hochschule <strong>de</strong>r Chorkunstaka<strong>de</strong>mie<br />

wird aber diese beeindrucken<strong>de</strong> Stimmlage endlich wie<strong>de</strong>r<br />

gepflegt. Zu<strong>de</strong>m vermittelt die Hochschule auch talentierten Sängerinnen<br />

die jahrhun<strong>de</strong>rtealte russische Vokalmusik.<br />

einem Meisterwerk anzukündigen, bringt er Sergej Rachmaninows<br />

»Oster-Vesper« von <strong>de</strong>r Moskwa an <strong>de</strong>n Rhein. 1915 schrieb Rachmaninow<br />

sein »Großes Abend- und Morgenlob« für gemischten<br />

Chor. Mit <strong>de</strong>n 15 Gesängen bewies er endgültig, dass er nicht nur<br />

göttlich und herzzerreißend Klaviersaiten in Schwingung bringen<br />

konnte, son<strong>de</strong>rn eben auch die menschlichen Stimmbän<strong>de</strong>r. Kein<br />

Wun<strong>de</strong>r, dass selbst das Uraufführungspublikum in Moskau nicht<br />

an<strong>de</strong>rs konnte als heftig zu applaudieren – trotz <strong>de</strong>s eigentlich<br />

strikten Verbots, nach kirchenmusikalischen Darbietungen Beifall<br />

zu spen<strong>de</strong>n.<br />

Für <strong>de</strong>n ersten Programmteil hat <strong>de</strong>r Moskauer Kathedralchor hingegen<br />

Werke ausgesucht, die allesamt aus <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

stammen. Neben Mo<strong>de</strong>st Mussorgsky sind Chorwerke von Pavel<br />

Tschesnokow zu hören, <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n bekanntesten Komponisten eines<br />

neuen russisch-orthodoxen Kirchengesangs zählt. Und speziell<br />

in seinen bei<strong>de</strong>n Stücken ist <strong>de</strong>r Einfluss mönchischer Gesänge<br />

aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt unüberhörbar. Mit einem Hymnus von<br />

Michail Glinka besucht er schließlich in Gedanken einen musikhistorischen<br />

Ort. Es ist die Kaiserliche Kapelle in St. Petersburg, an<br />

<strong>de</strong>r Glinka ab 1837 Kapellmeister war. Und ebendort sollte Hector<br />

Berlioz dann ein Jahrzehnt später ein musikalisches Erweckungserlebnis<br />

haben – als er erstmals von einem Oktavisten in <strong>de</strong>n tiefschwarzen<br />

Bass-Schlund gezogen wur<strong>de</strong>. Reinhard Lemelle<br />

Moskauer Kathedralchor<br />

Unter <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Aka<strong>de</strong>miechören, die bislang immerhin<br />

mit Starkollegen wie Cecilia Bartoli und Renée Fleming aufgetreten<br />

sind, ragt <strong>de</strong>r Moskauer Kathedralchor beson<strong>de</strong>rs heraus. Schließlich<br />

hat er nicht nur ausnahmslos Spitzensänger in <strong>de</strong>n Reihen, angefangen<br />

von einem Oktavisten über Tenöre bis zum Sopran. Um<br />

<strong>de</strong>n Bogen bis zu <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r liturgischen Musik Russlands zu<br />

schlagen, gastiert er zusammen mit Mönchen aus <strong>de</strong>m berühmten,<br />

unweit von Moskau gelegenen Dreifaltigkeits-Kloster in Sagorsk.<br />

Beim Konzert in <strong>de</strong>r Kölner Philharmonie wird <strong>de</strong>r vom Chefdirigenten<br />

Alexey Popov geleitete Kathedralchor schon leicht vorösterlich<br />

eingestimmt sein. Und um Jesus Christus’ Wie<strong>de</strong>rauferstehung mit<br />

Konzerttermin<br />

03.03.2<strong>01</strong>3 Sonntag 20:00<br />

Moskauer Kathedralchor<br />

Alexey Petrov Leitung<br />

Michail Glinka Cheruvimskaja pesn‘ (Cherubikon)<br />

Aleksandr Kastal‘skij »Dem guten Schäfer«<br />

Mo<strong>de</strong>st Mussorgsky »Der Engel hat verkün<strong>de</strong>t«<br />

Pavel Tschesnokov Am Bett <strong>de</strong>s Kranken<br />

<strong>Das</strong> Abendopfer<br />

Grigori Lwowskiy »Erbarme Dich unser«<br />

Sergej Rachmaninow Vesper (Vsenoščnoe b<strong>de</strong>nie) op. 37<br />

<strong>Das</strong> große Abend- und Morgenlob für gemischten Chor a cappella<br />

€ 25,–<br />

Tiefschwarz bis<br />

glockenhell!<br />

Der Moskauer Kathedralchor gastiert mit Chorälen und Rachmaninows Oster-Vesper<br />

Hochzeiten | Events | Familienfeiern | Sommerfeste | Weihnachtsfeiern | uvm.<br />

Informationen & Preise unter:<br />

www.schokola<strong>de</strong>nmuseum-event.<strong>de</strong>

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