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Quelle: Jens Peter P aul : Bilanz einer gescheiterten Kommunikation

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<strong>Quelle</strong>: <strong>Jens</strong> <strong>Peter</strong> P a u l : <strong>Bilanz</strong> <strong>einer</strong> <strong>gescheiterten</strong> <strong>Kommunikation</strong> (Dissertation)<br />

16<br />

BILANZ EINER GESCHEITERTEN KOMMUNIKATION<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

forscht. Offenbar ist der Euro für die Parlaments- und Parteienforschung ,,noch<br />

viel zu neu“. 25 Daß eine Regierung im – zuletzt – weitgehenden Einvernehmen mit<br />

der Opposition mittels eines fast 14 Jahre dauernden Prozesses ein Projekt durchsetzt,<br />

das den Charakter des Landes verändert, ist für sich schon ein bemerkenswertes<br />

Ereignis. 26 Wenn dies zudem geschieht gegen den Willen <strong>einer</strong> Mehrheit der<br />

Regierten, ergeben sich Fragen:<br />

• War das Vorgehen der Regierung und der sie tragenden Parteien legitim?<br />

• Wie sind die wichtigsten Akteure vorgegangen?<br />

• Was haben sie sich damals dabei gedacht, wie denken sie heute darüber?<br />

• Wie haben sie versucht, Legitimität zu erzeugen oder zu erhöhen?<br />

• Warum weigerten sich die Spitzen von Regierung und Opposition, einen erkannten<br />

Mangel an Legitimität durch eine Volksabstimmung zu beheben?<br />

• Könnte alles am Mangel an ,,Legitimitätsglauben“ (Max Weber) scheitern?<br />

2.3 Untersuchungs- und Recherchemethoden<br />

Leitfadengestützte Zeitzeugen- und Experteninterviews: Motivforschung stößt<br />

schnell an Grenzen. Erst recht gilt dies bei Politikern als Experten für Motivverschleierung.<br />

Dennoch liegt eine Chance, tatsächliche Motive zu erkennen, in der<br />

direkten Begegnung, im persönlichen Gespräch mit dem Akteur. Das Interview<br />

schließt Fehldeutungen nicht aus, doch kann es anderen Erkenntnisquellen überlegen<br />

sein. Die Dokumentation kann Dritten später neue, vielleicht treffendere Interpretationen<br />

– vor einem neuen Erfahrungshorizont – gestatten.<br />

Sofern die Betreffenden noch leben und ihr Erinnerungsvermögen ungetrübt ist,<br />

sind Interviews das Mittel der Wahl, um Schilderungen und Bewertungen aus erster<br />

Hand zu erhalten. Aus diesem Grund hat der Verfasser 32 Interviews mit Akteuren<br />

und Experten der Währungsunion persönlich geführt, ihren Verlauf auf Tonband<br />

aufgezeichnet, transkribiert und zur Autorisierung vorgelegt. 27<br />

Ein Einwand, ein standardisierter Fragenkatalog hätte (auch angesichts der Heterogenität<br />

der Klientel) zu <strong>einer</strong> besseren Vergleichbarkeit der Interviewergebnisse<br />

geführt, scheint begründet, übersieht jedoch die Situation: Spitzenpolitiker wie<br />

Kohl, Schäuble, Genscher oder Lafontaine lassen sich so nicht behandeln, sondern<br />

würden derart präparierte Gäste nach wenigen Minuten aus dem Zimmer schicken.<br />

Auf diese Interviewpartner läßt man sich entweder ein und reagiert situativ, kreist<br />

ein Thema gegebenenfalls erst vorsichtig ein und stellt es beim Auftreten von Abwehrreaktionen<br />

auch einmal nach hinten – oder man wird nicht weit kommen. 28<br />

Das war bei der Methodenwahl zu berücksichtigen (Anm. 3).<br />

25 So die Auskunft der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien<br />

(Telefonat mit dem Sekretariat in Bonn vom 08. April 2004).<br />

26 EU-Gipfel von Hannover im Juni 1988 bis Bargeldumtausch im Januar 2002.<br />

27 Ausnahme: Hans-Dietrich Genscher gestattete eine Bandaufzeichnung des Interviews<br />

nicht. Das Memo des Verfassers, entstanden anhand von Notizen, gab er nach eingehendem<br />

Feinschliff der Zitate frei.<br />

28 Nach Christel Hopf handelt es sich um einen „Prozeß permanenter spontaner Operationalisierung“.

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